3. Teil
Autor: Fu-Dragon

 

Zwanzig Minuten später saßen sie in einem Geländewagen und fuhren einem nur Kermit bekannten Ziel entgegen. Der Detective sah Jenna deutlich an, wie müde und abgespannt sie war, und er nahm auch die Furcht wahr, die sie erfasst hatte. Nur konnte er sich im Moment nicht darum kümmern. Wichtig war jetzt, dass er sie in Sicherheit brachte. Pauls Anruf war zwar kurz gewesen, aber er hatte ihm viel verraten. Wenn Paul meinte, Rogers war auf dem Weg hierher, dann hieß es auch genau das.

Insgeheim bewunderte er Jenna sogar ein wenig, mit welcher Fassung sie es ertrug. Nicht wenige Frauen wären nach all dem ein reines Nervenbündel, nicht so sie. Jenna musste früh gelernt haben sich so zu beherrschen und er fragte sich woher das kam. Er würde es sicher noch heraus finden, Zeit genug hatten sie jedenfalls jetzt. Eine Unterhaltung kam nicht auf.

Kermit fuhr mehrere Stunden stur durch, bis er sein Ziel mitten in einem Wald erreichte. Eine kleine Blockhütte tauchte im Kegel der Scheinwerfer auf. Sie war nicht groß, sie war nicht komfortabel, aber sie lag sehr versteckt. Vor allen Dingen konnte er, da sie auf einer Anhöhe lag, auch eventuelle Angreifer frühzeitig entdecken. Von unten konnte die Hütte nicht gesehen werden, zumal sie zum großen Teil mit Efeu und anderen wild wachsenden Pflanzen überwuchert war.

Sie stiegen aus. Kermit drückte Jenna beide Koffer in die Hand, inklusive dem Laptop und einen länglichen Paket. Anschließend versteckte er das Auto unter einer geschickt verborgen Tarnplane, so dass es nun wie ein normaler Busch wirkte. Dann nahm er ihr einige der Sachen aus der Hand und ging zur Hütte vor. Nachdem er aufgeschlossen hatte, brachte er die Sachen in den verstaubten Raum und kehrte noch einmal um, um in dem kleinen Anbau direkt neben der Hütte einen kleinen Generator anzuwerfen.

Bald flammte Licht in der kleinen Hütte auf und Jenna konnte alles überblicken. Der Raum in dem sie sich befand, wirkte nicht sehr anheimelnd auf sie. Er war staubig und dreckig und Spinnweben hingen von der Decke. Außer einem Tisch, einem Kamin, einem Schrank, zwei Stühlen und einer kleinen Kochnische war der Raum total leer, sah man von den Spinnen ab die sie, aufgeschreckt durch das Licht, wegflitzen sah. Sie schüttelte sich angeekelt. Spinnen gehörten nicht zu ihren Lieblingstieren. Genau genommen hatte sie sogar eine Heidenangst vor diesen Tieren.

Instinktiv trat sie einen Schritt zurück und fühlte plötzlich harte Muskeln hinter sich. Sie konnte einen Schreckensschrei nicht unterdrücken. Warme, kräftige Finger legten sich auf ihre Schultern und drückten sie leicht.

"Kein Grund zur Aufregung, Miss Carpenter", raunte ihr die tiefe wohltönende Stimme ins Ohr.

Jenna trat wieder einen Schritt nach vorne, um der beunruhigenden männlichen Ausstrahlung Kermits zu entgehen. Seine Finger glitten von ihrer Schulter.
Fast entschuldigend meinte er: "Ich weiß wie es hier ausschaut, doch das ist nichts, was ein paar Eimer Wasser und ein Besen nicht wieder herrichten könnte. Ich war lange nicht mehr hier."

Jenna straffte sich und fügte sich in das Unvermeidliche. "Na dann sollten wir schnellstens sehen, dass das hier bewohnbarer wird. Ich habe keine Lust, so die Nacht zu verbringen."

