Der Ex-Söldner wachte nur langsam auf, sein Kopf fühlte sich schwer an, und ehe er die Augen öffnen konnte, hörte er Charles Gavertons Stimme. "Na Prinzessin, ausgeschlafen?", lachte er höhnisch und trieb die Wut durch Kermits Adern, der jetzt die Lider öffnete. Der andere Söldner stand direkt vor ihm, sein Gesicht nur wenige Zentimeter entfernt. Dann trat er einen Schritt beiseite und eröffnete Kermit den Blick auf das gesamte Arrangement, welches ihm den Atem stocken ließ. Vor ihm, in halbkreisförmiger Anordnung, befanden sich drei große Reife. Im ersten hing Peter mit nacktem Oberkörper, die Arme nach oben ausgebreitet, an den Handgelenken gefesselt, daran hochgezogen. Die Füße hingen in der Luft und wurden mit schweren Ketten am Boden fixiert, sodass der Körper des jungen Mannes kaum Bewegungsfreiheit hatte. Ein dünnes, blutiges Rinnsal floss seine Unterarme hinab, allein durch das Körpergewicht, mit dem er in den Fesseln hing. Sein Kopf baumelte bewusstlos vor seiner rechten Schulter, auf der Kermit eine merkwürdige Narbe entdeckte, die ihm bisher unbekannt war. Im zweiten Ring hing Castor, in der gleichen Pose, nur dass man ihr das T-Shirt gelassen hatte. Allerdings wirkte der Druck darauf mit seinen Totenköpfen jetzt äußerst makaber. Auch sie war noch bewusstlos. Und dann kam der Schock für den ehemaligen Söldner. Im dritten hing Karen; wach und mit einer Todesangst in den Augen, die ihn jetzt durchdrangen. Stumm flehte sie ihn an, ihr zu helfen. Erst jetzt bemerkte Kermit seine eigene Situation. Er lehnte mit dem Rücken an einem aufgestellten Brett, das hinter ihm stand. Umwickelt waren er und diese Wand vom Hals abwärts mit Stacheldraht, der ihn kaum berührte. Sollte er sich aber bewegen, würden sich die scharfen Kanten in sein Fleisch schneiden. "Gefällt es dir?", fragte Gaverton laut lachend. Kermit funkelte ihn böse an. "Du verdammtes Schwein! Du Mistkerl! Du bist wahnsinnig! Es geht doch nur um mich! Lass die anderen gehen!", brüllte er ihn an, ohne sich zu rühren. "Nicht ganz", erwiderte der und zeigte mit dem ausgestreckten Finger auf Castor, die sich langsam, ebenso wie Peter, zu bewegen begann, "sie gehört auch dazu. Glaubst du eigentlich immer noch, dass sie mit mir zusammengearbeitet hat?", fragte er höhnisch lachend. Kermit schwieg, nur sein Brustkorb hob und senkte sich zornig. Peter und Castor sahen sich um. Innerhalb weniger Momente hatten sie ihre Lage erkannt. Während die junge Frau ängstlich um sich schaute, nahm Peter die Umgebung sachlich und prüfend wahr. Ihre Blicke trafen sich. "Ganz ruhig, Cat!", versuchte er sie zu trösten, als er die Hoffnungslosigkeit in ihren Augen sah. Gaverton trat vor sie und schaute sie an. Dann griff er ihr an die Brust, sie wollte ausweichen, konnte aber nicht. Die Fesseln schnitten in ihre Handgelenke, während sie versuchte, sich zu wehren. "Na sieh mal an, aus dem Mädchen von damals ist eine Frau geworden." "Nimm die Finger von ihr!", zischte Peter drohend. Gaverton lachte auf und trat vor den Priester. "Glaubst du wirklich, du bist in der Position, mir Befehle zu erteilen?" Fest starrten sich die beiden Männer in die Augen, als der Söldner ausholte und Peter in die Rippen schlug. Sein Körper schwang kurz in der Luft, die Fesseln rieben seine Haut weiter auf. "Wir spielen ein Spiel!", verkündete Kermits Erzfeind fröhlich und trat