6. Teil
Autor: Fu-Dragon

 

Cara wurde von dem Shin Taos am nächsten stehenden Mann geschnappt. Er riss sie unsanft auf die Füße und schleppte sie in den Käfig zurück. Die Türen wurde ein weiteres Mal geöffnet und Cara gegen Peter geschleudert, um sicher zu gehen, dass er nicht angreifen konnte. Dann setzte sich der Käfig langsam in seine ursprüngliche Position in Bewegung.

Nur ganz entfernt nahm Peter wahr, dass die Männer den Raum inklusive Shin Taos verließen. Er hatte gerade noch Zeit, die wimmernde Cara in seine Arme zu ziehen, als es wieder dunkle Nacht um sie herum wurde. Allerdings diesmal nicht völlig, da das Feuer genug Licht absonderte, um zumindest Konturen erkennen zu können.

Peter wagte es nicht mit Hilfe seines Chis ihren Zustand zu ergründen. Ihm war klar was Shin Tao mit ihr angestellt hatte. Cara zitterte und schluchzte in seinen Armen, sprechen konnte sie nicht. Ihm blieb nichts anderes übrig als sie fest zu halten und zu hoffen, dass sie sich wieder von dieser unmenschlichen Folter erholen würde. In stetigem Rhythmus fuhr er ihr sanft über die Stirn und die Haare, teilte ihr so mit, dass er bei ihr war. Seinen eigenen Zustand vergaß er vollkommen. Er spürte keinerlei Schmerzen mehr, was aber auch das einzig positive an ihrer Situation war.

Es dauerte ewig, bis sich Cara zu erholen schien. Die ganze Zeit über hatte sie sich ihren Kopf gehalten und gestöhnt, doch nun schien der Schmerz ein wenig nachzulassen, so dass sie wieder klarer denken konnte. Instinktiv rückte sie etwas von Peter ab, als ihr bewusst wurde, wie fest er sie hielt. Das konnte seinem Zustand auch nicht gerade nützlich sein.

Peter ließ sie los, hob ihr Kinn an und schaute forschend in die Augen. Er erkannte die Qual und den Horror, der sich dort deutlich wiederspiegelte. Etwas, was er nur allzu gut von sich selbst kannte.

"Wie geht es dir?", erkundigte er sich leise.

Cara versuchte, so tapfer wie möglich zu wirken. "Mir geht es gut, bis auf fürchterliche Kopfschmerzen. Und dir?"

"Ich schaffe es schon", unterbrach er sie, bevor sie noch weiter sprechen konnte.

Cara erwiderte nichts. Ihr Blick schien ihn sezieren zu wollen. Ihr entging die dünne Schweißschicht, die sich auf seiner Haut gebildet hatte ebenso wenig, wie das Zittern in seinen Händen, als er ihr Kinn umfasst hielt. Es gelang ihr, all ihre Gefühle zur Seite zu schieben und sich nur auf den Mann an ihrer Seite zu konzentrieren, der ihr schon so viel geholfen hatte.

"Kann ich dir irgendwie helfen? Deine Schulterwunde verbinden oder irgend etwas?", erkundigte sie sich.

Peter schüttelte den Kopf. "Nein, du kannst im Moment nichts für mich tun, Cara. Versuche dich zu entspannen, das lindert deine Kopfschmerzen. Ich werde versuchen zu meditieren. Vielleicht gelingt es mir so, jemanden darüber zu benachrichtigen, wo wir uns aufhalten."

Cara hakte nicht weiter nach. Ihr war diese Welt vollkommen fremd. Aber da sie gerade eben am eigenen Leib erfahren hatte was möglich war, ließ sie seine Aussage einfach auf sich beruhen und lehnte sich dicht neben Peter an die Gitterstäbe.

Um nicht an das eben Erlebte denken zu müssen, konzentrierte sie sich darauf, Peter zu beobachten. Ihr war klar, dass die richtige Schlacht noch bevor stand und sie war fest entschlossen dann fit und bei vollem Verstand zu sein, egal was hier noch geschah. Nur gut, dass sie von Hause aus ein ziemlich sturköpfiger Mensch war. Wenn die Sache vorbei war, würde schon genügend Zeit da sein, um alles zu verarbeiten.

Peter schloss die Augen, konzentrierte sich auf seine Mitte. Der Schmerz ließ rote Nebel von seinen Augen tanzen. Er checkte sich mental durch, versuchte die diversen Verletzungen zu isolieren, und die Blutung an seiner Schulter zum Stoppen zu bringen. Shin Tao hatte ihm mit seinem letzten Schlag weitere Rippen gebrochen und eine davon war im Begriff seine Lunge zu perforieren.

Er stellte sich bildlich vor, wie die Rippen langsam wieder zusammen wuchsen und die Blutung stoppte. Diese Handlung kostete Peter sehr viel Kraft, Kraft die ihm nicht mehr zur Verfügung stand. Er schaffte es nur zum Teil seine Verletzungen abzuheilen, doch immerhin konnte er nun wieder besser atmen.

