"Detectives Griffin und Powell in mein Büro. Sofort!", schallte die Stimme des Captains durch das Revier. Kermit, der gerade dabei war, sich die nächste Tasse Kaffee einzuschenken warf Jody einen fragenden Blick zu, der von ihr genauso fragend erwidert wurde. Sie leistete ihm an der Kaffeemaschine Gesellschaft. "Weißt du, was der Captain will?", erkundigte sie sich. "Nein, aber wir werden es sicher erfahren, wenn wir dem Befehl nachkommen", erwiderte Kermit sarkastisch. Jody verdrehte nur die Augen, als sie ihrem Zeitweise Partner in Captain Simms Büro folgte. Sie setzte sich in den freien Stuhl vor dem Schreibtisch und Kermit lehnte wie immer an die Wand, die Kaffeetasse in der Hand. Der Captain ließ die Beiden eine Weile warten, bevor sie von ihrem Ordner hoch schaute. "Ein Toter wurde in der Forth Street gefunden. Ich möchte, dass sie beide sich darum kümmern." "Irgendwelche Einzelheiten?", erkundigte sich Kermit. "Nein, noch nichts. Der Anruf kam erst vor wenigen Minuten herein. Ein Team zur Spurensicherung ist schon auf dem Weg und sie sollten das auch tun, Detectives", erwiderte der Captain und warf beiden einen harten Blick zu. Jody zog automatisch den Kopf zwischen die Schulterblätter ein. "Sind schon unterwegs Captain", meinte sie und eilte aus dem Raum, dicht gefolgt von Kermit. "Na toll", beschwerte sich Kermit "Als ob ich nicht schon genug mit dem Wilson Fall und eueren dauernden Unterbrechungen zu tun hätte. Nun werde ich zu allem Überfluss auch noch auf einen Außeneinsatz geschickt." Jody lächelte schräg und schlug Kermit auf die Schulter, was er mit einem scharfen Seitenblick kommentierte. "Mach dir nichts daraus, Partner. Ich habe auch nicht gerade wenig zu tun, aber was soll's, nun musst du eben auch mal dran glauben." Kermit murmelte etwas undefinierbares in seinen nicht vorhandenen Bart und stapfte in Richtung Ausgang. Jody zuckte nur die Schulter und trotte ihm hinterher. *Das kann ja lustig werden, wenn er weiterhin diese Laune hat*, dachte sie nicht gerade begeistert. Knapp zehn Minuten später hatten Jody und Kermit den Tatort erreicht. Sie schlüpften unter dem gelben Band hindurch, das die Zone abgrenzte. Kermit zeigte dem zuständigen Straßenpolizisten kurz seinen Ausweis und wandte sich dann direkt dem Toten zu, mit dem sich Nickie Elder beschäftigte. Der Tote lag schon im Leichensack auf der Bahre. "Hallo Nickie", wurde der Pathologe von Jody begrüßt. Kermit war wie immer schweigsam. "Hallo Jody, Kermit", erwiderte Nickie. "Kannst du uns schon etwas über die Todesursache und den Todeszeitpunkt sagen?", erkundigte sich Jody. "Zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Allerdings, wenn ich mir die verzerrten Gesichtszüge anschaue und den Ausdruck in den Augen, würde ich sagen er ist vor Schreck gestorben." Kermit zog eine Augenbraue in die Höhe. "Vor Schreck?" wiederholte er. Nickie zuckte unsicher die Schultern, neben Griffin fühlte er sich nie wohl, der Mann jagte ihm Angst ein. "Ja, schau dir doch den Ausdruck in seinem Gesicht an. Es scheint, als hätte der Mann etwas grauenvolles erlebt oder gesehen und das Herz hat ausgesetzt. Aber ich kann erst genaueres sagen, wenn ich ihn näher untersucht habe. Es scheint zumindest rein äußerlich, keine Gewaltanwendung gegeben zu haben. Der Mann weist weder blaue Flecke noch Wunden auf soweit ich es zum jetzigen Zeitpunkt sagen kann." "Und wie lange lag er schon hier?", hakte Jody nach. "Auch das kann ich nicht genau sagen, vielleicht so drei oder vier Stunden, aber das ist nur eine grobe Schätzung. Rufe mich heute Abend an und ich kann dir mehr mitteilen." Kermit trat näher an die Bahre heran und zog den Reißverschluss des Leichsacks herunter. Jody musste sich einen Augenblick abwenden, als das Gesicht des Mannes zum Vorschein kam. Nickie