4. Teil
Autor: Fu-Dragon

 

Kes erwachte durch die strahlende Morgensonne die durch ihr Fenster schien. Die Ereignisse des gestrigen Tages schienen ihr Lichtjahre entfernt zu sein. Noch auf dem Heimweg hatte sie beschlossen nicht weiter darüber nach zu denken und die Geschehnisse einfach als gegeben hinzunehmen.
Wichtig war nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft. Und die lautete: Bring Sanders hinter Gittern und zerstöre Merlins Stern.

Der Morgen verlief sehr geschäftig. Alle drei waren ins Revier gefahren um für den folgenden Tag alles notwendige vorzubereiten. Der Captain war hocherfreut über diesen immensen Fortschritt, wenn sie sich auch sehr darüber wunderte, daß sich keiner der drei konkret darüber ausließ wie sie auf diese Spur gekommen waren. Allerdings kannte sie ihre Detectives zu gut, so daß sie das schweigend hinnahm. Im Moment war das unwichtig.

Captain Simms hatte Jody und T.J. an den Pier geschickt, die das Lagerhaus überwachen und bescheid geben sollten wenn sich etwas tat. Da sie keine konkrete Zeit hatten wann Sanders ankommen sollte und auch nicht wußten wie viele Leute er im Schlepptau hatte, befand man es für sicherer sich gleich auf die Lauer zu legen. Jody und T.J. hatten strenge Anweisung erhalten sich im Hintergrund zu halten und keineswegs einzuschreiten. Sie sollten nur auskundschaften wieviel Personen sich in dem Gebäude aufhielten wenn sie zuschlagen wollten.

Nachdem die Unterredung mit dem Captain beendet war, verbrachten Kermit und Kes den restlichen Morgen vor dem Computer um den anfallenden Papierkram zu erledigen. Peter blieb es überlassen das Einsatzkommando über die Vorgehensweise am morgigen Tag zu unterrichten.

Gegen Mittag traf sich das Dreigespann in Kermits Büro. Peter erzählte den beiden wie es mit dem Einsatzkommando gelaufen war.
"Wir gehen folgendermaßen vor: Nachdem sich Sanders mit seinem Abschaum im Gebäude befindet, werden mehrere Teams das Gebäude umstellten. Anschließend werden wir drei uns in die Lagerhalle schleichen und es von innen auskundschaften. Kermit hast du den Plan vom Lager?"
"Natürlich und ich habe auch schon einen Weg gefunden wie wir ungesehen hinein kommen."
"Gut. Also nachdem wir innen alles klar gemacht haben, gebe ich den Einsatzbefehl und die Truppe wird das Lager stürmen. Und dann schnappt unsere Falle zu."
Kermit grinste bestialisch. "Ein schöner Plan, gefällt mir. Hoffen wir nur, daß er auch so leicht auszuführen ist wie sich das anhört."
Peter zuckte mit den Schultern, ganz nach Art seines Vaters.
"Da können wir nur warten und hoffen. Vielleicht haben wir auch mal Glück."
Kes mischte sich ein. "Da gibt es allerdings nur noch einen Haken."
"Und der wäre?" Beide schauten sie angespannt an.
"Ich muß den Stein unbedingt schon in Besitz haben bevor die Einsatztruppe zuschlägt. Ihr habt gehört was Sarah gesagt hat. Es wäre nicht auszudenken wenn Sanders wirklich in der Lage wäre den Stein zu aktivieren, dann hätten wir keine Chance gegen ihn."

