Autor: Dreamy Girl

 

Peter stand auf der Terrasse seines Vaters und atmete die leichte Frühlingsluft ein. Nach dem, wie es schien, endlos dauernden Winter war es ein Genuss die warme Sonne auf dem Körper zu spüren.

Müde schloss er seine Augen und wünschte sich für einem Moment, dass die Zeit still stehen möge.

"Alles in Ordnung mit dir mein Sohn?", erklang die ruhige Stimme seines Vaters.

"Ja, ich genieße nur diesen schönen Moment des Frühlings, Paps."

Caine zog ebenfalls laut die Luft in seine Lungen und nickte zustimmend.

"Du hast Recht, es ist ein Wohltat nach dem langen kalten Winter. Aber ich spüre, dass da noch mehr ist."

Peter zuckte leicht zusammen. Sein Vater konnte manchmal in ihm lesen, wie in einem Buch. Das war gelegentlich nicht sehr angenehm und auch diesmal wäre es ihm lieber, er würde ihn nicht so gut kennen.

"Es ist nichts, Paps. Nichts was dich sorgen müsste."

"Alles was dir Kummer bereitet, macht auch mir Sorgen."

Der junge Mann blickte in die warmen Augen seines Vaters und rang mit sich.

"Paps, ich bin einfach... ach, vergiss es. Entschuldige mich, aber ich muss zum Dienst."

"Peter...!", rief Caine ihm noch hinterher, doch der junge Cop reagierte nicht mehr und verließ eilig die Wohnung.

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"Hallihallo, der Frühling lässt grüßen," lachte Kermit überraschend fröhlich, während er in sein Büro ging.

"Oh je, scheinbar ist unser guter alter Detective Griffin von Frühlingsgefühlen erfüllt. Ob er jemanden kennen gelernt hat?", überlegte Skalany leise und zwinkerte Jody amüsiert zu.

Jody lachte verschmitzt und griff nach eine Tasse Kaffee. "Nun, dafür ist Detective Caine scheinbar noch immer im Winterschlaf, seiner Miene nach zu urteilen," fügte Skalany mit einem leichten Nicken in Richtung des jungen Cops hinzu, der gerade eintraf.

Jody verschluckte sich plötzlich an ihrem Kaffee und senkte verlegen den Blick. Mary-Margaret registrierte dieses mit Erstaunen doch bevor sie nachfragen konnte,
ergriff Peter schon das Wort.

"Guten Morgen die Damen. Alles klar bei euch?", erkundigte sich Peter kurz angebunden, ohne auch nur den Blick zu heben.

"Bei uns schon, aber welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?", forschte Skalany nach.

Der junge Cop wich ihrem prüfenden Blick aus und setzte sich an seinen Schreibtisch.

"Alles in Ordnung, ich habe keine Ahnung wovon du sprichst. Warum gehst du nicht einfach an deine Arbeit, anstatt mich zu analysieren?", gab er unwirsch zurück.

"Uiiiiiii, da ist aber einer mit dem falschen Fuß aufgestanden, und das an einem solch schönen Morgen", tönte es aus Kermits Büro. Der ältere Cop stand lässig gegen den Türrahmen gelehnt und blickte seinen Freund über die grünen Augengläser tadelnd an.

"Warum lasst ihr mich nicht einfach in Ruhe. Ist das zuviel verlangt? Entschuldigt mich, aber ich habe noch etwas zu erledigen", rief der junge Cop sichtlich genervt.

Wütend sprang er hoch, schnappte seine Jacke und rannte in Richtung Ausgang. Dabei stieß er unabsichtlich Jody zur Seite, die dadurch ihr Gleichgewicht verlor und hinzufallen drohte. Geistesgegenwärtig schnappte Peter nach ihr und sie landeten beiden auf dem Boden, wobei er unter ihr zu liegen kam.

"E...es tut mir leid, Jody. D...das wollte ich nicht."

"Schon gut Peter. Es ist ja nichts passiert", hauchte sie zurück.

Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen und beide blickten sich tief in die Augen. Skalany lautes Räuspern durchbrach diesen Zauber abrupt und Peters Wangen färbten sich leicht rosa. Hastig erhob er sich, half Jody hoch und verließ das Revier.

Kopfschüttelnd sahen ihm Skalany und Kermit hinterher, während Jodys Lippen ein sanftes Lächeln zeigte.

"Habt ihr eine Ahnung, was mit ihm los ist?", fragte Kermit verwundert seine Kolleginnen.

Als Antwort erhielt er nur ein ratloses Schulterzucken. Nachdenklich verharrte der Ex-Söldner an der Tür, bevor er einen tiefen Atemzug nahm, in seinem Büro verschwand und die Tür hinter sich verschloss.

