8. Teil
Autor: Fu-Dragon

 

Drei weitere Männer traten mit erhobenen Gewehren aus dem Unterholz und entwaffneten sowohl Kermit als auch Jenna.

"Schön, dass ihr es uns so leicht gemacht habt. Du hast wirklich deinen Schneid verloren, alter Mann", spöttelte Rogers.

Kermit schalt sich selbst einen Trottel, weil er nicht besser aufgepasst hatte. Mit der Sorge um Jenna im Hinterkopf, hatte er tatsächlich ihre Sicherheit vernachlässigt und das rächte sich jetzt bitterlich.

"Lass sie gehen, Rogers. Du hast ja jetzt mich", versuchte er Jennas Leben zu retten.

"Auf keinen Fall!" Der Ausruf kam von Jenna.

Rogers Aufmerksamkeit wandte sich Jenna zu. Provozierend langsam trat er um die beiden herum und baute sich vor ihnen auf.

"Ja wen haben wir denn da, unsere kleine Computermaus. Schade, dass ich dich nicht gleich beim ersten Mal erwischt habe. Du bist echt clever wie du mir auf die Spur gekommen bist. Keine Lust unserer Truppe beizutreten? Jemanden wie dich könnte ich gebrauchen."

"Niemals, sie Schwein", stieß Jenna hervor.

Rogers Miene verfinsterte sich, ein grausames Lächeln umspielte seine Lippen.

"Du solltest ein wenig mehr Respekt haben, junge Dame", tadelte er sie.

Er trat dichter an Jenna heran, die ihm hoch erhobenen Hauptes entgegen sah. Nicht bereit, auch nur einen Zentimeter nach zu geben.

"Och sieh mal, sie hat sich verletzt, wie traurig", meinte er scheinheilig. Dann schlug er zu, traf mit der Faust genau ihre verletzte Schulter.

Jenna schrie auf und sank in die Knie. Die Sonnenbrille flog ihr von der Nase. Keuchend blieb sie liegen.

"Das sollte dich lehren, wie man sich mir gegenüber zu verhalten hat", verhöhnte er sie. Noch einmal trat er zu und stieß ihr den Fuß in die Rippen.

"Hör auf!"

Wäre Kermit nicht von zwei Männern festgehalten worden, er hätte sich ungeachtet der auf ihn gerichteten Waffen auf Rogers gestürzt. Kalte Wut und blanker Hass glomm in seinen Augen. Es zeigte sich wieder einmal wie grausam und menschverachtend Rogers war und Kermit hatte nur einen Wunsch: Ihm eine Kugel in den Kopf zu jagen, und dem Schrecken ein für alle mal ein Ende zu setzen.

"Ich werde dich vernichten, Rogers", drohte er mit leiser, eiskalter Stimme.

Rogers wandte sich Kermit zu, nicht ohne noch mal den wehrlosen Körper von Jenna getreten zu haben. Er riss ihm die Sonnenbrille von der Nase und grinste den Detective teuflisch an.

"Ein großes Wort für jemanden, dessen letzte Minuten gekommen sind. Du bist jetzt genauso hilflos wie damals", verspottete er Kermit grausam. Er weidete sich an Kermits Seelenqual, die er nicht mehr verstecken konnte.

"Ja Kermit, wieder einmal hast du versagt. Du konntest die Kinder in Bahrein nicht retten und du kannst auch die Kleine hier nicht retten. Wie fühlt es sich an, auf der ganzen Linie versagt zu haben? Kermit Griffin, der große Söldner steht hier und zittert wie ein Schuljunge. Du hast vollkommen deinen Schneid verloren, mein Lieber, bist in die Falle getappt wie ein blinder Pudel. Eigentlich sollte ich dich Leben lassen, dich einsperren und zusehen, wie du an deinen eigenen Schuldgefühlen zu Grunde gehst."

Rogers lachte laut bei diesem Gedanken und fuhr mit seinem Monolog fort. "Ja, ich denke genau das werde ich tun. Du wirst zusehen wie ich deine kleine Schutzbefohlene langsam um die Ecke bringe. Sie wird furchtbar leiden und all das hat sie nur dir zu verdanken. Nur dir!"

Auf einen Wink von ihm, wurde Kermit hart in die Haare gegriffen und sein Blick auf die am Boden kauernde Jenna gesenkt.

