Drei Wochen später "Halt endlich still, sonst kann ich dich nicht richtig schminken", tadelte Jody eine unruhig auf dem Stuhl herum rutschende Cara. "Na, ich will dich mal erleben, wie aufgeregt du wärst, wenn du mit Peter vor den Altar treten würdest", gab Cara zurück. "Heute bist erst mal du mit deinem Kermit dran. Mit Peter und mir wird es wohl noch eine Weile dauern, wenn überhaupt. Wir stehen ja erst am Anfang und um ehrlich zu sein, muss ich mich auch erst daran gewöhnen, dass wir nun tatsächlich zusammen sind." "Na ich hoffe bis zur nächsten Entscheidung von euch vergeht nicht so viel Zeit, wie ihr gebraucht habt, um endlich zusammen zu finden. Es war ja grausam die ganze Zeit zuschauen zu müssen, wie ihr umeinander herum geschlichen seid, nur weil Peter mit seinem Dickkopf nicht wahr haben wollte, was er für dich empfindet." Die beiden Frauen tauschten einen verschwörerischen Blick aus. Beide hatten mehr als genug Erfahrung was den Umgang mit einem gewissen, sehr störrischen Peter Caine anging. "Das kannst du laut sagen, Cara. Wenn sich Peter was in seinen Dickschädel gesetzt hat, dann kannst du mit einem Presslufthammer anrücken und es ändert trotzdem nichts daran." Ein Klingeln an der Türe unterbrach das Gespräch. "Bleib sitzen, ich gehe", meinte Jody und eilte die Treppen hinunter. Wenige Minuten später kam sie mit einem großen Kleidersack zurück. Cara beäugte das Teil kritisch. "Was ist denn da drin?" "Dein Hochzeitskleid." "Mein was?" Sie deute auf das samtgrüne Kleid, das an einem Bügel am Kleiderschrank hing. "Das ist mein Hochzeitskleid." "Nicht mehr. Hier, es ist auch eine Notiz mit dabei." Cara nahm den Zettel entgegen und las ihn: Prinzessin, Cara lies die Notiz sinken und starrte auf den Kleidersack. *Nun möchte ich mal wissen, was in deinem Kopf vorgeht, Griffin* Bald konnte sie ihre Neugier nicht mehr bezähmen und sie packte gemeinsam mit Jody das Kleid aus, wobei sie die unendlich erscheinende Menge an Stoff auf dem Bett ausbreiteten. "Wow", war alles, was Jody hervor bringen konnte, Cara hingegen war vollkommen sprachlos. Knapp 20 Minuten später hatte Cara mit Jodys Hilfe das Kleid angelegt. Der Atem stockte ihr, als sie zum ersten Mal in den Spiegel schaute. "Das Kleid ist wirklich wie für dich gemacht", flüsterte Jody, vollkommen gefangen in dem wundervollen Anblick. Das blütenweiße, hautenge Oberteil mit tiefem Dekollete schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihren Oberkörper und akzentuierte jede noch so kleine Kurve. Ihre üppigen Brüste wirkten wie modelliert durch dem zarten Stoff. Nach unten hin lief das Kleid in einem weitschwingenden Reifrock aus, der einen knappen Zentimeter über dem Boden endete. Die äußeren Bahnen der Rockes waren hochgerafft und wurden von kleinen Rosen gehalten, die sich an den Puffärmeln widerspiegelten. Bei jeder Bewegung, die Cara vollführte, knisterte und leuchteten die vielen Bahnen von Chiffon und Seide. Das erneute Klingeln der Türglocke riss nicht nur Jody aus ihrer Bewunderung. Vor allem Cara konnte gar nicht fassen, dass diese strahlend schöne Frau, die sie da aus dem Spiegel glücklich anstrahlte, sie selbst war. Jody kehrte zurück und hielt zwei Schmuckschachteln in der Hand. Als sie den Deckel öffneten, hielten beide Frauen für einen kurzen Augenblick fasziniert die Luft an. Zum Vorschein kamen ein diamantenbesetztes, glitzerndes Collier und ein Diadem. "Jetzt ist er vollkommen verrückt geworden?", machte Cara ihrer Überraschung Luft. "Wo hat er so was nur her? Es muss ein Vermögen wert sein." Jody zuckte nur die Schultern. "Spielt das wirklich eine Rolle? Bei seinen Verbindungen ist schließlich alles möglich. Genieße es einfach, wann hast du schon die Möglichkeit so etwas zu tragen?" Sie schaute Cara abschätzend an. "Hm, aber nun muss eine andere Frisur her, sonst passt das alles nicht. Setz dich wieder hin." Es dauerte noch fast eine Stunde bis Jodys "So, fertig." Cara erleichtert aufseufzen ließ. Sie hatte das Gefühl es keine