Autor: Lost-Sheep
 

Teil 17

Zwei Tage später holten Kendra und Peter ihren Ausflug nach Palm Beach nach. Peter hatte sich fast wieder vollständig von seiner Gehirnerschütterung erholt, nur manchmal quälten ihn noch leichte Kopfschmerzen.

Arm in Arm bummelten sie über die Strandpromenade und genossen das bunte Treiben. Kendra blieb auf einmal an einem Laden stehen und betrachtete interessiert die Sonnenbrillen. Sie schnappte sich eine und setzte sie Peter auf die Nase.

"Wow, die steht dir wirklich gut. Hätte ich mich nicht schon in dich verliebt, würde ich es jetzt tun", scherzte sie und grinste ihn an.

Er musste lachen und betrachtete sich in einem kleinen Spiegel.

"Ich weiß nicht, was Kermit sagen würde, wenn ich plötzlich auch mit einer grünen Sonnenbrille auftauche. Ich glaube, ich nehme lieber eine andere."

"Kermit?"

"Das ist ein sehr guter Freund und Kollege von mir. Es gibt Leute, die haben ihn noch nie ohne die grünen Gläser gesehen. Er trägt die Brille Tag und Nacht."

Kendra zog die Sonnenbrille wieder vorsichtig von seiner Nase und legte sie zurück. Dann blickte sie ihm tief in die Augen und küsse ihn Momente später zärtlich.

"Du gefällst mir ohne Brille sowieso am besten und wir wollen ja nicht, dass du noch Ärger mit deinem Freund bekommst."

Dann nahm sie Peters Hand und gemütlich schlenderten sie von Geschäft zu Geschäft.

"Sag mal, hast du was dagegen, wenn wir noch mal im Laden vorbeischauen? Nur kurz, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist."

"Gerne, kein Problem. Ich wollte eh noch nach Mitbringseln für meine Kollegen schauen. Letztes Mal kam ja was dazwischen."

Peter rollte mit den Augen. Er ärgerte sich immer noch über seine eigene Ungeschicktheit.

Kendra blickte ihn ernst an.

"Ja, heute lass ich dich nicht aus den Augen. Ich habe mir wirklich große Sorgen um dich gemacht. Es hätte auch anders ausgehen können."

"Ich weiß", murmelte er.

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Am späten Nachmittag erreichten sie Kendras Laden.

"Hallo Sally, alles in Ordnung?" fragte Kendra.

"Ja, alles okay." Dann blickte sie zu Peter. "Und ich denke das ist der Grund, warum ich hier Feuerwehr spielen muss."

Er sah etwas verlegen zu Boden. Es war ihm wirklich peinlich, dass er gleich die Leben von zwei Frauen innerhalb von ein paar Tagen gehörig durcheinander gebracht hatte.

"Ja, darf ich vorstellen, das ist Peter Caine", sagte Kendra freudestrahlend.

Er reichte Sally die Hand.

"Sally Mitchell, schön sie kennen zu lernen."

Sie lächelte Peter an, der immer noch ein wenig verschämt grinste. Nachdem sie ihn jetzt gesehen hatte, konnte sie verstehen, warum sich ihre Freundin Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Er war wirklich ausgesprochen attraktiv und dass ihm die ganze Angelegenheit sichtlich unangenehm war, machte ihn nur noch sympathischer.

"Geht es ihnen wieder besser?"

"Ja, danke."

"Kein Wunder bei Kendras Pflege. Sie hat sich sicherlich aufopfernd um sie gekümmert."

Dabei zwinkerte Sally ihrer Freundin zu, die jetzt auch etwas verlegen lächelte.

"Ja, das hat sie und ich weiß auch nicht, wie ich das jemals wieder gut machen soll."

Peter sah Kendra liebevoll an und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange.

"So und jetzt verschwindet wieder, ihr Turteltäubchen. Ihr habt doch sicherlich was Besseres zu tun, als hier im Laden herumzustehen."

