EPILOG Drei Tage später. Cara betrat zusammen mit Caine das Delanceys, das schon angefüllt mit Kollegen der 101. Reviers war. Peter, der sich ebenfalls dort befand, kam ihr entgegen. Mit einem Kuss auf die Wange, einer Umarmung und einem "Hi Kleines, lange nicht mehr gesehen", begrüßte er sie brüderlich und mit ein wenig Spott in der Stimme. Cara warf ihm anstelle einer Antwort einen bitterbösen Blick zu. Reden konnte sie nicht, da das Objekt von Peters offensichtlicher Belustigung direkt hinter ihr stand. Zu ihrer Erleichterung verabschiedete sich Caine gleich darauf nach einem kurzen Wortwechsel mit seinem Sohn. Cara konnte einen Seufzer der Erlösung nicht länger unterdrücken, was Peter zu einer wahren Lachsalve trieb. "So, hat dich mein Vater endlich wieder von der Leine gelassen, was? Aber ich muss zugeben, die drei Tage Zwangserholung scheinen dir gut getan zu haben, du siehst wieder richtig gesund aus." Mit Leichtigkeit wehrte er den spielerischen Schlag seitens Cara ab. "Du hast gut reden, du gemeiner Kerl. Hast du eine Ahnung, was ich bei deinem Vater alles durchmachen musste, nachdem ihr meine Wohnung einfach in Beschlag genommen habt zwecks Beweisaufnahme? Den ganzen Tag diese kryptischen Reden und strenge Bettruhe ohne irgendwelchen Besuch oder Informationen. Mir schwirrt immer noch der Kopf. Dein Vater schafft es wirklich, selbst den geduldigsten Menschen auf die Palme zu bringen. Wie hältst du das nur aus?", beschwerte sie sich. Peter grinste breit. "Ich bin sein Sohn, was denkst du? Ich hatte einfach länger Zeit mich an so etwas zu gewöhnen als du. Aber nun komm mit zu den anderen. Sicher platzt du schon vor Neugier was bei dem Fall heraus gekommen ist." "Und ob.", bestätigte Cara. Peter führte die junge Frau an den Tisch, an dem sich Kermit, Jody, TJ und Blake befanden. Nach einer kurzen Begrüßung schlüpfte sie neben Kermit in die abgedunkelte Nische und Peter nahm ihr gegenüber Platz. "Also was ist nun? Muss ich vor Neugier sterben, oder klärt mich mal jemand auf, was noch alles geschehen ist. War es tatsächlich Mr. Cunningham? Ihr habt mich ja wirklich ganz schön auf dem Trockenen gelassen." Kermit lies sein Wolfsgrinsen aufblitzen. "So ist es eben bei Caine. Es kommt nichts hinein oder hinaus, was er nicht will. Er war eben der Meinung, du müsstest erst einmal Abstand von allem gewinnen." "Na danke. Aber dass mich diese verflixte Neugier fast um den Verstand gebracht hat, darauf ist er wohl nicht gekommen, wie? Bitte...spann mich doch nicht länger auf die Folter." Der Augenaufschlag der auf diese Worte folgte war so gekonnt, dass Kermit einen Moment lang der Atem stockte. Er musste sich räuspern bevor er sprechen konnte. "Okay. Bevor du hier tatsächlich noch an Neugier stirbst. Es war tatsächlich Mr. Cunningham." "Ich könnte diesen Typ erwürgen, obwohl er absolut nicht wie ein Verbrecher wirkte", warf Cara dazwischen. "Warte doch erst einmal ab, bis du alles gehört hast, bevor du so schnell über einen anderen Menschen urteilst", wandte Peter ein. "Huch, wohl bei deinem Vater in die Lehre gegangen was?", frotzelte Cara ihrerseits. Kermit mischte sich wieder ein. "Wollt ihr schon wieder streiten, oder willst du hören was geschehen ist?" Cara lächelte ihn engelsgleich an. "Weiter erzählen bitte und nichts auslassen", bat sie. "Nachdem die Leute im Labor das Kästchen überprüft haben, war klar, dass dieser Behälter die Ursache allen Übels war. Jody, TJ und ich sind dann zu Cunningham gefahren, um ihn fest zu nehmen. Wir erwarteten eigentlich