Kapitel 3
Autor: Fu-Dragon

 

Schwerfällig ging die Sonne am Horizont auf, der seit ewigen Zeiten andauernde Kampf zwischen Dunkelheit und Helligkeit begann. Die ersten Sonnenstrahlen erreichten die Bergwipfel und ließen sie glühen, als wären sie aus reiner Lava gemacht. Die Tautropfen, die noch an den Blüten hingen, schimmerten in allen Regenbogenfarben sobald der erste schwache Lichtstrahl sie traf. In dem ruhigen Wasser des Sees spiegelte sich der Sonnenaufgang. Es hatte den Anschein, als ob ein tiefes, rotes Feuer aus dem Inneren des Sees hervorkam, das immer mehr an Intensität zunahm.

Cara stand, vollkommen fasziniert, am Rande des Plateaus und beobachtete mit großen Augen das Schauspiel, das sich ihr bot. Eine sanfte Brise keimte auf und wirbelte ihre langen Haare durcheinander. In der Ferne erklang das erste, zurückhaltende Zwitschern der Vögel, die aus ihrem Nachtschlaf erwachten. Tief zog Cara die frische, reine Luft in ihre Lungen und genoss die Ruhe, die das friedliche Plateau umgab.

"Guten Morgen, Prinzessin, du bist aber schon früh auf den Beinen", durchbrach ein tiefer Bariton die Stille.

Cara zuckte zusammen und wandte sich dem Mann zu, dem ihr Herz schon seit langem gehörte.

"Kermit...erschreck mich doch nicht so. Ich habe dich nicht kommen gehört."

Kermit schenkte ihr sein breitestes Lächeln. "Du warst so versunken in deine Betrachtung, dass du nicht einmal mitbekommen hättest, wenn eine Herde Elefanten hier vorbei getrampelt wäre."

Cara wandte sich wieder dem Naturschauspiel zu und machte eine weit ausholende Geste mit der Hand.

"Schon möglich. Ist dieser Sonnenaufgang nicht wunderbar? Ich konnte einfach nicht länger liegen bleiben, das musste ich mir anschauen. So etwas schönes habe ich noch nie gesehen", erwiderte sie in einem Tonfall, der all ihre Bewunderung ausdrückte.

"Ich auch noch nicht", gab Kermit zurück, allerdings waren sein Augen einzig und allein auf Cara gerichtet.

Mit einem großen Schritt überbrückte er den Abstand zwischen ihnen und schlang beide Arme von hinten um ihre Taille. Cara seufzte zufrieden und kuschelte sich eng an seine breite, warme Brust. Kermits Hand schlüpfte frech unter das kurze T-Shirt und zeichnete sanfte Muster auf ihren flachen Bauch.

Vergessen war plötzlich der herrliche Sonnenaufgang, ihre Sinne konzentrierten sich einzig und allein auf den Mann, der so dicht an sie gepresst stand. Cara zog scharf die Luft ein, als die suchenden Finger höher wanderten, über ihre Rippen hinweg, und dann den Rand ihres BHs nachzeichneten.

"Fang nichts an, das du nicht zu Ende führen kannst", brachte sie mit heiserer Stimme hervor.

Sie hörte Kermit leise lachen. Er drückte ihr einen Kuss aufs Ohr und flüsterte: "So wie ich das sehe, sind wir ganz alleine. Peter schläft noch und Caine scheint irgendwo zu meditieren, zumindest ist er nicht da."

Ihre Antwort wandelte sich zu einem Stöhnen, als Kermit die zarte Haut ihres Nackens küsste und dann mit der Zunge denselben Pfad verfolgte. Urplötzlich wurden ihr die Knie weich. Doch sie fiel nicht, sie wurde sicher gehalten von einem Mann, der genau wusste, was er gerade tat.