Wenn er nicht riskieren wollte, sich vollkommen auszupowern, musste er jetzt aufhören. Verzweifelt wünschte er sich seinen Vater an seine Seite. Wo war er nur, wenn er ihn brauchte? Warum hatte er ausgerechnet jetzt nach Frankreich gehen müssen? Wie konnte er ihn benachrichtigen, wenn er ihre Gedankenverbindung ständig blockte? Wie sollte er Cara aus dieser Sache heraus bringen? Er wusste es nicht.

Mit dem Mut der Verzweiflung versuchte er dennoch eine Verbindung mit seinem Vater aufzubauen. *Paps, bitte antworte mir!* Es klang mehr als kläglich.

***********************

Caine stoppte mitten in der Bewegung und ergriff Kermits Arm. Dieser wirbelte herum und sah, wie Caines Augen den Focus verloren. Instinktiv hielt er den älteren Mann fest, der schwankte wie ein Schiff im Sturm.

*Peter?*

*Paps, Gott sei Dank!*

Der Link wurde schwächer.

*Peter halte aus...ich bin hier. Kermit ist bei mir.*

Caine sammelte sich und schickte Energie über die schwache Verbindung. Zu spüren wie angegriffen das Chi seines Sohnes schon war, ließ ihn erzittern.

*Hilf...uns...kann...nicht länger halten.*

Es war nur noch ein Flüstern.

*Wir sind hier, mein Sohn. Kannst du mir sagen, wo du bist?*

Mit letzter Kraft schaffte es Peter, seinem Vater ein paar mentale Eindrücke zu schicken, dann brach die gedankliche Verbindung ab.

Caine sackte in die Knie. Kermit gab der Bewegung nach und ging ebenfalls in die Hocke. Er umfasste Caines Schultern und schüttelte ihn leicht.

"Caine, was ist los?" Seine Stimme klang besorgt.

"Peter", keuchte Caine. "Er ist sehr schwach, wir müssen uns beeilen."

"Wo, wo ist er?", erkundigte sich Kermit.

"Nicht sehr weit entfernt. Er konnte mir noch ein paar Eindrücke schicken, bevor der Link abbrach."

"Haben sie noch Verbindung mit ihm?"

Caine schüttelte den Kopf. "Nein, sein Chi ist sehr schwach. Sein Schmerz überschattet alle anderen Emotionen. Wenn wir ihn nicht bald finden, dann...", Caine konnte den Satz nicht beenden.

Kermit sprang auf die Beine und zog Caine mit sich hoch. Eine Eiseskälte erfasste ihn. Peter war für ihn wie ein kleiner Bruder und Nichts und Niemand würde ihn davon abhalten, ihn zu retten. Zu allem entschlossen strich er fast liebevoll über seine Waffe, den Mund zu einer schmalen, grimmigen Linie zusammengepresst. Seine gesamte Haltung verhieß nichts Gutes. *Söldnerregeln!*

"Sie führen", meinte er kurz und gab Caine einen kleinen Schubs.

*******************

Peter hielt die Augen fest geschlossen. Er atmete schwer. Bleierne Schwäche breitete sich immer mehr in seinem gesamten Körper aus. Einzig seine Sturheit und das kurze 'Gespräch' mit seinem Vater hielt ihn davon ab, einfach aufzugeben, die Augen zu schließen, und sich in die verlockende Ohnmacht sinken zu lassen. Wenn sein Vater sagte er sei in seiner Nähe, dann war er es auch. Blieb nur zu hoffen, dass er es rechtzeitig schaffte. Er wusste nicht wie lange er noch durchhalten konnte. Das bisschen Energie, das sein Vater ihm in der kurzen Zeit zukommen lassen hatte, reichte nicht für lange...und schon gar nicht für zwei.

"Peter! Bitte komm zu dir."

Die Stimme hörte sich wie aus weiter Ferne an. Jemand hielt seine Hand. Ohne sich dessen bewusst zu sein, holte er sich Kraft aus dieser Berührung. Er merkte, wie es ihm langsam besser ging, ließ die Hand los und öffnete die Augen.

Cara, die von dem Ganzen nichts mitbekommen hatte, es schien ihm zumindest so, schaute ihm besorgt ins Gesicht. Sie seufzte erleichtert.

"Gott sei Dank, du bist wieder wach. Ich hatte schon Angst du wärst ohnmächtig geworden."

"Nein, ich habe mich nur ausgeruht", entgegnete Peter. "Mein Vater ist auf dem Weg hierher."

"Dein Vater? Aber wie...vergiss es, ich will es gar nicht wissen."

Peter lächelte sie schief an. "Kermit ist auch bei ihm. Die Kavallerie kommt bald."

"Ich hoffe nur, sie ist rechzeitig hier", erwiderte Cara dunkel.

Peter schaute ihr tief in die Augen. "Hey Cara, hör mir mal genau zu. Du kannst alles verlieren, aber gib nie die Hoffnung auf. Das Licht der Hoffnung überstrahlt jeglichen Schatten."

"Wie? Aber ich..."

Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als unvermutet das Licht anging. Geblendet schlossen beide für einen Moment die Augen. Als sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten erblickten sie Shin Tao, der ihnen triumphierend entgegen lächelte. Der Käfig setzte sich in Bewegung, wurde zum zweiten Mal zu der Plattform geholt.

Peter stockte der Atem, als er entdeckte was Shin Tao in den Händen hielt. Es war der Schlüssel, das Sonnenzeichen von Shambhala. Er fluchte verhalten.

Cara, die seinem Blick gefolgt war, flüsterte leise: "Wie ist er an den Schlüssel gekommen?"

"Ich habe keine Ahnung", gab Peter ebenso leise zurück.

Der Käfig wurde auf die Plattform gehievt, die Türe öffnete sich. Mit vorgehaltener Pistole wurden Peter und Cara aufgefordert, aus dem Käfig zu klettern. Cara half Peter das Gleichgewicht zu halten, der bei der plötzlichen Aufwärtsbewegung merklich blasser wurde und schwankte.

Den Männern war das egal. Peter wurde brutal mit dem Gesicht an die Wand geworfen. Man legte ihm Handschellen an. Er konnte sich nicht mehr länger auf den Beinen halten und sank keuchend auf den Boden. Cara, die Peter helfen wollte, wurde am Kragen gepackt und vor Shin Tao geschleift. Ein Tritt in die Kniekehlen brachte sie ebenfalls auf den Boden.

Cara, fest entschlossen sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen, brachte hervor:
"Woher haben sie den Schlüssel?"

Shin Tao lachte, es war ein sehr gehässiges Lachen. "Das war sehr einfach. Nachdem du so nett warst, mir zu sagen, wo sich der Schlüssel befindet", Cara verzog das Gesicht, als die Erinnerung an dieses Geschehen ihre Gedanken überrollten. "Habe ich einen meiner Männer als Cop verkleidet auf das Revier geschickt. Der Rest war ein Kinderspiel. Ein wenig Gedankenkontrolle und schon hatte ich das, was ich wollte. Die lieben Leute werden sich nicht einmal daran erinnern, dass er je dort war."

Cara schluckte schwer. Die Dinge entwickelten sich schneller, als ihr lieb war, zumal sie noch immer nicht verstand, was genau hier ablief.

"Und was jetzt?", fragte sie, nicht sicher, ob sie es wirklich wissen wollte.

"Nun wirst du das Buch öffnen und dem Dunklen Krieger Zugang in diese Welt verschaffen."

"Ich? Warum sollte ich das tun, und wie kann Jemand durch ein Buch auf diese Welt gelangen?"

Ein abgrundtief böses Lächeln breitete sich über Shin Taos Gesicht aus. "Weil du der Besitzer des Buches bist und nur der kann es öffnen. Der Krieger wird nicht durch das Buch, sondern durch das Feuer auferstehen. Zuvor muss aber mit dem Buch das Portal zwischen den Welten geöffnet werden. Er wird sich freuen, als erstes Opfer einen Shaolin Priester zu bekommen."

Cara weigerte sich schlicht, das eben gehörte als Wahrheit anzuerkennen. Das hörte sich für sie absolut absurd an.

Shin Tao umfasste schmerzhaft ihren Arm und riss sie auf die Beine, der Schlüssel baumelte in seiner linken Hand.

"Los, öffne das Buch!"

"Nein", erwiderte Cara schlicht.

Ein unterdrückter Schmerzenslaut ließ sie den Kopf in Peters Richtung wenden. Sie sah wie einer von Shin Taos Männern Peter wieder und wieder mit dem Stiefel traktierte.

"Hört auf!", schrie sie, fast ohnmächtig vor Wut.

Shin Tao lächelte. "Das passiert, wenn du dich weigerst. Wirst du nun das Buch öffnen?", erkundigte er sich äußerst höflich.

Cara rief aus: "Ja, ja ich werde es tun."

Nach einer kurzen Handbewegung seitens Shin Taos, hörte der Mann auf, Peter mit dem Stiefel zu traktieren. Caras Magen zog sich zusammen als sie Peter da so liegen sah. Der Mann hatte Peter nicht nur in die Rippen getroffen, sondern auch am Kopf und an der Schulter. Er blutete aus zahlreichen Wunden, besonders im Kopfbereich, und zitterte am ganzen Körper vor Anstrengung, sich wieder in den Griff zu bekommen. Aufgrund der Entfernung war es unmöglich zu erkennen, wie schwer der junge Shaolin verletzt war.

"Oh Peter", flüsterte sie leise.

Caras Verstand arbeitete fieberhaft. Peters Worte kamen ihr wieder in den Sinn: 'gib nie die Hoffnung auf'. Eine Idee schoss ihr durch den Kopf. Sie straffte sich und streckte die Hand nach dem Schlüssel aus. Shin Tao legte das große runde Sonnenzeichen in ihre Handfläche. Es fühlte sich seltsam heiß und schwer an.

Cara holte aus, 'Kein Schlüssel, kein offenes Buch', sagte sie sich, doch Shin Tao erkannte ihre Absicht, ihn in das Feuer zu werfen. Er verhinderte ihren Versuch, indem er sie roh am Handgelenk erfasste und ihr den Schlüssel entriss.

