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*Ich will doch nur mal ein Wochenende frei haben. Ein einziges. Aber nein, da bekomme ich auch noch die Nachtschicht aufgebrummt.* Mit energischem Schritt verließ Peter Caine das Büro von Captain Simms, und jeder seiner Kollegen konnte an seinem Gesicht ablesen, dass das Gespräch nicht so verlaufen war, wie er es sich erhofft hatte. "Ich glaube, wir halten besser ein wenig Sicherheitsabstand", flüsterte Mary-Margaret Jody zu und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Peter ließ sich auf seinen Stuhl sinken und rieb sich die Augen, bevor sein Blick auf den Aktenstapel fiel, der sich auf seinem Schreibtisch türmte und ihm ein Seufzen entglitt. "Hey Partner, sieh es doch mal positiv. Vielleicht kommst du dann endlich mal dazu, den ganzen Papierkram zu erledigen", versuchte Jody ihn aufzumuntern. Peter schaute ins Gesicht seiner blondgelockten Kollegin. Wenn Blicke töten könnten, wäre sie auf der Stelle direkt vor seinem Schreibtisch umgefallen. "Sehr witzig", zischte Peter. *Wenn ich nicht sofort hier rauskomme, tu ich noch etwas, das mir hinterher leid tut.* Im nächsten Moment sprang er auf, schnappte sich seine Jacke und verließ ohne ein Wort das Revier. Der junge Cop machte einen Spaziergang durch einen nahe gelegenen kleinen Park, um erst einmal tief durchzuatmen. Natürlich wusste er, dass sie an diesem Wochenende unterbesetzt waren, aber er wollte endlich wieder ein paar Tage mit seinem Vater beim Angeln verbringen, da ihr letzter Ausflug von ein paar bösen Buben und verirrten Wanderern gestört worden war. Er hatte sich schon sehr darauf gefreut, endlich mal wieder Zeit mit seinem Vater zu haben und vielleicht ein bisschen mehr über seine 15-jährige Wanderschaft zu erfahren. "Lass mich in Ruhe!", ertönte auf einmal eine hysterischen Frauenstimme. Peter blickte sich um und sah eine junge Frau mit einem Kinderwagen und einen Mann, der sie zu belästigen schien. Er ging auf sie zu. "Ist alles in Ordnung?" Die Frau blickte ihn an und jetzt sah Peter, dass sie geweint haben musste. Ihre Augen waren gerötet und ihm fiel ebenfalls auf, dass ihr rechter Wangenknochen eine unnatürliche, bläuliche Färbung hatte. "Mischen sie sich da nicht ein", schnauzte ihn der Mann an. "Das geht sie gar nichts an." Aber Peter konzentrierte sich auf die junge Frau, die gerade versuchte ihr weinendes Baby zu beruhigen. "Shhhhh, Jamie." "Bitte sagen sie es mir. Hat er ihnen etwas angetan?" Peter blickte sie eindringlich an. "Ich bin Polizist, direkt hier auf dem 101." "Nein, es ist alles in Ordnung. Machen sie sich keine Sorgen." Diese Worte klangen so gar nicht überzeugend. Dem jungen Cop entging nicht, dass der Mann unruhig wurde, als er hörte mit wem er zu tun hatte. Er griff die junge Frau am Arm und versuchte, sie so zum Weitergehen zu bewegen, was ihm auch gelang. "Gehen sie nach Chinatown und fragen sie nach Caine. Er ist mein Vater und er wird ihnen helfen", rief Peter ihnen hinterher. Er war sich sicher, dass die junge Frau misshandelt worden war und er konnte nichts tun, um ihr zu helfen. Er hoffte inständig, dass sie sich an seinen Vater wenden würde. Er blickte dem Paar nach, hörte das Schluchzen des kleinen Babys und fühlte sich so hilflos, wie selten zuvor. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend machte er sich zurück auf den Weg zum Revier. ------------------------------------------------------------------------------- Zwei Tage später saß Peter an seinem Schreibtisch und kämpfte mit seiner Computertastatur. Es war mittlerweile Mitternacht und er war ganz alleine auf dem Revier. Seine Kollegen waren zu einem Einsatz gerufen worden und er war freiwillig zurückgeblieben. Alle hatten ihn erstaunt angesehen. Normalerweise war er immer der erste am Einsatzort, aber ihm war nicht nach Verbrecherjagen. Seit seiner Begegnung mit dem jungen Paar im Park