Mit einem lauten Bums wurde die offene Bürotüre geschlossen. Kermit stand mitten im Raum. Jenna sprang von ihrem Stuhl hoch. "Und?" Er grinste von einem Ohr zum anderen und riss sich die Brille von den Augen, die er achtlos auf seinen Schreibtisch fallen ließ. "Wir haben ihn!", rief er triumphierend. Jenna strahlte ebenfalls. "Das ist ja super." Spontan fiel sie Kermit um den Hals, der sie hochhob und sie lachend mit sich im Kreis herumschwang. Dann wurde er plötzlich ernst. Die Stimmung veränderte sich. Eine heftige Spannung lag plötzlich in der Luft, die auch Jenna ergriff. Zu spät erkannte sie, in welche Situation sie sich mit ihrer Spontaneität gebracht hatte. Ganz langsam ließ Kermit Jenna an seinem Körper hinabgleiten, bis sie wieder Boden unter den Füßen verspürte. Aus allernächster Nähe blickte sie sich in die Augen, suchend, forschend. Kermit hatte seinen Griff um ihre Taille nicht gelockert und auch Jenna hatte noch immer ihre Hände um seinen Nacken verschränkt. Sie fühlte seine festen Muskeln, die sich dicht an ihren Körper drängten. Kermit atmete tief ein, als er spürte wie sich ihre Brustwarzen verhärteten und wie kleine, spitze Nadeln gegen seinen Brustkorb drückten. Leidenschaft flackerte in seinen Augen auf, die sich auch auf Jenna übertrug. Sein Griff verstärkte sich, er zog sie noch enger an sich. Jenna erzitterte unter dem Ansturm ihrer überwältigenden Gefühle. Hier in seinen Armen zu liegen, fühlte sich so gut an. Mit der Zungenspitze befeuchtete sie ihre trockenen Lippen. Kermit folgte der kleinen Bewegung mit seinen Augen und stöhnte leise auf. Sanft und fragend senkte er seine Lippen auf die ihren, fuhr zärtlich mit der Zungenspitze die Konturen ihrer Lippen nach. Jenna zuckte im ersten Moment zusammen. Was sie sich seit zwei Jahren wünschte wurde endlich Wirklichkeit und die fühlte sich weitaus besser an als alles, was sie sich bis jetzt erträumt hatte. Leicht öffnete sie ihre Lippen und gewährte seiner suchenden Zunge Einlass. Dann gab es für die beiden kein Halten mehr. Innerhalb von Sekunden verwandelte sich der zarte Kuss in eine von Leidenschaft angefüllte Explosion. Kermit küsste sie so tief und verlangend, dass Jenna spürte, wie die Beine unter ihr nachgaben. Kermit hielt sie sicher fest, erforschte gründlich das Innere ihres Mundes. Jenna vergrub die Hände in seinem dichten Haar und presste sich noch enger an ihn. Sie spürte den harten Beweis seines Verlangens an ihrem Bauch und hatte nur noch einen Wunsch: Ihm ganz und gar zu gehören. Nur ganz entfernt bekamen sie mit, wie die Türe zum Büro geöffnet wurde. Ein Wutschrei ertönte. Kermit wurde von Jenna zurück gerissen. Peter schleuderte ihn mit vor Wut blitzenden Augen an die Wand, eine Hand dicht an seine Kehle gepresst. "Ich habe dich gewarnt, jemals Hand an sie zu legen!", schrie er. Jenna brauchte eine Sekunde, um zu sich zu kommen und die ganze Szene zu überblicken. Dann warf sie sich dazwischen und versuchte Peter von Kermit wegzuziehen. "Hör auf Peter, du bringst ihn ja um!", schrie sie. Kermit machte keinerlei Anstalten, sich zu wehren.
Peter hingegen wehrte Jenna ab wie ein lästiges Insekt, so dass sie
zurück taumelte. Jenna dachte nicht daran. Sie spürte blinde Wut in sich, als sie zusehen musste, wie sich zwei enge Freunde wegen ihr an die Kehle gingen. Peter packte Kermit am Kragen und schleuderte ihn noch einmal gegen die Wand, so dass die Täfelung knirschte. "Peter, nein!" Der Aufschrei kam von Jenna. Sie machte eine kleine Bewegung mit ihrer linken Hand und spürte im gleichen Moment eine ungeheuere Energie durch ihren Körper schießen. Plötzlich wurde Peter wie von unsichtbarer Kraft gepackt und von Kermit weg zu Boden geschleudert, wo er mit einem lauten Krachen aufkam. Jenna starrte erschrocken und entsetzt auf ihre Hände. Wie hatte das nur passieren können? Heillos mit der gesamten Situation überfordert, schlug Jenna die Hände vors Gesicht und brach mit einem gemurmelten: "Oh Gott, das wollte ich nicht.", zusammen. Wie ein kleines Kind rollte sie sich auf dem Boden zusammen und blieb zitternd und schluchzend liegen. Starke Hände zogen sie vom Boden hoch in eine beschützende Umarmung. Jenna konnte nicht aufhören zu schluchzen und zu zittern, sie wusste nicht einmal, wer sie da in den Armen hielt. Immer wieder murmelte sie die Namen von Kermit und Peter vor sich hin. Was um sie herum vorging registrierte sie nicht mehr, sie stand zu sehr unter Schock. Zwei Hände, die nicht zu demjenigen gehörten die sie hielten, legten sich um ihren Kopf. Sie spürte einen starken Druck auf ihren Schläfen, dann verschwand die Welt um sie herum in tiefer Dunkelheit. ***** Jenna erwachte mit einem bitteren Geschmack im Mund. Verwirrt sah sie um sich, die Umgebung war ihr gänzlich unbekannt. Kurz darauf kehrte die Erinnerung mit aller