Autor: Kira
 

"Hey, Paps! Mister Johnson sieht schon viel besser aus. Dabei hat er sich am Anfang doch so geweigert, die Mixtur einzunehmen. Ich meine, ich kann das ja verstehen. Als Du mir das damals zum ersten Mal eingeflößt hast, hat es mich auch geschüttelt. Das Zeug schmeckt ja wirklich absolut grausig. Da kann man ja jeden Feind mit in die Flucht schla..."

Caine blieb gelassen angesichts des Redeschwalls, den sein Sohn beim Betreten des Lofts von sich gegeben hatte. Er stand an seinem Arbeitstisch und stellte die Medizin für seine anderen Patienten her. Nur die plötzliche Unterbrechung beziehungsweise abrupt eingetretene Stille ließ ihn kurz den Kopf heben und Richtung Peter schauen, der mit offenen Mund auf etwas starrte, das er soeben auf einem Regal an der Wand entdeckt hatte.

Es handelte sich um eine kleine Figur, die eine junge Frau darstellte. Selbige trug ein Kleid aus fließendem Stoff, und in ihrem Haar steckten leuchtende Sommerblumen. Sie saß auf einem Baumstamm an einem Bach und blickte verträumt in die Ferne. Hauchzarte Flügel an ihrem Rücken machten die Besonderheit dieses Wesens deutlich.

"Was ist das denn ??"

Peter, der offensichtlich seine Sprache wieder gefunden hatte, drehte sich zu seinem Vater um.

"Das ist eine Elfe, mein Sohn." antwortete Caine mit der ihm üblichen ruhigen Stimme.

"Ja, ich weiß, daß das eine Elfe ist." Der junge Cop fuhr sich verwirrt durch die Haare. "Ich habe so etwas schon mal gesehen ... äh ... also nicht in echt. Ich meine ... Es gibt ja keine Elfen ... nur Geschichten darüber."

"Woher weißt Du denn, daß es keine Elfen gibt ?" fragte der Priester milde lächelnd.

Peter lachte kurz auf. "Oh, Paps ! Das weiß doch jeder, das diese Geschichten nur erfunden sind. Wahrscheinlich von irgendeinem Buchverlag, um die Zielgruppe der kleinen Mädchen zu erhöhen."

Er nahm die Figur vorsichtig in die Hand und betrachtete sie amüsiert. "Nett sieht sie ja aus. Allerdings finde ich, sie wirkt ein bißchen deplaziert neben dem kleinen Budda hier." Er stellte die Elfe vorsichtig wieder an ihren Platz zurück und ging hinüber zu seinem Vater.

"Ein Geschenk von einem Patienten, vielleicht ... eines kleines Mädchens ?" mutmaßte er grinsend, und Caine nickte bestätigend.

"Na ja, falls ich irgendwann mal draußen ein Einhorn angebunden sehe, dann weiß ich ja jetzt, wer Gast bei Dir war." lachte er noch einmal.

Dann stupste er seinen Vater kurz an. "Komm, laß uns was essen gehen. Ich komme fast um vor Hunger."

Sie gingen zusammen aus dem Loft und schlenderten durch Chinatown. Die Lichter der Straßen bekamen in diesen Stunden noch ein besonderen Tupfer durch ein paar Glühwürmchen, die durch die Sommernacht tanzten.

"Warum glaubst Du, daß es keine Elfen gibt ?" nahm Caine mit einem Mal das Gespräch wieder auf. Peter sah seinen Vater verblüfft an, gab dann aber eine Antwort.

"Ganz einfach, weil ich noch keine gesehen habe. Keine Elfen, keine Einhörner, nichts von diesem ganzen Magie-in-den-verwunschenen-Wäldern-Zeugs, von dem die Leute so gerne erzählen."

"Das heißt also, nur weil man etwas nicht sehen kann, existiert es auch nicht ?" Caines Stimme hatte einen neutralen Klang, aber dem jungen Mann entging das kleine Lächeln nicht, das die Mundwinkel des Priesters umspielte.

Peter schmunzelte. "Okay, Paps ... Lektion verstanden." Er zog seinen Vater zu sich heran und drückte ihm einen Kuß auf die Stirn.

Ende

e er auf ein kleines Restaurant. "Aber jetzt essen wir etwas, ja ?"

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