in die Mitte der Freunde, die irritierte und ängstliche Blicke austauschten. "Die Regeln sind einfach. Unser lieber Kermit hier ("Fahr zur Hölle, Charles!") ist die Hauptperson, sozusagen der Spielmacher. Er entscheidet, wie viel ihr drei", er ließ seinen Finger über die Freunde fahren, "leiden müsst, ehe ich euch töte." Castor schnappte nach Luft, Karen konnte ihre souveräne Ausstrahlung kaum noch aufrechterhalten. "Sterben werdet ihr ohnehin. Aber es liegt an Kermit, wann und unter wie viel Schmerz." Er wandte sich zu diesem, zog ihm die Brille von der Nase und warf sie weg. "Ein Wort von dir, und ich töte sie schmerzfrei." "Du bist wahnsinnig!", schrie Kermit ihn an, während die zwei Frauen leichenblass wurden. Peter dachte nach, aber ihm fiel kein Weg aus dieser Situation ein. Gaverton kam jetzt zu ihm. "Ich habe gelesen, dass Shaolin ganz außergewöhnliche Menschen sind, mit eben solchen Fähigkeiten. Die Vorstellung eben war schon beeindruckend, sich im Dunkeln so zurecht zu finden. Aber jetzt werden wir mal sehen, wie viel du einstecken kannst. Die beiden haben noch eine Rechnung mit dir offen!" Er machte eine ausladende Handbewegung, und prompt kamen die zwei Kämpfer herein, der eine mit dem Stab, der andere mit den Wurfsternen. Cat schrie auf, Karen hielt den Atem an, Kermit starrte entsetzt und wütend auf die Szenerie. "Also dann. Kermit, du weißt, wie du es beenden kannst! Mögen die Spiele beginnen!", rief der Gangster laut und umgehend hagelten Stockhiebe auf Peters Oberkörper und Kopf. Der junge Shaolin schrie vor Schmerz, es blieb ihm keine Sekunde diesen anzunehmen, damit umzugehen, überall spürte er die Schläge seinen Körper zermartern. Er hörte die Rufe der anderen. Cat schrie, er solle aufhören, sie schrie seinen Namen. Kermit brüllte Gaverton an und beschimpfte ihn, während Karen versuchte, auf Peter einzureden nicht aufzugeben. Auch hörte Peter die Frage an Kermit, was er dazu sage. Endlich ließ der Angreifer von ihm ab. Peter hob den Kopf und blickte Kermit direkt in die Augen, der entsetzt da stand, sich nicht rühren konnte. Hilflos sah seinen Freund an, fragte stumm, was sie tun konnten. ~Gib die Hoffnung nicht auf~, antwortete Peter ihm in Gedanken. Allerdings spürte er seine schon schwinden, als der Angreifer mit den Sternen nun in den Vordergrund trat. "Oh scheiße", murmelte der Shaolin, dessen Lippe blutete, ebenso wie die Handgelenke. Ein roter Bach floss nun seine Arme hinab und versickerte letztendlich im Bund seiner Jeans. Jeder Schlag hatte seinen Körper in Bewegung versetzt, jede Bewegung die Fesseln tiefer einschneiden lassen. Gaverton nickte seinem Untergebenen zu, der sofort einen Wurfstern auf Peter schleuderte, im Oberschenkel platziert. Peter schrie auf, wand sich, schrie noch mehr. "Du sadistischer Mistkerl! Ich bring dich um!", rief Kermit völlig aufgelöst und drückte sich dabei ein wenig in den Stacheldraht, der ihm sofort die obersten Hautschichten aufstach. Der zweite Stern landete in Peters Hüfte, der dritte in der Schulter, direkt über dem Mal der Sing Wah. Peters Schreie versiegten zu einem Stöhnen, die Schreie der anderen erreichten sein Bewusstsein nur noch wie durch Watte, er schaffte es kaum noch den Kopf zu heben. Blut floss in kleinen Strömen über seinen Körper, die Fesseln brannten unerträglich an seinen Handgelenken, er fühlte das Seil