Blake klopfte leise an die Tür, Kermit löste sich von seinem Freund und trat ihm hoffnungsvoll entgegen, aber der Gesichtsausdruck des Kollegen verriet ihm, dass es keine guten Nachrichten gab. "Ich bin das gesamte medizinische Personal durchgegangen, das dich", sein Blick ging zu Peter, "ich meine, das anwesend war. Sie sind entweder grade im Dienst oder zu Hause." In dem Moment stellte sich Skalany dazu und verkündete auch ihrerseits, dass die betroffenen Polizeibeamten alle erreichbar waren. Kermit schlug mit der flachen Hand gegen den Türrahmen. In dem Moment piepte sein Computer wieder, schnell sank er auf den Stuhl und öffnete das Fenster, die beiden anderen Kollegen jetzt ebenfalls hinter sich. // Sie sterben so oder so // // Nein! // Dunkelheit. Licht. Karen blutete jetzt zusätzlich zu ihrem Arm und der Hüfte auch am Unterschenkel, bei Cat war eine Wunde am Bauch dazugekommen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wanden sich die zwei Frauen in ihren Fesseln. Kermit machte das Fenster wieder klein, Peter begann wieder auf und ab zu laufen. Skalany und Blake hatten sich zurückgezogen, die zwei Frauen so zu sehen, hatte sie zutiefst geschockt. "Verdammt Peter, du machst mich nervös!", brüllte Kermit ihn plötzlich hilflos an. Der junge Shaolin wollte etwas erwidern, konnte sich aber im letzten Moment zurück halten. Stattdessen sank er in den Schneidersitz und schloss die Augen. * * * Als das rote Licht ausging, schlossen die jungen Frauen die Augen. Was würde folgen? Sie stellten keine Fragen mehr, denn sie erhielten ohnehin keine Antworten. Auch fehlten ihnen mittlerweile die Worte, um einander Trost zu spenden. Schmerz verschleierte ihre Geister, Angst und Panik, gemischt mit Hoffnungslosigkeit ließen sie beide resignieren. Cat dachte an Peter, daran, wie er in dieser Situation gewesen war. Sie wusste, was für Höllenqualen noch folgen würden. Und am meisten Angst hatte sie vor der Peitsche. Aber die kam jetzt nicht (*noch nicht?*). Stattdessen verfing sich scharf ein Wurfstern im Fleisch ihres Unterleibs, der Schmerz ließ sie kurz bewusstlos werden. Kurz danach schrie auch Karen auf. Und dann begann, was schon bei Peter stattgefunden hatte. Mit etwas Salz und viel Grausamkeit holte man sie ins Bewusstsein zurück. Mit halb geöffneten Augen starrte sie in die Dunkelheit. *Peter, hilf mir! Bitte hilf mir!*, flüsterte sie tonlos in Gedanken. * * * Peter wand sich auf dem Boden, er hatte die letzte Öffnung des Fensters verpasst, er war zu tief in der Meditation versunken. Dann sprang er auf und blickte zu Kermit, der ihn verzweifelt, wütend, ängstlich, entsetzt und jetzt auch noch fragend anstarrte. "Ich hatte Kontakt zu ihr", keuchte Peter. Er konnte es sich selbst nicht erklären. "Weißt du wo sie sind?", fragte der ehemalige Söldner sofort hektisch. Peter schüttelte den Kopf und fuhr sich durch Haare. "Nein, es war nur kurz, und ich…", er sah seinem Freund in die Augen, wieder bahnten sich Tränen ihren Weg "Sie ist so schwach Kermit", fügt er leise hinzu. "Sie schafft das, Partner. Sie werden es beide schaffen!", sagte Kermit um seinen Freund zu trösten, aber sicher war er sich schon lange nicht mehr. Peter sah ihn jetzt mit rötlich geränderten Augen in die seinen. "Ich wollte sie heiraten", wimmerte er plötzlich. "Ich…" Kermit nahm ihn einfach fest in den Arm. Seinen eigenen Schmerz verdrängte er für den Moment, er wusste, dass es aktuell wichtiger war, dass sein Freund auf dem Damm blieb. Nach einigen Sekunden gab der Computer wieder ein Piepsen von sich, die beiden Männer traten vor den