Teil 2
Autor: Ratzenlady
 

Peter hatte unterdessen die Kaffeemaschine gestartet und sich dann im Schneidersitz niedergelassen, um zur Ruhe zur kommen. Da war so viel, was rastlos durch seinen Geist schwebte und keinen rechten Platz fand.

Da war die Sache mit Lo Si, oder Ping Hai, die er hinten anstellen wollte, aber nicht konnte, weil das Problem mit Kermit ihr so ähnlich war, dass eine Entscheidung in dem einem auch eine in dem anderen zwangsläufig hinter sich her zog. Über Kermit konnte er aber erst urteilen, wenn er die Geschichte seiner Freundin gehört hatte; und dann noch die Gegenseite.

Er wünschte sich sehnlichst seinen Vater an seine Seite, um ihm zu sagen, was er zu tun hatte, was das Richtige war. Er würde ihn so gerne fragen, seinen Rat einhohlen. Der junge Shaolin überlegte, was Caine ihm wohl sagen würde.

'Sei geduldig, mein Sohn'
'Du musst lernen, mit mehr als deinen Augen zu sehen'
'Höre auf dein Herz'

Peter öffnete langsam die Augen und stand auf. Ihm blieb wohl nicht viel mehr, als genau das zu tun. Er musste die Geduld aufbringen, Cass (oder Cat) zuzuhören, musste mit dem inneren Auge sehen, ob es wahr war, und musste dann sein Herz befragen, wie er damit umgehen sollte.

Er fuhr sich durch die Haare und goss sich Kaffee ein, als seine Freundin eintrat. Sie trug eine helle Jogginghose und ein weites T-Shirt von irgendeiner Band, die Peter mal wieder nicht kannte. Sie hatte wieder etwas Farbe im Gesicht und konnte sogar ein kleines Lächeln zustande bringen, als Peter ihr eine Tasse reichte. Sie kauerte sich damit aufs Sofa, die Beine eng an sich gezogen. Peter platzierte sich ihr gegenüber auf dem Sessel.

"Peter, ich bitte dich, mich nicht zu unterbrechen. Das wird so schon hart genug, und ich hab mir die Worte jetzt halbwegs zurechtgelegt und wenn…"

"OK", unterbrach er.

Sie blickte dankbar zu ihm rüber, dann atmete sie noch einige Male tief durch. "Vor sieben Jahren hatte ich einen Freund. Es war das letzte High School Jahr, und er war der Quarterback der Schülermannschaft. Ich lebte mit meiner Familie in Maine, in einer kleinen Stadt namens Abbot Village." Sie schloss kurz die Augen, nahm einen Schluck Kaffee.

"Es war Sommer, und Mitch und ich wollten einen Spaziergang im Wald machen. Einfach nur spazieren gehen. Dann aber hörten wir was in den Bäumen, Stimmen. Mitch wollte unbedingt nachsehen, also folgten wir den Geräuschen und versteckten uns schließlich hinter einem Busch." Eine Träne rollte ihre Wange hinab, aber sie war dennoch gefasst.

"Wir sahen einen Mann, der von zwei anderen festgehalten wurde. Dann kam ein dritter dazu, der eine Pistole zog, sie dem einen an die Stirn hielt und…", ein tiefes Seufzen, "und ihn erschoss. Wir wollten wegrennen, aber sie haben uns gesehen und auf uns geschossen, und dann plötzlich fiel Mitch hin, und da war so viel Blut…"

Sie schluckte schwer, weitere Tränen benetzten ihr Gesicht. Peter wollte aufspringen und sie trösten, aber sie blockte stumm ab, indem sie den Kopf schüttelte. Ergeben blieb er sitzen.

"Ich bin gerannt so schnell ich konnte, die haben auf mich geschossen, und tatsächlich erreichte ich die Straße. Ein Wagen hielt an und ich sprang hinein, mit quietschenden Reifen fuhr er davon und ließ die Gangster auf der Straße stehen." Sie sah Peter an.

"Das war dein Freund Griffin. Er hatte sich mir nie mit Vornamen vorgestellt. Offensichtlich musste er gewusst haben, was da passiert war, denn er wollte genau wissen, was ich gesehen habe. Ich erzählte es ihm. Und ich erzählte es meinen Eltern." Wieder schloss sie die Augen, um Kraft zu tanken.

