Teil 3
Autor: Trance

 

"Hey, Mann! Komm schon, zum schlafen hast du noch Zeit wenn du tot bist!"

Langsam kam Peter wieder zu sich. Er hatte das Gefühl, als würde sein Kopf explodieren.
"Sehr witzig Kermit."

Kermit half ihm hoch. Peters Erinnerungen kamen plötzlich zurück, und er drehte sich viel zu schnell. Ihm wurde schlecht, so dass er sich auf Kermits Schultern stützen musste.

"Reiher mir ja nicht die Schuhe voll."

"Wo ist Eve?"

"Sie haben sie mitgenommen. Die Schweine haben mir die Reifen zerschossen!"

"Sie haben meinen Vater!"

"Woher weißt du das?"

"Sie konnte es mir noch mitteilen, bevor ich bewusstlos wurde. Ich glaube, sie kann sich wieder an alles erinnern."

"Wie kommst du darauf?"

"Ist nur so ein Gefühl."

Kermit sagte etwas Unverständliches.

"Funktioniert Blakes Wanze noch?"

Diesmal bestand Kermits Antwort aus einem missmutigen Grunzen.
"Er hat sie also gefunden, na toll."
Peter überlegte kurz, dann meinte er: "Wir nehmen meinen Wagen, du fährst."
Er drückte Kermit die Schlüssel in die Hand und ging dann raus.

"Was hast du vor?"
Kermit kam hinter ihm her, Peter hatte bereits auf dem Beifahrersitz platz genommen.

"Ich verlass mich auf meine Shaolin Ausbildung. Wenn sie Eve und meinen Vater zusammen einsperren, werde ich sie beide finden. Also steig schon ein."

Kermit setzte sich hinters Steuer und fuhr los. Seine erste Wahl war zum Anwesen von Santiago zu fahren, doch Peter stoppte ihn.

"Er ist nicht mehr in der Stadt. Fahr in Richtung Süden aus der Stadt heraus."

"Sicher?"

"Ja!"

Also fuhr Kermit aus der Stadt heraus. Eine ganze Weile sagte Peter kein Wort. Er hatte den Kopf zurückgelegt und hielt die Augen geschlossen.

"Sag mal bist du eingeschlafen?"

Peter gab keine Antwort.

"Das glaub ich doch wohl nicht."

Wutentbrannt wollte Kermit auf die Bremse treten, doch Peters scharfer Befehl ließ ihn zusammenzucken.
"Fahr links!"

Kermit ließ sich nicht von seinem Entschluss abbringen. Er trat voll auf die Bremse.

"Jetzt hör mir mal zu. Spiel hier keine Spielchen mit mir!"

Peter sah Kermit ernst an.
"Du weißt, dass ich spüren kann wo mein Vater sich aufhält. Du hast es selbst schon oft bei meinem Vater miterlebt. Vertrau mir!"

Kermit rührte sich nicht, Er funkelte Peter böse an.

"Hör zu. Es gibt einen Grund, warum sich mein Vater hat entführen lassen. Du weißt, dass man ihn nirgendwo hinbringen kann, wenn er es nicht will. Nicht bei meinem Vater!"

Peter sah, wie Kermit sich etwas entspannte.

"OK, du hast recht. Ich frag mich schon die ganze Zeit, wie diese Stümper an deinen Vater heran kommen konnten."

Der Wagen rollte wieder an, und Kermit bog links in einen Waldweg ab.

"Glaubst du, dass dein Vater weiß, was Santiago vorhat?"

"Durchaus möglich. Er weiß doch immer alles."

Grinsend sah Peter Kermit an, es war fast unmöglich, etwas vor seinem Vater geheim zu halten. Peter fasste an seinen schmerzenden Kopf. Er musste all seine Konzentration aufbringen, um heraus zu finden, wo sich sein Vater befand, was allerdings auch hieß, das die Kopfschmerzen nicht nachließen. Im Gegenteil.

"Mal ganz ehrlich, du siehst furchtbar aus. Bist du sicher, dass es dir gut geht?"

"Es gibt Wichtigeres als mein eigenes Wohlbefinden."

"Du wirst deinem Vater wirklich von Tag zu Tag ähnlicher. Ihr werdet euch irgendwann mal selbst umbringen!"

"Wenn es sich dabei um eine gute Tat handelt, dann ist es vermutlich ein guter Tod!" spöttelte Peter.

"Sehr witzig!"

Eine Weile fuhren sie noch weiter, bis der Weg plötzlich aufhörte.

