"Was denkst du grade?", fragte Cat klischeehaft. Sie musste selbst darüber schmunzeln, wie die Frage klang, allerdings war sie völlig ernst gemeint. Sie streichelte Peters Arm, den er um sie gelegt hatte. Mit ihrem Rücken an seiner Brust lagen sie auf dem Sofa und jeder hing seinen eigenen Überlegungen nach. "Ich frage mich, ob ich dich immer werde beschützen können", gab er gedankenverloren zurück. Sie ließ die Worte einen Moment auf sich einwirken, ehe sie darauf reagierte. "Wie kommst du darauf?" "Wenn wir verheiratet sind, wird der Fokus der dunklen Mächte, -und der fiesen Gangster-, noch mehr auf dich gerichtet sein. Ich mach mir einfach Sorgen", antwortete er wahrheitsgemäß und strich ihr übers Haar, ehe er seinen Arm von Cat an den ursprünglichen Platz zurückholen ließ, wo sie sanft seine Brandzeichen mit den Fingerspitzen nachzeichnete. "Weil du ein Shaolin bist?" "Weil ich dich liebe!" Wieder schwiegen sie einen Moment, ehe Cat erneut das Wort ergriff. "Hast du dir diese Sorgen auch bei den anderen Frauen gemacht, die früher an deiner Seite waren?" "Ja, aber…", er stockte. Sie ließ ihm eine Weile, allerdings kam keine Ergänzung. "Aber was?" "Aber zwei von ihnen waren Cops. Sie trugen eine Waffe und konnten sich verteidigen." "Zwei von…?", fragte sie schnell. "Dreien. Wirklich ernsthaften Beziehungen." "Erzählst du mir von ihnen?" Es ging nicht um Eifersucht oder Neugier, sondern es war pures, ernsthaftes Interesse an seinem früheren Leben; und er verstand es auch genau so. "Da ist Kelly Blake, du kennst sie. Sie ist
heute die Freundin von Chief Strenlich." Sie reagierte mit einem angedeuteten Nicken, schwieg aber. "Und Rebecca Calvert. Sie war die Assistentin des Staatsanwalts." "War?" "Ja, sie… sie ist tot. Er war besessen von ihr und hat sie… getötet. Weil er sie nicht mit mir teilen konnte. Ich sollte dafür ins Gefängnis gehen. SIE konnte ich nicht beschützen." "Das tut mir Leid, Honey, ich wusste nicht, dass…" "Schon gut. Du hast ein Recht das alles zu erfahren. Und ich möchte auch, dass du so viel von mir weißt, wie es geht. Und dazu gehören eben nicht nur schöne Erinnerungen. Du hast mir ja auch von deiner Familie erzählt." Er machte eine Pause und fuhr sich durch die Haare. "Ich glaube fast, Rebecca habe ich am meisten geliebt. Ich wollte ihr einen Antrag machen, an dem Abend, an dem sie starb. Sie war wunderbar, aber dann plötzlich so verändert. Wir haben uns gestritten. Dann wurde sie in ihrer Wohnung umgebracht." Cat streichelte weiter sanft seinen Arm, mehr konnte sie aktuell nicht tun. Peters Stimme war ruhig und gleichmäßig, sie spürte die leichte, sonore Vibration seines Brustkorbs, während er sprach. "Die letzte Frau vor dir heißt Jordan McGuire. Ich glaube, wir haben damals verdammt gut zusammen gepasst. Sie war, -also sie ist-, forsch und aufmüpfig, unzähmbar und wie ein Wirbelwind. Genauso wie ich damals. Sie hat sich nie etwas sagen lassen." Cat starrte aus dem Fenster, während sie Peters Unterarm entlangfuhr und seinen Worten lauschte. "Am Anfang hatte sie kein Problem damit, dass ich den Dienst quittiert habe und Shaolin wurde, aber mit der Zeit wurden wir uns immer unähnlicher. Ich wurde ruhiger, habe ihr kein Kontra mehr gegeben, hatte meinen Dickkopf abgelegt. Oder zumindest stark zurückgeschraubt. Dann passte es plötzlich nicht mehr." "Ihr habt euch getrennt?" "Ja. Im Guten. Und mit vielen Tränen. Das war vier Monate, nachdem ich meiner Bestimmung gefolgt bin. Kurz drauf hat sie sich auch nach Philadelphia versetzen lassen, weil ihre Mutter dort lebt und krank wurde. Ich hab seitdem leider nichts mehr von ihr