Teil 4
Autor: Ratzenlady
 

Peter schrie als er aufwachte. Seine Schulter brannte jetzt so schlimm, dass er es kaum auszuhalten vermochte. Langsam blinzelte er sich ins Bewusstsein zurück und sah sich um, nahm aber zunächst nur den Mann wahr, der sich vor ihm aufgebaut hatte. Er selbst saß auf dem Boden, mit dem Rücken an einer kalten Betonwand.

Er wusste, dass der Kerl vor ihm der war, der für seine Schmerzen verantwortlich war. Der, der ihn umbringen will. Die Gestalt mit dem schwarzen Zopf und der langen Narbe im Gesicht trat jetzt einen Schritt auf ihn zu, wodurch die Qual noch schlimmer wurde. Peter wand sich und drückte sich gegen den kalten Beton, aber er konnte dem Einfluss nicht entkommen.

Der Mann vor ihm grinste ihn böse an und machte noch einen Schritt. Peter schrie. Die Schmerzen ließen erst nach, als sich der große Chinese plötzlich wegdrehte und sich der Tür widmete, die jetzt aufgestoßen wurde. Der Shaolin nutzte die kurze Erholungspause und entspannte sich keuchend. Als er wieder hoch sah entdeckte er Kermit, der von zwei Bewaffneten in den großen Kellerraum geschubst wurde.

Der Blick des ehemaligen Söldners war besorgt, als er den Freund entdeckte. Mittlerweile hatte sich signalrote Verfärbung so weit verbreitet, dass sie Peters komplette Halsseite bedeckte.

"Dann haben wir also auch noch Zuschauer bei dem Spektakel", sagte der chinesische Anführer amüsiert.

"Welches Spektakel?", fragte Kermit sofort. Er hatte sich gestrafft und aufrecht dem Feind gegenüber gestellt. Der aber ließ ihn mit einer Handbewegung neben Peter zerren und dort absetzen.

"Wie geht's dir?", raunte der Cop seinem Freund zu.

Peter sah ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht an. "Bescheiden", war alles, was er herausbrachte. Dann trat der Chinese wieder vor und Peter wand sich augenblicklich wieder stöhnend vor Qual. Kermit funkelte wütend nach oben, wurde aber nur ausgelacht.

"Mein Name ist Draco", stellte er sich vor und machte nur zum Spaß einen Schritt auf Peter zu, der aufschrie.

"Was machen sie da?", donnerte Kermit, blieb aber ungehört.

Draco widmete sich jetzt ganz dem Shaolin. "Weißt du, warum es so weh tut?", fragte er genüsslich und kam wieder näher.

Peter wand sich mit geschlossenen Augen und brauchte einen Moment, um seinen persönlichen Feind ansehen zu können. Der Sing Wah hielt ihm seine Ringe unter die Nase, der Shaolin brüllte vor Schmerz.

"LASS IHN IN RUHE!", keifte der Cop, erhielt aber nur das Geräusch einer durchgeladenen Schrotflinte, die auf ihn gerichtet wurde, als Antwort.

"Es sind Schwesterringe. Sie stehen sich ebenso nah, wie Caleb und ich uns gestanden haben!", sagte er zornig und presste den Ring jetzt auf Peters Schulter, der nur noch unkontrolliert schrie und brüllte und versuchte, sich unter dem Ring herauszuwinden.

Urplötzlich trat er einen Schritt zurück und Peter lehnte sich keuchend vorne über, sein Freund stützte ihn. Die Verfärbung der Haut hatte jetzt auch sein Gesicht erreicht.

"Aber die Rache für meinen Bruder ist eigentlich nur Beigabe gewesen. Der eigentliche Grund, warum ich hier bin, sind diese vier Artefakte."

Er drehte sich herum und wanderte zu einem kleinen Tisch, auf dem die vier Dinge standen, die Peter in seiner Meditation gesehen hatte.

"Wollen sie einen Trödelladen eröffnen?", fragte Kermit zynisch, Peter legte ihm die Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf. Das hier war kein Kampf, bei dem der ehemalige Söldner helfen konnte.