auf blankem Fleisch reiben. Er schaffte es Kermit in die Augen zu sehen, in denen unendlich viel Schmerz und Entsetzen lag. Gaverton stellte sich dazwischen und betrachtete sich den verletzten Ex-Cop, dann drehte er sich um hundertachtzig Grad und blickte Kermit belustigt an, der ihn wiederum vernichtend anstarrte. "Und?", fragte er leichthin. Der Cop schüttelte den Kopf, kurz davor in den Draht zu springen und zumindest zu versuchen, den Mistkerl zu erwürgen. "Dann müssen wir ihn wohl noch etwas ausbluten lassen. Hast du denn gar kein Mitleid mit ihm?", fragte Kermits alter Feind und fing in dem Moment eine Peitsche, die ihm der Stockkämpfer zuwarf. "Oh Gott nein", murmelte Karen entsetzt. Castor war schon nicht mehr in der Lage zu sprechen. So wie sie Kermit im Delancys angestarrt hatte schaute sie jetzt zu Peter, der nahezu leblos in seinen Fesseln hing und blutete. Kermit schrie Gaverton an, er solle aufhören, der aber reagierte nicht und holte aus. Das Klatschen war unerträglich in ihren Ohren. Peter schrie herzzerreißend, Kermit brüllte voller Zorn und drückte sich ein wenig mehr in den Draht, ohne den Schmerz zu spüren, Cat wurde ohnmächtig und Karen Simms wandte sich mit Tränen in den Augen ab. Nach mehreren Schlägen mit der Peitsche auf Peters geschundenen Körper hielt Gaverton wieder inne und fragte Kermit, der ihn nur wild beschimpfte. Dann hob Peter mit aller Kraft den Kopf und sah Kermit für einen Moment in die Augen. Der Freund schüttelte energisch den Kopf. "Oh nein! Halt durch, Pete! Halt durch!", rief er ihm zu. Der Blick des Shaolins wurde bittend, und Kermit zerriss es in diesem Moment das Herz. Selbst wenn Peter darum bat, er konnte es nicht. "Immer noch nicht?", fragte der Folterknecht lächelnd bei Kermit nach, "na dann…" Er warf die Peitsche wieder weg und ging nun an einen kleinen Tisch, der hinter Kermit verborgen gewesen war, unter einem nicht enden wollenden Gewitter von dessen Beschimpfungen. Langsam bildeten sich auch auf seinem Hemd Blutflecke, die durch den Stacheldraht verursacht wurden. Gaverton tauchte hinter Kermit wieder auf und ging zunächst zu Cat, um sie mit einem Riechmittel wieder ins Bewusstsein zu holen. Dann ging er zu Peter, der mittlerweile nicht mehr in der Lage war, seinen Kopf zu heben. Mit halb geöffneten Augen wanderten seine Pupillen nur langsam zu Gaverton, der jetzt direkt vor ihm stand. "Du kannst dich bei Kermit bedanken. Es ist seine Schuld, dass du leiden musst. Genauso wie es seine Schuld war, dass die vielen Menschen in Libyen sterben mussten." "Lügner!", keifte Kermit im Hintergrund, aber der Söldner beachtete ihn nicht. "Und es war auch seine Schuld, dass mir das Geld des verdammten Scheichs durch die Lappen ging. Das ist der eigentlich Grund, warum ihr alle hier seid. Es ist seine Schuld. Er, und Blaisdell und die anderen, mittlerweile Toten! Sie haben es mir damals versaut. Heute versau ich es ihm! Und wem hab ich es zu verdanken, dass ich es kann?" Er drehte sich zu Cat und lächelte sie an, "Ihr!" "Das ist nicht wahr! Ich hatte keine Wahl!", kreischte Cat unter Tränen, während Kermit versuchte, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und zornig bellte, Gaverton sei ein feiger Wichser. Der aber zuckte nur die Schulter und zog ohne Vorwarnung einen der Wurfsterne aus Peters Hüfte. Der junge Shaolin stöhnte auf, für mehr reichte seine Kraft nicht mehr. Er nahm nicht mehr wahr, was um ihn passierte, spürte das Blut auf seiner Haut nicht mehr, hörte die Stimmen nicht. Der Schmerz zerfraß seinen Geist, seine Seele, und er wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als endlich sterben zu dürfen. 