Autor: Dreamy Girl

 

Kapitel 3

Peter erwachte mit einem schmerzenden Kopf. Ein Gefühl, als würden tausend Bienen ein Ringelreihen tanzen ließ ihn aufstöhnen.

<Was ist geschehen?>, wunderte er sich und sah sich um. Er lag in seinem Bett, doch er hatte keine Ahnung wie er hierher gekommen war.

Plötzlich flog die Tür auf und sein Vater betrat das Zimmer. In seiner Hand hielt er ein kleines Gefäß mit seltsamer, rötlichen Flüssigkeit.

"Du wirst dich jetzt auf den Weg machen. All die Jahre habe ich auf diesen Moment gewartet und nun ist er gekommen."

Der junge Mann verstand nicht, was sein Vater meinte und sah ihn verwirrt an. Doch plötzlich zeigte dieser mit der Hand auf ihn und eine unerklärliche Energie erfasste Peter. Hass und Zorn fanden ihren Weg zurück in sein Herz und seine Augen fielen ihm zu, als seien sie schwer wie Mühlensteine. Wie durch dichten Nebel vernahm er eine dunkle, furchteinflössende und fremde Stimme.

"Gehe in das Schloss von König Caine. Es liegt wenige Tagesritte von hier entfernt.
Gebe dich als sein Sohn zu erkennen, das Muttermal auf deiner Schulter wird ihn von der Echtheit deiner Worte überzeugen. Nimm den Platz an seiner Seite ein und wenn du sein Vertrauen erobert hast, dann...tötest du ihn und seinen Sohn mit diesem Gift. Es gibt hierfür keine Heilung, es ist das gleiche Gift, das schon seine Frau dahinraffen ließ. Niemand wird dich verdächtigen, sie werden glauben, der König und der Prinz seien leider an einer ebenfalls seltenen Krankheit gestorben. Dann wirst du den Thron besteigen, ich werde neben dir den Platz einnehmen und unter meiner Leitung wirst du das Land regieren. Bwahaha."

Peter spürte, wie er bei diesen Worten innerlich zusammenzuckte, aber sosehr er auch versuchte, sich dagegen zu wehren, es gelang ihm nicht. Heftiger Schmerz hämmerte in seinem Kopf, sobald er versuchte, Klarheit in sein Denken zu bringen. Die Stimme und das, was sie sagte, verwirrte den jungen Mann, doch war es ihm nicht möglich, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Ein Gefühl, als habe jemand Macht von ihm ergriffen, ließ ihn nur willenlos nicken und grenzenloser Hass auf den König erfüllte mit einem Mal sein ganzes Wesen. Die Stimme erstarb und der junge Mann schlug abrupt seine Augen wieder auf. Wie in Trance ergriff er das Gefäß mit der Flüssigkeit.

"Enttäusche mich nicht, mein Sohn. Wenn du den König getötet hast, wird Damon seinen Anspruch auf den Thron erheben und dann bekomme ich ebenfalls die Macht, von der ich schon mein Leben lang geträumt habe."

Mit staksigen Schritten verließ Peter das Haus und stockte, als er einen wunderschönen Hengst vor sich stehen sah.

"Nimm dieses Pferd, damit du schneller dein Ziel erreichen kannst. Aber lass es vor den Toren des Königreiches stehen, du sollst als armer, verlorener Sohn erscheinen. Nun geh, und erfülle deine Pflicht."

Peter stieg auf das Pferd und sah seinen Vater an. Fragen drängten sich ihm auf, aber sobald er versuchte, sie in Worte zu fassen, waren sie schon wieder vergessen.
Ergeben seufzte er auf und machte sich auf den Weg.


Kapitel 4

"Lo Si, du wolltest mich sprechen?", erkundigte sich König Caine und lächelte sanft, als er seine schöne Frau, Mary Margaret erblickte.

"Ich hatte eine Vision und sie betrifft euch, eure Gemahlin sowie euren Sohn", antwortete der alte Mann.

Ein abfälliges Schnauben ertönte von der Tür her, und der Prinz stand mit verschränkten Armen gegen den Rahmen gelehnt, während ein undefinierbares Lächeln seine Lippen umgab.

"Ihr werdet lernen müssen, mir zu glauben und zu vertrauen, Prinz Kermit."