Dabei blickte Sally von einem zum anderen und es bereitete ihr große Freude, ihre Freundin so glücklich zu sehen.

"Du bist uns sofort wieder los. Peter wollte sich nur noch kurz nach ein paar Mitbringseln umschauen."

Zwanzig Minuten später hatte er alles gefunden, was er brauchte und sie machten sich auf den Weg nach Hause.


Teil 18

Nach einem gemütlichen Essen auf Kendras Terrasse, saßen sie nun eng aneinander gekuschelt auf der Bank und blickten verträumt aufs Meer.

Auf einmal spürte Peter wie Kendra zärtlich seinen Hals küsste und sanft an seinem Ohrläppchen knabberte. Ihn durchfuhr ein wohliger Schauer und er blickte sie an. Er sah direkt in ihre blauen Augen und Momente später folgte ein leidenschaftlicher Kuss, der Beiden den Atem raubte.

Wortlos nahm Peter Kendras Hand und zog sie in Richtung Schlafzimmer. Auf dem Weg dorthin trafen sich immer wieder verlangend ihre Lippen und eng umschlungen sanken sie auf das weiche Bett.

Voller Leidenschaft gaben sie sich einander hin und kosteten jeden Moment aus, in dem sie die Nähe des anderen spürten.

"Das war wunderschön… Ich möchte nicht, dass es aufhört", murmelte Kendra fast unhörbar.

Peter stützte sich auf und sah sie an.

"Du machst mich so glücklich... So wie du hat mich noch niemand geliebt… Ich will nie mehr aus diesem Traum erwachen."

Kendras Stimme begann zu zittern und Peter sah wie eine glitzernde Träne über ihr Gesicht lief.

Wieder fühlte er sich unglaublich hilflos. Das war einfach nicht fair. Er liebte diese Frau und sie liebte ihn. Eigentlich müssten sie die glücklichsten Menschen der Welt sein und jetzt lag sie neben ihm und Tränen der Angst liefen über ihre Wangen. Der Gedanke an ihre kurz bevorstehende Trennung schnürte auch ihm die Kehle zu.

Er strich sanft über ihr Haar.

"Ich will das doch auch nicht", sagte er mit belegter Stimme.

"Halt mich bitte ganz fest", flüsterte Kendra.

Peter nahm sie in den Arm und spürte ihre Tränen feucht auf seiner Haut. Er musste sich sehr zusammenreißen, denn am liebsten hätte er mit ihr geweint. Aber er wollte jetzt für sie stark sein. Er schluckte die Tränen herunter und seufzte leise.

Nach einer Weile hatte Kendra sich beruhigt und schlief eng an ihn geschmiegt ein. Peter lag noch lange wach und dachte über sie Beide nach. Aber ihm fiel einfach keine Lösung ein. Die Trennung in zwei Tagen schien unausweichlich. Sie führten ihre Leben nun mal tausende Meilen voneinander entfernt und keiner von beiden konnte oder wollte dies Hals über Kopf aufgeben. Wie sollte also ein gemeinsames Leben funktionieren?

Peter betrachtete Kendra nachdenklich und in ihm stieg wieder dieses Gefühl auf. Dieses Gefühl, dass er sie nie mehr loslassen wollte. Fast unmerklich rollte ihm eine Träne über die Wange. Wie sollte es nur weitergehen? Er schloss die Augen und hoffte, dass er bald einschlief. Aber erst im Morgengrauen fiel er erschöpft in einen traumlosen Schlaf.

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Kendra erwachte, als ein Sonnenstrahl sie an der Nase kitzelte. Sie öffnete die Augen und sofort fiel ihr Blick auf Peter, der schlafend neben ihr lag. Er atmete ruhig und seine Gesichtszüge wirkten völlig entspannt. Aber was war das auf seiner Wange? Kendra beugte sich über ihn und betrachtete ihn näher. Dann erkannte sie eine feine Spur getrockneter Tränen. Peter hatte seinen Gefühlen erst freien Lauf gelassen, als Kendra in seinen Armen eingeschlafen war. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass er genauso aufgewühlt gewesen sein musste, wie sie und seine Tränen zurückgehalten hatte, um für sie stark zu sein.