"Was jetzt?"

Peter kletterte aus dem Wagen und sah sich um. Unmöglich, dass er sich geirrt hatte. Doch die Anstrengung, um aus dem Wagen zu kommen war zu viel. Peter sackte zusammen. Einen Moment lang schien es, als würde er wieder das Bewusstsein verlieren, doch dann hörte er, in seinen Gedanken, seinen Vater.
"Du schaffst es mein Sohn, gib nicht auf!"

Er spürte wie ihn jemand hochzog.

"Paps?"

"Nein. Fängst du jetzt an zu halluzinieren?"

"Ich war der Meinung, als hätte ich die Stimme meines Vaters gehört."

"Du hast mächtig eine auf den Kopf bekommen, da kann so etwas vorkommen."

"Das glaub ich nicht. Es war mein Vater."

Sich am Auto abstützend, schloss er die Augen und versuchte heraus zu finden, wo Santiago seinen Vater hingebracht hatte. Die ganze Zeit über stand Kermit hinter Peter, um ihn Notfalls auf zu fangen, denn er hatte bemerkt wie unsicher dieser noch auf den Beinen war, als ihm etwas auffiel.

"Verdammt Peter, ich muss dich zu einem Arzt bringen. Du blutest!"

Reflexartig fasste Peter sich an die Stelle, wo er getroffen worden war. Er spürte eine warme, klebrige Flüssigkeit, und als er sich seine Hand besah war sie rot vom Blut.

"Unterm Fahrersitz ist ein Erste Hilfe Kasten!"

Kermit rührte sich nicht.

"Ich werde hier nicht wegfahren. Nicht ohne meinen Vater", blaffte Peter Kermit an und machte anstalten das Verbandszeug selbst zu holen. Kermit hielt ihm am Arm zurück.

"Setz dich, verdammt."

Kopfschüttelnd ging er um den Wagen herum, während Peter sich auf den Beifahrersitz nieder ließ. Kermit verband Peters Kopf und bot ihm ein paar Aspirin an.

"Nein, das trübt nur mein Urteilsvermögen. Wir müssen dort nach links weiter. Den Wagen müssen wir hier lassen."

"Du kannst unmöglich in deinem Zustand durch den Wald laufen," protestierte Kermit.

"Es wird schon gehen."

Mit erstaunlicher Sicherheit kam Peter auf die Beine und ging voran. Kermit verschloss den Wagen, und beieilte sich hinter ihn herzukommen. Peter schaffte es seine Schmerzen zu ignorieren, trotzdem machte ihm die Verletzung zu schaffen. Vor Kermit ließ er sich allerdings nichts anmerken, außerdem war er fest entschlossen, seinen Vater und Eve zu finden.

Nach einer Stunde Fußmarsch, die Peter wie eine Ewigkeit vorkam, hörten sie Stimmen.
Mit der Hand deutete Peter auf die Stelle, von der er die Stimmen hörte. Kermit trat neben ihn, und sah die drei Männer, die eine Blockhütte bewachten.

"Dort ist mein Vater, und wenn ich das richtig sehe, sollte Santiago auch da sein."

Peter deutete auf zwei Jeeps und einen Hummer. Er kannte den Geländewagen, und wusste dass er Santiago gehörte.

"Santiago ist unvorsichtig. Nur drei Wachen! Er scheint nicht zu wissen, wen er da gefangen hält."

Peter überlegte, was die beste Vorgehensweise war. Sie konnten nicht einfach da runtermarschieren, das konnte womöglich Eve in Gefahr bringen.

"Wir warten, bis es dunkel ist, und schleichen uns dann ins Haus. Wer weiß, ob die Drei da unten alle sind. Möglich, das sich noch welche im Haus aufhalten."

Kermit stimmte ihm zu. Sie zogen sie sich zurück und fanden einen Platz, an dem sie nicht so leicht entdeckt werden konnten, aber das Haus im Blick hatten.
Stöhnend lehnte sich Peter an einem Baum.

"Du solltest dich ausruhen. Ich weck dich, wenn es losgeht."

"Wenn du ohne mich losgehst, lernst du mich kennen!"

"Schon gut, ich werde keinen Alleingang machen!"

Peter glaubte seinem Freund. Er setzte sich mit dem Rücken zum Baum, und lehnte den Kopf an. Eigentlich hatte er sich vorgenommen nur einen Moment auszuruhen, aber fast sofort driftete er in einen traumlosen Schlaf.

