Der ehemalige Detective Peter Caine schritt zielstrebig
in das 101. Revier, seinen Vater dicht hinter sich. Es fühlte sich
für Peter ein wenig merkwürdig an, so als wäre das schon
ein ganzes Leben lang her seitdem er hier gearbeitet hatte. Er ging, die
Grüße seiner ehemaligen Kollegen erwidernd, umgehend zu Kermit
Büro.
Er hatte fast Kermits Büro erreicht, als er
die Person erblickte auf die er auf keinen Fall treffen wollte. Als sie
ihn sah, kam sie direkt auf ihn zu. "Nein Jordan, das willst du nicht
tun," flüsterte Peter. Zum Glück sah Mary Margret was da
vor sich ging und stellte sich Jordan in den Weg, um sie abzulenken. Peter
schenkte seinem Ex-Partner ein dankbares Lächeln und ging weiter.
Kermit wartete schon auf sie. "So, Caine und
sein Sohn. Welche Neuigkeiten habt ihr für mich?" Kermit blickte
von seinem Bildschirm zu ihnen hinüber.
Peter begann Kermit zu erzählen, was sie heraus gefunden hatten.
Der Tod der Opfer war nicht zufällig durch eine Überdosis herbeigeführt
worden, es war Mord wie sie es sich gedacht hatten. Mit Caines Hilfe hatten
alle drei unbekannten Opfer identifiziert werden können und dadurch
hatte sich ein Muster ergeben. Alle toten Männer waren die erstgeborenen
Söhne von sehr erfolgreichen Chinesischen Geschäftsmännern
gewesen.
"Pop denkt, dass sich irgend jemand in die
Chinesischen Geschäfte einmischen will. Jemand, der versucht die
Männer dazu zu bringen, in etwas Illegales einzuwilligen, vielleicht
Geldwäsche oder Drogenschmuggel oder irgend etwas in der Richtung,
und diese Familien wollten da wohl nicht mitspielen. So haben sie dann
die ältesten Söhne umgebracht, um ihrer Nachricht Nachdruck
zu verleihen", erklärte Peter.
Kermit blickte zur Bestätigung zu Caine. Dieser
streckte seine Hände vor und nickte.
"Okay," sagte Kermit "also, wenn wir nachforschen wie diese
Familien ihren Lebensunterhalt verdienen, kommen wir vielleicht dem ganzen
auf die Spur." Er war schon wieder dabei wie wild auf seiner Tastatur
zu tippen. "Habt ihr schon mit einer dieser Familien geredet?",
wollte er wissen.
"Nein," antwortete Peter als sich die Türe öffnete
und Captain Simms den Raum betrat. "Ich war mir nicht sicher wie
weit ich mit meinen Nachforschungen gehen durfte, wegen der Vorschriften
und so." Peter lächelte Captain Simms an.
"Ich sehe die Gerüchte sind wahr, sie
haben sich verändert Peter. Sie haben sich noch nie besonders um
die Vorschriften gekümmert.", erwiderte Karen Simms mit einem
Lächeln.
"Nun, sie wissen wir Zivilisten müssen aufpassen was wir tun,
Captain." antwortete Peter. Sie informierten den Captain über
ihre Entdeckungen.
"Peter, wenn sie denken, dass sie etwas herausfinden können
was uns bei diesem Fall weiterhilft, dann tun sie alles was dafür
nötig ist. Ich muss ihnen nicht sagen was die Presse mit uns anstellen
wird, wenn sie heraus bekommt, dass diese Opfer alle die ältesten
Söhne von chinesischen Geschäftsmännern waren." Karen
Simms fürchtete schon die Schlagzeilen.
"Okay Captain," Peter erhob sich um zu
gehen. "Wir werden uns melden, wenn wir mehr heraus finden."
"Danke Kid," meinte Kermit, "Ich schulde dir einen Gefallen."
"Du schuldest mit mehr als nur einen Gefallen, Froschmann, und das
weißt du", gab Peter zurück, als er mit seinem Vater das
Büro verließ.
Kermit lehnte sich in seinem Stuhl zurück, verschränkte die
Hände hinter den Kopf und sagte leise: "Oh Yeah."
"Pop, während wir noch hier sind muss
ich mit dem Sozialarbeiter des Reviers über etwas reden. Ich bin
gleich zurück." Informierte Peter seinen Vater. "Versuch
dem Ärger aus dem Weg zu gehen, okay?"
Caine warf seinem Sohn einen Blick zu, der deutlich machte, dass sich
Peter zu weit über den Rand lehnte. Peter zuckte nur die Schultern
und ging den Gang zurück.
Als Peter zurück kehrte, konnte er seinen
Vater nirgends finden, so kehrte er zu Kermits Büro zurück.
"Hey Kermit," rief er, als er seinen Kopf zur Türe hinein
steckte. "Hast du meinen Vater gesehen?"
"Ich glaube er ist mit Skalany gegangen." Sagte ihm Kermit.
"Du kannst ihn nicht länger als zehn Minuten alleine lassen,
oder?"
"Es scheint so," antwortete Peter. "Nun gut, ich denke
ich kehre nach Chinatown zurück. Ich sehe dich später Kermit."
Wenn sein Vater nach Chinatown zurück wollte, konnte er entweder
laufen oder sich von Mary Margret fahren lassen.
Die nächsten Tage verbrachten Caine und Peter
damit, die Familien der Opfer zu interviewen. Die meisten von ihn waren
zu verschreckt um irgend etwas zu sagen, aber sie entdeckten, dass die
Familien alle im Importgeschäft von China in die USA beteiligt waren
und dort sehr wichtige Positionen inne hatten. Daher schien es folgerichtig
zu sein, dass sich die ganze Sache um Schmuggel drehen musste, wenn sie
auch nicht wussten, um was genau es sich handelte.
Peter begann Klassen in seinem Dojo zu unterrichten.
Er hatte einige Nachbarskinder die Kung Fu lernen wollten und er hatte
eine Klasse für geschlagene Frauen ins Leben gerufen. Das war die
Gruppe, auf die sich Peter am meisten freute, obwohl er aus eigener Erfahrung
mit Sarah wusste, dass die Arbeit mit dieser speziellen Klasse nicht leicht
werden würde.
Sarah schien zwei Schritte vorwärts und dann
wieder einen Schritt zurück zu machen. Sie akzeptierte nun seine
Anwesenheit leicht, aber sie hatte noch immer Probleme damit, wenn er
sie während ihres Trainings anfassen musste, um ihren Stand zu korrigieren.
Peter war mit ihr so geduldig wie er konnte, aber er musste zugeben, dass
es Zeiten gab in denen er sich schwer tat weiterhin geduldig zu bleiben.
<Sie bringt mit Geduld bei und ich lehre sie Kung Fu,> sagte er
sich immer wieder. <Ich glaube, sie kommt damit besser weg.>
Selbst wenn Peter seine Frustration sich selbst
gegenüber zugab was Sarah angelangte, so wollte er darüber nicht
mit seinem Vater reden und fühlte sich deswegen schuldig. Er fragte
sich, ob er die Geduld seines Vater genauso strapaziert hatte, wie sie
es mit ihm machte. Caine hatte nie gesagt, dass dem so war. Caine war
immer das absolute Vorzeigemodel gewesen, wenn es um Geduld ging und Peter
spürte einmal mehr, dass er nie so sein konnte wie sein Vater. Gerade
deshalb war Peter geschockt, als er hörte, wie sein Vater die Stimme
Sarah gegenüber erhob.
Peter wollte gerade von der Terrasse aus das Appartement
seines Vaters zu betreten, als er die Stimme seines Vaters in einer Art
und Weise vernahm, wie er sie noch nie gehört hatte.
"Deine Gabe und dein Talent wird niemanden zu nutzen sein, wenn du
nicht die Mauer um dich herum abträgst!" teilte Caine seinem
Lehrling wirkungsvoll mit. "Ich weiß, du machst Fortschritte,
aber du musst härter arbeiten. Ich werde nicht zulassen, dass du
deine Gabe oder dein Leben vergeudest, Nuer!"
Peter hörte ein ersticktes Schluchzen, rennende Füße und
schließlich eine Türe zufallen, als Sarah vor ihrem Meister
floh.
Er betrat den Raum, in dem Caine ruhig auf den
Gang starrte, durch den Sarah geflohen war. "Toll gemacht Vater!"
tadelte Peter seinen Vater "Was zum Teufel sollte das? Ich habe dich
nie, wirklich nie, in diesem Tonfall zu irgend jemanden sprechen hören."