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Peter fuhr ziellos mit seinem Wagen durch die Gegend. Es tat ihm leid, dass er so unfreundlich zu seinen Kollegen gewesen war, aber seit gestern Abend war er mehr als verwirrt und dieses Gefühl hasste er wie die Pest.

Seine Gedanken schweiften zum vergangenen Abend zurück und noch immer wusste er nicht wirklich, was eigentlich passiert war. Jody und er mussten einen Verdächtigen observieren und dafür hatten sie sich in einer leer stehenden Wohnung gegenüber verschanzt. Es vergingen Stunden und nichts war geschehen. Die Nacht war mittlerweile angebrochen und sie wurden langsam müde.

"Ich glaube, da tut sich heute nichts mehr", hatte er enttäuscht gesagt, während er am Fenster stand und die Wohnung gegenüber beobachtete.

Jody hatte sich zu ihm gesellt und ihm zugestimmt. Doch plötzlich huschte eine Ratte über den Fenstersims und Jody hatte sich mit einem erschreckten Aufschrei in Peters Arme geworfen.

Ein seltsames Gefühl hatte sich in ihm ausgebreitet, als sie ihm mit einem Mal so nahe war. Er roch ihr Parfüm und spürte ihren Atem auf seiner Haut, was ihn völlig unerwartet erregte. Einen Moment lang war der Grund ihrer Anwesenheit dort vergessen, und ehe Peter begriff was er tat, hatte er seine Lippen auf die Ihren gelegt und sie geküsst.

Es war ein sehr leidenschaftlicher Kuss, den Jody zwar überrascht aber voller Verlangen erwiderte. Ein lauter Knall ließ sie wie ertappt auseinander fahren und beide verlegen zu Boden sehen. Peter hatte seinen Blick sofort dem gegenüberliegenden Gebäude zugewandt und schwer geschluckt.

"E...es tut mir leid, Jody. Ich weiß nicht wie das passieren konnte", hatte er sich entschuldigt ohne sie dabei anzusehen.

Ein leises Schluchzen war noch erklungen, bevor das Zuschlagen der Tür ihm sagte, dass sie verschwunden war.

<Du verdammter Idiot, wie konntest du dich nur so hinreißen lassen?>, schimpfte er mit sich selber.

Die ganze Nacht hatte er nicht schlafen können und war schon sehr früh zu seinem Vater gefahren. Er hoffte, dort vielleicht einen klaren Kopf zu bekommen, aber als dieser ihn darauf ansprach was los sei, brachte er es nicht über sich ihm die Wahrheit zu sagen.

Jody hatte schon lange Gefühle für ihn, das wusste er genau. Aber er glaubte immer, dass er für sie nur Freundschaft empfinden würde. Doch gestern Abend war das anders. Ihre Gegenwart hatte ein seltsames Kribbeln in seinem Bauch ausgelöst und er sah sie plötzlich mit ganz anderen Augen. Wenn er ehrlich zu sich war, empfand er schon seit längerem mehr für die junge Kollegin als er zugeben wollte.

<Verdammt, was soll ich jetzt machen, was soll ich ihr sagen?>, überlegte er fieberhaft.

Das Zusammentreffen mit ihr auf dem Revier hatte ihn völlig durcheinander gebracht und er war fortgelaufen wie ein dummer Schuljunge.

<Ich muss das mit ihr klären und zwar sofort>, wies er sich innerlich zurecht.

Mit einem tiefen Seufzer wendete er seinen Wagen und fuhr zurück zum Revier.
Suchend blickte er sich um, konnte Jody jedoch nirgendwo entdecken.

"Hi, wo warst du denn den ganzen Morgen lang?", erkundigte sich Skalany neugierig.

"Unterwegs", erwiderte er knapp. "Wo ist Jody?", fragte er möglichst unbefangen.

"Sie hat heute Nachmittag einen Arzttermin, anschließend wollte sie gleich nach Hause gehen, warum fragst du?"

Peter holte tief Luft. Mary-Margarets Neugier ging ihm langsam auf die Nerven. "Nichts wichtiges, ich wunderte mich nur wo sie steckt."

Mit einem nicht zu deutendem Lächeln begab Skalany sich an ihren Schreibtisch, setzte sich hin und vergrub ihr Gesicht in eine Akte.

<Ob Jody ihr etwas erzählt hat, sie ist so seltsam?>, grübelte der junge Cop und wandte seinen Blick zu Kermit der eifrig auf der Tastatur seines Computers hämmerte.
Er zögerte kurz. Dann erhob er sich, betrat das Büro seines Freundes und schloss wieder die Tür. Wortlos ließ er sich auf dessen Schreibtisch nieder und suchte nach den richtigen Worten.

