Autor: Honeybee

 

Es war einmal vor vielen, vielen Jahren, in einem Land namens Shambhala, das von König Caine I. mit viel Liebe und Güte regiert wurde. An seiner Seite befand sich sein Sohn Peter, der im Laufe der Jahre von einem unscheinbaren Jüngling zu einem stattlichen, attraktiven, jungen Mann, heran gewachsen war.

Wie jeden Abend saß der König im großen Saal, eingewickelt in seine warme Decke, vor dem Kamin und dachte nach. Bald würde sein Sohn 30 werden und sollte er sich nicht alsbald dazu entscheiden, zu heiraten, dann würde das Königreich an den bösen Sheriff Strenlich fallen. Es gab keinen Tag, an dem er nicht daran erinnert wurde, dass er als verzweifelter Ehemann einen schrecklichen Fehler begangen hatte. Müde und sorgenvoll strich er sich über die Stirn, als plötzlich die Tür aufschwang und sein Sohn den Saal betrat.

"Was tust du hier, Paps?", fragte Prinz Peter, hielt jedoch gleich inne, als ihn der tadelnde Blick seines Vaters traf. "Verzeiht mir bitte. Vater, warum sitzt du hier so alleine?" Angemessenen Schritten ging er auf seinen Vater zu und setzte sich zu ihm.

"Mein Sohn, es gibt etwas, das mich schon sehr lange beschäftigt und es wird Zeit, dass du von meiner Schuld erfährst.", bekannte der König traurig.

"Welche Schuld? Was bedrückt dich denn so, dass du dich schon seit Tagen hier verkriechst?" wollte Prinz Peter sorgenvoll wissen.

"Oh mein geliebter Sohn, ich habe vor vielen Jahren eine schreckliche Dummheit gemacht. Als deine Mutter im Sterben lag, hab ich alles Mögliche getan, um sie zu retten, doch leider war sie zu krank. Nicht einmal der Medikus oder der Magier konnte ihr helfen. In meiner Verzweiflung habe damals jeden im Königreich gebeten, mir zu helfen und der Sheriff von Sloanville war gewillt, sein Glück zu versuchen."

König Caine schluckte schwer und es fiel ihm nicht leicht, weiter zu sprechen. "Ich hab damals den Fehler begangen, demjenigen, der Linderung für meine Laura bringt, etwas zu versprechen."

"Paps, was hast du getan?"

"Ich habe Sheriff Strenlich mein Königreich versprochen, wenn er Laura heilen könnte."

Prinz Peter sprang erschrocken auf und sah entsetzt auf seinen Vater. "Du hast was? Das ist nicht dein Ernst. Wie konntest du nur so leichtgläubig sein? Selbst Meister Lo Si konnte Mutter nicht helfen, wie hätte der Sheriff das tun können? Ich verstehe dich nicht."

"Bitte mein Sohn, setzt dich wieder. Du weißt noch nicht alles. Es gab noch etwas, denn dem Sheriff ward es tatsächlich gelungen, das Leben meiner Laura um ein paar Monate zu verlängern, so das ich diese Bedingung erfüllen muss, um mein Königreich zu erhalten."

"Welche?"

Prinz Peter setzte sich dicht zu seinem Vater und sah ihn hoffnungsvoll an. Vielleicht gab es doch noch eine Möglichkeit, das Königreich zu retten.

"Du musst vor deinem 30 Geburtstag heiraten, dann bleibt das Reich in unseren Händen."

Prinz Peter schluckte, Fassungslosigkeit stand in seinem Blick. "Ich soll heiraten? Ja und wen denn? Hast du dir die Jungfrauen hier schon mal angesehen? Nee, also da bleib ich lieber allein. Ist das denn die einzige Möglichkeit?"

König Caine nickte stumm und voller Gram. "Ja leider."

Aufgeregt stand Prinz Peter auf und lief wie ein wildes Tier hin und her. "Wie zum Henker soll ich in 6 Wochen eine Prinzessin finden?"

In dem Moment ging hinter ihm die Tür auf und ein kühler Luftzug streifte seine Arme. Er drehte sich um und erblickte Blake, seinen anhänglichen Diener, der ihn ansah, als würde er erwarten, dass ihn der König mit Haut und Haar verspeisen wolle.