Es machte Peter nichts aus, dass er seinem Vater gegenüber gerade
denselben Tonfall benutzte, oder dass er schon oft in seinem Leben Leute
angeschrieen hatte, inklusive Frauen.
"Peter, du musst mir vertrauen. Es gibt eine
Zeit für Geduld und Rücksicht und es gibt eine Zeit um anzutreiben.
Gerade jetzt war die Zeit um anzutreiben", erklärte Caine seinem
Sohn. "Kannst du dich nicht mehr an eine Zeit erinnern, in der ich
dich in der einen oder anderen Art vorwärts getrieben habe?"
"Ja, das kann ich Vater, aber das hat sich aber gerade höllisch
gemein angehört," protestierte Peter.
Caine sah seinen Sohn an, zuckte die Achseln. "Ich war nicht gemein
Peter. Ich habe schlicht und einfach nur einen faulen Schüler ermuntert.
Sie muss die Mauer niederreißen, die sie als Gefangene in ihrem
eigenen Körper halten. Gerade eben hat sie doch Fortschritt gezeigt
nach meiner... Lektion."
"Fortschritt?" Peter war skeptisch. "Welchen Fortschritt
denn?"
"Hast du sie vorher jemals eine Türe knallen gehört?"
erkundigte sich Caine, eine Augenbraue hochgezogen. Als Peter nicht antwortete,
nickte Caine und sagte: "Nun geh und tröste sie." Es war
keine Bitte, er war ein Befehl.
Peter überquerte den Korridor und klopfte
an Sarahs Türe. "Sarah, ist es in Ordnung, wenn ich herein komme?"
Er bekam keine Antwort, ganz so wie er es erwartet hatte. "Ich komme
jetzt herein Sarah," sagte er bestimmt und öffnete die Türe.
Er betrat das Zimmer und fand sie, zu einem Ball
zusammen gekauert, auf ihrem Bett liegend. Er setzte sich neben sie und
streckte die Hand aus, um sie auf ihre Schulter zu legen, die sichtlich
unter ihrem Weinen bebte. Als Peter keine negative Reaktion auf seine
Hand auf ihrer Schulter bekam, entschloss er sich dazu, dass, wenn der
Anstoß von Caine solchen Erfolg brachte, er die Sache auch etwas
vorantreiben konnte.
Er zog Sarah in seine Arme und drückte sie
gegen seine Brust, ihr Haar streichelnd und sanft auf sie einredend. Ihr
Körper war steif, starr vor Anspannung, doch innerhalb weniger Augenblicke
merkte Peter wie sie sich zu entspannen begann. Sie presste ihr Gesicht
gegen seine Brust und schluchzte, als ob ihr Herz gebrochen war. "Gut
so Sarah, lass alles heraus. Pop wollte dich nicht verletzen."
Das war offensichtlich ein wenig unwahr. Peter wusste, dass sein Vater
auf eine solche Reaktion gehofft hatte, aber Sarah durfte das nicht wissen.
"Er wollte nur, dass du all das Wissen erreichst zu dem du fähig
bist."
Sarahs Schluchzen wurde langsam leiser. Sie schmolz
in Peters Umarmung, bezog Trost von ihm. Peter straffte die Umarmung,
überrascht darüber, dass sie ihm den Kontakt erlaubte.
<Okay Pop>, dachte er <du wolltest Fortschritt, du hast ihn bekommen.>
Schließlich lehnte sie sich zurück und
blickte zu Peter hoch. "Was bedeutet Nuer?" fragte sie ihn,
sich die Wange mit dem Handrücken abwischend.
Peter war froh, dass sie ihm diese spezielle Frage als erstes stellte.
Die Antwort würde ihr klar machen, dass sich Caine um sie sorgte.
Er grinste sie breit an. "Das bedeutet Tochter", er zwinkerte
ihr zu. "Ich würde sagen, du hast bei Pop einen ziemlichen Stein
im Brett, auch wenn es gerade nicht so aussieht."
"War er hart zu dir, als du gelernt hast?"
"War er? Er ist es noch immer. Pop hat so eine Art an sich, dass
ich mich fühle, als ob ich niemals an ihn herankommen könnte.
Aber nun, nachdem ich angefangen habe zu unterrichten kann ich deutlicher
sehen wovon das kommt. Er möchte, dass wir möglichst viel von
seinem Wissen profitieren und er tut alles dafür, was ihm dazu nötig
erscheint, um die Lektionen zu verinnerlichen. Hast du noch nie gesehen,
wie er mich auf die Wange schlägt?" fragte Peter.
Sarah schüttelte den Kopf, überrascht
darüber, dass Caine Peter je geschlagen haben könnte.
"Es tut nicht wirklich weh," sagte er schnell, als er an ihre
früheren Erfahrungen mit Schlägen dachte. "Aber er sagt,
er tut das damit ich die Lektion richtig verinnerliche."
Peter schaute zu Sarah und beschloss nun wirklich sein Glück auf
die Probe zu stellen. Wenn sein Vater meinte, nun wäre die Zeit zu
drängen, dann würde auch Peter drängen.
"Hey, warum gehen wir hier nicht raus?" fragte er sie. "Manchmal,
wenn mir alles zuviel wird, dann habe ich einen speziellen Platz an den
ich mich zurück ziehe. Möchtest du ihn sehen?"
Sarah nickte. "Also, gut, dann komm." Peter zog sie an der Hand
aus dem Bett und führte sie zu seinem Stealth.
Peter wusste, dass dieser Wagen nicht gerade das
Standart Transportmittel für Shaolin Priester war, doch er hatte
sich von dem wunderbaren Wagen nicht trennen können.
Sarah beäugte den Wagen anerkennend. "Sie ist eine wirkliche
Schönheit, Peter", meinte sie zu ihm, als sie durch die Türe,
die Peter ihr offen hielt, auf den Beifahrersitz glitt. "Ich habe
den Wagen schon öfters gesehen, als du ihn hier vor dem Gebäude
geparkt hast, aber aus der Nähe habe ich ihn mir noch nicht angeschaut."
Peter fragte sich, ob er jemals aufhören konnte
sich über die Dinge zu wundern, die Sarah einfach so aus dem Hut
zu zaubern schien. Es gab so viel, das er nicht über sie wusste.
"Ich wusste nicht, dass du Sportwagen magst," meinte Peter,
als er sich in den Fahrersitz der Stealth manövrierte.
"Mein Dad interessierte sich sehr für Autos," teilte sie
ihm mit. "Da er nie einen Sohn hatte, nahm er mich von Zeit zu Zeit
zu Autoshows mit, kaum dass ich laufen konnte. Mom mochte das nicht unbedingt,
so war das etwas das nur mein Vater und ich miteinander teilten. Ich fragte
mich oft wo, das mit mir hingeführt hätte, wenn er nicht so
jung gestorben wäre."
"Ich weiß was du meinst. Ich habe überhaupt keine Erinnerung
an meine Mutter. Das Einzige, das ich von ihr weiß sind die Dinge,
die mir Pop über sie erzählte. Und ich kann mich an den Duft
ihres Parfums erinnern. Pop hat es exklusiv für sie hergestellt."
"Wirklich? Wie romantisch," murmelte Sarah.
Peter kicherte. "Weißt du, so habe ich nie darüber nachgedacht,
aber ich schätze, du hast recht. Mein Pop, der Romantiker. Hm, das
nicht gerade genau das Bild, das ich mir von ihm mache. Hier ist es",
sagte er, als sie an seinem "geheimen Platz" ankamen.
Peter und Sarah gingen zum Ufer des Gewässers
und setzten sich. "Ich hatte auch einen Platz mit Wasser", erzählte
sie Peter. "Ungefähr eine Meile im Wald hinter unserem Haus
war dieser große Fluss. Ich bin oft dort hingegangen, nachdem Mr.
Wunderbar und ich eine......eine unserer Unstimmigkeiten hatten."
"Warum sprichst du es nicht aus?" fragte Peter. "Sage:
Nachdem er mich geschlagen hat."
Sarah senkte ihren Kopf und wiederholte leise: "Nachdem er mich geschlagen
hat."
"Sarah, schau mich an. Du hast mir versprochen dass du mir immer
in die Augen schaust, wenn du mit mir redest, erinnerst du dich?"
Sarah hob ihren Kopf und Peter entdeckte neue Tränen in ihren Augen
schimmern.
"Sarah, wage es nicht deinen Kopf beschämt hängen zu lassen,
wenn du über das redest. Du hattest nichts mit dem zu tun, was dir
passiert ist, daher hast du keinen Grund dich zu schämen. Scham und
Schande gehören einzig und allein zu denen, die dir das angetan haben."