Kermits freie Hand schlüpfte unter den Bund ihrer Stretchshorts. Unaufhaltsam glitt sie tiefer, bis er jenen Punkt erreicht hatte, an dem all ihre Gefühle zusammen flossen. Es war das erste Mal, dass er sie intimer berührte und Cara konnte einen leisen Aufschrei nicht unterdrücken.

"Pscht. Du solltest Peter nicht unbedingt aufwecken", erklang Kermits ruhige, amüsierte und doch gleichzeitig ziemlich rau klingende Stimme erneut an ihrem Ohr.

"Du hast gut reden", murmelte sie. Worte, die gleich darauf in einem Stöhnen endeten, als er begann, sie einfühlsam an jener Stelle zu streicheln, einen Arm nach wie vor fest um ihre Taille geschlungen. Caras Kopf kippte in Ekstase zur Seite. Kermit nutzte die unerwartete Gelegenheit und küsste sie leidenschaftlich. Gleichzeitig verstärkte er seine kreisenden Bewegungen um ihren intimsten Punkt.

Er brauchte nur wenige Sekunden bis sich ihr Körper in seinen Armen wild aufbäumte und sie in einem alles verzehrenden Orgasmus versank, ihre ekstatischen Schreie aufgefangen in seinem Mund.

Geduldig wartete er, bis sie wieder von ihrem Höhenflug zurückkehrte und sich ihre Atmung verlangsamte, bevor er sie behutsam zu Boden gleiten lies. Sie hielt den Kopf gesenkt, ihre Augen waren wie in Trance geschlossen. Ungeachtet seiner eigenen, fast schmerzhaften, Erregung nahm er neben ihr Platz und legte den Arm um ihre Schultern.

"Das ist doch mal wirklich ein wunderschöner Morgenbeginn", meinte er zufrieden.

Erstaunt bemerkte der Ex-Söldner, dass ihre Schultern zu beben begannen. Mit zwei Fingern hob er ihr Kinn an und war entsetzt, Tränen in ihren Augen glitzern zu sehen.

"Cara, was ist denn los? Habe ich dir etwa Weh getan?" Besorgnis spiegelte sich in seinem Blick und seiner Stimme.

Cara schüttelte nur den Kopf und entwand sich mit einem kurzen Ruck seiner Berührung.
Kermit konnte sie nur erstaunt anschauen. Er hatte nicht den leisesten Hauch einer Ahnung, was eben so falsch gelaufen sein konnte, dass sie nun so reagierte.

"Nun komm, rede wenigstens mit mir. Ich heiße nicht Caine und kann keine Gedanken lesen. Du musst mir schon sagen, was los ist", drängte er.

Mehrere Sekunden herrschte Stille, nur unterbrochen von den Geräuschen der erwachenden Natur. Schließlich brachte sie stockend hervor: "Spiel nicht mit mir."

Kermits Gesichtsausdruck sprach Bände. Vorbei war es mit der ansonsten so ausdruckslosen Miene. Die Fragezeichen standen ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben.

"Mädchen, um Himmels willen, wie kommst du denn darauf?"

"Was soll ich denn sonst denken? Die ganzen letzten Wochen hast du mich nicht ein einziges Mal angefasst, abgesehen von ein paar Küssen, und nun plötzlich das", brach es aus ihr hervor.

Kermit schüttelte den Kopf. "Prinzessin, wie kannst du denn nur so etwas denken? Seit diesem unerfreulichen Erlebnis mit den Sing Wah, haben wir so ziemlich jede freie Minute miteinander verbracht, die wir erübrigen konnten. Das hätte ich sicher nicht getan, wenn ich dich nur als mein Spielzeug betrachten würde!"

*Jetzt oder nie*, schoss es Cara durch den Kopf. Sie nahm allen Mut zusammen für ihre nächsten Worte.

