14. Teil
Autor: Fu-Dragon

 

Peter und Jenna wurden mit lautem Hallo begrüßt, als sie etwas verspätet im Delanceys ankamen. Fast die gesamte Mannschaft hatte sie hier versammelt, es fehlten nur noch Skalany und Kermit wie er schnell erkannte.

Gentlemanlike hielt Peter Jenna den Stuhl hin und bestellte für sie beide Cola. Wie üblich sparte Blake nicht mit Komplimenten was Jennas Erscheinung anbelangte und es dauerte nicht lange, bis das Gespräch wieder in vollem Gange war.

Peter fiel auf, dass Jenna immer wieder zum Eingang blickte. Er neckte sie ein wenig, ohne dass es die anderen hören konnten, dass Kermit sie wohl versetzen würde, was ihm einen bösen Blick von ihr einbrachte. Jennas Stimmung verdüsterte sich je später der Abend wurde, da halfen auch die Witze und Aufmunterungsversuche der anderen nicht.

Spontan ergriff Peter ihre Hand und zog sie auf die kleine Tanzfläche. Die Band spielte ein langsames Lied und der junge Cop nahm sie wie selbstverständlich in die Arme. Er spürte, wie sie sich versteifte. Nach Tanzen war ihr sicher nicht zumute.

"Na komm schon, entspanne dich.", murmelte er in ihr Ohr.

Seine Hand glitt in ihren Nacken, den er sanft zu massieren begann und sie gleichzeitig enger an sich zog, um den anderen Paaren Platz zu machen, die nun dicht gedrängt auf der Tanzfläche standen. Jenna erschauerte unter dieser Berührung.

"Nicht", flüsterte sie.

"Warum nicht? Entspann dich Jenna, dein Nacken besteht nur noch aus harten Knoten. Wenn du so weitermachst, hast du spätestens in einer halben Stunden die heftigsten Kopfschmerzen."

Peter hielt sie mühelos weiter fest und fuhr mit der Massage ihres Nackens fort, während er sich mit ihr langsam im Takt der Musik bewegte.

Jenna spürte die heilende Wirkung seiner Hände und gab schließlich nach, sich mit einem leisen Seufzer gegen ihn fallen lassend, das Gefühl des Beschütztseins förmlich in sich aufsaugend. Jenna verbarg ihr Gesicht in der Grube seines Halses.

"Ich glaube, Kermit hat mich tatsächlich versetzt", wisperte sie traurig.

Peters Hände glitten tröstend über ihren Rücken, nun da er ihren verspannten Nacken gelockert hatte.

"Wart es doch erst einmal ab, wer weiß was ihn abgehalten hat. Mary Margret ist auch noch nicht da. Die beiden sind wohl noch mit einem Fall beschäftigt."

Jenna blickte erstaunt zu Peter hoch. "Höre ich richtig, dass du Kermit gerade verteidigst?"

"Jenna, ich habe dir versprochen, mir mein eigenes Bild zu machen und ich weiß, dass man Kermit vertrauen kann. Wenn er sagt er kommt, dann kommt er im Normalfall auch."

"Du bist einfach toll, Peter, weißt du das? Du bist immer so fürsorglich, spürst genau wenn mit mir oder anderen, um die du dich sorgst etwas nicht stimmt. Die Frau, die dich einmal bekommt, kann sich echt glücklich schätzen.", meinte Jenna spontan.

Peter lächelte schräg. "Ich glaube, die Frau für mich muss erst noch gebacken werden. Ich bin nicht der Familientyp."

"Doch das bist du. Ich sehe dich schon vor mir mit drei kleinen Kindern und einer Frau, die dich genauso sehr liebt, wie du sie."

Peter hörte an ihrem Tonfall, wie ernst sie es meinte. Er konnte ihr in dem Moment nicht sagen, dass er genau von so etwas schon seit langem träumte, doch es bei ihm nie zu einer längeren Beziehung gereicht hatte. Meist war es wegen seines Jobs auseinander gegangen, oder wegen seines überschäumenden Temperaments, mit dem die Frauen nicht zurecht kamen.

Das einzige Mal, als er einen Heiratsantrag machen wollte, war gründlich in die Hosen gegangen, denn seine Rebecca wurde ermordet, weil sie sich in ihn verliebt hatte. Seitdem war ihm eh der Sinn nach einer festen Bindung vergangen, denn der Gedanke eine andere Frau könnte sterben, nur weil sie mit ihm zusammen war, war unerträglich für ihn. Dann lieber alleine und unglücklich und Tagträumen nachhängend, als noch mal einen geliebten Menschen verlieren.