Sekunde länger mehr auf dem Stuhl auszuhalten, zumal Jody darauf bestanden hatte, sie dürfe erst in den Spiegel schauen, wenn sie ganz fertig war. Ihre Augen weiteten sich, als sie sich nun betrachten durfte. Das Diadem und die Halskette passten perfekt zu der von Jody kreierten, edlen Hochsteckfrisur und dem wunderschönen Hochzeitskleid. Bei jeder Bewegung brachen sich die Diamanten im Licht, so dass es den Anschein hatte, als würde Cara ein sanfter, surrealer Schimmer umgeben, der nicht von dieser Welt war. "Jetzt siehst du wirklich wie eine Prinzessin aus", sprach Jody das aus, was Cara dachte. "I…ich kann nicht glauben, dass ich diese Person sein soll", stammelte Cara, noch immer fassungslos. Jody blickte auf ihre Uhr und zuckte zusammen. "Oh je, wir müssen uns beeilen, wenn du nicht zu spät zu deiner eigenen Hochzeit kommen willst. Wir haben eindeutig zu viel Zeit hier verbracht, der Chauffeur wird sicher schon auf uns warten." "Chauffeur?", echote Cara. Ein misstrauisches Funkeln schlich sich in ihre Augen. Irgendwie war hier gar nichts mehr so, was Kermit und sie bezüglich ihrer Hochzeit ausgemacht hatten. Sie beide hatten es schlicht und einfach halten wollen, doch Kermit hatte wohl eindeutig andere Pläne. "Verdammt, gib es zu, du hast schon die ganze Zeit gewusst, was mich erwartet", beschuldigte sie Jody. Jody hob mit einem breiten Grinsen die Hände hoch. "Nun geh nicht gleich in die Luft. Ich gebe zu, ich wusste, dass Kermit heimlich für dich etwas Besonderes plant, aber er hat jedem der daran beteiligt ist, nur das verraten, was er wissen muss. Niemand kennt sein vollständiges Vorhaben. Ich z.B. wusste nur von dem Kleid und vom Chauffeur; das mit dem Schmuck war für mich auch überraschend." Cara brummelte etwas Unverständliches vor sich hin und erhob sich mit Jodys Hilfe. *Das habe ich nun davon, wenn ich einen Mann heirate, der mehr Geheimnisse in sich birgt, als die Pyramiden von Gizeh.* Ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. *Auf der anderen Seite: Warum soll ich es nicht genießen? Ich kann nicht sagen, dass es mir nicht gefallen würde.* Laut meinte sie zu Jody. "Da heute so ein besonderer Tag ist, verzeihe ich dir noch einmal. Dann komm, lass uns gehen, ich schätze ja wohl, dass auch die Location nicht mehr stimmt." Jody griff lachend nach dem Hochzeitsstrauß und Caras Tasche und zog Cara dann mit zur Treppe. "Damit kannst du recht haben, aber bevor du fragst: Kermit hat mir auch nicht verraten, wo es hin geht." +++ Der Traum setzte sich fort. Angefangen von der mit zartlila und rosa Orchideen dekorierten weißen Stretchlimousine, bis hin zu der in angespannter Erwartung verbrachte Fahrt zu einem Außenbezirk von Sloanville. Dort bog die Limousine in die Auffahrt eines prächtigen alten Landhauses ein und hielt vor dem Eingang. Frank Strenlich, Caras Brautführer, trat ihnen entgegen und half beim Aussteigen. Er pfiff leise durch die Zähne, als er Cara erblickte. "Du siehst phantastisch aus", meinte er anerkennend. Cara konnte nur nicken und ein kurzes Danke stammeln. Frank geleitete die beiden Damen ins Innere des Gebäudes und teilte ihnen mit, dass die Zeremonie in einer halben Stunde anfangen und sie abgeholt werden würden, dann ging er wieder. Jody verabschiedete sich mit dem Vorwand, sich auch noch umziehen zu müssen und so blieb Cara alleine zurück, dankbar für die ruhigen Minuten, die sie dringend brauchte, um wieder zu sich zu finden. Die halbe Stunde verging wie im Fluge. Jody kehrte zurück, gekleidet in ein zartrosa Chiffonkleid, das perfekt zu ihrem Hochzeitskleid passte. Erneut wartete die Limousine vor dem Haus und brachte sie zum angrenzenden Park. Der Chauffeur hielt an, öffnete galant die Türe und reichte Cara eine Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. Nicht nur Cara stockte der Atem, nachdem sie es endlich geschafft hatte, mit dem ausladenden Kleid ohne Zwischenfall aus dem Auto zu steigen. Auch hier war alles traumhaft geschmückt. Jede der Bänke, besetzt