"Ich...ich weiß einfach nicht, was ich von deinen ständigen Stimmungsschwankungen halten soll. Einmal bist du richtig nett und liebevoll und im nächsten Moment wieder vollkommen unnahbar und ablehnend, so dass ich nicht an dich heran komme. Wir treffen uns nun schon seit einigen Wochen regelmäßig und ich weiß immer noch nicht sehr viel mehr über dich. Außerdem bist du jedes Mal gegangen, ja sogar regelrecht geflüchtet, wenn es den Anschein hatte, als würde unsere 'Beziehung' intimer werden."

Kermit öffnete den Mund, doch Cara hob die Hand und hinderte ihn daran, etwas zu entgegnen. Nun da sie endlich genug Mut gefasst hatte, wollte sie die Sache zu Ende bringen bevor die Courage sie wieder verließ.

"Lass mich ausreden bitte."

Sie holte tief Luft. Ihre Augen richtete sie fest auf den Grashalm in ihrer Hand. Sie konnte Kermit einfach nicht in die Augen sehen und womöglich die Zurückweisung in seinem Blick entdecken.

"Nimm nur als Beispiel den gestrigen Tag. Du hast mich nicht ein einziges Mal angefasst Nicht einmal zu einem Begrüßungskuss hast du dich durchringen können vor Peter und Caine. Das macht direkt den Eindruck, als magst du es zwar, mit mir alleine zu sein, willst aber nicht, dass es auch der Rest der Welt erfährt. Du gibst mir damit das Gefühl, als wäre ich deine heimliche Gespielin und deine Ehefrau würde Zuhause auf dich warten. Herrgott, ich weiß einfach nicht woran ich mit bei dir dran bin, du lässt ja einfach nichts heraus."

Eine volle Minute herrschte Stille nach ihren Worten. Nervös nestelte sie an dem Grashalm. Alles in ihr schrie danach, die Beine in die Hand zu nehmen und wegzulaufen, doch irgendetwas tief in ihrem Inneren hielt sie davon ab.

"Cara, sieh mich an. Bitte."

Nur widerstrebend hob Cara den Blick. Der Grashalm lag zwischenzeitlich in mehrere Einzelteile zerpflückt zu ihren Füßen. Stattdessen hatte sie nun einen kleinen Stein in die Hand genommen und schloss ihre Finger so fest um ihn, dass ihre Fingerknöchel weiß hervor traten. Ängstlich und erleichtert zugleich registrierte sie, dass nichts Zurückweisendes in seinem Blick lag.

"Was erwartest du von mir, Prinzessin? Dass ich vor dir hinknie und sage ich liebe dich?" Kermit ließ ein trockenes Lachen hören, das alles anders als amüsiert klang. "Falls du das von mir erwartest, dann hast du dir den falschen Mann heraus gesucht. Ich war verheiratet und nicht einmal zu meiner Frau habe ich diese Worte gesagt. Für mich sind 'ich liebe dich' keine Worte, die man achtlos daher sagt. Sie bedeuten, dass man sich mit Leib und Seele dem Partner ausliefert und das kann ich uns nicht antun."

Cara war, als hätte sie einen Schlag in die Magengrube erhalten. Mit einem Mal waren all ihre Hoffnungen ausgelöscht, ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich.

"I...i...ich verstehe", stotterte sie und machte Anstalten sich zu erheben.

Kermits Hand schoss vor, legte sich auf ihren Unterarm und zog sie auf den Boden zurück. "Nein du verstehst nicht!", rief er aus.

Sie versuchte ihren Arm aus seinem Griff zu befreien – ohne Erfolg.

"Bitte lass mich los", flehte sie mit dem letzten Rest Selbstbeherrschung, den sie aufbringen konnte.

"Nicht bevor du mich angehört hast. Ich habe dich ausreden lassen, dann solltest du mir dasselbe Recht zugestehen."

*Warum? Du hast doch gerade mehr als deutlich gemacht, dass es aus ist*, schrie es in ihrem Inneren. Dennoch bedeutete sie ihm mit einer Handbewegung fort zu fahren. Sie kannte seinen Tonfall gut genug, um zu wissen, dass sie nicht eher von hier weg kommen würde, als bis er das erledigt hatte, was er sich in den Kopf gesetzt hatte.

