2. Teil
Autor: Fu-Dragon

 

Früh am nächsten Morgen parkte Kermit seine Corvair vor Caras Laden. Ihr Wagen stand schon vor der Türe, deshalb nahm er an, dass sie schon bei der Arbeit war. Da er heute frei hatte, hatte er ihr mitgeteilt er würde so gegen Acht Uhr erscheinen und jetzt war es schon fast halb Neun. Er lächelte leicht. Auch Ex-Söldner konnten mal verschlafen.

Kermit stieg aus und schlenderte zur Türe. Dort stellte er fest, dass in dem Laden noch kein Licht brannte. Achselzuckend klopfte er einmal zur Vorsicht. Alles blieb ruhig. Ihm fiel ein, dass sie ihm gesagt hatte, dass sie ihn eventuell nicht hören würde, wenn sie im oberen Stock beschäftigt sei, daher benutzte er den Schlüssel, den sie ihm gegeben hatte.

Kermit schloss auf und trat in den dunklen Raum. Da genügend Licht durch die Fenster schien fiel es ihm, trotz seiner obligatorischen Sonnenbrille, nicht schwer sich zu orientieren. Ohne einen Laut zu verursachen stieg er die Treppe in den zweiten Stock hinauf. Anstandshalber rief er auf halber Höhe: "Cara, ich bin da."

Keine Antwort. Kermit dachte sich nichts dabei, sie hatte gestern am Telefon etwas von Frühstück erwähnt. Wahrscheinlich war sie beim Bäcker und holte Brötchen.

Wenn er ehrlich war, freute er sich darauf, den Tag mit Cara verbringen zu können. Sie war eine der wenigen Frauen, die sich von ihm nicht einschüchtern ließen, selbst wenn er schlechte Laune hatte. Zugegeben, am Anfang hatte sie auch Angst vor ihm gehabt, wie fast alle Menschen. Er brauchte nur den richtigen Blick aufzusetzen und sie flüchteten. Doch nachdem sie einige Dinge zwischen ihnen ausgearbeitet hatten, hatte Cara ihn schlicht so akzeptiert wie er war. Mittlerweile machte sie sich sogar einen Spaß daraus ihn zu necken, wenn er versuchte sie einzuschüchtern.

Das einschneidendste Erlebnis war das gewesen, als er ihr das kleine Kätzchen Clumsy geschenkt hatte. An jenem Abend war etwas zwischen ihn passiert, was er nicht in Worte fassen konnte, doch es hatte ihre Freundschaft besiegelt. In ihrer Gegenwart konnte er sich einfach so geben wie er war und das genoss er ungemein. In seinem Leben gab es nur wenige Menschen, bei denen er sich so wohl fühlte wie bei ihr und wusste, dass er nichts vorspielen musste.

Da es noch nicht nach Kaffee roch, beschloss er schnell einen aufzubrühen. Bis dahin würde Cara sicherlich auch wieder zurück sein. Ein leises Maunzen begrüßte ihn auf der mittleren Treppenstufe. Kermit lächelte und bückte sich, um das kleine Fellbündel hochzuheben. Kermit kraulte die Katze am Kinn, was sie mit einem für ihren kleinen Körper ziemlich lautem Schnurren belohnte.

"Na Clumsy, wo ist denn deine Besitzerin?", fragte er lächelnd.

Das Kätzchen blickte ihn mit seinen großen blauen Augen an, leckte ihm einmal kurz über die Hand und sprang dann auf den Boden herunter. Mit hoch erhobenem Schwanz lief sie vor ihm her und drehte sich einmal nach ihm um, als wolle sie sicher sein, dass er ihr folgte.

Kermit schüttelte leicht verwundert den Kopf. Cara hatte recht, wenn sie meinte, die Katze würde jedes ihrer Worte verstehen. Zumindest schien es so zu sein. *Nein*, rief sich Kermit zur Raison und verdrängte den Gedanken schnell. Sicher hatte das kleine Ding nur Hunger und wollte, dass er ihr in die Küche folgte, um ihr eine Dose Katzenfutter zu öffnen.

Der Detective betrat das Wohnzimmer und hielt mitten in der Bewegung inne. Das Bild, das sich ihm dort bot traf ihn vollkommen unerwartet. Auf der ausgezogenen Couch lagen Cara und Peter, in, wie es ihm schien, enger Umarmung. Die Decke war bis zu ihren Hüften herunter gerutscht und eines von Peters nackten Beinen lugte unter der Decke hervor. Cara lag mit dem Oberkörper auf Peters ebenfalls nackter Brust. Ihr Shirt war in die Höhe gerutscht und entblößte ihren verführerischen Rücken, um den Peter beide Arme geschlungen hatte.

