Peter klebte das Hemd am Körper. Diese Hitzewelle brachte ihn noch um… Im Revier stand die Luft zum Zerschneiden dick und auch der kleine Ventilator auf seinem Schreibtisch brachte kaum Abkühlung. Stöhnend wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Als er sich umsah, fand er ein wenig Trost in der Erkenntnis, dass er nicht alleine litt. Skalanys dünne Bluse war durch die Feuchtigkeit ihres Schweißes durchsichtig geworden und ließ nun mehr Einblicke zu, als ihr lieb waren. Jody hatte ihre Mähne zu einem Pferdeschwanz gebunden, was sie wie ein Schulmädchen aussehen ließ. Und sogar Kermit hatte sein Jackett abgelegt und trug nur ein kurzärmeliges weißes Hemd, was äußerst selten vorkam. Gott sei dank hatte er morgen frei. Da musste er unbedingt zusehen, zu etwas Abkühlung zu kommen. Plötzlich kam ihm eine Idee. "Hey, Jody, Skalany, habt ihr nicht auch morgen Nachmittag frei?" rief er hinüber. Die beiden nickten. "Wie wäre es, wenn wir zusammen zum Strand gingen?" schlug er vor. Die kleine Stadt lag an einem großen See, an dem es einige sehr schöne Badestrände gab. "Du allein mit zwei Frauen am Strand? Träum weiter, Peter Caine." gab Jody mitleidig zurück. "Das ist doch eine prima Idee!" widersprach Skalany ihr. "Bei der Hitze kann man eh nichts anderes machen." Jody warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. "Wenn ihr euch allein mit unserem kleinen Casanova hier fürchtet, leiste ich euch gern männlichen Beistand." warf Kermit im Vorbeigehen nonchalant ein. "Die Verbrecher sind bei der Hitze wahrscheinlich auch lieber im Wasser." Er grinste sein Wolfsgrinsen und verschwand in seinem Büro. "Also abgemacht?" fragte Peter. --------- Am darauf folgenden Nachmittag trafen sich die vier Freunde an der Strandpromenade und ihre Wege trennten sich kurz darauf wieder an den Umkleidekabinen. Peter und Kermit waren rasch fertig und warteten auf der anderen Seite auf die beiden Frauen. Kermit trug eine schwarze Badehose und seine obligatorische Sonnenbrille. Peter überlegte einen Moment lang, was ihn an ihm irritierte, bis ihm amüsiert bewusst wurde, dass die Sonnenbrille in dieser Umgebung ausnahmsweise mal nicht deplaziert wirkte, sondern im Gegenteil perfekt passte. Ein anerkennender Pfiff seines Freundes holte ihn aus seinen Gedanken und als er sich umdrehte, erkannte er auch den Anlass dafür. Jody trug einen blauen, eine Idee zu knappen Bikini und Skalany einen dunkelgrünen, asymmetrischen Einteiler mit einem weißen Streifen und weit ausgeschnittenem Rücken. Peter schnappte nach Luft, als die beiden grinsend vor ihnen posierten. Gemeinsam suchten sie sich ein schönes Plätzchen, wo sie ihre Handtücher ausbreiteten und Jody einen Sonnenschirm aufstellte. Kermit ließ sich, mit Blick auf die vorbei promenierenden Strandgäste nieder und seufzte zufrieden. Die drei anderen beschlossen, erst einmal ins Wasser zu gehen. "Geht ihr nur, ich genieße derweil die schöne Aussicht." meinte Kermit grinsend, zog die Brille bis auf die Nasenspitze herab und blickte höchst interessiert einer Gruppe von jungen Bikinischönheiten hinterher, die kichernd vorbei spazierten. Als Peter und die Frauen nach einer Weile prustend den Wellen entstiegen und gerade zu ihrem Platz gehen wollten, horchte Skalany auf. "Hört ihr das? Da schreit doch ein Baby!" Nass wie sie waren, folgten sie dem Babyweinen und fanden kurz darauf einen Kinderwagen, der an einer kleinen Mauer in der prallen Sonne abgestellt war. Das Kind darin mochte ein knappes Jahr alt sein, war bereits krebsrot im Gesicht und brüllte wie am Spieß. Von den Eltern war weit und breit nichts zu entdecken. "Das arme Kleine!" rief Skalany mitfühlend. "Es kriegt doch einen Sonnenstich! Kommt, wir bringen es da rüber in den Schatten." Kurzerhand packte sie den Kinderwagen und schob ihn ein Stück weiter unter einen Baum, der neben einem Kiosk stand. Sie befühlte die Haut des Babys. "Es ist schon ganz heiß. Peter, frag doch am Kiosk nach einem Glas Wasser, es braucht was zu trinken." Peter fragte sich, wie sie dem Kind das Wasser wohl geben wollte, tat aber, wie ihm geheißen. Die Frauen durchforsteten indessen den Kinderwagen und fanden tatsächlich ein Fläschchen, dessen Inhalt ungefähr genauso warm war wie das Baby und Skalany kippte ihn kurzerhand aus und füllte das kühle Wasser nach. Das Baby beruhigte sich erstaunlich schnell, als sie ihm das Fläschchen an die Lippen setzte und trank durstig. "Ja, du hast mächtig Durst, mein Kleines, das denke ich mir doch. Warum lässt deine Mami dich denn auch einfach in der Sonne stehen?" "Mein Baby!" ertönte in diesem Moment die panische Stimme einer Frau. "Wo ist mein Baby?" "Die Frage müsste besser lauten: Ist mein Baby schon gar?" murmelte Jody grimmig. Unter wortreichen Erklärungen, Entschuldigen und Dankesbezeugungen nahm die völlig aufgelöste, junge Mutter ihr Kind entgegen. Sie beteuerte, nur kurz zur Toilette gegangen zu sein und den Kioskbesitzer gebeten zu haben, so lange auf ihr Baby zu achten. Der Kinderwagen habe im Schatten des Kiosksgebäudes gestanden. "Wer's glaubt…" grummelte Jody vor sich hin, als sie sich endlich auf den Weg zu ihrem Platz machten. Unterwegs kamen sie an einem Sandskulpturenwettbewerb vorbei. Hier entstanden die fantasievollsten Gebilde. Peter bewunderte die Künstler und ihre Werke, doch beim Anblick einer eher profanen Lokomotive fiel ihm die Kinnlade herunter. An dem vorderen Schornstein hantierte eifrig Lo Si, bekleidet mit einem Badeanzug, der sich höchstwahrscheinlich zu Beginn des vorigen Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreut hatte, heutzutage jedoch bevorzugt Verwendung als Karnevalskostüm fand. Der Einteiler hatte Ärmel und Beinansätze und war großzügig weiß und blau gestreift. Am Führerhaus der Lokomotive machte sich Caine zu schaffen; seine Badehose mochte einige Jahrzehnte aktueller sein, wies zwar ebenfalls Beinansätze, aber kein Oberteil auf und leuchtete weithin mit einem Muster aus orangenen und grünen Kreisen. Peter fielen fast die Augen aus dem Kopf, während sich Jody und Skalany ansahen und einhellig erklärten: "Wir müssen wohl dringend mal mit den beiden einkaufen gehen…" Dann brachen sie in schallendes Gelächter aus.
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