vor zwei Tagen, gingen ihm das Gesicht der jungen Frau und das Schluchzen des Babys nicht mehr aus dem Kopf. So oft es ihm möglich war, war er zu seinem Vater gefahren, um ihn zu fragen, ob sich eine junge Frau bei ihm gemeldet hatte. Aber die Antwort war stets die gewesen, die er nicht hören wollte. Wie sollte er sie in dieser großen Stadt finden ohne nur einen winzigen Anhaltspunkt zu haben? Was hatte ihr der Kerl wohl mittlerweile angetan? Und was war mit dem Baby? Diese Fragen geisterten ihm seit 48 Stunden durch den Kopf und er fand einfach keine Antworten. Er machte sich Vorwürfe, ob er im Park nicht anders hätte handeln sollen. Aber wie? Ohne eine Anzeige der Frau oder Zeugen waren ihm die Hände gebunden. Er hätte den Mann ja nicht einfach so am helllichten Tag verhaften können, auch wenn er den Wunsch verspürt hatte. Mit einem Seufzen stand er auf, ging zur Kaffeemaschine und schüttete sich einen Becher ein. Als er den ersten lauwarmen Schluck nahm, verzog er das Gesicht. Dann hörte er auf einmal ein Klopfen. Peter stellte die Tasse ab und machte vorsichtig ein paar Schritte in Richtung der Tür, von wo er das Geräusch vernommen hatte. Seine Hand glitt automatisch zu seiner Waffe. "Hallo? Ist da jemand?" Er bekam keine Antwort. Langsam öffnete er die Tür zum Revier und blickte durch einen Spalt nach draußen, konnte aber niemanden sehen. Dann vernahm er ein leises Wimmer. Er stieß die Tür weiter auf und machte einen Schritt nach draußen. Im Licht der Straßenlaternen konnte er nichts Auffälliges erkennen. Doch da erklang wieder das leise Wimmern. Peter blickte auf den Treppenabsatz und dort stand eine Babytrage. Er kniete sich hin und schaute direkt in die großen Augen eines kleinen Erdenbewohners, der ihn erstaunt anblickte und keinen Mucks mehr von sich gab. "Ja, hallo. Wer bist du denn?" Er nahm die Trage vorsichtig hoch, schaute sich noch einmal um und brachte sie ins Revier. Dort stellte er sie auf seinen Schreibtisch und betrachtete seine Entdeckung genauer. Dabei wurde er mit großen Augen beobachtet. Wirklich ausreichende Erfahrung mit Babys hatte er nicht wirklich vorzuweisen, aber er spürte, dass sich der Kleine in seiner Nähe wohl zu fühlen schien, denn es war ein freudiges Glucksen zu hören. Er schlug die Decke zurück und dabei entdeckte er einen Zettel: Sein Name ist Jamie. Bitte kümmern sie sich um ihn. Ich will nicht, dass er ihm was antut. Danke. *Jamie? Das hab ich doch schon mal gehört.* Peter dachte nach und schnell fiel ihm ein, dass die junge Frau im Park ihr weinendes Kind so genannt hatte. *Dieses Schwein! Ich hätte ihn doch festnehmen sollen.* Sofort stieg in dem jungen Cop eine ungeheure Wut auf. Er wollte gar nicht daran denken, was sich wohl mittlerweile alles ereignet haben musste, damit eine Mutter eine solche Verzweiflungstat beging und ihr Baby in fremde Hände gab. Dann spürte er wieder diese Hilflosigkeit, wie bei ihrer Begegnung im Park. Aber jetzt musste er sich erstmal um den Kleinen kümmern. Jamie sah ihn immer noch an und lächelte. "Du bist also Jamie. Und was mache ich jetzt mit dir? Kaffee wäre wohl nicht die beste Idee", scherzte er. "Aber ich glaube, ich könnte einen vertragen." Dann nahm er den Jungen vorsichtig hoch. Mit dem Baby auf dem Arm machte er sich erneut auf den Weg zur Kaffeemaschine. "Und was haben wir für dich?" Peter dachte angestrengt nach. Auf so kleine Besucher waren sie nicht wirklich eingestellt. "Eigentlich siehst du ziemlich zufrieden aus. Ich denke, du wirst dich schon bemerkbar machen, wenn du etwas brauchst. Abgemacht?" Peter blickte in die großen blauen Augen und musste lächeln. Ab und zu hatte er schon mal darüber nachgedacht, wie es wäre Vater zu sein. Aber eigentlich fühlte er sich dafür zu jung und wollte sich noch Zeit damit lassen. Außerdem fehlte ihm momentan die richtige Frau dazu. Seine Beziehung zu Kelly war ein ständiges Auf und Ab