Bildschirm. Es war das Polizeisystem, das gepiept hatte. Hoffnungsvoll ließ sich Kermit die Ergebnisliste anzeigen. Er hatte so viele Parameter eingegeben, dass er hoffte, dass es nicht viele Verdächtige waren. Seine flache Hand donnerte auf den Tisch. "Siebenundsiebzig mögliche Gangster, die einen Ehepartner hatten, der mit A anfängt und denen wir was getan haben", knurrte er wütend. "Das sind zu viele!", Peter wischte sie die letzten Tränen weg und sah ihn dann an, sein Verstand setzte sich wieder Bewegung. "Nimm die raus, die wieder auf freiem Fuß sind." Kermit tat wie ihm geheißen. "Zweiundsechzig", verkündete er. Peter schloss kurz die Augen, er versuchte die Empfindung, die er beim Berühren des Ringes hatte, zurückzuholen. Sie kamen nicht, dafür aber etwas anderes. "Die Gravur…" "Nicky ist noch dran…" "Nein. Sie ist abgegriffen. Nimm alle raus, die, weiß nicht, weniger als zehn Jahre verheiratet waren." Kermit hackte eine gefühlte Ewigkeit auf die Tastatur ein. "Siebenundvierzig." Der PC piepste wieder. // Sie leiden // Er stand auf und schlug gegen die Wand. Das konzentrierte Arbeiten hatte ihn für einen Moment abgelenkt, umso stärker kamen jetzt die Emotionen zurück. Peter fuhr sich durch die Haare. Ihre Blicke trafen sich. "Ich kann das nicht mehr, verdammt!", sagte Kermit leise, Peter sah das Entsetzen in seinen Augen, dasselbe, welches damals darin gelegen hatte, als er ihn bat, das Kommando zu geben. "Wir müssen antworten", sagte der ehemalige Söldner, nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte. Peter nickte. "Nein." Kermit stimmte stumm zu und tippte es ein. Der Bildschirm verdunkelte sich. Peter sank zu Boden und versuchte erneut, seine Freundin zu erreichen. * * * "Bitte", flüsterte Karen Simms in die Dunkelheit, als die Tür zum unzähligsten Mal aufging. Sie wusste, dass es keinen Zweck hatte, aber dennoch bewegten sich ihre Lippen. Die Schritte kamen auf sie zu, sie schloss die Augen und wartete. Dann kam es, ein Feuerwerk aus Schmerz, dass sich durch ihren Körper schob wie eine Druckwelle. Sie brauchte einen Moment, um zu realisieren, was es war. Ein Dolch. Ein Dolch mitten in ihrem Bauch. Cat schrie auf, als sie das Geräusch von Karen vernahm. Es war kein Schrei gewesen, kein Stöhnen. Ein abgehakter Laut, plötzlich zu Ende. Stumm horchte sie jetzt und betete, ein Geräusch von ihr zu hören, irgendetwas. Aber sie hörte nur die Schritte, vor ihr, im Begriff dasselbe zu tun, wie eben bei dem Captain. Auch ihr Unterleib wurde durchbohrt, die Dolchspitze durchstieß ihre Haut und alles, was im Weg war. Scharf sog sie Luft ein, aber der Schmerz ließ sich nicht eindämmen, nicht verringern. Glühend pulsierte er durch ihre Adern, bis hin zu ihren Augen, die weit aufgerissen in die Dunkelheit starrten. Dann fühlte sie Atem an ihrem Ohr, ganz nah. "Bye bye, Süße!", flüsterte die Stimme sarkastisch, mit einer diebischen wie diabolischen Freude. Cat erstarrte. Diese Stimme! * * * Kermit stöhnte nur, als das Bild zurück auf den Bildschirm kam. Peter erhob sich, enttäuscht dass er seine Freundin nicht hatte erreichen können. Jetzt kam er zu Kermit, und er fühlte sein Herz stehen bleiben. "Sind das…", fragte er, fast apathisch. Kermit nickte mit geschlossenen Augen. "Wir haben nicht mehr viel Zeit", flüsterte er, von seinen Gefühlen überwältigt. Dann klingelte das Telefon. Die beiden Männer sahen sich an, erwarteten einen weiteren bösen Streich, als Kermit abnahm. "Hier ist Nicky, der Ring, ich hab ihn in Säure gelegt, und…" "NICKY!" "A-L-I. Die ersten drei Buchstaben, mehr konnte ich leider nicht…" Die