'Halte durch, mein Sohn', hörte er plötzlich die Stimme seines Vaters in seinem Kopf. Aber es war zu schwer. Die Schmerzen waren übermächtig und ließen ihn langsam abdriften. Allerdings hatte Gaverton andere Pläne und riss ihn wieder zurück. Brennend flammten seine Wunden plötzlich wieder auf, unerträglich breitete sich die Pein aus. "Du verdammtes Arschloch, du elendiger Dreckskerl, du…" "Sag es, Kermit!", dröhnte der Geiselnehmer dazwischen. Kermit starrte ihn voller Hass und Verachtung an. ~Sag es~ Geschockt sah der Ex-Söldner zu seinem Freund, Peter blickte ihn bettelnd an. Das Salz auf den Wunden hatte ihm den Rest gegeben. ~Bitte~ flehte der mit allerletzter Kraft, während weit unten im Bewusstsein des Shaolins die Stimme seines Vaters 'Nein!' brüllte. Peter wurde bewusstlos. "Was ist Kermit?", höhnte Gaverton ein weiteres Mal. Der gefesselte Ex-Söldner senkte den Blick, flüstere unhörbar 'Ich kann es nicht'. Sein Peiniger trat wieder um ihn herum und kam mit den zwei Dolchen wieder, die den Schattenkämpfer gehört hatten. "Halt ihn wach!", befahl er dem Mann mit dem langen Stock und zeigte auf Peter. Sofort holte er sich einen kleinen Eimer, dessen Inhalt Kermit nicht sehen konnte, badete das eine Stockende in der Lache aus Blut unter Peter und wendete es dann in dem Eimer. Als er ihn herausnahm, sah Kermit die weißen Salzkristalle daran kleben, die der Stockkämpfer sofort in eine der blutenden Wunden drückte. Gurgelnd stöhnte der Shaolin auf, wurde aber sofort wieder ohnmächtig. Ein weiteres Mal, ein Stöhnen, Dunkelheit. "OH GOTT HÖR AUF DU SCHWEIN!!!", brüllte Castor jetzt panisch und hörte erst auf zu kreischen, als Gaverton ihr die Dolchspitze unters Kinn hielt. Ängstlich starrte sie in seine dunklen, bösen Augen und wagte kaum zu atmen. Mit einem Lächeln auf den Lippen senkte er das Messer etwas und begann, Cats Shirt vom Kragen an durchzuschneiden. Es klaffte jetzt nach beiden Seiten und entblößte ihren BH und ihren nackten Bauch. "Du perverses Arschloch, lass sie in Ruhe!", keifte Kermit hinter ihm, aber der Söldner reagierte nicht darauf, stattdessen streifte er mit der Dolchspitze über Cats nackte Haut und hinterließ dadurch rote Striemen, die teils zu bluten begannen. Sie wimmerte nur noch. Wieder ertönte der kehlige Laut zu Kermits Linken, wo erneut Salz in die Wunden gepresst wurde. Der Körper bäumte sich kaum noch auf, zu weit war Peter schon abgedriftet. "Hören sie sofort auf damit!", meldete sich Captain Simms mit starker Stimme zu Wort. Kermit protestierte lautstark, aber Gaverton trat jetzt auf sie zu, ging um sie herum und fasste von hinten ihre Hüfte. Angewidert schloss Karen die Augen. "Lass deine dreckigen Finger von ihr! Ich bring dich um, du verdammter Scheißkerl!", donnerte Kermit, aber Gaverton kam jetzt zu ihm, packte seine Haare am Hinterkopf und zog ihn zu sich, in den Stacheldraht. Kermit spürte, wie sich die kleinen Klingen in sein Fleisch bohrten, wie dünne Fäden seines eigenen Blutes seine Haut benetzten. Hasserfüllt starrte er in die Augen des Mannes, der ihnen das