Ich fange wirklich an, mich wie Pops anzuhören, dachte er bei sich.
"Nun, erzähle mir von deinem geheimen Platz."
"Der Fluss wirkte so beruhigend auf mich.
Ich konnte stundenlang dort sitzen und zuhören, wie er so dahin floss.
Manchmal benutze ich das Wasser um mein Gesicht zu säubern. Er...er..
hatte die Angewohnheit mir ins Gesicht zu schlagen", erzählte
Sarah. "Aber - und das war überraschend genug, gerade beim Wasser,
konnte ich meist Frieden finden. Mir war, als würde die Natur mir
helfen zu mir zu finden. Nachdem ich geheiratet habe, bin ich allerdings
nicht mehr an den Fluss gekommen, so gab es durch das Wasser auch keine
Heilung mehr."
Peter dachte bei sich, dass er liebend gerne Hand
an die beiden Männer legen würde, die sie in tausend Stücke
zerbrochen hatten. Er wusste nicht, ob es ihr jemals gelingen würde
all das Erlebte hinter sich zu lassen und ein normales Leben zu führen.
"Vielleicht möchtest du eine Weile hier alleine sein",
meinte er. "Beeile dich nicht, ich werde beim Wagen warten."
Nachdem Peter bei seinem Stealth angekommen war,
zog er das Handy aus dem Handschuhfach. Er wollte sich bei Kermit erkundigen
wie weit sie in dem Mordfall der chinesischen Geschäftsmänner
gekommen waren.
Sarah traf beim Wagen ein, gerade als er aufgelegt
hatte. "Danke Peter, dass du deinen geheimen Platz mit mir geteilt
hast. Ich denke, ich fühle mich jetzt ein wenig besser."
"Gut. Was hältst du von einem weiteren Zwischenstop, bevor wir
nach Hause gehen?" Sarah beäugte ihn zweifelnd. Sie fühlte
sich heute wie durch die Mangel gedreht und war sich nicht sicher, ob
sie noch zu sehr viel mehr in der Lage war. "Ich kaufe dir eine Pizza..."
versuchte Peter sie zu überreden.
"Pizza? Es ist schon so lange her, dass ich Pizza hatte, dass ich
mich gar nicht mehr erinnern kann, wie es schmeckt. Einverstanden, aber
bitte einen ruhigen Platz, nicht so überfüllt", stimmte
sie zu.
"Kein Problem," meinte Peter. Er blickte kurz zu ihr, bevor
er den Motor startete. "Und ein paar Freunde werden uns dort treffen."
"Peter!" brüllte Sarah in an, sie beide damit schockend.
"Ich glaube, ich habe meine Meinung geändert. Du kannst gerne
deine Pizza haben, aber bring mich zuerst nach Hause."
"Oh nein, du warst damit einverstanden. Außerdem kennst du
Mary Margret schon, du wirst also nur eine neue Person kennen lernen."
"Ach wie nett," murmelte Sarah. "Und wer ist das?"
"Mein sehr guter Freund Kermit. Du hättest ihn schon früher
kennen gelernt, wenn du an diesem Tag nicht über die Terrasse geklettert
wärst," erinnerte Peter sie. "Mach dir keine Sorgen, er
mag ein wenig beängstigend aussehen, aber er würde dich nie
verletzen. Außer du wärst einer der bösen Jungs, dann
müsstest du wirklich besorgt sein."
Peter beobachtete Sarah aus den Augenwinkeln heraus,
während sie zum Restaurant fuhren. Sie hatte sich versteift; er konnte
die Anspannung an ihrem gesamten Körper erkennen.
<Nun>, dachte Peter <wenn das funktioniert, dann hast du einen
riesigen Fortschritt mit ihr erzielt.> Er wollte gar nicht daran denken,
wie viele Schritte zurück Sarah machen könnte, wenn Sarah sich
erschrecken würde.
Skalany und Kermit waren noch nicht da und so setzten sich Sarah und Peter
im hinteren Teil des Restaurants in eine Nische. Die Kellnerin kam, um
ihre Bestellung aufzunehmen. "Ich möchte gern ein Bier",
meinte Peter
"Ich möchte ein Malzbier", sagte Sarah. Die Kellnerin ging.
Peter blickte zu Sarah. "Kriegsnarben?" hakte er nach.
Sie nickte. "Ich trinke überhaupt nicht." Informierte sie
ihn. "Nicht, nachdem ich meinen Vater wegen eines betrunkenen Fahrers
verloren hatte und miterleben musste, was Alkoholismus aus meinem Stiefvater
und meinem Ex-Ehemann machte - und als Folge daraus aus mir. Ich kam zu
dem Entschluss, dass ich nie in meinem Leben trinken werde." Peter
war stolz darauf, dass sie ihm direkt in die Augen schaute, während
sie ihm das mitteilte.
"Nie?"
"Nie. Ich habe noch nie auch nur einen Tropfen Alkohol geschmeckt.
Natürlich ist das, was du tust deine Entscheidung." Sarah wollte
nicht, dass Peter von ihr dachte, sie würde ihn verurteilen, weil
er ein Bier trank. "Es ist nur eines von diesen Kriegsnarben - Dingen."
"Und wie verhält es sich mit deinen geblümten Blusen?"
Peter war neugierig, und da sie nun endlich mit ihm redete, wollte er
so viele Antworten wie möglich sammeln. Sie schien einen nie endenden
Vorrat an verschiedenen geblümten Blusen zu haben.
Sarah kicherte tatsächlich. "Das ist
keine Kriegsnarbe, das ist eher etwas, was ich ein Zeichen des Mutes nenne,
als Widerstand gegen meine Vergangenheit. Mein Ex-Mann hat mein gesamtes
Leben kontrolliert, bis hin zu meiner Kleidung. Er hat mir nie erlaubt
etwas helles oder farbenfrohes zu tragen. Als ich dann schließlich
fähig war über mich selber zu bestimmen, schwor ich mir nie
wieder etwas tristes oder langweiliges zu tragen. Mit meinem Haar ist
es genauso. Er hat mir nie erlaubt es zu scheiden. Im Krankenhaus mussten
sie es wegen meiner Kopfverletzung abschneiden, doch seit ich es selber
entscheiden konnte habe ich es nie mehr wachsen lassen.
"Nun, ich mag es jedenfalls, so wie es ist", versicherte Peter
ihr. So viele Teile des Puzzles ergaben nun einen Sinn. Er konnte nun
wirklich verstehen wie vergangene Geschehnisse eine Person ändern
konnten. Wahrscheinlich wäre aus ihm auch eine total andere Person
geworden, wenn er nicht fünfzehn Jahre von seinem Vater getrennt
gewesen war. <Wow>, dachte er bei sich <ich habe so oft mit diesen
Gedanken gekämpft. Vielleicht kann ich jetzt Frieden damit schließen.
Es stimmt, der Student unterrichtet den Lehrer.>
Peters Gedankengang wurde durch die Ankunft von
Skalany und Kermit unterbrochen.
"Hier seid ihr also," meinte Skalany, als sie in die Nische
neben Sarah schlüpfte. Peter schenkte ihr ein dankbares Lächeln,
als er sich daran machte Kermit vorzustellen.
"Kermit, ich möchte dir Sarah Jacobson vorstellen. Sarah, dies
hier ist Kermit Griffin." Kermit reichte ihr über den Tisch
die Hand, um Sarahs Hand zu schütteln. Sie reichte ihm ohne zu zögern
ihre Hand, um seine zu umschließen.
"Es ist schön dich endlich kennen zu lernen, Dollface",
meinte Kermit zu ihr. Sarah errötete, als sie daran dachte, wie sie
die Feuerleiter hinunter geklettert war, um ein Treffen mit ihm zu vermeiden.
"Danke Kermit. Es ist auch schön dich
kennen zu lernen. Darf ich dir eine Frage stellen?" Kermit nickte
seine Zustimmung, als er sich auf die andere Seite von Skalany setzte.
"Ist das wirklich dein Name?"
Kermit fing an zu lachen. "Oh Yeah", meinte er. "Aber ich
bin definitiv kein Muppet!"
"Und wie geht es dir Kindchen?" fragte Skalany Sarah. "Nimmt
Caine dich hart heran?"
Sarah schaute unsicher zu Peter. "Ich glaube, so kannst du es ausdrücken",
antwortete Peter für sie.