Kermit blickte erstaunt auf den Rücken der vor ihm stehenden Frau. Sie war wirklich taff, das musste er ihr lassen. Probleme schien sie sehr schnell anzugehen, allerdings hatte sie in diesem Fall seine vollste Zustimmung.

"Da vorne in dem Schrank befinden sich Eimer und Lappen und aus der Pumpe am Waschbecken bekommen sie frisches Wasser. Lassen sie aber das Wasser erst eine Weile laufen, damit der Rost aus den Leitungen geht. Ich schlage vor, sie kümmern sich um das Zimmer hier, und ich stürze mich auf die Rückwärtigen Räume."

Jenna nickte und machte sich an die Arbeit.

Drei Stunden später erstrahlte die Blockhütte in neuem Glanz. Die Spinnweben waren mit Hilfe eines langen Besens beseitigt worden, wobei Jenna froh war, so einen Abstand zwischen sich und den aufgescheuchten Tieren zu haben und das Mobiliar, als auch der Boden, war geschrubbt. Kermit kam aus einem der Räume im hinteren Teil der Hütte, ebenfalls einen Eimer mit Dreckwasser in der Hand.

"So, das wäre erledigt", äußerte er.

Jenna ließ sich mit einem Ächzen auf einen der Stühle fallen und barg den Kopf in ihren Händen. "Gott sie Dank. Ich bin vollkommen erledigt", gestand sie.

Kermit betrachte die mollige Frau an seiner Seite. Das Licht zeigte deutlich die Blässe ihrer Haut, selbst die Sonnenbrille konnte ihre Müdigkeit nicht mehr verstecken.

"Sie sehen nicht gerade gut aus, Miss Carpenter", lautete sein Kommentar.

Sie schenkte ihm einen undefinierbaren Blick. "Vielen Dank, Detective Griffin. Das ist genau das, was jede Frau gerne hörten möchte." Ihr Blick wanderte zu ihrer Uhr am Handgelenk. "Außerdem wären sie auch nicht mehr fit wenn sie seit nunmehr fast 40 Stunden auf den Beinen wären."

Mit den wenigen Worten gelang es ihr, ihm ein schlechtes Gewissen zu bereiten. Er hatte wirklich vollkommen vergessen, dass sie einen zwölfstündigen Flug aus England hinter sich hatte und seitdem auch ständig in Bewegung gewesen war.

"Ich denke, dann wird es höchste Zeit, dass sie endlich zu ihrem wohlverdienten Schlaf kommen", erwiderte Kermit, packte die beiden auf dem Tisch stehenden Taschen und trug sie schnurstracks in ein Zimmer.

Mit einem Ruck fuhr Jenna auf. Ein Zimmer? Schnell lief sie ihm hinterher und lehnte sich an den Türrahmen. Ihr Blick schweifte durch das kleine Zimmer in dem nichts außer ein etwas breiteres, frisch bezogenes Bett und ein Schrank stand.

"Das ist jetzt aber nicht ihr ernst", empörte sie sich, während sie beobachtete, wie er die beiden Taschen fein säuberlich an den Schrank stellte.

"Glauben sie, ich bin hier um Scherze zu machen?", erkundigte er sich, eine Augenbraue nach oben gezogen.

"Sie werden jedenfalls nicht zusammen mit mir in einem Raum schlafen!" Der Satz purzelte heraus, bevor sie ihn zurück nehmen konnte.

Kermit wirbelte zu ihr herum. Der Blick, den er ihr durch die Gläser zuwarf sprach Bände. Während er redete kam er langsam auf sie zu.

"Hören sie, Miss Carpenter. Die Hütte ist ziemlich klein, vielleicht sogar zu eng für zwei Personen. Aber mehr Platz steht nun mal nicht zu Verfügung und sie sollten sich schleunigst damit abfinden. Ich werde wegen ihnen keinesfalls auf dem Boden schlafen oder ähnliches. Das Bett ist breit genug und wegen ihrer Unschuld brauchen sie sich keine Sorgen zu machen, im Moment habe ich sicher anderes im Sinn. Nichts läge mir ferner als sie anzurühren!"