Jemand rüttelte ihn wach. Nur langsam kam er zu sich, und sah in Kermits Gesicht. Er bemerkte, wie der Ex-Söldner seine Jacke wieder an sich nahm und anzog. Kermit musste sie ihm umgelegt haben, doch Peter sagte nichts, Kermit würde es vermutlich abstreiten. Langsam kam Peter auf die Beine. Es ging ihm etwas besser, meinte er, doch als er aufrecht stand spürte er wie sich alles um ihn drehte.
Er war froh, dass Kermit mit dem Rücken zu ihm stand, und er sich kurz am Baum festhalten konnte, ohne dass Kermit es bemerkte.

"Wie sieht es aus?"

"Du hattest Recht! Es sind mehr als drei Leute dort. Ich möchte wissen, wo er die alle unterbringt? So groß scheint die Hütte gar nicht zu sein."

"Unterirdisch. Er hat was übrig für Keller, Gewölbe und ähnliches. Wie viele hast du gezählt?"

"Ein Dutzend. Aber wer weiß, ob da nicht noch mehr sind. Er hat irgendetwas vor. Die sind alle bis an die Zähne bewaffnet."

"Wir gehen trotzdem rein. Mein Vater wird schon für Ablenkung sorgen."

Kermit vertraute darauf.
Kurz darauf schlichen sie sich von der Seite an, an der es die wenigsten Wachen gab. Es gab einen Kellereingang an der Rückseite der Hütte, das hatten sie gesehen, als sie den Abhang runter schlichen. Natürlich standen dort Wachposten, doch war es ein Leichtes diese zu überwältigen. Die Tür war unvorsichtigerweise nicht abgeschlossen, und so hatten Peter und Kermit leichtes Spiel.

Tatsächlich war unter dem Blockhaus ein weitläufiges Tunnelsystem angelegt, der reinste Irrgarten.

Frustration klang in Kermits Stimme mit. "Verdammt, und was jetzt?"

"Da entlang." Peter zeigte auf den Tunnel vor ihnen.

Er war nicht wirklich überrascht, seinen Vater dort stehen zu sehen. Sie gingen auf Caine zu.

"Geht es dir gut?"

Caine deutete auf Peters Kopfverband. "Ja, aber du siehst nicht gesund aus."

"Das ist nichts!" versuchte Peter vergeblich seine Verletzung zu verharmlosen.

Kermit schnaubte hinter ihm, sagte jedoch nichts. Peter versuchte von sich abzulenken.
"Ist Eve auch hier?"

"Das ist sie."

"Und, erinnert sie sich wieder an alles?"

"Ja, obwohl sie es abstreitet."

"Wieso?"

"Um sich selbst zu schützen."

Peter verstand. "Wie viele Männer sind hier unten?"

"30, vielleicht auch mehr. Ich kann es dir nicht genau sagen."

" Stellt der Mann eine Armee zusammen? Wie sollen wir hier wieder rauskommen? Die sind eindeutig in der Überzahl."

"Wir werden schon wieder rauskommen, aber erst einmal müssen wir Eve holen. Du bleibst hier. Kermit, sie kommen mit mir."

"Das werde ich nicht!" protestierte Peter.
Er wusste weshalb sein Vater ihn zurück lassen wollte und er fühlte sich etwas gekränkt.

"Ich werde darauf achten, dass keiner reinkommt. Beeilt euch."
Kermit wedelte mit den Armen, um ihnen anzuzeigen, dass sie sich beeilen sollten. Caine und Peter gingen los.

"Bist du mir jetzt böse?"

"Du weißt, dass ich dir nicht böse sein kann. Aber du hast einen ganz schönen Dickschädel."

"Von wem ich den wohl habe?"
Peter schaute seinen Vater herausfordernd an, doch dieser zuckte nur unschuldig mit den Schultern.

"Hier ist es."
Caine öffnete die verriegelte Tür, und konnte Peter gerade noch rechtzeitig zurückhalten, während vor ihnen ein Stahlrohr niedersauste.

"Wirklich nette Begrüßung!"

Eve schaute um die Ecke. Erleichtert atmete sie aus.

"Komm, wir bringen dich hier raus."

Peter nahm sie am Arm und zog sie mit sich fort. Drei Soldaten kamen ihnen entgegen, die Caine schnell außer Gefecht setzte Ohne weitere Zwischenfälle erreichten sie Kermit, vor dessen Füße drei weitere Soldaten lagen.

"Wir sollten sehen, dass wir hier weg kommen. Sie werden schon die ganze Zeit angefunkt."