"Nicht ganz. Aber ich erkläre es ihnen. Ich denke, auch unser Shaolin möchte es gerne erfahren." Er machte wieder spielerisch einen Schritt auf die Beiden zu, Peter ließ den Kopf stöhnend nach hinten sacken.

Draco griff sich den Tonziegel und hielt ihn hoch, dann trug er ihn zu einer halbhohen Säule, die der einen Ecke des Raumes aufgestellt war. Es gab noch drei, sie bildeten ein Quadrat.

"Erde", war alles, was er sagte. Dann nahm er die Flasche und stellte sie auf die nächste Säule.

"Wasser." Mit der Kerze ging er zum nächsten und positionierte auch sie.

"Feuer." Die Schatulle trug er zum letzten freien Stellplatz und stellte sie darauf.

"Luft."

Kermit beobachtete ihn skeptisch, auch Peter hatte sich etwas erholt und den Kopf gehoben. Draco stellte sich vor sie, aber mit genügend Abstand, um Peters Aufmerksamkeit nicht zu beeinträchtigen.

"Die vier Elemente der Sing Wah, uralte Heiligtümer, die mit den Jahrhunderten in den Privatbesitz großer Familien gelangt waren. Jetzt sind sie wieder vereint. Die schwarze Erde, die sich auftut und die Welt verschlingt. Das Feuer der Hölle, das die Seelen verzehrt. Das Wasser des Jangtse, mit dem Blut der Feinde getränkt. Und die Luft der Unterwelt, die eure Lungen zerfrisst!", tönte er triumphierend.

"Und ich dachte, Caleb wäre größenwahnsinnig gewesen", spottete Peter, auch wenn er an keinem der Worte zweifelte. Er wurde prompt mit zwei großen Schritten auf ihn zu bestraft, stöhnend drückte er sich an die Wand.

"Eigentlich müsste ich dich jetzt sofort töten. Aber ich möchte dir nicht die Qual ersparen, zusehen zu müssen, wie alles und jeder, den du liebst, in Dunkelheit, Schmerz und Tod versinkt", sagte Draco bösartig, Peter funkelte zornig zu ihm hoch.

Kermit starrte nur von einem zum anderen, sich das Hirn zermarternd, ob er irgendetwas tun konnte. Aber ihm fiel kein Plan ein, in dem er die drei Bewaffneten überlisten oder bewegungsunfähig machen konnte, ohne dabei drauf zu gehen.

Der Sing Wah kam jetzt wieder auf sie zu, Peter stöhnte.

"Erhebt euch für dieses atemberaubende Schauspiel!", forderte er sie auf und packte Peter, um ihn auf die Beine zu zerren.

Der junge Shaolin schrie aus Leibeskräften, der Ring an der Hand, die direkt auf seine Schulter drückte, verursachte ihm Höllenqualen. Kermit sprang auf die Beine und wollte Draco angehen, der aber stieß ihn mit der freien Hand mühelos zurück, mit unnatürlicher Kraft darin.

"Nun lehnt euch zurück und genießt die Zerstörung der Welt, wie ihr sie kennt und liebt!", sagte er und trat zu der Säule mit der Schatulle.

Kermit warf einen Seitenblick auf die drei bewaffneten Chinesen, die sie beide im Visier hatten. Mit halb geschlossenen Augen packte Peter Kermits Arm.

"Lass es sein. Du kannst nichts ausrichten", sagte er leise und kraftlos.

Kermit hakte ihn bei sich ein und stützte ihn, damit der geschwächte Shaolin sich auf den Beinen halten konnte.

Draco nahm seinen Ring ab und hielt ihn vor das Schloss der Schatulle, dann drückte er ihn darauf und verließ das Quadrat, welches die vier Artefakte bildeten, in die entgegen gelegene Richtung von Peter und Kermit.

Der Deckel schwang auf und sofort stieg eine winzige Windhose empor und schwebte über der Schatulle. Dann barst die Flasche und das Wasser schwebte in der Luft über der Säule. Der Tonziegel zerfiel und die Staubkörner wirbelten umher, zuletzt entflammte sich die Kerze.

