Peter Caine parkte seinen Stealth vor dem 101., schnappte sich seinen Bericht, den der Captain unbedingt noch heute haben wollte, und stieg schwungvoll aus dem Wagen. Im Inneren des Reviers herrschte mal wieder Hochbetrieb. Der junge Cop kämpfte sich bis zum Büro des Captains vor und klopfte an. "Herein", erklang die Stimme von Karen Simms. "Hallo Captain. Hier ist mein Bericht über den Rogers Fall." Er legte ihn auf den Schreibtisch. "Danke Detective. Und noch eine Frage. Könnten sie vielleicht Skalany bei einer Observierung in Chinatown ablösen? Ich weiß, sie haben ihren freien Tag." "Und ich habe auch schon etwas vor. Ich passe…", "…auf Jamie auf", vollendete Jody den Satz ihres Kollegen. Dieser drehte sich erstaunt um. Seine blondgelockte Partnerin stand im Türrahmen und grinste ihn an. "Woher weißt du das?" "Ich habe meinen Wagen gerade neben deinem geparkt und mich gefragt, wer da auf deinem Beifahrersitz wartet." Peter lächelte verlegen. "Ach so. Ich habe ihn im Einkaufszentrum gesehen und konnte einfach nicht daran vorbeigehen." "Können sie mir vielleicht mal erklären, worum es geht?", erklang auf einmal Captain Simms Stimme. "Och, unser Peter hier hat nur einen Stoffteddy gekauft, der wohl gut und gerne dreimal so groß ist, wie sein zukünftiger Besitzer." "Ich möchte Jamie doch nur eine Freude machen." "Hey Partner, du brauchst dich doch dafür nicht zu rechtfertigen." Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. "Ich finde es wirklich toll, wie du dich um den Kleinen kümmerst." Sie sah ihn an. "Wirklich." Auf Peters Gesicht machte sich ein Lächeln breit. "Man kann den kleinen Kerl ja auch einfach nur gern haben." Es war jetzt 3 Monate her, dass der junge Cop den kleinen Erdenbewohner auf dem Treppenabsatz des Reviers entdeckt hatte. Seitdem kümmerte er sich regelmäßig um Jamie, wenn es sein Dienstplan erlaubte. Jamies Mutter machte eine Weiterbildung, um nach der Trennung auf eigenen Beinen stehen zu können. Ihr gewalttätiger Ex-Freund saß mittlerweile hinter Gittern. "Und Mary geht es auch gut?", fragte Jody. Zusammen mit Frank hatte sie die junge Frau in derselben Nacht vor weiteren Übergriffen ihres aggressiven Ex-Freundes gerettet. "Ja, es geht ihr bestens. Sie sucht zurzeit eine Wohnung für sich und Jamie. Außerdem hat sie nach ihrer Weiterbildung einen Job in Aussicht." "Das klingt ja fabelhaft. Grüß sie von mir, wenn du den kleinen Mann abholst." "Mach ich doch gerne." Dann verließ er das Revier und machte sich auf den Weg zum Frauenhaus. ------------------------------------------------ Eine halbe Stunde später betrat er das freundliche Gebäude und wurde sofort von einer Mitarbeiterin begrüßt. "Guten Tag, Mr. Caine. Schön sie zu sehen." Der junge Cop grüßte zurück und schon kam ihm Mary mit dem Kinderwagen entgegen. "Hallo Peter!" Ihr Gesicht strahlte und sie umarmte ihn kurz zur Begrüßung. "Na ihr Beiden. Alles in Ordnung bei euch?" Peter warf einen Blick in den Kinderwagen, in dem Jamie zufrieden schlummerte. "Ja, alles bestens." Dann fügte sie hinzu: "Ich habe dir noch ein paar Windeln und ein Fläschchen eingepackt. Für alle Fälle. "Danke. Kann ich unterwegs noch irgendetwas für euch erledigen?" Mary lächelte ihn an. "Nicht direkt, aber hättest du vielleicht noch Lust einen Kaffee mit mir zu trinken?" "Ist etwas passiert?" Bei dem jungen Cop gingen sofort sämtliche Alarmglocken an. "Schau nicht so besorgt, es ist wirklich alles in Ordnung. Ich möchte dich nur in Ruhe etwas fragen." ---------------------------------------------------------------- Sie