"Ich liebe dich, Peter", hauchte sie und küsste ihn zärtlich auf die Wange. Dann stand sie auf und ging ins Bad.


Teil 19

Nachmittags hatte Peter noch einmal einen Termin im Krankenhaus. Die Ärzte wollten sichergehen, dass auch wirklich alles in Ordnung war, bevor er den Rückflug nach Hause antrat.

Weder Kendra noch Peter hatten ein Wort über die vergangene Nacht verloren. Er schien, dass keiner den anderen an die Gefühle und Tränen erinnern wollte. Dennoch wussten beide, dass sie sich bald- sehr bald- damit auseinandersetzen mussten.

Während Kendra draußen wartete, wurde Peter eingehend untersucht.

"Hatten sie noch irgendwelche Beschwerden?"

"Nein, nichts außergewöhnliches. Ich habe in den letzten zwei Tagen auch keine Schmerzmittel mehr gebraucht. Die restlichen Tabletten habe ich wieder mitgebracht", antwortete Peter und reichte dem Arzt die Packung.

"Das klingt doch wunderbar", nickte der Arzt zufrieden. "Die Untersuchungen haben auch nichts Auffälliges mehr ergeben… Allerdings sehen sie sehr müde aus. Ist auch wirklich alles in Ordnung?" Der Arzt blickte Peter prüfend an.

"Ja, alles okay. Ich habe nur nicht besonders viel geschlafen."

"Also dann steht ihrem Flug nichts mehr im Wege."

Der Arzt reichte Peter die Hand zum Abschied. "Diese Nachricht scheint sie nicht besondern glücklich zu machen."

Peter seufzte.

"Das geht mich aber auch gar nichts an. Bitte entschuldigen sie meine Neugier. Ich wünsche ihnen einen guten Flug und hoffe, dass wir uns so bald nicht wieder sehen. Sollten sie noch irgendwelche Beschwerden haben, wenden sie sich an ihren Hausarzt." Er lächelte Peter an.

Der Versuch das Lächeln zu erwidern, scheiterte kläglich. "Danke für alles. Machen sie es gut", entgegnete er kurz.

Dann öffnete Peter die Tür und verließ das Behandlungszimmer. Kendra sprang auf und ging ihm entgegen.

"Alles in Ordnung? Du siehst gar nicht glücklich aus", sagte sie besorgt.

"Ja alles bestens. Ich kann fliegen."

Schlagartig wurde Kendra bewusst, warum Peter so bedrückt aussah. Ihm war gerade wieder klar geworden, was der Rückflug nach Sloanville für sie Beide bedeutete. Ohne Worte nahm sie ihn in den Arm und minutenlang verweilten sie eng umschlungen im Gang des Krankenhauses. Die Ärzte, Pfleger und Patienten, die an ihnen vorbeigingen, nahmen sie gar nicht wahr.

"Verzeihung", riss eine Stimme sie aus ihren Gedanken.

Sie blickten sich um und sahen einen Pfleger, der mit einem Krankenbett an ihnen vorbei wollte. Kendra und Peter lösten sich aus ihrer Umarmung und traten zur Seite.

"Danke", sagte der Pfleger und schob das Bett den Gang runter.

Einen Moment blickten sie ihm nach und verließen dann das Gebäude.

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Da sie noch die letzten Sonnenstrahlen des Tages ausnutzen wollten, fuhren sie noch mal zum Strand. Wie jeden Tag herrschte auf der Promenade buntes Treiben und Peter und Kendra wurden so ein wenig von ihren trüben Gedanken abgelenkt. Dann blieben sie vor einer Boutique stehen und betrachteten die Auslage.