Also machten sie sich auf den Schnellsten Weg aus dem Keller. Sie wollten wieder die Böschung hinauf, doch Eve hielt sie davon ab.

"Nicht da lang. Dort sind überall Tretminen."

"Tatsächlich?" Kermit hob verwundert die Augenbrauen.
"Wir sind von hier gekommen, aber auf keine Landminen gestoßen!"

"Vermutlich ist Peter, in Folge seiner Shaolinausbildung, instinktiv den Minen ausgewichen!" Erklärte Caine

"Vielleicht zeigst du mir den Trick irgendwann mal, aber jetzt würde es viel zu lange dauern."

Eve deutete an ihr zu folgen.

"Du führst uns über offenes Gelände!" Peter hielt das für keine gute Idee.

"Es gibt keinen anderen Weg. Diego hat nicht damit gerechnet, dass irgendjemand diesen Weg nehmen würde."

"Natürlich nicht. Welcher Idiot würde auf die Idee kommen über offenes Gelände zu fliehen," kommentierte Kermit.

Sie zeigte auf eine Stelle ein paar Meter vor ihnen. "Dort können wir in den Wald."

Peter strauchelte. Caine fing ihn auf und stützte ihn. Peter war wieder in Schweiß gebadet. Plötzlich peitschten Schüsse hinter ihnen, instinktiv ließen sich die vier zu Boden fallen. Kermit raffte sich als erster wieder auf.

"Wir sollten uns beeilen, der Wagen steht etwa eine Stunde von hier!"

Kermit trieb die kleine Gruppe an, sie hörten ihre Verfolger dicht hinter sich In geduckter Haltung liefen sie dem schützenden Wald entgegen. Jetzt führte sie Kermit. Zielsicher fand er seinen Weg durch Unterholz. Nach kurzer Zeit hatte er es geschafft ihre Verfolger abzuschütten, doch es wartete noch eine Überraschung auf sie.

Plötzlich stoppte Kermit. "Das darf doch wohl nicht wahr sein!"

Alle sahen, was den Ex-Söldner so verärgerte. Mehrere von Santiagos Privatsoldaten hatten Peters Wagen gefunden und bewachten diesen.

"Was machen wir jetzt?" Wollte Eve wissen.

"Wir können nicht riskieren, dass sie unsere Position durch Schüsse auf uns preisgeben."

Keuchend stand Peter hinter Kermit, der bemerkte, dass sein Freund nicht mehr lange durchhielt. Außerdem war der Verband Blutgetränkt, das sah nicht gut aus.

Eve fiel eine Lösung ein.
"Nicht weit von hier gibt es einen kleinen Ort, ich kenne dort ein paar Leute."

"Na, dann nichts wie hin! Von dort können wir Verstärkung anfordern."

Jetzt war es wieder an Eve sie zu führen. Sie brauchten etwas mehr als eine halbe Stunde. Die Umschreibung, kleiner Ort, war nicht ganz passend. Hier gab es ein Hotel, eine Kneipe, einen Drugstore, eine Arztpraxis und ein halbes Dutzend Häuser.

"Sehr Idyllisch."
Kermit konnte sich den Sarkastischen Unterton nicht verkneifen, als sie auf das Hotel zugingen.

"Eve! Es ist schön sie mal wieder zu sehen."
Der Mann hinter der Rezeption stutzte als er die drei Männer hinter ihr sah.
"Ist alles in Ordnung?"

"Nein. Es ist Diego!"

Der Mann nickte. "Das hätte ich mir denken können, ich hätte ihn erschießen sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte."

Er zeigte auf Peter.
"Sieht aus, als könnte der junge Mann einen Arzt gebrauchen. Geht rauf, dein Zimmer ist immer frei."

"Danke."

Eve führte sie in das letzte Zimmer. Es war recht groß und gemütlich eingerichtet. Kermit hängte sich sofort ans Telefon. Als endlich Zeit zum Atmen war, spürte Peter wieder wie schlecht es ihm ging. Die Kopfschmerzen wurden noch schlimmer, und er schaffte es gerade noch ins Bad, bevor er sich übergab. Wankend stand er in der Tür, und lächelte seinem Vater entgegen.

"Das ist heut irgendwie nicht mein Tag."

Bewusstlos brach er im Türrahmen zusammen. Caine und Kermit trugen ihn sofort zum Bett.

Kermit machte ein besorgtes Gesicht. "Wie steht es um ihn?"

"Es war zuviel Anstrengung, ich kann ihm hier nicht helfen, nur Linderung verschaffen."