"Ups, habe ich einen wunden Punkt berührt?" wollte Skalany
wissen:
Peter warf ihr einen Blick zu der besagte: Lass es einfach auf sich beruhen",
doch Sarah antwortete ihr: "Sagen wir einfach, es war einer dieser
Tage, Mary Margret."
Die Gruppe bestellte ihre Pizza und dann wollte
Peter über den Fall aufgeklärt werden. Leider hatten Kermit
und Skalany nicht sehr viel neue Informationen für Peter. Während
sie aßen, gingen sie die unterschiedlichsten Möglichkeiten
durch.
Kermit erzählte Peter, dass Caine erst gestern auf dem Revier gewesen
war, um ihn zu treffen. Caine hatte ebenfalls einige Nachforschungen rund
um Chinatown gestellt, doch selbst er kam im Moment nicht sehr viel weiter.
Peter merkte plötzlich, wie Sarah ihn ansah.
"Was? Habe ich Käse am Kinn kleben oder was?" fragte er.
"Nein, ich denke nur, ich bekomme gerade einen kleinen Einblick in
Peter Caine, den Cop. Ich muss sagen, das scheint ein ziemlicher Unterschied
zu dem Peter zu sein, den ich kenne", kommentierte sie.
Skalany und Kermit begannen beide zu lachen. "Wenn du auch nur die
Hälfte von dem wissen würdest", meinte Mary Margret, "ich
könnte dir da Geschichten erzählen....."
"Aber du wirst es nicht", informierte Peter sie kurz, "Ich
möchte nicht, dass du die Gedanken meines Schülers mit Bildern
von mir als Cop auffüllst." Peter errötete definitiv.
Sarah schaute ihn neugierig an und schenkte ihm ein halbes Lächeln.
Sobald sie Mary Margret das nächste Mal alleine sehen würde,
würde sie schon die Informationen aus ihr heraus kitzeln.
Peter begleitete Sarah zum dritten Stock in ihrem
Gebäude, als sie schließlich nach Hause zurück kehrten.
Er stoppte in der Höhe seines Vaters Türe. "Okay, nun mach
wieder alles mit Pop klar," ordnete er an.
Sarah begann Ausflüchte zu erfinden, vielleicht war er gar nicht
zu Hause, vielleicht war er schon schlafen. "Er ist zu Hause und
er ist wach", erwiderte Peter.
"Woher weißt du das?" fragte sie ihn.
"Vertrau mir einfach, ich weiß es," versicherte Peter.
"In Ordnung. Gute Nacht Peter und... danke für alles."
"Gern geschehen", erwiderte er, sie sanft auf die Stirn küssend.
"Nun geh!"
"Ja Sifu," meinte sie mit einer Verbeugung.
Peter drückte sie spielerisch an sich, bevor er bemerkte was er tat,
doch Sarah wich nicht einmal zurück. Sie drehte sich zur Türe.
Bevor sie anklopfen konnte ertönte Caines Stimme, dass sie eintreten
sollte. Sie drehte sich zu Peter zurück. "Wie macht er das?"
Peter verbeugte sich vor ihr. "Shaolin Geheimnis. Ich werde es nie
verraten." Er drehte sich auf dem Absatz herum und war weg, ließ
sie alleine mit seinem Vater zurück, damit er die Situation mit seinem
Lehrling ins reine bringen konnte.
Mitten in der Nacht wurde Peter durch einen fremden
Laut aufgeweckt. Er setzte sich im Bett auf und versuchte ihn noch einmal
zu hören. Der Laut kam von der Feuertreppe. Bevor er aus dem Bett
steigen konnte, sprangen vier maskierte Eindringlinge in das Zimmer. "Was
zum..." Peter kletterte aus dem Bett, als die Gangster sich über
ihn werfen wollten.
Sarah saß kerzengerade in ihrem Bett. Irgend
etwas stimmte absolut nicht. Sie rannte quer durch die Halle zu Caines
Wohnung und rannte sie ihn dabei fast um.
"Meister," begann sie. "Peter"
"Ja, ich weiß", meinte Caine. Er hatte keine Zeit heraus
zu finden, woher sein Lehrling das ebenfalls wusste. Er drängte sie
zurück in die Dunkelheit seines Appartements. "Du bleibst hier
und bist sehr leise. Komm nicht heraus, bevor ich dir sage, dass du kommen
kannst. Hast du verstanden?"
"Ja Meister," Sarah zitterte vor Furcht. "Ich werde genau
hier bleiben. Geh jetzt zu Peter." Caine war schon gegangen, bevor
sie ihren Satz beenden konnte.
Peter war damit beschäftigt die vier Angreifer
abzuwehren. Als zwei der Angreifer Peter gleichzeitig angreifen wollten,
benutzte Peter eiskalt den Einen als Waffe gegen den Anderen, indem er
ihn dem anderen entgegen warf. Den nächsten Angreifer schickte er
mit einem betäubenden Kick ans Kinn zu Boden. Sein Glück begann
zu schwinden, als die Vier ihren Angriff schließlich besser koordinierten.
Peter zuckte zusammen, als er mit etwas in das
Bein gestochen wurde. Er hörte den Gegenstand zu Boden fallen und
folgte ihm gleich hinterher, als die Angreifer ihn zu Boden schleuderten.
Peter versuchte so schnell als möglich wieder auf die Beine zu kommen,
doch seine Angreifer waren schon auf dem Rückzug zur Feuertreppe.
Sie hatten während des Angriffs kein Wort s gesprochen.
Peter war überrascht, als sein Vater an seinem
Ellbogen auftauchte. "Peter, geht es dir gut?" fragte er besorgt.
"Ja Pop, ich glaube ich bin Okay. Sie haben mir irgendetwas in den
Oberschenkel gestochen. Ich glaube es ist hierhin gefallen." Peter
machte sich auf die Suche nach dem Gegenstand, mit dem sie ihn gestochen
hatten. "Pop, würdest du bitte das Licht anmachen?"
"Ja mein Sohn", Caine ging in Richtung des Lichtschalters.
Das war der Moment in dem sie den furchterregenden
Schrei einen Stock über sich hörten. "Sarah!" riefen
beide gleichzeitig aus. Sie eilten zur Haupttreppe und hechteten sie hoch,
immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Sie rannten in Caines Appartement,
wobei Peter sich eine halbe Sekunde Zeit nahm, um das Licht anzumachen.
Er stoppte schlitternd, als er den leblosen, zusammengekrümmten Körper
auf dem Boden entdeckte. "Sarah", flüsterte er, schnell
an die Seite seines Vaters tretend.
"Es geht ihr gut mein Sohn. Sie wird in einer
Minute wieder bei sich sein."
"Gut!" spuckte Peter aus. "Du nennst das gut? Sie ist halb
bewusstlos und schau dir die Schwellung an ihrer Wange an." Peter
hörte zu sprechen auf, als Sarah begann sich zu regen. Sie blickte
zu Peter hoch und schüttelte den Kopf, als ob sie die Spinnweben
aus ihrem Gehirn vertreiben wollte.
"Peter, bist du in Ordnung?" fragte sie.
"Ich? Mir geht es gut. Wie steht es mit dir?"
Sarah streckte die Hand nach Peter aus. "Mir geht es gut. Hilf mir
hoch", forderte sie.
"Oh nein. Du bleibst noch eine Minute liegen", ordnete er an.
"Warte bis der Raum aufgehört hat sich zu drehen."
"Woher weißt du das nun schon wieder?"
"Ich habe das auch schon mitgemacht," informierte er sie. "Pop,"
rief er seinen Vater. "Pop, nach was suchst du?" Caine war in
Richtung der Terrasse gegangen und untersuchte etwas auf dem Boden.
"Peter, blutet Sarah?" wollte Caine wissen.
Peter nahm Sarahs Kopf vorsichtig in seine Hände und untersuchte
ihn sorgfältig.
"Nein, warum?"
"Dann glaube ich haben wir einen...Beweis."
"Beweg dich nicht," instruierte Peter Sarah, als er seinem Vater
folgte. "Ja, das ist Blut. Ich frage mich was passiert ist?"
"Um.." sagte Sarah, als sie sich aufsetzte. "Ich habe ihn
mit dem Marmormörser ins Gesicht geschlagen", gestand sie.
Caine und Peter sahen sich an und brachen in Lachen
aus, milderten dadurch die Spannung der Situation. Das war gewiss ein
Tag voller Überraschungen gewesen.
Sarah schaute verletzt drein. "Ich sehe nicht, was da so lustig sein
soll."
Peter kehrte zu ihr zurück und umarmte sie fest. "Gratuliere
Sarah", sprach er. "Du hattest gerade deinen ersten Kampf. Wie
fühlt es sich an, wenn man Teilnehmer ist und nicht der Punchingball?"
