Caine starrte fassungslos auf Peter, der blutüberströmt und bewusstlos am Balken hing. Sein Herz schien zu zerreißen, als er die vielen Wunden sah, die man seinem Sohn zugefügt hatte. Schnell löste er die Fesseln und ließ Peter vorsichtig zu Boden gleiten. Er nahm seine Tasche und holte Blätter und Tücher heraus, die er auf Peters Wunden auf der Brust und Seite presste. "Das wird die Blutungen stoppen." Dann fiel sein Augenmerk auf das Bein, aus dem unentwegt das Blut schoss. "Ich brauche ihren Gürtel, Kermit." Ein einziger Blick des Ex-Söldners auf Peters Bein reichte aus, um ihn blass werden zu lassen. "Oh Gott, er hat schon viel Blut verloren", presste er hervor und gab Caine eilig das gewünschte Utensil. Caine wickelte den Lederriemen um den Oberschenkel. Mit sanftem Druck zog er zu, so dass die Arterie abgebunden wurde und versuchte Peters Körper, der sich dabei vor Schmerz aufbäumte, zu ignorieren. Anschließend presste er ebenfalls Blätter und Tücher auf die blutenden Verletzung und legte einen provisorischen Verband an, indem er ein Stück Stoff aus seinem Hemd riss. Der junge Mann stöhnte leise und begann zu zittern. "Ich weiß Peter, es tut weh. Aber es muss sein, mein Sohn.", sprach der Shambhala Meister beruhigend auf ihn ein. Noch einmal zog er vorsichtig zu, bis die Blutung endlich aufhörte, dann band er den Gürtel so fest, dass er sich nicht lösen konnte. Erschüttert blickte er auf seine Hände die nass und rot von Peters Blut waren. Eine große Menge davon hatte sich auf dem Boden gesammelt und durchtränkte mittlerweile Peters Kleidung. Es war ein grauenvoller Anblick und Caine schluckte schwer. Sanft strich er über das bleiche Gesicht seines Sohnes, während die Tränen unaufhaltsam über seine Wangen liefen. Kermit hatte zwischenzeitlich Jennifer losgebunden, und hielt an der Tür Wache. Die junge Frau kroch auf allen Vieren auf Peter zu und schluchzte herzzerreißend. "Peter, hörst du mich? Bitte wach auf." Zärtlich strich sie ihm eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht. "Peter, verlasse mich nicht, bitte halte durch." Caine drückte sanft ihre Schulter und zog sie an seine Brust. "Dieses Monster hat ihn fürchterlich gequält und ich musste es mit ansehen. Er hat solange es ging durchgehalten, es kann doch nicht sein, dass es zu spät ist", weinte sie leise. Caine fasste unter ihr Kinn und hob es sanft hoch. "Er ist stark, er wird es schaffen. Du musst nur fest daran glauben." Voller Sorge blickte er auf Peters gefolterten, leblos wirkenden Körper. Er wirkte so schwach, bleich und erschöpft. Was musste sein Sohn nur alles durchgestanden haben. "Ich hätte ihn noch nicht alleine lassen dürfen, er war noch nicht so weit.", grämte er sich. Erneut füllten sich Caines Augen mit Tränen. Er liebte seinen Sohn und ihn in diesem schrecklich zugerichteten Zustand zu sehen, brach ihm das Herz. Im Moment konnte er rein gar nichts mehr für ihn tun...oder doch? "Jennifer, weißt du was mit dem Baby ist?", fragte er leise. "Es ist beim Alten, Peter und er konnten es rechtzeitig in Sicherheit bringen. Deshalb war Selentine ja so furchtbar wütend auf ihn", erwiderte sie und deutete auf Peter. Erleichtert atmete Caine auf. Wenigstens diese Sorge war er los. Energisch klopfte Kermit ihm auf die Schulter. "Sorry, aber für Selbstvorwürfe oder was auch immer ist jetzt keine Zeit. Wir müssen hier weg, bevor sie wiederkommen." Jennifer nickte zustimmend. "Dieser Mistkerl wollte nicht lange fortbleiben. Kermit hat Recht, wir sollten Peter dringendst hier wegbringen." Caines Schultern streckten sich und mit einen tiefen Seufzer blickte er noch einmal auf seinen noch immer bewusstlosen Sohn. "Nein!" Seine Stimme klang fest und unerbittlich. "Erst muss ich mich Selentine stellen, vorher hat keiner von uns eine Chance, dieses Gebäude zu verlassen. Ich spüre eine große Gefahr, die von ihm ausgeht und alle Shaolin, nein, sogar die gesamte Menschheit, bedroht. Wenn ich ihn jetzt nicht stoppe, wird er einen anderen Weg finden, sein Vorhaben durchzuführen. " Kermit hielt inne. Er spürte, dass Caine die Worte nicht einfach nur daher sagte. Die Flucht musste eindeutig warten. "Gut, gehen Sie. Wir warten hier.", erwiderte der ehemalige Söldner kurzangebunden. Caine nickte dankbar, beugte sich noch einmal zu Peter herab, drückte ihm einen Kuss auf die Stirn und