gehört. Aber ich war ja auch lange nicht in der Stadt." "Aber dich lass ich nicht gehen!", sagte er zum Abschluss und drückte sie mit dem einen Arm. Langsam drehte sie sich zu ihm um und sah ihm in die Augen. Er war der Mann, auf den sie gewartet hatte, und sein Blick verriet, dass ihre Liebe in vollem Umfang erwidert wurde. Sie küssten sich gedankenverloren, dann aber zog Cat sich ein Stück zurück und blickte in sein Gesicht. Sie legte Peter ihre Hand auf die Wange. "Du solltest dir keine Sorgen um mich machen! Ich bin hier bei dir, weil ich nichts anderes auf dieser Welt lieber möchte. Ich will dich heiraten, weil du der Mann meiner Träume bist und ich nie wieder von deiner Seite weichen werde. Und wenn sich zu meinen Füßen der Höllenschlund öffnet, ich werde dich niemals verlassen!" Peter lächelte ihr gerührt ins Antlitz, aber sie musste kein Shaolin sein, um den beunruhigten Hintergrund zu sehen. Sie hob fragend eine Braue. "Aber du musstest schon so viel Leid ertragen…", gab er der ungestellten Frage zur Antwort. "Weil ICH mich für dich entschieden habe. Es war ganz allein MEINE Wahl." "Trotzdem…" "Sag mal", polterte sie forsch dazwischen. Auf ihren Lippen kräuselte sich jetzt ein verspieltes Grinsen, "willst du mich heiraten oder vergraulen?" Er lachte auf und blickte ihr dann wieder tief in die Augen. "Ich will nichts auf dieser Welt mehr, als dich meine Frau nennen zu dürfen", strahlte er sie jetzt an. Sie erwiderte den liebevollen Blick, auch wenn das verschlagene Lächeln noch nicht ganz abgeklungen war. "Dann solltest du jetzt ganz schnell ruhig sein", ihre Stimme wurde leiser, sie rutschte wieder ein Stück auf sein Gesicht zu. "Sonst?", fragte er, jetzt auch flüsternd. Sie war nah vor ihm, ihre Lippen fast an seinen. "Muss ich dich gewaltsam vom Sprechen abhalten", murmelte sie, ehe sie ihn intensiv und fordernd küsste. Sofort erwiderte er ihre Leidenschaft und schloss seine Arme fest um ihren Rücken, sie strich sanft durch seine Haare, streichelte seinen Nacken hinab. Dann verschwand alles um sie herum in glühender Liebe und brennender Begierde. ******* Kermit begrüßte seinen Freund durch einen Schlag auf die Schulter. Peter drehte sich zu ihm um und schenkte ihm ein Lächeln. "Schön, dass du es einrichten konntest", sagte Peter. "Kein Problem. Kam im Büro ohnehin nicht weiter. Eine Pause tut mir vermutlich ganz gut." "Du kamst nicht weiter? Womit denn? Dem Dechiffrieren geheimer E-Mails? Dem Aufdecken eines Staatskomplotts?", grinste er mit hochgezogenen Augenbrauen. Kermit lachte auf. "Nein, eigentlich nur damit, mir zu überlegen, was ich, also wir, euch zweien zur Hochzeit schenken sollen. Auch wenn noch ein paar Monate Zeit bis zum Frühjahr sind." Peter musste schmunzeln. Kermit konnte ihn immer wieder überraschen. "Du weißt, dass ihr…" "Papperlapapp! Du glaubst doch nicht wirklich, dass wir mit leeren Händen kommen, oder?" "Nicht wirklich, nein", antwortete er, mit den Gedanken schon weiter. "Also, warum wolltest du mich sprechen?" Kermit folgte Peters Blick über die Brüstung des Balkons auf Chinatown. "Es klang ganz schön wichtig am Telefon." Peter drehte sich jetzt zu ihm um und legte seine Hand freundschaftlich auf die Schulter des Ex-Söldners. Tief sah er ihm durch die, für ihn nicht-existente, Sonnenbrille in die Augen. "Das ist es auch. Für mich!" sagte er mit gewichtigen Worten. Kermit hielt dem Blick abwartend stand, auch wenn er glaubte, tief in Peters Seele blicken zu können. "Ich wollte dich fragen, ob du…", er lächelte, fast nervös, "ob du mein Trauzeuge sein würdest?" Für einen winzigen Moment schlug er die Augen