Caine warf Peter einen missbilligenden Blick zu.
"Peter, ermuntere sie nicht zu kämpfen. Denke daran, er gibt
immer einen anderen Weg. Außerdem", meinte er zu beiden "hat
sie die wichtigste Regel vergessen."
"Oh ja, Pop, da hast du recht", meinte Peter, der ihr Gesicht
noch einmal untersuchte und vorsichtig die Schwellung abtastete.
"Und was ist die wichtigste Regel?" fragte sie kleinlaut.
Beide Caines sahen sich an und rezitierten gemeinsam: "Ducken!"
"Oh! Ich glaube, daran muss ich noch arbeiten."
"Ja, das wirst du", meinte Peter mit einem leicht satanischen
Ausdruck in den Augen, "du wirst." Sarah konnte mit Sicherheit
sagen, dass sie die nächsten Wochen sicher noch härter in Peters
Klasse zu arbeiten hatte.
Plötzlich fiel Peter direkt neben sie auf
den Boden.
"Peter, was ist?" keuchte Sarah.
"Mein Bein ist taub geworden", informierte er Sarah und Caine.
Dieser war sofort an Peters Seite und untersuchte das Bein, in das gestochen
worden war. "Ich habe das in der gesamten Aufregung total vergessen."
Caine schickte Sarah in Peters Appartement, um
das 101. Revier anzurufen. Als sie in den Flur hinaus trat, rief sie plötzlich
aus. "Meister Caine, Peter? Ich glaube ich habe noch mehr Beweise
gefunden."
Mit Hilfe eines gefährlich aussehenden Dolches war ein in chinesisch
geschriebener Zettel an die Türe gesteckt worden. Peter humpelte,
stark auf seinen Vater gestützt, zu ihr, um darauf zu schauen. "Ja,
das nenne ich definitiv einen Beweis. Du würdest einen tollen Cop
abgeben", meinte er spaßeshalber.
"Nein danke," antwortete sie entschieden. "Das ist mehr
Aufregung, als ich in meinem Leben benötige. Ich arbeite lieber mit
Pflanzen und Kräutern. Dann werde ich jetzt den Telefonanruf erledigen."
Nachdem Sarah gegangen war, verlangte Peter von
seinem Vater, dass der ihm den Zettel vorlas. Caine weigerte sich Peter
den Zettel vorzulesen, was Peter nur in seiner Vermutung worum es ging
bestätigte.
Kermit und Mary Margret Skalany kamen zu dem Beweißaufnahmeteam
hinzu, das gekommen war, um das Blut aufzusammeln und Fingerabdrücke
zu nehmen. Mary Margret sah noch ganz verschlafen aus, weil sie aus dem
Tiefschlaf gerissen worden war. Kermits Augen, wie immer sicher hinter
der Sonnenbrille verborgen, konnten nicht kommentiert werden.
Das Pärchen näherte sich Peter, der mit
hochgelegtem Fuß auf einem Stuhl saß. Peter gab ihn eine vollständige
Beschreibung dessen, was geschehen war. Skalany betrachtete sein Bein.
"Wissen wir schon was sich in der Spritze befand, mit der sie dich
gestochen haben?"
"Pop meint es war so etwas wie ein Betäubungsmittel, wahrscheinlich
Novocain. Kein Wunder, dass mein Bein eingeschlafen ist. Die Truppe hat
es schon zur Untersuchung ins Labor gebracht. Sie werden das Ergebnis
in ein paar Stunden haben."
"Bist du sicher, dass wir dich nicht ins Krankenhaus bringen sollen,
damit sie dich anschauen können", erkundigte sich Skalany.
"Was, und meinen neuen Rekord ruinieren? Außerdem habe ich
im Moment keine Krankenversicherung, wenn du dich erinnerst. Es ist nicht
schlimm Skalany, vertraue mir."
"Und was ist mit Dollface?" hakte Kermit
nach, quer durch den Raum blickend, wo Sarah auf einem Stuhl saß
und sich einen Eisbeutel an die Wange hielt.
"Es geht ihr gut Kermit. Scheinbar hatte der Kerl, der uns die Nachricht
hinterließ keine Ahnung, dass sie da war. Sie hat einen Mörser,
hergestellt aus nichts geringerem als Marmor, genommen", Peter lachte
leise "und als er nach ihr griff, hat sie ihm den Möser mitten
auf die Nase gehauen. Daher kommt das Blut. Sarah sagte, er war nicht
sehr erfreut über das was sie getan hatte und hat ihr einen Ohrfeige
als Retourkutsche verpasst. Sie war für ein paar Minuten außer
Gefecht gesetzt, doch jetzt geht es ihr wieder gut."
Peter segnete seinen Vater im Stillen für
seinen Sinn für Timing. Wenn heute nicht ein Tag voller Fortschritte
gewesen wäre, wer wusste schon wie Sarah dann die Ereignisse des
Abends verkraftet hätte.
Caine näherte sich der Truppe. Er brachte Kermit eine übersetzte
Version der Nachricht, die für sie hinterlassen worden war. Peter
riss Kermit den Zettel aus den Händen und las den Text. <Priester,
kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten oder das nächste
Mal wird die Spritze etwas anderes erhalten. Dein Sohn wird genauso sterben
wie die Anderen>
"Genau das habe ich mir gedacht", meinte
Peter zu seinem Vater. Caine zuckte mit den Schultern. "Pop, du musst
mich davor nicht beschützen. Ich bin nun ein großer Junge,
erinnerst du dich?" Peter zeigte seinem Vater die Brandmale.
"Aber du wirst immer mein Sohn sein", antwortete ihm Caine.
Nachdem Peter in der verbliebenen Nacht sehr wenig
Schlaf bekommen hatte, beschloss er mit seinem Vater zu frühstücken.
Als Peter dort ankam, traf er Sarah an, die gerade den Fuß einer
älteren chinesischen Frau massierte. Er erinnerte sich an Mrs Woo,
die einen kleinen Laden die Straße hinunter betrieb. Peter begrüßte
zuerst die Frau. "Qing wen ni hao jintian, Woo taitai?" (Darf
ich fragen, wie es ihnen heute geht Mrs. Woo?)
"Wo hao, Xiao Caine, xieixie." (Es geht mir gut, junger Caine,
vielen Dank)
Mit einer Verbeugung zu Mrs. Woo wandte sich Peter an Sarah.
"Wie geht es deinem Gesicht heute morgen?" fragte er.
"Ich bin sicher er sieht schlimmer aus als es sich anfühlt",
meinte sie, ihre Arbeit nicht unterbrechend. "Dein Vater hat vorhin
eine Salbe aufgetragen, so dass es helfen sollte." Peter war sich
nicht sicher über ihren emotionalen Zustand, aber jetzt war nicht
der richtige Zeitpunkt um darüber zu diskutieren. "Und wie steht
es bei dir? Wie geht es deinem Bein?" erkundigte sie sich.
"Fein. Die Taubheit hat vor einigen Stunden aufgehört, so dass
ich keine Probleme mehr damit habe. Kermit hat mich vorhin angerufen und
teilte mir mit, dass Pop den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Es war
Novocain."
Peter lud seinen Vater zum Frühstück
in einem der örtlichen Cafés ein. Er wollte den Fall nicht
vor Sarah diskutieren. Caine gab Sarah noch ein paar Instruktionen über
die Behandlung von Mrs. Woo und verschwand dann mit Peter.
Nachdem das Frühstück beendet war, trennte
Peter sich von seinem Vater. Er wollte etwas für die heutige Klasse
vorbereiten und er spürte auch ein Bedürfnis einige Zeit zu
meditieren. Er begann sich zu fühlen, als ob ihn herum nur lose Enden
existierten und er musste sich auf sich selbst konzentrieren. Da war etwas
an dem Fall, worauf Peter seinen Finger nicht legen konnte. Es entzog
sich ihm. Vielleicht war er mit einem klaren Verstand in der Lage, die
Antwort darauf zu finden.
Es war Mittagszeit als Peter zurück in sein
Appartement kehrte. Er setzte sich auf die Feuerleiter, um den wunderschönen
Sonnenschein zu genießen. Er dachte daran, dass die Angreifer genau
den gleichen Weg genommen hatten, den er auch bevorzugte. Nun, Pop glaubte
nicht an Schlösser, sinnierte Peter.
