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Teil 1
Autor: Fu-Dragon
Forsetzung zu: Hilflos

 

2 Jahre später:

Das penetrante Klingeln des Telefons wollte einfach nicht aufhören. Missmutig drehte sich Jenna herum und nahm schließlich den Hörer ab.

"Wer stört?"

Ein amüsiertes Lachen erklang am anderen Ende der Leitung.

"Hey Süße, das ist aber eine nette Begrüßung für einen alten Freund."

"Oh, hey Peter. Schön, etwas von dir zu hören. Wie geht es dir und deinem Vater?"

"Ganz gut soweit. Du weißt ja, es ist immer das Gleiche. Und bei dir?"

"Och, auch ganz gut, kann nicht klagen."

"Freut mich zu hören. Und was machen die Geschäfte?"

"Damit bin ich auch zufrieden. Ich habe gerade einen großen Auftrag abgeschlossen und werde nun zur Belohnung ein paar Tage relaxen."

"Na super, das trifft sich sehr gut."

Jenna wurde hellhörig. "Wie meinst du das?"

"Ich meine, es wäre nett, wenn du uns mal wieder besuchen kommen würdest. Immerhin ist es fast 2 Jahre her, seitdem wir uns nicht mehr gesehen haben."

"Peter, das sagst du jedes Mal wenn wir telefonieren und du bekommst immer dieselbe Antwort. Von dir zu mir ist es genauso weit wie von mir zu dir!"

"Diesmal aber sicher nicht. Ich brauche dringend deine Hilfe, Jenna!", drängte Peter

"Ist das nun eine andere Masche, um mich zum Kommen zu überreden? Seit wann braucht ein Shaolin Hilfe von einer normal Sterblichen?", versuchte sie zu scherzen.

"Jenna, ich meine es absolut ernst. Ich bzw. wir brauchen wirklich deine Hilfe. Du bist eine der Besten, wenn nicht sogar die Beste auf deinem Gebiet, und ich dachte daher sofort an dich."

"Was ist passiert, Peter?" Auch Jenna wurde ernst.

"In allen Einzelheiten kann ich dir das hier nicht erklären. Nur so viel: Es gibt jemanden in unseren Reihen, der geheime Informationen weiter gibt. Ist eine große Aktion geplant, wie zum Beispiel eine Drogenrazzia, sind die Vögel jedes Mal ausgeflogen, wenn wir dort ankommen. Wir wissen nur, dass die Informationen auf dem Datenweg weiter gegeben werden und mehr nicht. Dieser Jemand muss jedenfalls schnellstens gestoppt werden, ansonsten versinkt Chinatown im Chaos. Die Kriminalrate ist sprunghaft in die Höhe geschnellt!"

"Also das dürfte ja wohl kein so großes Problem sein an die Quelle zu kommen. Ihr habt doch einen Profi in euren Reihen, der sich mit Computern auskennt und für sein Talent, Online alles möglich machen zu können, berühmt ist."

"Stimmt schon, Kermit ist ein wahrer Zauberer im Internet. Doch das Problem ist, dass diesem Typ seine Arbeitsmethode bekannt sein muss. Jedenfalls kommt er nicht weiter und wird seiner Aussage nach jedes Mal abgeblockt, sobald er versucht, der Sache auf den Grund zu gehen."

Jenna holte tief Luft. Selbst nach dieser langen Zeit, gab es ihr noch immer einen Stich, wenn sie Kermits Namen hörte. Normalerweise klammerten sie seinen Namen in ihren Gesprächen immer aus.

"Also wenn ich dich nun richtig verstehe, dann braucht ihr eine Person von außerhalb die sich da reinkniet, weil euer System quasi bewacht wird."

"Exakt erkannt. Ich habe mit Captain Simms gesprochen und sie ist einverstanden, dass du dich mit dem Fall beschäftigst. Sie hat dich noch gut in Erinnerung."