"Das war mein schlimmster Fehler. Meine Eltern waren ehrliche Leute, sie wollten, dass ich zur Polizei gehe, alles erzähle. Das habe ich dann auch getan. Tatsächlich haben sie den Mörder gefasst, sein Name ist Gaverton, Charles Gaverton. Ein Söldner" Wieder trank sie einen Schluck Kaffee, Peter sah die Tasse in ihrer Hand zittern und erkannte die Verbindung zu Kermit.

"Aber dann fing der Alptraum erst an. Die ganze Anklage war auf meine Aussage aufgebaut, Griffin, dem ich alles erzählt hatte, war für die Öffentlichkeit verschwunden, kam nur zu mir um mir heimlich Mut zuzusprechen. Aber kurz vor der Verhandlung wurde unser Haus trotz Polizeischutz überfallen." Wieder schluchzte sie auf, hielt aber dennoch Peter auf seinem Platz. Es dauerte einige Sekunden, bis sie weiter reden konnte.

"Sie haben uns gefoltert. Sie haben mich geschlagen, bis ich vor Schmerz schreien wollte, aber nicht konnte, weil ich geknebelt war. Sie haben meine Eltern gequält, haben ihnen die Haut zerschnitten, sie geschlagen, sie mit Zigarettenkippen verbrannt."

Peter sah sie nun kurz vor den nervlichen Zusammenbruch, am liebsten hätte er hier abgebrochen und sie Kraft tanken lassen, allein bei der Vorstellung ihrer Erzählung bekam er Gänsehaut. Aber sie winkte ab und wollte es unbedingt zu Ende bringen.

"Sie haben meinen Bruder mitgenommen, meine Eltern mussten erzählen, sie hätten ihn zu einer Tante geschickt. Und wenn ich gegen Gaverton aussagen würde, würden sie ihn töten." Ihre Brust hob und senkte sich nun hektisch. Sie redete immer schneller, um möglichst bald damit fertig zu sein, es wieder verdrängen zu können.

"Also habe ich vor Gericht gesagt, das sei alles nur ein Irrtum, ich habe nichts Genaues gesehen. Ich wollte doch nicht, dass sie noch jemandem wehtun! Sie hatten Mitch getötet, eiskalt, und sie hatten mich und meine Familie gequält, ich konnte das doch nicht zulassen, dass sie Cosmo töten! Aber ich musste doch Cosmo beschützen, ich konnte ihn doch nicht sterben lassen."

"Aber sie haben ihn trotzdem getötet!" Völlig entsetzt sah sie ihn an, die Augen verquollen und geweitet. "Sie haben ihn einfach umgebracht. Ich dachte es wäre vorbei! Aber weil… weil er nicht freigesprochen wurde, sondern die Klage wegen… wegen Mangel an Beweisen fallen gelassen…" Peter wollte sie so gerne festhalten, sie trösten, aber sie ließ ihn noch immer nicht an sich heran. Hätte er gewusst, wie er sie quälen würde, hätte er nie gefragt. Was sie hatte durchmachen müssen, überstieg seine Vorstellungskraft.

"Sie wollten auch mich töten, weil ich ihn gesehen habe, sie haben… oh mein Gott… wir wollten wegfahren, für immer… meine Eltern sind vorgegangen… ich wollte nur noch meine Jacke holen… dann… dann… dann… der Wagen, er… er ist explodiert!" Sie schlug die Hände vors Gesicht und versank in ihrer Trauer und dem Horror, den diese Erinnerungen verursachten.

Diesmal ließ sie zu, dass Peter sie in den Arm nahm und festhielt, während ihr Körper für eine gefühlte Ewigkeit von Schluchzern geschüttelt wurde.

"Es tut mir so leid", flüsterte Peter, noch immer geschockt über das Erzählte. Sie straffte sich langsam wieder.

