'Beep, Beep, Beep.' Das laute Klingeln des Weckers riss beide aus tiefem und erschöpftem Schlaf. Jenna brummelte etwas und wickelte sich tiefer in die Decke ein. Kermit war, wie üblich, mit einem Schlag hellwach. Mit einem schiefen Grinsen blickte er auf die vor sich hin grummelnde Jenna hinab und beschloss, sie noch ein paar Minuten schlafen zu lassen, bevor er sie endgültig aufweckte und die schönen Stunden wieder der Realität weichen mussten. Während das Wasser der Dusche auf ihn herab prasselte, ließ er noch einmal die vergangenen Stunden Revue passieren. Noch immer kam es ihm wie ein wunderschöner Traum vor, dass sie endlich zusammen gekommen waren. Sie hatten den gesamten Tag mit Reden verbracht und sich dazwischen immer wieder geliebt. Kein Wunder, dass Jenna vollkommen erschöpft war, denn zum schlafen waren sie kaum gekommen, da waren andere Dinge viel wichtiger gewesen. Mit jedem Mal mit dem er sie geliebt hatte, hatte er gemerkt, dass ein Stück von ihm zu ihr hinüber driftete. Ihm war klar, dass er dieser Frau ganz und gar verfallen war und Nichts und Niemand ihn mehr davon abhalten konnte, sie bei sich zu behalten. Wie es in der Richtung um sie stand, das wusste er nicht, denn dieses Thema war bis dato tunlichst vermieden worden. Dieser Gedanken brachte ihn wieder in die Realität zurück. Das, und das langsam kälter werdende Wasser. Nachdem er sich fürs Revier angezogen hatte ging er schnurstracks in die Küche, um den obligatorischen Kaffee aufzusetzen, ohne den er sich nur wie ein halber Mensch fühlte. Zu seiner Überraschung lief der Kaffee schon durch die Maschine und Eier brutzelten in der Pfanne vor sich hin. Eine ziemlich mürrisch dreinblickende Jenna mit zerzausten Haaren und müden Augen stand am Herd. "Bist du also doch aufgestanden. Guten Morgen", wurde sie von Kermit begrüßt. Jenna nickte nur wortlos. Als er ihr einen Kuss aufdrücken wollte, wandte sie das Gesicht ab. Kermit zog nur leicht die Augenbraue hoch, gestern Morgen hatte sie ganz anders auf ihn reagiert. Er wusste nicht genau wie er reagieren sollte und meinte daher nur: "Die Dusche ist jetzt frei wenn du magst, ich kann gerne mit dem Kochen weiter machen." Jenna drehte sich nur wortlos um und verschwand in Richtung der Dusche. Sie ließ einen ziemlich verwirrten Kermit zurück. Knapp 20 Minuten später kehrte sie zurück. Sie trug die inzwischen gewaschenen Sachen, die sie vor zwei Tagen angehabt hatte. Kermit betrachtete Jenna prüfend, vorsichtig schauend in welcher Laune sie sich nun präsentierte. Scheinbar hatte sie ihre Morgenmuffligkeit überwunden, denn sie lächelte ihn an. "Ich sehe, du hast alles schon fertig." "Ja, setz dich. Wir haben noch eine halbe Stunde, dann muss ich losfahren." Jenna setzte sich Kermit gegenüber an den Tisch und begann zu essen. Nachdenklich blickte sie ihn an. Die ersten Minuten vergingen schweigend. Kermit ergriff als Erster das Wort. "Soll ich dich bei Peter absetzen, oder möchtest du woanders hin?" Sie seufzte leise. "Nein, setz mich bei Peter ab. Vielleicht habe ich Glück und er hat auch deine Schicht." Kermit grinste schief. "Da muss ich dich leider enttäuschen, Peter hat heute frei und wird wohl auf jeden Fall zuhause sein." Er sah wie sich Jenna Gesichtszüge verfinsterten. "Bereust du, dass du bei mir geblieben bist?", wollte er wissen. "Himmel nein. Warum sollte ich so etwas wunderschönes bereuen? Ich weiß nur nicht..." Sie stockte. "Was weißt du nicht?" "Wie Peter reagiert", schloss sie lahm. Kermit bemerkte sofort, dass sie etwas ganz anderes fragen wollte, das ihr auf der Seele brannte. "Und was solltest du in Wahrheit sagen?", hakte er nach. Jenna senkte den Kopf. Das auf dem Teller liegende Essen schien plötzlich höchst interessant geworden zu sein. Ihre Stimme hatte einen absolut beiläufigen Klang als sie meinte: "Na ja, ob ich für dich nur ein Abenteuer für eine Nacht war, oder ob du es ernst meinst." Da war es. Genau die Frage, die ihn schon seit einigen Stunden beschäftigte. Kermit beschloss, den ersten Schritt zu wagen. Er ahnte, dass sie von sich aus nicht damit heraus rücken würde. Genauso beiläufig kam seine Antwort. "Ich sehe unser Beisammensein keineswegs als Abenteuer an. Von meiner Seite aus ist es ernst." Der Löffel flog Jenna aus der