Auf einmal tippte jemand Peter auf die Schulter. Blitzartig drehte er sich um und schaute direkt in das bunt geschminkte Gesicht eines Clowns, der in frech angrinste. Peter konnte nicht anders und fing auch an zu grinsen. Auch Kendra hatte sich umgedreht, um zu sehen, was da vor sich ging.

Wortlos griff der Clown hinter Peters Ohr und holte eine Münze hervor. Er hielt sie ihm vor die Nase und sah ihn erwartungsvoll an.

Peter schaute etwas verdutzt. "Finden sie davon vielleicht noch mehr hinter meinen Ohren?", fragte er lachend.

Und schon hatte der Clown eine weitere Münze hinter dem anderen Ohr hervorgezaubert.

"Ich kenne dich ja nun schon ganz gut, aber hinter deinen Ohren habe ich wohl noch nie nach gesehen... Wenn ich gewusst hätte, dass da solche Schätze versteckt sind", sagte Kendra zwinkernd.

"Ja, du hast wohl an den falschen Stellen gesucht."

Der Clown zog noch ein paar bunte Blumen aus seiner Tasche und überreichte sie Kendra. Dann verschwand er so schnell, wie er gekommen war.

"Schade, dass er weg ist. Wäre er noch länger geblieben, hätte aus mir heute noch ein reicher Mann werden können. Willst du vielleicht auch mit einem armen Cop essen gehen?", fragte er Kendra lächelnd.

"Aber gerne doch."

Peter legte den Arm um Kendra, drückte ihr einen Kuss auf den Mund und dann machten sie sich auf den Weg zum Restaurant.


Teil 20

Am Vormittag des nächsten Tages, rief Sally an und bat Kendra in den Laden zu kommen. Peter wollte in dieser Zeit schon mal anfangen zu packen. Er ging ins Schlafzimmer und räumte seine Kleidung aus dem Schrank in den Koffer.

Als er damit fertig war, ließ er sich aufs Bett sinken und blickte aus dem Fenster. In diesem Raum hatte er in den letzten Tagen viele schöne Stunden verbracht. Kendra und er hatten sich hier leidenschaftlich geliebt, aber auch hier hatte sie sich, in seinen Armen liegend, in den Schlaf geweint. Peter schluckte. Morgen war es also so weit. Morgen würde er ins Flugzeug steigen und Kendra hier zurücklassen.

Er dachte darüber nach, was es für ihn bedeuten würde, wenn er für eine gemeinsame Zukunft mit Kendra sein bisheriges Leben aufgeben würde. Er liebte sein Leben in Sloanville –und er liebte Kendra. Er wäre der glücklichste Mensch, wenn es möglich wäre, dies miteinander zu vereinbaren. Aber dann müsste sie alles in Palm Beach aufgeben. Konnte er das von ihr verlangen? Wollte er sein 101. aufgeben? Mit all den Kollegen, die ihm in den letzten Jahren so wichtig geworden waren?

Er dachte an Kermit, Jody, Mary-Margaret. An den Chief, den Captain und all die anderen, die das 101. ausmachten. Auch an seinen Vater, den er nach so langer Zeit wieder gefunden hatte. Wollte er ihn nun schon wieder verlassen? Er liebte ihn und wollte noch so vieles von ihm lernen. In den vergangenen knapp drei Jahren nach seiner Rückkehr waren sie sich wieder sehr nahe gekommen. Auch wenn es manchmal schwierig für ihn war, seinen Vater zu verstehen, oder wenn er ihm keine befriedigende Antwort auf die Frage nach seiner Bestimmung geben konnte.

Dachte er an seinen Vater, dachte er auch an Lo Si. Er hatte diesen alten Mann sehr ins Herz geschlossen und hatte auch von ihm eine Menge gelernt, gerade als sein Vater für sechs Monate verschwunden war.

Und dann gab es noch zwei Menschen, die er einfach nicht im Stich lassen konnte. Er hatte Mary versprochen immer für ihren Sohn Jamie da zu sein. Der junge Cop war so etwas wie ein Ersatzvater für den kleinen Knirps. Würde er hierhin ziehen, könnte er sein Patenkind nur noch wenige Male im Jahr sehen.

