Autor: TempleGirl

 

Kermit klingelte an Peters Tür, in der einen Hand eine Flasche Sekt, in der anderen eine Packung Silvesterraketen. Skalany öffnete mit einem etwas zu strahlenden Lächeln, das erkennen ließ, dass sie den hochprozentigen Getränken bereits munter zugesprochen hatte.

"Kermit, alter Schwede, bist du auch schon da?", rief sie fröhlich und kicherte haltlos. "Komm rein, hier ist schon einiges los!"

Sie hakte ihren Kollegen aufgeräumt unter und bugsierte ihn mit großen Gesten ins Wohnzimmer. Dort lief fetzige Partymusik, zu der Jody und Nicky Elder ausgelassen tanzten. Nicky genoss es sichtlich, seiner gut aussehenden Kollegin so nahe sein zu dürfen. Er wirbelte Jody gekonnt im Discofox durch das Zimmer, haarscharf an den Regalen mit Peters Büchern und CDs vorbei.

"Uh, ich wusste gar nicht, dass Nicky tanzen kann!", kommentierte Kermit. "Alle Achtung!"

Frank Strenlich stand mit einem Glas in der Hand in sicherer Entfernung und hatte seinen üblichen, etwas brummigen Gesichtausdruck aufgesetzt.

"Lächeln, Chief!", begrüßte Kermit ihn und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.

Auf der Couch saßen Blake und seine Namenskollegin Kelly Blake und unterhielten sich angeregt. Peter kam eben mit Knabbereien aus der Küche und setzte sich zu ihnen.

"Hi, Kermit, schön, dass du es doch noch geschafft hast!", begrüßte er seinen Freund. "Setz dich doch!"

Kermit ließ sich nieder und stellte seine Mitbringsel hinter dem Sofa ab. Gemeinsam beobachteten sie Jody und Nicky, die noch immer durchs Zimmer tanzten, dass die Wände wackelten.

"Ich hoffe bloß, du hast deine Nachbarn rechtzeitig evakuiert.", meinte Kermit trocken zum grinsenden Peter.

Eine Weile später ließ sich Jody atemlos neben ihn aufs Sofa fallen, Nicky folgte ihr strahlend. Jody blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und goss sich ein Glas Wasser ein.

"Tolle Party, Peter!", meinte sie und griff zu den Salzstangen. "Und was machen wir als Nächstes? Es sind noch zwei Stunden bis Mitternacht."

"Flaschendrehen!" Skalany kam mit einer leeren Flasche in der Hand ins Wohnzimmer und schwenkte sie unternehmungslustig.

"Das ist nicht dein Ernst!" protestierte Jody.

"Hey, das ist sicher lustig! Nun hab dich nicht so!"

Es kostete sie noch einige Überredungskunst, doch schließlich waren alle einverstanden und Peter schob den Wohnzimmertisch an die Wand, damit sie sich am Boden in den Kreis setzen konnten. Dann erklärte Skalany die Spielregeln.

"Es ist ganz einfach. Ich nehme die Flasche und denke mir etwas aus, was derjenige tun muss, auf den die Flasche zeigt. Okay, mal überlegen…. Auf wen der Flaschenhals zeigt, der muss möglichst viele Salzstangen essen, ohne die Hände zu benutzen!"

Skalany drehte die Flasche und nach etlichen Umdrehungen zeigte der Flaschenhals auf Strenlich.

"Chief, für diese Aufgabe sind Sie wie geschaffen!", meinte Kermit mit einem breiten Grinsen.

Dieser verdrehte die Augen, nahm resignierend die Hände auf den Rücken und beugte sich über die Schale mit Salzstangen, die Skalany rasch vor ihn hingestellt hatte.

"Brav aufessen, Chief!", gluckste sie.

"Das schreit nach Rache!", brummte Strenlich und nahm den Mund voll Salzstangen.

Alle Anwesenden bogen sich vor Lachen, als sie dem korpulenten Chief wie einen Hund über seinem Napf hockend dabei zusahen, wie er mit dem Knabbergebäck kämpfte. Schließlich richtete er sich wieder auf, rülpste geräuschvoll und griff sich mit finsterem Blick die Flasche.

"Auf wen die Flasche zeigt, der muss zehn Minuten lang auf einem Bein stehen."