Einen Moment herrschte tiefe Stille. Kes hörte Kermit leise fluchen.
"Mit anderen Worten, du vermutest, daß dieser Stein sich nicht mehr im Tresor befinden wird?"
Kes nickte zustimmend. "Und das bedeutet, wir müssen bzw. ich muß es schaffen ganz nah an Sanders heran zu kommen bevor andere eingreifen. Ich habe da so ein Gefühl."
Peter sah seinen schönen Plan zerplatzen wie eine Seifenblase.
"Kes, das hört sich gar nicht gut an. Sanders ist ein sehr gefährlicher Mann, wie willst du es schaffen ungesehen an ihn heran zu kommen?"
Sie dachte einen Moment nach bis sie langsam erwiderte:
"Gar nicht. Ich weiß, daß ständig mindestens zwei seiner Leibwächter um ihn herum sind, es ist schlichtweg nicht möglich sich ungesehen an ihn heran zu schleichen, es sei denn man kann sich unsichtbar machen."
Kermit ahnte was sie vorhatte und unterbrach scharf ihren Redefluß. "Das kommt überhaupt nicht in Frage Kes. Du wirst auf keinen Fall das Lockvogel spielen."
"Warum nicht? Ich sehe keinen anderen Weg um an den Stein heran zu kommen, er wird mich nicht umbringen, denn er braucht mich ja."

Erregt sprang Kermit auf die Beine. Mit zwei Schritten war er an ihrem Schreibtisch. In einer eindeutig bedrohlichen Geste beugte er sich über, so dicht, daß ihre Lippen nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
"Weil, junge Dame, ich mir an deiner Stelle nicht so sicher wäre. Erstens ist die Gefahr viel zu groß, daß Sanders Lunte riecht wenn du so plötzlich bei ihm auftauchst und zweitens: DU hast vorhin gesagt, daß er es eventuell schon geschafft hat den Stein zu aktivieren. Denk mal nach, was würde ihn dann davon abhalten dir sofort eine Kugel in den Kopf zu jagen? Du tust das auf keinen Fall, verstanden?" Mit jedem Wort war seine Stimme leiser und gefährlicher geworden.

Kes lief ein kalter Schauer über den Rücken. So furchteinflößend hatte sie Kermit noch nie erlebt. Nun wußte sie warum es einen solchen Ruf inne hatte. Im Einschüchtern von Personen konnte ihm sicher keiner so leicht etwas vormachen. Ihr kam gar nicht in den Sinn sich gegen ihn aufzulehnen.
"Schon gut," sagte sie leise. "Ich werde es nicht tun."
"Braves Mädchen," lobte er mit seinem breitesten Wolfsgrinsen. Ganz zart strich er ihr über die Wange bevor er sich aufrichtete und, so als wäre nichts geschehen, zu seinem Platz am Schreibtisch zurück kehrte. Kes konnte ihm nur total verwirrt hinterher schauen.

Peter mußte sich ein Grinsen verkneifen als es Kes Gesichtsausdruck sah. Im Moment wollte er nicht in ihrer Haut stecken, Kermit hatte es mal wieder geschafft alle zu Überraschen. Dann kam ihm eine Idee.
"Kes kannst du nicht deine Kräfte einsetzen? Ich meine du kannst doch Gegenstände bewegen, rein theoretisch könntest du dir doch so diesen Stein aneignen oder nicht?"
Kes schüttelte den Kopf. "Gute Idee Peter, aber leider nicht durchführbar. Ich habe dir gesagt, daß ich mit meinen Kräften mittlerweile umgehen kann, aber das bedeutet nicht, daß ich sie auch so anwenden kann wie ich es gerne hätte. Das habe ich trotz all meiner Übungen noch nicht geschafft. Von dem her wäre es reiner Zufall wenn das morgen klappen würde."
Peter fluchte verhalten. "Okay, dann gibt es nur noch eine Lösung. Wir drei werden uns Sanders schnappen wenn das Einsatzkommando die Lagerhalle stürmt. Dadurch hast du genug Zeit den Stein an dich zu nehmen bevor die Truppe da ist. Somit haben wir nur eine kleine Planänderung, die alles andere nicht betrifft. Wir brauchen nur ein wenig länger Zeit um uns so nahe wie möglich an Sanders heran zu tasten bevor ich das Kommando gebe."
Mit diesem Plan waren am Ende alle drei einverstanden, wenn auch keiner so besonders glücklich darüber war.