In Sloanville hatte er ein schönes Appartement, in dem er sich sehr wohl fühlte. Viele Abende verbrachte er mit Freunden und Kollegen im Chandlers. Sollte dies alles vorbei sein?

Würde Kendra mit ihm kommen, müsste sie ihren Laden, ihr Haus und ihre Freunde in Palm Beach aufgeben. Und wer konnte wissen, ob sie sich jemals in Sloanville wohl fühlen würde. Ob ihre Beziehung auch dort so harmonisch verlaufen würde wie hier? Insbesondere, wenn er an all die bösen Buben dachte, die ihn und seinen Vater in schönster Regelmäßigkeit heimsuchten. Wollte er ihr das tatsächlich antun, sie freiwillig diesen Gefahren aussetzen?

Peter rieb sich die Augen. *Ich werde hier und jetzt wohl keine Lösung finden*.

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Zeitgleich erreichte Kendra den Laden.

"Sally?"

Ihre Freundin kam aus dem Hinterzimmer. "Hallo Kendra. Schön, dass du sofort kommen konntest. Hast du Peter nicht mitgebracht?"

"Nein, er wollte schon mal seine Sachen packen. Er fliegt morgen wieder nach Hause." Kendra schluckte. "Aber was ist denn hier los? Warum hast du mich herbestellt?"

Sally entging keineswegs Kendras Reaktion auf Peters bevorstehende Abreise. "Es gibt eine Anfrage von einem größeren Unternehmen, ob wir für sie Weihnachtsgeschenke zusammenstellen können. Hier ist die schriftliche Anfrage."

Sally reichte Kendra einen Zettel und diese überflog ihn kurz. "Das klingt doch gut, aber irgendwie kann ich mich jetzt nicht ganz darauf konzentrieren."

"Das hat nicht zufällig was mit einem gewissen Cop zu tun?" Sally sah ihre Freundin eindringlich an. "Du liebst ihn. Habe ich Recht?"

Kendra seufzte und presste nur ein kurzes "Ja", hervor.

Sally eilte zu ihrer Freundin und nahm sie in den Arm. Dann brach alles aus Kendra heraus und Tränen rannen über ihr Gesicht. Als sie sich wieder ein wenig gefangen hatte, blickte sie Sally an.

"Er ist einfach der wunderbarste Mensch, den ich kenne. Und morgen soll das alles vorbei sein? Vielleicht sehe ich ihn nie wieder. Er steigt ins Flugzeug und weg ist er aus Palm Beach." Sie zögerte kurz. "Und aus meinem Leben."

"Aber er liebt dich doch auch. So wie er dich ansieht, bedeutest du ihm eine Menge. Es muss doch einen Weg geben, dass ihr euch wieder seht. So glücklich, wie in seiner Nähe, habe ich dich noch nie gesehen. Und auch was du alles für ihn getan hast, zeigt, wie wichtig er dir ist."

Kendra wusste, dass Sally Recht hatte

"Morgen fliegt er auf jeden Fall erst einmal wieder nach Sloanville und mir wird wirklich ganz anders, wenn ich daran denke."

"Ich hoffe und bete für euch Beide, dass es nur eine Trennung auf Zeit sein wird."

"Ich danke dir. Auch für alles, was du sonst getan hast. Ohne dich hätte ich nicht soviel Zeit mit Peter verbringen können. Du bist wirklich eine wahre Freundin."

"Das habe ich doch gerne getan und ich weiß, dass du dasselbe für mich tun würdest. Aber jetzt fahr wieder nach Hause und genieß noch ein paar schöne Stunden mit deinem Traumprinzen."

Kendra nickte. "Ja, ich habe mir vorgenommen, ihn heute noch mal so richtig zu verwöhnen."

"Viel Spaß", sagte Sally zwinkernd.

"Danke und mach’s gut."

"Du auch. Bis morgen."