nieder, ehe sie unsicher wieder zu Kermits fanden. Der legte seinem Freund jetzt auch die Hand auf die Schulter. "Es gibt nichts, was ich lieber täte!", antwortete er ernst und aufrichtig. Dann legte sich das Kermit-Grinsen auf sein Gesicht und er fügte hinzu: "Ich hab schon Angst gehabt, du fragst jemand anderen!" Peter lachte auf, er wusste genau, dass auch der letzte Satz seines besten Freundes ernst gemeint war. Aber er wusste auch, dass es dem vermeintlich harten Kerl unangenehm wäre, wenn Peter dieses Wissen laut aussprechen würde. Ihre Freundschaft brauchte nicht viele Worte, das gehörte zu den Dingen, die der junge Shaolin so daran schätzte. Sie verstanden sich stumm, und wann immer es nötig war, konnte der eine fühlen, was der andere brauchte. Und an dem schönsten Tag seines Lebens, wenn er die Liebe seines Lebens für immer an sich binden würde, wollte er niemand anderen an seiner Seite haben, als diesen schroffen, mürrischen, liebenswerten, großartigen und treuen Freund. ********** "Captain, ich hab hier die neuen Dienstpläne, aber ich fürchte, wir werden Probleme bekommen." "Warum?" "Weil Blake auf einem Seminar ist, Skalany Urlaub hat und Powell jetzt schon mehr Fälle auf ihrem Schreibtisch hat, als sie bearbeiten kann. Ich hab keine Ahnung, wem ich die Nachtschicht am Wochenende geben soll." "Was ist mit Kincaid?" Der Chief stieß einen leichten Pfiff aus, es war kein Geheimnis, dass er dem jungen Polizisten nicht allzu viel zutraute. "Ich weiß nicht, er hat noch nie eine Nachtschicht ganz allein gehabt." Der Captain stand auf und trat auf den kräftigen Mann zu. "Vielleicht sollten sie es einfach mal ausprobieren. Wär doch möglich, dass er sie überrascht! Und im Übrigen können sie mich auch noch als Bereitschaft eintragen, sollte uns in Chinatown überraschend der Himmel auf den Kopf fallen." Sie lächelte ihn an, schlug ihm auf die Schulter und trat aus ihrem Büro, der Chief guckte ihr groß hinterher. "Was ist denn mit der los? So locker kenn ich sie gar nicht!", murmelte er leise. "Tja, auch der Captain ist nur ein Mensch, Chief", beantwortete Kermit mit einem Grinsen im Gesicht. Verblüfft drehte er sich um, er hatte die Anwesenheit des ehemaligen Söldners, der sich jetzt schon wieder in sein Büro verzog, gar nicht bemerkt. "Wenn sie noch menschlicher wird, bekomm ich Angst", sagte er leise, kopfschüttelnd, und ging dann zu T.J., um ihn über den neuen Dienstplan zu informieren. ************ Vorsichtig klopfte Cat an die Tür und drückte sie auf. Lo Si stand mit dem Rücken zu ihr und drehte sich grade um, zwei dampfende Schalen auf einem Tablett. "Hallo, Lo Si!", begrüßte sie ihn mit einem Lächeln. "Hallo, Castor. Schön, dass du hier bist." "Wir waren doch verabredet", gab sie Schulter zuckend zurück. "Und dennoch weißt du, dass du nicht kommen musst. Nicht Pflichtgefühl führt dich zu mir, sondern der Wunsch nach Klarheit." Er bot ihr mit einer Geste einen Platz und einen Tee an; beides nahm sie dankbar an. "Worüber möchtest du heute sprechen?", fragte der Alte, nachdem er sich ihr gegenüber gesetzt hatte. Cat verschränkte die Finger und blickte zu Boden, nervös trippelte sie auf ihren Handknöcheln. "Es ist eigentlich… naja… wie soll ich sagen… nichts wirklich Wildes", stotterte sie unsicher. "Aber es bedrückt dich." "Schon, aber ich sollte damit eigentlich nicht deine Zeit verschwenden, schließlich hast du so viel Wichtiges…" "Meine Zeit gehört jedem, der Sorgen hat und Hilfe braucht. Und wenn DU Sorgen hast, egal welcher Art, dann gehört sie in diesem Moment dir." Er lächelte ihr gütig entgegen und sie konnte sich nicht erwehren, auch