und ehrlich gesagt hatten sie noch nie ernsthaft über eine gemeinsame Zukunft oder die Gründung einer Familie gesprochen. Zudem wusste er, wie es war mit nur einem Elternteil aufzuwachsen oder sogar ohne Familie. All den Schmerz und die Ängste, die er damals gehabt hatte und die ihm keiner nehmen konnte. Wie hatte er sich in dieser Zeit nach seinen Eltern gesehnt. Natürlich hatte er bei den Blaisdells ein richtiges Familienleben kennen und schätzen gelernt und dafür war er unglaublich dankbar. Denn manchmal dachte er darüber nach, was aus ihm geworden wäre, wäre Paul nicht in sein Leben getreten. Hätte er sich dann auch für ein Dasein als Cop entschieden? Oder würde er überhaupt noch leben? Peter musste schlucken und das leise Weinen von Jamie riss ihn aus seinen düsteren Gedanken. Als würde der kleine Erdenbewohner spüren, was sich gerade in Peters Innerem abspielte. Er wandte sich ihm zu und versuchte beruhigend auf ihn einzureden. Dann erinnerte er sich, in Jamies Trage auch ein kleines Stofftier gesehen zu haben. Er ging zurück zu seinem Schreibtisch und fand eine Spieluhr und einen kleinen Teddy. Er nahm Beides in die Hand und schnappte sich vorsorglich noch die hellblaue, kuschelige Decke, die den kleinen Jungen vor der Kälte draußen geschützt hatte. Dann ging er ins Büro des Captains, um es sich mit Jamie auf der Couch bequem zu machen. "Wer wird denn gleich weinen?" Peter zog am Band der Spieluhr und sofort erklang die leise Melodie von "Der Mond ist aufgegangen". Auch Jamie lauschte und beruhigte sich beim vertrauten Klang der Musik. Peter betrachtete das Spielzeug genauer. Es war ein gelber Halbmond mit einem freundlichen Gesicht, der eine blau- weiß gestreifte Zipfelmütze trug. Dann griff der Kleine nach dem Teddy und zog ihn an sich. "Was hältst du davon, wenn wir es uns noch ein bisschen gemütlicher machen?" Jamie sah ihn an und gähnte Augenblicke später herzhaft. "Das ist wohl ein Ja, oder?" Vorsichtig legte er sich auf die Couch und sofort kuschelte sich Jamie an ihn, als würde er schon nach so kurzer Zeit ein unsichtbares Band des Vertrauens zu Peter spüren. Und dieser musste zugeben, dass es sich großartig anfühlte ein so kleines Wesen neben sich zu haben. Behutsam deckte er das Baby zu und zog erneut die Spieluhr auf. "Was für ein Einsatz?! Dass solche Kerle überhaupt noch frei rumlaufen." Jody war immer noch das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als sie das Revier betrat. Sie hatte in ihrer Dienstzeit schon viel erlebt, aber Fälle von häuslicher Gewalt erschütterten sie jedes Mal aufs Neue. "Ein Glück, dass wir auf dem Rückweg dort vorbeigekommen sind und die Schreie gehört haben", fügte ihr Kollege Frank Strenlich hinzu. "Jetzt kann sich die arme Frau erst einmal erholen und er wandert hinter Gitter." "Da gehört er auch hin. Aber ich frage mich, warum die Nachbarn nicht schon längst die Polizei gerufen haben? Das war bestimmt nicht die erste lautstarke Auseinandersetzung der Beiden", bemerkte Jody. "Du weißt doch, wie anonym das Leben in diesen Wohnblocks ist. Da kümmert sich jeder nur um sich selbst." "Da hast du wohl leider Recht." Dann erblickte Frank die Trage auf Peters Schreibtisch. "Was hat das denn zu bedeuten?" Er drehte sich zu seiner Kollegin um und deutete auf seinen neusten Fund. "Und wo ist Peter überhaupt?" Jody zuckte mit den Schultern, dann lauschte sie. "Moment mal, was ist das denn für ein Geräusch?" "Wenn du mich fragst, klingt das, als würde jemand schnarchen." Vorsichtig näherten sich die Zwei Captain Simms Büro und das verdächtige Geräusch wurde lauter. Dann erblickten sie den schlafenden Peter, der seinen Arm schützend um ein ruhig schlummerndes Baby gelegt hatte. Auf dem Boden lag die Spieluhr und das eine Bein des Teddys hielt Jamie fest in seiner kleinen Faust. "Ich glaube, da muss uns aber jemand etwas erklären", flüsterte Jody. "Lassen wir sie