Dann verließ Kendra den Laden.


Teil 21

Nach einem gemeinsamen Mittagessen, das Peter liebevoll zubereitet hatte, setzten sie sich mit einem herrlich duftenden Kaffe auf die Terrasse.

Kendra blickte Peter an. "Was soll nur aus uns werden?", murmelte sie.

Peter legte seinen Arm um ihre Schulter. Beide wussten, dass dieses Gespräch unausweichlich war. Schließlich blieben ihnen nur noch wenige Stunden bis zu Peters Abflug am frühen Morgen des nächsten Tages. Jeder von ihnen hatte sich schon mit den Gedanken an die Trennung oder eine mögliche gemeinsame Zukunft gequält. Beide wussten, dass es so oder so nicht einfach werden würde. In den letzten knapp zwei Wochen hatten sie sich kennen und lieben gelernt und ein Leben ohne den anderen schien für Beide fast unvorstellbar.

Kendra blickte direkt in Peters vertrauensvolle Augen und schluckte.

"Ganz ehrlich. Ich weiß es nicht. Ich habe viel darüber nachgedacht in den letzten Tagen. Kendra, ich liebe dich… Aber ich liebe auch mein Leben in Sloanville und ich weiß nicht, ob ich bereit bin, das aufzugeben." Kendra wollte etwas erwidern, aber Peter legte sanft seinen Finger auf ihre Lippen. "Ich würde niemals von dir verlangen, dass du dein Leben hier aufgibst. Du hast deinen Laden, dein Haus und deine Freunde hier. Du bist hier aufgewachsen und Sloanville liegt tausende Meilen entfernt. Die letzten vierzehn Tage mit dir waren wie ein Traum. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als nie mehr aus diesem Traum zu erwachen."

Peter bemerkte wie Kendra die Tränen in die Augen stiegen. Er zog sie an seinen starken Körper und hielt sie ganz fest.

"Peter, ich liebe dich auch", schluchzte sie. "So jemanden wie dich, habe ich noch nie kennen gelernt. Aber du hast Recht. Keiner von uns sollte sein Leben nun überstürzt aufgeben. Auch wenn der Gedanke an den Abschied mir fast das Herz zerreißt. Wir sind zwei erwachsene Menschen und sollten eine vernünftige Entscheidung treffen... Aber warum muss das so verdammt wehtun?"

Peter strich ihr beruhigend über den Rücken. In diesem Moment schien das Leben einfach nur ungerecht. Sein Vater hätte jetzt bestimmt eine Lebensweisheit für sie gehabt. Aber wollte er das jetzt überhaupt hören?

Mit einem Mal schien sein Kopf völlig leer zu sein. Er hielt eine wunderhübsche Frau im Arm. Die Frau, die er liebte und sie weinte, weil er –Peter Caine- morgen wieder nach Hause fliegen würde und sie hier in Palm Beach blieb.

Er erinnerte sich an seine Gedanken vom Tag des Hinflugs. Er hatte sich danach gesehnt den Urlaub nicht alleine verbringen zu müssen. Nun hatte er jemanden kennen gelernt und trotzdem quälten ihn düstere Gedanken. Wäre es ihm lieber, er hätte Kendra nie getroffen? Hätte er die letzten zwei Wochen lieber alleine verbracht? Die Antwort lautete definitiv "Nein", auch wenn er sich gerade elend fühlte und wusste, dass es Kendra nicht anders ging. Aber wenn er an all die schönen Stunden mit ihr dachte, wurde sein Herz ein wenig leichter.

"Peter?"

Er zuckte kurz zusammen und sah in Kendras feuchte Augen.

"Du warst ja völlig versunken. Und ich habe dich mal wieder erschreckt." Ein kurzes Lächeln zog sich über ihr Gesicht.

Auch Peters Gesichtszüge erhellten sich. "Ja, wie an dem Tag, als wir uns zum ersten Mal trafen."

