Kapitel 3 "Na, wie war's?", fragte Cat, mittlerweile wach und gut gelaunt, als Peter den Loft betrat. "Mh… weiß nicht", murmelte der Shaolin in Gedanken versunken, bevor er ihr einen Kuss gab. Sie sah ihn prüfend an und zog die Augenbrauen zusammen. "Was war denn?", hakte sie umgehend nach. Und da sie sich nichts von ihm vormachen ließ, und Peter diesen Umstand inzwischen auch akzeptiert und verinnerlich hatte, gab er ihr bereitwillig Auskunft und berichtete von der Frau und dem Mord. "… und irgendwie hab ich ein komisches Gefühl bei der Sache. Shaolin-mäßig kann ich nichts dazu sagen, aber meine Intuition sagt mir, dass sie nicht die Mörderin ist. Aber so wie Kermit es mir erzählt hatte, sah der Tatort wohl eindeutig aus. Und der Staatsanwalt ist da immer schnell bei der Sache, um seine Publicity aufzupolieren", schloss er schließlich und seufzte leise. "Du meinst, dass sie es nicht getan hat?", fragte Cat sicherheitshalber noch mal nach, während sie in der Küche zwei Tassen Kaffee fertig machte und sich zu ihm an den Tisch setzte. "Ich glaube nicht. Aber wie gesagt, ich habe keinen Beweis dafür, es ist wirklich nur mein Bauchgefühl." "Das klingt, als müsstest du dich dafür rechtfertigen!", beschwerte sie sich bei ihm und sah ihn tadelnd an. "Nein, sicher nicht. Aber ich hätte auch nichts dagegen, wenn ich eine Sicherheit anbieten könnte, wenn ich es spüren könnte", gab er beschwichtigend zurück. Tatsächlich machte es ihm im Grunde nichts aus, nicht alles auf Kommando wahrnehmen zu können, aber auf der anderen Seite wäre es schon schön, wenn er seinen ehemaligen Kollegen eine genauere, sicherere Aussage machen könnte. "Nun, ich sag mal so: Wenn sie wirklich unschuldig ist, dann werden Kermit und Jody das schon rausbekommen. Schließlich haben die beiden ja auch eine Menschenkenntnis." "Theoretisch ja. Außer, wie gesagt, der Staatsanwalt erhebt schnell Anklage, um diesen vermeintlich sicheren Fisch im Netz zu haben. Dann ist es rum. Mal abgesehen davon, dass der ihnen dann auch die Hölle heiß macht, wenn sie weiter nachforschen und seinen Fall stürzen wollen", erklärte Peter mit deutlichem Unmut darüber. "Mensch, was soll das denn? Es geht doch darum, die Wahrheit herauszufinden, und nicht um Politik! Aber ich weiß schon, das ist eben so…", brummte Cat und nahm einen großen Schluck von ihrem milchig hellen Kaffee. "Naja, ich bin mal gespannt, wie es weitergeht. Kermit wird mich ja zwangsweise auf dem Laufenden halten müssen, von daher entgeht mir da nichts", sagte Peter abschließend und es war klar, dass er damit das Thema wechseln wollte, "was meinst du, Süße, wollen wir ne Runde bummeln gehen? Ich hab grad irgendwie das Bedürfnis mich draußen zu bewegen." "Klar, gerne! Heute ist es ja auch richtig schön draußen", entgegnete sie begeistert von der Idee. "Jap, der Winter hat sich wohl endgültig verabschiedet. Zum Glück. Allmählich gehen mir nämlich die Kräuter für den Erkältungstee aus", meinte der Shaolin mit einem Grinsen und zwinkerte ihr mit einem Auge zu. Sie lachte auf und gab ihm einen dicken Kuss, ehe sie voller Schwung aufstand und in den Flur wirbelte, um sich ihre Schuhe und die Jacke anzuziehen. Peter folgte ihr lachend; er hatte noch keine Ahnung von dem, was sonst noch in Sloanville zu dieser Zeit passierte. Und was das für ihn bedeutete. * * * Seit inzwischen über zwei Stunden herrschte Stille in dem Warteraum des Krankenhauses. Kermit und Ryan saßen stumm nebeneinander, ebenso wie die beiden Wachhunde für Haleys Tür. Der Ex-Söldner hatte schon mehrfach darüber nachgedacht bei Peter und im Revier anzurufen, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Vielleicht weil Ryan ihn nicht darum gebeten hatte; und er selbst ihn nicht mit der Frage danach belasten wollte. Grade als eine Schwester aus der Tür trat und sich suchend umschaute, klingelte Kermits Handy. Ein Blick aufs Display sagte ihm, dass er drangehen musste, also entfernte er sich widerwillig von Ryan, der hektisch aufgesprungen war, und nahm den Hörer ab. "Griffin", bellte er ins Telefon für die Störung. "Wo treiben sie sich rum, Detective? Sie haben hier einen Schreibtisch, an dem sie sitzen sollten!", sagte Captain Monahan am anderen Ende in seinem autoritärsten Tonfall. Kermit musste ein Knurren unterdrücken, es stand ihm überhaupt nicht der Sinn nach einer Auseinandersetzung mit seinem Boss. Er warf einen Schulterblick zu Ryan, der noch immer mit der Schwester sprach. Er wollte grade mitteilen, wo er aus welchem Grund war, aber Monahan ließ ihm keinen Moment dafür. "Sie kommen sofort ins Revier zurück, Detective! Auf ihre Verdächtige wurde ein Mordanschlag verübt! Ich will sie so schnell wie möglich hier sehen!", befahl er und legte auf. Wut keimte in Kermit auf, am liebsten hätte er sein Telefon durch den Flur geschleudert. Monahan hatte ihm nicht