Leitung war schon lange unterbrochen. Kermit ließ seine Finger wieder über die Tastatur fliegen, gab den neuen Anhaltspunkt ein. Gefühlte Stunden dauerte es, bis der Computer die verbliebenen siebenundvierzig gefiltert waren. "Drei!", sagte Kermit laut, wieder etwas Hoffnung in der Stimme. Augenblicklich rief er sich die Daten auf den Bildschirm. "Victor Frost, seine Frau Aline Frost, keine Kinder, keine Geschwister." Peter schüttelte den Kopf. "Melanie Harrison, Ihr Mann Alistor, keine Kinder, zwei Brüder." Wieder verneinte Peter. "Douglas Foulton, Frau Alice Messer, eine To…" "SCHEIßE!", brüllte Peter dazwischen. Er schlug sich selbst vor die Stirn, Kermit sah ihn mit großen Augen an. "Cats Therapeutin, verdammt! Dr. Gwen Messer!" Kermit starrte zu ihm hoch, dann regten sich seine Lebensgeister wieder. "Ihr Vater ist letztes Jahr im Knast gestorben. Kein Wunder, dass sie alles so genau wusste", zischte er zornig. Beide Männer merkten gar nicht, dass die gesamte Belegschaft des Reviers sich vor Kermits Bürotür versammelt hatte. Mit doppelter Geschwindigkeit ließ Kermit seine Finger jetzt über die Tastatur tackern, bis er plötzlich aufsprang. "Die Familie besitzt ein Lagerhaus in East Chinatown. 2352 Harrison." Kermit schnappte seinen Laptop, der Chief brüllte schnelle Anweisungen an seine Mitarbeiter, Blake verständigte die Rettungskräfte. Die Kolonne raste mit wildem Blaulichtgetöse durch Chinatown, allen voran die Corvair, mit Kermit am Steuer und Peter auf dem Beifahrersitz, den Laptop auf dem Schoß. Er piepste. // Sie flehen darum, sterben zu dürfen // Peter strich sich übers Gesicht, ein einzelner Schluchzer entwich seiner Kehle. Kermit sah kurz zu ihm rüber. "Was hat sie geschrieben?", fragte er fordernd. Peter sah ihn an, er drückte die Lippen fest zusammen, ehe er mit dünner Stimme vorlas. "Verdammt!", entfuhr es dem Ex-Söldner hilflos, Peter trippelte mit den Fingern. "Hoffentlich sind wir nicht zu spät", murmelte er. Noch bewegten sich die beiden Frauen auf dem Bildschirm, aber eine weitere Verletzung konnte sie das Leben kosten. "Wir brauchen noch ein paar Minuten", sagte Kermit unzufrieden darüber, er fuhr schon so schnell er konnte. Peter starrte auf das Textfeld. "Verdammt, was machen wir jetzt?" Es piepste erneut. // Sie bluten, sie leiden, sie sterben // Peter antwortete sofort. // Nein! // Erst danach las er widerwillig vor, was Gwen Messer geschrieben hatte. Kermit drehte es den Magen rum. Peter starrte unterdessen auf den schwarzen Bildschirm, in ängstlicher Erwartung dessen, was ihn erwartete. Endlich leuchtete das Bild wieder auf, durch die Windschutzscheibe sah er das Lagerhaus. "Und?", fragte Kermit hektisch. Peter musste schlucken. "Sie leben noch", sagte er dünn. Er musste nicht betonen, wie knapp die Zeit war. Dann kam die Kolonne quietschend zum Stehen, die Polizisten formierten sich, während Peter und Kermit zu zweit darauf zu rannten, um den Laden zu stürmen. * * * Immer wieder pendelte ihr Geist in die Bewusstlosigkeit ab, und immer wieder wurde er durch höllischen Schmerz zurückgeholt. Wieder öffnete sich die Tür, sie konnte nur noch stöhnen. Was auch immer kam, sie wünschte sich nichts sehnlicher, als sterben zu dürfen. Wie hatte Peter das nur aushalten können. "Karen?", flüsterte sie leise und kraftlos. "Cat?", kam die ebenso schwache Antwort. Mehr nicht. Die Feststellung, dass die andere noch am Leben war. "Ladies!", ertönte die liebliche Stimme des Entführers, der Entführerin. Wäre sie nicht so kraftlos gewesen, hätte Cat mit Entsetzen reagiert, mit Panik. Aber jetzt