Kermit schluckte schwer, damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Ein lange nicht mehr gekanntes Gefühl machte sich in seinem Körper breit, er konnte es kaum glauben. Es war Eifersucht. Kermit musste sich sehr zurückhalten, um nicht einfach zur Couch zu marschieren und Peter von Cara weg zu zerren. Ein wildes Feuer glomm in seinen Augen, das zum Glück wegen der Sonnenbrille nicht sichtbar war. Sicher war für ihn in diesem Moment nur eines: Er wollte Cara von Peter weg haben und das so schnell als möglich, bevor er doch noch seine Beherrschung verlor.

Er beschloss, es auf die harte Tour zu machen. Immerhin hatte er dann die Genugtuung zu sehen, wie die Beiden reagieren würden, wenn man sie auf frischer Tat ertappte. Mit wenigen Schritten überbrückte er die Entfernung zur Couch und rüttelte Peter nicht gerade sanft an der Schulter.

"Hey, ihr zwei, wollt ihr nicht endlich auch aufstehen, der Tag hat schon lange angefangen", sagte er laut.

Peter murmelte etwas, was er nicht verstand, versuchte automatisch die schüttelnde Hand abzuwehren, so wie man eine lästige Mücke abwehrte und öffnete verschlafen die Augen.

"Morgen Kermit, was machst du denn hier?", lautete seine wenig charmante Begrüßung.

"Ich sollte wohl eher DICH fragen was DU hier auf der Couch machst", entgegnete Kermit noch eine Nuance lauter als vorher.

Peter, inzwischen vollkommen wach, grinste von einem Ohr zum anderen. *Das kann lustig werden*, dachte er neckisch, als er einen kurzen Schimmer von Kermits Gefühlen spürte. Mit voller Absicht strich er Cara zart über den Rücken und erwiderte äußerlich vollkommen ruhig. "Schlafen."

Durch Peters Bewegung und die Stimmen erwachte auch Cara. Verwirrt hob sie den Kopf, weil sie im ersten Moment nicht einschätzen konnte was hier vor sich ging. Sie schaute direkt in Peters Augen, der sie mit einem "Guten Morgen, meine Süße", begrüßte, dann wanderte ihr Blick weiter zu einem Paar Füße, die neben der Couch sichtbar waren.

Sie entdeckte Kermit, der in voller Lebensgröße und nicht der besten Laune vor ihnen stand. "Oh, nein", stöhnte sie und vergrub ihr Gesicht an Peters Hals. Das war mit Abstand eine der peinlichsten Situationen in der sie sich jemals befunden hatte. Wie sollte sie Kermit das nur erklären?

Peter genoss die Situation mit allen Sinnen. Er freute sich diebisch, Kermit auch mal eins auswischen zu können. Jedenfalls tat er rein gar nichts, um alles ins richtige Licht zu rücken. Ganz im Gegenteil sogar. Er zog Cara zu sich hoch und gab ihr einen Gutemorgenkuss auf die Wange, bevor er nur sehr langsam seine Arme von ihr nahm.

Cara wollte am liebsten im Erdboden versinken. Ihr Gehirn arbeitete fieberhaft, wie sie einigermaßen elegant aus dieser Lage heraus kommen konnte, doch ihr fiel keine einzige Lösung ein. Sie tat das, was sie am besten konnte. Sie flüchtete sich, etwas undefinierbares vor sich hin murmelnd, ins Bad, nachdem sie wenig elegant über Peter geklettert war, der noch immer keine Anstalten machte, sich aus dem Bett zu bewegen.

Als die junge Frau eine Viertelstunde später frisch geduscht und umgezogen aus dem Bad kam, saßen beide Männer mit einer Tasse Kaffee in der Hand am Wohnzimmertisch und unterhielten sich leise. Peter mit einem breiten Grinsen und Kermit mit einer Miene, die nichts gutes verhieß. Es fiel nicht schwer zu erkennen, dass das Gespräch nicht unbedingt freundschaftlicher Natur war, allerdings wunderte sich Cara was Peter damit bezweckte, wenn er sich wie ihr Liebhaber aufführte. Er rechnete wohl damit, dass sie im Moment nicht den Mut hatte die gesamte Situation aufzuklären und leider hatte er recht damit.

Cara seufzte erleichtert da Peter zumindest wieder angezogen und sich die beiden bis jetzt nicht an den Kragen gegangen waren. Sie ging in die Miniküche und holte sich eine Tasse Kaffee, zögerte die unvermeidbare Konfrontation noch um ein paar Sekunden hinaus. Dann kehrte sie zu den beiden Männern zurück und setzte sich auf den Boden, um nicht neben ihnen auf der Couch sitzen zu müssen.

