Autor: Dreamy Girl
 

Peter wurde in einen anderen Raum gebracht. Viele Geräte standen hier und es kam ihm vor, als sei er in einer Folterkammer des Mittelalters gelandet. Sein Atem beschleunigte sich und leise Angst stieg in ihm hoch.

"Bindet ihn fest."

Zwei Männer banden ihn an ein kreuzähnlichen Balken. Selentine stand an der Wand und blickte Peter mit kalten Augen an.

"Leider kann ich meine Pläne nicht so schnell verwirklichen, wie ich gehofft habe. Aber ich kann warten. Ich weiß, dass ich dich durch deinen Sohn mit Sicherheit schneller dazu gebracht hätte, mir zu helfen. Doch wenn du glaubst, du seiest jetzt sicher vor mir, dann muss ich dich leider enttäuschen."

Er grinste Peter gehässig an. "So schnell gebe ich nicht auf. Mal sehen, wie lange du durchhältst, bist du nachgibst." Er nahm ein Messer und ging auf Peter zu. " Und keine Angst, ich werde mir viel Zeit für dich nehmen."

Peter schluckte schwer und er spürte einen kalten Schauer seinen Rücken hinablaufen. Die leichte Angst, die er vorher noch empfunden hatte, wich allmählich ernster Besorgnis.

Selentine drehte sich zu seinen Männern um. "Holt das Mädchen, ich habe es mir anders überlegt."

Sein Blick ging zu Peter zurück. Selentines Gesicht näherte sich Peters und seine Stimme triefte vor Hass.

"Ich denke, sie sollte doch von Anfang an dabei sein, wenn wir dich bearbeiten. Und bevor sie dann ebenfalls stirbt, werde ich noch viel Spaß mit der Kleinen haben."

Trotz der Beklemmung, die der junge Shaolin verspürte, explodierte er förmlich vor Zorn bei diesen Worten. Ohne jede Vorwarnung ruckte Peters Kopf plötzlich vor und traf den machtbesessenen Sing Wah mit voller Wucht an Stirn und Nase, wodurch dieser zu Boden ging.

Blut quoll aus Selentines Nase und er tobte: "Du verdammter Bastard, das wirst du bereuen!"

Er nahm das Messer und stieß es Peter in die Seite, so dass dieser vor Schmerz aufschrie. Hilflos musste er diese grausame Attacke über sich ergehen lassen. Er wurde beinahe ohnmächtig, als Selentine den Stahl extra langsam herauszog und ihn dabei noch drehte.

"Das war erst der Anfang", versprach der schwarze Folterknecht und verließ den Raum.

Peter hing an dem Balken, die Arme und Beine ausgestreckt und fest gebunden. Er war völlig machtlos. Er wusste, dass er als Shaolin in der Lage sein müsste, sich von den Fesseln zu befreien, aber er schaffte es nicht. All seine Energie reichte einfach nicht aus. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Der Schmerz in der Seite war groß, und er stöhnte leise auf. Der junge Shaolin wusste, dass sein Handeln nicht gerade die vernünftigste Entscheidung gewesen war, aber wenn Selentines blutende Nase Jennifer auch nur ein paar Minuten Aufschub gewährt hatte, war ihm jedes Opfer recht. Leider wurde er nur zu schnell eines besseren belehrt

"So, junger Caine. Ich habe dir jemanden mitgebracht."

Selentine stieß Jennifer in den Raum und sie stürzte zu Boden. Die junge Frau blickte hoch und schrie auf, als sie Peter am Balken hängen sah. Blut durchsickerte sein Hemd unaufhaltsam und es war unschwer zu erkennen, dass er starke Schmerzen hatte.

"Warum tun sie das, lassen sie uns gehen. Sie haben kein Recht so etwas zu tun!", rief sie schluchzend aus.

"Was ich darf und was nicht entscheide ich ganz alleine", tönte Selentine gehässig. "Ich werde euch zeigen, was ich mit Leuten mache, die mir nicht gehorchen."