Die Tür ging auf, und der Mann von der Rezeption kam herein. Ein anderer, ungefähr gleichen Alters folgte ihm, man sah an seiner Tasche, dass er der Arzt war.
"Darf ich?"

Caine machte ihm Platz. Der Arzt besah sich Peter genau, und wechselte seinen Verband.

"Der Mann sollte dringend ins Krankenhaus. Ich kann nicht viel für ihn tun."

"Krankenwagen und Polizei ist schon unterwegs, aber sie brauchen noch etwa eine Stunde."

"Ja, Mike hat mir bereits erzählt, dass sie Ärger haben. Wir wissen, dass Santiago wieder hier ist, er terrorisiert unseren kleinen Ort immer dann wenn er in der Nähe ist. Es wird Zeit, dass ihm das Handwerk gelegt wird."

Der Arzt verabschiedete sich, doch Mike blieb noch etwas. Er nahm Eve zur Seite.
"Können sie diesen Männern vertrauen?"

"Machen sie sich keine Sorgen Mike. Ich würde diesen drei Männern mein Leben anvertrauen. Sie werden uns beschützen bis die Cops kommen."

"Gut. Ich werde alles vorbereiten. Zum Glück haben wir im Moment nicht all zu viele Gäste."
Er gab ihr einen Kuss auf die Wange.

"Woher kennen sie sich?" Wollte Kermit neugierig wissen.

"Ich habe hier immer Unterschlupf gefunden, wenn Diego in der Nähe war und mich mitgenommen hatte. Hier konnte ich manchmal vergessen, welches Leben ich führte. Mike ist immer wie ein Vater für mich gewesen. Ich fühle mich ihm gegenüber schuldig, weil Diego ihm den einzigen Sohn genommen hat."

Sie ging hinüber zum Bett. Auch Caine kam, in der Hand hielt er eine Tasse.
"Versuchen sie bitte Peter diesen Tee zu geben. Er soll ihn trinken."

"In Ordnung."

Auf dem Nachttisch stand eine Schale mit kaltem Wasser und einem Tuch. Eve wischte Peter damit den Schweiß von der Stirn. Er kam zu sich.

"Hallo!"

"Hey."

Schmerzlich lächelte sie ihn an. Dann beugte sie sich über ihn und gab ihm einen Kuss. Seine Hand blieb auf ihrem Gesicht liegen, mit dem Daumen streichelte er ihre Wange.

"Mach dir keine Sorgen, ich hab einen ziemlichen Dickschädel." Er machte eine kurze Pause. "Wolltest du wirklich gehen?"

Sie sah seine Angst, vor der Antwort, in den Augen. "Ja! Zu dem Zeitpunkt hielt ich es für das Beste."

"Hast du immer noch vor zu gehen?"

Keine Antwort auf diese Frage. Peter spürte dass sie einen inneren Kampf mit sich austrug. Für den Moment beließ er es dabei.

"Dein Vater sagt, du sollst das hier trinken."

Er richtete sich auf, und nahm die Tasse entgegen. Sie wäre ihm beinahe aus der Hand gefallen, also half ihm Eve.

"Er hatte mir versprochen, dir nichts zu tun. Ich hätte es wissen müssen."

Sanft strich sie mit ihrem Finger über den Verband. Peter nahm ihre Hand und drückte einen Kuss auf die Innenseite.
"Es ist nicht deine Schuld."

Peter ließ sich wieder in die Kissen sinken. Er spürte wie wieder alles schwarz wurde.

"Du darfst nicht fortgehen," murmelte er noch, bevor er wieder einschlief.

**********

"Sie sind hier!" kündigte Caine den Anderen die Ankunft von Santiago und seinen Schlägern an.

"Dann wollen wir mal!"

Kermit zog seine Pistole und machte sich bereit. Es klopfte an der Tür.
Es war Mike, mit entschlossenem Gesichtsausdruck und einem Gewehr in der Hand.

"Sie haben das Haus umstellt. Meine Gäste habe ich sicher im Keller untergebracht." Er grinste. "Die jungen Leute halten das für Cool!"

"Sie sollten auch zu ihren Gästen gehen," mahnte ihn Caine, doch Mike antwortete:
"Ich habe noch eine Rechnung mit diesem Mistkerl offen, ich werde nicht davon laufen."

Caine nickte, er verstand den Mann.
"Dann möchte ich sie bitten, hier in diesem Zimmer zu bleiben, und auf Eve und meinen Sohn zu achten. Würden sie das tun?"