"Ich kann ja mal schauen. Wenn du mir die Daten, die ihr bis jetzt habt herüber schickst, dann kann ich von hier aus meine Fäden spinnen."

"Nein Jenna, das geht nicht. Du musst schon hierher kommen. Die Gefahr, dass wieder alles auffliegt ist viel zu groß."

"Das verstehe ich nun aber nicht ganz."

"Kannst du auch nicht. Es ist noch wesentlich mehr dran an diesem Fall, als ich dir erzählt habe. Muss ich dich denn wirklich auf Knien anflehen hierher zu kommen?"

Schweigen in der Leitung. Jennas Gedanken wirbelten wild durcheinander. Bruchstücke des letzten Aufenthalts in den USA schossen ihr durch den Kopf, von dem sie noch heute Albträume hatte.

"Jenna...Jenna, bist du noch da?"

"Ja, bin ich." Es klang abwesend.

Peter atmete tief ein und aus und konzentrierte sich vollkommen auf Jenna. Es wurde Zeit, was er von seinem Vater gelernt hatte, auch einmal in die Tat umzusetzen. Zu seiner Überraschung klappte es ausnehmend gut und er konnte deutlich spüren wie verwirrt, unsicher und auch ängstlich Jenna war. Doch da war auch etwas neues, etwas anderes, das er an ihr noch nie wahr genommen hatte und auch nicht erkennen konnte. Das brachte ihn selbst so durcheinander, dass er den Kontakt nicht halten konnte und die stumme Verbindung abbrach.

"Tut mir leid wenn ich dich so bedränge, aber ich brauche eine Entscheidung...jetzt! Die Zeit läuft uns davon!", erklärte Peter eindringlich.

Wieder ein paar Sekunden Schweigen, dann ein leises. "Okay, ich komme."

Peter seufzte erleichtert. "Danke Jenna. Auch wenn der Anlass sehr ernst ist, so freue ich mich sehr, dich endlich einmal wieder zu sehen."

"Ich mich auch. Also dann werde ich mich gleich um einen Flug kümmern."

"Das ist nicht nötig. Dein Flug geht in ungefähr 2 Stunden. Das Ticket ist am Flughafen auf deinen Namen hinterlegt."

Jenna musste nun doch lachen. "Du bist mir so einer. Du warst deiner Sache wohl sehr sicher, wie?"

"Ich habe es nur gehofft und Vorsorge getroffen, das ist schon alles. Außerdem hat mir mein Gefühl gesagt, dass du mich nicht im Stich lassen würdest, denn das ist einfach nicht deine Art."

"Damit kannst du recht haben. Dann sehen wir uns also in ein paar Stunden, holst du mich am Flughafen ab?"

"Ja sicher, das lasse ich mir auf keinen Fall nehmen. Bis dann und guten Flug."

"Danke. Bis dann."

*****

Gute zwei Stunden später befand sich Jenna auf direktem Weg nach Sloanville. Die meiste Zeit verbrachte sie mit ihren Laptop, doch je näher sie ihrem Flugziel kam, desto aufgeregter wurde sie. Einerseits freute sie sich sehr, Peter und Caine wieder zu sehen. Wie sie es damals versprochen hatte, war die Verbindung nie abgebrochen. Entweder schrieben sie sich E-Mails, oder sie telefonierten.

Auf der anderen Seite kam all die Angst, der Schmerz, den sie erlebt hatte wieder hoch und – vor allen Dingen – die Erinnerung an Kermit, der sie einfach im Stich gelassen hatte nachdem alles vorbei gewesen war. Es hatte sie zutiefst verletzt, dass er sie nur als einen weiteren Fall in seiner Karriere angeschaut hatte. Ihre Gedanken schweiften zurück an das letzte Gespräch, das sie mit ihm geführt hatte. Sie war der Meinung gewesen, dass er mehr für sie empfand, das hatte sie gespürt, doch dann war er nie wieder aufgetaucht. Alles, was man ihr gesagt hatte, war, dass er unterwegs war. Doch zumindest einen kurzen Anruf zum Abschied hatte sie erwartet. Nichts war geschehen und es tat noch immer sehr weh, zumal sie sich in Kermit Hals über Kopf verliebt hatte.