"Ich war damals direkt fasziniert von dir. Wie du da so völlig bewegungslos im Sand gesessen hast. Du hast eine Ruhe ausgestrahlt, die mich magisch angezogen hat."

Peter grinste. "Es würde Paps freuen zu hören, dass ich Ruhe ausgestrahlt habe. Gehört sonst nicht zu meinen Stärken." Er zwinkerte ihr zu. "Ich fand dich auch sofort sehr anziehend. Ich bin so froh, dass ich mich getraut habe, dich zum Essen einzuladen. Hat mich einiges an Überwindung gekostet. Ich hatte ja keine Ahnung, ob du nicht schon vergeben, oder sogar verheiratet bist. Und ob du mich überhaupt wieder sehen wolltest.", gestand Peter.

"Du bist so süß." Kendra gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. "Du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du nicht weißt, welche Wirkung du auf Frauen hast?"

Peter konnte wirklich wie ein unschuldiges Lamm aussehen und Kendra schaute ihn prüfend an. "Also mir sind die Blicke der Frauen schon aufgefallen, als wir über die Strandpromenade gelaufen sind. Übrigens glaub ich, dass dich auch ein paar Männer ziemlich attraktiv finden."

Peter musste lachen. "Ach ja, das ist dir also aufgefallen. Lass das bloß nicht meinen Captain hören. Sonst darf ich bald Undercover in der Schwulenszene ermitteln."

"Würde mich nicht wundern."

Peter grinste, umfasste ihr Gesicht sanft mit seinen Händen und küsste sie auf den Mund.

"Nein, ich glaube, ich bleibe lieber bei Frauen."

"Na, da bin ich ja froh."

Kendra senkte ihre Lippen auf seine und sie küssten sich leidenschaftlich. Dann schmiegte sie sich eng an seinen warmen Körper und genoss seine Nähe.


Teil 22

Am Abend beschlossen sie noch einmal, hinunter zum Strand zu gehen, um sich den Sonnenuntergang anzusehen. Peter schnappte sich noch schnell eine Decke und Hand in Hand gingen sie durch den Sand bis zum Meer. Sie zogen ihre Schuhe aus und das Wasser umspülte ihre nackten Füße. Dann nahm Kendra Peters Hand, zog ihn an sich heran und küsste ihn zärtlich.

"Wollen wir uns nicht da oben in den Sand setzen?", fragte sie.

"Gute Idee."

Wenige Minuten später saßen sie nebeneinander auf der Decke und betrachteten den Sonnenuntergang. Der Strand war menschenleer. Man hörte nur das Rauschen der Wellen, das Kreischen der Möwen und ab und zu entfernt ein Auto vorbeifahren.

Auf einmal spürte Peter Kendras Hand auf seinem Rücken. wie sie langsam unter sein T-Shirt wanderte und sanft über seine nackte Haut strich. Eine leichte Gänsehaut überzog seinen Körper.

In dieser Nacht gaben sich Peter und Kendra noch ein letztes Mal ganz und gar ihrer Liebe hin. Erst weit nach Mitternacht schliefen sie erschöpft ein.

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Nur wenige Stunden nachdem sie Ruhe gefunden hatten, riss sie das Klingeln des Weckers aus ihren Träumen. Peter blinzelte verschlafen und versuchte die Uhr auf dem Nachttisch zu ertasten. Endlich fand er den richtigen Knopf und es kehrte wieder Stille ein. Draußen war es noch dunkel und im Bett war es eigentlich auch viel zu gemütlich, um jetzt aufzustehen. Peter spürte Kendras weichen, warmen Körper an seinem. Mit einem Seufzen löste er sich von ihr und setzte sich auf. Er musste aufstehen, sonst würde er seinen Flug verpassen. In knapp drei Stunden war es also wirklich so weit. Der Abschied stand bevor. Peter schluckte und machte sich dann auf den Weg ins Bad.

Als er frisch geduscht ins Schlafzimmer zurückkam, war das Bett leer. Peter hörte Geräusche aus der Küche und der Duft nach frischem Kaffe stieg in seine Nase. Er ging in Richtung Küche, blieb im Türrahmen stehen und beobachte Kendra eine Weile.