Mike wusste, dass er den beiden Männern wahrscheinlich nur im Weg sein würde, also stimmte er zu.
Caine und Kermit verließen das Zimmer.

"Die zwei werden gegen ein Dutzend Männer nichts ausrichten können!"
Mike schüttelte den Kopf.

"Sie kennen meinen Vater nicht!"

Peter war wieder zu sich gekommen, und versuchte aufzustehen. Mike drückte ihn in die Kissen zurück.

"Sie sollten liegen bleiben, mein Junge, sonst liegen sie schneller wieder am Boden als ihnen lieb ist. Was ist ihr Vater? Eine Art Söldner?"

"Nein, ein Shaolin Priester. Kermit ist ein Ex-Söldner!"

"Ein Priester und ein Ex-Söldner! Vielleicht sollte ich ihnen doch helfen."

"Nein Mike, glauben sie Peter. Sie werden sie im Zaum halten, bis die Polizei hier ist."

Sie hörten Schüsse. Es hatte also begonnen.

Caine und Kermit trennten sich, nachdem sie draußen angekommen waren. Kermit wusste, dass er sich um Caine keine Sorgen machen brauchte, oft hatte er schon seine Fähigkeiten erlebt. Es mussten mindestens ein Dutzend Männer sein, plus Santiago selbst!

"Wie unfair. Die haben keine Chance!"

Der Erste war schon in Sicht, und Kermit streckte ihn lautlos nieder. Er schaute auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde, bis die Verstärkung eintreffen musste. Ein Zweig knackte hinter ihm. Blitzschnell ließ er sich fallen, drehte sich und streckte den Angreifer nieder. Nun waren sie gewarnt. Auch von der anderen Seite hörte er Schüsse. Er lief in diese Richtung, und fiel dabei drei Männern in die Arme. Nach Leibeskräften wehrte Kermit sich, doch ein Vierter kam hinzu und schlug ihn nieder.

Als Kermit wieder zu sich kam, fand er sich gefesselt wieder, und jemand fuchtelte mit seiner eigenen Waffe vor seinem Gesicht.

"Detektive Griffin, wenn ich mich nicht irre! Oder darf ich sie Kermit nennen?"

"Sie bestimmt nicht."
Kermit zerrte an seinen Fesseln.

"Machen sie sich keine Mühe, meine Leute wissen, wie man jemanden fesselt."

"Was wollen sie?"

"Das ist einfach. Ich will meine Frau wieder, sie, Caine und seinen Vater töten!"

"Dann sollten sie 'ne Nummer ziehen."

Santiago gab Kermit einen Tritt in den Magen. "Sie sollten sich nicht über mich lustig machen."

"Da haben sie Recht, Irre sollte man nicht reizen," keuchte Kermit, der trotz der Schmerzen seinen Zynismus nicht verloren hatte.

"Reden sie ruhig, es wird ihnen keiner zur Hilfe kommen."

Santiago nahm seinem Untergebenen die Waffe aus der Hand und legte auf Kermit an. Doch in dem Moment, als er abdrücken wollte, ließ er sie fallen, als wäre sie ihm zu heiß geworden, was auch der Tatsache entsprach.

Kermit wusste, was das bedeutete. "Caine!"

Er sah den Priester direkt auf Santiago zugehen, in dem Moment hörte er auch die Sirenen.
Urplötzlich änderte sich das Bild. Die eben noch so mutigen Kämpfer schauten sich an, und machten sich dann aus dem Staub.

"Bleibt stehen!" Vergeblich rief Santiago ihnen nach.

"Tja, das ist das Übel mit den Söldnern. Sie nehmen ihr Geld, doch wenn es ihnen zu heiß wird, verschwinden sie."

Santiago griff Caine an, der ihn gekonnt blockte. Einige Minuten später war Santiago am Boden, und Kermit wieder frei. Er nahm seine Waffe und verstaute sie. Dann kümmerte er sich um Diego.

"Peter ist in Gefahr."
Und schon war Caine verschwunden.

Kermit zerrte den Verbrecher hoch und schleifte ihn mit zum Hotel.
"Wenn Peter, oder Eve auch nur ein Haar gekrümmt werden, dann werden sie ihre Verhandlung nicht mehr erleben."

"Sie sind ein Cop, sie erschießen mich nicht."

Kermit blieb stehen. Gefährlich leise sagte er zu Santiago: "Ich bin nur Cop, weil ein Freund mir eine Marke gegeben hat. Ich halte mich nicht an deren Gesetze!"