Hand. Ungläubig schaute sie ihn an. "Du meinst?" "Ja, genau das meine ich. Ich weiß, wir stehen noch ganz am Anfang und müssen uns erst richtig kennen lernen. Das was hier geschehen ist, hat uns wohl beide überrumpelt. Daher bin ich auch der Meinung, dass wir es langsam angehen sollten. Doch ich für meinen Teil möchte, dass du fest mit mir zusammen bist, sofern du das auch möchtest." Im nächsten Augenblick sprang Jenna auf. Die Wucht, mit der sie ihn umarmte, riss ihn vom Stuhl und sie fielen beide lachend zu Boden, wobei Kermit unter ihr zu liegen kam. "Ist dir das Antwort genug?", wisperte sie. Kermit wurde ernst. Tief sah er ihr in die wunderschönen Augen, bevor er sie tief und verlangend küsste bis beide nach Atem ringen mussten. "Ja, das ist es, Liebling." Nur mühsam schafften sie es, sich voneinander zu lösen. Einzig die Erklärungsnot in die Kermit kommen würde wenn er sich verspätete, brachte sie dazu, sich nicht erneut auf dem Teppichboden zu lieben. Die restlichen Minuten bis zur Abfahrt verbrachten sie damit, sich über ihr Beisammensein zu unterhalten. Sie kamen überein nicht gleich alles zu überstürzen, aber sich doch so oft zu sehen wie es möglich war, damit sie sich besser kennen lernen konnten. Dann war es Zeit zum Revier zu fahren. *** Jenna stieg mit gemischten Gefühlen vor Peters Wohnapartment aus, nachdem sie sich mit einem fast keuschen Kuss von Kermit verabschiedet hatte. Sie würden sich heute Abend mit der Gang im Delanceys treffen wenn Kermit Feierabend hatte. Als sie durch die Türe trat, saß Peter vor dem Fernseher und blickte kaum auf. "Wie nett, kommst du auch mal wieder vorbei. Kermit wird wohl zur Arbeit müssen.", stellte er mit unübertrefflicher Logik fest. "Hallo Peter", erwiderte sie leise. "Na, hast du dich wenigstens gut amüsiert?", erkundigte er sich sarkastisch. Jenna warf im einen erstaunten Blick zu, so kannte sie Peter nicht. "Kannst du mir mal sagen, welche Laus dir über die Leber gelaufen bist?" erhitzte sie sich. "Ach, soll ich dir nun das von den Bienchen und Blümchen erklären? Allerdings bin ich sicher, dass du die letzte Nacht genügend Erfahrung gesammelt hast mit Kermit. Der hatte sicher ein paar Tricks auf Lager, die du noch nicht kanntest." Alle Farbe wich aus Jennas Gesicht. Ein schrecklicher Gedanke keimte in ihr auf, den sie spontan aussprach. "Peter, bist du etwa eifersüchtig?", fragte sie, schwer darauf hoffend, dass das nicht der Fall war. Peters Bierflasche, die er bist jetzt in der Hand gehalten hatte, wurde mit Wucht auf den Tisch geknallt. "Nein verdammt, das bin ich nicht. Ich bin nur sehr besorgt um dich. Verdammt du bist für mich wie eine kleine Schwester, für die ich Sorge zu tragen habe und du lässt dich ausgerechnet mit Kermit ein! Ich will nicht, dass er dich noch einmal so verletzt, wie er es damals getan hat." Er schrie fast. Jenna setzte sich neben Peter auf die Couch. Das war es also, was ihn bedrückte. Unendlich erleichtert, dass er keine anderen Gefühle für sie hegte, begann sie ruhig zu sprechen: "Peter, ich bin eine erwachsene Frau. Ich kann verstehen, dass du besorgt bist. Ich wäre es auch, aber du kannst mir glauben, dass ich ganz genau weiß was ich tue. Kermit ist ein wunderbarer Mann." "Ach, und das weißt du schon nach einer Nacht? Er muss ja wirklich gut gewesen sein.", versetzte er schroff. Jenna zuckte zusammen. "Du bist wirklich fies, Peter!" Eine einzelne Träne lief ihr über die Wange. Peter streckte die Hände aus und zog Jenna an sich, die sich leicht gegen seinen fester werdenden Griff wehrte. Er vergrub das Gesicht in ihren Haaren. "Jenna, es tut mir leid, ich wollte dich nicht verletzen. Nur..." er zögerte einen Moment. "Kermit ist nicht gerade für lang anhaltende Beziehungen bekannt. Er war nicht umsonst drei Mal verheiratet." "Du tust Kermit bitter unrecht, Peter. Wir haben lange über alles gesprochen und er hat mir auch einiges über seine Vergangenheit erzählt. Das müsste dir doch auch sagen, wie ernst er es mit mir meint und ich auch mit ihm. Du bist doch sein Freund, kennst und vertraust ihm!" schluchzte sie. "Wer kennt Kermit schon richtig?", meinte der junge Detective sarkastisch, im versöhnlicheren Ton fuhr er fort. "Ich kann einfach nicht zusehen wie du mit offenen Augen in