"Hier, schau sie dir an. Sieh welche Schmerzen ich ihr bereiten werde. Sie wird mich anflehen sterben zu dürfen, wenn ich mit ihr fertig bin."

Kermit konnte kaum noch Atmen in dem harten Griff der Männer. Unbändige Wut ließ seinen Körper erzittern. Doch schlimmer aber als der Schmerz in seinem Körper, war die Qual, die seine Seele durchlitt.

Plötzlich hielt Rogers ein Messer in der Hand und riss Jennas Kopf nach oben. "Los du Schwächling, sieh in ihre Augen. Vergiss nie, DU bist schuld an allem, was ihr jetzt widerfährt, Kermit."

Ihre Blicke trafen sich, der Ausdruck in Jennas Augen ließ sich nicht beschreiben. Vieles konnte man darin erkennen, doch keine Angst. Selbst in dieser Situation versuchte sie ihm Mut zu machen alles durchzustehen. Nie würde er diesen Blick vergessen können. Das Adrenalin rauschte durch Kermits Venen, verbissen kämpfte er gegen den Griff der beiden Männer, nur um erneut nieder gerungen zu werden und mit dem Gesicht im Staub zu landen. Gleich darauf wurde er wieder hoch gerissen, und gezwungen zu Jenna zu schauen.

"Bleib ganz ruhig, wir schaffen das", hörte Kermit Jennas Stimme klar und laut.

Selbst Rogers schien durch ihre Worte durcheinander gebracht zu sein. Unglauben spiegelte sich in seiner Miene. Dann umspielte seine Lippen ein sardonisches Grinsen.

"Schade, schade, ich hatte so gehofft deine Angst zu spüren, kleines Mädchen. Das geilt mich nämlich auf musst du wissen. Mal schauen, ob ich es nicht doch noch schaffe."

Plötzlich spürte Kermit eine fremde Macht in seine Gedanken eindringen. Sie brachte ihm Kraft zurück und füllte ihn ganz auf mit ihrer Wärme. Für ihn konnte das nur eines bedeuten, Caine befand sich in ihrer Nähe. Tief atmete er durch, spannte seine Muskeln an, um im richtigen Moment angreifen zu können. Noch waren alle anderen ahnungslos.

Rogers beugte sich zu Jenna hinunter, das Messer zuckte in seiner Hand. "Weißt du worauf ich am meisten stehe? Anderen die Haut bei lebendigem Leibe vom Körper zu ziehen", höhnte er.

Die Messerspitze berührte die zarte Haut am Ansatz des Brustbeins. Jenna spürte wie der kalte Stahl in ihre Haut stach und langsam nach unten gezogen wurde. Blut quoll aus der Wunde. Seltsamerweise spürte sie keinen Schmerz, irgend etwas gab ihr Kraft. Für Rogers total überraschend wuchtete sie sich nach oben und schlug ihm mit einem gutgezielten Hieb ihrer unverletzten Hand das Messer aus der Hand.

"Waffen weg, Polizei", ertönte es in derselben Sekunde.

Ein Durcheinander brach aus. Peter, Skalany, T.J., Jody und noch 2 weitere Polizeibeamte jagten auf die Bande zu. Schüsse peitschten durch die Luft. Kermit warf sich mit aller Kraft nach vorne und konnte so die Männer loswerden, die ihn festhielten. Der Revolver des Einen flog wie von selbst in seine Hand. Er hatte nur noch ein Ziel: Rogers. Doch dieser hatte sich von seiner Überraschung erholt und zielte mit seiner Waffe auf Jenna.

"Eine Bewegung , Griffin und sie stirbt. Selbst wenn du mich erschießt, schaffe ich es immer noch den Abzug durchzuziehen. Das gilt auch für alle anderen", schrie er.

Die Kampfgeräusche verstummten. Rogers registrierte, dass all seine Männer schon am Boden lagen und so schnell auch nicht mehr aufstehen würden. Die sechs Polizisten standen wie erstarrt da. Keiner rührte sich.

"Los, Waffen weg", befahl er mit kalter Stimme.

"Tut was er sagt", bestätigte Kermit den Befehl. Sein Revolver fiel mit einem dumpfen Laut zu Boden. Die anderen taten es ihm gleich.