Die Türe zu Kermits Büro wurde geöffnet. Captain Simms trat ein.
"Wie weit sind sie mit ihren Vorbereitungen Detectives?" erkundigte sie sich.
"Wir sind soweit fertig Captain. Von uns aus ist alles geklärt und Einsatzbereit." Erwiderte Kermit und reichte ich die entsprechenden Papiere, die sie ausgefüllt hatten.
"Sehr gut. Dann schlage ich vor, sie nehmen sich bis morgen frei. Um es milde auszudrücken wirken sie alle drei nicht gerade so, als hätten sie gestern viel Schlaf bekommen. Ich will sie erst morgen an der Lagerhalle wieder sehen."
"Na das ist doch ein Wort," grinste Peter. "Danke Captain."
"Und keine Eskapaden außer der Reihe, habe ich mich klar ausgedrückt?"
Alle drei standen wie auf Kommando stramm und erwiderten Gleichzeitig. "Zu Befehl Captain."
Captain Simms konnte nur den Kopf schütteln über die Truppe. "Viel Glück Detectives."

Mit diesen Worten kehrte der Captain in sein Büro zurück, ein leichtes Lächeln auf den Lippen und gleichzeitig doch ein wenig besorgt. Der Captain hatte sehr wohl gemerkt, daß sich das Verhältnis von Kermit zu Kes geändert hatte. Im Moment machte sie vollkommen den Eindruck, als wäre sie auf dem besten Wege den beiden anderen Hotshot Cops nachzueifern und sie fragte sich ob es eine gute Idee gewesen war dir drei zusammen zu bringen. Was zuerst als Babysitter Job für Kermit und Peter gedacht war, erwies sich als fest zusammen geschweißtes Team. Ihre beiden besten Detectives waren auf dem Weg eine ernsthafte Konkurrenz in Kes zu bekommen. Allerdings konnte sich der Captain nicht helfen, ein mulmiges Gefühl blieb doch in der Magengrube zurück als sie an den morgigen Tag dachte.

Kermit, Kes und Peter hielten unterwegs kurz an um etwas zu Essen, danach fuhren sie schnurstracks nach Hause. Peter wollte die restliche Zeit nutzen um im Haus seines Vaters nach dem Rechten zu sehen, außerdem hatte er auch eine Klasse zu unterrichten, die Abends zusammen kommen würde. Er verabschiedete sich kurz von Kes und Kermit und versprach auf jeden Fall nach dem Unterricht wieder her zu kommen.

Kes und Kermit waren alleine. Eine seltsame Spannung lag in der Luft, Kes schrieb es dem zu was am folgenden Tag passieren würde. Im Moment hatte sie schwer damit zu kämpfen sich nichts anmerken zu lassen, denn die ganzen Erinnerungen an die Folter bei Sanders kamen in ihr hoch.
Sie war froh, daß sich Kermit wie so oft in einem anderen Zimmer befand wo er seinen Laptop aufgestellt hatte, so daß sie nicht in Gefahr lief, daß er ihn unangenehme Fragen stellen konnte. Ihre Hände zitterten als sie ein Glas Wasser trank.
Ihr war schlecht und sie wetzte ins Badezimmer. Entgegen ihrer Annahme mußte sie kein Essen von sich geben. Kes wartete ein paar Minuten bis ihr Zittern nachgelassen hatte und sie sicher war, daß ihre Beine sie wieder trugen. Dann beschloß sie eine Dusche zu nehmen wenn sie schon mal hier war. Das Wasser würde ihr sicher gut tun.

Kes lehnte sich an die kalten Kacheln der Wand und genoß das Wasser, das sie in sanften Strömen umfloß. Die Augen hielt sie geschlossen und atmete tief ein und aus. Es war einfach herrlich sich den Schmutz und die Anspannung vom Körper zu waschen.
Plötzlich bekam sie starke Kopfschmerzen. Sie konnte einen Schrei nicht unterdrücken als der Schmerz wie eine heiße Klinge durch ihren Kopf raste. In schneller Reihenfolge entstanden verzerrte Bilder in ihren Gedanken. Sie sah das Warenhaus, Sanders, Kermit, Peter und auch sie selbst wie durch einen dichten Nebel, umgeben von Figuren und Schatten die sie nicht erkennen konnte. Mit beiden Händen hielt sie ihren Kopf umfangen und brach wimmernd in der Dusche zusammen.
Dann war es auch schon wieder vorbei. Kes kam langsam zu sich, keine Schmerzen mehr, nur noch ein leichtes Schwindelgefühl. Kes lehnte sich an die Duschwand, griff nach oben um das Wasser abzustellen und zog die Knie an den Körper.