Das Flugzeug landete. Jenna war mittlerweile das reinste Nervenbündel. Die letzten Minuten bis zum Ausstieg nutzte sie zur Medition. Zu ihrer Freude stellte sie fest, dass es ihr gelang, tatsächlich ruhiger zu werden. Der tägliche Unterricht machte sich bezahlt.

Nachdem die Zollformalitäten erledigt waren, wartete Jenna am verabredeten Treffpunkt auf Peter. Die Halle war voller Menschen. Jenna fragte sich, ob Peter sie überhaupt wieder erkennen würde, denn sie hatte sich in den letzten zwei Jahren ziemlich verändert. Seitdem sie mit Kung Fu angefangen hatte, eine kleine Nachwirkung von Peter, der ihr so viel darüber erzählt hatte, verschwanden nach und nach auch ihre Polster, die sie auf den Hüften getragen hatte und ihr Körper kräftigte sich. Gleichzeitig mit den wachsenden Trainingseinheiten, stieg auch ihr Selbstvertrauen, und sie begann sich anders zu kleiden. Wo sie früher nur Hosen und T-Shirts getragen hatte, kleidete sie sich nun gerne in fraulichere Klamotten wie kurze Röcke und ab und an ein tiefausgeschnittenes T-Shirt oder schöne Blusen. Verschwunden war die graue Maus mitsamt dem hässlichen Haarknoten und zum Vorschein kam eine hübsche, junge Frau. Das einzig äußerliche Erkennungszeichen, das noch an früher erinnerte, war die grüne Sonnenbrille.

Im Moment trug Jenna ihr Business Outfit - ein knielanger, blauer Rock mit einen kurzen, taillenbetonten Blazer. Ihre langen, blonden Haare trug sie offen. Sie fielen in weichen Wellen weit über ihren Rücken. Da es in der Halle ziemlich warm war, zog sie ihren Blazer aus und hängte ihn über ihren Koffer. Zum Vorschein kam eine weiße, leicht transparente Bluse, die, wenn man genau hinsah, den weißen, spitzenbesetzten BH durchschimmern ließ. Zum Schluss öffnete sie noch die oberen beiden Knöpfe der Bluse. Ein Atemberaubendes Dekollete kam zum Vorschein. Obwohl sie gute 15 Kilo abgenommen hatte, hatte dies keinen Einfluss auf ihre Brüste gehabt, die noch immer so voll waren, wie vor zwei Jahren. Die Blicke, die ihr der eine oder andere männliche Gast zuwarf, bekam sie gar nicht mit. Trotz ihres neuen Selbstbewusstseins, war sie sich ihrer Wirkung auf das andere Geschlecht nicht bewusst. Sie hatte seit ihrer Begegnung mit Kermit schlichtweg keinerlei Verlangen verspürt, sich mit einem anderen Mann zu treffen und ihre Reize zu testen.

Zum x-ten Mal ließ sie ihren Blick über die Menge schweifen. Da entdeckte sie Peter. Ein freudiges Lächeln glitt über ihr Gesicht. *Wow, der macht hier aber Eindruck*, dachte sie. Amüsiert beobachte die junge Frau, wie der große, athletische, junge Mann suchend durch die Menge schritt. Sie bemerkte die Blicke, die die Frauen ihm zuwarfen. Peter war schon ein sehr gutaussehender Mann, da stimmte sie voll und ganz zu. Dazu kam noch seine ganz besondere Ausstrahlung, die gefühlvollen Augen und sein jungenhaftes Lächeln und fertig war der Mann, der Frauenherzen höher schlagen ließ.