einen gewieften Verbrecher vor uns zu sehen, doch das genaue Gegenteil war der Fall." Cara, die bis jetzt gespannt zugehört hat konnte sich die Zwischenfrage nicht verkneifen. "Wie soll ich das denn nun verstehen? Und in wie fern hat das Kästchen mit dem allen zu tun?" "Nun warte doch mal ab. Du wirst alles erfahren, vorausgesetzt du bist nicht immer so ungeduldig. Nimm dir mal ein Beispiel an Peters Vater." Alle lachten als Cara die Augen verdrehte bei diesem kleinen Seitenhieb. Kermit fuhr mit seiner Erklärung fort. "Uns öffnete ein kleiner, Untersetzter Mann mit Halbglatze und war vollkommen überrascht, was wir von ihm wollten. Er war sich absolut keiner Schuld bewusst, stammelte nur immer wieder, dass er den Menschen helfen wollte, damit Niemand mehr auf dieser Welt leiden muss. Er habe doch nie etwas böses gewollt. Wir haben sein Haus durchsucht und fanden alles, was wir zur Beweislage brauchten. So gestört dieser Mann ist, so genial ist er auch. "Im Keller seines Hauses hatte er sich ein Labor eingerichtet, wo es ihm gelungen war, die Extrakte der Tollkirsche mit einer anderen Substanz so zu vermischen, dass diese in Verbindung mit einer bestimmten Wassertemperatur zu Gas wurden und dadurch eingeatmet werden konnten. Ihm selbst war nie aufgefallen, wie tödlich dieses Gasgemisch sein konnte wenn man zuviel davon erwischte. Er hat es ja selbst benutzt, erst dadurch ist er auf die Idee gekommen." Cara schüttelte verwirrt den Kopf. "Das verstehe ich nicht ganz. Er hat es selber benutzt? Ja aber wie konnte er da nicht merken, wie gefährlich dieses Zeug ist? Du meintest, er hat das alles tatsächlich nicht böse gemeint. Aber wie ist es dann dazu gekommen, so etwas auch bei anderen Leuten einzubauen?" Kermit seufzte leicht ungeduldig. "Höre dir doch erst einmal alles an, dazu wollte ich eben kommen. Laut seiner Aussage hat er dieses Extrakt durch Zufall entdeckt und bemerkte, dass es eine entspannende Wirkung hatte. Er hat sich Abends einen Teller mit ein wenig von diesem Pulver und Wasser auf die Heizung gestellt. Das Wasser hat sich mit der Zeit erhitzt und das Gas hat sich im Raum verteilt. Dadurch, dass ein Wohnraum um einiges größer ist als ein Badezimmer war auch die Dosis, die er sich hinein gezogen hat nicht so groß, so dass er nur die entspannende Wirkung gemerkt hat, aber nicht die Nebenwirkungen. Oder anders ausgedrückt, er hat seine Albträume nicht mit dem Einatmen des Gases in Verbindung gebracht. Er ist ja nach dem Einatmen des Gases immer gleich ins Bett gegangen und hat die heftigen Nebenwirkungen niemals im Wachzustand erlebt. Wie so eine Überdosis von diesem Gas aussehen kann, musstest du ja leider am eigenen Leib erfahren." Cara nickte bekräftigend. "Und ob. Aber mir ist noch nicht klar, wie er auf die Idee gekommen ist, bei anderen Leuten dieses komische Kästchen da einzubauen." "Das entstand tatsächlich aus seinem
Wunsch heraus zu helfen. Als Gas- Wasserinstallateur hat er tagtäglich
Menschen um sich gehabt, die gestresst und unter Druck waren. Oft genug
sind ihm Schicksalsgeschichten erzählt worden. Die Leute haben ihm
einfach leid getan und so kam er auf die Idee, dieses Kästchen zu
bauen, das bei jedem Duschen eine bestimmte Dosis von dem Pulver frei
setzte. Er wollte, dass die Menschen genauso glücklich und entspannt