Kermits Augen entging weder die Verfärbung an Caras Armen, noch die diversen Schnitte und Kratzer. Sein gesamter Körper spannte sich an und sein Blick verdüsterte sich. Die Augenbrauen unheilverkündend zusammen gezogen, knurrte er: "Peter, wenn du das gewesen bist, der das mit ihr angestellt hat, dann kannst du dich auf etwas gefasst machen. Egal wie heiß eure Nacht gewesen sein muss, das ist kein Grund, eine wehrlose Frau zu verletzen!"

Cara blickte erstaunt von ihrer Kaffeetasse auf. Es dauerte einen Moment bis ihr bewusst wurde, was Kermit damit andeutete bzw. auf was er sich bezog. Peter saß nur auf dem Sofa und hatte den Mund vor Staunen offen. Man sah ihm deutlich an, wie sehr ihn diese Aussage von Kermit verletzte. Als ob er jemals in der Lage wäre, so etwas zu tun. Er konnte es nicht fassen, dass Kermit es vollkommen Ernst meinte.

Cara, der das alles plötzlich zu viel wurde, explodierte regelrecht. "Wie kannst du so etwas nur denken, Kermit Griffin! Peter würde mir nie etwas tun, dazu ist er gar nicht fähig. Und außerdem, es hat hier weder eine heiße Liebesnacht gegeben, noch sonst irgend etwas und wenn du es genau wissen willst: Ich habe mich verletzt, als ich die Bücherkisten geschleppt habe. Du solltest dich wirklich schämen, dass du das deinem besten Freund auch nur im entferntesten zutraust!"

Bevor auch nur einer der beiden nun vollkommen perplexen Männer reagieren konnte, sprang sie auf, stellte ihre Tasse mit einem lauten Krach auf den Tisch, stampfte mit dem Fuß auf und rannte zornig die Treppe hinunter. Clumsy, die das alles für ein neues Spiel hielt, wetzte ihrer Herrin hinterher und maunzte fröhlich.

Die beiden zurück gebliebenen Männer tauschten einen schuldbewussten Blick aus. Peter fühlte sich schuldig, weil er Kermit in dem Glauben gelassen hatte, sie hätten hier eine Liebesnacht verbracht und Kermit fühlte sich schuldig, weil er ohne nachzudenken gesprochen hatte. Kermit war schon in dem Moment als die Worte seinen Mund verlassen hatten bewusst, dass Peter so etwas nie tun würde. Dennoch hatte sein Ärger die Oberhand über das Ganze gewonnen und er hatte dementsprechend reagiert.

Der Schuss von den beiden war jedenfalls gründlich nach hinten losgegangen. Sie kamen sich vor wie zwei Schulkinder, die eben vor den Direktor zitiert worden waren. Kermit ergriff als erster das Wort.

"Hör mal Peter, es tut mir..."

Peter unterbrach ihn mitten im Satz. "Schon gut Kermit, mir tut es auch leid. Ich hätte dich nicht so provozieren sollen."

"Und ich hätte meinen Mund halten können. Peter, ich weiß, dass du das nie tun würdest, ich weiß nicht was da über mich gekommen ist."

Peter erhob sich vom Sofa. "Ich sagte, es ist in Ordnung, Kermit. Wir haben uns beide nicht astrein verhalten. Wenn du es so sehen willst, dann sind wir quitt."

Er streckte Kermit die Hand in versöhnlicher Geste entgegen. Dieser ergriff sie und schüttelte sie, froh dass ihre Freundschaft unter seiner unqualifizierten Bemerkung nicht gelitten hatte. Plötzlich fing er an leise zu lachen. Peter blickte ihn irritiert an.

"Ich wusste bis jetzt gar nicht, dass die Kleine so ein Temperament hat. Das war vielleicht ein Abgang von ihr", erklärte er.

Peter stimmte in sein leises Lachen mit ein, dann meinte er mit einem fast boshaften Funkeln in den Augen: "Da stimmte ich dir zu. Allerdings muss ICH mich nicht mit ihrer Stimmung herumschlagen, da wünsche ich dir viel Spaß mit dem lodernden Vulkan. Ich für meinen Teil verabschiede mich jetzt."

Mit diesen Worten eilte Peter schon zur Türe hinaus und winkte Kermit noch einmal voller Schadenfreude zu, bevor er aus seinem Blickfeld verschwand.