alles antat. "Sie ist dein wunder Punkt, nicht wahr?", flötete Gaverton, "soll ich dir sagen, was ich mit ihr tun werde? Gleich hier, vor deinen Füßen? Wenn du eh schon nicht mehr kannst!" Er lachte laut auf, kreischte fast vor diabolischer Freude. Wieder ertönte Peters Stöhnen, kaum hörbar. "Du kannst es beenden", wiederholte der Entführer zum unzähligsten Mal, dann kam er mit einer Kerze hervor und warf sie dem Mann mit den Sternen zu. *** ~Sag es. Bitte~ 'Nein!' ~Ich kann nicht mehr, Vater~ 'Halt durch mein Sohn! Hilfe ist unterwegs.' ~Ich kann nicht mehr. Die Schmerzen sind zu groß~ 'Konzentriere dich. Du kannst es!' ~Ich bin so schwach~ 'Ich weiß, dass du es kannst. Bitte, mein Sohn, gib nicht auf!' ~Es ist so dunkel~ 'Du bist das Licht, Peter. Du kannst die Dunkelheit überwinden!' ~Ich habe keine Kraft mehr~ 'Halt durch, Peter, sammle deine Kräfte noch einmal! Deine Freunde brauchen dich! Ich weiß, dass du es kannst! Ich liebe dich!' *** Mit der Kerze in der Hand ging er zu Karen, die mit scheinbar gleichgültigem Blick beobachtete, was passierte. Der Handlanger zog ihr die Schuhe aus und wollte auch die Nylonsöckchen abstreifen, aber sein Boss widersprach. "Die schmelzen. Ein besonderes Vergnügen", griente er amüsiert. Kermit warf sich in den Draht, erreichte den Widersacher aber nicht, der etwa einen Meter vor ihm stand. Auch die beiden Untergebenen lachten jetzt, der Stockkämpfer vergaß für einen Moment der Beobachtung sogar, Peter gewaltsam wach zu halten. "Na los, Rodriguez, steck sie an", wies Gaverton den Mann mit der Kerze an. Der nickte grinsend. Er hatte kaum das Feuerzeug daran gehalten, als der Docht schon hell aufflammte. Er stellte die Kerze unter Karens Füße, sodass die Flamme nur wenige Zentimeter von ihrer Haut entfernt war. Krampfhaft versuchte sie, sich ihr zu entziehen, aber es gelang ihr nicht. "Hör auf!", keifte Kermit erneut, fand aber kein Gehör. "Es liegt an dir", trällerte Gaverton nur amüsiert, während Karen sich in ihren Fesseln wand und ihre äußere Ruhe verlor. Dann ging die Kerze aus. Erstaunt starrte der Mann namens Rodriguez darauf, hockte sich hin und zündete sie erneut an. Er stand kaum richtig, als sie wieder ausgeblasen wurde. "Verdammt, was soll das?", zischte der Boss und trat schnell hinzu. In dem Moment blickte Kermit unauffällig, -und ungläubig-, zu Peter, der die Lider einen winzigen Spalt geöffnet und den Kopf aus eigener Kraft ein wenig angehoben hatte. Auch Karen und Cat folgten jetzt dem Blickkontakt, wodurch Gaverton aufmerksam wurde. Belustigt stellte er sich vor den Shaolin, der ihn jetzt ansah. "Warst du das mit der Kerze?", fragte er mit einem falschen Lächeln im Gesicht. Dann rammte er ihm ohne Vorwarnung den Dolch, den er noch immer in der Hand hielt, in die Seite. Peter schrie, bäumte sich in seinen Fesseln. Kehlig verlor sich sein Schrei in einem Husten, woraufhin Blut zwischen seinen Lippen hervorquoll. >Ich hoffe, die Hilfe kommt schnell, Vater<, dachte Peter noch, ehe er sich in die warme Umarmung der Dunkelheit treiben ließ. Die drei Freunde brüllten jetzt wild durcheinander, beschimpften Gaverton, drohten, schrieen verzweifelt. Der aber trat jetzt langsam wieder zu Karen und belächelte deren zornigen Blick. Sie spuckte ihn an, woraufhin er ausholte und ihr fest gegen die Wange schlug. Kermit warf sich wieder in seine Fesseln, aber