Peter schien sie nicht zu erkennen, jedenfalls machte er keine Anstalten, sich ihr zu nähern, obwohl er sie schon gemustert hatte. Sie überlegte sich, ob sie nicht auf in zugehen sollte, um dem Spiel ein Ende zu bereiten. Noch einmal traf Peters Blick Jenna. Sie konnte nicht widerstehen und nahm die Brille ab. Klare, grüne Augen musterten dunkle, Haselnussfarbene. Sie konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken, als sie die vollkommene Überraschung in Peters Miene las. Sein Mund blieb im wahrsten Sinne das Wortes offen. Dann setzte er sich in Bewegung und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Noch immer total überrascht stand er vor ihr.

"Jenna?" Nur dieses eine Wort, voller Unglaube ausgesprochen.

"Hey Peter."

"Wow, ich fass es nicht!"

Im nächsten Moment fühlte sie sich eng an eine muskulöse Männerbrust gepresst und wurde im Kreis geschwenkt. Peter stellte sie wieder auf die Erde, legte ihr die Hände auf die Schultern und schob sie ein Stück zurück. Er betrachtete sie von oben bis unten.

"Wow, Jenna, du hast dich aber verändert. Du siehst einfach super aus."

Jenna errötete bei seinen überschwänglichen Worten und setzte schnell ihre Brille wieder auf. Komplimente war sie nicht gewohnt und wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte.

"Du aber auch, allerdings hast du dich kein bisschen verändert", lachte sie.

Noch einmal zog er sie in die Arme und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.

"Ich freu mich ja so, dich zu sehen, Jenna. Die Überraschung ist dir echt gut gelungen, ich hätte dich fast nicht wieder erkannt."

"Ich mich auch, Peter. Zwei Jahre sind nun mal eine lange Zeit."

"Das kannst du laut sagen." Er zeigte auf den Koffer neben ihr. "Ist das dein Gepäck?"

Sie nickte.

"Na dann wollen wir mal, bevor wir hier Wurzeln schlagen."

Den Arm freundschaftlich um Jennas Schultern gelegt und ab und an dem einen oder anderen neugierigen Mann einen bösen Blick zuwerfend, führte Peter sie zu seinem Wagen, die ganze Zeit auf sie einredend.

Während der langen Fahrt brach das Gespräch keine Sekunde ab. Im Eiltempo gingen die beiden Freunde die beiden letzten Jahre durch und erzählten sich den neuesten Tratsch. Sie waren überein gekommen, dass Jenna vorerst bei Caine wohnen sollte, da Peter nicht immer anwesend war und er sie beschützt wissen wollte. Er wusste, solange sie bei seinem Vater war, konnte ihr nichts geschehen. Die einzigen beiden Dinge die nicht erwähnt wurden, waren der Grund ihres Hierseins und Kermit.

******

Es dämmerte schon, als Peter den Stealth vor Caines Haus parkte. Jenna betrachtete das altertümliche Backsteingebäude mitten im Herzen Chinatowns von oben bis unten. Es wirkte sehr gemütlich und anheimelnd auf sie. Da sie Caine als auch Peter nur von ihrem damaligen Krankenhausaufenthalt kannte, wusste sie nicht, wo oder wie sie wohnten. Umso neugieriger war sie jetzt.

Peter geleitete sie in einen großen Raum, der ihr sofort ein behagliches Gefühl vermittelte. Die ganze Einrichtung wirkte wie aus einem Kulissenfilm vom alten China, und überall waren brennende Kerzen verteilt. Ein Geruch nach Kräutern und etwas anderem, das sie nicht erkannte, lag in der Luft.

"Paps, wir sind da.", rief Peter.

Er stellte den Koffer an der Wand ab und führte Jenna zu einem der beiden Stühle, die an einem kleinen Tischchen standen. Eine andere Sitzgelegenheit konnte sie nicht entdecken. Peter schien ihre Gedanken erraten zu haben, denn er meinte: "Ja, ich weiß, die Einrichtung entspricht sicher nicht dem üblichen Standard, aber ich denke du wirst damit zurecht kommen."

