Autor: Dreamy Girl
 

"Peter, Peter, alles in Ordnung?"

Die Stimme klang weit entfernt und ließ ihn verwirrt die Augen öffnen. Der junge Shaolin blinzelte und erblickte verschwommen ein Gesicht vor sich.

"Peter, ich bin es, Jennifer!"

Er rappelte sich mühsam auf und hielt sich den schmerzenden Kopf. Langsam klärte sich sein Blick und er erkannte die junge Frau.

"Jennifer, alles in Ordnung?", erkundigte er sich besorgt und griff nach ihr.

Er drückte sie freudig an sich, um sie gleich vor Schmerzen wieder von sich zu schieben. Jennifer sah ihn mitfühlend an.

"Du siehst schlimm aus, Peter. Was haben sie nur mit dir gemacht?"

Er stöhnte leise und sah sie mit einem schiefen Grinsen an.

"Sie haben mich mit einem Punchingball verwechselt."

Er fühlte an seinen schmerzenden Kopf und spürte eine feuchte Stelle.

"Du blutest ja."

Erschrocken riss Jennifer ein Stück ihrer Bluse ab und drückte es auf seine blutende Kopfwunde.

"Autsch und Danke."

Peter warf einen prüfenden Blick durch den schwach beleuchteten Raum. Er war kalt und roch muffig und es gab nur eine Tür, durch deren kleines, vergittertes Fenster ein Lichtstrahl hereinfiel.

"Wo sind wir hier?"

Jennifer zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, man kann kaum was erkennen. Jedenfalls muss es irgendwo im Keller sein. Wir sind abwärts gegangen."

Auf noch leicht wackeligen Beinen ging er zur Tür und schlug wütend mit der Faust dagegen.

"Verdammt, ich bin so ein Narr. Ich dachte, es würde einfacher sein."

Jennifer legte ihre Hand auf seinen Arm. "Peter, würdest du mir bitte endlich einmal erklären, um was es hier eigentlich geht? Kermit kam und sagte es würde spät bei dir werden und in dem Moment, als ich gehen wollte, platzten plötzlich diese Männer in deine Wohnung."

Hastig drehte Peter sich um. Jennifer hatte eine Erklärung verdient. Er ging auf sie zu und streichelte zärtlich ihr Gesicht.

"Es tut mir leid. Ich habe nicht gewollt, dass dir etwas geschieht."

Er nahm ihre Hand und gemeinsam setzten sie sich auf den kalten Boden. Der junge Priester seufzte erleichtert auf, denn die Prügel die er einstecken musste, hatten ihre Spuren hinterlassen und sein Körper gehorchte noch nicht in dem Maße, wie er es eigentlich sollte.

In kurzen Worten versuchte Peter, ihr den Sachverhalt zu erklären. Immer wieder weiteten sich ihre Augen vor Erstaunen, aber sie hörte ihm ohne Unterbrechung bis zum Ende aufmerksam zu.

"Oh Peter, du hast einen Sohn? Wie schön, ich freue mich so für dich!", rief Jennifer strahlend aus und küsste ihn spontan auf die Wange. "Und dein Kind ist wirklich in Sicherheit?", fragte sie leise.

Peter nickte. "Lo Si ist mit ihm entkommen. Wenigstens das konnte ich erreichen."

Tröstend nahm er sie in den Arm, als er ihren traurigen und ängstlichen Blick sah.

"Vertraue mir, wir kommen hier schon raus. Mein Vater weiß wo ich bin. Er wird uns helfen."

Plötzlich wurde die Tür mit einem Ruck aufgerissen. Peter und Jennifer sprangen erschrocken auf.

"Hallo junger Caine. Ich dachte, wir seien erst für morgen verabredet,", ertönte Selentines kalte Stimme. "Du konntest es scheinbar nicht aushalten und wolltest so schnell wie möglich den kleinen Gefallen für mich tun, oder?"

Triefender Hohn klang aus seiner Stimme. Peters Brust hob und senkte sich. Krampfhaft hielt er seine Wut im Zaun, während er Selentine ansah.

"Ich werde niemals tun, was du verlangst. Gib lieber auf."

Peter erwähnte nichts von dem Baby. Es war offensichtlich, dass man sein Verschwinden noch nicht bemerkt hatte.

"Hahaha", lachte Selentine. "Du bist und bleibst ein Träumer. Ich schwöre dir, du wirst deinen Sohn niemals wiedersehen, wenn du nicht gehorchst."

Selentine hob seine Arme in Peters Richtung und eine Energiewelle schoss dem jungen Shaolin entgegen, die ihn krachend gegen die Wand warf.

"Peter!", schrie Jennifer entsetzt und eilte zu ihm.

"Schon gut", ächzte der junge Mann und stand mühsam auf, bemüht Selentine seine Schwäche nicht zu zeigen. Jeder Knochen in seinem Körper schmerzte höllisch, aber er würde sich nicht unterkriegen lassen. Nicht von diesem Mistkerl.

"Nichts, was du mit mir machst, kann mich dazu bewegen, dir zu gehorchen!", presste er mühsam beherrscht hervor.