Er trat so nah an sie heran, dass Jenna seinen Atem an ihrem Haar spüren konnte. Der Türrahmen in ihrem Rücken hinderte sie daran, zurück zu weichen. Groß und bedrohlich stand er vor ihr, die Hände locker in die Hüften gestützt.

"Haben wir uns jetzt verstanden, Miss Carpenter?", fragte er hart.

Jenna, die sich wie paralysiert fühlte, brachte ein schwaches "Ja", hervor.

"Gut." Er machte eine Pause. "Dann gehen sie jetzt schlafen."

Mit diesen Worten schob er sich an ihr vorbei und schloss die Türe hinter sich.

Jenna fuhr sich mit zitternden Fingern durch die Haare. Ihr Beine trugen sie nicht länger. Langsam rutschte sie am Türrahmen auf den Boden. Dank ihrer unüberlegten Worte hatte sie seinen geballten Ärger auf sich gezogen. Sie schwor sich, nie wieder etwas zu tun, was ihn so verärgerte. Das wollte sie nicht noch einmal erleben. Gegen diese Ausstrahlung kam sie sich absolut machtlos vor und er hatte sie mit seiner Reaktion bis in den hintersten Winkel ihrer Seele erschreckt.

Jenna brauchte einige Minuten, um sich wieder zu beruhigen. Dann erhob sie sich, nahm eine kurze Dusche in dem recht anheimelnden, wenn auch engen Badezimmer, froh über das Warmwasser aus einem Boiler. Dann zog sie ihre Nachtsachen, ein Bigshirt und eine Leggins, an und fiel wie tot ins Bett. Fast augenblicklich fielen ihr, trotz aller Sorgen, die Augen zu und sie driftete in tiefen, traumlosen Schlaf.

*****

Die Strahlen der Morgensonne schienen durch das Fenster und kitzelten Jenna an der Nase. Verschlafen rieb sie die Augen, noch immer ziemlich müde. Im ersten Moment erkannte sie die Umgebung um sich herum nicht, dann fiel ihr alles wieder ein. Jenna riss die Augen auf. Tatsächlich, neben ihr lag ein schlafender Mann! Er musste wohl Nachts irgendwann zu ihr gekommen sein, sie hatte es nicht bemerkt.

Leise, um ihn nicht zu wecken, drehte sie sich auf die Seite und stützte ihren Kopf auf ihren Ellbogen, betrachtete den Mann, der neben ihr schlief. Schatten tanzten über das schwarze, halblange Haar mit der silbrigen Locke in der Stirn und das maskulin-männlich, kantige Gesicht. Selbst im Schlaf wirkte er noch gefährlich und voller Energie. Lange, dunkle Wimpern ragten fast bis zu seiner Wange und der Schatten eines dunklen Bartes machte ihn überragend sexy. Jede Frau wäre wohl glücklich nach einer heißen Liebesnacht, neben so einem Mann aufzuwachen.

Sie seufzte unhörbar. Jede andere Frau, nur nicht sie. Für so einen Mann war sie nicht attraktiv genug, vor allem nicht mit ihren Pfunden, die sie zuviel auf den Rippen hatte. Sie wusste wie sie aussah. Sie ähnelte eher einer kleinen, grauen Maus und verkörperte sicher nicht das, wonach sich ein Mann wie Kermit verzehrte. Er konnte die attraktivsten Frauen haben wenn er nur mit den Fingern schnippte, genau wie sein Partner Peter auch, bei dem ihr Herz einen kleinen Sprung gemacht hatte, als sie ihn das erste Mal erblickte. Nur war bei Peter dieses Gefühl schnell in ein eher freundschaftliches Gefühl gewechselt, im Gegensatz zu dem Mann der neben ihr schlief. Jenna rief sich zur Ordnung, als sie merkte in welche Richtung ihre Gedanken abzuschweifen drohten.