"Verzeiht König Caine, aber Lo Si möchte euch dringend sprechen." Ängstlich sah sich Blake in dem großen Saal um, dann verschwand er auf leisen Sohlen.

König Caine lachte laut auf, als der Diener den Saal verließ. Er blickte seinen Sohn an. "Wo hast du nur diesen Angsthasen aufgegriffen?"

Peter lächelte und zuckte mit den Schultern. "Ich habe ihm beim Kartenspielen gewonnen." Dann sah er Lo Si, den alten, aber sehr weisen Zauberer. Mit kleinen Schritten kam dieser auf sie zu und verbeugte sich huldvoll vor den beiden, bevor er sich an den Prinzen wandte. "Verzeiht jugendliche Hoheit, aber ich könnte ihnen behilflich sein." Dann verbeugte er sich huldvoll vor den beiden.

Prinz Peter sah Lo Si fragend an. "Sag mir, weiser Mann. Wie willst du mir helfen?"

Lo Si lächelte gütig und blickte dem jungen Prinzen in die Augen. "In einem Königreich, etwa vier Tagesritte von uns entfernt, wartet Prinzessin Isabella auf ihren Prinzen. Sie ist bildhübsch, jung und ledig. Sie würde euch sicher sehr gefallen, da bin ich mir sicher."

Der junge Prinz beäugte den Zauberer genau. "Woher willst du das wissen? Ich meine, woher weißt du, wie sie aussieht? Soweit ich weiß, hast du das Schloss noch nie verlassen."

Der Zauberer lächelte erneut. "Ich habe Möglichkeiten, sie zu sehen, mein Prinz."

"Okay, dann zeig sie mir, ich möchte sie auch sehen."

Lo Si senkte betrübt den Kopf. "Das ist nicht möglich mein Prinz. Sie wurde verzaubert und mit einem Fluch belegt."

Prinz Peter sah ihn ungläubig an. "Verzaubert? Warum in aller Welt denn und vor allem, vom wem?"

Der junge Prinz führte den älteren Zauberer zu einem Stuhl und half ihm sich hinzusetzten. "Erzählt mir alles, weiser Mann."

Lo Si fing an zu berichten. "Es gibt da einen Mann, sein Name ist Bon Bon Hi. Er ist ein sehr mächtiger Mann, der sich der dunklen Magie verschrieben hat. Er wollte Isabella zur Frau nehmen, doch sie verweigerte sich ihm und gab ihm zu verstehen, das sie lieber den Tod vorzog, als die Seine zu werden. Bon Bon Hi wurde sehr wütend, er hat seine Magie angewendet und sie in eine kleine Biene verzaubert. Nur ein Prinz mit reinem Herzen und unendlichem Vertrauen kann sie erlösen." Damit schloss der alte Mann seine Erzählung.

Prinz Peter fuhr sich nervös durch die Haare. "Wieso glaubst du, dass ich derjenige bin, der sie erlösen kann?"

Der alte Zauberer lächelte ihn auf eine Art an, dass dem Prinzen ganz warm wurde. "Ihr seid der Auserwählte, nur ihr könnt Isabella das zurück geben, das sie verloren hat- ihren Körper und ihr Menschendasein. Ich kenne euch schon sehr, sehr lange, Prinz Peter. Ihr seid ein gütiger und ein lieber Mensch, nur euch wird es gelingen, die Prinzessin zu erlösen."

Lo Si legte seine gebrechliche Hand auf seinen Arm. "Aber ihr müsst euch beeilen, es bleibt nicht viel Zeit. Wird die Prinzessin nicht in den nächsten 4 Wochen erlöst, wird sie für immer ein kleines Bienchen bleiben. Doch nehmt euch in Acht. Jordan, ihre Stiefmutter steht auf Bon Bon His Seite. Es gibt nur eine Person, der ihr vertrauen könnt. Wendet euch an Mary-Margaret, die gütige Hofdame, sie wird euch den Weg zu Isabella zeigen."