"Cara, was ich dir klar machen will, ist, dass ich ein Mann mit Vergangenheit bin. Ich habe gefährliche Feinde und das Letzte, was ich möchte ist, dass die Menschen, die mir nahe stehen für meine Fehler, die ich in der Vergangenheit gemacht habe, gerade stehen müssen. Das ist der Grund für meine Zurückhaltung und mein Verhalten, ich versuche nicht umsonst immer Abstand zu meinen Mitmenschen zu halten, doch gewisse Leute haben es nun einmal geschafft meine selbsterrichtete Mauer zu überwinden. Ich weiß nicht, ob ich es ertragen könnte, wenn dir etwas geschehen würde, nur weil wir zusammen sind."

Kermit machte eine Pause und beobachtete Cara aufmerksam. Er konnte förmlich sehen, wie sich die vielen Einzelteile des Puzzles langsam in ihrem Kopf zusammensetzten. Verstehen blitzte in ihren Augen auf.

"Erinnerst du dich daran, was ich zu dir gesagt habe, kurz nachdem wir aus dieser Sing Wah Dimension zurückgekehrt sind?"

Cara nickte. *Wie könnte ich das jemals vergessen?*, dachte sie.

Kermits typisches Grinsen zeigte sich auf seine Lippen. Diesmal erreichte es auch seine Augen.

"Und ich habe jedes Wort exakt so gemeint", bestätigte er ihre unausgesprochene Frage. "Aber", er zögerte einen Moment. "Du solltest mir dennoch etwas Zeit lassen, um alles zu arrangieren was deine Sicherheit – und auch die meine – anbetrifft. Es ist nicht leicht mit meinem Background eine Beziehung zu führen und ich fürchte, du weißt nicht auf was du dich mit mir eingelassen hast."

Ihm war klar, dass seine Antwort nicht gerade diejenige war, die sie sich erhofft hatte, aber er merkte auch, dass sie tief in ihrem Inneren verstand, was er damit ausdrücken wollte. Ein wenig Glanz kehrte in ihre Augen zurück. Als sie ihn nun ansah, war ihr Blick voller Gefühle. Gefühle, die sie für ihn empfand. Ein breites Lächeln stahl sich auch auf ihre Lippen.

"Mit anderen Worten ist das nun deine Art mir mitzuteilen, dass du mich doch ein wenig gern hast?", wollte sie ihre Annahme bestätigt wissen.

Als Antwort zog Kermit sie hoch, nahm sie in die Arme und küsste sie verlangend und zärtlich zugleich. Was er mit Worten nicht ausdrücken konnte – oder wollte – legte er in diesen Kuss. Erst Minuten später, lösten sie sich atemlos voneinander.

"Du weißt verdammt gut, dass ich dich mehr als nur ein wenig mag und wenn du es doch noch nicht wissen solltest, dann sollte dich dieser Kuss nun endgültig davon überzeugt haben", meinte er, nachdem beide wieder ein wenig zu Atem gekommen waren.

Bevor Cara zu einer Antwort ansetzen konnte, ließ das Geräusch eines sich öffnenden Zeltes sie auseinander fahren wie Schulkinder. Kermit trat einen Schritt zurück. Cara akzeptierte sein Verhalten, aber ihre Augen teilten Kermit stumm mit, dass das Gespräch noch lange nicht zu Ende war. Er gab nach wie vor noch einige Dinge, die dringend geklärt werden mussten, doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

"Guten Morgen", wurden sie von einem verschlafen wirkenden Peter begrüßt. Er reckte und streckte sich und sah sich dann suchend um. "Wo ist denn mein Vater?"

Cara zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, wahrscheinlich hat er sich irgendwohin verzogen, um zu meditieren oder was auch immer."