"So wie mein Vater euch glaubte und vertraute, als er um eure Hilfe bat? Dennoch sind meine Mutter und mein Bruder gestorben, also verzeiht mir, wenn ich nicht gerade offen bin für eure sogenannten Künste", antwortete er zynisch.

"Kermit! Das reicht. Setz dich!", befahl der König unwirsch.

Ein tiefer Seufzer entrang sich der Brust des Prinzen und achselzuckend setzte er sich hin. Lo Si betrachtete schmunzelnd diese Szene und schien in keiner Weise, von Kermits ungehobeltem Verhalten verletzt zu sein.

"Eine große Gefahr kommt auf uns zu. Eine Gefahr, die jedoch auch eine große Freude birgt."

Verwundert sah der König den Meister an. "Das verstehe ich nicht. Wie kann eine Gefahr gleichzeitig Freude bedeuten?"

"Ihr werdet etwas wieder bekommen, was ihr schon verloren glaubtet, aber traut diesem Glück nicht, es trägt Gefahr in sich", warnte der alte Mann den König.

"Könnt ihr nicht deutlicher werden, Meister?"

Lo Si schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht, in welcher Gestalt die Gefahr auf euch zukommen wird, daher seid wachsam. Doch ich sah noch mehr. Ich sah den Geist eurer verstorbenen Frau, Hoheit. Sie wird schützend über uns wachen", fuhr er fort und erntete erneut ein abfälliges Lachen des Prinzen, während sein Vater erstaunt die Augen aufriss.

"Ihr und eure Visionen. Das ist alles nur Schabernack für die dummen Bauern aus dem Dorf. Mich könnt ihr nicht überzeugen. Meine Mutter ist tot, und sie wird den Teufel tun und als Geist durch die Gegend schweben, also hört auf, solchen Unsinn zu verbreiten", presste der Prinz wütend hervor.

Lo Si sah ihn weiterhin still lächelnd an. "Wir werden sehen", antwortete er nur und drehte sich um.

Mit einer weiteren Bemerkung auf den Lippen wollte Kermit ihm folgen, doch hielt ihn sein Vater heftig zurück.

"Ich befahl dir schon einmal, nicht so mit Meister Lo Si zu sprechen. Er ist ein weiser und heiliger Mann", fuhr er seinen Sohn heftiger als beabsichtigt an.


Dann begab sich der König gemeinsam mit seiner Frau und dem Prinzen in ihr Gemach zurück.

"Was soll dieses Geschwafel von dem Alten?", spottete Kermit erneut "Das wollt ihr doch nicht etwa ernst nehmen, Vater?"

"Liebster, ich fürchte mich. Denn die Worte des heiligen Mannes klangen so seltsam. Was ist, wenn etwas Böses auf uns zukommt und wir alle in Gefahr sind?"

Liebevoll strich der König über das Gesicht seiner Gemahlin.

"Keine Sorge, mein Liebes. Niemand wird uns oder den Kindern etwas antun.
Geht jetzt bitte, ich möchte alleine sein."

Umgehend verließen die Königin und der Prinz die Räume des Königs, der nachdenklich aus dem Fenster blickte.

<Etwas, was Gefahr und gleichzeitig Freude bedeutet, was kann das nur sein?>, grübelte er noch lange bis in die Nacht hinein.


Kapitel 5

Peter erreichte reichlich schnell sein Ziel und ließ sein Pferd vor den Toren des Königreichs zurück, so wie ihm sein Vater befohlen hatte. In seinem Kopf schwirrte es noch immer wie ein Sack Hummeln, dennoch folgte er den Anweisungen, die er erhalten hatte, wie unter Zwang.

Er trat an die Tore und klopfte. Ein Wärter blickte durch eine kleine Luke und sah ihn misstrauisch an.

"Was willst du?"

"Ich möchte zum König. Ich habe eine wichtige Mitteilung für ihn", gab er zurück.

Lautes Lachen erschallte von der anderen Seite des Tores.

"Und du glaubst, das genügt, um vorgelassen zu werden? Sieh dich doch an, du stinkst als wenn du im Schweinestall geschlafen hättest. Der König würde mich köpfen lassen, wenn ich so jemanden zu ihm vorlassen würde."