Nachdenklich starrte sie die Wand vor sich an. Konnte es sein, daß sie gerade eine Vision gehabt hatte? Arme Sarah, hatte sie sich immer so gefühlt wenn ihr das passierte? Es war das erste Mal, daß sie das erlebte. Kes schloß die Augen und versuchte die Bilder noch einmal in ihren Kopf zurück zu rufen um sie mit klarem Verstand betrachten zu können. Es gelang ihr, wenn auch nicht alle, so zumindest fragmentarisch, einige Bilder zu erkennen und was sie da sah, das erschreckte sie zutiefst. Sie sah..... nein...... das wollte und konnte sie nicht weiter ausführen. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken, nun wußte sie zumindest genau was sie morgen zu tun hatte.

Sie beschloß den anderen beiden nicht zu sagen was sie gerade erlebt hatte. Es war erschreckend genug für sie und wie sollte sie ihnen auch beibringen, daß sie zum Teil schon wußte was morgen geschehen würde? Vor allem dem einen, den es betraf würde sie damit eine Höllenangst einjagen. Nein, das konnte sie einfach nicht. Sie würde schon dafür sorgen, daß das Morgen einen anderen Ausgang nahm als das was sie gesehen hatte, wozu waren Visionen sonst gut? Einen Grund mußte es ja haben, daß sie gesehen hatte was sie sah.
Kes nahm sich noch ein paar Minuten Zeit um sich zu beruhigen bevor sie sich anzog und das Badezimmer verließ.
Ein schneller Blick auf Kermit, der noch immer auf seinen Monitor starrte, teilte ihr mit, daß er nichts bemerkt hatte. Erleichtert seufzte sie leise. Nun erst spürte sie wie sehr sie das Ganze mitgenommen hatte. Sie beschloß ein Nickerchen zu machen, danach würde es ihr wieder besser gehen.

Als Kes das nächste Mal erwachte, stellte sie fest, daß es schon dunkel war. Ein Blick auf die Uhr betätigte ihr, daß sie tatsächlich ganze sieben Stunden durchgeschlafen hatte. Eine Decke war über ihren Körper ausgebreitet und zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen. Kermit mußte wohl nach ihr geschaut und sie zugedeckt haben. Ein warmes Gefühl durchfloß sie. Nachdem sie sich ausgiebig gestreckt hatte stand sie auf.
Tatsächlich fühlte sich Kes um einiges besser als vor wenigen Stunden, doch dieses mulmige Gefühl in ihrer Magengegend konnte sie nicht abstellen.
Mit einem Mal war ihr die Wohnung viel zu eng. Kurzentschlossen machte sie sich auf den Weg in den Garten ohne Kermit Bescheid zu sagen. Mit ein bißchen Glück würde ihm gar nicht auffallen, daß sie nicht mehr in ihrem Zimmer war. Außerdem bestand keine Gefahr für sie, da Sanders im Moment noch ziemlich weit entfernt war.

Kes genoß die kühle Abendluft. Der Himmel war sternenklar, keine Wolke verdeckte das Firmament. Der Mond schickte sein sanftes Strahlen zur Erde und tauchte die gesamte Umgebung in sein silbriges Licht. Das leise Zirpen der Grillen war in der Ferne zu vernehmen, es wirkte seltsam beruhigend auf Kes.
Sie seufzte leise und starrte nachdenklich in den Himmel. Hier draußen fühlte sie sich längst nicht so eingeengt wie in der Wohnung. Sie hatte es schon immer geliebt in der freien Natur zu sein. Einfach nur dastehen, den Blick schweifen zu lassen und den leisen Lauten der Natur zu lauschen, das war ihre Welt. Leider konnte sie das viel zu selten genießen.
Traurigkeit mischte sich in ihr Dasein, ohne es zu wollen waren ihre Gedanken wieder zum morgigen Tag geschweift und die Bilder kehrten in ihren Kopf zurück. Sie wußte, das morgige Gefecht würde das härteste ihres Lebens werden und der Ausgang war absolut ungewiß. Zudem quälte sie ihr Gewissen weil sie den anderen nicht mitgeteilt hatte was sie wußte.