Er ging auf Peter zu, in der Hand immer noch das blutige Messer haltend.

"Also, da du mir nun meine Trumpfkarte gestohlen hast, werde ich leider etwas mehr Überredungskunst brauchen, damit du mir hilfst."

"Vergiss es", stöhnte Peter. "Nichts, was du mit mir machst, wird mich dazu bringen, dir zu helfen."

"Nun, wir werden sehen."

Selentine spielte mit dem Messer in der Hand und deutete auf Jennifer.

"Wenn wir dich wirklich nicht überredet bekommen, dann versuchen wir es eben mit deiner kleinen Freundin. Vielleicht wirst du dann einsichtig."

Peter riss so hart an seinen Fesseln, dass er sich die Handgelenke blutig scheuerte. Zornig blickte er Selentine entgegen.

"Lass deine dreckigen Finger von ihr."

Selentine zuckte lässig mit den Schultern.

"Das, junger Caine, liegt nur bei dir."

Peter schloss verzweifelt die Augen und versuchte sich trotz all seiner Qualen zu konzentrieren. <Paps, beeil dich. Ich brauche dich!>

****************

Kermit und Caine erreichten endlich den heruntergekommenen Bau.

"Hier ist der Eingang", flüsterte Kermit und ergriff die Türklinke. "Es ist offen."

Schnell verschwanden sie im Gebäude. Nach einigen Schritten hörten sie leise Stimmen. Kermit zog seine Waffe und langsam bewegten sie sich weiter voran. Es war zu dunkel, um deutlich etwas erkennen zu können, trotzdem nahm Kermit seine geliebte Brille nicht ab. Ratlos blickte er sich umher.

"Wo kann er nur sein?", zischte er leise. "Die Fabrik ist riesig. Er könnte überall stecken. Bis wir ihn gefunden haben kann es schon zu spät sein."

Caine hob seine Hand und deutete Kermit an ruhig zu sein.

"Was ist?", fragte Kermit.

Caine hielt seine Augen geschlossen und konzentrierte sich.

"Ich weiß wo er ist. Wir müssen uns beeilen. Mein Sohn braucht mich."

Kermit blickte irritiert. "Woher wissen Sie das?"

"Ich spüre seine Nähe und ich fühle seinen Schmerz." Caine öffnete die Augen und atmete tief durch. "Kommen Sie, hier entlang!"

Caine lief los und Kermit blieb nicht anderes übrig, als ihm schnell zu folgen.

<Halte durch Peter, ich bin gleich bei dir, mein Sohn>, flehte Caine innerlich. Er wusste nicht, ob sein Sohn seine Nähe spüren konnte, aber er fühlte in aller Deutlichkeit, dass sich Peter in großer Gefahr befand und nicht mehr viel Zeit blieb, um ihn zu retten.

**********************

Peter versuchte ruhig zu bleiben und somit seine Kräfte zu schonen.

"Ich habe dir versprochen, dass wir uns Zeit lassen können. Deine Freundin darf dabei bleiben, um zu sehen was sie erwartet, wenn du nicht kooperierst. Ist das nicht nett von mir?", grinste Selentine Peter an. Dann drehte er sich zu Jennifer.

"Bindet sie an den anderen Balken, damit sie mir nicht im Weg steht."

Die Untergebenen packten Jennifer, die sich wie wild wehrte, aber sie hatte keine Chance gegen die Männer. Selentine beobachtete befriedigt den ungleichen Kampf, dann nahm das Messer und richtete es erneut auf Peters Brust. Mit einer schnellen Bewegung schnitt er dessen Hemd auf, so dass die nackte Brust offen vor ihm lag. Er kreiste mit dem Messer vor Peters Brust.

"Also, wie sieht es aus? Hilfst du mir?"

Peter blickte Selentine fest in die Augen. "Eher friert die Hölle zu", erwiderte er voller Verachtung.