Kermit starrte ungläubig in die Mitte des Raumes und beobachtete das Unfassbare, während Peter sich in seinem Halt langsam straffte und das Geschehen fixierte.

Nach einigen Sekunden schossen alle Elemente entsprechend farbige Strahlen in die Mitte ihres Quadrats, wo sie auf einander trafen und sich in einer schwarzen Kugel aus Blitzen und Donnergrollen vereinten.

Draco starrte mit großen Augen und einem teuflischen Grinsen auf das, was dort passierte. Kermit stand wie erstarrt und merkte zunächst gar nicht, dass Peter sich langsam aus seinem Halt zog. Und als er es merkte, war es zu spät.

Der Shaolin nahm seine letzten Kräfte zusammen und sprintete auf die Mitte des Raumes zu.

"PETER!", schrie Kermit entsetzt.

"NEIN!", keifte Draco völlig geschockt.

Peter stieß sich ab und warf sich in die Kugel. Sein Körper schwebte zuckend und schreiend zwischen den Strahlen, dann gab es eine Explosion aus Licht, die sie alle für einen Moment blind werden ließ.

Die vier Elemente an den Seiten zerbarsten und verteilten sich in ihrer ursprünglichen Form im Raum, sammelten sich erneut und umschwebten Draco in rasender Geschwindigkeit, der schreiend von ihnen verschlungen wurde und im Nichts verschwand.

Peter wurde an die Wand geworfen und blieb dort regungslos liegen, die anderen Sing Wah ergriffen die Flucht. Kermit eilte zu seinem Freund.

"PETER!", schrie er ihn verzweifelt an und versuchte, einen fühlbaren Puls zu bekommen, als die Lider des Shaolin zu flattern begannen. Er nahm dessen Kopf in seinen Arm und hob ihn hoch.

"Hat's funktioniert?", fragte der junge Mann entkräftet.

Kermit musste grinsen. "Ja. - Ja, es hat funktioniert", sagte er mit einem trockenen Kloß im Hals.

Peter versuchte sich in einem Grinsen. "Ich hatte keine Ahnung, ob es klappen würde."

Kermit schüttelte erleichtert lachend den Kopf. "Du bringst mich irgendwann noch mal um", sagte er und half Peter auf die Beine.

Der junge Mann stand zunächst unsicher, konnte sich dann aber eigenständig halten. Kermit zeigte plötzlich auf seine Schulter, wo das Hemd noch weit aufgezogen war. Die rote Verfärbung war vollständig verschwunden, nur die Narbe selbst zeichnete sich noch in feinen weißen Linien ab. Peter folgte den Blick, sie blickten einander an und zuckten die Schultern.

"Lass uns hier bitte verschwinden", sagte Kermit schließlich und legte den Arm um seinen Freund, um ihn zu stützen. Sie stiegen die Treppe hoch, durchquerten das Büro und traten raus ins Freie. Die Lichter der Stadt ließen den Horizont aufleuchten, Schiffhörner ertönten durch den leichten Schneefall.

Peter streifte Kermits Arm ab und ging selbstständig zur Corvair, deren hintere Tür offen stand; auch Hin Sung war verschwunden. Die beiden Männer nahmen vorne Platz und Peter lehnte sich zurück, während sein Freund die Zündung startete.

Plötzlich nahm der Shaolin seinen Kopf wieder hoch.

"Annie!", sagte er.

Kermit sah zu ihm rüber. "Was ist mit Annie?", fragte er besorgt.

Peter schüttelte den Kopf und sammelte sich. "Sie hatte angerufen und mich gebeten vorbei zu kommen. Deshalb war ich überhaupt mit dem Auto unterwegs. Sie klang irgendwie komisch."

Die Miene des ehemaligen Söldners verhärtete sich. "Komisch? Meinst du, dass vielleicht…"

"Ich glaube es eigentlich nicht. Aber wir sollten trotzdem nachsehen." Kermit nickte und steuerte die Corvair zum Haus der Blaisdells.

***

"Sag mal, wusstest du wirklich nicht, ob die Aktion funktionieren würde?", fragte Kermit plötzlich in die Stille des Wagens hinein.