hatte nicht übertrieben. Das Gesicht des Toten war vollkommen verzerrt, hatte fast nichts menschliches mehr an sich. Es war offensichtlich, dass der Tote ein schreckliches Erlebnis gehabt hatte, das zu seinem Tode führte. Das nächste was Kermit auffiel, war der gut geschnittene Anzug, den der Tote trug, welcher absolut nicht in diese heruntergekommene Gegend passte. "Hatte er einen Ausweis bei sich?", fragte Kermit. Nickie zeigte mit dem Finger auf einen anderen Polizisten. "Das musst du ihn fragen, er hat die Durchsuchung durchgeführt. Kann ich die Leiche nun wegbringen?" Kermit nickte. "Ja, kannst du. Schicke den Bericht direkt an mich, wenn du ihn soweit fertig hast. Jody wird dich heute Abend auf jeden Fall auch noch anrufen." "Ist gut." Nickie machte sich an den Abtransport. Jody und Kermit gingen zu dem von Nickie beschriebenen Polizisten. Jody zeigte kurz ihren Ausweis vor. "Detective Powell und Griffin vom 101. Revier. Konnte der Mann schon identifiziert werden?" Der Polizist wandte sich Jody zu und nickte. "Ja, Detective. Er hatte seine Brieftasche noch, ein Raub fällt also aus." Kermit streckte die Hände auffordernd dem Polizisten entgegen, der ihm sofort die Brieftasche aushändigte. Der Detectvie durchsuchte sie kurz. Das Geld, über 200 Dollar war noch da, ebenso die Kreditkarten und der Ausweis. Laut las er den Namen vor. "Brett Fischer." "Doch nicht DER Brett Fischer von den Fischer Modewerken?", bemerkte Jody überrascht. Kermit schaute noch einmal in der Brieftasche nach und fand eine Visitenkarte. "Doch genau der", bestätigte er. "Das gibt es doch gar nicht. Ich frage mich, was ein Mann wie er in so einer Gegend wie dieser hier macht." Kermit warf ihr einen kurzen Blick zu. "Um das heraus zu finden sind wie hier, Herzblatt", entgegnete er sarkastisch. Jody überhörte seine Bemerkung großzügig. "Okay, dann werde ich mich auf den Weg machen und seine Angehörigen befragen und du kannst zurück ins Revier, um deine Nachforschungen anzustellen", meinte sie. Kermit nickte bestätigend und entfernte sich. Am späten Nachtmittag trafen sich die beiden wie verabredet zu einer Lagebesprechung in Kermits Büro. Jody ließ sich auf den Stuhl neben Kermit fallen und schaute ihm über die Schulter, während er wild auf seinem Keyboard herum tippte. "Und, schon weiter gekommen?" fragte sie. "Wie man es nimmt. Die Fischer Modewerke sind ein großes Unternehmen, aber sauber. Und dieser Brett Fischer scheint auch eine lupenreine Weste zu haben. Er hat noch nicht einmal ein Ticket wegen Falschparkens bekommen. Gibt es etwas Neues bei dir?" "Nein, auch nichts. Die üblichen Reaktionen eben. Du weißt, es ist nicht unbedingt die schönste Aufgabe, einem Familienmitglied mitzuteilen, dass ein Angehöriger verstorben ist. Weder sein Vater noch seine Mutter konnten sich erklären, was er in dieser Gegend gemacht hat. Laut ihrer Aussage ist er das, was man einen Vorzeigesohn nennt. Er arbeitete brav, trank nicht, rauchte nicht und führte auch sonst kein wildes Leben, ein typischer Workaholic. Um es auf den Punkt zu bringen, ich habe keinerlei Anhaltspunkte wo wir ansetzen könnten." Kermit lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Das heißt, wir müssen warten bis Nickie den Bericht erstellt hat. Ich werde noch ein wenig weiter wühlen, vielleicht finde ich doch noch etwas. Ich werde immer misstrauisch, wenn jemand solch eine blütenreine Weste hat, wie dieser Fischer." "Tu das und ich werde mal den Fischer Werken einen Besuch abstatten. Mal schauen, was die Mitarbeiter über ihn sagen. Gib mir Bescheid, wenn du den Bericht von Nickie hast." "Werde ich." ******************* Gegen Abend kehrte Jody sichtlich erschöpft in Kermits Büro zurück. Mit knappen Worten erzählte sie ihm, dass auch die Mitarbeiter nichts schlechtes über den