Selentines Blick schwelte voller Wut und Hass. Langsam hob er das Messer, setzte es auf Peters linke Schulter und drückte es ein kleines Stück hinein. Kalt lächelnd beobachtete Selentine, wie der junge Priester erfolglos versuchte, ein Stöhnen zu unterdrücken und nach Luft schnappte.

Dann zog der Schurke das Messer genussvoll, ohne den Druck zu vermindern, quer über die Brust des jungen Mannes, so dass ein tiefer Schnitt entstand, der sogleich heftig zu bluten begann. Selentines Augen funkelten wie irre und es war ihm deutlich anzusehen, dass es ihm teuflisches Vergnügen bereitete, Peter zu foltern.

Der junge Priester spürte, wie ihm das Blut von der Schulter aus über den ganzen Oberkörper hinabrann. Er war Schmerz gewöhnt, aber die Prügel, die er vorher bezogen hatte, die immer noch pulsierende Wunde in seiner Seite und die Folter, die er gerade erleiden musste, raubten ihm allmählich den Verstand

"Nein", schrie Jennifer. "Hören Sie auf damit."

"Keine Bange, ich habe nicht sehr tief geschnitten, schließlich soll er ja etwas davon haben."

Selentine wandte sich an Peter. "Ich hatte dich gewarnt, und diesmal ist kein Vater in der Nähe, der dir hilft." Er lachte böse und packte Peters Gesicht. "Du wirst noch darum betteln, mir helfen zu dürfen", drohte der abtrünnige Shaolin.

Peters Antwort bestand darin, dass er dem Folterknecht verächtlich ins Gesicht spuckte. Voller Hass und Zorn grollte er: "Fahr zur Hölle, Selentine."

Wütend griff Selentine nach einer Waffe, die im Hosenbund einer seiner Männer steckte, richtete sie auf Peter und schoss. Der junge Mann schrie vor Pein grell auf, als er den Einschlag oberhalb seines Knies verspürte.

"Neeeeeeeeeeein", schrie Jennifer wie von Sinnen und riss wie wild an ihren Fesseln.

Unsagbare Qualen folterten Peters Körper und er spürte, wie ihn langsam aber sicher die Kraft verließ. Sterne funkelten in den verschiedensten Farben vor seinen Augen. Selentines gehässige Stimme hallte noch in seinen Ohren, bevor er das Bewusstsein verlor.

"Du wirst noch klein beigeben, Shaolin. Das schwöre ich dir!"

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Peter kam langsam wieder zu sich. Die Seite, das Knie und seine Brust brannten höllisch. Ein Gefühl, als gäbe es keine heile Stelle mehr an ihm, ließen ihn aufstöhnen.

Gott, hoffentlich kam sein Vater bald. Er hatte sich noch nie so hilflos und ausgeliefert gefühlt. Alles, was er als Shaolin gelernt hatte war in weite Ferne gerückt. Er versuchte, sich auf sein Chi zu konzentrieren, aber die Schmerzen ließen es einfach nicht zu.

Peter öffnete die Augen und blickte in Selentines gehässiges Gesicht. <Oh Gott, nicht schon wieder>, stöhnte er innerlich. Sein Magen zog sich krampfartig zusammen bei dem Gedanken, dass die Folter nun weiterging.

"Nun, sind wir aufgewacht? Ich frage dich jetzt ein weiteres Mal. Führst du mich ins alte China?"

Peter blickte ihn verächtlich an und schüttelte den Kopf. Erneut setzte Selentine das Messer auf Peters Schulter, diesmal die rechte, und drückte zu. Wie ein glühendes Eisen bohrte es sich in seinen Körper. Die unsägliche Qual raubte ihm fast den Atem.

"Wirst du mir helfen?", fragte Selentine eindringlich.

Peter hob den Kopf und blickte zu Jennifer. Tränen standen in ihren Augen und er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie das nicht mit ansehen musste. Dann suchte sein Blick den Selentines. Blutend und völlig erschöpft sah er ihm fest in die Augen.