Peter setzte ein verlegenes Grinsen auf. "Nein. Aber es war die einzige Möglichkeit, die ich gesehen habe. Ich konnte nicht einfach zusehen."

"Aha. Und was glaubst du ist dann da passiert?" Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, wie das zusammenhing, was er eben grade gesehen hatte.

"Ich kann auch nur raten. Aber ich denke, dass ich die Vereinigung der dunklen Elemente gestört habe. Entweder hat die Störung an sich gereicht, oder aber mein positives Chi hat sie gesprengt. Ich weiß es nicht." Kermit nickte, aber wirklich kapieren wollte er es nicht.

"Und dir geht's jetzt wieder gut?", fragte er mit einem Seitenblick. Sein Freund hatte mittlerweile wieder eine gesunde Gesichtsfarbe und sah alles in allem genauso aus wie immer.

"Ja. Meine Lebensgeister sind alle wieder da, wo sie hingehören. Und meine Schulter fühlt sich an, als wäre nie etwas gewesen."

Der Polizist schüttelte nur den Kopf. Die Frage, wie so etwas möglich sein konnte, wollte er erst gar nicht stellen.

Sie fuhren schweigend weiter, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und beiden war bewusst, wie viel unbändiges Glück sie gehabt hatten, dass sie noch am Leben waren. Und der Rest der Welt auch, wenn es denn wahr sein sollte, was Draco ihnen erzählte.

~Und das ist es~ hörte der junge Shaolin eine vertraute Stimme in seinem Kopf. Er lächelte nur und blickte aus dem Fenster, die Schneeflocken beobachtend, die sich lautlos und friedlich auf die Erde gleiten ließen.

Erst vor dem Haus nahm er den Rest seiner Umgebung wieder wahr und stieg aus, Kermit auf den Fersen. Peter klopfte an die Haustür und wartete, auf seinen Unterarmen bildete sich Gänsehaut, die Jacke musste noch irgendwo in den Überresten des Kombis liegen.

"Wer ist da?", fragte Annie durch die verschlossene Tür.

Kermit und Peter wechselten einen anerkennenden Blick, offensichtlich hatte sie sich an ihre vielen Ermahnungen erinnert. Nachdem sich der junge Mann zu erkennen gab zog sie die Tür auf.

"Hi Mom", sagte Peter und umarmte seine Pflegemutter fest. Sie konnte gar nicht ahnen wie froh er war, sie wohlbehalten zu sehen. Auch sie wirkte gerührt.

"Hast du geweint?", fragte er sofort und sah sie genauer an. Er konnte aber nichts in ihrer Ausstrahlung fühlen, das auf Trauer oder Schmerz zurückzuführen war.

Sie lächelte, dann wand sie sich Kermit zu. "Wen hast du da mitgebracht? Kermit, bist du das?", fragte sie in einem Atemzug.

Der Cop schüttelte ungläubig und anerkennend über ihre besonderen Fähigkeiten den Kopf und ergriff ihre Hand, die er sanft zwischen seine nahm und kurz drückte.

"Hallo Annie", sagte er und beide sahen ein glückliches Grinsen über ihr Gesicht huschen.

"Warum hast du angerufen?", fragte Peter, noch immer in der offenen Haustür stehend.

Annie drehte sich beiseite und machte den Flur frei, als in dem Moment Paul Blaisdell in den Durchgang zum Wohnzimmer trat. Kermit riss sich die Sonnenbrille herunter und starrte ihn an.

"Paul?"

Peter machte große, ungläubige Schritte auf seinen Pflegevater zu und schloss ihn dann fest in den Arm. Der alte Mann erwiderte diese Liebesbezeugung ebenso kräftig, es schien als wollten sie sich gar nicht mehr loslassen.

"Du bist zurück! Ich kann's gar nicht…", stammelte Peter und sah ihn mit Glückstränen in den Augen an.

Auch Paul hatte mittlerweile feuchte Wangen. "Glaubst du, ich würde die Hochzeit meines Sohnes verpassen?", fragte er mit dünner Stimme.

Peter schmunzelte. Dann trat er beiseite und ließ Kermit durch, Annie hatte inzwischen die Haustür verschlossen und lauschte der Situation gebannt.