Eine kräftige Ohrfeige riss sie von den Füßen. Sie schmeckte das Blut in ihrem Mund von der aufgeplatzten Lippe.

Shin Tao stand wutschnaubend wie ein Racheengel über ihr. "Du kleines Biest. Das wirst du schwer bereuen", drohte er gefährlich leise. "Ich bin noch lange nicht fertig mit dir."

Er riss sie erneut auf die Beine. Eine zweite Ohrfeige, genauso heftig wie die erste, ließ sie wiederum auf den Boden stürzen. Einen Moment tanzten bunte Sterne vor ihren Augen und sie hörte das Blut im Kopf rauschen. Der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken.

Seltsamerweise überfiel sie plötzlich eine vollkommene Ruhe. Sie hatte keine Ahnung, woher das kam, aber sie spürte, wie die Angst und alle negativen Gefühle von ihr abfielen. Es war so, als ob ihr Körper wüsste, dass im Moment alles von ihr abhing und er einfach anfing, ein Eigenleben zu entwickeln. Nein, sie wollte die Hoffnung keineswegs aufgeben. Aber wenn es so sein sollte und sie den Kampf verloren, dann wollte sie ihrem Schicksal mit klarem Verstand und ohne Angst entgegen treten.

Cara rappelte sich auf die Beine. Mit Absicht hielt sie den Kopf gesenkt, wollte demütig erscheinen. Ihr ganzes Gesicht schmerzte. Sie spürte wie es anschwoll, doch sie schenkte dem im Moment keinerlei Beachtung.

Shin Tao, noch immer ziemlich sauer, packte sie am Kragen und schleifte sie zu dem Buch am Altar. Er drückte sie so nah an das Buch herunter, dass sie es fast mit der Nase berührte, das Sonnenzeichen hielt er in der linken Hand. Er legte das Sonnenzeichen in die kleine Mulde direkt auf die gezeichnete Abbildung und hielt es dort fest.

"Nun öffne das Buch und keine Tricks", ermahnte er mit harter Stimme.

Aus dem Augenwinkel sah sie, wie einer der Männer Peter eine Pistole an den Kopf drückte. Sie sah ein, dass es besser war, dem Befehl folge zu leisten.

Caras Hände zitterten, als sie zögernd das Buch mit den Fingerspitzen berührte. Sie meinte eine kleine Ernegierübertragung zu spüren, doch sie war sich nicht sicher, ob das nicht nur Einbildung war. Dann nahm sie ihren restlichen Mut zusammen und presste ihre Handfläche, einer Eingebung zufolge, gegen das Sonnenzeichen.

Wie von Geisterhand öffnete sich das Buch. Erschrocken sprang sie einen kleinen Schritt zur Seite, soweit es Shin Taos Griff um ihren Nacken zuließ. Das Buch begann sanft zu glimmen. Cara entdeckte zu ihrem Erstaunen, dass die beiden Seiten, die sie vor sich sah, vollkommen leer waren.

"Ah, endlich", stieß Shin Tao entzückt aus.

Ohne weiter auf Cara zu achten, gab er ihr einen so heftigen Stoß, dass sie einige Meter vorwärts taumelte und direkt neben Peter am Boden landete. Spontan ergriff sie seine Hand und drückte sie. Peter lächelte ihr aufmunternd zu, was ziemlich grotesk wirkte bei dem angeschwollenen Gesicht.

"Es tut mir so leid, Peter. Ich wünschte, ich hätte etwas tun können", flüsterte sie ihm zu.

"Das ist in Ordnung, Cara. Du hattest keine andere Wahl", erwiderte Peter genauso leise.

"Und was passiert jetzt?", fragte sie ihn.

Einer der Wächter wurde auf sie aufmerksam und fauchte sie an. "Haltet die Klappe und stört den Meister nicht, sonst verpass ich euch einen Knebel."

Cara und Peter, die dem Mann ansahen, dass er es todernst meinte, blieben still, beschränkten sich aufs Beobachten.

Shin Tao beugte sich über das Buch. Das Glimmen zauberte bizarre Schatten auf sein Gesicht und ließ es noch viel kantiger erscheinen. Er blätterte es durch, bis er die entsprechende Stelle gefunden hatte. Dann nahm er neben dem Buch seinen Platz ein und begann einen chinesischen Spruch zu rezitierten. Die Hände hatte er zur Decke erhoben.

Kaum hatte Shin Tao geendet, wehte ein Wind durch den Raum, der sämtliche Kerzen auf dem Altar zum Erlöschen brachte.

*Oh Himmel, Paps, es wird höchste Zeit, dass du auftauchst*, dachte Peter und hielt Caras Hand fester, die sich unwillkürlich enger an ihn gedrückt hatte. Zu seinem Erstaunen bemerkte er, dass schon wieder eine Energieübertragung zwischen ihr und ihm stattfand und er sie nicht unterbrechen konnte.