"Niemals."

"Arrgh!", schrie Selentine und wiederholte wutschnaubend die grausame Folter, indem er das Messer nun quer von rechts nach links über Peters Brust gleiten ließ.

Der Körper des jungen Mannes bäumte sich auf vor Pein und ein gurgelnder Schrei entrang sich seiner Kehle.

Selentine ließ von ihm ab und ging einen Schritt zurück. Dann hob er seine Hände, drückte sie fest aneinander und richtete sie auf Peter. Dieser spürte plötzlich einen vernichtenden Druck in seiner Brust, der ihm die Luft nahm und ihn nur noch keuchen ließ.

"Du wirst noch um Gnade winseln, denn wir sind noch lange nicht fertig miteinander. Ich besitze mehr Macht, als du dir vorstellen kannst. Glaube ja nicht, dass ich dich sterben lasse. Oh nein, denn ich brauche dich lebend. Die Wunden sind übel und schmerzhaft aber sie sind nicht tödlich. Wir haben Zeit. Wenn es dir schlecht geht, warte ich bis es dir wieder besser geht und dann fangen wir noch einmal ganz von vorne an, mein lieber Junge."

Selentine senkte die Hände, drehte er sich um und ging zur Türe.

"Ich bin in ein paar Minuten wieder da. Denk darüber nach, was ich gesagt habe."

Erschöpft schloss Peter die Augen. Schweiß lief ihm über Gesicht und Körper und brannte höllisch in den offenen Wunden. <Wie lange kann ich das noch aushalten?>

"Peter, hörst du mich?", rief Jennifer verzweifelt, nachdem Selentine den Raum verlassen hatte. "Es tut mir leid, ich würde dir so gerne helfen, aber ich kann nicht. Dieses Monster, wie kann ein Mensch nur so grausam sein?"

"Jennifer", flüsterte Peter schwach. "Es tut mir leid, dass es so gekommen ist. Ich fürchte, er hat Recht. Diesmal scheint er zu gewinnen. Ich weiß nicht, ob mein Vater noch rechtzeitig eintrifft und wie lange ich das hier noch aushalte", wisperte er verzweifelt.

Er fühlte sich völlig ausgemergelt und wünschte sich einfach, nur die Augen zu schließen um nie mehr aufzuwachen. Dann konnte Selentine ihn wenigstens nicht mehr zwingen, für ihn die Shaolin zu vernichten.

Müde blickte er nach unten und sah, dass er in seiner eigenen Blutlache stand. Selentine schien nicht bemerkt zu haben, dass er durch den Schuss eine Arterie getroffen hatte, denn die Wunde hörte nicht auf zu bluten.

"Jennifer", presste er mühsam hervor. "Wenn ich es nicht schaffe, sag meinem Vater bitte, dass ich ihn liebe, und dass er meinem Sohn sagen soll, wie leid mir das alles tut, dass er Mutter und Vater verloren hat. Es ist alles meine Schuld, alles nur meine Schuld," murmelte er vor sich hin.

"Peter, bitte bleib bei mir! Bitte! Du musst durchhalten!", redete Jennifer eindringlich mit vor Angst zitternder Stimme auf ihn ein.

Plötzlich öffnete sich erneut die Türe. Peter holte tief Luft in der Annahme das Selentine schon wieder zurück sei. Sein Kopf dröhnte und er blickte nur leicht auf. Verzerrt sah er zwei Gestalten den Raum betreten. Vertraute Stimmen klangen in seinen Ohren, aber er glaubte an Halluzinationen oder einen bösartigen Trick seitens Selentine.

"Peter, mein Sohn, hörst du mich?"

Träumte er? Konnte es wirklich wahr sein?

"Paps, bist du das?," murmelte er schwach.

"Keine Sorge, mein Sohn. Ich werde dir helfen."

Doch Peter hörte die Worte nicht mehr. Völlig entkräftet fiel er in eine tiefe Bewusstlosigkeit.

 

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