mit den engsten Freunden und Kollegen aus dem Revier und Kermits Familie, war mit wunderschönen Orchideen- und Rosengestecken dekoriert. Vor den Bänken war ein Blumenbogen aus einem Meer von Rosen aufgebaut, in dessen Mitte Caine abwartend stand. Auf dem Boden zu ihren Füßen lagen unzählige Rosenblätter verstreut und setzten sich fort bis zum Blumenbogen. Als sie ankamen, drehten sich alle Leute zu ihnen herum. Bei ihrem Anblick ging ein Raunen durch die Reihen. Frank trat auf sie zu und bot ihr den Arm. "Bereit für deinen großen Auftritt?", flüsterte er ihr ins Ohr. Cara konnte wiederum nur nicken. Die knapp 20 Menschen um sie herum nahm sie gar nicht mehr wahr, ebenso wenig wie den beginnenden Hochzeitsmarsch. Ihre Augen waren einzig und alleine auf den Mann gerichtet, der vor dem Blumenbogen stand und auf sie wartete. Wie von Wolken getragen schwebte sie zu ihm, sicher gleitet von Frank, der darauf achtete, dass sie nicht über die langen Bahnen des Kleides stolperte. Kermit schluckte trocken, als er seine Braut erblickte. Die dunkle Sonnenbrille verhüllte die tiefen Gefühle, die sich deutlich in seinem Gesicht widerspiegelten. Tränen des Glücks schimmerten in den Augen des ansonsten, zumindest nach außen hin wirkenden, so gefühlskalten Ex-Söldners. Er blinzelte, um sicher zu gehen, dass sich die traumhafte Gestalt, die ihm mit einem strahlenden Lächeln entgegen schritt, nicht einfach in Luft auflöste. Schon als er das Kleid gekauft hatte, wusste er, Cara würde phantastisch darin aussehen, aber die Wirklichkeit übertraf seine Erwartungen noch bei weitem. "Heiliges Kanonenrohr, ich habe noch nie eine schönere Braut gesehen. Kermit, du bist ein echter Glückspilz", hörte er Peter neben sich flüstern. Die Worte des jungen Shaolin rissen ihn aus seiner bewundernden Betrachtung. Nervös fingerte Kermit an der Krawatte seines Hochzeitsanzugs. Plötzlich konnte er es keine Sekunde länger aushalten. Entgegen jeglichen Protokolls einer Hochzeit, kam er seiner Braut entgegen und führte sie die restlichen Schritte höchstpersönlich an den Traualtar. Braut und Bräutigam blickten sich tief in die Augen. Sie brauchten keine Worte, um dem anderen mitzuteilen was sie fühlten. Ganz in ein stummes Zwiegespräch versunken, bekamen sie die ersten Worte Caines überhaupt nicht mit. Erst ein lautes Räuspern von Peter brachte sie in die vor ihnen stattfindende Zeremonie zurück. "...Möge der Austausch der Ringe ein Symbol eurer Liebe sein. Geht langsam, seht klar und nehmt euch in den Arm. Im Schmerz und in der Freude sucht gemeinsam nach der Wahrheit. Mögen die Kräfte des Universums euch beide verbinden und euch im Geiste vereinen. Sprecht nun euer Ehegelöbnis." Cara nahm mit zitternden Fingern den Ring von Peter entgegen und streifte ihn Kermit über, während sie ihr Ehegelöbnis sprach. Dann kam Kermit an die Reihe. Zur Überraschung Aller nahm er seine Brille ab, reichte sie Peter und nahm erst dann den Ring entgegen. Er streifte ihn ihr über und sah dann tief in ihre Augen. Schon nach den ersten Worten wurde Cara bewusst, dass es nicht das Ehegelöbnis war, das sie zusammen aufgesetzt hatten. Sie hielt den Atem an, gefangen in Kermits Blick, der seine gesamte Seele entblößte. "Mit diesem Ring, nehme ich dich zu meiner Frau. Ich verspreche, ich werde mich immer um dich kümmern, dich ehren und beschützen, in guten als auch besonders in den schlechten Zeiten. Du bist die andere Hälfte meiner Seele, die mich zu einem Ganzen macht. Ich gebe mich dir hin in Körper, Seele und Geist; für immer in unendlicher Liebe mit dir verbunden, jetzt und bis in alle Ewigkeit. Ich liebe dich." Cara spürte Tränen in sich aufsteigen. Kermits Worte trafen sie mitten ins Herz, das vor lauter Liebe zu ihm überzufließen schien. Worte, die er vor wenigen Tagen zu ihr gesprochen hatte, kamen ihr in den Sinn: 'Für mich sind 'ich liebe dich' keine Worte, die man achtlos daher sagt. Sie bedeuten, dass man sich mit Leib und Seele dem Partner ausliefert und ich weiß