Ihm blieb nicht viel Zeit darüber nachzudenken. Das Buch von Shambhala glühte stärker als jemals zuvor. Das Glühen entlud sich in einem grellen Blitz, der direkt in den Abgrund des Feuers einschlug. Das gesamte Gebäude erbebte unter der Wucht des Einschlages. Dann wurde alles totenstill.

Shin Tao war ganz aus dem Häuschen. "Es ist vollbracht. Das Tor wurde geöffnet, um den Dunkeln Krieger in diese Welt zu holen. Bringt die beiden an den Abgrund."

Peter und Cara wurden an den Rand der Plattform gezerrt. Sie wurden gezwungen, direkt in den Abgrund zu schauen, während die Männer alle einen Schritt zurück traten. Geschockt durch das, was sie dort sahen verharrten sie regungslos.

Der Energiestoß aus dem Buch von Shambhala hatte den Abgrund in einen tiefen Schlund verwandelt, in dem es zischte und brodelte. Bunte Blitze zuckten in seinem Inneren, das sich in einen schnell drehenden Wirbel verwandelt hatte. Ein Tosen schien aus den Tiefen des Schlundes zu kommen, welches beständig und langsam an Lautstärke zunahm.

Mit dem Tosen änderten sich auch die Farben der Wirbel. Mal waren sie tiefrot wie Blut, ein anderes mal schienen sie in einem irisierenden Blau zu leuchten. Ab und an leckten Flammen über den Rand des Schlundes. Es schien fast so, als suchten sie Nahrung, um noch mehr zu wachsen.

Peter konnte das kalte Grauen, das ihn überkam, nicht verdrängen. Er wusste instinktiv, Shin Tao hatte keinen Scherz gemacht. Der Dunkle Krieger war auf dem Weg in diese Welt!

Cara schüttelte sich vor Horror. Ihr flehender Blick traf auf Peter, der ihr in denselben Moment das Gesicht zuwandte.

"Wa....was ist das?" stammelte sie.

"Das willst du gar nicht wissen, Cara. Hast du eine Idee?"

Sie schüttelte den Kopf.

Erneut wurden sie unterbrochen. Zwei der Männer schnappten sie und rissen sie auf die Füße. Sie wurden In Shin Taos Richtung gedreht, der mit einem breiten, siegessicheren Lächeln vor ihnen stand.

"Die letzten Minuten deines Lebens haben begonnen, Shaolin. Der dunkle Krieger freut sich schon auf dich."

"Ich habe den dunklen Krieger schon einmal besiegt. Ich werde es auch diesmal schaffen", gab Peter sicherer zurück, als er sich fühlte.

Shin Taos Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. "Das warst nicht du, das war dein Vater. Aber Daddy ist nun mal heute nicht hier, um seinen Sohn zu beschützen", erwiderte er.

"Ich bin schon erwachsen und kann selber auf mich aufpassen", gab Peter zurück, in der Hoffnung Shin Tao gezielt wütend zu machen, damit der einen Fehler beging. Leider durchschaute dieser den Plan.

"Oh ja und man sieht, wohin dich das geführt hat. Direkt in meine Arme. Noch nie ist es so leicht gefallen, einen Shaolin zu fassen. Leider kann ich dir auch keinen letzten Wunsch gewähren, deine Zeit ist um", erwiderte Shin Tao ruhig und selbstsicher.

Cara zuckte zusammen, als sie plötzlich Peters Stimme in ihrem Kopf hörte. *Cara, ich bin es, Peter. Keine Angst, hör mir gut zu. Sobald ich dir ein Zeichen gebe, wirfst du dich nach vorne und versuchst die Türe zu erreichen, ich lenke die anderen ab.*

Total erstaunt konnte sie nichts anderes machen als leicht mit dem Kopf zu nicken zum Zeichen, dass sie ihn verstanden hatte. Sie fragte sich, was er für einen Plan im Sinn hatte.

Laut sagte Peter zu Shin Tao: "Das ist aber schade, dabei wollte ich doch noch meine Memoiren schreiben."

Shin Tao lachte laut, als hätte Peter einen tollen Witz gemacht. Plötzlich wurde er ernst.

*Jetzt!*

"Schnappt ihn und werft ihn in den Abgrund."

Die beiden Kommandos wurden fast gleichzeitig gegeben. Dann brach die Hölle los. Peter gelang es, sich mit einer kurzen Kraftanstrengung und viel Konzentration von den Handschellen zu befreien und er warf sich auf die beiden Männer vor ihnen. Cara warf sich, wie ihr geheißen, ebenfalls nach vorne und versuchte die Türe zu erreichen. Gleichzeitig fiel die rettende Türe zur Plattform wie von Geisterhand aus den Angeln und Caine und Kermit erschienen auf der Bildfläche.

Die Männer waren von Peters Angriff dermaßen überrascht, dass es ihm gelang, ihnen die Waffen aus den Händen zu kicken. Erst dann reagierten sie und nahmen eine Angriffsstellung ein. Peter landete einen Kick gegen die Brust des einen Mannes, der ohne einen Laut von sich zu geben zusammen brach. Der zweite Mann warf sich auf Peter und riss ihn zu Boden, wo sie gefährlich nahe am Rand weiterkämpften.