Kermit konnte nur den Kopf schütteln. Peter war eben Peter, am Besten gönnte er ihm diesen kleinen Sieg. Er rückte seine Sonnenbrille gerade, atmete tief ein und stieß die Luft langsam durch seine Nase wieder heraus. Peter hatte recht, er war derjenige, der ihr heute gegenüber treten musste, immerhin hatte er ihr versprochen das Computersystem zu installieren und was er versprach, das hielt er auch. Allerdings hoffte er, dass Cara ihn nicht auf das eben Erlebte ansprechen würde, denn er hatte keine Ahnung, was er darauf erwidern sollte. Die Wahrheit konnte er schlecht sagen. Fast wiederstrebend machte er sich auf den Weg zur Treppe und lief die wenigen Stufen in den Verkaufsraum hinab.

Mittlerweile war der Raum hell erleuchtet. Kermit erspähte Cara in einer Ecke, wo sie damit beschäftigt war, Bücher in ein Regal zu räumen. Jede ihrer Bewegungen drückte den Ärger aus, den sie noch empfand. Ihm selbst gönnte sie keinen Blick.

Kermit zuckte die Achseln und beschloss, Cara fürs erste in Ruhe zu lassen, in der leisen Hoffnung sie würde sich von selbst wieder beruhigen. Da der Computer schon auf der Ladentheke stand, begab er sich dahin und begann die vielen Kabel fachgerecht anzuschließen.

************

Draußen vor der Türe stand Peter gegen seinen Wagen gelegt und war damit beschäftigt, sich zu beruhigen. Er atmete tief ein und aus, versuchte in seine Mitte zu gelangen. Kermits Worte hatten ihn härter getroffen als er zugeben wollte. Ja, klar, er hatte ihm verziehen. Er wusste, dass seine Entschuldigung ehrlich gemeint war, aber ein kleiner Stich blieb doch zurück.

Er fragte sich allen Ernstes, ob seine Freunde ihn wirklich so sahen. Der Playboy und Aufreißertyp, der nicht davor zurück schreckte, auch mal Gewalt anzuwenden. Wenn es nach seiner Reputation ging, die er auf dem Revier hatte, dann konnte man es beim oberflächlichen Lesen vielleicht sogar annehmen. Während seiner Dienstzeit hatte er viele Menschen hinter Gitter gebracht und er war auch mehr als einmal gezwungen gewesen, seine Waffe zu gebrauchen. Ganz zu schweigen von den vielen Kämpfen in die er involviert gewesen war. Außerdem war er auch schon einmal vom Dienst suspendiert worden.

Dazu kamen noch seine diversen Frauengeschichten. Keine hatte es lange mit ihm ausgehalten, oder er mit ihr. Immer waren all seine Beziehungen in die Brüche gegangen. Die einzigen beiden Frauen, die er ehrlich geliebt hatte, waren ermordet worden. Nicht gerade stolz auf sich, musste er zugeben, dass seine weiteren Affären egal ob Kelly oder Jordan oder wie sie alle hießen rein oberflächlicher Natur gewesen waren. Irgendwann war ihm jede von ihnen überdrüssig geworden und er hatte sie abserviert. Zwar meist ziemlich sanft, aber die Tatsache blieb, dass sie ihn allesamt irgendwann schlicht und ergreifend gelangweilt hatten.

Wenn er das alles in seiner Gesamtheit betrachtete, dann musste er wohl oder übel zugeben, dass der Kommentar Kermits nicht von ungefähr gekommen war. Vielleicht war es tatsächlich so und er hatte es vor sich selbst nur nicht zugeben wollen.

Das Hupen eines Wagens riss ihn aus der Versunkenheit. Seufzend fuhr er sich durch die Haare und stieg in den Stealth, fest entschlossen zuerst eine ganze Weile zu meditieren, wenn er nach Hause kam. Vielleicht konnte er so mehr Klarheit in seine Gedanken bekommen, die noch immer wirr herumwirbelten.

******************

Gegen Mittag hatte Kermit den Computer komplett eingerichtet, inklusive eines Internetanschlusses und diverser Programme, die sie benötigte, sowie auch einer professionellen Firewall, die sie vor Angriffen aus dem Internet schützen würde.

Während der gesamten Zeit hatten sie kein Wort miteinander gewechselt. Cara hatte stur ihre Bücher eingeräumt und nicht ein einziges Mal zu ihm herüber geschaut. Durch ihre Wut, die wie er annahm, noch immer in ihr schwelte, war sie ziemlich weit gekommen. Wenn er das richtig sah, hatte sie gut ein Viertel der Regale aufgefüllt.

Kermit beschloss es wäre an der Zeit, dass sie wieder Vernunft annahm. Außerdem hatte er inzwischen einen gewaltigen Hunger. Vollkommen geräuschlos näherte er sich ihr.