Jenna schenkte ihm ein amüsiertes Lächeln. "Kein Problem, ich persönlich finde es sehr gemütlich hier."

Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als Caine durch den Durchgang schritt, der zu seinem Trainingsraum führte.

"Ah, ihr seid da."

Jenna sprang auf die Füße. Wieder einmal nahm sie die starke Ausstrahlung Caines vollkommen gefangen. Sie stand vor ihm wie ein Schulkind, das nicht wusste, was es tun oder machen sollte. Caine legte ihr, wie Peter zuvor, eine Hand auf die Schulter, die andere Hand legte er unter ihr Kinn und hob es an.

"Willkommen, Jenna, ich freue mich, dich wieder zu sehen.", sagte er in seiner behäbigen Art und gab ihr einen sanften Knuff gegen die Wange.

Dunkle, unergründlich tiefe Augen bohrten sich in ihre von der Brille verhüllten Augen, als wäre sie für ihn gar nicht existent. Wie immer meinte sie, Caine könne ihr bis auf den Grund ihrer Seele blicken. Sie spürte wie sein Chi ihres berührte und ließ instinktiv all ihre Schranken fallen. Der Anflug eines Lächelns huschte über Caines Gesicht, als er die Gedankenverbindung vertiefte und sie ihm vollen Zugang gab, dabei aber keine Anstalten machte, das Gleiche ihrerseits zu tun.

"Ah, ich sehe, du hast dich nicht nur äußerlich verändert, Jenna."

"Ja, Meister Caine."

Nur diese drei Worte. Dann fiel sie dem Priester um den Hals und er drückte sie sanft an sich, streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Caine wusste wie sehr sie das, was gerade geschehen war ängstigte. Durch die Verbindung mit ihr hatte er alles erfahren, was er wissen musste und Stolz erfüllte ihn auf diese Frau, die in zwei Jahren soviel geschafft hatte. Schon damals hatte er die Talente entdeckt, die in ihr schlummerten, doch leider hatte sie es vorgezogen in ihr Heimatland zurück zu kehren, so dass er sie nicht trainieren konnte. Es freute ihn, dass sie den richtigen Weg gewählt und den entsprechenden Sifu zu ihrem Training auserwählt hatte.

Vorsichtig löste er sich aus ihrer Umarmung. "Willst du hier mit mir weiter machen?"

"Wenn ich darf und es die Zeit erlaubt, gerne."

"Ich fühle mich geehrt, Jenna."

Caine legte in typischer Shaolin Manier die linke Hand über die geballte, rechte Faust und verbeugte sich vor ihr. Sie tat es ihm gleich.

Peter, der das alles mit offenem Mund verfolgt hatte, mischte sich ein. "Kann mir mal einer von euch beiden erklären, was ihr da gerade tut?", erkundigte er sich nicht gerade intelligent.

"Wir haben eine neue Schülerin, Peter", erklärte Caine.

"Hä?" Die Aussage war für Peter nicht gerade hilfreich.

Jenna ließ sich wieder neben Peter auf den freien Stuhl plumpsen und grinste ihn an. "Du hast mir damals im Krankenhaus soviel von Kung Fu erzählt, dass ich richtig neugierig geworden bin und dann beschlossen habe, in England eine Kung Fu Schule zu besuchen. Der Inhaber der Schule ist ebenfalls ein Shaolin Namens Lin Shu und ich habe jede freie Minute damit verbracht, mit ihm zu trainieren. Anscheinend hatte ich viel Talent, denn er hat mich persönlich gefördert."

"Paps?" Peter blickte noch immer verwirrt drein.

Sein Vater lächelte ebenfalls. "Ich habe ihr Talent gleich im Krankenhaus erkannt, mein Sohn. Leider ist Jenna dann abgereist, bevor ich etwas tun konnte. Es wundert mich, dass du nichts bemerkt hast."