gingen in ein nahe gelegenes, kleines Cafe. Jamie schlief friedlich in seinem Kinderwagen, als sie auf der Terrasse Platz nahmen Nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten, sah Peter Mary erwartungsvoll an. "Da ist aber jemand neugierig", sagte sie mit einem Grinsen. "Du machst es aber auch spannend", erwiderte dieser ungeduldig. Marys Gesicht wurde ernst. "Erst einmal möchte ich dir danken für all das, was du für uns getan hast. Jamie hat dich wirklich in sein Herz geschlossen und auch ich habe dich sehr gerne." "Ich euch auch", flüsterte Peter. Mary fuhr fort. "Seit unserer ersten Begegnung im Park habe ich gewusst, dass du uns ernsthaft helfen möchtest. Nur damals war ich noch nicht stark genug, dies anzunehmen. Ich glaube nicht wirklich an Schicksal, aber heute bin ich mir sicher, dass dieses Treffen einfach sein sollte. Du solltest einfach in mein Leben treten, aber wohl besonders in das Leben von Jamie. Da gibt es etwas zwischen euch Beiden, das sich wohl nicht erklären lässt. Peter, ich habe das Gefühl Jamie vertraut dir bedingungslos. Du scheinst etwas auszustrahlen, was er genau spürt." Ihre Worte rührten Peter sehr. Und er war sehr erleichtert, dass sie weiter sprach, denn er hätte in diesem Moment auch nicht gewusst, was er sagen sollte. "Und deshalb wünsche ich mir sehr, dass du meinen Sohn auch auf seinem weiteren Lebensweg begleitest." Sie holte tief Luft und blickte ihm direkt in seine haselnussbraunen Augen. "Möchtest du Jamies Patenonkel werden?" Peter fehlten die Worte und er brachte nicht mehr als ein heiseres "Ja." hervor. Verstohlen wischte er sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Ein unbeschreiblich warmes Glücksgefühl durchströmte seinen ganzen Körper. Er sollte der Patenonkel von dem kleinen Knirps werden, der sein Herz in jener Nacht im Sturm erobert hatte. "Peter? Alles in Ordnung?" "Ja, alles ok. Ich bin gerade einfach nur glücklich und weiß nicht, was ich sagen soll." Auch Mary hatte Tränen in den Augen. "Das brauchst du auch nicht. Ich habe mir nichts sehnlicher für meinen Sohn gewünscht, als dass du Ja sagst." Dann stand sie auf und ging zu ihm. Auch er erhob sich von seinem Stuhl und nahm sie ganz fest in den Arm. Als sie sich wieder voneinander lösten, strahlten Beide über das ganze Gesicht. Dann vernahmen sie ein freudiges Glucksen aus dem Kinderwagen, als würde Jamie genau ahnen, was sich gerade abgespielt hatte. "Da freut sich wohl noch jemand." Mary ging zu ihrem Sohn, nahm ihn vorsichtig hoch und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann streckte der Kleine seine Ärmchen nach Peter aus. "Oh, du möchtest wohl zu deinem Patenonkel." Der junge Cop nahm ihn liebevoll in den Arm. Jamie lachte und legte seinen Kopf auf seine Schulter. Peter strich ihm sanft über seine blonden Haare. "Ich hab dich lieb und ich werde dich immer beschützen." Mary wurde bei diesen Worten ganz warm ums Herz. Sie betrachtet die Beiden für einige Momente. "So, jetzt muss ich euch leider alleine lassen. Macht euch einen schönen Nachmittag und bis heute Abend…Und danke, Peter." Dann verließ sie das Cafe. Sie hätte die ganze Welt umarmen können, so glücklich war sie über Peters Antwort. Und sie hoffte, dass sein Schutzengel ihren Sohn lange begleiten würde. ---------------------------------------------------------- Peter verweilte noch eine halbe Stunde im Cafe und genoss die Wärme der Sonne. Jamie saß auf seinem Schoß und beschäftigte sich mit seiner bunten Holzrassel. Der