Autor: Lost-Sheep
 

Einzelne Sonnenstrahlen bahnten sich langsam ihren Weg ins Schlafzimmer und kündigten den Beginn eines neuen Tages an.

Mit einem leisen Seufzen öffnete die junge Frau ihre Augen. Alles, was sie hören konnte, war der gleichmäßige Atem des Mannes, der neben ihr lag. Sie blickte zur Seite und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie konnte nicht widerstehen und strich ihm behutsam eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. Es erklang ein kurzes, undefinierbares Murmeln. Dann kuschelte er sich wieder in die weichen Kissen.

So leise es ging, stieg sie aus dem Bett und machte sich auf den Weg ins Badezimmer. Eine halbe Stunde später fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.

Das Geräusch ließ Peter hochschrecken. Sofort bemerkte er, dass das Bett neben ihm leer war. Er spürte wie Unruhe in ihm aufstieg. Im nächsten Moment war er auch schon aufgesprungen.

"Kendra?"

Stille

"Kendra?"

Immer noch Stille.

Was hatte denn das jetzt wieder zu bedeuten? Wo war sie hingegangen so früh am morgen? Und vor allem, warum hatte sie ihm nichts davon erzählt?

Ja, er wusste, dass seine zukünftige Ehefrau eine sehr selbstständige Persönlichkeit war, aber so ganz hatte er sich immer noch nicht daran gewöhnt. Sie war jetzt erst seit zwei Monaten bei ihm und in dieser Zeit hatte er versucht sich mit Nachfragen zurückzuhalten, damit sie nicht meinte, er würde sie kontrollieren.

Er machte sich doch einfach nur Sorgen, wenn er nicht wusste, wo sie war. Über ein Jahr hatte er sich nach ihrer Nähe gesehnt und er wollte sie auf keinen Fall wieder verlieren. Sie kannte sich in dieser Stadt noch nicht so gut aus und wenn der junge Priester an so einige dunkle Gassen und Stadtviertel dachte, wurde ihm ganz anders. Der Gedanke Kendra könnte dort alleine rumlaufen…

Um sich abzulenken, machte er sich auf den Weg in die Küche, um erst einmal Kaffee zu kochen. Bestimmt war sie nur kurz etwas besorgen und kam gleich wieder zurück.

Und wenn nicht?

Als Peter den Zettel auf dem Küchentisch entdeckte, spürte er Erleichterung in sich aufsteigen. Guten Morgen mein Schatz. Bin gegen Mittag wieder zurück. Mach dir keine Sorgen. Ich liebe Dich. Kendra.

Ihre Nachricht beruhigten ihn, aber dennoch hätte er zu gerne gewusst, wo sie war.

In den nächsten zwei Stunden feilte er an einigen Kung Fu Übungen, aber es gelang ihm einfach nicht, die Sorge um die Frau seines Herzens ganz aus seinem Kopf zu verbannen.

"Hallo? Peter, bist du da?", erklang es auf einmal aus dem Flur.

Die Worte rissen den jungen Priester aus seiner Konzentration und Augenblicke später stand Kendra auch schon vor ihm und strahlte ihn an. Er umarmte sie und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf ihre weichen Lippen.

"Wo warst du denn? Warum hast du…?" Er hatte die Frage noch nicht ganz ausgesprochen, da erinnerte ihn der kritische Blick, der ihn traf, daran, dass er sich eigentlich vorgenommen hatte, Kendra ihre Freiheiten zu lassen.

"Tut mir leid", sagte er mit einem verlegenen Lächeln. "Ich habe mir halt Sorgen gemacht."

Er blickte hoch und sah, dass sich ihr Gesicht schon längst wieder zu einem glückseligen Strahlen verzogen hatte. Aber irgendwie war an diesem Strahlen heute etwas anders. Was es war konnte er nicht wirklich beschreiben. Es war einfach anders. Was war in den letzten zwei Stunden passiert?

"War irgendwas, über das ich Bescheid wissen sollte?" fragte er vorsichtig nach.

"Du hast zumindest etwas damit zu tun… Genauer gesagt sogar eine ganze Menge."

Peter sah sie ziemlich irritiert an. Wovon sprach sie? Und warum sprach sie in Rätseln? *Wie Paps*, schoss es ihm durch den Kopf.

Dann nahm sie seine Hände in die ihren.

"Meinst du, in unserem Schlafzimmer ist noch Platz für ein weiteres Bett?"

"Ein Bett? Aber warum? Bekommen wir Be…" Peter wurde schlagartig klar, wovon Kendra sprach. "Du meinst, du..."

Sie blickte ihm direkt in seine haselnussbraunen Augen.

"Ja…. Daddy."

Der junge Priester spürte, wie ihn ein unbeschreibliches Glücksgefühl durchströmte. Er sollte Vater werden? Er, Peter Caine.

Im nächsten Moment zog er sie in eine stürmische Umarmung. Am liebsten hätten sie sich niemals mehr los gelassen. Tränen der Freude und des Glücks liefen unaufhörlich über ihre Wangen.

Erst Minuten später lösten sie sich wieder voneinander.

"Und bevor du jetzt fragst, warum ich dir nichts gesagt habe. Ich wollte einfach ganz sicher sein", flüsterte sie.

Zärtlich wischte Peter ihr die Tränen aus dem Gesicht.

"Ich liebe dich." Dann gab er ihr eine leidenschaftlichen Kuss und Momente später blickten sie sich atemlos an.

"Ich liebe dich auch… Du bist der beste Daddy, den ich mir für mein Kind wünschen kann."

Sie schmiegte sich an seine starke Brust und hielt ihn ganz fest. Gedankenverloren strich er über ihre blonden Haare.

In diesem Moment spürte der junge Mann, dass er angekommen war. Angekommen in seinem neuen Leben. Seinem neuen Leben als liebevoller Ehemann und Vater.

Ende


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