Mit einem Ruck drehte sie sich zur Seite und stand auf. So leise wie möglich suchte sie sich ihre Kleider für den Tag heraus und verschwand im Badezimmer. Nach der kurzen Dusche fühlte sie sich wesentlich wohler. Sie beschloss, in den Wohnraum zu gehen und den Computer anzuschließen. Was dies anbelangte war sie froh, diese Leidenschaft mit Kermit teilen zu können, denn ohne Computer fühlte sie sich nur wie ein halber Mensch. Schnell hatte sie die halb versteckte Strombuchse gefunden und steckte den Laptop ein. Allerdings fragte sie sich, wie sie in dieser Gottverlassenen Gegend ins Internet kommen sollte.

Egal, ein paar Spiele hatte Kermit sicher auch auf dem Laptop, so dass sie sich damit die Zeit vertreiben konnte. Dabei hoffte sie, dass er nicht sauer war, wenn sie ohne sein Wissen den Laptop benutzte. Immerhin hatte er ihr gestern Abend noch das Passwort verraten und daher nahm sie an, dass er nichts dagegen hatte. Behutsam öffnete sie den Deckel und pfiff leise durch die Zähne. Dieser Teufelskerl hatte tatsächlich eine Sattelitenverbindung eingebaut, von der aus er jederzeit ins Internet kommen konnte.

Die Verbindung war schnell aufgebaut und Jenna fühlte sich in ihrem Element. Sie surfte ein wenig durch die weiten des Internets, bis sie eine interessante Seite fand. Es handelte sich um Informationen über die neuesten Hackertools inklusive eines Forums mit Chatroom und Jenna vergaß alles um sich herum, während sie mit Gleichgesinnten plauderte.

"Ich glaube sie sind nicht mehr ganz bei Trost!", erklang eine ärgerliche Stimme hinter ihr.

Ein große Hand griff nach dem Laptop und schloss ihn nicht gerade sanft. Jenna konnte eine leisen Schrei nicht unterdrücken und sprang von ihrem Stuhl hoch. Wütend blitzte sie ihn an.

"Was soll das denn nun schon wieder? Glauben sie ich klaue ihnen irgendwelche Daten von ihrem kostbaren Laptop oder was?"

"Ja sind sie denn total verrückt geworden einfach mit anderen zu chatten? Noch dazu in einem Hackerforum? Da braucht nur einer ihre IP zu knacken und schon hat er unseren Standort!"

"Über eine Sattelitenverbindung und mit den Sicherheitsvorkehrungen, die sie installiert haben? Da kommt doch gar keiner ins System, zumindest nicht unbemerkt. Sie haben keinen Anfänger vor sich, Detective Griffin!"

"Möglich ist alles, Miss Carpenter. Erinnern sie sich an einen Spruch der da lautet: Es gibt immer einen besseren als sich selbst? Sie sollten wirklich alt genug sein, um mehr nachzudenken bevor sie etwas tun!"

"Die Risiken von denen sie sprechen, kann ich sogar sehr gut abwägen, Detective. Wir befanden uns zu keinem Zeitpunkt in Gefahr!"

"Und ob sie in Gefahr sind. Haben sie schon vergessen, dass ein gewissenloser Söldner namens Rogers hinter ihnen her ist?"

"Na und? Das hat doch rein gar nichts mit dem Internet zu tun."

Damit schien sie ihn eiskalt zu erwischen. "Jedenfalls werde ich gleich das Passwort für den Zugang ändern, damit sie keinen Unsinn mehr anstellen können. In Zukunft werden sie nur in meiner Gegenwart am Computer arbeiten damit das klar ist!", meinte er, nicht auf ihre Worte eingehend.

"Ihr Passwort habe ich in ein paar Minuten geknackt. Ich lasse mir nichts verbieten!", rief sie, immer mehr in Rage geratend.

Kermit kam drohend auf sie zu und riss sich dabei die Brille von der Nase. "Treiben sie es nicht auf die Spitze, Miss Carpenter. Ich kann auch anders!"

Instinktiv wich Jenna ein paar Schritte zurück, erschreckt durch den kalten Zorn, der in seinen Augen schwelte. Abwehrend hob sie die Hände. "Schon gut, schon gut , ich habe verstanden."