Der junge Mann dachte angestrengt nach. Ihm fielen all die Kleinigkeiten ein, denen er keine Beachtung geschenkt hatte. Ihre Fähigkeit, den Kern eines jeden Menschen zu erfassen. Wie sie wusste wer hinter ihr stand, selbst wenn sie denjenigen nicht sah und dann noch dieses seltsame Gefühl, das ihn ergriffen hatte, als er sich beim letzten Telefongespräch so auf sie konzentriert hatte.

"Vielleicht habe ich etwas gespürt, aber ich habe ihm keine Beachtung geschenkt", erwiderte der Detective ehrlich.

"Ist ja auch keine große Sache", erwiderte Jenna leichthin.

Peters Blick in das Gesicht seines Vater belehrte ihn eines besseren. "Wie weit bist du Jenna, hast du die ganzen zwei Jahre trainiert?"

"Ich würde sagen ich stehe noch ziemlich am Anfang. Sobald ich meinen Arm wieder richtig bewegen konnte, habe ich damit angefangen."

"Ganz so ist es nicht", wurde sie von Caine unterbrochen. "Du hast jetzt schon Fähigkeiten, die weit über eine zweijährige Ausbildung hinaus gehen."

Jenna nickte vorsichtig. "Lin Shu hat schon mal etwas in der Richtung erwähnt. Mir war schon aufgefallen, dass er mich selten mit den anderen Schülern trainieren ließ und sich intensiv mit mir befasste."

"Er hat das Richtige getan, Jenna", erwiderte Caine und erntete von ihr einen aufmerksamen Seitenblick.

"Gibt es etwas, was du vor mir verheimlichst, Caine?" erkundigte sie sich.

"Noch ist nicht die Zeit, um darüber zu reden, Jenna."

Nun war es an Jenna verwirrt zu schauen. "Also nun verstehe ich gar nichts mehr. Bin ich nun hier, um mich um diesen Fall zu kümmern, oder habt ihr mich aus einem anderen Grund hierher gelockt?"

Das veranlasste Peter auf die Uhr zu schauen und erschreckt aufzuspringen. "Himmel, ich bin spät dran. Ich muss ganz schnell telefonieren, dann geht's weiter, Jenna. Ach ja, du bist wegen diesem Fall hier, ich hatte bis eben ja keine Ahnung, dass du...hm...dich ebenfalls mit Kung Fu beschäftigst."

Mit diesen Worten verschwand Peter aus dem Raum. Knappe zehn Minuten später kehrte er zurück und erblickte Jenna und seinen Vater, die sich gegenüber saßen, die Hände ineinander verschränkt, und meditierten. Sie hatten die Augen fest geschlossen und schienen vollkommen in sich gekehrt. Peter, dem alles noch ziemlich seltsam vorkam, versuchte seinerseits die Probe auf Exempel zu machen. Da ihn die beiden scheinbar nicht bemerkt hatten, konzentrierte er sich ebenfalls und schickte Jenna auf mentalem Weg: *Wir sollten uns beeilen. Wir haben ein Date.*

Er sah wie Jenna richtiggehend zusammen zuckte und abrupt die Augen öffnete, den Blick direkt auf ihn gerichtet. "Und wen treffen wir?"

Caine erhob sich mit einem leichten Lächeln und verließ den Raum. Das sollten die beiden unter sich ausmachen.

Peter blieb mal wieder der Mund offen stehen. "Du hast mich tatsächlich gehört?"

"Ja."

"Warum hast du mir nicht auf dem gleichen Weg geantwortet?"

"Weil ich es nicht kann. Ich meine ich höre zwar diese komische Stimme im Kopf, aber noch kann ich nichts richtiges mit ihr anfangen."

Peter seufzte leise und wechselte abrupt das Thema. "Lassen wir das mal für jetzt. Ich bin überzeugt, dass sich das schnell ändern wird. Aber nun haben wir Wichtigeres zu tun."

 

 

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