Aufmerksam hatten der Prinz und der König die kleine Rede des Zauberers verfolgt. Dann erhob sich plötzlich König Caine, streifte sich die Decke ab und straffte seinen Körper. "Dann mein Sohn, lass uns keine Zeit verlieren." Dann hob er die Stimme etwas an und wandte sich an den Diener am Ende des Saales. "Sattle die Pferde, lasse uns Proviant richten, wir werden uns unverzüglich auf den Weg machen."

Zuerst stand Prinz Peter unschlüssig herum, doch dann raffte er sich zusammen und er schüttelte dem alten Mann die Hand. "Wir werden Isabella retten, das verspreche ich dir."

Lo Si lächelte weise. "Von einem Caine hab ich auch nichts anderes erwartet."

*****

Zwei Tage später erreichten König Caine und sein Sohn Prinz Peter die Grenze des Königreiches von Sloanville. Es dämmerte schon, als sie nach einem geeigneten Rastplatz Ausschau hielten. Zwischen dichten Bäumen schlugen sie ihr Lager auf, zündeten ein Feuer an und zogen ihren Proviant hervor.

"Was meinst du, Paps? Wie lange werden wir zum Schloss noch brauchen?", nuschelte der Prinz mit vollem Mund.

Sein Vater blickte ihn streng an. "Du sollt mich nicht immer Paps nennen, es untergräbt meine Autorität. Um deine Frage zu beantworten, ich weiß es nicht, so dem wir uns nicht verirrt haben, morgen dort eintreffen."

Eine Weile saßen sie stumm am Feuer und ließen sich ihr Mahl schmecken. Ein winziges Knacken eines Astes ließ die beiden aufhorchen. Sie sprangen auf die Füße und warteten gespannt, was wohl vor sich ging.

Plötzlich trat aus dem Dunkel heraus ein ganz in schwarz gekleideter Mann. Er war groß, muskulös mit breiten Schultern. Sein schwarzes Haar wallte bis zur Schulter und eine einzelne weiße Strähne hing ihm ins Gesicht.

"Wer seid ihr und warum schleicht ihr durch den dunklen Wald?", fuhr Peter ihn furchtlos an, um ihm deutlich zu machen, dass er es mit ihnen, im Falle eines Überfalls, nicht leicht haben würde.

Der Fremde setzte ein gewinnendes Grinsen auf, welches Prinz Peter sogleich sympathisch war.

"Verzeiht mir Hoheiten, ich wollte euch nicht erschrecken. Ich bin Kermit, Ritter aus Leidenschaft, und auf der Durchreise. Mein Pferd brauchte dringend eine Pause und dann erblickte ich dies Feuer hier. Ich hoffte, ihr gewähret mir ein Plätzchen, an dem ich mich aufwärmen kann."

Mit einer Einladenenden Geste bot Prinz Peter ihm einen Platz am Feuer an. "Wohin seid ihr unterwegs, Ritter Kermit?" Gleichzeitig bot er ihm eines seiner Brote an, die er als Proviant mitgenommen hatte.

"Mein Ziel ist der Himmel und meine Heimat ist die Erde. Wo immer meine Hilfe gebraucht wird, da bin ich zur Stelle." Herzhaft biss Kermit in sein Brot und verzückt rollte er mit seinen Augen. "Es ist schon so lange her, dass ich so was Köstliches gegessen habe. Hat die Köchin auch einen Namen?"

Prinz Peter lachte laut auf. "Keine Köchin, mein Angsthase von Diener, Blake sein Name, hat diese Köstlichkeiten für uns eingepackt."

"Egal.", meinte Ritter Kermit und biss erneut mit Wonne zu.

"Hoheiten, wohin seid ihr unterwegs?"

Prinz Peter, der dem schwarzen Ritter längst vertraute, warum wusste er selbst nicht genau, erzählt ihm den Grund ihres Hier seins.

Eine Weile hörte ihm Ritter Kermit zu, dann wischte er sich über den Mund. "Ich sollte euch warnen, mit Sheriff Strenlich ist nicht zu spaßen. Er ist zwar nur ein Handlanger von Bon Bon Hi, aber nicht zu unterschätzen. Wenn ihr wollt, dann helfe ich euch dabei, die Prinzessin zu befreien."