zu lachen. "Aber trotzdem. Es ist ja eigentlich nur mein Problem. Und vielleicht ist es auch gar keins…" "Castor, bitte. Wir treffen uns doch jetzt lange genug, um über das Vergangene und alles, was dich belastet, zu sprechen." "Und dafür bin ich dir unendlich dankbar! Ich weiß nicht, ob ich das alles sonst hätte verkraften können. Aber…" "Vielleicht solltest du mir die Einschätzung überlassen, ob dein Problem meine Zeit verdient", fuhr er ihr verschmitzt dazwischen. Lächelnd ergab sie sich und nahm einen Schluck Tee. "Also gut, du hast gewonnen. Ich habe mir Gedanken über die Hochzeit gemacht. Und ich hab mir überlegt, wer mir an nächsten steht. Das sind du und Kermit, also natürlich nach Peter. Du traust uns, -wofür ich dir noch mal herzlich danken möchte-, und Kermit ist Peters Trauzeuge. Und ich…" sie fuhr sich durch die Haare und nahm noch einen Schluck Tee. "Du weißt nicht, wen du als deine Trauzeugin oder deinen Trauzeugen auswählen sollst", ergänzte der Ehrwürdige den angefangenen Satz. Cat nickte nur und biss sich leicht auf die Unterlippe. "Ich habe alle unsere Freunde wirklich gern, aber sie sind… wie soll ich sagen… eigentlich Peters Freunde. Versteh mich bitte nicht falsch, sie haben mich mit offenen Armen aufgenommen; aber dennoch ist niemand da, der heraus sticht, jemand, der…" stammelte sie hektisch und durcheinander. Lo Si lächelte sie an und nahm erst einmal einen Schluck aus seiner Schale. Der Alte ergriff ihre Hände und beruhigte sie damit. Sie schloss die Augen und atmete tief durch, dann sah sie ihn Hilfe suchend an. Vielsagend breitete der Apotheker die Arme aus. "In einer Hinsicht hast du Recht. Dein Problem ist eigentlich keines!" Sie starrte ihn mit großen Augen an. Mit dieser Antwort hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. "Aber das kannst du nicht wissen. Dein Geist ist so vernebelt, dass du es nicht erkennen kannst." Mit großen Augen lauschte sie seinen Worten. "Und wie kann ich den Nebel beseitigen?" fragte sie vorsichtig. "Du musst alle deine Gefühle beiseite schieben und dich auf das Wesentliche konzentrieren! Die Antwort auf deine Frage", sagte Lo Si in seiner typischen, langsamen Art, die aber keinen Zweifel an der Richtigkeit der Worte aufkommen ließ. "Ich… was meinst du damit?" "Du weißt eigentlich, wen du fragen möchtest. Aber Empfindungen wie Scheu, Scham und Angst hindern dich daran." "Ich bin mir nicht so sicher, ob ich es so genau weiß", murmelte sie leise. Lo Si reichte ihr die Hände, welche sie umgehend ergriff. Wieder fühlte sie diese Ruhe in ihr Bewusstsein eindringen. "Schließ die Augen, Castor. Konzentriere dich auf deinen Geist, stelle ihn dir vor." Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, Cat hatte die Lider geschlossen und die Stirn zog sich in angestrengte Falten, der Alte musterte sie aufmerksam, um zu sehen, wann sie bereit war. "Was siehst du?" "Es ist alles grau." "Jetzt denke an die Frage, die du hast. Was siehst du dann?" Wieder eine Pause. "Der Nebel lichtet sich, wie Nebelschwaden." Ein Moment Stille, der Ehrwürdige beobachtete ihre Gesichtszüge. "Ich sehe Gesichter. Aber sie sind verschwommen und bewegen sich. Sie kommen auf mich zu."