Peter lauschte einen Moment in sich hinein. Da er nichts Ungewöhnliches seinen Vater betreffend spüren konnte, entspannte er sich merklich. Mit einem kurzen Kopfnicken nahm er den dampfenden Becher Kaffee entgegen, den ihn Kermit reichte und nippte daran. Bei dem bitteren Geschmack verzog er das Gesicht.

"Wer hat denn den Kaffee gemacht? Der schmeckt ja beinahe wie das Gebräu, das Blake immer auf dem Revier fabriziert hat."

Kermit warf ihm einen undefinierbaren Blick zu und grinste leicht. "Selbst schuld, wenn du so spät aufstehst. Der Kaffee hat wohl inzwischen zu lange vor sich hin gekocht."

"Mit dem Gebräu kannst du Tote aufwecken", beschwerte sich der junge Shaolin.

"Zumindest bei dir hat's funktioniert, nun bist du wach", schoss Kermit prompt zurück.

Peter schob mit einem letzten indignierten Blick auf die schwarze Masse den Becher zur Seite und wandte sich stattdessen Cara zu. Nur kurz wunderte er sich über ihr leicht zerrupftes Aussehen, doch er schob das der frühen Morgenstunde zu.

"Was hältst du von einer Runde Tai Chi, um den Tag zu beginnen?"

Cara nickte zustimmend und stellte sich mit Peter zusammen auf, um mit ihm einige Formen durchzugehen. Kermit beschränkte sich indessen nur aufs Zusehen und konnte nicht umhin die Harmonie zu bemerken, die zwischen Peter und ihr existierte. Sah man die beiden so zusammen, erweckte das den Eindruck, als wären sie ein perfektes Paar. Der Gedanke gab ihm einen Stich. Abrupt drehte er sich herum und machte sich daran, das Frühstück zuzubereiten.

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Den Vormittag verbrachte das Trio mit Angeln. Besser gesagt Kermit und Peter hatten es sich am Ufer des Sees gemütlich gemacht, wo sie sich leise und kameradschaftlich miteinander unterhielten und Cara beschäftigte sich zwischenzeitlich mit all den Kleinigkeiten, die bei einem Trip in der Wildnis eben anfielen. Sie beschwerte sich nicht einmal darüber, als Peter ihr triumphierend ein paar unausgenommene Fische brachte. Seinem spöttischen Blick zum Trotz machte sie sich behende daran, die Tiere auszunehmen und sie auf die Bratspieße zu stecken, auch wenn sie sich sehr beherrschen musste, um sich nicht ansehen zu lassen, wie angewidert sie von dieser Arbeit war.

Pünktlich zum Mittagessen kehrte auch Caine zu dem kleinen Grüppchen zurück. Er hielt einige Gewächse, wilde Karotten und Kräuter in den Händen, wovon er einen herzhaften Salat zubereitete. Caine hielt sich nur an den Salat, während die anderen sich auch den schmackhaften Fisch munden ließen.

Peter konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er den leicht angewiderten Blick auffing, den Caine auf den Fisch warf. Er dachte daran, wie er schon einmal einen Ausflug mit seinem Vater in der Wildnis unternommen hatte und als er ihm stolz seinen gefangenen Fisch präsentierte, war Caine einfach hergegangen und hatte den Fisch wieder ins Wasser entlassen. Peter konnte sich lebhaft vorstellen, wie dumm er in dem Moment ausgeschaut haben musste.

*Na wenn ich über mich selbst nicht mehr lachen kann, über wen denn sonst.*

"Warum grinst du denn nun plötzlich wie ein Breitmaulfrosch? Soweit ich weiß, sind in dem Essen keine Kichererbsen", unterbrach Cara seinen Gedankengang.

"Och, ich musste nur an eine Sache von vor ein paar Jahren denken."

"Und was war das?"