Prinz Peter strahlte übers ganze Gesicht und streckte Ritter Kermit die Hand entgegen. "Ihr seid herzlich willkommen, euch uns anzuschließen. Aber ich glaube es ist besser, wenn wir uns jetzt schlafen legen. Wir werden unsere Kräfte noch brauchen."

In dieser Nacht träumte Prinz Peter zum ersten Mal von Isabella, leider hatte die Erscheinung kein Gesicht. Bald, ja bald würde er wissen, ob die Prinzessin wirklich so hübsch war, wie Lo Si, der Magier, verkündet hatte.

Zur frühen Morgenstunde machten sich die drei schon auf den Weg und kurz vor der Mittagszeit, erspähten sie das Schloss von Sloanville.

"Wie kommen wir da nur hinein?", dachte Ritter Kermit laut nach.

Prinz Peter zog sein Pferd zur Seite. "Laut Lo Si müsste hier in wenigen Minuten Mary-Margaret auftauchen, die Hofdame der Prinzessin."

Kermit zog seine Augenbraue in die Höhe. "Woher wisst ihr, wie die Hofdame aussieht?"

König Caine lächelte verschmitzt. "Fragt besser nicht, Kermit."

"Da…da ist sie.", stieß Prinz Peter aus, sprang vom Pferd und lief auf eine in einem blauen Gewand gekleidete, sehr gut aussehende, hübsche Frau zu. Langes dunkles Haar umschmeichelte ihr Gesicht und ihre Augen leuchteten klar und wachsam.

Kurz vor der Frau blieb er stehen und leise fragte er sie. "Sind ihr die Hofdame von Prinzessin Isabella? Mary- Margaret?"

Erstaunt riss die Hofdame ihre Augen auf und sie musterte den fremden Mann vor sich misstrauisch. "Wer seid ihr und woher wisst ihr wer ich bin?" Sie wich einen Schritt zurück.

Prinz Peter lächelte sie an, verbeugte sich und nannte seinen Namen. Dann stellte er ihr seinen Vater und den Ritter Kermit vor. Amüsiert beobachtete er, wie sein Vater unverhohlen die wohlgeformte Zofe vor sich musterte. Offensichtlich gefiel ihm die Hofdame und er gönnte es seinem Vater von Herzen. Schon viel zu lange lebte er allein in seinem großen Schloss.

"Wir haben gehört, was mit Prinzessin Isabella geschehen ist und wollen sie befreien.", riss Prinz Peter alle aus dem tiefen Schweigen.

"Woher wisst ihr das von Isabella? Es wurde alles geheim gehalten, niemand weiß davon." Ängstlich blickte sie sich um, um sicher zu gehen, dass sie keiner belauschte.

"Wir haben in unserem Königreich einen alten, weisen Mann, der uns hierher geführt hat."

Ein Lächeln huschte plötzlich über das Gesicht von Mary. "Ihr sprecht bestimmt von Lo Si? Sein Name ist über alle Grenzen bekannt. Man sagt, er könne Dinge sehen, die kein anderer sehen kann. Ein sehr weiser Mann."

Prinz Peter lachte laut auf. "Oh ja, eure Aussage trifft den Nagel auf den Kopf. Doch Scherz beiseite, wo ist die Prinzessin und wie kann ich helfen?"

Mary-Margaret sprach: "Es wird nicht einfach sein, zu Isabella zu gelangen. Sie wird von einem mächtigen Drachen bewacht, der von Bon Bon Hi geschickt wurde. Es gibt einen unterirdischen Gang, durch den man in den Garten gelangt, in dem Isabella als Bienchen ihr Da sein fristet."

"Woran erkennt man denn die Prinzessin? Ich meine, Bienen gibt es im Überfluss, wie soll man da die richtige finden?", warf Kermit ein.

"Oh man kann die Prinzessin schon erkennen. Sie ist die einzige der Bienen, die nicht schwarz gelb ist, sondern sie hat einen hellen Flaum auf ihrem, naja, Rücken, aber keine Sorge." Sie bemerkte Prinz Peters trauriges Gesicht. "Ich werde euch helfen. Sie ist auch die einzige der Bienen, die sich auf meine Hand setzt. Es ist ein leichtes, euch zu ihr zu führen."