nahm sie es nur wahr, mehr nicht. Zu groß waren ihre Pein und der Nebel um ihrer Seele, als dass sie jetzt realisieren konnte, dass sie sich in den letzten Monaten dem Feind anvertraut hatte. "Warum?", flüsterte sie leise. Aber sie bekam wie immer keine Antwort. Nicht auf ihre Fragen. Dann durchzog sie wieder Feuer, höllisch brannte ihre Wunde im Unterleib, als der Dolch wieder herausgezogen wurde. Sie fühlte das warme Blut, das jetzt aus der Verletzung sickerte, die zuvor vom Dolch verstopft gewesen war. Die Geräusche, die von Karen zu ihr drangen, ließen sie ahnen, dass es ihr genauso ging. Aber ihr Geist war umschlungen von Schatten, sie konnte nicht mehr klar denken. Dr. Messer ging wieder, und mit ihr verlor sich auch das Bewusstsein der beiden Frauen irgendwo im Raum. * * * Peter und Kermit rannten allen voran auf die Eingangstür zu, der Shaolin zog sie auf und griff sogleich seinen Freund am Kragen, als der hineinrennen wollte. Entsetzt sah er Peter an. "Wir haben keine Zeit!", zischte er wütend. Peter starrte ihm eindringlich in die Augen. "Lichtschranken", sagte er leise. "Na und? Soll sie doch wissen, dass wir kommen!", knurrte Kermit und wollte sich wieder fort bewegen, Peter aber zog ihn erneut zurück. "WAS-DENN-NOCH?" fragte der ehemalige Söldner bedrohlich. Peter zog sein Gesicht direkt vor sich. "Verdammt Kermit, die Harakiri-Methode funktioniert hier nicht! Bist du sicher, dass nicht Karen und Castor an den Lichtschranken hängen und, was-weiß-ich, Stromschläge bekommen oder so?" Kermit schüttelte sich kurz, Peter ließ ihn los. Während der Shaolin die Augen schloss und sich sammelte suchte Kermit die Umgebung mit den Augen ab, aber er sah die Warnanlagen nicht. Dann begab Peter sich in Bewegung, langsam setzte er einen Fuß vor den anderen, die Augen verschlossen. In der Ecke seines Geistes, in die sie die Konzentration geschoben hatte, waberte wieder die Frage, warum es auf einmal wieder klappte, warum er wieder ruhig wurde. Aber sein Vater gab ihm dieselbe Antwort wie schon vor ein paar Stunden, auch wenn es Jahre her schien. Peter schüttelte den Gedanken vollständig ab und konzentrierte sich wieder auf seine Sinne. Er wusste, dass es seinem Freund überhaupt nicht wohl dabei war, ihn allein da rein zu lassen, aber er konnte es nicht ändern, es wäre zu Zeitaufwändig gewesen, ihm die Fallen einzeln zu zeigen und ihn da durch zu manövrieren. Während Peter in den richtigen Momenten den Fuß hob oder sich duckte, trat Skalany neben Kermit, der mit aufgerissenen Augen hinter ihm her starrte. Sie drückte ihm eine Dose Haarspray in die Hand. Sofort begriff der Ex-Söldner, was sie damit meinte und er begann, es vor sich zu sprühen. Tatsächlich sah er jetzt die dünnen, roten Linien, die sich durch de Raum erstreckten. Langsam folgte er Peter und hoffte inständig, dass das Spray reichte. Peter erreichte eine Tür, sofort änderte sich seine Haltung, vom ruhigen Shaolin wurde er wieder zum wuseligen jungen Ex-Cop. Er drehte sich zu Kermit um, der noch zehn Meter zurückzulegen hatte. Er schien ihm aber mit einem Blick sagen zu wollen, dass er warten sollte. Peter schüttelte andeutungsweise den Kopf und versuchte dann die Tür zu öffnen. Sie war abgeschlossen. Bis Peter seine Hände gerieben und das Schloss geöffnet hatte, stand Kermit neben ihm, sie nickten sich nur ernst zu, der Cop zog seine Desert Eagle und riss mit ihr im Anschlag die Tür auf. Gwen Messer fuhr erstaunt herum und starrte die beiden Männer zunächst geschockt, dann belustigt an. "Sie kommen zu spät, Gentleman! Die Damen sterben, genauso wie mein