"So und jetzt alle die Hände über den Kopf und her zur rechten Seite damit ich euch sehen kann."

Auch das wurde ausgeführt. Rogers beobachtete alles mit tiefer Befriedigung.

"Los aufstehen", befahl er Jenna.

Hilflos musste Kermit zusehen wie sich Jenna nach mehreren erfolglosen Versuchen auf die Beine kämpfte und schwankend stehen blieb. Ihm wurde klar, dass er es auf keinen Fall schaffen würde, Rogers rechtzeitig zu erreichen, bevor er schießen konnte. Keinem fiel auf, dass Jenna die unverletzte Hand hinter ihrem Rücken verborgen hielt, auch Rogers nicht. Ein Schwall Blut trat aus der Wunde an ihrem Brustkorb und durchnässte das Shirt.

Rogers Stimme klang absolut siegessicher. "Brav wie ihr Bullen Befehle ausführen könnt. Ihr seid alle so berechenbar."

"Noch hast du nicht gewonnen, sieh mal hinter dich", kam es von Jenna. Ihre grünen Augen blitzten in der untergehenden Sonne voller Entschlossenheit.

Die Sekunde in der Rogers abgelenkt war, reichte Jenna. Ihre Hand schoss hinter ihrem Rücken vor. Sie hielt das Messer in der Faust, das sie Rogers aus der Hand getreten hatte und sie stach blindlings zu. Rogers taumelte zurück. Tiefstes Unglauben spiegelte sich in seinem Blick, als er auf das Messer in seinem Bauch blickte. Irre lachend hob er die Hand in der er die Waffe noch immer hielt und zielte auf Jenna.

Ein Schuss peitschte durch die eingefroren wirkende Szenerie. Jenna zuckte zusammen in Erwartung, jeden Augenblick den Einschlag in ihrem Körper zu spüren, doch nichts geschah. Mit großen Augen entdeckte sie das kleine Loch, das mitten in Rogers Stirn prangte. Seine brechenden Augen fixierten sie, dann fiel er um.

Alles um sie herum schein plötzlich verlangsamt zu sein. Sie drehte den Kopf und gewahrte Kermit direkt neben sich, die Waffe noch in der Hand. Wie durch einen Nebel drangen seine Worte in ihr Gehirn. "Es ist vorbei Jenna." Dann spürte sie, wie ihre Beine unter ihr nachgaben und sie Kermit in die Arme sank.

Der Detective verlor durch die unerwartete Bewegung ebenfalls das Gleichgewicht und ging, sie in den Armen haltend, zu Boden. Er bette ihr Kopf in seinem Schoß und schrie: "Wir brauchen dringend einen Krankenwagen!"

Peter kniete sich neben ihn und presste Jenna ein Tuch auf den langen Schnitt, um die Blutung zu stoppen. Der Rest der Truppe beschäftigte sich damit, die Verbrecher abzuführen.

"Hilfe ist schon unterwegs, Kermit."

Dieser reagierte nicht auf Peters Anwesenheit. Immer wieder strich er Jenna übers Gesicht und flüsterte: "Hey, gib bloß nicht auf, Süße. So kurz vor dem Ziel schlapp machen gilt nicht. Lass mich bloß nicht alleine."

Peter respektierte den Wunsch seines Partners, nicht angesprochen zu werden. Selten hatte er Kermit in so einer Verfassung erlebt. Normalerweise versteckte er sämtliche Emotionen hinter seiner Brille und seiner undurchdringlichen Maske, doch hier konnte er deutlich erkennen welch Sorge und Furcht ihn im Griff hielt. Inständig betete er, dass die Rettungsmannschaft noch rechtzeitig hier auftauchte. Um Jenna stand es gar nicht gut. Sie atmete kaum noch und selbst durch das inzwischen blutdurchtränkte Tuch hindurch konnte er die Hitze ihres Körpers fühlen, die sie innerlich zu verbrennen drohte. Der Kampf mit Rogers musste ihre letzten Kräfte abverlangt haben.