Auch Kermit beruhigte sich zusehends und setzte seine Gläser wieder auf. Schon wieder hatte er sie unabsichtlich zu Tode erschreckt, doch er hatte bei ihrer dummen Tat einfach rot gesehen. Dass sie sich im Büro einfach in seinen Computer gehackt hatte, ging ihm noch immer nach. Dazu kam noch, dass er absolut nicht verstehen konnte, warum er einfach weiter geschlafen hatte, als sie das Zimmer verließ. Normalerweise wachte er bei dem kleinsten Geräusch auf und er war hier um sie zu beschützen.

Im versöhnlichen Ton meinte er: "Frühstücken wir erst mal und dann sehen wir weiter. Streit ist nicht unbedingt gut, um einen neuen Tag anzufangen."

"Da haben sie voll und ganz recht", stimmte ihm Jenna zu.

Wenig später saßen sie einträchtig nebeneinander und frühstückten. Jenna hatte es übernommen, den Kaffee zu kochen und Kermit hatte die mitgebrachten Eier gebraten. Jenna hatte grinsen müssen, als sie Essensvorrat erblickt hatte. Damit würden sie es einige Wochen aushalten können. Die Stimmung wurde zusehends lockerer.

Kermit meinte: "Mich würde brennend interessieren, wie sie es geschafft haben in meinen Computer einzudringen."

Jenna grinste leicht. "Och, so schwer war das gar nicht, wenn man das richtige Programm dafür hat."

"Also meines Wissen nach gibt es für das System, das ich verwende, noch kein Programm, das dies tun könnte."

Jenna wurde tatsächlich ein wenig rot. "Damit haben sie schon recht. Im Normalfall ist ihr System tatsächlich so gut wie nicht zu knacken. Nur liegt der Fall so, dass ich gerade in letzter Zeit, öfter mit diesem System zu tun hatte. Und so bin ich hergegangen und habe mir ein eigenes, kleines Programm geschrieben, mit dem ich bestimmte Sicherheitsprotokolle umgehen kann. Nur deshalb ist es mir gelungen, so schnell in ihren Computer einzudringen."

"Mein Hochachtung, Miss Carpenter. Warum vermarkten sie das Programm nicht? Sie könnten sehr viel Geld damit verdienen."

Jenna zuckte die Schulter. "Geld ist nicht alles, Detective. Mir geht es nur um die Arbeitserleichterung und vielleicht auch um den Stolz etwas geschafft zu haben, was noch keinem anderen eingefallen ist. Mehr brauche ich nicht. Ich habe keine Lust, mich mit irgendwelchen Patentrechten herumzuschlagen, oder gar mit der Presse."

"Das kann ich gut verstehen. Ich mag es ebenfalls nicht, wenn man in meine Privatsphäre eindringt. Haben sie das Programm zufällig hier?"

"Natürlich, ich trage es immer mit mir herum. Es ist so klein, dass es Problemlos auf eine Diskette passt. Wenn sie wollen zeige ich ihnen nachher wie es funktioniert."

"Sehr gerne sogar, ich bin immer bereit Neues zu lernen."

"Sie werden überrascht sein, wie einfach das ist. Ich wette mit ihnen, dass sie das Programm nach spätestens zwei Minuten durchschaut haben bei ihrem Können."

"Abwarten, Miss Carpenter. Vielleicht überschätzen sie mich auch total."

Sie blickte ihn schräg von der Seite an. "Das glaube ich weniger. Ich denke in der Richtung schenken wir uns absolut nichts. Am Computer wären wir sicher ein tolles Team. Übrigens wäre es mir sehr recht, wenn sie mich Jenna nennen würden. Miss Carpenter klingt immer so steif."

Kermit setzte sein berühmtes Wolfsgrinsen auf und streckte ihr die Hand entgegen, die sie auch ergriff.

