Autor: Lost-Sheep
 

Peter saß am Steuer seines Stealth und gähnte genüsslich. Er war auf dem Weg nach Hause und vor ihm lag ein freies Wochenende. Zwei Tage ohne neue Fälle oder Papierkram. Für morgen hatte er sich mit Lo Si verabredet, um mit ihm einen Ausflug in den Wald zu unternehmen.

Die Gesellschaft von seinem Vater und dem alten Apotheker hatte Spuren hinterlassen und so fand Peter mittlerweile auch Gefallen an Spaziergängen durch die Natur. Lo Si brauchte noch Kräuter, die nur jetzt im Herbst im Wald zu finden waren und Peter war sich sicher, dass er dabei mal wieder eine Menge lernen konnte.

Er lächelte beim Gedanken an den Alten, der in den letzten Jahren zu einer sehr wichtigen Person in seinem Leben geworden war.

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Am nächsten Morgen holte Peter Lo Si pünktlich ab und gemeinsam fuhren sie zu einem ganz bestimmten Waldstück, das fürs Kräutersammeln besonders ergiebig war. Das Herbstlaub leuchtete in kräftigem Rot und Gelb und über einer Talsenke hatten sich Nebelschwaden gebildet, die langsam von den Sonnenstrahlen aufgelöst wurden.

"Hier kannst du anhalten", sagte Lo Si nach einer Weile.

Peter stellte den Stealth ab und als er aussteigen wollte, schaute der Alte ihn bereits durchs Fenster an.

"Sag mal, wie hast du das denn schon wieder gemacht?", fragte Peter, winkte aber im gleichen Moment ab. Er hatte sich daran gewöhnt, dass ihm in Gegenwart von seinem Vater und Lo Si Dinge passierten, die er einfach nicht verstehen konnte. So war das nun mal bei Shambhala-Meistern.

Dann machten sie sich auf den Weg.

"Was suchen wir eigentlich genau?" Peter sah den Apotheker fragend an.

"Ich brauche noch Kräuter für meine Apotheke. Jetzt im Herbst haben viele mit Erkältungen zu kämpfen. Da möchte ich gut vorbereitet sein. Vielleicht finden wir auch noch ein paar Pilze. Dann koche ich dir heute Abend noch was Leckeres", entgegnete der Alte mit einem Zwinkern.

Dann bog er rechts in den Wald ab und Peter folgte ihm.

Lo Si zog sein Notizbuch aus der Tasche, dazu ein Messer und einen Lederbeutel. Dann kniete er sich hin und begann Kräuter abzuschneiden.

"Hier probier mal." Er wedelte mit einem grünen Stängel vor Peters Gesicht herum und sah in auffordernd an.

Der junge Cop nahm das Kraut und betrachtete es kritisch. "Was ist das denn?"

"Das ist gut für dich", bekam er als erschöpfende Antwort.

*Wie mein Vater*, dachte Peter und begann vorsichtig damit auf dem Stängel rumzukauen. Das Grünzeug schmeckte noch nicht mal so übel.

"Es stärkt deine Abwehr. Bei dem Stress, den du auf dem Revier hast, kann es nicht schaden."

"Da hast du wohl Recht."

Lo Si nickte und dann kehrten sie wieder auf den Weg zurück.

Nach einer Weile entdeckte Peter ein paar Pilze am Wegrand.

"Guck mal Lo Si. Da steht unser Abendessen." Freudestrahlend wollte Peter gerade die Pilze einsammeln, als er am Arm zurückgehalten wurde.

"Nicht Peter."

Dieser sah in irritiert an. "Warum nicht? Sind die giftig?"

"Ja. Wenn du die isst, wirst du das Gefühl haben in deinem Magen sei ein Feuer ausgebrochen."

Der junge Cop verzog beim Gedanken daran das Gesicht.

"Wie gut, dass ich dich dabei habe, sonst hätte ich heute Abend wohl die Feuerwehr rufen müssen." Er klopfte dem Alten freundschaftlich auf die Schulter.

Ein paar Stunden später hatte Lo Si alle Kräuter, die er brauchte und dazu noch eine ganze Menge essbare Pilze, die er für Peter am Abend zubereiten wollte.

Als sie zum Wagen zurückkamen, stand dort eine junge Frau, die ein Pferd an den Zügeln hielt. Sie sah Peter und Lo Si an und lächelte.

"Guten Tag. Darf ich sie etwas fragen?"

"Aber natürlich", entgegnete Peter und ihm entging dabei nicht, wie hübsch die Frau war und was für ein bezauberndes Lächeln sie hatte.

"Könnten sie mich vielleicht ein Stück mitnehmen?"

"Sie alleine oder mit dem Pferd?", antwortete Peter mit einem spitzbübischen Grinsen.

Die junge Frau musste lachen und auch Lo Si lächelte bei Peters Bemerkung.

"Nein, nur mich. Mein Pferd stell ich da hinten auf die Weide. Ich hab mir beim Absteigen ein wenig den Fuß verknackst."

Lo Si ging auf sie zu. "Tut es sehr weh?", fragte er besorgt.

"Es ist noch auszuhalten, aber sie würden mir wirklich einen großen Gefallen tun."

"Aber gerne doch. Das machen wir", sagte Peter.

"Falls sie erlauben, werde ich mir auch mal ihren Fuß ansehen, wenn sie mit in meine Apotheke kommen", bot der Alte an.

"Scheint mir, als hätte ich genau die Richtigen gefragt. Ich heiße übrigens Sarah."

"Mich nennt man den Alten. Und das ist Peter."

"Freut mich ihre Bekanntschaft zu machen", entgegnete Sarah. "Ich bring nur eben noch mein Pferd auf die Weide."

"Das kann ich doch für sie übernehmen. Sie können es sich schon mal im Wagen bequem machen." Und dann fügte er noch hinzu: "Mögen sie eigentlich Pilze?"

"Ja, warum?" Sarah blickte ihm direkt in die Augen.

"Großartig. Dann würde ich mich freuen, wenn sie heute mit uns zu Abend essen würden."

Ohne ihre Antwort abzuwarten, nahm Peter die Zügel in die Hand und wollte gerade Lo Si den Schlüssel geben, als dieser Sarah bereits die Tür aufhielt *Gäbe es nur Shambhala-Meister, wären alle Schlüsseldienste pleite*, dachte er grinsend.

Ende


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