Peter, der noch immer ziemlich geschwächt war, hatte seine liebe Not mit dem Mann. Mehrere seiner Angriffe hatte er schon abgeblockt und er spürte, wie er schwächer wurde. Er lag schon mit dem Kopf über dem Abgrund, als es ihm gelang dem Mann einen Stoß vor den Kopf zu geben, der ihn zurück warf. Peter wälzte sich herum, um von dem Abgrund wegzukommen und schlug dem Angreifer seine Handkante in den Nacken. Er blieb still liegen. Keuchend ließ sich Peter auf den Rücken sinken.

Cara war auf dem Weg zur Türe direkt in Shin Taos Arme gelaufen. Dieser hatte fest einen Arm um ihre Taille geschlungen und hielt die strampelnde Frau fest. Mit ihr wich er zum Abgrund zurück.

Kermit hatte dem dritten Mann die Waffe aus der Hand geschossen und war schon über ihm, um ihn Handschellen anzulegen. Caine befand sich auf direktem Weg zu Shin Tao, der Anstalten machte, Cara über den Rand zu werfen.

"Halt, sofort aufhören, oder ich lasse die Kleine los", donnerte Shin Taos Stimme durch den Raum.

Er hielt die noch immer zappelnde Frau ohne merkliche Kraftanstrengung mit einem Arm über dem Abgrund. Sie schwebte frei in der Luft. Todesangst verzerrte ihre Züge.

Kermit und Peter erstarrten mitten in der Bewegung, während Caine sich vor Shin Tao stellte.

"Du wirst der Frau nichts antun", verlangte er.

"Paps", flüsterte Peter leise.

Shin Tao blickte auf seine Männer, die allesamt regungslos auf dem Boden lagen. Ein irres Lächeln verzerrte seine Gesichtszüge.

"Du kannst mich nicht besiegen, Caine. Ein falscher Schritt und die Frau wird das erste Opfer des dunklen Kriegers."

"Lass sie gehen...sie ist nur ein unschuldiges Opfer", erwiderte Caine, äußerlich vollkommen ruhig.

"Niemand ist unschuldig auf dieser Welt", gab Shin Tao zurück.

Caine hob die Hand.

"Keine Tricks Caine, mir ist es todernst", warnte Shin Tao.

Caine ließ die Hand sinken, sein Blick wanderte zu seinem Sohn, der noch immer atemlos am Boden saß und alles mit großen Augen verfolgte. Mit einem Blick versuchte er seinem Sohn das mitzuteilen, was er unter der Beobachtung von Shin Tao nicht tun konnte.

Kermit fluchte innerlich. Er konnte nicht auf Shin Tao schießen. Nicht, solange er Cara über dem Abgrund hielt. Er hasste es, sich hilflos fühlen zu müssen. Der Blick, den er Shin Tao hinter seiner grünen Sonnenbrille zuwarf, war tödlich.

"Söldnerregeln", flüsterte er unhörbar für die anderen.

"Was verlangst du, Shin Tao?", wollte Caine wissen.

"Ich will das Buch. Hole es mir, der Dunkle Krieger wird bald hier sein und euch alle vernichten."

Tatsächlich wurde das Tosen immer lauter.

Caine schüttelte den Kopf. "Das Buch wirst du nicht bekommen, es wird dir nichts nützen."

"Das Buch sofort... oder."

Er ließ Cara ein wenig tiefer sinken, was sie mit einem Aufschrei quittierte. Caine zuckte die Schultern, warf seinem Sohn einen eindeutigen Blick zu und drehte sich, von Shin Tao scharf beobachtet, herum, um das Buch zu holen.

Peter holte tief Luft, nahm seine ganze Kraft zusammen. Er hatte verstanden, was sein Vater ihm mitgeteilt hatte. Er schob sämtliche störenden Gedanken beiseite und suchte seinen inneren Ruhepunkt. Jetzt oder nie! Eine bessere Gelegenheit würde er nicht mehr bekommen.

Shin Taos Fehler war, nicht auf Peter zu achten.

Peter spürte, wie sich die Energie in seinem Körper aufbaute. Er keuchte unter diesem heftigen Ansturm. Ein heftiges Kribbeln erfasste seinen rechten Arm, den er langsam anhob. Er zielte direkt auf Shin Tao und Cara, hoffte von Herzen, dass es klappte. Er hatte nur diese einzige Chance. Dann entließ er die gesamte Energie durch seine Hand.

Eine heftige Druckwelle schleuderte Shin Tao und Cara in weitem Bogen vom Abgrund zurück. Shin Tao wurde gegen die Wand geschleudert. Cara krachte gegen ihn, blieb benommen am Boden liegen.

Bevor auch nur einer der anderen reagieren konnte, fasste sich Shin Tao und sprang wieder auf die Beine.

"Ihr könnt den dunklen Krieger nicht mehr aufhalten, der Kampf ist noch nicht vorüber!", schrie er, während er in einer dunklen Wolke verschwand, die aus dem Nichts erschienen war.

