Peter kam grinsend ins Revier. Er war gespannt, was die anderen zu seiner Verkleidung sagen würden. Zur diesjährigen Weihnachtsfeier hatten sie beschlossen, ein Kostümfest zu veranstalten. Dies war vor allem der Initiative der weiblichen Cops zu verdanken, die Männer waren weniger begeistert. Aber jeder hatte sich seine Gedanken gemacht und sie hatten sich alle verkleidet. Peter blickte an sich herunter, die Idee sich als schmieriger Zuhälter zu verkleiden, war ihm bei der letzten Razzia in einem Bordell gekommen. Er trug ein furchtbar gemustertes Hemd, das zur Hälfte aufgeknöpft war, eine dicke Goldkette, die er sich im Baumarkt besorgt hatte und die alles andere als echtes Gold war, dazu hatte er weite Stoffhose angelegt und Lackschuhe. Eine dicke Sonnenbrille saß auf seiner Nase und die Haare hatte er mit viel zu viel Gel zurückgekämmt. Beim Blick in den Spiegel hatte er selbst lachen müssen, jetzt war er gespannt, was seine Kollegen sagen würden. Das Revier war vollständig weihnachtlich geschmückt, überall hingen Girlanden und riesige Weihnachtssocken, dazu Eiskristalle und Eiszapfen aus Styropor. "Na Süße, wie wär's, willst du für mich arbeiten?", warf er in seiner schleimigsten Tonlage Skalany zu. Sie lachte einfach nur zu ihm rüber, während Peter ihr Kostüm bewunderte. Ihre Haare hatte sie in zwei Zöpfe geflochten, rot angesprüht und mit Draht zur Seite abgebogen. Dazu trug sie ein schreiend buntes Trägerkleid und zwei verschiedene Ringelsocken, die ihr bis zum Knie reichten. "Was bist du denn? Ein Mensch ohne Geschmack?", fragte er gut gelaunt. Skalany setzte einen bösen Blick auf, der allerdings nur gespielt war. Peter sah ihr an, dass es sie Mühe kostete, das Lachen zurückzuhalten. "Ich bin Pippi Langstrumpf, das stärkste Mädchen der Welt!" protestierte sie und grinste dann. Peter sah sich weiter um. Als er seinen Chief erblickte, prustete er sofort los. Der Polizist hatte sich mit Schuhcreme oder Halloweenschminke den kompletten Kopf braun angemalt und sich ein Paar rote, dicke Handschuhe um die Schulter gehängt. "Was sind sie denn, Chief?", fragte Peter lachend. Sein Gegenüber stemmte die Fäuste in die Hüften. "Mike Tyson! Also seien sie vorsichtig, Caine!" Peter trat gespielt ängstlich einen Schritt zurück und hob ergebend die Hände. "Na da hätte ich mir besser noch Ohrenschützer angelegt", spielte er auf den Skandal um den echten Mike Tyson an. Der Chief schlug ihm auf die Schulter. "Keine Angst, ich hab grade gegessen!" lachte er. Peter schob sich weiter, um auch die anderen noch zu betrachten, besonders auf Kermit war er sehr gespannt, als er ihn schon erblickte. Protestierend zog er die Stirn kraus. "Hey! Du hattest gesagt, dass du dich auch verkleidest!", sagte er zu Kermit, der genauso aussah wie immer, nur einen Hut hatte er zusätzlich auf dem Kopf. "Bin ich doch. Ich bin ein Blues Brother", sagte er, überschlug die Beine, drehte eine Pirouette und machte noch einen Move mit den Armen. Peter musste los prusten, das sah zu komisch aus. "Na gut, aber grad so!", akzeptierte er schließlich Kermits Verkleidung, der nur breit grinste. Der junge Cop machte sich jetzt weiter auf den Weg, er wollte unbedingt noch wissen, wie sich Jody, Blake und der Captain verkleidet hatten. T.J. war dazu verdammt, Weihnachten mit seiner Familie feiern zu müssen, sehr zu seinem eigenen Leidwesen. Captain Simms kam Peter entgegen. Der junge Cop war schwer erstaunt, sie hatte mit Abstand die aufwendigste Maskerade. Sie trug ein riesiges, mittelalterliches Kleid und hatte ihre langen Haare stilecht aufgetürmt. Lächelnd machte sie einen Hofknicks, den Peter mit einer standesgemäßen Verbeugung quittierte. "Frohe Weihnachten, Captain!", wünschte er ihr und wurde dann von Jody herumgerissen, die ihm ihre Weihnachtswünsche mitteilte und einen unverfänglichen Kuss auf die Wange drückte. Peter musterte sie interessiert. Sie trug ein weißes Kleid, mit elfenartig weiten Ärmeln und Wattebäuschen, die überall befestigt waren. "Was bist du denn? Die böse Schneekönigin aus dem Kinderfilm?", versuchte er, ihre Verkleidung zu erraten. Entrüstet schüttelte sie den Kopf. "Ich bin ein Schneeengel, das sieht man doch!", sagte sie und stieß ihn an die Schulter. Peter zog die Brauen musternd zusammen. "Und wo ist das Schild, wo das draufsteht, damit man das weiß?", scherzte er todernst. Sie schenkte ihm einen feurigen Blick und verschwand dann in der Menge aus verkleideten Cops. Dann plötzlich forderte Skalany die Aufmerksamkeit ihrer Kollegen ein, als sie auf einen Stuhl stieg und rief: "Das Buffet ist eröffnet! Es gibt Schnittchen, Schokoladenkuchen, Fleischbällchen und Salat! Also haut rein, Leute!" Jetzt sah Peter auch Blake, der sofort zum Essen ging und sich bediente. Er hatte die mit Abstand am wenigsten aufwendige Verkleidung, denn er trug nur ein hell-oranges, kariertes Jackett, das grässlich aussah, und eine rote Plastiknase. Ein eher dürftiger Versuch, einen Clown darzustellen. Peter verfolgte das Treiben interessiert und belustigt, unterhielt sich hier und dort, tanzte ein paar Schritte mit Jody und landete am Ende neben Kermit, mit dem er gemeinsam die Polizisten beobachtete. "Sieh sie dir an, Kermit! Da tanzt ein Clown mit Pippi Langstrumpf und ein Boxer mit einer Eishexe!" "Schneeengel!", fauchte Jody laut durch den Raum, sodass Peter und Kermit in schallendes Gelächter ausbrachen und sich kaum einkriegen konnten. Erst nach einer Weile erhob sich Kermit aus seiner Position. "Ich glaube, ein Blues Brother sollte mal um einen Tanz der holden Maid bitten", erklärte er sich und verließ Peter dann, der den Blick über alle seine Freunde schweifen ließ. sie waren so fröhlich und ausgelassen wie selten zuvor. Ein weihnachtliches Gefühl machte sich in seiner Brust breit, ein Gefühl von Frieden und Glück, Freundschaft und Familie. Und spätestens jetzt merkte Peter, wie gut er es mit seinem Job, seinen Kollegen und seinen Freunden getroffen hatte. Ende
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