Ritter Kermit straffte seinen Körper, ließ seine Gelenke knacken und sah zu Prinz Peter. "Also los, worauf warten wir? Befreien wir die Prinzessin und lösen den Fluch auf."

"Und was ist mit dem Drachen?", warf der junge Prinz ängstlich ein.

Kermit legte seine Hand auf die Schulter des Prinzen und grinste. "Das ihre Hoheit, lasst mal meine Sorge sein."

Gemeinsam machte sich das Gespann auf den Weg und schweigend folgten sie Mary-Margaret um das Schloss herum zu einer versteckten Ecke. Vorsichtig schob die Maid das Gebüsch zur Seite, hinter dem sich ein kleiner Vorsprung befand. Dahinter befand sich ein schmaler Durchgang, durch den Mary Margaret als erstes schlüpfte. Die anderen folgten ihrem Beispiel und drückten ihre Körper ebenfalls hindurch.

Plötzlich standen alle in einem riesigen Garten voller üppiger Blumen und hohen Bäumen.

"Wir müssen leise sein.", wisperte Mary Margaret. "Dort drüben schläft der Drache, also keinen Laut."

Auf Zehenspitzen schlichen die drei Männer zusammen mit der Hofdame um den Drachen herum. *Ein imposantes Tier* dachte Ritter Kermit. Der Drache war gelinde gesagt, einfach riesig. Eine wunderschöne Rotfärbung zierte seinen Rücken und obgleich Kermit schon viele Drachen gesehen – und getötet - hatte, fand er diesen hier auf seltsame Art schön.

Sie waren schon fast an dem Drachen vorbei, als Prinz Peter, in seinem Königreich auch als gelegentlicher Tollpatsch bekannt, gegen eine Vogeltränke stolperte und diese mit lautem Gerumpel zu Boden krachte. Vor Angst blieb ihm fast das Herz stehen, als er sich ängstlich um drehte und sah, wie der Drache eines seiner Augen öffnete.

"Oh oh.", meinte Ritter Kermit. "Ihr habt ihn aufgeweckt."

"Na was ihr nicht sagst, das hätte ich jetzt gar nicht bemerkt.", kommentierte der junge Thronfolger. Mit großen Augen verfolgte Prinz Peter, wie der Drache sich langsam aufrichtete und seine Augen genau auf die kleine Gruppe richtete, die wie auf dem Präsentierteller vor ihm stand.

"Jetzt bewegt eurer Antlitz hier weg und sucht die Prinzessin.", rief ihm Kermit zu und gab dem jungen Prinzen einen Stoß.

Endlich gehorchten diesem auch seine Beine wieder. "Was ist mit euch, Ritter?"

"Ich komm schon klar, jetzt macht schon, verschwindet."

Kurz bevor Prinz Peter mit Mary und seinem Vater hinter dichten Büschen verschwand, blickte er sich noch einmal um. Er sah, wie Kermit mit gezogenem Schwert vor dem Drachen stand und ihm irgendetwas zubrüllte.

******

Ritter Kermit stand stocksteif und sah dem Drachen tief in die Augen. *Seltsam, warum greift er mich nicht an?*, fragte er sich. Der Drache musterte ihn offensichtlich von oben bis unten. "Na los, du Untier. Worauf wartest du? Komm und hol mich.", provozierte der Ritter aus Leidenschaft.

Doch wieder kam keine Reaktion von dem großen Tier. Ritter Kermit ließ sein Schwert sinken und stach es mit einem einzigen Schwung neben sich in den Boden. Dann starrte er den Drachen unverblümt an. *Irgendetwas stimmt hier nicht.* Plötzlich ließ der Drache sich neben ihn sinken und zu seinem größten Erstaunen lief doch tatsächlich eine riesige Träne aus dem Drachenauge heraus.

Ungläubig schüttelte der Ritter den Kopf. *Das gibt es doch nicht. Drachen weinen nicht* Mit langsamen Schritten ging Ritter Kermit auf den Drachen zu. *Da steckt bestimmt Bon Bon Hi dahinter, wenn ich nur wüsste wie?* Die Angst vor dem Drachen war wie weggeblasen, stattdessen meinte er, den Schmerz des Tieres in sich zu fühlen.