Wenig später bemerkte sie ihn und lächelte. "Wie lange stehst du da schon?"

"Ein paar Minuten." Peter ging auf sie zu, legte seine Arme um sie und küsste sie auf den Mund. "Guten Morgen."

"Guten Morgen. Machst du hier weiter? Dann gehe ich schnell duschen."

Peter nickte und schon war Kendra verschwunden.

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Eine gute Stunde später war alles eingepackt und sie waren auf dem Weg zum Flughafen. Auf der Fahrt schwiegen beide. Es schien, dass jeder damit beschäftigt war seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen, um den bevorstehen Abschied nicht ganz so schwer und schmerzvoll zu machen. Tief im Inneren wussten beide, dass dies wohl nicht gelingen würde.

Im Flughafengebäude herrschte auch so früh am Morgen schon reges Treiben.

Peter checkte ein und dann machten sie sich auf den Weg zur Sicherheitskontrolle. In diesen Bereich des Flughafens durfte Kendra nicht mitkommen. Dies bedeutete also, dass sie sich hier und jetzt voneinander verabschieden mussten. Peter spürte, dass Kendra seine Hand immer stärker fest hielt. Dann blieben sie stehen und sahen sich in die Augen.

"So, da wären wir nun", sagte Peter leise.

Kendra schlang ihre Arme um ihn und klammerte sich an seinen starken Körper. Er hörte ihr Schluchzen dicht an seinem Ohr. Auch er merkte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen und er versuchte mit aller Kraft sie zurückzuhalten. Sein Unterkiefer begann zu beben und er schluckte schwer.

"Lass es geschehen, Peter", flüsterte Kendra in sein Ohr.

"Nicht hier und nicht jetzt, sonst kann ich nicht mehr aufhören." Er nahm sie noch fester in den Arm.

Nach einigen Minuten löste sich Kendra ein wenig aus Peters Umarmung und sah direkt in sein Gesicht.

"Ich liebe dich, Peter. Vergiß das nicht." Dann gab sie ihm einen Kuss auf den Mund.

"Passagier Peter Caine wird zum Gate 11 gebeten", dröhnte eine Durchsage aus dem Lautsprecher, aber Peter und Kendra nahmen dies gar nicht richtig wahr.

"Ich liebe dich auch, Kendra", sagte Peter mit zittriger Stimme und zog sie noch mal ganz eng an seinen Körper.

"Letzter Aufruf für Passagier Peter Caine. Zum Gate 11 bitte", erklang es erneut.

Plötzlich spürte Peter eine Hand auf seiner Schulter. "Entschuldigen sie, Sir, aber sie müssen jetzt zu ihrem Flugzeug. Sonst startet es ohne sie", teilte ihm eine Mitarbeiterin den Flughafens mit.

*Und wenn schon* schoss es Peter für einen Moment durch den Kopf. Aber dann siegte doch die Vernunft und er löste sich von Kendra. Er gab ihr noch einen letzten Abschiedskuss.

"Ich muss jetzt gehen."

Kendra wischte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht und sah Peter noch einmal tief in die Augen.

"Sir, bitte, die Maschine wartet nicht länger."

"Danke", flüsterte er Kendra noch zu und verschwand dann hinter der Glastür.

Kendra blickte ihm noch nach, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war. *Ich bin froh, dass ich dich getroffen habe, Peter Caine. Die letzten zwei Wochen waren die schönsten meines Lebens.*

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An seinem Sitzplatz angekommen, ließ sich Peter wehmütig in den Sitz sinken. *Kendra Waters, ich werde dich niemals vergessen.* Als er seine Augen schloss, rollte eine einzelne glitzernde Träne lautlos über seine Wange.

Dann startete die Maschine in den strahlend blauen Sommerhimmel von Florida, der Peter nur noch grau und verschmutzt vorkam.

Ende


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