Plötzlich bemerkte er, dass er hungrig war. Er fragte sich, was Sarah
zum Essen vorbereitet hatte. Vielleicht konnte er so die Chance nutzen
und nachschauen wie es ihr nach der letzten Nacht wirklich ging. Er kletterte
die Feuerleiter hoch und schaute nach ihr im Appartement seines Vaters,
aber sie war nicht dort.
Er wollte gerade den Gang überqueren, als
er noch einmal an der Tür anhielt, wo das Messer hineingeschlagen
worden war, um die Nachricht zu hinterlassen. Er ließ die Fingerspitzen
über das Holz wandern. Das Bild einer Gruppe von verängstigen
Frauen tauchte in Peters Gedanken auf. Das war alles. Peter schüttelte
den Kopf. "Was war das denn?" murmelte er.
Er wurde von dem wunderschönen Lachen, das
er aus Sarahs Zimmer hörte, abgelenkt. Es war entzückend, ein
Geräusch wie fließender Sonnenschein. Es war nicht das leise
Kichern, das sie sich erlaubte, als sie ihm gestern von ihren geblümten
Blusen erzählte, nein, dies war ein voll aus dem Bauch kommendes,
schieb die Dunkelheit zur Seite, herzhaftes Lachen. Peter war gefesselt.
Es war das erste Mal, dass er sie so lachen hörte. Er fragte sich,
was sie dazu gebracht hatte so zu lachen.
Er überquerte den Korridor und klopfte an
Sarahs Türe. "Sarah? Ich bin es, Peter."
"Komm rein Peter," rief eine Stimme, die nicht Sarah gehörte.
Es war Skalany. Sie und Sarah am Tisch. Sie aßen gerade und Peter
vermutete, dass sie Frauengespräche führten. Er freute sich
darüber, dass sich Skalany mit ihr anfreundete, doch dann erinnerte
er sich an die Dinnerkonversation des gestrigen Abends.
Als Sarah Peter sah, legte sie ihre Hand über ihren Mund, dennoch
konnte er sie kichern hören. Peter schaute argwöhnisch zu Skalany.
"Okay, was genau ist so lustig?" wollte er wissen.
Sarah schluckte an den Worten, versuchte trotz des Lachens zu sprechen.
"Oh nein, Mary Margret, du kannst es ihm nicht sagen." Sie begann
schnell zu erröten.
Skalany war zufrieden mit der Reaktion, die sie
bekam und sie dachte nicht daran Peter vom Haken zu lassen. Peter Caine
zu quälen war eines ihrer beliebtesten Hobbys gewesen, und sie konnte
dem nicht mehr so oft nachgehen, nachdem er das Revier verlassen hatte.
"Um genau zu sein Peter. Ich habe Sarah nur die Story von dem Überfall
in der Bäckerei erzählt...."
"Das hast du nicht!" Peter hoffte dass sie sich einen Scherz
erlaubte, doch ein Blick in Sarahs Gesicht, die erneut in Lachsalven ausbrach,
teilte ihm mit, dass Mary Margret die Wahrheit sagte. Sie hatte Sarah
tatsächlich erzählt, wie er all seine Kleider ausgezogen hatte
um die Räuber zu verwirren. Das hörte sich drastisch an, aber
der Plan war aufgegangen. Peter wurde nun ebenfalls rot.
"Wow, schau dir das an," verkündete
Skalany. "Wenn ich das nicht mit meinen eigenen Augen gesehen hätte,
würde ich es nicht glauben. Peter Caine, du errötest !"
Peter versuchte seine zerfetzte Ehre um sich zu sammeln. Lustig, aber
er fühlte sich in dem Moment nackter, als zu dem Zeitpunkt in der
Bäckerei. "Das muss ich nicht haben, hier zu stehen und so behandelt
zu werden", sagte er zu den Frauen. "Ich gehe."
Peter rauschte aus dem Raum und schloss die Türe hinter sich, dann
blieb er stehen und lauschte dem neuerwachten Lachen. Er lächelte.
Er war Skalany nicht böse, obwohl er wünschte, sie hätte
sich eine andere Geschichte ausgesucht, die nicht ganz so...enthüllend
gewesen wäre. Sarahs Lachen war ein kleiner Bonus in dem gut funktionierenden
Plan die bösen Jungs zu fangen. Sehr zufrieden setzte er seinen Weg
fort.
Später am Nachtmittag kehrte Peter in den
Dojo zurück um seine Abendklasse vorbereitete. Es würden einige
Kindern aus der Nachbarschaft kommen. Er grübelte immer noch über
das Gefühl nach, dass er kurz davor stand etwas entscheidendes im
Mordfall der chinesischen Geschäftsmänner zu entdecken.
Als er den Dojo betrat war er überrascht einige seiner Schüler
schon anzutreffen. Sarah saß auf dem Boden, umgeben von Kindern,
die an ihren Hausaufgaben arbeiteten. Als Peter eintrat, krabbelten die
Kinder auf ihre Füße und verbeugten sich vor ihm. "Einen
schönen Nachmittag, Sifu."
Peter lächelte sie an. Er mochte diesen Teil Shaolin Priester zu
sein. "Einen schönen Nachmittag, Schüler", antwortete
er. "Was ist denn hier los?"
Sarah verbeugte sich vor ihm, ein Musterbeispiel an Respekt, obwohl ihr
Gesicht rot wurde. "Nur Hausaufgaben Sifu. Nun Kinder, muss ich zu
meiner Arbeit in der Apotheke zurück kehren. Mit deiner Erlaubnis,
Sifu?"
Peter erwiderte ihre Verbeugung. "Ja, du kannst gehen Sarah."
Nachdem Sarah den Raum verlassen hatte horchte
Peter die Kinder nach mehr Informationen aus. Er erfuhr, dass sie den
Kindern schon seit der ganzen letzten Woche bei ihren Hausaufgaben geholfen
hatte. Die Kinder nannten sie "Hwa-ren" - die Blumen Lady -
wegen der Bluse, die sie trug. Er fand auch heraus, dass Sarah die Kinder
an schönen Tagen nach der Schule, wenn sie keinen Unterricht bei
ihm hatten, im Park traf. Peter freute sich, dass sich die Kinder für
Sarah begeisterten. Wenn die Kinder sie akzeptierten, würden auch
die Eltern sie leichter akzeptieren. Peter wusste, dass die chinesische
Kommune generell sehr misstrauisch gegenüber "andersartigen"
Fremden waren.
Peter trainierte die Kinder in der nächsten
Stunde. Gerade als der Unterricht fast zu Ende war, trat Kermit in den
Dojo. Er lehnte sich gegen die Wand und beobachtete Peter, als er die
Kinder entließ. Viele von ihnen stoppten bei Peter und umarmten
ihn, bevor sie den Dojo verließen.
"Das schaut aus, als hättest du schon einen kleinen Fanclub",
meinte Kermit, als das letzte Kind weg war.
"Oh ja," erwiderte Peter. "Was hast du für Neuigkeiten?"
Peter wurde ernst. Er wusste, dass Kermit nicht hier war, um seine Kung
Fu Klasse zu betrachten.
Kermit informierte Peter darüber, dass sie
eine Spur hatten, wer hinter der ganzen Sache steckte. Es war ein chinesischer
Mafiaführer namens Li Su Zhao. Er lebte in China, aber seine Geschäftskontakte
reichten weit über China hinaus, fast in jeden Erdteil. Sie wusste
noch immer nicht welches Produkt er schmuggelte, aber sie hatten einige
seiner Handlanger überwacht.
Peter begleitete Kermit zum Kermitmobil, versprach noch einmal so viel
in dem Fall zu helfen wie er konnte. Immerhin war die Bedrohung letzte
Nacht persönlich geworden. Peter und Kermit waren überrascht,
als sie einige von Peters Schülern um den Wagen verteilt sahen. Offensichtlich
waren sie fasziniert von der Farbe des Wagens.
"Was erwartet ihr von einem Froschmann?"
spöttelte Kermit mit den Kindern. Sie kicherten und rannten die Straßen
entlang. "Lass uns versuchen den Fall so schnell als möglich
aufzuklären, ich habe ein wirklich sehr schlechtes Gefühl dabei",
teilte Kermit seinem Freund mit.
"Nun gut, Li Su Zhao ist niemand, der sich leicht einfangen lässt
Kermit. Wenn er darin involviert ist, dann ist das ein richtig großer
Deal." Peter überlegte, ob er Kermit von der Vision, die er
heute nachmittag empfangen hatte, erzählen sollte, unterließ
es letztendlich doch. Er sah Kermit noch nach als er wegfuhr und kehrte
dann ins Dojo zurück.