Vorsichtig streckte der furchtlose Ritter seine Hand aus und berührte sanft die Schnauze des Drachens. *Seltsam, Drachenhaut ist sonst nicht so weich und anschmiegsam. Was geht hier nur vor?* Noch bevor er eine Antwort auf seine Frage finden konnte, lief ihm heiß und feucht die Träne über seine Hand. Geistesgegenwärtig wischte er den nassen Tropfen ab und plötzlich fing der Drache an zu zucken.

Erschrocken ging Kermit einige Schritte zurück. Der Drache erhob sich, stieß einen Feuerstrahl aus und sackte im selben Moment zusammen. Eine riesige Wolke aus Staub und Gras wirbelte auf und nahm Ritter Kermit kurz die Sicht. Als sich alles gelegt hatte, war der Drache verschwunden, nur ein kleines Bündel lag auf dem Boden.

Kermits Herz klopfte wie wild, als er vorsichtig auf das Bündel zuging und ihm stockte der Atem, als er sah, was da vor ihm lag. Eine bildhübsche junge Frau, nur in einem weißen Nachthemd gewandet, blickte mit wunderschönen braunen Augen zu ihm hoch. Ihr Gesicht war vor Schreck noch ganz weiß geworden, dennoch lächelte sie ihn an.

Ritter Kermit ging in die Hocke und wusste nicht, was hier vor seiner Nase geschehen war. Alles was er sah, war diese junge Frau, deren lange blonde Haare ihm wie die eines Engels vorkamen. Vorsichtig strich er ihr eine einzelne Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Ihr habt mich gerettet, edler Herr. Wer seid ihr und wo kommt ihr her?", erklang ihre glockenhelle Stimme.

"Das sind aber sehr viele Fragen auf einmal.", grinste Kermit. "Zuerst solltet ihr aufstehen. Der Boden ist nicht gerade gemütlich."

Als er bemerkte, dass die Frau zu schwach dafür war, hob er sie vorsichtig hoch. Er blickte in ihr Gesicht und zu seiner Überraschung küsste sie ihn auf die Lippen. "Ihr seid mein Held und ich werde eure Frau sein."

"Mooooooooment, geht das nicht ein bisschen schnell?", fragte er breit grinsend, doch gleichzeitig war es ihm egal.

"Wir sind füreinander bestimmt, so lautet die Offenbarung.", lächelte die junge Dame ihn an.

"Meint ihr nicht, es wäre von Vorteil, wenn ich euren Namen wüsste?", zwinkerte ihr der Ritter zu.

"Ich bin Prinzessin Tamara, Schwester von Isabella. Bon Bon Hi hat uns beide verzaubert, weil keine gewillt war, ihn zu heiraten. Doch nun bist du da, hast mich gerettet und ich werde deine Frau werden."

"Es scheint so beschlossen zu sein. Gut, es hat wohl keinen Sinn, wenn ich mich dagegen wehre.", grinste der glückliche Ritter. Sanft drückte er ihr einen Kuss auf die weichen Lippen. "Doch bevor ich dich zum Weibe nehme, müssen wir deine Schwester noch befreien."

******

Prinz Peter, König Caine und Mary waren mittlerweile im hinteren Teil des Gartens angekommen. Der junge Prinz sah sich um, leichte Enttäuschung stand ihm im Gesicht.

"Ich gewahr gar, das sind aber sehr viele Bienen hier. Und in den vielen Bienenstöcken soll ich Isabella finden? Das ist unmöglich." Er ließ seine Schultern hängen und blickte sich erneut um. Mindestens acht Bienenstöcke standen in einem Halbkreis um ihn herum.

Mary Margaret ging auf Prinz Peter zu und griff tröstend nach seinem Arm.

"Warum so schnell aufgeben, edler Herr? Ich sagte doch, ich weiß wo die Prinzessin ist, also habt geduld, mein junger Prinz." Sie nahm seine Hand und führte ihn zu einer weißen Bank. "Ihr setzt euch jetzt hier hin und wartet auf mich."