"Wenn du mich nur anstarren willst, kannst du das auch von deinem Schreibtisch aus tun. Wenn du jedoch mit mir reden willst, solltest du langsam damit anfangen, bevor du auf meinem Schreibtisch festklebst", knurrte der Ex-Söldner ungeduldig.

"Ich brauche deinen Rat, Kermit", begann Peter vorsichtig. "Ich fürchte ich hab etwas dummes getan."

Abrupt hielt der ältere Cop inne, drehte sich zu seinem Freund um und sah ihn durchdringend an.

"Wie dumm? Dumm wie einfach nur dumm, oder dumm wie richtig dumm, oder dumm wie gefährlich dumm?", hakte er mit seinem gewohnt teuflischen Grinsen nach.

"Ich habe Jody geküsst", erwiderte der junge Cop ohne Umschweife.

Kermit setzte sich mit einem Ruck kerzengerade in seinen Stuhl und nahm die Brille von der Nase.

"Du hast was?"

"Du hast schon richtig verstanden. Ich habe sie geküsst...und ich habe es gerne getan", fügte er seufzend hinzu.

"Du weißt, ich habe dich immer bewundert wie du Frauen um den Finger wickeln kannst, ohne ihnen dabei weh zu tun. Sie waren einfach glücklich mit dir zusammengewesen zu sein, selbst nachdem du dich von ihnen getrennt hast, was mir immer noch ein Rätsel ist. Aber, mein lieber Freund, bei Jody ist das etwas anderes. Sie liebt dich und das schon seit ewiger Zeit. Du brichst ihr das Herz, wenn du ihr Gefühle vorspielst die nicht echt sind. Was zum Henker hast du dir dabei gedacht?"

Aufgebracht sprang Peter hoch und ging nervös auf und ab. "Ich hab das nicht mit Absicht getan, es ist nur so. Seit einiger Zeit fühle ich mich zu ihr hingezogen, wir haben soviel gemeinsam, können über so viele Dinge reden, sie versteht meine Liebe zum Beruf und wir lachen über die gleichen Sachen. Das ist etwas was mir bei all den anderen Frauen gefehlt hat. Ach, verflixt was soll ich jetzt tun?"

Kermit erhob sich ebenfalls und legte seine Hand auf Peters Schulter. "Geh hin zu ihr und sprich mit ihr. Werde dir über deine wahren Gefühle klar. Wenn du dir nicht wirklich sicher bist, lass die Finger davon, mein Freund. Das ist ein gut gemeinter Rat."

Der junge Mann seufzte leise und nickte zustimmend. "Du hast Recht. Ich fahre nach Feierabend hin und rede mit ihr. Danke, Kermit."

"Ich bin immer für dich da, das weißt du doch."

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Jody war völlig außer sich nach Hause geeilt. Den Arzttermin hatte sie einfach abgesagt, sie war viel zu aufgewühlt und wollte nur noch heim und nachdenken.

Was hatte das nur zu bedeuten? Wieso hatte Peter sie gestern Abend so unerwartet geküsst. Auch wenn es wunderschön war und sie es sich schon so lange ersehnt hatte, war sie misstrauisch geworden. Und nachdem er sich auch noch dafür entschuldigt hatte, ohne sie dabei anzusehen, war sie mehr als verletzt gewesen.

Aber aufgrund seines Verhaltens am Morgen, als er ihr bei ihrem Zusammenstoß so tief in die Augen gesehen hatte, keimte in ihr doch ein Fünkchen Hoffnung, dass es keine Täuschung war. Konnte es wirklich möglich sein, dass Peter Gefühle für sie hatte?

Ihr Herz begann schneller zu schlagen bei dem Gedanken und ihr Atem flog. Aber wie konnte das geschehen? So lange arbeiteten sie schon Seite an Seite und er wusste um ihr Gefühle für ihn, doch immer hatte er ihr klar gemacht, dass er nur Freundschaft empfand und nicht mehr.

Wie lange sie am Fenster gestanden hatte und nachdachte wusste sie gar nicht mehr.
Das plötzliche Klopfen an der Tür ließ sie aufschrecken und überrascht stellte sie fest, dass es schon dunkel geworden war. Mit einem tiefen Seufzer knipste sie eine kleine Lampe an, begab sich zur Tür, öffnete und vor Erstaunen stockte ihr der Atem.

"Hallo Jody. Störe ich dich, oder darf ich reinkommen?", fragte Peter verhalten.