"Und daraufhin hat das FBI mir eine neue Identität gegeben, als Cassandra Torres. Aber vorher fing mich noch einmal Griffin ab, der mir die Schuld gab, dass dieses Monster frei war, und mir erzählte, dass Gaverton nach der Freilassung drei seiner alten Freunde getötet hatte, und er sagte mir, er würde mich dafür umbringen, sollte ich ihm jemals wieder begegnen. Dann verschwand Castor Troy von der Bildfläche. Ich durfte es doch keinem erzählen… wenn sie wüssten, dass ich es dir erzählt habe…" Sie sah ihn mit großen Augen an, bettelte mit ihrem Blick um Verständnis.

Peter zog sie an sich und küsste sie auf die Stirn. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren, um das Gehörte zu verarbeiten und Schlüsse daraus zu ziehen; und der wichtigste war, dass dieser Gaverton offensichtlich noch lebte und frei war, sonst wäre der Grund der Geheimhaltung hinfällig gewesen.

Sie saßen lange da, schweigend, aneinandergeschmiegt. Sie genoss seine feste Umarmung, er wollte sie nur halten und beruhigen, wollte den Schmerz von ihr nehmen. Aber es gab noch etwas, das er klären musste.

"Cass, äh, Castor, äh…" Fast konnte er ein Lächeln auf ihrem Gesicht erkennen.

"Eigentlich Cat. Ich hab es so lange nicht mehr gehört. Aber nur wenn du…"

"OK." Er lächelte ihr zu, "ich muss dich leider noch etwas fragen, es tut mir leid, aber…"

"Schon gut", unterbrach sie und wappnete sich mental für die Frage.

"Kermit. Wusste er, was mit deiner Familie war?" Sie schüttelte den Kopf.

"Nein. Ich wüsste nicht woher."

Langsam verstand der Shaolin, was genau hier passiert war. Cat hatte keine Wahl gehabt, und Kermit es nicht gewusst. Er war mit Sicherheit davon ausgegangen, dass sie die Polizei und das FBI gelinkt hatte und die Falschaussage von langer Hand geplant gewesen war. Inzwischen war er mit der Denkweise des Ex-Söldners vertraut.

Er drückte Cass erst noch einen Kuss auf die Stirn, dann einen auf die Lippen. Anschließend legte er seinen Kopf an ihren und blickte gemeinsam mit ihr aus dem Fenster, während er sich für den nächsten Morgen vornahm, mit Kermit zu sprechen.

***

Auf dem Weg zum Revier dachte Peter nach. Cat hatte ihm versichert, dass sie allein zu Hause bleiben konnte und versprochen, die Tür hinter ihm abzuschließen. Der junge Shaolin hoffte, seinen Freund auch anzutreffen, um mit ihm zu sprechen.

Nach Cats Erzählung begriff er langsam die Hintergründe. In Kermits Augen war sie eine Verräterin, die daran schuld war, dass dieser Gaverton noch immer auf freiem Fuß war. Offensichtlich kannte man sich aus Söldnertagen, wobei Gaverton wohl auf einer anderen Seite stand als Kermit und die drei Freunde, von denen Castor erzählt hatte (>und vermutlich auch Blaisdell<).

Peter hoffte inständig, dass Kermit verstehen und seine Wut verpuffen würde. Es wäre unerträglich für ihn, wenn er sich zwischen Freundschaft und Liebe entscheiden müsste. Auch wenn er Kermit immer noch böse war, er konnte die Reaktion jetzt wenigstens halbwegs verstehen. Peter wusste nicht, was er tun würde, wenn ein Freund zwischen ihm und dem vermeintlich Mitschuldigen am Tod dreier früherer Freunde stand. Kermit hatte seine Gründe gehabt, so zu reagieren.

>So wie auch Ping Hai und Lo Si,< rief er sich selbst ins Gedächtnis. Der Shaolin stellte die Überlegung zurück, bis die Zeit dafür kam.

Peter überbrückte die Stufen zum Eingang mit großen Schritten und betrat das Polizeirevier. Broderick grüßte ihn mit einem kurzen Heben der Hand, das Peter erwiderte. Schon vom Tresen aus erkannte er, dass Kermits Bürotür zu war. Der Shaolin hoffte inständig, dass sein Freund auch dahinter saß.

"Hi Peter", sagte Blake und warf einen unsicheren Blick zu Kermits Tür.

"Hallo Blake. Ist er da?", fragte Peter mit einem Fingerzeig in Richtung des Büros. Der ehemalige Kollege nickte, woraufhin sich Peter auf den Weg durch das Büro machte. Captain Simms fing ihn kurz vor der Tür ab.