"Sie fliegen an mir vorbei. Sie fliegen alle durch mich durch!" "Warte auf das Gesicht, das nicht an dir vorbei fliegt, dass vor deinem inneren Auge verharrt!" Nach einem weiteren Moment öffnete sie die Augen und strahlte den Alten an. "Vielen vielen Dank Lo Si! Ich weiß gar nicht…" Lo Si erwiderte ihr Lächeln und breitete die Arme aus. "Ich denke doch, dass meine Zeit für dein Problem sehr gut investiert war!" Verlegen schlug sie die Augen nieder. Sie konnte den Dank an diesen sonderbaren, aber großartigen alten Mann gar nicht in Worte fassen. Er war für sie da, nachdem Dr. Messer sie so sehr gequält und betrogen hatte. Er hatte es geschafft, sie dazu zu bringen, über alles zu reden, nachdem sie dachte, dass sie das nie wieder könnte. Mit feuchtem Blick sah sie ihn wieder an. "Danke, Lo Si!" wiederholte sie noch einmal mit erstickter Stimme. Er sah sie gütig an. "Es gibt nichts zu danken, meine Liebe. Es ist mir immer eine Ehre, dir zu helfen. Aber verrate mir, Castor: Diesem Menschen hast du den ersten Gedanken geschenkt, oder? Als zu begonnen hast, dir zu überlegen, wen du an deiner Seite haben möchtest." Sie nickte stumm. Er hatte absolut Recht; wie immer eigentlich. Aber genau die Gefühle, die er zuvor beschrieben hatte ("Scheu, Scham und Angst") hatten sie dazu bewogen, die Idee zu verwerfen. Sanft legte ihr der Ehrwürdige jetzt die Hand auf die Schulter und gab ihr zum Abschluss noch die nötigen Worte mit auf den Weg, damit sich ihre Entscheidung festigte. "Es sind nicht die frohen Momente, die eine Freundschaft zusammenschweißt, sondern jene, in denen wir an unsere Grenzen geführt werden. Hat man aber erst einmal eine solche Erfahrung gemacht, ist es umso schöner, alles Positive mit diesem Menschen zu teilen!" ********** "Bist du sicher, dass du das auch wirklich willst?", fragte Kermit und legte den Arm um Karens Hüfte. Mit wehmütigem Blick schaute sie durch die leeren Räumlichkeiten, ehe sie sich lächelnd an ihn lehnte und ihren Kopf auf seine Schulter gleiten ließ. "Ja, ich bin mir sicher! Sehr sicher sogar!" Der ehemalige Söldner verstärkte den Zug seines Armes ein wenig und legte seinen Kopf auf ihren, einen leichten Kuss in ihr Haar hauchend. Würden ihm seine selbst errichteten Mauern nicht im Wege stehen, hätte er ihr zu gern gesagt, wie viel es ihm bedeutete, dass sie an seiner Seite war. Dass es ihr so ernst war, dass sie zu ihm zog. Dass sie sich ausgerechnet ihm, einem früheren Söldner, voll und ganz anvertraute. "Dann lass uns fahren", sagte er nach einem Moment. Sie schaute kurz zu ihm auf, er konnte das unbändige Vertrauen und die Zuneigung in ihren Augen sehen, dann nickte sie und wandte sich zur Tür. Für den Bruchteil einer Sekunde blieb er noch stehen und schaute ihr nach, das Glück, welches sich in seinem Herzen breit machte, nur langsam begreifend. *********** Peter betrat den kleinen Gemüseladen und begrüßte Mr. Long mit einer Verbeugung. "Meister Caine, schön sie zu sehen!", sagte er freundlich. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Ich wollte mich erkundigen, ob die Salbe geholfen hat, die ich ihrer Tochter gemischt habe?" Der Chinese verbeugte sich ein weiteres Mal tief. "Oh ja, vielen Dank! Der Ausschlag ist fast ganz abgeklungen! Noch mal Danke!" Peter erhob eine Hand und neigte den Kopf. "Dafür bin ich schließlich hier. Wenn sie wieder einmal Hilfe benötigen, scheuen sie sich bitte nicht, zu mir zu kommen. Ich helfe ihnen allen wirklich gerne!" "Danke, Meister Caine, danke!" Peter wurde der überschwängliche Dank fast peinlich, aber so waren die Bewohner Chinatowns. Ihre Dankbarkeit abzulehnen würde einer Verletzung ihrer Ehre gleich kommen. Mit einer weiteren Verbeugung verabschiedete sich der junge Shaolin und trat wieder auf die Straße, wo ihn das geschäftige Treiben des Stadtteils laut und gleichmäßig einhüllte. Wieder erfüllte ihn das warme Gefühl, endlich dort angekommen zu sein, wo sein Schicksal ihn haben wollte. Dort, wo er den Menschen helfen konnte.
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