Der Prinz tat wie ihm geheißen und blieb stumm auf der Bank sitzen. Dann sah er die Hofdame auf sich zukommen, ihre Hand hielt sie leicht vor ihren Körper so als würde sie etwas sehr zerbrechliches tragen. Dann blieb sie vor ihm stehen, beugte sich zu ihm hinab, nahm seine Hand und setzte vorsichtig ein kleines Bienchen auf seine Handfläche.

Prinz Peter sah auf die Biene, dann auf Mary. "Das ist Isabella?" Aufmerksam beobachtete er das kleine Tierchen, das sich in der Mitte seiner Hand ganz still verhielt, so als würde es auf etwas Besonderes warten.

"Was muss ich tun, um sie zu erlösen?"

Mary zuckte kurz mit den Schultern. "Das, mein junger Prinz, weiß ich nicht, ihr müsst es selbst herausfinden. Aber seit gewarnt. Nur zwei Versuche habt ihr, der dritte muss dann der Richtige sein. Falls ihr das nicht schafft, wird Isabella für immer ein Bienchen bleiben und ihr habt euer Leben verwirkt und werdet zu Stein. Ich lasse euch nun allein. Viel Glück."

Prinz Peter schluckte und sah der Hofdame lange hinterher, wie sie auf leisen Sohlen mit seinem Vater den Garten verließ. Er zog seine Stirn kraus und dachte nach. Wie konnte er Isabella nur erlösen? Mit einem Wort oder einem Satz? Was blieb ihm übrig, er musste es versuchen.

Vorsichtig hob er seine Hand und sah das kleine Bienchen an. Still saß es auf seiner Hand. Er atmete kurz durch, dann senkte er seinen Kopf und flüsterte leise: "Isabella, ich bin gekommen um dich zu erlösen, doch ich hab keine Ahnung wie. Gib mir bitte ein Zeichen, sonst fürchte ich, es wird mir nicht gelingen."

Gespannt wartete der Prinz auf eine Reaktion. Zuerst geschah nichts, dann plötzlich drehte sich das Bienchen auf den Rücken, danach wieder zurück. *Was soll das bedeuten?*, fragte sich der junge Mann. *Was will sie mir nur sagen?*

Der Prinz hob seine andere Hand und ganz vorsichtig berührte er das Bienchen am Rücken, doch nichts geschah. Stattdessen hörte er plötzlich eine dämonische Stimme, die ihm zurief. "Das war dein erster Versuch, Pech gehabt eure Hoheit, sie gehört noch immer mir."

Prinz Peter fühlte, wie sich ihm die Brust zuschnürte. Diese Stimme klang kalt und abweisend und er schwor sich, alles zu tun, um Isabella aus der Gefangenschaft von Bon Bon Hi zu befreien. Wieder drehte sich das Bienchen auf den Rücken, doch diesmal schien es sich von vorne nach hinten zu bewegen. *Also los, zweiter Versuch.*, machte sich der Prinz Mut.

"Verzeih mir, ich hoffe, ich tu dir nicht weh." Wieder hob er seine Hand und vorsichtig strich er mit der Fingerkuppe über den Rücken des Bienchens. Plötzlich bäumte sich das kleine, winzige Tierchen auf, und Peter glaubte kaum seinen Augen zu trauen. Das Bienchen wurde immer größer, rutschte ihm von der Hand und plumpste zu Boden. Vor Schreck hielt er die Luft an und beugte sich hinab, um zu sehen, wohin es gefallen war.

Im selben Moment hörte der Prinz einen lauten Schrei, gleichzeitig fing der Boden vor ihm an zu glühen. Ein helles Licht blendete ihn und er kniff seine Augen zusammen. Wieder hörte er einen Schrei, einen weiblichen Schrei, der ihm durch Mark und Bein ging.

Ein seltsames Geräusch drang an seine Ohren, es rauschte und zischte, dass es ihm in den Ohren wehtat. Dann plötzlich war alles Still. Ganz vorsichtig öffnete der junge Thronfolger seine Lider. Das helle Licht war verschwunden und er blinzelte ein paar Mal, bis die hellen Punkte vor seinen Augen verschwanden. Dann erblickte er eine wunderschöne junge Frau vor sich.