sind wie er. Cara lief ein kalter Schauer über den Rücken wenn sie daran dachte, was sie durch gemacht hatte. "Also dann war der Mann tatsächlich gar kein Verbrecher, sondern ein liebenswerter, alter Mann, der der Menschheit einfach etwas Gutes tun wollte?", brachte sie die Sache auf den Punkt. Kermit lehnte sich entspannt zurück. "Genau so ist es. Du kannst mir glauben, das war mal eine gänzlich andere Verbrecherjagd. Es fällt wirklich schwer, diesem Menschen böse zu sein, selbst wenn man daran denkt, dass er fünf Menschen auf dem Gewissen hat. In ein normales Gefängnis konnte man ihn eh nicht stecken, so ist er jetzt in eine Nervenheilanstalt eingeliefert worden. Den Prozess kann man ihm auch nicht machen laut Gutachten eines Psychiaters." "Na dann lasst uns mal feiern, dass dieser Fall geklärt ist. Ein Hoch auf unsere Polizei", warf Peter ein und hob sein Glas. Es wurde sich zugeprostet. Alle stießen miteinander an und die angespannte Stimmung lockerte sich auf. Eine Welle der Erleichterung flutete über Cara hinweg. "Ich bin echt froh, dass sich alles auf diese Art und Weise aufgeklärt hat. Um ehrlich zu sein, hatte ich wirklich das Gefühl verrückt zu werden. Ich erkannte mich in den letzten Tagen gar nicht wieder. Es war so, als ob ich als Zuschauer neben mir stehen würde und hilflos alles beobachten musste, was ich tat und sagte. Und dann gab es noch diese schrecklichen Visionen, die waren wirklich hammerhart. Für meinen Teil ist die Sache damit abgehakt. Ich weiß nun, was mit mir los gewesen ist und die Erinnerung wird auch verblassen. Es hätte immerhin auch schlimmer werden können", bekannte sie freimütig. Alle am Tisch nickten bekräftigend. "Und ob, du hättest jetzt auch schon tot sein können", warf Blake ein. "Tot?" Cara wurde ganz blass um die Nasenspitze, als ihr bewusst wurde, wie nah sie ohne es zu wollen am Abgrund gestanden hatte. An jenem Abend vor drei Tagen hatte sie daran überhaupt nicht gedacht, so wenig wie bis zu diesem Zeitpunkt, als Blake das erwähnte. Kermit legte spontan den Arm um ihre Schultern und drückte sie freundschaftlich an sich. "Nun komm schon, Cara, sieh es positiv. Der Mann kann niemandem mehr schaden. Es ist zwar sehr traurig, dass Menschen sterben mussten, aber denke mal daran was geschehen wäre, wenn wir den Mann nicht so schnell gefasst hätten." "Ja schon, aber...", fing Cara den Satz an. Kermit unterbrach sie rüde. "Nein, Cara. Kein ja, aber. Akzeptiere es so, wie es ist. Es lohnt sich nicht, sich darüber noch groß Gedanken zu machen. Du kannst nichts mehr daran ändern." Cara hörte den entschlossenen Unterton in Kermits Stimme sehr wohl heraus. Sie beschloss, nichts zu erwidern, denn sie wollte nicht riskieren, dass er sich wieder von ihr zurück zog. Zufrieden schmiegte sie sich wie ein Kätzchen an Kermit, genoss die Geborgenheit und Sicherheit in seinen Armen solange es dauerte. Genau hier, da wollte sie sein, für immer.
Wenn er das nur endlich auch begreifen würde. Doch leider machte
Kermit keinerlei Anstalten, ihr auch nur ein wenig näher treten zu
wollen. In seinen Augen war sie wohl nur eine Freundin. Nicht mehr und
nicht weniger. "Alles in Ordnung mit dir?", fragte er besorgt. Cara lächelte ihm beruhigend zu, froh über das schummrige Licht, das den Ausdruck in ihren Augen nicht enthüllen konnte. Anstelle einer Antwort lehnte sie nur mit einem zufriedenen Seufzer ihren Kopf auf seine Schulter zurück. Sie spürte, wie er sie instinktiv noch ein wenig näher an sich zog. Vielleicht...aber nur vielleicht, gab es für sie ja doch eine Chance. Doch das ist eine andere Geschichte Ende Nächste Story: What Friends are For
|
Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Epilog zurück zum Serien Index Zurück zum Story Index
|