Santiago wusste sofort, dass sein Gegenüber keine Scherze machte, und ihm wurde irgendwie Schlecht.

**************

Mit einem lauten Knall flog die Tür auf.

"Bleiben sie wo sie sind!"

Mike zielte mit seinem Gewehr auf den Eindringling, doch dieser war wenig beeindruckt. Mit zwei schnellen Schritten war er bei dem Hotelbesitzer und entriss ihm die Waffe! Dann schubste er ihn unsanft zur Seite und wollte sich Eve schnappen.

Mit einer Schnelligkeit, die sich selbst Peter in diesem Zustand nicht zugetraut hatte, entstieg er dem Bett und baute sich vor dem Söldner auf.
Dieser griff sofort an, doch Peter konnte ihn abwehren. Fürs Erste. Noch immer war er von dem Schlag auf den Kopf gezeichnet, und entsprechend reagierte sein Körper auf diese Anstrengung. Alles um ihn herum verschwamm, nur noch undeutlich konnte er seinen Angreifer sehen. Da war es auch schon passiert! Zu spät kam Eves Warnung, und der Gegner konnte Peter überwältigen. Leblos blieb er auf dem Boden liegen.

"Peter! Komm schon, steh auf."

Verzweifelt schüttelte Eve ihn, doch Peter rührte sich nicht. Gerade als der Mann sich Eve vornehmen wollte, wurde er fortgerissen und von Caine überwältigt. Sofort kniete er neben seinem Sohn. Er wusste dass sein Zustand sehr ernst war.

"Caine!"

Hinter ihm stand Captain Simms mit der Ambulanz im Schlepptau. Der Arzt fackelte nicht lange, und schaffte Peter sofort in den Krankenwagen, welcher dann auch sofort, zusammen mit Caine, zum Krankenhaus fuhr.

"Ah, Captain! Ich glaube, den hier vermissen sie schon."

Kermit stand in der Tür, und grinste seinen Captain entgegen, während er Santiago einen seiner Kollegen überließ.

Eve war bei Mike, der sich mit ihrer Hilfe wieder aufrappelte.

"Tut mir Leid, Kindchen, ich konnte dich nicht beschützen."

"Ist schon gut, Mike! Sie haben ihr Bestes gegeben. Verzeihen sie mir, aber ich möchte so schnell wie möglich zum Krankenhaus."

"Das verstehe ich. Er ist ein guter Mann!"

Er nahm sie zum Abschied in den Arm. Eve ging mit Mary-Margaret.

"Geht es ihnen gut, Kermit?"

Captain Simms sah sich besorgt die blutende Wunde auf Kermits Stirn an, doch dieser ignorierte diese.

"Aber sicher!"

Er nahm seine Brille ab, und schaute ihr in die Augen. "Wenn ich sie sehe, geht für mich die Sonne auf."

Er zwinkerte ihr schelmisch zu und setzte seine Brille wieder auf!

*************

Dank der Hilfe von Caine, ging es Peter bald wieder besser, dennoch war er fast 4 Tage bewusstlos, und so fand die Verhandlung ohne ihn statt.
Allerdings machte das wenig. Mit der Aussage von Eve, wurde Santiago zu Lebenslänglich verurteilt, obwohl der Staatsanwalt die Todesstrafe forderte. Aber für den Mord an den Polizisten fehlten die entscheidenden Beweise, ihre Leichen!

Trotz des Urteils fühlte Eve sich nicht als Siegerin, denn sie wusste, dass er ihr immer noch schaden würde, und so traf sie die vielleicht schwierigste Entscheidung ihres Lebens.

Es waren fast zwei Wochen vergangen, in denen Peter sie kein einziges Mal zu Gesicht bekommen hatte. Noch immer lag er im Krankenhaus, doch er wusste, dass man ihn bald entlassen würde.

"Paps, weißt du etwas? Wenn ja, dann musst du es mir sagen."
Flehend sah Peter seinen Vater an. Doch dieser hob nur die Schultern.

"Ich kann dir nichts sagen, Peter. Nach dem Urteil ist sie sofort gegangen. Kermit sucht bereits nach ihr."

Niemand hatte Eve nach der Verhandlung gesehen. Ihre Wohnung war leergeräumt, und ihr Aufenthaltsort unbekannt.

Mary-Margaret betrat das Zimmer.
"Hey Partner, du siehst schon viel besser aus. Hallo Caine!"

Sie küsste Caine auf die Wange, welcher den Kuss erwiderte. Dann wandte sie sich wieder Peter zu.
"Das ist heute für dich angekommen."