"Was hältst du von einem Mittagessen?", erkundigte er sich, direkt hinter ihr stehend.

Cara, die gerade mehrere Bücher in der Hand hielt, um sie einzusortieren, sprang vor Schreck zur Seite und ließ die Bücher fallen. Eine Hand griff an ihr Herz.

"Jesus Kermit, tu das nie wieder. Du hast mich gerade zu Tode erschreckt."

Kermit bückte sich und hob ruhig die Bücher auf. Aus der Hocke blickte er zu ihr hoch.

"Entschuldige, Cara, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich war der Meinung du hättest mich gesehen. Also, was hältst du von einem schönen Mittagessen, ich zahle, und hinterher zeige ich dir, wie du mit den Programmen umgehen musst. Ich bin nämlich fertig mit dem Einrichten."

Cara, nahm Kermit die Bücher aus der Hand und stopfte sie ins Regal, bevor sie antwortete: "Du kannst ruhig zum Essen gehen, Kermit. Ich habe keinen Hunger und außerdem will ich hier fertig werden."

Kermit nahm ihr die Bücher aus der Hand, die sie gerade aus der Kiste geholt hatte und stellte sie zur Seite. Er legte einen Finger unter ihr Kinn, damit sie ihn ansehen musste.

"Noch immer sauer auf mich?", erkundigte er sich leise.

Cara konnte seinem Blick nicht stand halten. "Nein, ja, vielleicht ein wenig, das war wirklich eine harte Sache, die du da oben abgezogen hast, Kermit. Du hast Peter damit sehr weh getan", schloss sie lahm.

Kermit ließ ihr Kinn los. "Cara, ich habe mich bei Peter schon entschuldigt. Es ist alles in Ordnung zwischen uns, und ich entschuldige mich auch bei dir. Es ist mir einfach so heraus gerutscht, ich habe nicht nachgedacht."

"Bei mir musst du dich nicht entschuldigen, Kermit. Es hat mir nur leid getan, dass du so wenig Vertrauen in Peter hast", entgegnete sie.

"Cara, ich würde Peter ohne nachzudenken mein Leben anvertrauen. Du kannst vieles sagen, aber das nicht und das weißt du auch."

Cara zuckte nur die Schultern. Sie konnte klar die unausgesprochene Frage aufgrund Kermits Körperhaltung erkennen. Er wollte wissen, warum Peter die Nacht bei ihr verbracht hatte. Da sie ihm das nicht mitteilen wollte, entschloss sie sich dem Gespräch ein Ende zu bereiten.

"Ich fürchte hier zu reden bringt uns auch nicht weiter, wir drehen uns nur im Kreis. Nun geh schon Mittagessen, ich bin hier, wenn du zurück kommst."

Kermit schnaubte ungeduldig, ebenso klangen auch seine Worte. "Ich wette, gestern hast du auch nichts Richtiges gegessen. Du kannst nicht immer nur arbeiten, Cara, du musst auch was essen. Ich gehe hier nicht ohne dich heraus, damit das klar ist."

Wiederum zuckte die junge Frau die Schultern. "Tja, dann wirst du wohl auch hier bleiben, ich für meinen Teil, habe nicht die Absicht den Laden zu verlassen", gab sie entschlossen zurück, seinen Tonfall gar nicht mögend.

Überraschenderweise gab Kermit nach. "Okay, einverstanden. Ich werde uns etwas vom Pizzaservice kommen lassen, dann kannst du weiter arbeiten."

Mit diesen Worten ließ er Cara alleine, die überrascht war, so leicht gewonnen zu haben. Als ob er ihre Gedanken erraten hatte, drehte er sich noch einmal zu ihr um.

"Und denke nicht, dass du immer so leicht deinen Kopf bei mir durchsetzen kannst, junge Dame."

"Sind wir vielleicht liiert oder so was, dass du meinst, mich herumkommandieren zu können, Kermit Griffin?" murmelte sie so leise vor sich hin, dass er sie nicht hören konnte.

**************

Eine halbe Stunde später klopfte es an der Türe. Der Pizzaservice brachte das Essen vorbei. Kermit hatte Lasagne und Salat bestellt. Er gab dem Lieferjungen ein Trinkgeld und stellte die Schachteln auf den kleinen Tisch in der Ecke. Anschließend stieg er die Treppen hinauf um Geschirr, Gläser und etwas zu Trinken zu holen.