Vater gestorben ist, in einem Gefängnis, in dem er Höllenqualen erleiden mu…" "SEIEN SIE STILL!", brüllte Kermit sie an, seine Stirn war schweißnass, die Waffe in seiner Hand fühlte sich schwer an, sein Herz zerriss bei den Worten dieser Frau. Auf dem Bildschirm, vor dem Gwen Messer gesessen hatte, sah Kermit dasselbe Nachtsicht-Bild, wie eben noch auf den Laptop. Nur hingen die zwei Frauen jetzt regungslos in den Seilen. "Kermit!", flüsterte Peter um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass sie zu den Frauen mussten, für unbändige Wut auf die Psychologin war auch später noch Zeit. Er steckte die Pistole weg und legte ihr schnell und grob Handschellen an, wobei sie ihn laut auslachte und wiederholte, dass sie zu spät seien. Dann suchte Kermit den Schalter, um alles abzustellen und das Licht in der Halle anzuschalten. Hektisch wanderten seine Hände über die Tastatur, den Schreibtisch, bis Peter ihm auf die Schulter schlug und zwei Knöpfe betätigte. Sofort wurde der Bildschirm gleißend hell, die Nachtsichtkamera wurde geblendet, und sie hörten die Schuhe unzähliger Cops hinter sich. Peter riss jetzt die nächste Tür auf und sprang mit langen Sätzen zu Cat, die in leblos in ihrem Gestell hing. Die Rettungsmannschaften waren nah hinter ihnen. "Bitte nicht", flüsterte Castor leise, kaum hörbar, im Delirium. Es traf Peter mitten ins Herz, was mit ihr passiert war. Während zwei Polizisten damit beschäftigt waren, ihre Fesseln zu lösen, legte Peter seine Hände um ihr Gesicht. "Ich bin's, Süße! Ich bin hier! Komm schon, Liebling! Bitte!", wimmerte der Shaolin auf die bewusstlose Frau ein, als er plötzlich nach hinten gezogen wurde. Es waren Skalany und Jody, die den Sanitätern freie Bahn machten, um Cat zu versorgen. Peter starrte sie mit leeren Augen an. Kermit trat nach einem Moment ebenfalls von Karen zurück, wenn auch widerwillig. Er stellte sich neben Peter, und beide starrten sie auf das wichtigste in ihrem Leben, wie es an Schläuche angeschlossen, verbunden, fixiert wurde. Peter trat wieder nach vorne, langsam und vorsichtig waren seine Schritte, die Freunde sahen ihm zu. Er trat an das Kopfende der Trage und kniete sich hin, der Notarzt behandelte grade notdürftig die Bauchwunde. Sanft legte er seine Fingerspitzen auf ihre Schläfen und schloss die Augen. Er hoffte ein Gefühl zu bekommen, wie es bei Skalany gewesen war. Aber es kam nichts. Dann wurde die Trage weggenommen, und Peter blieb auf dem blutigen Boden zurück, das Gesicht in den Händen begraben. "Peter?", fragte Jody sanft. Kermit ging neben Karens Trage her, hielt ihre Hand, auch wenn sein Blick für eine Sekunde zu Peter wanderte. Der nickte, als wollte er Kermit die Absolution erteilen, dass dieser jetzt nicht zu ihm kam. Dann blickte der Shaolin verzweifelt in die Augen seiner früheren Partnerin. "Ich hab nichts gefühlt!", wisperte er entsetzt. "Sie ist so schwer verletzt!" Er fing an zu schluchzen, Jody nahm ihn in den Arm. Dann endlich erhob er sich, umarmte sie noch einmal dankbar und rannte dann dem Notarzt hinterher. Draußen wartete Kermit an der Corvair, die beiden Krankenwagen fuhren schon mit lautem Geheul die Straße hinunter. * * * Die beiden Männer traten dem Arzt entgegen, der jetzt zu ihnen kam. Der blickte von einem zum anderen. "Miss Troy ist jetzt im Aufwachraum. Sie hat die Operation gut überstanden. Wenn es keine Komplikationen gibt, wird sie bald aufwachen." Peter schluchzte erleichtert auf, Kermit drückte fest seine Schulter, auch wenn er nervös auf Nachricht von Karen wartete. Der Shaolin fuhr sich kurz übers Gesicht