Macht zurück und ließ sie erneut erschauern. Sie richtete sich in eine sitzende Position auf und blickte angeekelt auf ihre Hände. Wie hatte sie nur so etwas tun können? Eine große Hand legte sich auf die ihre und hielt ihre zitternden Finger fest. Erstaunt sah sie zu der Person hoch. Sie sah direkt in Caines unergründliche Augen und wich zurück. Tiefe Scham überkam sie. "Oh Gott, Caine, was habe ich nur getan? Wie kannst du nur hier sitzen und bei mir sein nach dem, was ich mit deinem Sohn angestellt habe." "Dich trifft keine Schuld, Jenna." "Wen denn sonst? Ich war es, die ihn zu Boden geschleudert hat. Wie konnte ich nur!" "Jenna, du befandest dich in einer Extremsituation, die sich Peter letzten Endes selbst zuzuschreiben hat. Hast du gewusst, dass du zu so etwas fähig bist?" "Nein aber..." "Kein aber", schnitt Caine ihr sanft aber bestimmt das Wort ab. "Wie geht es Peter, habe ich ihn schwer verletzt?", fragte sie ängstlich. "Ihm ist nichts passiert." Jenna begann erneut zu zittern. Sie konnte den Gedanken nicht loswerden, was alles hätte passieren können. Schluchzer schüttelten ihren Körper. "Aber was ihm alles hätte passieren können. Peter wird nie wieder mit mir reden nachdem ich ihn so angegriffen habe." "Peter ist dir nicht böse, Jenna. Er versteht das." "Das glaube ich dir nicht. Caine, Peter ist der beste Freund, den ich je hatte und ich habe ihn angegriffen! Ich kann ihm nie wieder unter die Augen treten, genauso wenig wie Kermit." Caine streckte die Hand aus, um sie ihr an die Wange zu legen, doch sie wich vor seiner Berührung zurück. "Fass mich nicht an!", schrie sie. "Beruhige dich, Jenna. Es wird alles wieder gut." "Nein, das wird es nicht. Seitdem ich wieder hier bin geht alles schief. Peter und Kermit sind Freunde verdammt, und Peter hat ihn wegen mir angegriffen und ich habe Peter angegriffen. Was ist nur aus uns geworden? Ich wünschte, ich wäre nie hierher zurück gekommen." "So etwas darfst du gar nicht denken, Jenna. Ja, Peter hat überreagiert, als er dich mit Kermit gesehen hat, doch das geschah nur aus seiner Sorge um dich heraus. Er wollte verhindern, dass du noch einmal verletzt wirst. Sein Beschützerinstinkt ist stark ausgeprägt wie du weißt. Ich kann dir versichern, zwischen Kermit und Peter ist alles in Ordnung." "Nichts ist in Ordnung. Es bleibt die Tatsache, dass ich Peter angegriffen habe. Egal welche Gründe es dafür geben mag, ich war im Unrecht." "Jenna du machst dir viel zu viele Gedanken um nichts." "Ach ja? Weißt du, was das nächste Mal passiert wenn ich wieder in so einer Situation bin? Weißt du, welche Kräfte noch in mir schlummern? Weißt du, ob ich sie jemals beherrschen kann? Weißt du, ob ich nicht irgendwann jemanden ernstlich verletze?", versetzte sie scharf. Caine zuckte in typischer Manier die Schultern, seine Stimme klang nach wie vor leise und beruhigend. "Man kann lernen, damit umzugehen. Ich kann es dir beibringen." "Ich bin kein Shaolin, Caine." "Nein das bist du nicht. Aber du besitzt eine Begabung, die du beherrschen lernen musst." "Ich muss gar nichts, Caine. Im Moment weiß ich nur eines und das ist, dass ich für sämtliche Menschen in meiner Umgebung eine potentielle Gefahr bin." Caine versuchte noch einmal nach ihr zu greifen, erneut wich sie vor ihm zurück, am ganzen Körper zitternd. "Jenna, atme tief durch und meditiere mit mir. Du wirst sehen es wird dir helfen.", redete der Priester auf sie ein, die Hände nun auf seinem Schoss verschränkt. "Ist das deine Medizin, meditieren? Das hilft mir auch nicht, diese Kraft los zu werden. Ich will nur alleine sein und sonst gar nichts, ist das so schwer zu verstehen? Am Ende liegst du auch noch in irgend einer Ecke." "Das wird nicht geschehen.", versetzte der Shaolin bestimmt und legte den Kopf schräg. "Und was macht dich da so sicher? Warum kannst du mich nicht einfach alleine lassen wie ich es möchte?", versetzte Jenna verbohrt. Caine merkte, dass er im Moment nicht zu der jungen Frau vordringen konnte. Sie verhielt sich dermaßen stur, dass sämtliche Worte einfach an ihr abprallten. Langsam erhob er sich und nickte ihr ergeben zu. "Ganz wie du willst. Ich werde dir einen Tee zubereiten, der wird dir helfen." Jenna drehte sich bockig an die Wand. "Verschwinde endlich!", schrie sie. Kaum war sie alleine kamen die Tränen. Sie fühlte sich schuldig und gleichzeitig zu Tode erschreckt. Sie hatte keine Ahnung was dort mit ihr passiert war und das machte sie immer panischer. In ihrer Angst rannte sie in den einzigen Raum in diesem Haus, den man abschließen konnte. Hier war sie wenigstens vorläufig sicher, bzw. die Anderen sicher vor ihr, so dass sie nicht noch einmal jemanden, den sie liebte, verletzen konnte. ***** |
Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 zurück zum Autoren Index zurück zum Story Index
|