Innerlich musste er ein wenig lächeln, als ihm bewusst wurde wie selbstverständlich er sich in Caras Zweitwohnung bewegte. Man konnte fast meinen, er würde hier wohnen, so war er mit den Sachen hier vertraut. Ein leichter Schauer lief ihm über den Rücken. Was dachte er denn da? Schnell schob er den Gedanken zu Seite, über sich selbst den Kopf schüttelnd, und beeilte sich herunter zu kommen.

Nachdem er die Lasagne auf den Tellern verteilt und die Gläser vollgeschenkt hatte, rief er nach Cara, die noch immer arbeitete. Zu seiner Überraschung kam sie tatsächlich zu ihm. Der Duft der Speisen war ihr in die Nase gestiegen und ihr Magen hatte ihr unmissverständlich mitgeteilt, dass sie doch Hunger hatte.

Das Essen verlief ziemlich ruhig. Kermit bemerkte, dass Cara in Gedanken meilenweit weg war und wollte sie nicht stören. Außerdem hatte er selbst genug Stoff zum Nachdenken. Er hätte zu gerne gewusst, warum Peter mit Cara die Nacht verbracht hatte. In seinen Augen hatte dieses Schlafarrangement nicht zufällig ausgesehen und er war fest entschlossen den passenden Zeitpunkt abzuwarten, um sich danach zu erkundigen.

Das Läuten seines Handys riss ihn aus der Versunkenheit. Um den Anruf in Ruhe entgegen zu nehmen, stand er auf und schlenderte zu den Regalen. Cara warf Kermit nur einen kurzen Blick hinterher und machte sich daran, die Teller zusammen zu räumen, um sie nach Oben zu bringen und zu spülen.

Plötzlich weiteten sich ihre Augen ungläubig. Innerhalb eines Sekundenbruchteils veränderte sich der gesamte Laden vor ihren Augen. Sie blinzelte..... das Bild blieb.

Atemlos beobachtete sie, wie die Theke vor ihr, auf der Kermits Computer stand, sich in die Theke verwandelte wie sie gewesen war, als Mr. Singer noch den Laden führte. Dann sah sie, wie er aus dem kleinen Hinterzimmer trat. Der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken, sie hatte keine Ahnung, ob sie wach war oder träumte.

Mr. Singer schien sie direkt anzuschauen und ihr zuzulächeln. Dann wandte er den Blick ab, öffnete eines der Bücher und begann darin zu lesen, so wie er es immer getan hatte.

"Cara, alles in Ordnung mit dir?"

Eine große Hand legte sich auf ihre Schulter und drückte sie leicht. Das unwirkliche Bild verschwand vor ihren Augen. Die andere Stimme hörte sie nur aus weiter Ferne.

"Cara? So abwesend kann doch Niemand sein."

Mit einem Ruck kehrte sie in die Wirklichkeit zurück. Ihr Kopf ruckte nach oben, ihr Blick bohrte sich in Kermits Brillengläser, froh darüber nicht mehr mit dem anderen Bild konfrontiert zu sein.

"Was?", erkundigte sie sich mit bebender Stimme.

Kermit blickte besorgt auf sie herunter. Sie gefiel ihm im Moment ganz und gar nicht, ihr Gesicht war totenbleich und ihre Hände zitterten.

"Geht es dir gut? Du siehst aus, als hättest du eben einen Geist gesehen", meinte er.

Der Detective spürte, wie sie unter seiner Hand zusammenzuckte. Er konnte nicht ahnen, wie direkt er ins Schwarze getroffen hatte.

"Wie? Nein, nein alles in Ordnung", wiegelte sie ab, sich wohl bewusst, dass sie ihn anlog. Aber sie konnte ihm einfach nicht sagen was sie gerade erlebt hatte, denn sie war sicher er würde sie dann für verrückt halten. Sie war sich selbst ja nicht einmal sicher, ob sie das tatsächlich gesehen hatte, oder ob ihr ihre Fantasie einen Streich gespielt hatte, immerhin hatte sie Mr. Singer sehr gemocht und war über seinen Tod noch nicht hinweg. Um dem beunruhigenden, sezierenden Blick von Kermit zu entkommen, schnappte sie sich das Geschirr vom Tisch und stand auf.

"Ich spüle kurz das Geschirr, bin gleich wieder hier", meinte sie und verschwand hastig in Richtung Treppe.

Kermit sah ihr nachdenklich hinterher. Ihm war klar, dass sie im Moment vor ihm flüchtete. Er fragte sich nur weshalb. Was hatte sie in den wenigen Minuten so durcheinander gebracht, in denen er dieses Telefongespräch führte? Er hatte nichts ungewöhnliches ausmachen können.