Ein anderes Paar, das sie anrempelte, riss Peter aus den trüben Gedanken. Schnell schob er die dunklen Wolken beiseite und schwenkte Jenna einmal im Kreis herum mit den Worten: "Komm hören wir auf, uns über so was zu unterhalten. Genießen wir den Abend und zeigen den anderen, was wir drauf haben."

Peters erzwungen gute Laune steckte Jenna an. Sie tanzte dicht an den vollendet führenden Peter gepresst über das Parkett, als hätte sie nie etwas anderes getan. Die beiden waren so in sich versunken, ihre Gedankenverbindung weit geöffnet, dass sie gar nicht merkten, wie sich nach und nach ein Ring von Beobachtern um sie bildete und die meisten Paare mit Tanzen aufhörten.

Sie gaben aber auch ein wunderschönes Paar ab. Peter mit seiner engen, schwarzen Jeans und dem weißen Seidenhemd, das am Hals offen stand und Jenna in ihrem halblangen, weitschwingenden roten Kleid mit dem gerafften, tiefen Ausschnitt und den dazu passenden hochhackigen Schuhen wirkten wie Models aus einem Modekatalog.

Während ihrer fast perfekten Darbietung, wurden sie am Tisch ebenfalls von vielen Augen beobachtet. Es wurde spekuliert, ob Peter und Jenna doch mehr als nur Freunde waren, denn nach außen hin machten sie den Anschein eines Liebespaars, da sie sich so anstrahlten und mühelos über die Tanzfläche glitten.

Genau in dem Moment betrat Kermit zusammen mit Skalany die Bar. Der erfahrene Detective brauchte nur eine Sekunde, um Jenna zu entdecken und registrierte natürlich auch sofort, wer sie da im Arm hielt. Er fühlte einen heftigen Stich von Eifersucht durch seinen Körper rasen. Wäre es nicht Peter, der seine Frau in den Armen hielt, er hätte ihn glattweg erschossen. Kermit erschrak bei dem Gedanken, seine Frau? Hatte er tatsächlich seine Frau gedacht? War er schon so weit?

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen durch den leisen Pfiff von Skalany neben ihm. "Wow, schau mal, Kermit. Peter spult gerade eine wahnsinns Show ab. Ich wusste gar nicht, dass er so gut tanzen kann...und Jenna erst. Die harmonieren perfekt miteinander."

Kermit brummelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart, was Skalany nicht verstand und zog sie zu dem Tisch, an dem die anderen saßen. Er bekam nur ein schwaches Hallo zurück, da seine Kameraden ebenfalls noch immer wie gebannt zur Tanzfläche blickten.

Wenige Sekunden später endete der Song. Peter schwang Jenna noch einmal im Kreis herum, dass man vom bloßen Zusehen schon schwindelig wurde. Er endete damit, dass er Jenna tief über seinen Arm beugte und sie so hielt, bis der letzte Ton verklungen war, ihre leuchtenden Blicke tief ineinander versunken.

Tosender Beifall brandete auf und riss die beiden aus ihrer Versunkenheit. Jenna errötete zutiefst und verbarg das Gesicht an Peters Schulter, als sie sich so plötzlich im Mittelpunkt vorfand. Sofort schlang Peter beschützend einen Arm um ihre Schultern und führte sie von der Tanzfläche, von unzähligen Augen beobachtet.

Die Band stimmte ihr nächstes Lied an und die Zuschauer strömten zurück auf die Tanzfläche. Die Normalität kehrte zurück. Jenna hob ihren Kopf von Peter Schultern und schaute über das Parkett genau auf Kermit, der sehr bedrohlich wirkte. Seine gesamte Haltung verriet verhaltenen Ärger.

"Oh oh Peter, Kermit ist da.", flüsterte sie.

Peter, dem das ebenfalls nicht entgangen war, zog Jenna noch ein wenig näher an sich heran und grinste sie sorglos an.

"Na mal sehen, wie er auf unsere Einlage reagiert. Ich würde sagen, er ist schlicht und einfach eifersüchtig. Gib mir Rückendeckung, Süße."

Jenna konnte ein leises Kichern nicht unterdrücken. "Ja genau so sieht er gerade aus. Ich paß auf dich auf, großer Bruder."

"Da bin ich aber froh, kleine Schwester", gab er genauso frech zurück.

Impulsiv beugte sich Jenna zu ihm und küßte ihn auf die Wange. "Ich hab dich lieb."

"Ich dich auch."

Sie erreichten den Tisch und blieben Arm in Arm dort stehen, direkt vor Kermit und Skalany, die sich noch nicht gesetzt hatten.

"Hallo Kermit", sagte Peter.