Sie war ein bisschen kleiner als er und blickte ihn aus smaragdgrünen Augen an, die ihn ganz in ihren Bann zogen. Ihr Haar war lockig, von goldener Farbe und reichte ihr bis zum Po. Ein hellblaues Kleid mit gelben Spitzen umschmeichelte ihren zarten Körper. Prinz Peter schluckte trocken, das war die hübscheste Frau, die er je gesehen hatte. "Ihr…du bist Prinzessin Isabella?"

Die junge Frau kam auf ihn zu und blickte ihm tief in die Augen. "Ja das bin ich. Wer immer du bist, du hast mich erlöst. Ich danke dir von ganzem Herzen." Sie reckte ihren Kopf in die Höhe und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wange. "Wer bist du?"

"Ich…ich bin Prinz Peter von Shambhala und ich bin gekommen, um euch zu retten. Ihr…ihr seid wunderschön."

Prinzessin Isabella lächelte, legte ihren Kopf schief und schaute ihn an. "Bist du immer so wortgewandt, mein Prinz?"

Prinz Peter senkte verlegen seinen Kopf, doch Isabella zwang ihn, sie anzusehen. "Du hast mich von dem bösen Fluch befreit und du weißt sicher, dass es eine Prophezeiung gibt. Derjenige der mich erlöst, soll mich zur Frau bekommen." Plötzlich kicherte sie und musterte ihn von oben bis unten. "Und wenn ich dich so ansehe, fällt mir es überhaupt nicht schwer, dich zu heiraten."

Schon beim ersten Blick fielen ihr seine haselnussbraunen Augen auf, der breite Brustkorb, seine schmalen Hüften und seine feingliedrigen Finger. *Was für ein hübscher Mann*, fuhr es ihr durch den Kopf.

"Ehrlich? Na da bin ich aber froh, ich dachte schon…", weiter kam der junge Prinz nicht, denn Isabella verschloss seinen Mund mit einem zarten Kuss.

"Ihr redet zuviel mein Prinz." Sie neigte ihren Kopf zur Seite. "Übrigens, wie heißt du eigentlich?"

Der Jüngling schrieb Isabellas Vergesslichkeit seines Namens anbelangend dem Schock zu, wieder ein Mensch zu sein. Er verbeugte sich galant und erwiderte erneut. "Ich bin Prinz Peter von Shambhala."

"Peter, ein schöner Name." Die Prinzessin griff nach seiner Hand. "Lass uns hier verschwinden, mir gefällt es hier nicht."

Als sie durch das Gebüsch zu den anderen schlüpften, fiel sie freudestrahlend ihrer Schwester, Prinzessin Tamara, um den Hals. Alle redeten durcheinander und schließlich hatte sie auch Ritter Kermit und König Caine kennen gelernt.

"Na dann können wir ja ein großes Fest feiern. Wie wäre es mit einer Doppelhochzeit?", lachte Isabella, als sie bemerkte, wie sehr der Ritter und ihre Schwester sich aneinander festhielten. Mit glänzenden Augen sah sie zu ihrem Prinzen, ja er war wirklich ein beeindruckender Mann. *Und er ist mein, mein, mein*, freute sie sich innerlich. *nicht einmal eine Dreamy kann ihn mir jetzt noch nehmen!*

*****

Wenige Wochen später, wurde im Königreich zum großen Fest geladen. Die Vermählung von Prinzessin Isabella mit Prinz Peter und die gleichzeitige Vermählung von Ritter Kermit und der Prinzessin Tamara, versetzten beide Königreiche in Hochstimmung. Überall wurde getanzt und gelacht, und die Feiern schienen kein Ende zu nehmen. Die Brautpaare selbst waren so miteinander beschäftigt, dass niemand darauf achtete, wie König Caine und die Hofdame Mary-Margaret sich anlächelten und heimlich Händchen haltend die Feierlichkeiten verließen.

Ja das war sie, die Geschichte von Prinz Peter und der Prinzessin Isabella. Was aus der bösen Stiefmutter Jordan und Bon Bon Hi geworden ist, darüber ist in den Geschichtsbüchern nichts zu lesen. Sie waren beide nicht mehr gesehen.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben – und lieben - sie noch heute.

Ende

 

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