und wandte sich dann wieder dem Arzt zu, der jetzt Kermit fixierte. "Miss Simms wird noch operiert. Aber auch bei ihr sieht es gut aus." Kermit nickte dankbar. Dann nahm er seine Brille ab und sah Peter an, während der Arzt sich zurückzog. Kräftig gaben sie sich die Hand, in beiden Herzen kochte die Emotion über. "Danke Partner, ohne dich hätte ich es nicht geschafft." "Und ich nicht ohne dich!" Dann spürten sie beide eine Hand auf der Schulter, es war Lo Si. Peter sah ihn mit großen Augen an. "Ich dachte, du kommst erst…" Der Alte machte eine vielsagende Handbewegung und lächelte verschmitzt. Dann gab er Peter etwas in die Hand, ohne den Blick von dessen Augen abzuwenden. Der junge Mann musste nicht hinsehen, um zu wissen, was es war. "Du solltest jetzt zu ihr gehen, sie wacht gleich auf", gab der Ehrwürdige ihm zu verstehen. Peter drehte den Gegenstand in der Hand, blickte dann zu Kermit. "Nun geh schon!", schob er ihn mit einem Grinsen von sich weg, "ich schaff das schon!" Peter sah von einem zum anderen, dann machte er sich auf den Weg. Er hörte Lo Si hinter sich, als er Kermit versicherte, dass auch Karen wieder gesund werden würde. Vor der Tür des Aufwachzimmers atmete Peter noch einmal tief durch. Langsam drückte er die Klinke runter und schob die Tür auf, um gleich wieder zu stocken. Konnte das sein? Er kniff die Augen zusammen, schüttelte den Kopf und sah wieder hin. Die Gestalt mit dem schwarzen Seidenhemd und dem weißen Kranich darauf, die seiner geliebten Freundin die Hand auf die Stirn gelegt hatte, war fort. Stattdessen öffnete Cat die Augen. Mit einem Satz war neben ihr und nahm ihre Hand, das Bild noch im Hinterkopf. Hatte er es sich nur eingebildet? Mit einem dünnen Lächeln sah sie zu ihm hoch. "Mir war, als wäre eben jemand hier gewesen, als…", flüsterte sie, als könne sie selbst nicht verstehen, was sie versuchte zu sagen. Peter schmunzelte, er drückte einen Kuss auf ihren Handrücken. "Mir auch", antwortete er glücklich und schloss für einen Moment die Augen. ~Ein wunderbarer Mensch, mein Sohn. Halte sie fest~ "Das werde ich Vater", gab Peter leise und in sich gekehrt zurück. "Was?", fragte Cat nach, sie sah ihn mit großen Augen an, ihre Stimme war dünn, schien aber mit jedem Wort an Stärke zu gewinnen. Peter strahlte sie an, dann nahm er den Gegenstand aus seiner Hosentasche, drehte ihn in der Hand und sah seiner Liebsten in die Augen. "Ich wollte dich etwas fragen, Liebling." Seine Lippen formten sich zu einem Lächeln, das den ganzen Raum erfüllte. Neugierig starrte zu ihm auf. "Ja, Honey?" Tief holte er Luft. "Cat, Süße, möchtest du… möchtest du mich heiraten?" Ihre Augen verrieten ihm die Antwort, ehe sie sie aussprach. Eine Glücksträne kullerte ihre Wange hinunter, sie verschlang ihre Hände hinter seinem Nacken, soweit ihre Verletzungen das zuließen, und zog ihn zu sich hinab, um ihm einen innigen Kuss auf die Lippen zu drücken. "Ja", hauchte sie, von ihren Gefühlen und ihrer Liebe überwältigt. Peter zog den Ring aus der Schatulle und streifte ihn über ihren Finger. Glücklich schaute sie darauf in sein Gesicht, dann küsste sie ihn erneut. "Ich liebe dich, Peter!" "Ach übrigens", setzte sie an, nachdem der erste, romantische Moment verflogen war, "ich hab den Job!" Peter lachte laut auf, wie konnte sie nur jetzt daran denken, dann stimmte sie mit ein. Er gab ihr einen liebvollen Kuss auf die Stirn und konnte sein Glück kaum fassen. Und in Gedanken formte er ein ~Danke, Vater~, von dem er sicher war, dass es sein Ziel erreichte. ENDE
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