junge Cop ließ das Gespräch mit Mary noch einmal Revue passieren. So richtig fassen konnte er es immer noch nicht. Die junge Mutter vertraute ihm ihren größten Schatz an und er nahm sich fest vor, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen. Dann wandte er sich Jamie zu. "Na kleiner Mann, was hältst du von einem Spaziergang?" Er blickte in die großen, blauen Augen seines Patenkindes, das ihn zufrieden anlächelte. "Du bist wohl einverstanden." Vorsichtig legte er ihn wieder in den Kinderwagen, bezahlte seine Rechnung und machte sich auf den Weg in den Park. Unterwegs dachte er darüber nach, wem er zuerst von seinem Gespräch mit Mary erzählen sollte, mit wem er sein Glück teilen wollte. Sein Vater war nicht in der Stadt und so fiel ihm nur eine andere Person ein. Peter setzte sich auf eine Bank und stellte den Kinderwagen neben sich. Dann zog er sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. "Griffin", erklang eine vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung. "Hey, Kumpel, wo bist du?" "Hallo Peter. Ich versuche gerade etwas über einen Drogendealer herauszufinden, der in der Stadt sein Unwesen treibt und vermutlich noch mehr Dreck am Stecken hat." "Meinst du, du könntest dich mal von deinem Computer loseisen und in den Park kommen? Ich muss dir unbedingt etwas erzählen." "Ja klar, ein bisschen frische Luft würde auch mir nicht schaden." Peter musste bei diesem Kommentar seines besten Freundes lachen. "Ich sitze auf einer Bank am Spielplatz." "Alles klar. In einer viertel Stunde bin ich bei dir." Kermit musste nicht fragen, um was es ging. Er wusste, wenn Peter ihn darum bat zu kommen, handelte es sich auf jeden Fall um etwas Wichtiges. ---------------------------------------------------------------------- Kermit betrat den Park und ging in Richtung Spielplatz. Schon von weitem sah er seinen Freund auf einer Bank sitzen, neben ihm stand ein blauer Kinderwagen. "Na bist du wieder im Babysitter-Einsatz? Alles in Ordnung mit deinem Schützling?" Dann warf er einen Blick in den Kinderwagen und sein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, als er in die strahlenden Augen des Kleinen schaute. "Ja, ihm geht es gut." Sofort fiel Kermit das Dauergrinsen des jungen Cop auf. "Und bei dir ist auch alles in Ordnung, ja?"
Er musterte ihn von oben bis unten. Mit diesen Worten ließ er sich auf die Bank sinken und rückte seine Sonnenbrille zurecht. "Deshalb habe ich dich angerufen", sagte Peter. Dann platzte es aus ihm heraus. "Ich werde Patenonkel." Wieder durchströmte ihn dieses warme Glücksgefühl und erwartungsvoll sah er seinen besten Freund an. Dieser blickte über den Rand seiner Brille. "Du machst Witze. Unser Hot-Shot-Cop als Patenonkel. Was soll da nur aus dem Kleinen werden?", scherzte er. Dann wurde er ernster und schlug Peter freundschaftlich
auf die Schulter. Peter sah ihn mit feuchten Augen an. "Danke, Kermit." "He, da ist ja jemand richtig gerührt." Der Ex-Söldner wusste, wie viel der Junge Peter bedeutete und konnte erahnen, was sich in dessen Innerem abspielte, fühlte er sich doch auch immer ein wenig als Beschützer seines jüngeren Kollegen. "Mary hat mich heute gefragt und ich musste es einfach jemandem erzählen." Es erfüllte Kermit mit Stolz, dass er der Erste war, mit dem Peter sein Glück teilte. "Ich werde immer auf den Kleinen aufpassen, egal was passiert." Kermit nickte nur und er wusste ganz genau, wie ernst sein bester Freund diese Worte meinte. Ende
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