das einzige was er damit bezweckte, war dass die Klingen noch tiefer in sein Fleisch eindrangen. Verzweifelt lehnte er den Kopf nach hinten und schloss für einen Moment die Augen; er konnte keinen Funken Hoffnung mehr in sich finden. Aber dann brach die Hölle los. Die große Eisentür wurde plötzlich aufgetreten, der Stockkämpfer sank erschossen zu Boden, ehe er überhaupt reagieren konnte. Rodriguez schleuderte einen Stern ins Leere und wurde dann auch niedergeschossen. Gaverton aber war schneller und schob sich hinter Karen, seine Pistole an ihrem Hinterkopf. "FBI! Geben sie auf!", brüllte einer der zwei Agents, die mit Schutzwesten bekleidet die Halle gestürmt hatten. Sie richteten ihre Waffen auf den Söldner, der aber lachte sie aus. Kermit warf sich wieder in seine Fesselung, unabhängig vom Schmerz, und brüllte die Bundespolizisten an, sie sollten ihn los machen. Den Cop ignorierend nahm einer sein Walkie Talkie und rief mit einem Seitenblick zu dem bewusstlosen Peter (>Bitte lass ihn nur bewusstlos sein! <) einen Krankenwagen. Gaverton kräuselte amüsiert die Lippen. Offensichtlich wurde ihm klar, dass seine Chancen schwanden. "Machen sie ihn los", sagte er auffordernd zu den Agents, die ihn erstaunt anstarrten und blieben wo sie waren, die Pistolen im Anschlag. "NA LOS! ODER SOLL ICH SIE ERSCHIESSEN?!" Langsam ließ einer die Waffe sinken und trat hinter Kermit, um den Stacheldraht mit einem vorhandenen Seitenschneider durchzuknipsen. Sofort streifte der ehemalige Söldner den Draht ab, auch wenn er sich dabei wiederum ins Fleisch schnitt. Das fühlte er jetzt in seinem Hass nicht mehr. Gaverton nickte in Richtung des Tisches, auf dem seine Folterwerkzeuge lagen. Dort fand Kermit seine Desert Eagle, die er sofort in die Hand nahm, durchlud und auf seinen Erzfeind richtete. "Kümmern sie sich um Peter!", zischte Kermit den Agents zu, ohne den Blick von Karen und Gaverton zu wenden. "Los doch!" "Was haben sie vor, Griffin?", fragte einer von ihnen, ohne sich vom Fleck zu rühren. Kermit verlor deutlich erkennbar die Geduld, während der Söldner belustigt auflachte. Die Agents kannten ihn offensichtlich noch von damals. "HERRGOTT HOLEN SIE IHN DA RUNTER!", kreischte jetzt Cat dazwischen, die ihren Blick nicht von der Blutlache unter ihren Freund abwenden konnte. Einzig die Tatsache, dass es aus seinen Wunden tropfte, ließ sie wissen, dass sein Herz noch schlug. Aber sie fürchtete, dass das nicht mehr lange so sein würde. "Ich werde ihn erschießen", presste Kermit leise durch die Zähne und beantwortete damit die gestellte Frage. "Tun sie was er sagt!", tat jetzt auch Karen, autoritär und selbstsicher, ihre Meinung kund. Nur langsam ließen sie jetzt ihre Waffen sinken und gingen zu Peter rüber. Vorsichtig lösten sie die Fesseln an seinen Fuß- und Handgelenken und legten ihn auf den Boden. Peter regte sich nicht, -eigentlich hätte er erneut vor Schmerz schreien müssen-, und seine Freunde befürchteten das Schlimmste. Kermit aber visierte jetzt Gaverton an, dessen halbes Gesicht hinter Karens verdeckt war. "Nimm die Waffe runter!", befahl er, aber der Verbrecher schüttelte den Kopf. "Weißt du Kermit, ich habe mich nicht sechs Jahre lang zurückgezogen, um anschließend zu verlieren. Aber du sollst eine faire Chance bekommen. Traust du dir zu, mich zu erschießen, ohne sie zu verletzen? Oder ist