"Hallo Caine", sagte sie mit gedämpfter Stimme, sie wirkte bedrückt. Peter grüßte sie ebenso leise.

"Meinen sie, das ist eine gute Idee?", kommentierte sie Peters unübersehbares Vorhaben, Kermits Büro zu betreten. "Er redet nicht mal mit mir", fügte sie hinzu. Peter zuckte die Schultern.

"Ob die Idee gut ist, weiß ich nicht. Aber ich muss es probieren", sagte er und klopfte dann gegen die Tür.

"Nein", knurrte Kermit in bedrohlichem Tonfall, Peter drückte aber dennoch die Klinke runter und stieß die Tür auf.

"Ich hab doch gesagt…", entfuhr es dem Ex-Söldner wütend, bis er Peter sah. Stumm und unsicher sah er ihn an, bis dieser die Tür wieder geschlossen hatte.

"Peter, ich…" Der junge Mann winkte ab.

"Ich weiß, dass du deine Gründe hattest. Cassa… Castor hat mir erzählt, was damals passiert ist, in Abbot Village, Maine. Und ich würde mal behaupten, dass ich jetzt sogar schlauer bin als du.”

Kermits Miene verfinsterte sich bei den Worten über Castor. "Was willst du damit sagen?" brummte er. Seine Meinung war so fest wie in Beton gegossen, was wollte Peter da dran rütteln? Er konnte sich keine Erklärung vorstellen, war aber in diesem Moment einfach nur dankbar, dass Peter überhaupt zu ihm gekommen war. Er hätte es nicht ertragen, wenn die Freundschaft der beiden Männer an seinen Rachegefühlen zerbrochen wäre.

Peter erzählte Kermit, was Cat ihm erzählt hatte. Mit großen Augen hörte der ehemalige Söldner zu, nickte hier und da, hob an anderen Stellen zweifelnd die Augenbrauen. Er musste aber zugeben, dass die ganze Sache in sich schlüssig war. Er sah seinen Freund nachdenklich an.

"Peter, du als Shaolin, ich meine, ich weiß du und sie, ihr seid... aber hast du, als sie es erzählt hat..."

Peter unterbrach das Gestotter des Freundes, der versuchte, jedem verbalen Fettnäppchen aus dem Weg zu gehen, um Peter bloß nicht zu verletzen.

"Ja. Es ist wahr. Jedes Wort, wie sie es erzählt hat."

Kermit nickte verstehend. Er kam sich auf einmal so dumm vor, er hatte nicht mal überprüft, wie es in Castors Familienverhältnissen aussah, wie sehr sie sich im Laufe des Falles verändert hatten. Er hatte sich so sehr auf seine Verschwörungstheorie eingeschossen, dass er andere Überlegungen gar nicht mehr zugelassen hatte. Er legte die Brille auf den Schreibtisch und rieb sich die Augen. Dann sah er seinen Freund mit müdem Blick an.

"Peter, es tut mir leid. Ich war so dämlich. Wie ein Anfänger, ich..."

"Hey!", unterbrach der Shaolin, "sag das nicht mir."

Kermit nickte ergeben. "Du hast recht."

Peter grinste plötzlich frech.

"Was?", horchte der Cop brummend nach.

"Was du heute kannst besorgen..."

"Verschieb ich trotzdem auf Morgen!", knurrte er, nicht ohne sich ein Lachen verkneifen zu müssen.

"Der frühe Vogel..."

"...Kann mich mal!", bellte er und musste jetzt doch grinsen.

Er stand auf und zog sein Jackett von der Stuhllehne. Als Peter ihm plötzlich seine Hand reichte, stockte Kermit. Ein Blick in die Augen des Freundes, dann schlug er ein. Der junge Mann hatte ihm tatsächlich vergeben können.

"Es tut mir leid, Peter!"

"Ich weiß!"

Sie umarmten sich kurz und kumpelhaft, dann machten sie sich auf den Weg zum Loft.

***

Mitten auf der Treppe stoppte Peter abrupt, Kermit lief fast auf ihn auf, dann meldeten sich auch seine Instinkte. Lautlos legten sie den letzten Treppenabschnitt zurück und kamen an die Wohnungstür, die offen stand. Das Schloss war herausgebrochen, die Tür aufgetreten worden.