Kermit starrte perplex auf den Punkt, wo eben noch Shin Tao gestanden hatte. So etwas ging eindeutig über sein weltliches Denken hinaus.

Caine seufzte nur und eilte zu seinem Sohn, der keuchend und mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden lag. Auch Cara schüttelte ihre Benommenheit ab und bahnte sich zitternd ihren Weg zu Peter.

Das Tosen stieg zu einem wahren Crescendo an. Es jagte ihr ziemliche Angst ein. Vor allem, als sie Caines Gesichtsausdruck sah, der nichts Gutes verhieß.

"Peter, du musst den Dunklen Krieger stoppen", sprach dieser eindringlich auf seinen Sohn ein, während er ihm auf die Beine half.

Die Worte fielen ihm sehr schwer. Alles, was Vater war in ihm, schrie danach, sich um seinen Sohn zu kümmern, doch er konnte das im Moment nicht zulassen. Peter hatte eine andere Aufgabe vor sich. Alleine in seinen Händen lag es, was aus dieser Welt hier wurde.

Cara stützte Peter, der stark schwankte, auf der anderen Seite. Alle drei traten an den Rand der Plattform und starrten in die Tiefe.

Die Wirbel in dem Abgrund hatten sich noch mehr verstärkt. Bei der Geschwindigkeit, mit der sich die Wirbel drehten, konnte einem schwummrig vor Augen werden. Ganz aus der Tiefe schien etwas bedrohliches und pechschwarzes aufzusteigen, das die Wirbel von unten aufzufressen schien. Je weiter dieses Schwarze vordrang, desto lauter wurde auch das Tosen.

Caine wandte sich Cara zu. Er schrie, um das Tosen zu überbrücken: "Du musst das Buch wieder verschließen."

Cara nickte ihm zu und verließ Peters Seite, um Caines Befehl zu befolgen.

"Und du Peter, musst den Abgrund verschließen. Der Dunkle Krieger darf nicht an die Oberfläche kommen."

Peter starrte seinen Vater mit großen Augen an. "Paps, das kann ich nicht, wie denn? Kannst du das nicht tun?"

"Nein, ich kann es nicht tun. Ich kann nur versuchen, dir zu helfen. Du bist derjenige, der hier war, als das Tor nach Shambhala geöffnet wurde und nur du kannst es wieder schließen."

Peter musste sich anstrengen, um das Tosen zu übertönen. "Aber wie? Ich weiß nicht wie!"

"Das Wissen ist tief in dir verborgen, lass es fließen", lautete Caines kryptische Antwort.

Peter verdrehte die Augen, nicht einmal in diesem Moment konnte sein Vater einen Satz von sich geben, den er verstand.

"Beeile dich!", schrie Caine.

Peter schloss die Augen. Caine trat hinter ihm. Er legte ihm die rechte Hand auf den Rücken und die linke Hand auf seine Brust, direkt auf sein Herz. Er spürte, wie das Chi seines Vaters mit dem seinen Kontakt aufnahm, wie es verschmolz. Peter ließ sich einfach fallen, schaltete sämtliche Gedanken aus, agierte nur noch aus Instinkt.

Erneut spürte er, wie sich Energie in seinem Körper aufbaute, doch diesmal war sie gänzlich anders als vorhin, als er Shin Tao getroffen hatte. Sie war sehr viel kraftvoller, warm und positiv. Absolut positiv. Peter fand keine anderen Worte dafür. Die Energie konzentrierte sich wie vorhin auf seine Hände. Er spürte wie sie sich erwärmten, ja förmlich zu glühen anfingen. Er öffnete die Augen und stellte erstaunt fest, dass seine Hände tatsächlich in einem weiß-bläulichen Licht glühten. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, plötzlich war ihm alles klar.

Ein dünner Strahl formte sich aus diesem weiß-bläulichen Licht. Er nahm den Abgrund fest ins Blickfeld und dirigierte den Strahl, der sich nun beständig ausbreitete, direkt in das Zentrum des Wirbels, welcher mittlerweile eine dunkle und sehr bedrohliche Farbe angenommen hatte.

Als der Strahl auf das Zentrum traf, schlugen plötzlich blutrote Flammen bis fast an die Decke der hohen Halle hinauf. Ein gequälter Schrei, der absolut nichts menschliches an sich hatte, ertönte. Er ging durch Mark und Bein.

Peters Beine fingen an zu zittern. Er merkte, wie die Energie, die durch seinen Körper raste, ihn mehr und mehr auslaugte. Er wusste nicht, wie lange er das noch aufrecht halten konnte. Ihm kam es so vor, als würde der Energiestrahl so gut wie nichts anrichten. Das Schreien und Toben hielt an und auch die blutroten Flammen schienen nicht kleiner zu werden. Er konnte sich des Gedankens nicht erwehren, etwas falsch zu machen.