Chef zu sagen hatten. Wie es schien, war er beliebt gewesen und behandelte seine Mitarbeiter gut. Alle hatten betroffen reagiert, niemand hatte Jodys Misstrauen erregt. Auch Kermit hatte nichts neues heraus gefunden. Sie schienen in einer Sackgasse gelandet zu sein. Noch während sie sich unterhielten traf Nickies Bericht ein. Jody bedankte sich bei dem Boten und blätterte darin herum. Sie fluchte leise. "Mist, auch hier ist nicht viel zu finden. Die Todesursache war, wie Nickie es voraus gesagt hat, ein Herzstillstand. Es gibt keine Spuren von äußerlicher Gewalteinwendung und auch keine Spuren irgend eines Giftes. Das Einzige was erhöht war, waren seine Adrenalinwerte und das ist kein Wunder, wenn man bedenkt wie er ausgesehen hat. Ich frage mich wirklich, was einen 40-jährigen, gesunden Mann dermaßen erschrecken kann, dass er an einem Herzinfarkt stirbt." Kermit zuckte die Schultern und schaute auf die Uhr. "Wenn du es heraus gefunden hast, lass es mich wissen. Komm, machen wir für heute Schluss. Morgen werden wir uns noch einmal am Tatort umschauen, vielleicht hat jemand doch etwas gesehen oder gehört." Jody seufzte zustimmend. "Du hast recht. Mir tun eh schon die Füße weh vom vielen Laufen. Die Firma ist riesig, sage ich dir. Für heute können wir eh nicht mehr viel tun." Kermit verzog die Lippen zu einem spöttischen Lächeln. "Dann würde ich mir an deiner Stelle Jemanden suchen, der dir die Füße massiert. Peter soll nicht schlecht darin sein, habe ich mir sagen lassen." Jody versetzte ihm einen spielerischen Stoß gegen die Schulter. "Lass dir mal etwas neues einfallen. Wie geht es Peter überhaupt? Ich habe ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen. Das letzte Mal war es, als wir ihm geholfen haben, das Appartement einzurichten. Seitdem er Priester ist, macht er sich ziemlich rar." "Ganz gut würde ich sagen. Wahrscheinlich steckt er mal wieder bei Cara. Die beiden sind fast nicht auseinander zu bringen. Man könnte meinen, man hat zwei Siamesische Zwillinge vor sich." Etwas an Kermits Tonfall ließ Jody aufhorchen. Sie grinste innerlich und fragte herausfordernd: "Sag bloß, Kermit Griffin ist eifersüchtig!" Ein eiskalter Blick, der die Hölle zufrieren lassen konnte, war alles was Jody erhielt, bevor Kermit ohne ein weiteres Wort das Büro verließ. Jody lächelte breit, mit ihrer Aussage hatte sie wohl einen Nerv getroffen. Das würde sie für alle Fälle mal im Kopf behalten, wer wusste schon wofür es noch gut war. ***************** Kermit fluchte verhalten auf der Fahrt zu Caras Geschäft. Er hatte ihr versprochen nach seiner Schicht, die regulär um 18 Uhr geendet hatte, aufzutauchen und jetzt war es fast 22 Uhr. *Wahrscheinlich ist sie gar nicht mehr da und zudem noch stinksauer auf mich, weil ich sie wieder einmal versetzt habe*, dachte er. Um so überraschter war er, als er noch Licht in ihrem Laden sah. Hatte sie tatsächlich auf ihn gewartet? Da er Cara nicht im Raum entdeckte schloss er mit dem Schlüssel, den Cara ihm gegeben hatte die Türe auf. Mit Absicht verursachte er ein paar Geräusche, damit sie ihn hörte. "Peter, bist du das?", kam es aus dem hinteren Raum. Kermit verdrehte die Augen. Peter und immer wieder Peter, so langsam hatte er wirklich genug davon. "Nein, ich bin es", erwiderte er leicht unwirsch. "Kermit? Gott sei Dank bist wenigstens du hier, ich wollte dich schon anrufen", entgegnete Cara. Das Zittern in ihrem Tonfall ließ Kermit aufhorchen. Er beobachtete sie genau, während sie auf ihn zueilte. Sie war blass und schien auch geweint zu haben. Es fiel ihm nicht schwer zu erkennen, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. "Was ist passiert Cara?", erkundigte er sich, als sie ihn erreicht hatte und griff beruhigend nach ihrer Hand. Die kleine Geste brachte Cara wieder dem Weinen