Es traf Blake. Er hob abwehrend die Hände. "Ich bin völlig unschuldig, Chief!", beteuerte er mit einem Grinsen.

"Das ist ein Befehl, Detective Blake!", grunzte Strenlich, doch um seine Mundwinkel zuckte es verräterisch.

Blake stellte sich gehorsam hinter dem Kreis auf ein Bein und beobachtete von dort aus zwei weitere Spielrunden. Dann kippte er plötzlich wie ein gefällter Baum zur Seite und landete mit einem kleinen Aufschrei im Sessel. Die Gruppe brach in schallendes Gelächter aus.

"Mein Bein ist eingeschlafen!" erklärte Blake mit einem entschuldigen Lächeln, als er sich wieder in den Kreis setzte.

Dann durfte er die Flasche drehen. "Auf wen die Flasche zeigt, der muss seinen rechten Nachbarn küssen!", verkündete er mit Unschuldsmiene.

Alle hielten den Atem an, als die Flasche auf Peter zeigte. Zu seiner Rechten saß Jody, der plötzlich heiß und kalt wurde. Peter wandte sich betont langsam zu ihr um, legte ihr eine Hand auf die Wange und sein Gesicht näherte sich aufreizend langsam dem ihren. Ein Kribbeln ging durch ihren ganzen Körper und sie schloss die Augen. Peters Lippen berührten die ihren ganz zart, verweilten kurz und lösten sich dann wieder. Ein teils spöttisches, teils bewunderndes Raunen ging durch die Menge und Jody war einen Augenblick lang völlig benommen. Was Peter als nächstes für eine Aufgabe stellte, bekam sie gar nicht mit.

Der Flaschenhals zeigte auf Kermit. Schadenfrohes Grinsen machte sich auf den Gesichtern breit. Kermit ließ keine Regung erkennen, wieder einmal kam ihm seine Sonnenbrille dabei zugute. Er stand gelassen auf und trat in die Mitte des Zimmers. Dort kniete er sich hin und vollführte zur allgemeinen Erheiterung einen formvollendeten Purzelbaum. Jedoch hatte er die Strecke, die er brauchen würde, etwas unterschätzt und landete genau in Peters großem Kaktus, der unter dem Fenster stand.

Er jaulte waidwund, dann stieß er einen Fluch aus, der sich gewaschen hatte und rappelte sich auf. Sein Allerwertester war gespickt mit Stacheln. Dann humpelte er zurück zum Kreis und hielt Peter anklagend sein Hinterteil hin.

"Hättest du die übergroße Güte, mich wieder davon zu befreien, wenn du mich schon in deinen Schwiegermutterstuhl gejagt hast? Ich habe schließlich nicht vor, heute als überdimensionales Cocktailspießchen zu enden."

Peter wurde so von Lachen geschüttelt, dass es ihm beinahe unmöglich war, Kermit die Stacheln heraus zu ziehen.

"Gleich zwölf!", rief Skalany plötzlich und die Damen liefen hektisch um Sektgläser und Sektflaschen.

Blake schaltete den Fernseher ein, damit sie den Countdown mitbekamen. Dann griff er sich eine Sektflasche und mühte sich damit ab, sie zu entkorken. Skalany trat zu ihm.
"Gib her, ich mach das schon.", sagte sie.

Gerade in diesem Moment löste sich der Korken, sprang mit einem lauten "Plopp" heraus, flog quer durchs Zimmer und zerschlug mit einem lauten Klirren eine der Glühbirnen in der Deckenlampe. Der halbe Inhalt der Sektflasche ergoss sich indessen über die erschrockene Skalany, die nun aussah wie eine getaufte Maus.

"Volltreffer!", feixte Kermit. "Und zwar gleich doppelt!"

"Drei… Zwei… Eins..." tönte es aus dem Fernseher. "Should auld acquaintance be forgot..."

Das traditionelle Neujahrslied erklang inbrünstig aus der Bildröhre und die Freunde fielen ausgelassen mit ein.

Peter verteilte die Sektgläser. Bei Skalany angekommen, musterte er sie von oben bis unten, um dann trocken festzustellen: "Du hast schon reichlich, wie ich sehe!"

Skalany schenkte ihm einen giftigen Blick, doch dann musste sie selbst lachen.

"Frohes Neues Jahr!" rief Peter in die Runde und sein Ruf wurde vielstimmig erwidert.

Ende

 

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