"Ich habe wirklich eine äußerst wichtige und interessante Nachricht für den König. Ihr werdet sehen, dass er euch nicht köpfen lassen wird. Im Gegenteil, er wird euch reich belohnen", versuchte es der junge Mann weiter.

"Vergiss es, niemand..."

"Lasst ihn rein", ertönte mit einem Mal eine dunkle Stimme.

"Zu Befehl, königliche Hoheit."

Erstaunt registrierte Peter, wie sich die Tore öffneten und ein etwas älterer Mann als er, ihn abschätzend ansah. Sein Haar war dunkel, nur eine kleine, graue Strähne schimmerte vorwitzig durch das Haar. Die Augen blickten eisig und ließen den jungen Mann leicht zusammenzucken.

"Was willst du von meinem Vater?", fragte der Mann sogleich.

"Ich möchte mich ihm vorstellen", erwiderte Peter ohne Umschweife.

"Ach ja? Und wer bist du wenn ich fragen darf?", erkundigte sich der Prinz mit einem sarkastischen Grinsen.

"Ich bin Peter, sein Sohn."

Kermits Grinsen gefror und machte fassungslosem Erstaunen Platz. Doch das Erstaunen verweilte nicht lange und wechselte in rasende Wut. Mit einem Aufschrei stürzte sich der Prinz auf den jungen Mann, packte ihn und drängte ihn an die Schlossmauer. Seinen Arm presste er gegen den Kehlkopf, so dass nur noch ein jämmerliches Röcheln aus Peters Mund drang.

"Dir scheint wohl die Sonne nicht gut bekommen zu sein! Mein Bruder ist tot und das seit 25 Jahren. Glaubst du allen Ernstes, du könntest hier reinspazieren und uns solche Märchen auftischen? Was hast du dir dabei gedacht? Alles, was es dir einbringen wird ist, dass du ab sofort einen Kopf kürzer sein wirst!", donnerte der Thronfolger.

Mit letzter Kraft schob Peter das Hemd von seiner Schulter und legte das Muttermal frei. Verwundert und immer noch tief erzürnt erblickte Kermit das Mal und stutzte.
Abrupt ließ er den jungen Mann los und fasste ihn am Kragen.

"Das ist doch nicht echt? Willst du mich verhöhnen?"

"Nein, wirklich nicht", keuchte Peter angestrengt. "Es ist die Wahrheit. Bitte bring mich zum König. Er wird erkennen, dass ich kein Schwindler bin."

Kermit holte tief Luft. "Na gut, auch wenn es absolut unmöglich ist. Aber du sollst deine Chance bekommen. Folge mir."

Tief aufatmend folgte Peter dem Prinzen und mit einem Mal verspürte er eine gewisse Verbundenheit zu diesem Mann. Verwirrt schüttelte er seinen Kopf. Nein, das konnte nicht sein. Er war nur hier, um den Befehl seines Vaters auszuführen, nichts von dem entsprach der Wahrheit. Er war nicht wirklich der Sohn des Königs. Er musste einfach nur gehorchen.

Wenige Minuten später erreichten sie den Thronsaal und König Caine sah dem jungen Thronfolger erwartungsvoll entgegen.

"Wen bringst du mir, mein Sohn?"

Der ältere Prinz fuhr sich mit einer Hand durch das dichte Haar und deutete mit der anderen vielsagend auf Peter.

"Dieser Hofnarr behauptet euer Sohn und mein Bruder Peter zu sein", erklärte er ohne Umschweife.

Caine erblasste und sofort bereute Kermit seine unbedachten Worte. Er hätte seinen Vater schonender darauf vorbereiten sollen.

Peter ging in die Knie und entblößte seine Schulter. Die Worte kamen aus seinem Mund ohne sein Zutun, als würde jemand in seinem Kopf sitzen und die Zügel in der Hand halten.

"Seht her. Dies ist der Beweis."

Zögernd stand der König auf und näherte sich dem jungen Mann. Mit zittrigen Händen berührte er das Mal und zuckte zurück, als habe ihn der Blitz getroffen.

"Das kann nicht sein, das ist unmöglich. Ich sah deinen toten Körper, neben dem deiner Mutter!", rief König Caine entsetzt auf.