nahe. Sie versuchte zu sprechen, brachte aber keinen Ton heraus. Kermit führte sie zu dem roten Sofa und setzte sich dicht neben sie. Entgegen seiner Art legte er einen Arm um ihre Schultern und zog sie näher an sich. "Okay Cara, nun erzähle mir mal was los ist." Sie brachte nur ein Wort heraus, bevor sie nun doch in Tränen ausbrach. "Peter!" Instinktiv zog Kermit ihren bebenden Körper noch näher an sich, und versuchte so gut es ging sie zu beruhigen. So nach und nach gelang es ihm, die ganze Geschichte aus ihr heraus zu bekommen. Irgendwann hatte sie sich auch beruhigt, so dass er sie wieder los ließ. Sie rückte unangenehm berührt ein Stück weg von ihm. "Also, wenn ich das Ganze zusammen fasse, dann ist Peter gestern Nacht betrunken vor deiner Türe aufgetaucht und seitdem ist er verschwunden?", hakte er nach, um sicher zu gehen, dass er alles verstanden hatte. Cara nickte. "Ja, er antwortet nicht auf meine Anrufe, sein Handy ist aus und Caine hat ihn auch nicht gesehen", flüsterte sie. Ängstliche Augen schauten zu Kermit hoch. "Glaubst du, ihm ist etwas passiert?" "Wenn Caine meint sein Sohn ist nicht in Gefahr, dann kannst du es glauben. Ich denke einfach, er hat sich eine kleine Auszeit genommen." "Verdammt, aber warum meldet er sich dann nicht? Es sieht ihm nicht ähnlich!", rief Cara aus. Kermit ließ sich nicht anmerken, dass er sich ebenfalls Sorgen um seinen Freund machte. "Im Moment können wir leider nicht mehr tun, als zu warten, Cara. Ich kann ihn schlecht zur Fahndung ausschreiben, nur weil er gestern Nacht betrunken war. Aber wir können uns ins Auto setzen und ihn suchen." "Das bringt doch nichts, Kermit. Wenn Peter nicht gefunden werden will, dann finden wir ihn auch nicht und wenn ihm etwas passiert ist, er überfallen wurde, dann haben sie sein Auto versteckt." Kermit bemerkte, dass Cara erneut kurz vor einem Tränenausbruch stand. "Na, na, Cara, sieh das alles nicht so düster. Peter kann ganz gut auf sich selbst aufpassen. Du wirst sehen, bald spaziert er durch diese Türe und du wirst erleben, dass du dir umsonst Sorgen gemacht hast", meinte Kermit zuversichtlicher als er sich fühlte. Wie auf ein Zeichen hin wurde in diesem Moment ein Schlüssel ins Schloss gesteckt. Kermit und Cara sprangen von der Couch hoch. Peter trat mit einem leicht schuldbewussten Ausdruck in den Augen in den Raum. "Peter!" Caras Erleichterung war ihr deutlich anzumerken. "Hallo", erwiderte Peter zögernd, nicht sicher, was ihn hier erwartete. Caras Angst um Peter verwandelte sich innerhalb einer Sekunde in Wut, nun da er sicher und unverletzt vor ihr stand. "Wo warst du? Warum hast du dich nicht gemeldet und bist ohne einen Ton zu sagen einfach abgehauen?", herrschte sie ihn an. Peter hatte den Anstand zu erröten. "Tut mir leid, Cara. Ich hatte ein paar Probleme, die ich lösen musste und brauchte Zeit zum nachdenken...ich.…" Peters Rede wurde von Caras nächstem Redeschwall unterbrochen. "Und du hast keinen Augenblick daran gedacht, dass ich mir vielleicht Sorgen mache, nachdem du einfach so abgehauen bist?" "Doch, aber mein Akku vom Handy war leer, ich konnte nicht anrufen." "Ach, und sämtliche Telefonzellen waren wohl auch ausgefallen, oder hattest du kein Kleingeld in der Tasche? Dein Vater ist auch außer sich vor Sorge. Hast du überhaupt eine Ahnung davon, was du uns mit deinem Verschwinden angetan hast? Wir dachten, du bist vielleicht verletzt und liegst irgendwo oder noch Schlimmeres." Caras Stimme wurde mit jedem Wort lauter. Peter trat überrascht einen Schritt zurück. So hatte er die junge Frau noch nie erlebt. Auch Kermit warf ihr einen erstaunten Seitenblick zu. Er sah, wie sich ihre Muskeln anspannten und ahnte was als nächstes passieren würde, auch wenn er es nicht glauben konnte. Peter hob abwehrend die Hände