Jody musste schlucken als sie ihn vor sich stehen sah. Seine haselnussbraunen Augen sahen sie bittend an und in seiner schwarzen Jeans und dem dunklen Hemd sah er einfach umwerfend aus. Sein Haar war leicht feucht, was ihr sagte, dass es wohl zu regnen begonnen haben musste. Sie machte eine einladende Bewegung und er ging an ihr vorbei hinein in die Wohnung.

Jody atmete tief durch, als sie sein Rasierwasser roch, und plötzlich glaubte sie erneut seine Lippen auf den Ihren zu spüren, seine Hände die sie umfangen hielten...Energisch rief sie sich zur Ordnung und folgte dem jungen Mann ins Wohnzimmer.

"Jody!", begann Peter zögernd und vermied es ihr direkt in die Augen zu sehen. Sichtbar aufgewühlt ging er hin und her wie ein Löwe im Käfig. Dann gab er sich einen Ruck, blieb stehen und sah sie fest an.

"Jody, es tut mir leid wegen gestern Abend, aber nicht weil ich dich geküsst habe. Nein, das habe ich sehr genossen", lächelte er zärtlich. "Es tut mir leid, dass ich deine Gefühle verletzt habe. Du bist so schnell weggelaufen, ohne dass ich dir sagen konnte, was geschehen war."

"Was meinst du denn damit Peter?", fragte sie vorsichtig nach. Eine leise Ahnung ließ ihr Herz schneller schlagen.

"Ich weiß, es hört sich verrückt an, aber in den letzten Monaten, da habe ich mit einem Mal gespürt, dass du mir mehr bedeutest als nur Freundin und Partnerin."

Verwirrt raufte er sich sein dunkles Haar. "Wie soll ich dir das erklären, wenn ich selber nicht weiß wie es geschehen konnte? Wenn du in meiner Nähe bist, bin ich unkonzentriert, du irritierst mich. Ich mag dein Lachen, deinen schrägen Humor und wenn du mich ansiehst so voller Mitgefühl und Wärme, dann wird mir einfach ganz schummrig im Kopf."

Plötzlich fasste er sie an ihren Schultern und sah sie eindringlich an. "Sag mir bitte Bescheid, wenn ich mich jetzt hier zum Narren mache. Ich hoffe, du denkst nicht ich setze einfach voraus, dass du noch Gefühle für mich hast, nachdem ich dich immer wieder zurückgewiesen habe. Ich könnte es durchaus verstehen, ich hätte es sicher verdient..."

Jodys Kuss unterbrach seinen Redeschwall, welchen er mit Freude erwiderte. Langsam löste er sich von ihr und hielt sie ein Stück von sich.

"Ich kann dir nichts versprechen, aber ich habe noch nie für jemanden so empfunden wie für dich. Ich weiß nicht ob es ein gutes Zeichen ist, ich hoffe es jedoch. Bist du dennoch bereit dich darauf einzulassen?", fragte er mit angehaltenem Atem.

Jodys Herz schlug Kapriolen. Nie hätte sie zu hoffen gewagt, dass dieser Tag einmal eintreffen würde. Sie liebte ihn so sehr, dass sie einfach nur überglücklich war.

Statt einer Antwort, zog sie sanft sein Gesicht zu sich hinunter und ihre Lippen begegneten sich erneut. Seine Zunge drang fordernd in ihren Mund und sie küssten sich voller Hingabe.

Ohne den Kuss zu unterbrechen, hob er sie hoch und trug sie in ihr Schlafzimmer. Sie liebten sich mit wilder Begierde und grenzenloser Leidenschaft die ganze scheinbar nicht enden wollende Nacht. Doch irgendwann graute schließlich der Morgen, als sie glücklich und zärtlich aneinandergekuschelt einschliefen.

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Peter blickte zufrieden von der Terrasse der Wohnung seines Vaters in den klaren Morgenhimmel. Er schloss seine Augen, ließ die vergangene Nacht Revue passieren und
wünschte sich, dieses momentane Gefühl möge nie vergehen.

Er spürte die Nähe seines Vaters und nahm einen tiefen Atemzug.

"Riechst du auch den Frühling, Paps? Alles ist so klar und frisch."

"Geht es dir gut, mein Sohn? Du bist gestern hier herausgestürmt ohne deinen Satz zu beenden. Was ist los mit dir?"

Peter sah seinem Vater mit einem verträumten Blick in die Augen und seufzte tief auf.

"Es ist nichts, Paps. Nichts was dich sorgen müsste. Paps, ich bin einfach nur...glücklich."

Ende

 

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