Kermit nahm Pauls Hand fest und drückte ihn mit dem anderen Arm. Als sie sich wieder von einander lösten, sagte er mit einem Grinsen: "Schön, dass du wieder da bist, alter Freund."

"Schön, wieder hier zu sein."

Das reichte den beiden, um sich gegenseitig auszudrücken, wie sehr sie einander vermisst hatten. Peter beobachtete diese zwei Männer der wenigen Worte und unzählige Fragen schossen durch seinen Kopf, aber er stellte sie nicht. Er war mittlerweile Shaolin genug, um seine Neugier im Zaum zu halten und auf den richtigen Moment zu warten, in dem sie ohnehin gestillt würde.

"Setzt euch doch, Annie hat grade frischen Kaffee gemacht", sagte Paul unbeholfen, das ganze Wiedersehen rührte ihn gewaltig. Sie nahmen alle auf der Couch Platz und sahen sich für einen Moment betreten an. Es gab so viel zu sagen, und doch fehlten jedem die Worte.

Das Klingeln von Kermits Handy durchbrach die Stille, er sah sich entschuldigend um und ging dann ran, während er aufstand und ans Wohnzimmerfenster trat. Peter und seine Pflegeeltern konnten hören, was er sagte.

"Ja?" … "Ganz ruhig, Jody, er ist hier bei mir." … "Es geht ihm gut."

Paul sah Peter fragend an, der aber winkte ab.

"Ja, ich hab's vergessen." … "Komm schon. Freu dich einfach, dass nichts passiert ist."

Er verdrehte die Augen hinter der Brille und stöhnte leise. "Ich erzähl es dir morgen, ok? Mir reicht's für heute", sagte er und legte dann auf.

Paul sah von seinem Pflegesohn zu seinem Freund, Annie hatte aufmerksam den Kopf gehoben und hielt sich an Pauls Hand fest.

"Was genau war bei euch los, bevor ihr hier aufgetaucht seid?", fragte er skeptisch.

Die beiden jüngeren Männer wechselten einen Blick und grinsten. "Nichts Besonderes. Nur der alltägliche Wahnsinn", log Peter laut lachend. Kermit trat jetzt wieder fröhlich hinzu und ließ sich auf die Couch fallen.

"Weißt du Paul, im Vergleich zu Peters Gesellschaft war die Mission im Kongo damals ein Spaziergang", grinste er. Die anderen stimmten mit ein.

Über die groben Veränderungen in Peters Leben, und dem aller anderen, hatte Annie ihren Mann bereits aufgeklärt: dass er Shaolin wurde, Caine fort ging und schließlich gestorben war, und dass der junge Mann auf Wanderschaft gegangen war und dort sich selbst sowie seine Verlobte gefunden hatte.

Allerdings hatte Annie nicht den Namen genannt, und so wechselte Paul bei der ersten Erwähnung einen entsetzten Blick mit Kermit, der ihn aber sofort wieder beruhigen konnte. Peter und er erklärten Paul in der Kurzfassung, wie das damals alles zusammen gehangen hatte.

Sie saßen fast die ganze Nacht zusammen und genossen es, einander wieder zu haben. Sie lachten, wurden sentimental, weinten, erzählten Witze und alte Anekdoten. Erst um fünf Uhr morgens verließen Kermit und Peter das wiedervereinte Ehepaar und fuhren nach Hause.

Und hatten sie zuvor geglaubt, unendliches Glück gehabt zu haben, als Draco versuchte, Dunkelheit über die Welt zu bringen, so war es nichts im Vergleich zu den Empfindungen, welche durch Paul Blaisdells Rückkehr in ihren Herzen verursacht wurden.


EPILOG

Cat schob vorsichtig die Haustür auf und lauschte in die Wohnung hinein, sie hörte vertraute Stimmen. Ihren Koffer hinter sich her ziehend ging sie voran und warf einen Blick in jeden Raum, aber erst in der Küche, bei einer gemütlichen Tasse Kaffee, fand sie Peter und Kermit.