Kermit zog die Desert Eagle, aber Peter legte ihm die Hand auf den Arm und löste seine Angriffshaltung, wenn auch immer noch angespannt.

"Es ist niemand hier", sagte er matt und fuhr sich durch die Haare.

"Gaverton", knurrte Kermit plötzlich, als gäbe es keine andere Möglichkeit. Peter sah ihn erstaunt an, der Ex-Söldner aber drehte sich herum und zog die Tür zurück. Auf der Innenseite war eine Nachricht mit einem Dolch festgesteckt.

Peter nahm sie ab und las sie, dann reichte er sie Kermit, der sie auch überflog, die Faust ballte und dann mit der flachen Hand gegen die Wand schlug. Das zusammengeknüllte Papier warf er wütend in den Flur.

"Peter, ich..."

"Das ist nicht deine Schuld!", sagte er sofort, wohl wissend, was sein Freund mitteilen wollte.

"Wenn ich nicht..."

"Konzentrieren wir uns lieber darauf, sie da raus zu holen!", beendete er die Diskussion und Kermit nickte zustimmend.

Sie rannten die Treppe wieder runter und stiegen in die Corvair, um zu der angegebenen Adresse zu fahren. Mehr hatte dort nicht gestanden: eine Adresse im alten Industriepark und Gavertons Unterschrift.

Kermit raste wie ein Berserker durch die Straßen von Sloanville, bis sich die Häuserreihen langsam lichteten und er in weniger dicht besiedeltes Gebiet kam. Grau in grau ersetzten leerstehende, verfallene Firmengebäude die Wohnhäuser. Kermit rutschte über den Split auf der Straße, direkt vor die Halle mit der angegebenen Adresse.

Die beiden Männer stiegen aus und sahen sich um, wobei Kermits Augenmerk auf der rostigen Metalltür lag, die ins Innere führte.

"Wir werden beobachtet", sagte Peter, nachdem er einen kurzen Moment die Augen geschlossen hatte.

"Das hab ich auch nicht anders erwartet", knurrte Kermit und starrte am Gebäude empor. Peter folgte seinem Blick und sah, dass die Fenster verdunkelt worden waren; und sie konnten nicht sagen, was für Vorkehrungen im Inneren noch auf sie warteten.

Peter wollte voran gehen, aber Kermit hielt ihn zurück und stellte sich vor ihn. "Gaverton ist Söldner, das hier ist mein Spezialgebiet", erklärte er.

Peter sah ihn konzentriert an: "Und da liegt mein Vorteil. Ich denke, er hat sich keine Vorstellungen darüber gemacht, was ein Shaolin-Priester ist."

Langsam gingen sie auf die Tür zu und Kermit zog sie auf; sie quietschte nicht, saß nicht fest. Sie wechselten einen Blick, beide wussten, dass sie in eine Falle tappten und sie hofften, dass sie da wieder rauskommen würden, zusammen mit Castor. Peter ging voran ins Innere.

Das Licht, welches durch die offene Tür fiel, offenbarte einen schmalen Gang zu einer weiteren Tür, etwa drei Meter vor ihnen. Sie sahen sich kurz an, dann zuckte Kermit mir der Schulter und ließ die Tür los. Schon waren sie in absoluter Dunkelheit eingehüllt.

Peter tastete sich zur nächsten Tür vor, alle seine Sinne nach Außen gerichtet, aber er konnte noch keine direkte Gefahr spüren. Langsam zog er die Tür auf, seinen Freund dicht hinter sich.

"Ich kann nichts sehen", brummte der unzufrieden.

"Solange es nur Dunkelheit ist, hab ich damit kein Problem", kommentierte Peter und konzentrierte sich auf den Raum, in dem sie sich jetzt befanden. Langsam erschien ein Bild vor seinem inneren Auge. Er schloss die Lider und verstärke die Fokussierung.

Es war ein geschlossener, quadratischer Raum mit zwei Türen. Die eine, aus der sie gekommen waren, und die zweite direkt gegenüber in etwa acht Metern Entfernung. Kermit stand nah hinter ihm, aber sie waren nicht allein.