schlafen, so lange es hier ruhig ist. Erklären kann er es auch morgen früh." Leise zogen sich die Beiden zurück und genossen erst einmal einen heißen Kaffee. --------------------------------------------------- Zwei Stunden später erklang ein leises Babylachen aus dem Büro des Captains. Jody war dankbar für diese Unterbrechung beim Berichte schreiben und erhob sich von ihrem Schreibtisch. Wenige Augenblicke später öffnete sie die Bürotür des Captains. "Hee, kleiner Mann. Was machst du denn da?", flüsterte sie. Jamie war mittlerweile hellwach und versuchte gerade, den immer noch schlafenden Peter aufzuwecken, indem er ihm mit seinen kleinen Händchen ins Gesicht patschte. Jody hörte ein undefinierbares Murmeln von ihrem Kollegen, der langsam die Augen öffnete und direkt in ein strahlendes Kindergesicht blickte. Jody beobachtete die Szene und ihr wurde ganz warm ums Herz. Es war kein Geheimnis, dass sie sich sehr von Peter angezogen fühlte und ihn jetzt mit einem Baby zu sehen, verstärkte ihre Gefühle nur um so mehr. "Scheint, als hättest du einen neuen Fan gefunden." Peter drehte den Kopf und schaute seine Kollegin verschlafen an. Vorher hatte er gar nicht bemerkt, dass sie ihn beobachtet hatte. "Wie lange stehst du schon da? Und wie viel Uhr haben wir? Ich muss wohl eingeschlafen sein." Peter grinste verlegen und rümpfte dann die Nase. "Und ich glaub mein Sportsfreund hier braucht eine neue Windel." Erwartungsvoll blickte er zu Jody. "Vergiss es, Partner. Das kannst du schön selber machen. Im Waschraum sind ein paar Windeln für alle Fälle. Du schaffst das schon." Mit einem schadenfrohen Gesichtsausdruck verließ sie den Raum. "Aber Jody…", rief Peter ihr mit einem leicht verzweifelten Ton in der Stimme nach. Dann wandte er sich wieder Jamie zu. "Na gut, aber mach dich auf was gefasst", sagte er mit einem Zwinkern. Dann stand er auf und machte sich auf den Weg zum ersten Windelwechsel seines Lebens. Eine viertel Stunde später betrachtete der junge Cop zufrieden sein Werk. "Gar nicht mal so schlecht für den Anfang. Oder was meinst du?" Mit diesen Worten machte er sich zurück auf den Weg zu seinen Kollegen. Mittlerweile waren auch Mary-Margaret und der Captain zur Frühschicht eingetroffen. "Detective, können sie mir das erklären?", frage Karen Simms und hielt die Spieluhr in die Luft. Peter grinste. "Die gehört Jamie. Sie muss runter gefallen sein." "In meinem Büro?" "Ich dachte, dort ist es bequemer für den Kleinen." Peter sah den Captain verlegen an. "Nicht nur für den Kleinen…", lachte Jody. "Und können sie mir auch sagen, wie sie über Nacht zu einem Baby kommen?" Nun blickten alle erwartungsvoll zu Peter. "Ich habe ihn auf dem Treppenabsatz gefunden. Dieser Zettel lag dabei." Der junge Cop ging zu seinem Schreibtisch und holte die Nachricht. "Vor zwei Tagen habe ich seine Mutter im Park getroffen. Ich glaube, sie wird von ihrem Freund misshandelt. Sie hat Angst um ihr Baby gehabt und es hier vor die Tür gelegt. Ich habe ihr gesagt, dass ich Polizist auf dem 101. bin." Jetzt setzten sich die Puzzleteile langsam zusammen. Die Frau, die Jody und Frank letzte Nacht vor ihrem gewalttätigen Freund gerettet hatten, sagte etwas von einem Baby, das sie auf ein Polizeirevier gebracht hätte. Dann ging aber alles so schnell, dass Jody keine Zeit mehr fand genauer nachzufragen, um welches Revier es sich dabei handelte. "Die Frau hat nicht zufällig kurze blonde Haare, ist ungefähr 1,65 m groß und schlank?" Peter sah sie leicht verwirrt an. "Doch, die Beschreibung passt genau. Woher weißt du das?" "Wir haben sie letzte Nacht in ein Frauenhaus gebracht und ihn direkt aufs 105." "Und was ist mit dem kleinen Mann?" "Er kann jetzt wieder zu seiner Mutter. Ich gebe dir die Adresse. Dann kannst du ihn persönlich dort abliefern." "Danke Jody." Er lächelte seine Kollegin an und wandte sich dann wieder seinem nächtlichen Besucher zu. "Na