Leise Schritte ertönten hinter ihr. Sie wandte ihren Kopf nur lange genug um, um zu erkennen, daß es Kermit war.
"Hier bist du also, ich habe mir schon Sorgen gemacht als du nicht in deinem Zimmer warst," sagte er leise als er hinter sie trat.
Der kurze Blick den Kes ihm zugeworfen hatte, teilte ihm mit, daß sie nicht gerade in bester Stimmung war. Er konnte deutlich spüren, daß sie etwas bedrückte und er meinte auch den Hauch von Einsamkeit um sie herum erkennen zu können. Dinge, die einen Ex-Söldner wie ihm nur allzu bekannt waren.
Ohne, daß ihm bewußt war, was er tat, schlang er die Arme von hinten um Kes und zog sie an seine Brust. Sein Kinn ruhte auf ihrem Kopf. Kes legte die Hände auf seine Arme und er schaukelte mit ihr leicht hin und her. Sie seufzte leise.
Kermit kam es einfach nur richtig vor hier mit ihr zu stehen und sie in den Armen zu halten. Mit allen Sinnen genoß er ihre Nähe, hätte nie gedacht wie sehr ihm das gefallen konnte.

"Was bedrückt dich Kes, willst du darüber reden?" erkundigte er sich sanft. Anstelle einer Antwort drehte sie den Kopf zur Seite und seufzte leise. Kermit konnte nicht widerstehen und drückte ihr einen leichten Kuß in den Nacken. Er spürte wie ihr Körper erschauerte durch diese kleine Geste.
"Hast du dir schon einmal Gedanken gemacht wie es wäre ein Stern zu sein? Von dort oben auf die Erde zu strahlen und alles mit deinem Licht zu erleuchten bis in alle Ewigkeit?" fragte sie leise.
Kermit war überrascht über diese seltsame Frage. "Nein, eigentlich nicht. Wie kommst du ausgerechnet auf so eine Frage?"
"Ich weiß nicht. Ich stand einfach hier und habe den Himmel beobachtet. Ich finde die Sterne einfach wunderschön, sie wirken so sanft und so beherrscht, als könne sie nichts und Niemand aus der Bahn werfen. Beobachtest du nicht auch gerne die Sterne?"

Kermit löste seine Umarmung. Warm und beschützend legten sich seine Hände auf ihre Schultern und drehten sie zu sich herum. Mit beiden Händen umfaßte er zart ihr Gesicht und brachte sie dazu ihm in die Augen zu schauen. "Ich sehe hier nur einen Stern, und der steht direkt vor mir," wisperte er.
Ihre Blicke versanken ineinander. Vergessen war die Vergangenheit, die Zukunft, es existierte nur noch das hier und jetzt für sie beide.
"Ich kann nicht anders, ich muß dich einfach küssen," kündigte Kermit an, wollte ihr dadurch Gelegenheit geben ihre eigene Wahl zu treffen. Sie wich nicht zurück, ihre Entscheindung was längst gefallen.
Mit einem leisen Stöhnen senkte er seine Lippen auf die ihren. Er küßte sie so sanft, daß es beiden die Tränen in die Augen trieb.
Wie lange dieser zarte, nichts fordernde Kuß gedauert hatte konnte keiner von beiden sagen. Beide waren jedoch bis in die Grundfesten erschüttert als Kermit den Kuß beendete. Er starrte in die großen, fragenden Augen von Kes, die noch nicht ganz begreifen konnte was hier geschah.