Er erntete nur ein Brummen, das sich äußerst gefährlich anhörte in seinen Ohren. Peters Arm um Jenna Taille versteifte sich. Kermit machte den Eindruck, als wolle er sich jeden Moment auf ihn stürzen. Die gesamte Luft schien elektrisch aufgeladen zu sein.

"Nette Show, die du da abgezogen hast", erwiderte Kermit nach einer weile.

"Och mit der Partnerin kein Problem.", gab Peter zurück.

"Für so was muss man lange suchen."

"Stimmt. Sie ist etwas ganz besonderes für mich."

Die Köpfe der anwesenden Kameraden flogen hin und her, wie bei einem Tennismatch. Staunend verfolgten sie den Schlagabtausch, nicht sicher was hier überhaupt vorging. Vom Tanzen wurde jedenfalls nicht geredet. Selbst Jenna verschlug dieser Sprachabtausch die Sprache. Allerdings warnte ihre innere Stimme sie davor einzugreifen. Sie wusste, das war der Moment, in welchem sich viel für sie entschied.

"Nicht nur für dich.", gab Kermit mit klirrender Kälte zurück.

"Kostbares zerbricht, wenn man es vor einen schweren Wagen spannt."

"Das habe ich nicht vor. Die Kostbarkeit würde immer geborgen und sicher im Wagen
sitzen."

Zum Erstaunen aller Anwesenden nahm Kermit seine Brille ab und starrte Peter direkt in die Augen. Dabei stand er so, dass nur Peter und Jenna freien Blick auf ihn hatten. Peter fühlte sich überwältigt von der Liebe und Zuneigung gegenüber Jenna, die er in Kermits Augen entdecken konnte. Es kam so gut wie nie vor, dass Kermit es einer anderen Person erlaubte, ungehinderten Zutritt zu seinem Innenleben zu erlauben. Hier tat er es und es war für Peter genau der Beweis, den er gebraucht hatte.

"Dann pass gut auf sie auf und lass sie niemals fallen", meinte dieser schließlich.

Kermit setzte genauso langsam wie er sie abgenommen hatte, die Brille wieder auf und streckte die Hand nach Jenna aus.

"Das verspreche ich dir, Peter."

Die Worte kamen aus der tiefe seines Herzens wie Peter unschwer erkennen konnte und waren so leise gesprochen, dass nur er und Jenna sie hören konnten.

Für Jenna ging inmitten der abgedunkelten Bar die Sonne auf. Das, worum sie die ganze Zeit gebetet hatte, war nun Wirklichkeit geworden. Mit diesen Worten hatte Peter seinen Segen gegeben.

Im nächsten Moment lag sie in Kermits Armen, der sie festhielt, als ob er sie nie wieder loslassen wollte. Ihre Lippen fanden sich zu einem Kuss, der entgegen der festen Umarmung, so sanft und zärtlich war, dass es Jenna die Tränen in die Augen trieb.

Die erstaunten Ausrufe der restlichen Kameraden versanken in einem dichten Nebel, in dem es nur sie und Kermit gab und ihre tiefen Gefühle zueinander. Hatte sie sich heute morgen noch mit einem mehr als unsicheren Gefühl von ihm verabschiedet, so wusste sie jetzt, dass Nichts und Niemand sie mehr trennen konnte auch ohne, dass er es aussprechen musste. Seine Körpersprache teilte ihr alles mit, was sie wissen wollte.

Geraume Zeit später lösten sie sich sanft voneinander und blickten in sechs grinsende Augenpaare.

"Sieh an, sieh an. Unser immer auf Abstand bedachter Frosch und die liebliche Prinzessin ein Paar", stichelte Skalany und die anderen lachten herzlich über diesen rauen Scherz. Sogar Kermit gelang es, sich ein Lächeln abzuringen.

Galant bot er Jenna einen Stuhl an und zog sich ebenfalls einen her, nicht einen Moment ihre Hand loslassend. Tausend Fragen schwirrten durch den Raum, die Jenna mit stoischer Gelassenheit beantwortete. Sie strahlte förmlich vor Glück und jeder konnte sehen, wie verliebt sie in diesen großen, rauen Mann an ihrer Seite war.

Kermit beobachtete stolz seine Frau, sie gehörte jetzt zu ihm, für immer und ewig. In einem unbeobachteten Moment beugte er sich über Peter und zischte ihm ins Ohr: "Wag es nie wieder, mit meiner Frau auf diese Art und Weise zu tanzen, sonst muss ich dich leider eliminieren."

Dieser antwortete ihm mit einem breiten Lächeln und schlug seinem Freund herzlich auf die Schulter.

ENDE


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