Peter holte tief Luft und sah drei paar Augen erwartungsvoll auf sich gerichtet. Er fasste sich ein Herz und schilderte in leuchtenden Farben das Erlebnis im Wald. Es endete damit, dass allen die Lachtränen über das Gesicht liefen, selbst Caine konnte bei der Schilderung nicht ernst bleiben.

Schließlich erhob sich Cara und begann das Geschirr einzusammeln, um es im See zu waschen. Kermit erhob sich ebenfalls und half ihr. Kurz darauf waren die beiden hinter einer kleinen Felsansammlung verschwunden, wo das Ufer flacher war.

Peter sah ihnen nachdenklich hinterher. "Wow, wer hätte gedacht, dass Kermit freiwillig beim Spülen hilft. Ihm muss die Sonne wohl aufs Gehirn geschlagen haben."

Caine sah seinen Sohn schräg von der Seite an. Er wusste, es war für beide nur ein Vorwand eine Zeitlang alleine zu sein. Ihm waren die Blicke, die sich Kermit und Cara beim Mittagessen zugeworfen hatten nicht entgangen. Nur sein Sohn, der ahnte noch immer nicht, was zwischen den beiden vorging.

"Es könnte auch andere Gründe dafür geben", erwiderte Caine.

Peter, normalerweise eigentlich immer sehr schnell darin, die Zusammenhänge zu begreifen und ein geübter Beobachter, kam gar nicht Sinn, über Caines Satz nachzudenken. Caine konnte nur den Kopf darüber schütteln, deutlicher konnte er nicht werden. Immerhin lag es an den beiden, Peter reinen Wein einzuschenken und nicht bei ihm.

Peter strich sich über den wohlgefüllten Bauch und ließ sich mit einem behaglichen Seufzen in das weiche Gras zurück sinken. Einen Arm über die Augen gelegt, um sich vor der Sonne zu schützen, wandte er sich an seinen Vater.

"Und? Was meinst du? Was sollen wir heute unternehmen?"

Caine zuckte die Achseln, realisierte dann, dass sein Sohn ihn nicht sehen konnte und erwiderte: "Das kommt darauf an, was ihr machen wollt. Wir können in den Wald gehen und ich zeige euch ein paar Kräuter und Sachen, die essbar sind."

Peter verzog das Gesicht. "Wird das mal wieder eine deiner Lektionen für alle, Paps? Ich denke nicht, dass Kermit darin wirklich interessiert ist. Immerhin hat er selbst wohl mehr als einmal in den Wäldern um sein Überleben gekämpft."

"Es ist immer Zeit zu lernen."

Peter gähnte herzhaft. "Aber nicht heute, Paps. Der Tag ist viel zu schön, um sich anzustrengen. Außerdem sind wir ja wohl zum Entspannen hierher gekommen, oder?"

Caine zuckte nur die Schultern. Ein paar Sekunden herrschte Stille zwischen den beiden Generationen, schließlich war es wieder Peter, der sprach.

"Hey, weißt du was? Was hältst du davon, wenn wir einfach nur so aus Spaß und guter Laune die Gegend erkunden, so ganz ohne Lektionen oder so was."

"Wenn du es wünschst", war alles, was Caine von sich gab.

Im nächsten Moment sprang Peter schon auf die Beine. "Super, dann werde ich mal Kermit und Cara Bescheid geben."

Caine schaute seinen energiegeladenen Sprössling nur mit hochgezogener Augenbraue hinterher.

*Ich habe mich schon gefragt wie lange du es schaffen wirst, ruhig liegen zu bleiben.*

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Peter umrundete den Felsen und entdeckte Cara und Kermit, die in etwas ganz anderes vertieft waren als Teller zu waschen. Tatsächlich standen sie engumschlungen da und küssten sich selbstvergessen.

Vor lauter Schreck und Überraschung stolperte er und fiel auf die Knie. Einen leisen Fluch auf den Lippen und mit hochrotem Kopf rappelte er sich in eine halb sitzende Position auf und starrte direkt in die Gesichter von Kermit und Cara. Er musste kein Hellseher sein, um die Leidenschaft zu erkennen, die noch immer in ihren Augen schwelte.