die Gefahr zu groß? Na, was ist?" Kermit schnaubte wütend, alles um ihn herum wurde schwarz, nur Karen und Gaverton lagen im Licht, in seinem Visier. Er sah ihr in die Augen. Sie verzog keine Miene, aber als sie die Augen schloss, wusste Kermit, was sie von ihm erwartete. Die Kugel traf ihr Ziel. Gaverton sank nach hinten, mit geöffneten, geschockten Augen stürzte er und blieb leblos auf dem Boden liegen, in seiner Stirn ein rotes Loch. Im selben Moment trafen die Verstärkung des FBI und der Notarzt ein, sodass Kermit sich direkt Peter zuwenden konnte, während die Agents die zwei Frauen befreiten. Verzweifelt weinend rannte Cat zu Peter, wurde aber von einem der zwei FBI-Leute abgefangen und festgehalten. "Sie können ihm im Moment nicht helfen, Miss Torres!", versuchte er sie zu beruhigen. Dann sah sie ihn an, blickte zu Gaverton, sah wieder zurück. "Troy", sagte sie trocken. Der Grund ihrer falschen Identität war eben gestorben. Karen Simms schmiegte sich mit geschlossenen Augen in Kermits Arme, ihr ganzer Körper zitterte. Kermit hielt sie fest, den Blick nicht von Peter abwendend, der vom Notarzt versorgt wurde. Sein Inneres wurde von Selbstvorwürfen zerfressen. Er und Blaisdell, zusammen mit Bryant, Cortez und Hollingsworth hatten Gaverton damals ein großes Ding durchkreuzt, hatten verhindert, dass sie Waffen in die falschen Hände auslieferten. Dafür hatten die drei Freunde vor sieben Jahren sterben müssen; Castor hatte den Mord an Cortez beobachtet. Die junge Frau hing noch immer im Arm des Agents, mit großen, ängstlichen Augen auf Peter starrend, der aus unzähligen Wunden blutete, die Haut war blass. Kermit löste sich von Karen und ging zu Peters Freundin hinüber, die gerade vom FBI-Mann zurechtgewiesen wurde. "Warum haben sie uns nicht informiert? Sie haben Glück, dass wir sie gesucht haben. Hätten ihre Freunde nicht den Zettel in der Wohnung zurückgelassen..." Cat zitterte und Kermit zog sie aus dessen Griff. "Es tut mir so leid", flüsterte er mit erstickter Stimme, "ich wusste nicht, dass..." Sie brach zusammen, und Kermit fing sie auf. Von wilden Schluchzern wurde ihr Körper geschüttelt, die Außenwelt nahm sie gar nicht mehr wahr. Kermit hielt sie fest, drückte sie an seine blutige Brust, bis ein Sanitäter sie behutsam am Arm nahm und auf eine Trage legte. Ein weiterer wollte sich um den ehemaligen Söldner kümmern, wurde aber rüde abgewiesen. Er wollte sich erst versorgen lassen, wenn er wusste, wie es um seinen besten Freund stand. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie den jungen Mann endlich auf der Trage und zum Abtransport bereit hatten. Der Notarzt stand auf und zog sich die über und über mit Blut verschmierten Gummihandschuhe aus, ehe er von Kermit abgefangen wurde. "Wie geht es ihm, Doc?", fragte er besorgt. Der Arzt sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Dann atmete er tief durch und setzte zur Antwort an. "Ganz ehrlich? Diese Verletzungen hätte kein normaler Mensch überlebt. Der Puls ist schwach, er hat Unmengen Blut verloren und schwere innere wie äußere Verletzungen. Der einzige Rat, den ich ihnen geben kann, ist für ihn zu beten." Kermit wollte ihn packen, wollte ihn anbrüllen, dass er nicht so reden durfte, aber Karen ergriff sofort seinen Arm, drückte ihn und hielt ihn somit davon ab.
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