"Ihr wurdet getäuscht. Euer Bruder Damon war voller Hass auf euch. Mit Hilfe seines Dieners Bon Bon Hi schaffte er es, mich in einen todesähnlichen Schlaf zu versetzen. Nachdem ihr überzeugt ward, dass ich tot sei, nahm er mich mit und ließ mich von Bon Bon Hi großziehen."

"Was erzählst du da?"

Fassungslos hob König Caine seine Hände und hielt sie abwehrend vor sich hin.

"Ach ja?" mischte sich Kermit ein. "Und warum hat er das gemacht? Und vor allem, warum tauchst du jetzt erst plötzlich wieder auf?" Misstrauen blitzte dem jungen Mann entgegen.

"Damon verletzt und wütend, dass er nicht den Thron besteigen durfte. Der böse Streit zwischen euch veranlasste ihn, euch einen tiefen Schlag zu versetzen, was ihm ja auch gelang. Doch nun ist er alt und muss bald sterben, daher ließ er mich gehen, in der Hoffnung ihr würdet mir glauben und ihm verzeihen, auch wenn das wohl unmöglich erscheint."

Die Worte sprudelten nur so aus Peters Mund und er spürte, wie der Hass durch eine höhere Macht in ihm geschürt wurde, doch gleichzeitig war da auch ein Gefühl, das er nicht deuten konnte. Es war warm und sanft, etwas, was er nur aus seinen Träumen kannte.

Eine endlos erscheinende Weile betrachtete der König den jungen Mann, dann lächelte er versonnen und warf Peter sein Zepter entgegen, welches dieser reaktionsschnell auffing.

"Du hast die Augen deiner Mutter, und wie ich sehe benutzt du ebenfalls die gleiche Hand, genau wie sie es immer tat", sprach er und deutete auf das Zepter in Peters linker Faust.

Dann öffnete er seine Arme und machte einen Schritt auf den jungen Mann zu. Peter erstarrte für einen Moment, denn es war genau wie in seinem Traum. Er blickte über die Schulter des Königs und sah Kermit, der ihn zwar misstrauisch aber auch zugleich freudig ansah.
Die Umgebung schien plötzlich in einem dichten Nebel zu versinken und Peter taumelte leicht. Ein helles Strahlen über dem König und Prinz Kermit blendete ihn kurz, doch dann erkannte er die wunderschöne, blonde Frau, die ihn zärtlich ansah.

"Du musst dagegen ankämpfen, mein Sohn. Tue nicht, was der Magier Damon dir befohlen hat. Vertraue deinem Gefühl, es ist wahr, es ist wahr, es ist wahr...", verhallten ihre Worte und der Nebel lichtete sich.

"Mutter?"

Niemand sonst schien etwas von diesem Phänomen mitbekommen zu haben, denn er wurde heftig in die Arme des Königs gezogen, in dessen Augen Tränen standen.

"Es ist ein Wunder, ein Wunder!", rief er so laut, dass die Königin und auch die Töchter herbeigelaufen kamen.

"Vater? Was gibt es, das dich so erfreut?", fragte eine der Jungfern.

"Ich habe die große Freude, euch meinen todgeglaubten Sohn vorzustellen. Prinz Peter."

Die jungen Damen schrieen entzückt auf und betrachteten den jungen, feschen Mann mit neugierigen Blicken.

König Caine schritt auf sie zu und lächelte sanft.

"Das hier ist unsere jüngste Prinzessin Jordan, sie ist ein Wildfang und nicht leicht zu bändigen. Diese Schönheit hier ist Kelly, sie kann man schnell in Wut versetzen, wenn es nicht nach ihren Wünschen geht. Und zuletzt möchte ich dir unsere älteste Tochter vorstellen, Jody, sie ist die Vernünftige der drei Damen, genauso wie ihre Mutter", wandte er sich an die Königin, welche daraufhin leicht errötete.

"Nun, dass muss gefeiert werden. Lasst das Beste auffahren, was die Küche zu bieten hat. Mein verlorener Sohn ist zurückgekehrt."

Alle strahlten vor Begeisterung und niemand beachtete den alten Mann, der mit ernster Miene dem Schauspiel aus weiter Entfernung beiwohnte. Kopfschüttelnd zog er sich zurück, nicht ohne Peter einen warnenden Blick zuzuwerfen, welcher diesen überrascht zur Kenntnis nahm.


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