Ganz langsam malte sein Geist drei weitere Männer in den Raum, immer genauer wurden die Bilder, immer klarer und detaillierter. Zunächst erkannte Peter, dass diese drei Männer Nachtsichtgeräte trugen. Sie standen frontal, links und rechts von ihm und Kermit.

Dann zeichneten sich die Waffen ab, die sie trugen. Der zu Peters Linken hielt einen langen Stock, den er langsam und geräuschlos durch die Luft schwang. Der Kämpfer auf der anderen Seite hielt zwei lange Dolche, die er spielerisch in den Händen drehte. Und der direkt vor Peter und Kermit drehte Wurfsterne zwischen den Fingern.

Peter konzentrierte sich jetzt auf Kermit, ohne zu wissen, ob seine Mitteilung wirklich ankam.
~Bleib stehen wo du bist! ~

Die plötzliche Bewegung von Kermits Hand zu seinem Arm, wo sie sich fragend festkrallte, verriet Peter, dass seine Ansprache tatsächlich Erfolg hatte.

~Nachtsichtgeräte. Drei Angreifer. Schlag-, Stich- und Wurfwaffen. Bleib einfach stehen! Hier bin ich dran. ~

Der ehemalige Söldner stimmte im Geist zu, auch wenn er trotzdem verwundert war, als Peter ihm auf demselben Weg mitteilte, dass die Zustimmung tatsächlich angekommen war. Wie angewurzelt stand Kermit nun da, während Peter anfing, sich langsam durch den Raum zu bewegen.

Mit geschlossenen Augen sah er seine Feinde wie im hellsten Tageslicht vor sich und parierte problemlos den ersten Angriff, der von links mit dem Stock ausgeführt wurde. Alle drei Waffenarten waren ihm durch sein früheres Training im Tempel und auch der Auffrischung durch seinen Vater wohl bekannt, dennoch musste er zugeben, dass der Stockkämpfer verdammt gut war.

Kermit hörte mit gespitzten Ohren und geraffter Stirn zu, wie Haut auf Holz klatschte und Peter die Schläge immer wieder mit den flachen Händen abwehrte und ablenkte. Als er die Chance bekam, entwaffnete er seinen Gegner und schlug ihn mit dem Stock nieder.

Dann kam der Messerkämpfer auf ihn zu, mit schnellen Bewegungen ließ er sein Werkzeuge durch die Luft sausen und ging diesmal damit auf Kermit los. Auf Halshöhe holte er aus.

"RUNTER!", brüllte Peter, und der Ex-Söldner reagierte blitzschnell; fragen konnte er später noch. Deutlich fühlte er den Luftzug des Dolches über seinem Kopf. Der Arm des Kämpfers schwang ins Leere, wo Peter ihn mit dem Stock traf und ein Messer klirrend zu Boden sauste.

Links hinter sich fühlte er den Mann mit den Wurfsternen sich langsam bereitmachend, und vorausschauend brachte er sich selbst zwischen die beiden Feinde und ein Stück von Kermit weg, der noch immer auf dem Boden hockte und sich nicht zu bewegen wagte.

Der Messerkämpfer stürmte jetzt mit verbliebener Waffe auf ihn los, während der Werfer hinter ihm ausholte. Peter ließ sich blitzschnell zu Boden fallen, landete auf den Fuß- und Fingerspitzen und sprang sofort wieder in den Stand. Während er am Boden gelegen hatte, waren die zwei Sterne über ihn hin geflogen und hatten den zweiten Angreifer nieder gestreckt. Einer steckte in der Schulter, der zweite in der Halsschlagader.

Der Shaolin wandte sich dem Mann mit den Sternen zu und wehrte die nächste Salve mit dem Stock ab, ging in die Hocke und riss den Angreifer gezielt von den Beinen. Er stürzte zu Boden, wo Peter ihn mit einem Schlag auf den Brustkorb in die Bewusstlosigkeit beförderte.

Peter wollte grade wieder zu Kermit gehen, als er die nächste Gefahr spürte, diesmal aber nicht schnell genug reagieren konnte. Er spürte den Einstich des Betäubungsprojektils, dann wurde es schwarz um ihn. Auch Kermit war getroffen und sank auf den kalten Beton.

 

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