Kopfschüttelnd trat er an den Computer. Vielleicht würde sie irgendwann den Mut aufbringen und ihm sagen, was sie so aufgeregt hatte. Er kannte Cara gut genug, um zu wissen, dass sie ihm nichts sagen würde, bevor sie nicht selbst dazu bereit war. In der Richtung war sie genau so stur wie er oder Peter.

Es dauerte fast zwanzig Minuten, bevor sie die Treppen hinunter kam. Kermit beobachtete sie unauffällig. Die Farbe war in ihr Gesicht zurück gekehrt, sie machte einen absolut normalen Eindruck. Nichts deutete mehr auf die erschreckte junge Frau von vor wenigen Minuten zurück.

"Kann ich dir nun erklären, wie das Computersystem arbeitet?", erkundigte er sich.

Sie lächelte ihn an. "Aber sicher, ich kann dich ja schlecht jedes Mal anrufen, wenn ich ein Buch bestellen muss, oder eine Rechnung ausdrucke. Das würde deinem Captain sicher nicht gefallen."

Kermit grinste zurück. "Ganz sicher nicht. Na dann komm mal rüber zu mir."

Cara trat zu ihm und setzte sich auf den Stuhl, den er ihr anbot. Kermit stellte sich hinter sie und begann, ihr das Programm und die Benutzung zu erklären. Cara hatte sich einen Block und Bleistift hingelegt und machte sich dazu Notizen. Zwar hatte sie selbst schon einen Computer besessen, bevor er von den Sing Wah entwendet worden war, aber als kompetenten User konnte man sie wahrlich nicht bezeichnen. Daher freute sie sich sehr, dass Kermit ihr alles bis ins Detail erklärte.

Nachdem Kermit seine Erläuterungen beendet hatte, ließ er sie ein paar Übungen machen, um sicher zu gehen, dass sie alles verstanden hatte. Cara war mit Feuereifer bei der Sache. Sie stellte fest, dass ihr der Umgang mit dem Computer Spaß machte, besonders da sie merkte, dass sie Kermits Erläuterungen tatsächlich verinnerlicht hatte.

Um besser sehen zu können, beugte sich Kermit weiter vor. Er legte ihr dabei seine Hände auf die Schultern, um sich in Balance zu halten. Im Unterbewusstsein nahm er die Steifheit ihres Nackens wahr und begann, ihn mit kreisenden Bewegungen seiner Daumen sanft zu massieren.

Cara konnte in letzter Sekunde ein behagliches Seufzen unterdrücken. Es fühlte sich so gut an, wie er die angespannten Muskeln massierte. Ein Seitenblick auf Kermit teilte ihr mit, dass er das vollkommen unbewusst machte, daher schluckte sie eine Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag, hinunter.

Allerdings brachte sie die ungewohnte Geste seitens Kermit ziemlich durcheinander. Er war nicht unbedingt der Umarm- und Knuddeltyp. In der Richtung war er das genaue Gegenteil von Peter, der es sehr mochte mit jemanden zu kuscheln. Um genau zu sein war es sehr selten, dass Kermit von sich aus körperlichen Kontakt zu einem anderen Menschen suchte. Obwohl sie sich inzwischen über drei Monate kannten, hatte er sie erst ein einziges Mal umarmt. Das war gewesen, als er ihr Clumsy geschenkt hatte und selbst da war sie diejenige gewesen, die die Initiative ergriffen hatte. Ihr Nacken begann an der Stelle zu prickeln, an der er sie berührte. Im Stillen verglich sie die Berührung von ihm mit den Berührungen von Peter.

Wenn sie mit Peter kuschelte, mittlerweile eines ihrer Hobbys, dann hatte das immer einen absolut unschuldigen Touch. Sie fühlte sich beschützt, getröstet und geborgen, konnte sich bei ihm total entspannen und damit hatte es sich auch schon.

Aber hier...Kermits unbewusste Geste ging ihr durch Mark und Bein. Ihr gesamtes Denken schien sich nur auf diesen bestimmten Punkt zu konzentrieren, an dem seine Hände auf ihren Schultern lagen. Es war vollkommen different zu dem, was sie bei Peter spürte, sie fühlte sich...ja wie?...sie suchte nach dem richtigen Wort...erregt und bis ins Innerste aufgewühlt. Eine andere Beschreibung fiel ihr dazu nicht ein. Sie schluckte hart, als ihr ihre Gedanken vollkommen ins Bewusstsein drangen und machte prompt einen Fehler bei der Eingabe.

"Halt, das ist falsch", kommentierte Kermit hinter ihr.

Er beugte sich über sie, seine breite Brust drückte sich gegen ihren im Moment mehr als empfindlichen Rücken. Nur mit viel Beherrschung konnte sie den angenehmen Schauer unterdrücken, der ihr Rückgrat entlang lief.