Kes hob die Hand. Mit den Fingern zeichnete sie die Konturen seines Gesichtes nach. So zart, daß er es kaum spürte, fuhr sie über seine Augenbraue, seine Stirn, seine Nase, seinen Mund ohne ihren Blickkontakt auch nur eine Sekunde zu unterbrechen.
Kermits Hände glitten von ihren Wangen, er fand seinen Weg über ihre Schultern, strich über ihren Rücken und zog sie eng an sich, wollte ihren Köper an dem seinen spüren. Deutlich konnte er fühlen, wie ihr Körper von einem Zittern erfaßt wurde als sie sich der Länge nach berührten.
Der nächste Kuß den sie austauschten hatte mit dem ersten nichts gemein. All ihre Leidenschaft, die aufgestauten Gefühle und ihr Verlangen nacheinander lagen in diesem Kuß. Sie lösten sich erst als sie keinen Atem mehr hatten.
Es bedufte keiner Worte als Kermit den Arm um ihre Taille schlang und sie direkt in sein Schlafzimmer führte.

Im sanften Mondenschein entkleideten sie sich gegenseitig und sanken engumschlungen auf das Bett. Sie ließen sich viel Zeit den Körper des anderen zu erforschen. Genossen die kleinen Laute des Partners wenn sie eine besonders sensible Stelle entdeckt hatte. Kermit konnte es nicht fassen, daß sie hier in seinen Armen lag. Sie fühlte sich so gut, so weich, so fraulich unter seinen forschenden Fingern und Lippen an. Er hatte das Gefühl nach langem Suchen endlich nach Hause gekommen zu sein.
Kermit konnte nicht genug davon bekommen Kes immer und immer wieder zu berühren und zu streicheln. Erst als das Verlangen zu groß wurde und Kes ihn förmlich anflehte zu ihr zu kommen, gab er ihm nach und vollendete die Vereinigung. Zwei Körper vollkommen im Einklang mit der Natur, zwei Seelen verschmolzen zu einer einzigen.

Immer und immer wieder gaben sie ihrem fast unstillbarem Verlangen füreinander nach. Mit jeder Vereinigung kamen sie sich noch ein Stück näher als beim letzten Mal. Immer blieb die Vereinigung sanft und zärtlich, führte sie dadurch in ungeahnten Höhen ihrer Existenz.
Irgendwann forderte die Erschöpfung ihren Tribut und sie fielen, dicht aneinander geschmiegt, in einen tiefen Schlaf. "Genau so muß es im Himmel sein," waren Kermits letzte Gedanken.

Peter kehrte wenig später in ein vollkommen dunkles Appartement zurück. Eine kranke Patientin seines Vater hatte ihn aufgehalten, so daß er wesentlich später zurück kehrte als er es vorgehabt hatte.
Es schaute auf seine Armbanduhr, die kurz vor Mitternacht anzeigte. Peter konnte nicht glauben, daß die beiden schon schliefen. Er selber war nach wie vor hellwach, die Anspannung in seinem Körper ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Trotz der Meditation war sie nicht gewichen, was ihm sagte, daß der morgige Tag noch einiges an unangenehmen Überraschungen bereit halten würde. Leider besaß er nicht die Fähigkeiten seines Vaters, denn dieser wäre sicherlich in der Lage gewesen nach der genauen Ursache seines Unwohlseins zu forschen. Er nicht.

Peter beschloß nach den beiden zu sehen. Er hoffte, daß sich diese ungute Gefühl in seinem Magen nicht darauf bezog, daß Kes und Kermit nicht mehr da waren. Systematisch durchsuchte er die Zimmer. Ein Knoten formte sich in seinem Magen als er Kes Zimmer unbenutzt vorfand. Er hatte auch keine Notiz entdecken können, daß die beiden unterwegs waren.
Wie von selbst flog die Beretta in seine Hand. All seine Sinne waren in Alarmbereitschaft. Seltsamerweise konnte er keine Gefahr spüren.

Kermits Zimmer war das letzte das es zu durchforsten galt. Ohne ein Geräusch zu verursachen drückte er die Klinke hinunter und schob die Türe einen Spaltbreit auf, die Beretta im Anschlag.
Nur mit Mühe konnte er einen überraschten Laut unterdrücken, als er die beiden eng aneinander geschmiegten Gestalten in dem Bett erkannte. Leise schloß er die Türe, ein breites Grinsen auf dem Gesicht.

 

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