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz. Er schloss die Augen. Ein Bild formte sich in seinen Gedanken. Er stellte sich das Feuer und die Strahlen vor. Vor seinem Inneren Auge verwandelten sich die Strahlen in eine riesige Woge Wasser, das er aussandte und die Flammen damit nach und nach löschte. Das Bild wurde immer klarer in seinen Gedanken. Er griff danach, wie nach einem Rettungsanker und ließ es nicht mehr los. Noch einmal, mit allerletzter Kraft, schaffte er es den Energiestrahl zu verstärken. Nur noch am Rande des Bewusstseins bekam er mit, wie das Schreien und Tosen schwächer wurde.

*Paps, Paps, ich kann nicht mehr*, waren die letzten Gedanken, bevor wohltuende Dunkelheit ihn umhüllte und er zu Boden sank.

Genau in dem Augenblick schloss sich der Abgrund vor aller Augen und es wurde still.
Eine Stille, die nach all diesem Krach förmlich in den Ohren weh tat.

Caine kniete sich keuchend neben seinen Sohn. Der Anblick des ehemals weißen, nun blutverschmierten Hemdes und des mit Blutergüssen übersäte Gesichts seines Sohnes jagte ihm eine Riesenangst ein. Er rieb seine Hände aneinander und ließ sie, wenige Millimeter über seinem Körper schwebend, über ihn gleiten.

Diverse Verletzungen wurden ihm offenbart. Drei gebrochene Rippen, ein Messerstich in der ausgekugelten Schulter. Platzwunden am Kopf und am Nacken und innere Verletzungen. Sein Chi war sehr schwach, ebenso wie sein Atem. Die Aktionen und seine Verletzungen hatten ihn zu sehr ausgelaugt.

"Kermit, rufen sie einen Krankenwagen", rief er Kermit zu, der sofort aus seiner Starre erwachte und sein Handy aus der Tasche zog.

Caine begann unverzüglich, heilende Energie in seinen Sohn fließen zu lassen. Fest hielt er seine Hand umfasst, konzentrierte sich ausschließlich auf seinen Sohn. Das, was um ihn herum vorging, bekam er nicht mehr mit. Nach einiger Zeit stellte er erleichtert fest, wie die Übertragung Erfolg zeigte und das Chi seines Sohnes wieder ein wenig von seiner ursprünglichen leuchtenden Farbe gewann. Er stoppte die Zufuhr erst, als er selbst kurz vor einer Ohmacht stand.

Kermit erteilte telefonisch Anweisungen und beendete dann den Anruf. Er war gerade dabei das Handy einzustecken, als er eine Bewegung hinter Cara entdeckte, die sich noch am Altar aufhielt. Einer der Männer war aus seiner Ohnmacht erwacht und machte Anstalten, sich auf sie zu stürzen.

"Vorsicht Cara, hinter dir!", rief er.

Cara duckte sich und griff nach der Hand, die sich nach ihr ausstreckte. Sie nutzte den Angriffsschwung ihres Gegners und warf ihn über die Schulter, wobei sie selber ebenfalls das Gleichgewicht verlor und mit dem Hinterteil auf den Boden plumpste. Der Angreifer flog gegen die Wand, wo er still liegen blieb.

Kermit trat zu ihr. Staunend schaute er auf sie herab. "Wo hast du denn diesen Wurf gelernt? Ich wusste nicht, dass du Kampfsport betreibst.".

Sie errötete. "Tue ich auch nicht. Ich habe das mal im Fernsehen gesehen und dachte ich probiere es einfach aus. Dass es so gut funktioniert, konnte ich ja nicht ahnen."

"Du hast was?" Unglauben kennzeichnete Kermits Miene.

Vollkommen perplex schüttelte er den Kopf. *Denn sie wissen nicht, was sie tun*, dachte er, bevor er ihr die Hand reichte und sie vom Boden hochzog. Gemeinsam gingen sie zu Caine, der sich noch immer um seinen Sohn kümmerte.

Kermit kniete sich neben ihn. "Wie geht es ihm?"

"Er wird...es überstehen", gab Caine zurück und strich Peter zart eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Gott sei Dank", erwiderte Cara aus tiefster Inbrunst.

In der Ferne war das Martinshorn eines Krankenwagens zu vernehmen. Wenig später erreichten die Sanitäter fast zeitgleich mit den Kollegen des Reviers den Schauplatz des Geschehens.

Kermit und Caine traten ein wenig zurück, um den Sanitätern Platz zum arbeiten zu geben. Sie sahen zu, wie Peter in den Krankenwagen verladen wurde, zusammen mit Cara, die sich ein wenig dagegen wehrte. Caine stieg ebenfalls ein. Er wollte seinen Sohn unter keinen Umständen alleine lassen.

Kermit beschäftigte sich mit seinen Kollegen, half ihnen die Verbrecher in Gewahrsam zu nehmen und gab einen kurzen Bericht über die Ereignisse ab, die er selbst noch nicht einmal richtig verstand.

Der Krankenwagen fuhr los. Caines Blick fiel auf das Buch, das Cara im Schoss hielt. Er seufzte tief und voller Dankbarkeit.

Shambhala war gerettet...und auch sein Sohn.

 

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