Sein Atem strich sanft über ihre Wange, einer Liebkosung gleich, als er mit seiner rauen, warmen, tiefen Stimme erklärte: "Wenn du das so machst, dann bekommst du eine Fehlermeldung. Du darfst die beiden Felder nicht verwechseln. Schau, so ist es richtig."

Er lehnte sich noch dichter an sie, griff mit der rechten Hand um sie herum, um das Keyboard zu erreichen und tippte die richtigen Eingaben ein. Dann trat er einen kleinen Schritt zurück und nahm nun auch die linke Hand von ihrer Schulter.

Cara konnte es keinen Moment länger aushalten. Sie nutzte den Augenblick und rutschte vom Stuhl, um seiner beunruhigenden Ausstrahlung zu entkommen, bevor sie noch etwas dummes tat, wie sich ihm in die Arme zu werfen. Kermit warf ihr einen überraschten Blick zu, als sie plötzlich einen guten Meter von ihm entfernt stand.

"Okay, Schluss für heute, Kermit. Ich bekomme nichts mehr in meinen Kopf. Der Bildschirm verschwimmt schon vor meinen Augen", sagte sie, darauf hoffend, dass ihre Stimme nicht so zitterte wie ihre Knie.

Kermit zuckte ergeben die Schulter. Er schien nichts von dem bemerkt zu haben, was in ihr vorging.

"Deine Entscheidung. Ich bin es gewohnt, Stunden vor dem Bildschirm zu sitzen. Ich sollte wohl daran denken, dass das nicht jeder tut, immerhin sind wir schon", er blickte auf seine Uhr, "über fünf Stunden damit beschäftigt."

Cara schaute auf ihre Uhr und stellte überrascht fest, dass er recht hatte. Die Zeit war ihr gar nicht so lange vorgekommen, höchstens wie eine oder zwei Stunden.

"Wie schnell doch die Zeit vergehen kann", erwiderte sie leise, nicht sicher, was sie sonst sagen sollte.

Kermit schob seine Brille nach oben. "Tja, dann wäre meine Arbeit hier wohl für heute erledigt. Du kannst dich später ja noch ein wenig mit den Programmen beschäftigen, damit du eine Routine in der Bedienung bekommst. Wenn du magst kann ich morgen nach meiner Schicht vorbei kommen und wir stürzen uns noch einmal in die Materie, nur um sicher zu gehen, dass du alles verstanden hast."

Seine Worte machten Cara deutlich, dass er gehen wollte. Alles in ihr schrie *nein, bitte bleib hier*, doch sie wusste nicht, wie sie das deutlich machen konnte, ohne dass er Verdacht schöpfte, daher meinte sie nur lahm: "Okay, tu das, falls du Zeit hast. Ich will dich auch nicht über Gebühr beanspruchen. Nachher beschwerst du dich noch, dass du plötzlich zwei Arbeitsstellen hast."

Kermit schenkte ihr sein breitestes Wolfsgrinsen. "Hey, das ist doch hier keine Arbeit für mich, sondern nur reines Vergnügen mit meiner liebsten Freundin."

Cara spürte, wie ihr die Röte in die Wange stieg. Was hatte dieser Mann nur an sich, dass er sie so durcheinander bringen konnte? Mit Müh und Not brachte sie ein Lächeln zustande, das echt wirkte.

"Na, wenn das so ist, dann sage ich einfach nur vielen Dank für die Einweisung."

"Nichts zu danken. Bis morgen dann, lässt du mich hinaus?"

Sie nickte und begleitete den Computerexperten bis zur Ladentüre, die sie aufschloss. Völlig überraschend beugte Kermit sich vor und küsste sie auf die Wange. Zum Glück sah er ihren erstaunten Gesichtsausdruck nicht. Die Hand auf die Stelle gelegt, wo seine Lippen sie berührt hatten, starrte sie ihm hinterher wie er aus dem Laden ging, in die Corvair stieg und vom Parkplatz brauste. Noch lange stand sie da, unfähig sich zu rühren, meinte noch immer seine Lippen auf ihrer Wange zu spüren.

Clumsy, die sich die Schnürsenkel ihrer Schuhe als Spielzeug heraus gesucht hatte und nun mit ihren Krallen daran riss, brachte Cara in die Wirklichkeit zurück. Der Hauch eines Lächelns spielte um ihre Lippen, als sie sich bückte, die leicht widerstrebende Katze hochhob, ihre Ohren kraulte und sie an sich drückte.

"Na komm meine Kleine, Zeit dass wir auch nach Hause gehen."

 

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