hoch. "Nun mach mal halblang, Cara. Ich bin ein erwachsener Mensch und habe das Recht, mich auch einmal zurückziehen zu dürfen, wie jeder Andere auch. Das solltest du respektieren." "Zum Teufel mit dem Respekt. Ausgerechnet du redest von Respekt? Wo ist denn dein Respekt deinem Vater gegenüber? Dein Respekt mir gegenüber? Hättest du wenigstens eine kurze Nachricht hinterlassen, dass du unterwegs bist, denn wäre alles okay gewesen, aber so... Ist das Respekt, sturzbetrunken vor meiner Türe aufzutauchen, mein Wohnzimmer in ein Chaos zu verwandeln und dann ohne ein Wort zu verschwinden?", schrie Cara, ihre Stimme überschlug sich fast. "Nun beruhige dich mal wieder, es ist ja nichts passiert und Paps geht es gut. Ich habe vorhin mit ihm gesprochen, bevor ich zu dir gekommen bin. Du bist die Einzige, die sich vollkommen hysterisch benimmt und das nur, weil du mich mal einen Tag nicht erreichen konntest", erwiderte Peter ohne groß über seine Worte nachzudenken. Kermit zog scharf die Luft ein. Dass das die falschen Worte gewesen waren, war Cara deutlich anzumerken. Ihre Augen funkelten zornig, als sie näher auf Peter zutrat. Der ehemalige Cop machte den Fehler und wollte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter legen. Cara schlug seinen Arm einfach zu Seite. "Wage es ja nie wieder, mich anzufassen, Peter Caine! Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Du meinst, damit, dass du hier herein kommst und dich halbherzig entschuldigst ist alles erledigt? Doch da irrst du dich gewaltig. Bis heute habe ich nicht gewusst wie egoistisch und herzlos du sein kannst. Dass du dich nicht schämst!", explodierte Cara. Im nächsten Moment ging sie wie eine Furie auf ihn los. Peter war so überrascht von ihrem plötzlichen Angriff, dass er gar nicht daran dachte, ihr Einhalt zu gebieten. Er ließ einfach zu, dass sie mit ihren kleinen Fäusten auf seine Brust eintrommelte. Kermit, der das vorausgeahnt hatte, schritt ein. Er schlang einen Arm um Caras Taille, hob sie einfach vom Boden hoch und trat mit ihr zwei Schritte rückwärts. Da sie eh so klein und zierlich war, hatte er damit keine Schwierigkeiten. Viel schwerer war es allerdings, sie so zu halten. Cara gebärdete sich wie eine Wilde, entwickelte Kräfte, die Kermit ihr nicht zugetraut hatte. "Lass mich los, ich kratze ihm die Augen aus!", schrie sie und wand sich in seinem Griff. Ihr Ellbogen traf Kermits Magen und schnitt ihm für ein paar Sekunden die Luft ab. Fast hätte er sie losgelassen. Kermit schlang seinen zweiten Arm nun ebenfalls um sie herum und schaffte es so, sie effektiv fest zu halten, so dass sie zumindest ihre Hände nicht mehr benutzen konnte. Allerdings änderte das nichts an der Tatsache, dass sie sich trotzdem noch wie eine Schlange in seinem härter werdenden Griff wand. "Peter, tu dir einen Gefallen und verschwinde von hier. Ich melde mich später bei dir, wenn ich diesen Wirbelwind in den Griff bekommen habe", keuchte Kermit. Peter, der bis jetzt vollkommen fassungslos dem Ganzen zugeschaut hatte, wurde durch Kermits Worte wieder in die Realität gerissen. Er sah ein, dass es besser so war. Solange Cara ihn noch im Blickfeld hatte, würde sie sich nicht beruhigen. Daher drehte er sich mit einem letzten, verwunderten Blick auf Cara herum und verließ den Laden. Kaum war Peter aus Caras Blickfeld verschwunden beruhigte sie sich zusehends, auch wenn sie noch immer vor Wut kochte. Kermit bemerkte das und fragte leise. "Wenn ich dich jetzt loslasse, wirst du dich dann benehmen?" "Ach, fahr doch zum Teufel", bekam er zur Antwort. Kermit konnte über ihr Benehmen nur den Kopf schütteln. Seine Aufmerksamkeit ließ nach, da sie nun vollkommen unbeweglich in seinen Armen stand. Gut, Peter hatte sich schon etwas daneben benommen, aber nicht so sehr, als dass es solch