nicht, ob ich das jemals können werde'. Und genau das tat er jetzt in aller Öffentlichkeit. Er sprach zu ihr die Worte, die sie sich immer gewünscht, aber nie zu hoffen gewagt hatte von ihm zu hören. Nur sie alleine wusste, wie viel mehr er mit diesem heiligen Schwur enthüllte. Caines Worte: "Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau", drangen nur wie durch einen dichten Nebel in ihr Gehirn vor, dann fand sie sich in der liebevollen Umarmung ihres Mannes wieder, der sie mit verzehrender Leidenschaft küsste. Kermit beendete den Kuss erst, als Peter ihm mit einem vernehmlichen Räuspern auf den Rücken klopfte und meinte: "Hey, willst du deine Braut auch mal wieder loslassen? Ihr steht schon eine halbe Ewigkeit so da." Nur widerwillig ließ der Ex-Söldner von seiner Braut ab. Er wischte ihr zärtlich eine Träne von der Wange und holte sich von Peter seine Brille zurück, bevor er sich mit ihr den anwesenden Gästen zuwandte und in lauter lächelnde und ergriffene Gesichter schaute. Er wirkte so allumfassend glücklich, wie ihn noch nie einer seiner Kollegen gesehen hatte. Skalany knuffte Jody leicht in die Seite, die sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel wischte. "Sag mal, ist das da vorne wirklich unser düsterer, ständig vor sich hin brummender Kermit? Was haben die mit ihm gemacht? Gehirnwäsche?" Jody grinste. "Tja liebe Mary Margret, das ist wohl die andere, verborgene Seite von unserem geliebten Kermit, die wir normal sterblichen Menschen wohl nur dieses eine Mal zu sehen bekommen." +++ Etliche Stunden später trug Kermit seine Braut über die Schwelle ihrer Hochzeitssuite und ließ sie sanft zu Boden gleiten. Cara schmiegte sich eng an ihren Ehemann und schaute freudestrahlend zu ihm hoch. "Das war eine phantastische Hochzeit, Kermit. Ich danke dir dafür, auch wenn ich eigentlich böse sein sollte, weil du mich damit so überfahren hast." "Die Überraschungen sind noch nicht zu Ende, Miss Cara Griffin", gab Kermit mit einem breiten Grinsen zurück. Er griff nach seiner Sonnenbrille und verstaute sie in der Anzugtasche. Cara lehnte sich ein wenig zurück. "Mh, ich mag den Klang. Cara Griffin hört sich toll an." Forschend sah sie ihn an. "Und was hast du sonst noch alles geplant? Sag nicht, da fängt gleich eine Mexikanische Mariachi Band unter unserem Fenster an zu spielen, oder ich muss schreiend die Flucht ergreifen." Kermit musste Lachen. "Nein, nichts dergleichen, ich wollte dir nur verraten wohin unsere Hochzeitsreise geht." Caras Augen weiteten sich. "Hochzeitsreise? Du hast doch gesagt es ginge nicht." "Da habe ich gelogen", bekannte Kermit freimütig. "Du hast exakt zwei Wochen Zeit, um dir zu überlegen, wie du unser neuerstandenes Haus einrichten willst, deinen Umzug zu planen, einen Vertreter für dein Geschäft zu finden und alles was sonst noch anfällt. Dann geht es ab auf die Bahamas, ohne Unwetter, ohne Stress und vor allen Dingen ohne Peter Caine." "Phantastisch, auf die Bahamas wollte ich schon immer mal!" Cara schmiegte sich enger an Kermit und drückte ihre Hüften an die seinen soweit es der Reifrock zuließ. "Da liegt in nächster Zeit wohl einiges vor mir, aber ich mag jetzt nicht darüber nachdenken." Ihre Hand glitt verführerisch über seinen Nacken. "In der Tat habe ich im Moment ganz andere Gedanken, wie steht es mit dir?" Kermits Griff um ihre Taille verstärkte sich. Sein Lächeln glich dem eines Tigers, der seine Beute erspäht hatte. "Ich mag deinen Gedankengang, Prinzessin." Leidenschaft und Glück funkelten in ihren Augen. Kermit hob die Hand und zeichnete zärtlich die Form ihrer Lippen nach. Ihre Blicke versanken ineinander. "Ich liebe dich", flüsterte Cara. "Und ich liebe dich. Mehr als du es dir jemals vorstellen könntest", gab Kermit zurück. Er beugte sich zu ihr hinunter und ihre Lippen fanden sich zu einem alles verzehrenden Kuss. Dann gab es nur noch sie beide und ihre Liebe füreinander. ENDE Nächste Story: Dreamland
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