"Einverstanden, Jenna. Ich heiße Kermit und wenn wir schon dabei sind, können wir gleich zum Du übergehen, immerhin haben wir schon eine Nacht miteinander verbracht."

Er freute sich diebisch, als er sah wie Jenna nach Luft schnappte und tatsächlich rot wurde. Ihr Aufstehen und nach den leeren Tellern greifen glich schon einer Flucht.

Knapp fünf Minuten später saßen beide vor dem Laptop. Jenna erklärte Kermit die Funktionsweise des Programms und der Computerfreak hörte aufmerksam zu. Bald waren sie nur noch am fachsimpeln. Die Zeit verging wie im Flug. Es war fast schon Mittag, als sie sich vom Laptop trennten.

Kermit sah Jenna mit ganz anderen Augen. Sie war wirklich eine Fachfrau, der man in Punkto Sicherheit nichts vormachen konnte. Selbst er hatte in den wenigen Stunden ein paar Dinge dazu gelernt. Jenna ging es nicht anders. Vor dem Computer ergänzten sie sich wirklich hervorragend. Von beiden unbemerkt, zog sie sich das Band der Freundschaft ein wenig enger zu.

Kermit erhob sich zuerst und streckte sich. Jenna tat es ihm gleich und Kermit genoss den Anblick auf ihre üppigen Brüste, die fast ihre leichte Bluse zu sprengen drohten.

"Mittagessen?", erkundigte er sich.

"Nein danke, ich habe keinen Hunger. Aber wenn du möchtest, dann mache ich dir schnell eine Kleinigkeit zu Essen."

"Das ist nicht nötig, ich habe ebenfalls keinen Hunger. Ich denke, dann können wir mit der ersten Lektion anfangen."

"Lektion? Was meinst du denn jetzt damit?"

"So sehr es auch Spaß macht, mit dir vor dem Laptop zu sitzen, sollten wir die Realität nicht aus den Augen verlieren. Das bedeutet, dass nach wie vor ein gewisser Rogers hinter dir her ist. Paul hat mich am Telefon gebeten, dir ein paar Tricks zur Verteidigung beizubringen, damit du nicht ganz so unbedarft bist im Notfall. Ich werde dir jetzt zeigen wie man mit einer Waffe umgeht, und du bekommst Gelegenheit zu üben. Heute Abend zeige ich dir dann ein paar Tricks zur Selbstverteidigung."

Jenna verzog das Gesicht. "Nichts gegen Selbstverteidigung, liebend gern sogar, denn das kann Frau immer brauchen. Aber mit Waffen habe ich Probleme. Ich mag die Dinger nicht."

"Jenna, dein Einwand ist irrelevant. Denke daran, dass ich oder jemand anderes, nicht immer zur Stelle sein können, um dich zu beschützen. Stell dir mal vor, ein kleines Kind wird von diesem Verrückten angegriffen und du hättest es verhindern können, indem du auf ihn geschossen hättest. Nur konntest du das nicht, weil du nicht wusstest wie du mit der Waffe in deiner Hand umgehen musst. Würdest du dich da wohl fühlen?"

Sie senkte den Kopf. "Nein, aber..."

"Kein aber, Jenna. Ich werde dir den Umgang mit der Waffe beibringen und wenn du dich noch so sehr sträubst. Es dient nur zu deiner eigenen Sicherheit."

Jenna zuckte nur die Schultern und fügte sich in das Unvermeidbare. Gerade eben hatte sie ihm mitteilen wollen, dass sie sehr wohl mit Waffen umgehen konnte, obwohl sie eine Abneigung dagegen hegte. In früheren Jahren war sie aktives Mitglied in einem Schießverein, bis dahin sogar ein richtiger Waffennarr, gewesen. Bis einem der Kinder, die dort ebenfalls trainierten, durch einen unglücklichen Unfall ein Auge ausgeschossen wurde. Seitdem war sie nie wieder hin gegangen und hatte auch keine Waffe mehr angerührt. Sollte er nun eben seine erste Überraschung erleben wenn er so unhöflich war, sie nicht ausreden zu lassen.


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