erhob sich. "Ich bin sehr stolz auf dich, mein Sohn. Ich weiß, dass du lieber gestorben wärst, als zuzulassen, dass die Shaolin zerstört werden", flüsterte er zutiefst ergriffen. Leise aufseufzend stand er auf und ging zur Tür. Er warf einen letzten Blick auf seinen am Boden liegenden bewusstlosen Sohn und machte sich entschlossen auf den Weg. *********************** "Ich werde jetzt noch einmal zu unserem jungen Shaolin gehen. Ich bin gespannt, ob er nun nachgibt. Wenn nicht, wird das noch eine lange, schmerzvolle Nacht für ihn", lachte Selentine gehässig und blickte seine Männer mit funkelnden Augen an. "Ich muss dich leider enttäuschen", erklang es plötzlich vom Eingang her. Selentine schreckte auf und erbleichte, als er erkannte, wen er vor sich hatte. "Caine! Wie zum Teufel kommst du hier her?" Panik klang aus seiner Stimme und hektisch blickte er umher. "Ich bin hier, um dich von deinem Vorhaben abzubringen", antwortete Caine leise und trotzdem konnte man die enthaltene Drohung nicht überhören. Selentine fasste sich schnell und baute sich überheblich vor Caine auf. "Du glaubst, es mit mir aufnehmen zu können?",
grinste er frech. "Zumindest werde ich es versuchen." Selentine lachte böse. "Ich habe keine Angst vor dir. Ich habe vieles dazu gelernt. Mit deinem Sohn hatte ich leichtes Spiel", höhnte er. "Mein Sohn ist tatsächlich noch nicht so weit, um es mit dir aufzunehmen, das gebe ich zu. Aber das, was du ihm angetan hast ist mehr, als man verzeihen kann. Du wolltest ihn benutzen, um die Shaolin zu vernichten. Selbst vor einem Mord an einer jungen Frau bist du nicht zurückgeschreckt. Du hast meinem Enkelkind die Mutter genommen und dann hast du noch versucht, meinen Sohn zu töten." Drohend kam Caine näher. "Willst du es jetzt mit mir versuchen? Ich bin bereit." Caine verbeugte sich vor Selentine und öffnete die Arme. Selentines Augen blitzen auf und er erzeugte eine Energiewelle, die er Caine entgegen warf. Der Shaolin hob die Arme und mit einer einzigen Bewegung wehrte er die Welle ohne Mühe ab. "Wie ist das möglich? Das hat noch keiner geschafft", stotterte Selentine verwirrt. Sein Blick fiel auf seine Leute, die wie gebannt dastanden und den Kampf beobachteten. Ein kurzer Befehl änderte das aber schnell. "Los, macht ihn fertig!" Mit einem Aufschrei stürzten sich auf ihn, aber mit geringem Kraftaufwand stieß Caine sie scheinbar mühelos wie lästige Fliegen von sich. Stöhnend lagen sie am Boden und als sie sich wieder bewegen konnten, liefen sie davon, als sei der Teufel hinter ihnen her. Selentines Farbe wich aus seinem Gesicht. "Ist das alles, was du zu bieten hast?," fragte Caine lächelnd. Wütend stürzte sich Selentine auf ihn, dessen Macht tatsächlich überraschend groß war. Caine musste einiges an Geschick aufbringen, um den äußerst kraftvollen Angriffen auszuweichen. Ein erbitterter Kampf brach aus, bei dem die beiden ebenbürtigen Gegner nicht ungeschoren davonkamen. Immer wieder wurde einer von beiden heftig getroffen. Caine musste sich eingestehen, dass sein Gegner über sehr viel mehr Fähigkeiten verfügte, als noch vor einiger Zeit. Es kostete ihn einiges an Mühe um sich nicht besiegen zu lassen. <Peter hätte sich nie gegen ihn wehren können>, schoss es durch seinen Kopf und der Gedanke an seinen gefolterten Sohn weckte die letzten Reserven in dem Shaolin. Schwer atmend standen sich beide Gegner abwartend
gegenüber, den Feind nicht einen Moment aus den Augen lassend. Nach
einer erneuten erfolgreichen Attacke Caines, stürzte sich Selentine
voller Hass unermüdlich auf den kampferprobten Shaolinpriester Vor Zorn bebend erhob sich Selentine und griff nach dem Messer, mit dem er Peter so viele Qualen bereitet hatte. Blitzschnell zog er es hervor und mit gezückter Klinge griff er Caine erneut an. Dieser gab ihm einen heftigen Stoss mit dem Fuß, so dass Selentine durch die Wucht der Abwehr herumgewirbelt wurde und schließlich gegen die Wand prallte. Wie in Zeitlupe glitt er zu Boden und blieb dort regungslos liegen. Zögernd ging Caine auf ihn zu, kniete sich hin und drehte ihn vorsichtig herum. Das Messer steckte in Selentines Brust. Durch den Aufprall hatte er sich selber getötet. Caine atmete befreit auf und erhob sich. Selentine war besiegt, jetzt musste er sich wieder um Peter kümmern. |
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