Autor: Lady Charena
 

Peter parkte den Stealth in der wenig einladenden Allee hinter einem Warenhaus. Er warf Jody einen Blick zu, bevor er ausstieg.

„Okay, da wären wir also“, meinte Jody und zog ihren Mantel enger um die Schultern. Es war ein kalter Morgen. „Und wohin jetzt? Hat der Chief nicht mehr gesagt?“

„Nein.“ Peter checkte automatisch die Beretta mit dem Perlmuttgriff, während seine Augen über das Warenhaus und die Allee flogen. Er konnte nichts entdecken, das seine Cop- oder Shaolininstinkte alarmiert hätte. Im Gegenteil, es war so ruhig, dass es schon fast wieder beunruhigend war. „Lass uns reingehen und nachsehen, was es dort so wichtiges zu bewachen gibt..“

Die beiden Detectives näherten sich dem Seiteneingang, als sich die Tür öffnete.

Peter reagierte reflexartig und zog die Waffe – schob sie aber zurück, als Roger und Blake das Gebäude verließen.

„Wirklich toll, dass ihr auch schon hier seid“, meinte Blake sarkastisch. „Der Chief hatte uns Ablösung für sechs Uhr versprochen und jetzt ist es fast acht.“

Roger zuckte nur mit den Schultern. Als Jüngster der Detectives zog er es vor, sich nicht einzumischen.

Jody musterte ihren Kollegen. „Nu mach mal halblang, Blake. Du hast bestimmt keine dringende Verabredung.“

„Was du nicht alles weißt, Powell“, zickte Blake zurück.

Peter und Roger tauschten einen Blick und ein Grinsen.

„Los, lass uns da reingehen.“ Jody packte Peter am Ärmel und zog ihn förmlich hinter sich her. „Ich will jetzt wissen, was es hier so Wichtiges gibt.“

Die Lagerhalle war groß, staubig – und leer bis auf ein paar Kartons unter einer Plastikplane.

„Hey, sag mal, was soll das? Sind wir hier falsch? Oder macht sich Strenlich über uns lustig.“ Jody war fassungslos.

„Die Order kam von Captain Simms persönlich.“ Peter sah sich um. „Vielleicht sind es die Kartons.“ Er trat zu ihnen und hob die Plastikplane an. „Das glaubst du nicht, Jody.“

„Was ist?“ Sein Partner stand sofort an seiner Seite. „Weihnachtsplätzchen?“ las sie die Beschriftung der Kartons laut vor. „Soll das ein Witz sein?“

„Vielleicht eine Tarnung...“ Peter zuckte mit den Schultern und verbarg sein Grinsen hinter vorgehaltener Hand.

Jody begann einen der Kartons aufzureißen.

„Hey, Partner. Das kannst du doch nicht machen...“ Peter griff nach ihr. „Jody!“ Zu spät. Der Karton war schon aufgerissen und eine Sturzflut von Weihnachtsgebäck ergoß sich auf den Fußboden und über die beiden Detectives. Zu ihrem Entsetzen hörte und hörte die Flut nicht auf. Mehr und mehr Plätzchen kamen aus dem Karton. Bald reichten die Plätzchen bis an Peters Knie und stiegen rasch höher.

„Wir müssen hier raus!“, schrie Jody, Panik in ihrer Stimme.

Peter wollte ihr antworten, doch als er den Mund öffnete, brach eine Plätzchenwelle über ihm zusammen und er ging darin unter, wild mit den Armen rudernd.

* * *

„Peter?“

Peter fuhr hoch und sah sich seinem Vater gegenüber. „Paps?“, fragte er verwirrt. „Was ist los?“

„Diese Frage möchte ich gerne dir stellen. Wir waren zum Frühstück verabredet, erinnerst du dich nicht?“ Caine musterte seinen Sohn, ein vertrauter Ausdruck von Besorgnis in seinem Blick. Er berührte Peters Stirn, ließ seine Finger über die Wange seines Sohnes streichen. „Du hast fest geschlafen, als ich deine Wohnung betrat.“

Peter ließ sich von Caine auf die Beine helfen. Er grinste und fuhr sich durchs Haar. Dann legte er einen Arm um die Schulter seines Vaters. „Ich hatte nur einen sehr, sehr merkwürdigen Traum. Lass’ uns frühstücken gehen, Paps. Hatten wir im Tempel eigentlich Plätzchen...?“

Ende

 

zurück zum Autoren Index      zurück zum Story Index