Sie reichte ihm einen Brief. Es war kein Absender darauf, und man konnte auch nicht erkennen, von wo der Brief kam.
Peter öffnete ihn.

"Lieber Peter! Wenn du das hier liest, werde ich nicht mehr in deinem Leben, und auch nicht mehr in deiner Nähe sein. Es tut mir in der Seele weh, dich zu verlassen, doch ist es das Beste für uns beide. Solange Diego am Leben ist, sind wir beide in Gefahr. Ich weiß, dass du auf dich aufpassen kannst, und dass Diego dich vermutlich in Ruhe lässt. Doch bei mir bin ich da nicht so sicher. Suche bitte nicht nach mir, und lass auch deinen Freund Kermit das nicht tun. Ich liebe dich viel zu sehr um zu wissen, dass du durch mich in Gefahr geraten könntest. Ich werde dich immer lieben. Eve!"

Peter ließ den Brief sinken, und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Er reichte ihm seinen Vater.

"Es tut mir leid," war alles was er sagte.

In diesem Moment kam Kermit zur Tür herein.
"Hast du was herausgefunden?"

"Tut mir leid Peter. Sie ist nicht im Zeugenschutzprogramm, und unter ihrem Mädchennamen ist sie auch nicht zu finden. Ich habe alles versucht. Allerdings gibt es etwas Neues von Santiago. So wie es aussieht hat er sich mit eurem Erzfeind angelegt, dieser hat ein paar Killer geschickt. Nun ist Santiago Geschichte."

Auch diese Nachricht konnte Peter nicht aufheitern. Er wusste dass Eve nicht wieder zurück kommen würde, woher sollte sie erfahren, dass Diego tot war?

**************

Peter saß mal wieder trübsinnig an seinem Schreibtisch. Mittlerweile schien er sich damit abgefunden zu haben, dass er Eve nie wieder sehen würde. Es waren immerhin schon vier Monate vergangen, und selbst Kermit hatte nicht in Erfahrung bringen können.
Jody und Mary-Margaret standen einige Meter von ihm entfernt und machten sich Sorgen.

"Er schaut schon wieder so!" sagte Jody gerade.

"Ich dachte, er wäre drüber weg, doch so wie es aussieht dauert es wohl noch eine Weile. Caine meint, dass es Zeit braucht."

Mary-Margaret ging zu Peter hinüber.
"Hey, was hältst du von einem Besuch im Delancey's heute Abend?"

"Danke, aber ich bin heut nicht in der Stimmung!"
Er schaute zu ihr auf. "Ihr müsst euch keine Sorgen um mich machen. Mir geht es gut!"

"Natürlich geht es dir gut, und gleich wird es dir noch viel besser gehen."
Kermit stand grinsend im Raum.

"Wo warst du denn?" Vorwurfsvoll schaute Jody ihn an. Seit einer Woche war Kermit verschwunden. Keiner hatte gewusst, wo er hin wollte.

"Ich war sozusagen auf der Suche."

"Und hast du was gefunden?" fragte Peter.

"Oh ja!"

Kermit trat einen Schritt zu Seite, und hinter ihm stand Eve. Peter konnte es nicht fassen.

"Nun starr sie nicht an als sei sie ein Geist, begrüß sie," forderte Kermit seinen Freund auf.

Dieser tat es. Fest schloss er sie in seine Arme, nur um sicher zu gehen, dass sie auch wirklich da war.

Mary-Margaret stellte sich neben den Ex-Söldner.
"Du bist immer wieder für eine Überraschung gut. Wo hast du sie gefunden?"

"Ich bin davon ausgegangen, dass sie wieder zurück nach Deutschland sei. Damit habe ich absolut falsch gelegen. Sie hat sich einen neuen Namen beschafft, und sich eine neue Existenz in einem kleinen Kaff in Frankreich aufgebaut. Dort konnte ich sie dann, mit Hilfe eines Freundes, ausfindig machen."

"Der arbeitet nicht zufällig bei Interpol?"

"Wenn ich dir das verrate, muss ich dich töten!"

"Dann behalt es lieber für dich."

Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, als kleines Dankeschön dafür, dass er Peter wieder glücklich gemacht hat. Kermit verschwand in sein Büro.

"Du wirst doch nicht wieder verschwinden?"

"Nein, ich bleibe."

"Ich liebe dich." hauchte Peter ihr ins Ohr.

Dann küsste er sie, als gäbe es kein Morgen mehr.

ENDE

 

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