Du. Sollen wir zu Mami fahren?" Jamies Gesicht begann zu strahlen, als wüsste er genau, was Peter ihn gerade gefragt hatte. Bevor er das Revier verließ, ging er noch einmal kurz in Captain Simms Büro. "Danke, dass sie mir die Nachtschicht aufgebrummt haben." Bevor seine Chefin antworten konnte, war er schon wieder verschwunden. ---------------------------------------------------------- Wenig später betrat Peter das Frauenhaus. Es war ein freundliches Gebäude mit hell gestrichenen Wänden. Auf den Fensterbänken standen viele Pflanzen und alles war liebevoll dekoriert. Sofort kam eine Mitarbeiterin auf ihn zu. "Guten Morgen. Kann ich ihnen helfen?" "Ich suche Mary Graham. Sie ist heute Nacht hier aufgenommen worden. Mein Name ist Peter Caine, ich bin Polizist und bringe ihren Sohn." Er zeigte ihr vorsorglich seine Polizeimarke. "Oh ja, schön, dass sie da sind. Sie werden bereits erwartet. Hier entlang bitte." Er wurde in einen Flur geführt. "Die 3. Tür links." Zögerlich klopfte Peter an die Zimmertür. In welchem Zustand würde Jamies Mutter wohl sein? Von drinnen erklang ein leises "Herein." Der junge Cop öffnete die Tür und trat in ein zwar kleines, aber sehr gemütliches Zimmer. Mary kam ihm schon entgegen. "Jamie, na endlich, da bist du ja. Geht es dir gut?" "Ja, es ist alles in Ordnung mit ihrem Kleinen", sagte Peter. "Oh, entschuldigen sie. Wie unhöflich, aber ich habe mir solche Sorgen gemacht. Ich bin Mary Graham und sie sind Peter Caine." "Ja, das ist richtig." Peter drückte ihr die Trage in die Hand. Mary stellte sie auf das Bett und sofort steckte der Kleine seine Ärmchen nach ihr aus. Liebevoll nahm sie ihn hoch und küsste ihn auf die Stirn. "Ich bin so froh, dass es dir gut geht…Und du siehst ausgeschlafener aus als ich." Peter musste grinsen. "Ja, er hat auf dem Revier ein Nickerchen gemacht und frisch gewickelt ist er auch. Aber sicherlich hat er jetzt Hunger." "Ich weiß gar nicht wie ich ihnen danken soll", erwiderte Mary. "Aber ich war so verzweifelt. Ich wusste John trinkt wieder, wenn er mit seinen Jungs unterwegs ist und dann hat er sich nicht mehr unter Kontrolle und ich hatte solche Angst, dass er Jamie etwas antut. Also habe ich ihn geschnappt und bin zum Revier gefahren. Sie hatten ja erwähnt, wo sie arbeiten. Mir fiel einfach kein anderer Ort ein, wo ich ihn in Sicherheit hätte bringen können." Sie lächelte Peter verlegen an. "Und ihnen geht es auch gut?" "Ja, glücklicherweise kamen ihre Kollegen noch rechtzeitig, bevor er mir etwas Ernsthaftes antun konnte." Sie seufzte erleichtert. Peter war froh, dies zu hören. Und die Gewissheit, dass Mutter und Kind nun in Sicherheit waren, machte ihn sehr glücklich. "Oh, das hätte ich fast vergessen." Peter zog den kleinen Teddy aus seiner Jackentasche, den Jamie während der Fahrt mit Schwung aus seiner Trage befördert hatte. Sofort griff der Kleine danach und seine Augen begannen zu leuchten. "So nun möchte ich sie aber nicht länger stören. Wenn irgendetwas ist, melden sie sich...Versprochen?". "Versprochen, Mr. Caine und danke. Vielleicht können wir ja mal einen Kaffee trinken gehen. Ich würde mich gerne bei ihnen revanchieren." "Sehr gerne, aber kommen sie erst einmal zur Ruhe. Und nennen sie mich doch bitte Peter." "Also gut, Peter. Und ich bin Mary" Der junge Cop lächelte zufrieden. "Macht es gut ihr Beiden und bis bald." Er hoffte inständig, dass er Jamie wieder sehen würde. Das kleine Wesen mit den großen, blauen Augen hatte sein Herz im Sturm erobert. Mit einem Lächeln auf den Lippen verließ er die Einrichtung und machte sich auf den Weg zu seinem Vater. Er musste jetzt mit jemandem über die Ereignisse der letzten Nacht sprechen, auch wenn er mittlerweile seit vielen Stunden auf den Beinen war. Außerdem wollte er ihn wissen lassen, dass es Mary und Jamie gut ging und sie in Sicherheit waren. Ende
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