"Netter Auftritt, Kumpel", meinte Kermit und reichte Peter die Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen.

Peter nahm sie nicht an. Ungläubig und geschockt schaute er zu ihnen hoch. Verrat und auch ein wenig Ärger blitzte in seinen Augen auf. Irgendwie konnte sein Verstand gerade nicht recht verarbeiten, was er da gerade gesehen hatte. Keiner von beiden hatte jemals eine Andeutung in die Richtung gemacht und dieses Wissen, dass sie so etwas, in seinen Augen wichtiges, vor ihm zurückgehalten hatten, tat ihm sehr weh.

"Was war denn das?", sagte er das Erstbeste, was ihm in den Sinn kam.

Kermit zog seine Hand langsam zurück. "Das, mein Lieber, war ein Kuss. Eigentlich sollte dir das bei deiner Erfahrung mit Frauen nichts Unbekanntes sein", meinte er nach außen hin total unbefangen.

"D…du und Cara?" Er rieb sich über die Augen, als könne er damit das Bild vor ihm wegwischen. "Nein, das glaube ich einfach nicht!"

Kermit verdrehte hinter seinen dunklen Gläsern die Augen. Peters Reaktion mochte er ganz und gar nicht. Bevor er es verhindern konnte, hatte er es auch schon ausgesprochen.

"Herrgott noch mal, das war doch nur ein harmloser Kuss. Du tust ja gerade so, als hättest du uns bei wildem Sex erwischt!"

Schmerz blitzte nicht nur in Peters Augen auf, auch Cara zuckte bei den harschen Worten zusammen.

"Gut, wenn du es so siehst", erwiderte der junge Shaolin tonlos. Dann sprang er abrupt auf die Beine, drehte sich um und stakste davon.

"Shit", murmelte Kermit.

Entschuldigend schaute Cara zu Kermit hoch. "Ich gehe ihm nach, da stimmt doch was nicht."

Kermit nickte nur und sah ihr nach, wie sie Peter hinterhereilte.

Nach wenigen Metern hatte Cara Peter eingeholt und legte ihm eine Hand auf den Arm.

"Kannst du mir mal bitte erklären, was das eben sollte?"

Tiefe Verletzlichkeit klang aus seinen nächsten Worten. "Ich dachte wir sind Freunde, du, Kermit und ich. Anscheinend habe ich unsere Freundschaft falsch eingeschätzt. Wie konntet ihr das nur vor mir geheim halten?", brach es aus ihm hervor.

*Das also ist des Pudels Kern, er fühlt sich von uns hintergangen*, schoss es Cara durch den Kopf. Laut meinte sie: "Das stimmt doch so gar nicht Peter. Denk doch einfach mal nach. Seitdem du aus dem Krankenhaus entlassen worden bist, warst du so mit deiner Genesung und der Sache mit Jody und Jordan beschäftigt, dass du zu etwas anderem keine Zeit mehr hattest. Erinnerst du dich? Vor knapp einer Woche bin ich zu dir gekommen und wollte mit dir reden, aber du hattest keine Zeit, weil du ja unbedingt noch einkaufen gehen musstest."

Peter beruhigte sich zusehends bei Caras Aussage. Es stimmte was sie sagte. Wieder einmal hatte er einen voreiligen Entschluss gezogen. Kermit hatte er in den letzten Wochen ja auch so gut wie nie zu Gesicht bekommen, ganz davon abgesehen, dass der ihm eh nichts erzählt hätte.

Er fuhr sich durch die Haare und holte tief Luft. "Tut mir leid, dass ich so ausgerastet bin. Es ist einfach zu ungewohnt mein 'kleines Schwesterchen' mit jemandem zusammen zu sehen." Furcht legte sich in seinen Blick, er hatte Probleme die nächsten Worte in einem ruhigen Tonfall hervorzubringen und hoffte nur, dass Cara es nicht bemerkte. "Dann nehme ich mal an, dass sich bei uns einiges ändern wird, wenn du nun mit Kermit zusammen bist."