dein Verderben rennst. Dafür habe ich dich viel zu lieb." "Ich renne nicht in mein Verderben. Bitte Peter, es würde mir so viel bedeuten, wenn du mit meiner Beziehung einverstanden wärst. Bitte zwing mich nicht, mich zwischen euch beiden zu entscheiden. Vor allen Dingen, weil ihr ja auch beste Freunde seid." Jenna strampelte sich aus der Umarmung frei, damit sie Peter in die Augen sehen konnte. Ihre gesamte Haltung verriet absolute Entschlossenheit. Peter schloss unangenehm berührt die Augen. "Jenna, ich wünsche dir als auch Kermit das allergrößte Glück, aber ich habe absolut meine Zweifel, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast! Ich würde lügen, wenn ich dir sagen würde, dass ich mit deiner Beziehung einverstanden bin!" Jennas Enttäuschung konnte man ihr deutlich ansehen. "Peter, ich mache dir einen Vorschlag. Geh bitte nicht mit Vorurteilen und Halbwissen an alles heran. Ich kann mir vorstellen, dass er für dich ein ziemlicher Schock sein muss, mich in den Armen deines besten Freundes zu sehen. Aber bitte lass dich nicht von irgendwelchen Geschichten leiten, die andere über Kermit erzählen. Du weißt so gut wie ich, dass kaum jemand etwas über sein Privatleben weiß. Schau dir alles in Ruhe an, wie er mich behandelt, wie er mich ansieht und all solche Dinge...und entscheide dich dann. Ich werde heute sicher nicht gleich eine Entscheidung von dir fordern, doch wenn du mich vor die Wahl stellst, dann weiß ich, wie ich mich entscheiden werde!" Jenna ließ Peter einige Minuten Zeit über ihre Worte nachzudenken. Sie beobachtete, wie er innerlich mit sich rang. Schließlich meinte er: "Gut, du hast gewonnen. Ich werde mir selbst ein Urteil über euch bilden. Jedoch kann ich dir nicht versprechen, wie es aussehen wird." Jenna lächelte traurig. Ein Lächeln, das Peter tief ins Herz schnitt, denn er wusste wie sehr er ihr mit diesen Worten zusetzte. Andererseits wollte er sie auch auf keinen Fall anlügen, das hatte sie nicht verdient. "Das ist ein guter Kompromiss, Peter. Du kannst heute Abend gleich damit anfangen, denn dann sind wir mit der Gang im Delanceys verabredet." "Na das hast du aber schlau eingefädelt. Ich denke eher, dir fehlt ein Fahrer.", versuchte Peter lahm zu scherzen. "Warum? Ich kann auch immer noch zu Delanceys laufen, wenn du nicht mit kommen möchtest. Ich gehe auf jeden Fall hin.", gab Jenna mit treuherzigem Blick zurück. Peter sprang auf die Füße. "Untersteh dich. Du weißt was du mir versprochen hast. Du wirst auf keinen Fall nachts hier allein um die Häuser ziehen. Ich schwöre dir, wenn ich dich jemals dabei erwische, dann versohle ich dir deinen kleinen Hintern." Jenna konnte nicht anders und musste lachen, jetzt verhielt er sich wieder der gute alte Peter. Spontan griff sie nach den Aufschlägen seines Hemdes und zog ihn zu sich herunter, um ihn auf die Wange zu küssen. "So mag ich dich, mein Süßer", lautete ihr Kommentar, bevor sie einen völlig verdutzten Peter auf der Couch zurück ließ und ins Schlafzimmer schlenderte. Peter blickte ihr lange hinterher. Irgendwie hatte sie es tatsächlich geschafft, dass er sich wieder beruhigte. Er beschloss, den beiden wirklich eine faire Chance zu geben, auch wenn er noch immer nicht von dieser Beziehung überzeugt war. Auf der anderen Seite, falls es Kermit tatsächlich ernst meinte wie er ihm schon beteuert hatte, konnte er sich keinen besseren Beschützer als Kermit für seine kleine Schwester des Herzens vorstellen. Gleichzeitig war ihm aber auch klar, dass Jenna bei Kermit immer in Gefahr schweben würde, dass ihn seine Vergangenheit wieder einholte und man sie benutzen könnte, um an Kermit heran zu kommen. Peter seufzte leise. Ihm kam in den Sinn, dass auch er viele Feinde hatte, die es auf ihn und seine Familie abgesehen hatten, von dem her konnte er das nicht als Argument aufführen. Spätestens heute Abend würde er mehr wissen, und diesmal würde er sich auch nicht scheuen seine Shaolin Kräfte einzusetzen, um ganz sicher zu gehen. Spontan überlegte er sich, ob er seinen Vater auch ins Delanceys einladen sollte, auf sein Urteil konnte er sich nämlich immer verlassen, doch das lies er dann doch bleiben, da er Caines Einstellung zu Bars kannte. *****
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