Sirenen wurden laut, ganz in der Ferne nahm Peter das Knattern eines Hubschraubers wahr. Eine Minute später waren die Sanitäter vor Ort. Fast gewaltsam zog er Kermit von Jenna fort, um den Helfern Zugang zu ihr zu verschaffen. Sie beobachteten wie Jenna Erstversorgt und dann auf eine Trage gelegt wurde. Unzählige Schläuche waren an ihrem Körper angebracht. Die Sanitäter hoben die Trage hoch, um Jenna zum Hubschrauber zu bringen, der in der Zwischenzeit irgendwo auf einer Lichtung gelandet war.

Zu aller Erstaunen öffnete Jenna plötzlich die Augen. "Ker...mit?" Nur ein Hauch.

Sofort stand er neben ihr und ergriff ihre Hand. "Es wird alles wieder gut, Jenna", flüsterte er ihr zu.

Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen. "Schön zu sehen, dass es dir gut geht. Ist Rogers..."

Ihre Stimme brach, als eine Schmerzwelle über ihren Körper fegte. Sie drückte seine Hand, dass er meinte sie würde ihm die Finger brechen. Er wartete ab, bis sie wieder zu Atem kam.

"Er wird dir nie wieder etwas antun, Süße. Werde du nur schnell gesund."

Ihre Augen verschleierten sich. "Sicher doch. Sonst ist keiner mehr da, der dich so auf die Palme bringt wie ich", scherzte sie matt und entlockte Kermit dadurch ein kleines Lächeln, das allerdings die Sorge in seinem Gesicht nicht verdecken konnte.

"Scht, du sollst dich jetzt nicht anstrengen. Mach dir darüber keine Gedanken."

Ihr fielen die Augen zu, mit letzter Anstrengung hob sie noch einmal die Lider.

"Ker...mit?"

"Ja?"

Er musste sich dicht über sie beugen damit er verstand, was sie sagte. "Pass gut auf dich auf. Versprich es mir."

Er spürte, wie ihm die Tränen in die Augen schossen. Selbst jetzt dachte sie nur an ihn.

"Das werde ich, versprochen...Partner!" Auch seine Stimme brach.

"Schön."

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, ein letzter Blick, voller Wärme auf ihn gerichtet. Ihr Hand erschlaffte und rutschte aus seiner.

"Nein...Jenna!"

Ein Aufschrei der jedem, der es hörte, das Blut in den Adern gefrieren ließ. Die Sanitäter setzten sich in Bewegung. Peter griff schnell zu und stützte seinen schwankenden Freund, der den Anschein machte, ihnen nachlaufen zu wollen.

"Beruhige dich, Partner. Sie ist nur Ohnmächtig geworden."

"Wirklich?"

Fast kindlich, schutzsuchend wirkte der Blick, den Kermit dem jüngeren Cop zuwarf.

"Ja, doch. Sie verladen sie nur in den Hubschrauber."

Peter tat das Einzige, was ihm einfiel. Er zog seinen Freund einfach in die Arme und hielt seinen zitternden Körper fest. Kermit wehrte sich nicht einmal, ganz gegen seine Gewohnheit. Mehrere Minuten hielt Peter Kermit so fest, spendete ihm die Kraft und die Zuversicht, die er jetzt so dringend benötigte.

Inzwischen waren sie ganz alleine hier. Der Hubschrauber war weggeflogen und die Kollegen waren mit den Söldnern unterwegs ins nächste Gefängniskrankenhaus.

Noch nie hatte Peter den, ansonsten so emotionslosen, Ex-Söldner in solch einer zerbrechlichen Verfassung erlebt. Es erschütterte ihn bis in die Grundfesten. Ihm wurde klar, dass Kermit für diese Frau wesentlich mehr empfand als nur Sympathie. Inbrünstig hoffte er, dass sie es überlebte.

Er spürte wie sich Kermit straffte. Peter trat einen Schritt zurück und beobachtete ihm wortlos. Ein Blick wechselte zwischen den beiden gänzlich verschiedenen Personen, der besagte, dass diese paar Minuten nie jemand anderes erfahren würde. Das blinde Vertrauen, das ein Mann in den anderen setzte war ungebrochen.

Peter war es, der die nachfolgende Stille unterbrach. "Komm, fahren wir ins Krankenhaus."

Kermit nickte, bückte sich, sammelte beide Sonnenbrillen ein, setzte seine eigene auf die Nase und folgte ihm, nach Außen hin wieder ganz ruhig und mit undurchdringlicher Miene.

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