Nachdem er mit sich selbst bis über den Punkt
der Müdigkeit hinaus trainiert hatte, stieg Peter einige Stunde später
die Treppe zu seinem Appartement hoch, um zu duschen. Er überprüfte
seinen Anrufbeantworter auf Nachrichten, hatte aber keine. Irgendwie hatte
er erwartet eine Nachricht von Mary Margret mit einer Entschuldigung wegen
ihres heutigen Verrates an ihm zu erhalten. Peter beschloss, dass es das
alles auch ohne Entschuldigung wert war. Er hätte sich mit Freude
noch mehr erniedrigen lassen, nur um Sarah noch einmal so lachen zu hören.
Sarah lachte nicht, als sich Peter über das
Terrassengeländer schwang. Sie war auf Händen und Füßen
und schrubbte den Ziegelsteinboden. "Uh oh, was hast du angestellt?"
fragte Peter. "Daran kann ich mich noch gut erinnern. Dies ist Pops
bevorzugte Methode, um ungehorsame Schüler zu bestrafen. Ich habe
mehr als nur meine Freizeit damit verbracht den Tempelboden zu schrubben,
als ich jünger war."
"Wir hatten eine Unstimmigkeit", erzählte ihm Sarah. "Dein
Vater mochte weder was ich gesagt habe, noch die Art wie ich es gesagt
habe."
"Wo ist Pop jetzt?"
"Er ist gegangen. Das ist das, worüber wir diskutiert haben.
Er hat dir eine Nachricht auf der Werkbank hinterlassen."
"Er ist gegangen? Und er hat mir eine Nachricht hinterlassen? Er
hinterlässt mir nie eine Nachricht."
Peter war sehr erstaunt darüber, dass sein
Vater so kurz nach Erhalt einer Drohung, gegangen war. Peter eilte in
die Apotheke und nahm den Zettel von der Werkbank. Er war in chinesisch
geschrieben.
"Ich glaube es nicht," beschwerte sich Peter. "Zum ersten
Mal hinterlässt er mir eine Nachricht und dann auch noch in einer
Sprache, von der er weiß, dass ich sie nicht gut lesen kann."
"Das hat er mit Absicht gemacht", sagte
Sarah selbstgefällig, den Eimer nehmend und den Inhalt in den Pflanzen
verteilend. "Er hat das gemacht, damit du zu Lo Si gehen musst. Ich
denke er hat es auch gemacht, damit ich ihn nicht lesen kann, nicht dass
ich es tun würde", fügte sie noch schnell hinzu.
"Oh, das hat er, nicht war? Nun ich denke, ich werde gleich zu Lo
Si gehen und mir die Nachricht übersetzen lassen."
"Peter ich glaube nicht, dass dein Vater weit
weg ist. Ich habe das Gefühl, dass er das nur getan hat, um die bösen
Jungs auf die falsche Fährte zu locken, so dass sie annehmen, dass
er keine Gefahr für sie ist und sie nicht hinter dir her sind."
Peter sah sie gedankenverloren an. "Du kannst damit sicherlich recht
haben, aber bei meinem Vater weiß man nie. Er hat diese unglaubliche
Wanderlust und die bricht meist in den unmöglichsten Zeiten hervor.
Dann, Puff, ist er einfach weg und du weißt nicht, wann du ihn je
wieder siehst." Peter blickte in Sarahs ernstes Gesicht. "Aber
er wird zurück kommen. Er hat das wunderbarste Talent genau in dem
Moment wieder aufzutauchen, wenn du ihn am meisten brauchst."
"Ich brauche ihn jetzt," murmelte Sarah
weich. Peter konnte den Schmerz verstehen, den sie spürte. Er hatte
ihn schon viel zu oft selber gespürt.
"Hey", antwortete er. Er griff Sarah zart unters Kinn und hob
es an, bis sie ihn anschauen musste. "Er wäre nicht gegangen,
wenn er nicht sicher wäre, dass du eine Zeitlang auf eigenen Beinen
stehen könntest. Und außerdem bin ich auch immer für dich
da", sagte er zu ihr.
"Ja, das wirst du", erwiderte sie. "Denn dein Vater hat
mich in deine Obhut gegeben. Als ob ich einen Babysitter bräuchte!
Ich bin sicher die Nachricht handelt von deinen Pflichten mich betreffend."
Sarah war ziemlich beunruhigt über die ganze Sache.
"Schau Sarah, zieh nicht irgendwelche übereilte Schlussfolgerungen
okay? Ich werde es mir jetzt von Lo Si übersetzen lassen und wir
diskutieren das später aus." Peter verschwand mit der Nachricht
und ließ Sarah mit ihren eigenen Gedanken zurück.
Lo Si bestätigte was Sarah erzählt hatte.
Caine hatte Peter als ihren Aufpasser zurück gelassen, außer
den Pflichten in der Apotheke, die Lo Si überwachen sollte. Peter
sollte alle anderen Aspekte ihres Trainings weiterführen, solange
sein Vater weg war.
"Ich glaube das nicht," brummte Peter. "Lo Si, was hat
er sich nur dabei gedacht?"
"Er hat gedacht, dass du nun ein Lehrer bist, junger Peter, kein
Schüler mehr. Obwohl du nie aufhören wirst zu lernen, ist es
Zeit, dass du dein Wissen, das du errungen hast, weitergibst."
"Ja, aber das habe ich doch", protestierte Peter. "Ich
bringe ihr Kung Fu bei und ich habe ihr geholfen in ihrer emotionellen
Entwicklung weiter zu kommen."
"Das hast du junger Caine. Aber sie war immer unter der Verantwortlichkeit
deines Vaters. Nun gehört sie dir. Dein Vater möchte auch, dass
ich dich an die Gefühle erinnere, die oft kurz nach der Furcht folgen",
erklärte ihm Lo Si.
"Und das wäre?"
"Ärger, Peter, Ärger. Dein Vater möchte, dass du vorbereitet
bist auf den Ärger, der folgen wird, wenn Sarah ihre Angst hinter
sich lässt und die nächste Stufe erklimmt auf dem Weg ihrer
Heilung."
Peter marschierte langsam (nachdem er angefangen
hatte darüber nachzudenken) zurück zum Caine Gebäude Er
genoss die kühle Nachtluft. Er begann Pläne zu schmieden was
er Sarah während der Abwesenheit seines Vaters beibringen wollte.
Meditation würde ein guter Anfang sein. Vielleicht würde ihr
das ein wenig bei der Fortsetzung ihrer Reise helfen. Peter glaubte nicht,
dass sein Vater und Lo Si den Ärger betreffend recht hatten. Er hatte
Angst in Sarah gesehen und Sorgen, aber er konnte sich nicht vorstellen
sie jemals wütend zu sehen.
<Ich habe auch nie gedacht ich würde je erleben wie mein Vater
die Stimme erhebt>, sagte er zu sich. <Vielleicht sollte ich nur
für den Fall der Fälle darauf vorbereitet sein.>
Zwei Tage lang verlief alles reibungslos. Lo Si
kam jeden Morgen in die Apotheke, um Sarah Anweisungen mit den Kräutern
und den Behandlungen zu geben. Er kontrollierte sie, wenn sie einige Patienten
behandelte. Peter trainierte sie in Kung Fu und führte sie in Meditation
ein. Sie hatte große Probleme ihre Mitte zu finden. Peter begann
sich selbst in seiner Rolle als Schüler in einem ganz anderen Licht
zu sehen. Er war verblüfft über die Dinge die er lernte, während
er andere unterrichtete. Es half ihm manche Dinge klarer zu sehen.
Am dritten Tag änderte sich alles. Peter meditierte
im Dojo als einige seiner Schüler schwer atmend hinein gerannt kamen.
"Sifu Peter, Sifu Peter", schrieen sie alle durcheinander um
seine Aufmerksamkeit zu erlangen.
Peter sprang auf die Beine. "Jungs, Jungs," begann er. "Ihr
wisst, dass das keine Art ist den Dojo zu betreten....."
Die Kinder ließen ihn nicht ausreden. "Aber Meister Peter,
es ist Hwa-ren. Sie ist in Schwierigkeiten."
"Was? Wo?" wollte Peter wissen.
"Im Park, Sifu, beeile dich!"
Peter raste aus dem Dojo, sprang in den Stealth und fuhr mit quietschenden
Reifen zum nahen Park, wo sich Sarah oft mit den Kindern am Nachmittag
traf. Sämtliche Möglichkeiten schossen Peter durch den Kopf,
aber er war noch immer unvorbereitet für das, was er fand als er
dort ankam.