einen Wutausbruch von ihr rechtfertigte. Im Moment erkannte er Cara absolut nicht wieder. Nie hätte er gedacht, dass ausgerechnet Cara mit ihrem sanften Wesen dermaßen ausflippen konnte, geschweige denn so eine rüde Ausdrucksweise besaß. Vorsichtig lockerte er den Griff ein wenig, da er bemerkte, dass sie Probleme hatte, genügend Luft in ihre Lungen zu bekommen. "Kann ich dich nun loslassen?" hakte er noch einmal nach. Cara nickte nur. Kermit ließ sie los, beobachtete sie scharf. Die junge Frau machte keinerlei Anstalten etwas zu tun, stand einfach nur unbeweglich und mit undurchdringlicher Miene neben ihm. Kermit, welcher der Meinung war, es wäre alles überstanden, ließ sich von Clumsy ablenken, die um sein Hosenbein strich und hochgenommen werden wollte. Er bückte sich, um das kleine Fellbündel hinter den Ohren zu kraulen. "Na du Kleine, wirst dich wohl auch erschreckt haben, was?", meinte er leise zu der Katze. Clumsy balgte sich spielerisch mit seinen Fingern, indem sie versuchte sie mit den Tatzen zu erreichen und Kermit musste grinsen. Das nächste, was er dann vernahm, war das Aufheulen eines Motors und die quietschenden Reifen eines Wagens, der aus dem Parkplatz schoss. Er wirbelte auf dem Absatz herum, nur um zu erkennen, dass Cara keineswegs mehr neben ihm stand. Sie hatte die wenigen Sekunden genutzt, um sich aus dem Staub zu machen. Wie sie es so schnell geschafft hatte zu verschwinden, ohne dass er es gemerkt hatte, blieb ihm ein Rätsel. Sie hatte ihn eindeutig ausgetrickst, anders konnte er es nicht ausdrücken und ihr Vorsprung war viel zu groß, als dass er sie mit seinem Wagen hätte einholen können. Besorgt riss er sein Handy aus der Tasche und wählte ihre Handynummer. Es klingelte zwei Mal bevor abgenommen wurde. "Ja?" Die Worte klangen eindeutig noch immer ziemlich ärgerlich. "Hey, mach bitte keinen Mist Cara", redete Kermit auf sie ein. "Mach ich nicht, ich heiße ja nicht Peter. Ich will nur nach Hause und in Ruhe gelassen werden." "Nun komm schon. Dreh um und komm hierher zurück." "Nein!" "Cara...du hast Clumsy vergessen." "Na und? Du hast sie mir geschenkt, dann wirst du dich ja wohl auch mal eine Nacht um sie kümmern können. Ich hole sie morgen ab. Und nun lass mich in Ruhe." Mit diesen Worten legte sie einfach auf. Kermit starrte sein Handy an, als hätte es sich vor seinen Augen in eine Schlange verwandelt. Er spürte wie langsam der Ärger in ihm hochstieg. Cara hatte Mut. Einfach den Hörer aufzuknallen. Er kannte niemanden, der sich das bei ihm getraut hätte. Kermit fühlte sich hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, ihr einfach nachzufahren, ihr gehörig die Leviten zu lesen und davor, sie in Ruhe zu lassen und zu warten, bis sie sich von selbst abkühlte. Er entschied sich für das letztere. Vielleicht war es wirklich das Beste, wenn sie einige Zeit für sich hatte. Im Moment war sie auch nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen, dessen war er sich sicher. Immerhin war er derjenige gewesen, der sie davon abgehalten hatte, auf Peter los zu gehen. Außerdem musste er sich noch um Peter kümmern. Mit einem tiefen, resignierten Seufzer bückte sich Kermit und hob die kleine Katze hoch, die sich sofort behaglich in seine Armbeuge kuschelte. Er kraulte sie hinter den Ohren und murmelte: "Na wenigstens eine, die sich heute normal benimmt." Das Kätzchen miaute zustimmend und fing an zu schnurren. Kermit konnte nicht anders und musste Lächeln. Das Kätzchen hatte wirklich ein Talent dafür, jemanden aufzumuntern. Mit ihr auf den Armen spazierte er in den oberen Stock, holte eine Dose Katzenfutter, löschte überall das Licht und schloss gewissenhaft den Laden ab, bevor er sich auf den Weg zu seiner Corvair und zu Peter machte.
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