"Hi, Honey!", sagte sie gut gelaunt und fiel ihm um den Hals, einen heftigen Kuss auf seine Lippen drückend.

Peter schlang die Arme um sie und erwiderte ihn mit aller Leidenschaft. Sie lösten sich voneinander und blickten sich verliebt und verträumt in die Augen, bis der ehemalige Söldner sie durch ein Hüsteln unterbrach.

"Oh, hallo Kermit!"

"Kleines", nickte er ihr grinsend zu.

Sie zog ihre Jacke aus und wickelte den Schal von ihrem Hals ab, während Peter ihr eine Tasse des schwarzen Gebräus eingoss. Dann erst fragte er, was ihm sofort durch den Kopf gegangen war, als sie so unerwartet in der Tür gestanden hatte.

"Sag mal, wolltest du nicht erst übermorgen wiederkommen?"

"Eigentlich schon. Aber die Tour musste abgebrochen werden, der Sänger hat sich ne Stimmbandentzündung zugezogen. Absolutes Sprechverbot. Vom Singen ganz zu schweigen."

"Als ob der SINGEN würde", spottete Peter. Cat schlug ihm dafür spielerisch mit der Faust gegen die rechte Schulter. Den anschließenden Seitenblick zwischen den Männern bemerkte sie nicht.

"Und wie war euer Polizeieinsatz?", fragte sie, während sie sich auf einen Stuhl fallen ließ und dankbar einen Schluck heißen Kaffee nahm.

"Och, nix wildes. Schon fast langweilig", sagte Kermit und legte den Kopf schief.

Sie sah von einem zum anderen, ihre Stirn zog sich in Falten. "Es ist also nichts Aufregendes passiert, während ich weg war?", hakte sie fast ungläubig nach. Jetzt sah sie den verschmitzten Blickkontakt zwischen Peter und Kermit und hob eine Braue.

"Ich glaub euch kein Wort!", sagte sie und ließ ihre Augen schnell zwischen ihnen hin und her schauen.

Peter lehnte sich vor und machte ein schuldbewusstes Gesicht, konnte sich das Grinsen allerdings kaum verkneifen. "Naja, es gibt da schon was", sagte er gedehnt und blickte rüber zu Kermit, "während der Überwachung ist, wie soll ich sagen, dein Wagen... er ist... Geschichte."

Sie sah ihn mit großen Augen an und schwieg einen Moment. "Er ist hinüber?"

"Schrott. Vermutlich schon auf die Größe eines Schuhkartons gepresst", antwortete der Shaolin.

Cat überlegte kurz. "Hast du vorher die CDs raus getan? Sag mir bitte, dass du sie rausgenommen hast! Da war die neue Slipknot drin, und die Placebo, und das Steel-Album von Slayer, und..."

Peter legte ihr kopfschüttelnd die Hand auf den Arm, er hatte mit jeder denkbaren Reaktion gerechnet, aber nicht damit.

"Weißt du was, Süße, ich kauf sie dir neu", sagte er, geradezu erleichtert, und wechselte einen Blick mit dem Cop neben sich. Beide dachten wohl das gleiche: Lieber das, als ihr erzählen zu müssen, was wirklich passiert war. Schließlich wollten sie nichts mehr, als ihr so viele Sorgen wie möglich ersparen. Peter sah jetzt wieder zu ihr rüber.

"Peter Caine, du bis unmöglich!", sagte sie mit gespieltem Entsetzen in der Stimme und fing dann an zu lachen.

Die beiden Männer stimmten mit ein und sie lachten lange und ausgiebig, auch wenn Cat nicht wusste, dass sie aus einem anderen Grund als sie fröhlich waren.

Später am Abend lernte sie dann Paul kennen, die beiden verstanden sich prächtig und es dauerte nur wenige Tage, bis Cats größter, eigentlich unerfüllbarer Wunsch in Erfüllung gehen konnte: Sie hatte jetzt jemanden, wie einen Vater, der sie an ihrer Hochzeit zum Altar führen würde und in die Arme ihres geliebten Peter übergeben. Mehr Glück konnte sie sich zu diesem Zeitpunkt gar nicht wünschen.

ENDE


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