Zuerst erblickte er das Kermitmobil, das von weiteren
seiner kleinen Schüler umgeben war. "Was macht Kermit hier?"
wunderte sich Peter, als er den Stealth direkt neben Kermits Corvair einparkte.
Außerdem waren noch ein Einsatzwagen und ein Krankenwagen vor Ort.
Peters alte impulsive Ader gewann die Oberhand. Er rannte los, um herauszufinden
was los war und hielt nur kurz an, um seinen Schüler mitzuteilen,
dass sie dort bleiben sollten, wo sie waren.
Es war Mary Margret die ihn stoppte. "Peter!
Hierher!" Sie winkte ihn heran. Skalany stand in der Nähe des
mit einer Person auf der Rückbank besetzten Einsatzwagens, der gerade
als Peter ankam losfuhr. "Skalany, was zur Hölle geht hier vor?
Was machen du und Kermit hier? Wo zur Hölle ist Sarah?" Peter
feuerte die Fragen heraus ohne Mary Margret antworten zu lassen.
"Welche Frage soll ich zuerst beantworten?" erkundigte sie sich
sarkastisch.
"Alle! Alle!" Peter fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
Skalany hatte nicht mehr so verstört gesehen, seitdem er das Revier
verlassen hatte.
"Peter beruhige dich zuerst. Du tust Sarah in dieser Verfassung nichts
gutes."
Peter schloss die Augen und atmete ein paar mal
tief durch. Er konzentrierte sich auf sein Chi, beruhigte damit seinen
Körper und gewann so die Kontrolle über seine Emotionen zurück.
Er öffnete seine Augen und sah, dass Skalany ihn genau beobachtete.
"Okay Skalany, erzähle."
Mary Margret erzählte Peter genau was passiert war. Sie und Kermit
waren unterwegs gewesen, um sich mit ihm wegen des Falles zu treffen,
als sie von mehrere kleine Kinder heran gewunken worden waren. Es waren
einige von Peters Schülern, die sich an das Kermitmobil erinnert
hatten. Sie hatten ihnen sofort erklärt, dass Sarah in Schwierigkeiten
war.
Scheinbar hatten die Kinder mit Sarah im Park gespielt, als sie einem
Mann entdeckten, der eine Frau zusammen schlug. Die Kinder sagten aus,
dass Sarah einen Moment wie festgefroren dastand, ihnen dann gesagt hatte,
sie sollten zu Sifu Peter gehen, um ihn zu holen und anschließend
losging, um sich in die Situation einzumischen.
"Sie hat nicht auf mich gewartet?" beschwerte
sich Peter.
"Nein Peter. Sie hat nicht auf Verstärkung gewartet, sie hat
sich selber hinein gestürzt. Erinnert dich das zufällig an Jemanden
den du kennst?" Skalany konnte nicht wiederstehen ihm die Ähnlichkeit
der Situation klar zu machen, die er früher oft selber provoziert
hatte. Sie konnte erkennen, dass Peter sehr ärgerlich war und sie
wollte nicht, dass er zu hart mit Sarah umsprang.
"Wo ist sie jetzt?" wollte Peter wissen.
"Sie ist dort beim Krankenwagen." Erwiderte Skalany, "Aber
Peter..."
Peter hörte nicht länger zu. Er rannte durch den Park zum Krankenwagen.
Als er näher kam, konnte er Sarah sehen, die dicht neben Kermit stand.
Sie presste einen Eispack über ihr rechtes Auge.
Peter kam über sie wie ein plötzlicher Sturm. "Was hast
du dir nur dabei gedacht?" schrie er Sarah an. Sarah ließ den
Eispack fallen und schlüpfte hinter Kermit, ihn zwischen sich und
Peter lassend.
"Nun Kid, beruhige dich", begann Kermit.
"Beruhig dich! Kermit schau sie dir an. Sie ist ein Häufchen
Elend." Peter konnte jetzt den Zustand erkennen, in dem sich Sarah
befand. Ihre Kleider waren durcheinander und Dreck und Gras waren in ihren
Haaren verteilt.
"Ich habe schon oft schlimmer ausgesehen," rief Sarah ihm aus
ihrer Sicherheit hinter Kermits Rücken zu.
"Nicht während du unter meiner Obhut
warst", schrie Peter zurück und griff um Kermit herum, um Sarah
am Arm zu packen. Kermit ließ seine Sonnenbrille die Nase herunter
rutschen und sah Peter Auge in Auge an.
"Peter, das willst du nicht tun", knurrte er, seine Stimme dunkel
vor Warnung.
Peter ließ Sarahs Arm los. Er hielt noch einen Augenblick Kermits
Blick stand. Als Kermit sicher war, dass sich Peter wieder gefangen hatte,
schob er seine Brille an ihre angestammte Position zurück. Dann zog
er Sarah sanft vor sich. Sie blickte zu Boden, wollte nicht zu Peter schauen.
"Warum bringst du sie jetzt nicht nach Hause?"
schlug Kermit vor. "Wir haben alle Informationen, die wir brauchen
und außerdem machst du dich lächerlich."
Peter folgte Kermits Blick dorthin, wo seine Schüler standen und
zu ihnen hinüber schauten. Ihre Münder waren offen und die Augen
waren weit aufgerissen.
"Super, wirklich super", murmelte Peter. "Komm jetzt Sarah,
wir werden diese Diskussion zu Hause fortführen." Sarah folgte
ihm kleinlaut zum Stealth. Kermit begleitete sie, da die Corvair direkt
neben ihm geparkt war.
"Sarah, warum wartest du nicht im Wagen auf
Peter?" schlug Kermit vor. "Ich möchte noch einen Moment
mit ihm reden." Sarah nickte. "Ich komme später vorbei,
um nach dir zu sehen", sagte er zu ihr.
Sobald Sarah außer Hörweite war, wandte sich Kermit an Peter.
"Das war nicht exakt der Shaolin Priester, den ich erwartet habe.
Was war das, was du mir gesagt hast, als du uns vorstellen wolltest? Sie
wurde missbraucht und sie vertraut nicht leicht Jemanden. Ist dir in den
Sinn gekommen, dass du dieses Vertrauen mit deinem Akt hier schwer beschädigt
haben kannst?"
Peter war nicht bereit in dem Punkt zurück zu stecken. "Sie
ist mein Schüler und ich spreche so mit ihr, wie ich es für
richtig halte", antwortete er selbstgefällig.
"Also, gut, aber ICH werde später noch nach ihr sehen. Warum
holst du nicht erst alle Informationen ein, bevor du dich ihr gegenüber
so benimmst? Hast du gesehen wie die Frau ausschaut, die sie zu retten
versucht hat?" Peter schüttelte den Kopf. "Dann komm mal
mit und sieh sie dir selber an."
Kermit geleitete Peter zum anderen Ende des Krankenwagens,
wo sich die Ärzte um eine junge Chinesin kümmerten. Sie konnte
nicht älter als 16 Jahre sein. Sie hatte eine lange Schnittwunder
über ihrer Stirn und sie war ohnmächtig. Ihre Nase war blutig
und sie hatte Verletzungen auf beiden Wangen.
"Wird sie wieder?" erkundigte sich Peter bei dem Notarzt.
"Wir denken schon Sir. Wir bringen sie ins City Krankenhaus. Manchmal
ist es schwer zu sagen, wie Kopfwunden ausgehen."
Peter drehte sich zu Kermit herum. "Okay ich
habe verstanden. Wo ist der Typ? Habe ich ihn im Einsatzfahrzeug gesehen?
Wie sieht er im Moment aus?"
Kermit lachte. "Falls du fragst, ob dein Student einigen Schaden
angerichtet hat, dann ist die Antwort, oh Yeah. Er hat ein blaues Auge,
das zu ihrem passt. Und ja er ist gerade auf direktem Weg in den Knast."
"Okay, ich werde sie jetzt nach Hause bringen. Danke Kermit."
Peter war Kermit dafür, dass er für Sarah da gewesen war und
sich um sie gekümmert hatte, aufrichtig dankbar.
Als Peter zum Wagen zurück kehrte fand er
Sarah, ihren Kopf mit beiden Händen haltend vor.
"Kopfschmerzen, was? Vielleicht sollten wir dich auch ins Krankenhaus
bringen und untersuchen lassen."
Sarah ruckte hoch und sah ihn mit ihrem gesunden Auge an. "Kein Krankenhaus"
Wir haben alles, was wir brauchen in der Apotheke." Sie versuchte
ihren Ausbruch zu mildern. "Bitte?"
"Okay, also nach Hause", stimmte Peter zu.
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