Selentines Augen wurden hart und bekamen einen glühenden Glanz. Er richtete seinen Blick auf Peter, welcher plötzlich eine unglaubliche Hitze in seiner Brust verspürte, gerade so, als würde er innerlich verbrennen.

Der Schmerz nahm an Heftigkeit zu und wurde nahezu unerträglich. Laut stöhnend ging der junge Priester in die Knie.

"Hören Sie auf, sie bringen ihn um!", schrie Jennifer voller Panik.

Verzweifelt stürzte sie sich auf Selentine, doch ehe sie ihn erreichte, wurde sie ebenfalls durch einen Stoß an die Wand geschleudert, wo sie benommen liegen blieb.

Plötzlich erklangen aufgeregte Stimmen vor der Türe. Selentine drehte sich zornig um.

"Was soll der Lärm. Was gibt es so Wichtiges zu berichten?"

Einer der Männer trat ängstlich hervor, kniete sich vor Selentine und stotterte mit gesenktem Blick und heiserer Stimme: "Meister, das Baby ist nicht mehr da."

Selentines Gesicht verzog sich zu einer teuflischen Fratze. Sein Blick glitt zu Peter, der sich ein höhnisches Grinsen nicht verkneifen konnte.

"Duuu, duuuu!" Selentine konnte kaum sprechen vor überschäumendender Wut.

"Das wirst du mir büßen, Peter Caine!"

Selentine fixierte Peter sekundenlang mit einem brennenden Blick, dann drehte er sich um und schlug die Türe wütend hinter sich zu.

Peter atmete tief durch und schaute sich nach Jennifer um, die langsam wieder
zu sich kam. Vorsichtig nahm er sie in den Arm.

"Peter, was ist hier los? Was ist das für ein Mann? Er hat mich gar nicht berührt und trotzdem habe ich diesen furchtbaren Stoss erhalten." Fragend blickte sie ihn an.

"Nun, es gibt Kräfte die man nicht mit menschlichen Maßstäben messen kann. Auch wir Shaolin besitzen solche Kräfte, allerdings ist Selentine nicht nur ein abtrünniger Shaolin, sondern auch noch ein Anhänger der Sing Wah. Und diese Gruppe verfügt leider über viele dunkle Mächte, denen ich nicht gewachsen bin. Noch nicht."

Er machte eine bedeutungsvolle Pause. "Mein Vater würde ihnen entgegentreten können. Er ist ein Shambhala Meister. Er besitzt eine Ruhe und Kraft, die ich vermutlich nie erreichen werde."

Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Brust. Jennifer streichelte sein Gesicht.

"Sei nicht so streng mit dir. Du hast doch deinen Sohn gerettet. "

Peter umfasste Jennifers Nacken, zog ihr Gesicht zu sich heran und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.

"Du bist ein feiner Kerl, Jennifer."

Bevor sie etwas erwidern konnte, öffnete sich erneut die Tür und Selentine trat herein. Er schäumte immer noch vor Wut und musterte Peter hasserfüllt.

"Ich weiß nicht wie du das geschafft hast, aber glaube ja nicht, dass es damit vorbei ist. Ich werde mein Ziel trotzdem erreichen. Mal sehen wie hoch deine Schmerzgrenze ist."

Er winkte seine Leute herein. "Fesselt ihn."

"Lasst die Frau gehen. Sie hat nichts damit zu tun", forderte Peter wütend.

"Tut mir leid", ertönte Selentines gehässige Stimme. "Aber ich kann keine Zeugen gebrauchen. Doch keine Bange. Sie wird dich noch leiden sehen, bevor ich sie ebenfalls töte."

Jennifer stand das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben und sie schlug die Hand vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Dann wandte Selentine sich an die junge Frau.

"Dich holen wir später, erst einmal werden wir uns mit deinem Freund im Privaten unterhalten. Es wird nicht lange dauern, denn du sollst ja nicht die ganze Show verpassen."

"Schnappt ihn euch", befahl Selentine und mehrere Männer stürmten in den Raum und ergriffen Peter.

Der junge Priester wusste, dass er keine Chance hatte und ließ es ohne Gegenwehr zu.
Er wurde gepackt und man fesselte seine Hände auf den Rücken.

Zärtlich blickte Peter noch einmal zu Jennifer und lächelte traurig. Er konnte nichts mehr ändern, er war Selentine ausgeliefert. Es quälte ihn unsagbar, dass Jennifer hier mit hineingezogen wurde.

"Es tut mir leid", flüsterte er, als er die Tränen in ihren Augen sah und sie wie erstarrt im Raum stand.

Grob wurde er nach draußen geschleift und die Türe fiel hinter ihnen zu. Jennifers Erstarrung schien sich gelöst zu haben, denn Peter hörte sie mit einem wilden Aufschrei gegen die Tür schlagen.

"Ihr Monster, ihr dürft ihm nichts tun. Peter, Peter!"

Der junge Shaolin schluckte schwer, Tränen stiegen in seine Augen. Ein dumpfes Gefühl machte sich in ihm breit, eine Ahnung, dass er die Sonne vielleicht nie wieder sehen würde.

 

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