Cara schaute erstaunt zu ihm auf. "Warum denn das? Was soll sich denn ändern? Ich schick dich bestimmt nicht ins Nirwana, nur weil aus Kermit und mir eventuell ein Paar wird, dazu habe ich dich viel zu lieb."

Grenzenlose Erleichterung durchflutete Peter. Kermit und Cara waren seine besten Freunde, und er wusste nicht, ob er es ertragen hätte, wenn sie sich von ihm zurückgezogen hätten. Etwas verspätet wurde ihm der Rest ihres Satzes bewusst.

"Was meinst du mit eventuell? Entschuldige wenn ich es sage, und wäre ich nicht so blind gewesen, wäre es mir schon früher aufgefallen. Aber du liebst ihn doch von ganzem Herzen, das kann ich spüren und ihm geht es auch nicht sehr viel anders."

Cara seufzte tief auf, Trauer überschattete ihr hübsches Gesicht. "Das tue ich auch, es ist nur...wie soll ich es sagen? Wir haben erst heute Morgen darüber geredet, aber im Endeffekt ist nur mal wieder dabei heraus gekommen, dass sich Kermit noch nicht entschieden hat, in welche Richtung es mit uns weitergehen wird. Mehr kann ich dir dazu nicht sagen, weil ich Kermits Privatsphäre respektiere und sein Vertrauen nicht missbrauchen will."

Peter zog die junge Frau spontan an sich und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.

"Das wird schon, Kleines. Du brauchst nur Geduld. Kermit ist nun mal ein Mann, der es sich nicht leicht macht mit seinen Entscheidungen. Ich wette, er hat sich nur noch nicht endgültig entscheiden, weil er befürchtet, dich in Gefahr zu bringen wegen seiner Vergangenheit. Sollte sie ihn einholen, wärst du ein ideales Druckmittel gegen ihn."

Cara legte den Kopf an seine Schulter. "Irgendwas in der Richtung habe ich doch heute schon einmal gehört", murmelte sie.

Peter lachte leise. "Ja, das kann ich mir lebhaft vorstellen. Tut mir ehrlich leid, dass ich vorhin so dumm reagiert habe. In meinen Augen bist du halt immer noch ein kleines Mädchen und so plötzlich zu sehen, dass du Erwachsen geworden bist, war wie ein Schock für mich."

Cara konnte sich bei der Aussage nicht mehr beherrschen und lachte los. Wie so oft verstand Peter es effektvoll sie aus ihrer trüben Stimmung zu reißen.

"Oh Mann, Peter. Erstens hast du mich noch nicht mal gekannt als ich klein war und zweitens bin ich schon seit mindestens 10 Jahren erwachsen. Das ist nun doch eine ziemlich seltsame Aussage, selbst für deine Verhältnisse."

Grinsend meinte er absichtlich hochgestochen: "Ich denke du weißt dennoch, was ich damit ausdrücken wollte. Aber ich muss zugeben, die Aussage ist mir nicht ganz gelungen."

Cara stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte einen Kuss auf Peters Wange.

"Klar weiß ich das, aber du hast schon 'ne nette Art das zu umschreiben", kicherte sie.

Ihr fröhliches Lachen durchbrach endgültig die angespannte Atmosphäre. Peter schlang einen Arm um ihre Schultern und drückte sie.

"Nun komm Kleines, lassen wir deinen Frosch mal nicht länger warten. Ich würde ungern auf Kermits schlechte Seite geraten und entschuldigen sollte ich mich auch bei ihm."

"Und er sich bei dir", warf Cara ein.

Peter grinste von einem Ohr zum anderen. "Wobei dann mal wieder alles beim Alten wäre."

 

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