mal die Möglichkeit gegeben, die Situation zu erklären, und das ließ ihn rasend werden. Er drehte sich rum und sah zu Ryan, der grade nickte und sich dann abwandte, sein Blick wirkte trüb. "Was hat sie gesagt?", fragte der Mann mit der Brille vorsichtig. Er spürte, wie er Angst vor der Antwort bekam. "Sie hat mich nur informiert, dass die OP noch mindestens zwei Stunden dauern wird", entgegnete Ryan völlig tonlos. Kermit nickte. Es widersprach ihm absolut, seinen Kollegen jetzt allein zu lassen, aber er hatte leider keine andere Wahl. Zumal er ihm nicht wirklich helfen konnte. "Der Captain hat grade angerufen…", setzte Kermit an und wurde unterbrochen. "Schon ok. Wie gesagt, halt ihn mir bitte vom Leib. Wenn ich bei Haley war, werde ich für eine Weile abtauchen." Kermit neigte den Kopf und sah ihn skeptisch über die Brille an. "Bevor das FBI mich aus dem Verkehr zieht, mach ich das lieber selbst. Ich meld mich noch mal bei dir", antwortete Ryan aufrichtig auf die nicht gestellte Frage, "bis dahin behalt die Sache bitte für dich, abgesehen von Monahan. Danke!" "Hör zu, mit Monahan werd' ich fertig! Wenn du mich hier…" "Geh schon, Kermit. Ich steh das durch. Ich gehörte noch nie zu dem Menschen, die sich bei anderen ausheulen", sagte Ryan bestimmt und sah ihn auffordernd an. "Also gut, aber mach nichts Dämliches", schloss Kermit die Unterhaltung, weil er wusste, dass er Ryan ohnehin nicht von der Idee abbringen konnte. Er nickte ihm freundschaftlich zu und verließ dann widerwillig das Krankenhaus. Auf der Rückfahrt ins Revier fuhren seine Gedanken mit ihm Achterbahn, sein Magen krampfte sich zusammen, Ärger ließ sein Blut überkochen. Er war zornig auf seinen Captain, besorgt wegen Ryans Verhalten, unsicher, wie er weitermachen wollte. Sein Kollege hatte ihn ausdrücklich darum gebeten, Haleys Verletzung für sich zu behalten, was ihm gar nicht behagte. Aber er kannte auch den Grund dafür, wusste, warum Ryan nicht wollte, dass Kermit es erzählte. Und das machte ihm noch mehr Sorgen. Zu gern hätte er Peter angerufen, um ihm davon zu erzählen. Er hatte die Hoffnung, dass der Shaolin den Ex-Agent von seinem Vorhaben abzutauchen aufhalten konnte, aber genau deshalb wollte Ryan es ja nicht erzählt haben. Er wollte nicht abgehalten werden, sich nicht erklären, nicht hören, dass es vielleicht falsch war. Kermit parkte die Corvair an ihrem Stammparkplatz und stieg dann die Stufen zum Revier empor. Noch immer kochte er vor Wut, und er würde diese auch gleich entladen. Mit kräftigen Schritten durchquerte er das Großraumbüro, die Fragen seiner Kollegen nach dem, was sich zugetragen hatte, überhörend. Er ging direkt auf die Tür des Captains zu, klopfte einmal hart dagegen und stieß sie sofort auf, um sie hinter sich auch gleich wieder fest zuzuwerfen. Seine Kollegen sahen ihm verwirrt nach, sein Gesichtsausdruck sprach Bände, und war dennoch völlig unleserlich. Wie ein Buch in einer fremden Sprache. Bevor sie sich aber fragen konnte, was eigentlich los war, hörten sie laute Stimmen aus dem Büro, Kermit und sein Captain schienen eine heftige Auseinandersetzung zu haben. Immer wieder hallten einzelne Fragmente nach draußen, ohne dass die anderen Cops daraus schließen konnte, was eigentlich passiert war. Wo war Ryan? Und wohin war Kermit verschwunden? Wieso war er jetzt so aufgebracht? Sie konnten sich keinen Reim darauf machen und hofften, dass ihr Kollege sie früher oder später aufklären würde. Kermit polterte wieder aus dem Büro und wurde von ihnen alles neugierig angestarrt. Sein Kopf ging hin und her, sein Gesichtsausdruck wirkte noch genauso angespannt und geladen wie zuvor. "Jody, was zur Hölle ist passiert? Ein Mordanschlag auf die Verdächtige?", fuhr er sofort die blonde Polizistin an, die sich in diesem Moment unfair behandelt fühlte. "Jetzt tu nicht so, als sei das meine Schuld. Wo warst du überhaupt?", konterte sie zickig. "Das tut nichts zur Sache. Also, was war los?", versuchte der Ex-Söldner das Gespräch wieder in eine andere Richtung zu lenken. Zumal es ihm vermutlich auch ganz gut tun würde, über den Fall und nicht Haley und Ryan nachzudenken. "Oh doch, tut es! Ich denke wir haben ein Recht drauf, zu erfahren, was eigentlich bei Ryan und dir los war. Wo habt ihr gesteckt?", beharrte Skalany. Kermit atmete tief durch und musste jetzt stark aufpassen, dass er nicht platzte. "Das sehe ich ähnlich. Ich bestehe auf einer Erklärung", fügte sich jetzt auch Strenlich den Forderungen an. "Wenn sie Antworten haben wollen, Chief, dann fragen sie den Captain! Das gilt für euch alle", presste er mit dunkler Stimme durch die Zähne und schaute finster durch die Brille zu ihnen rüber, "also entweder erklärt ihr mir jetzt, was hier mit der Verdächtigen passiert ist, oder ich kann auch genauso gut wieder verschwinden." Skalany und Jody sahen einander kurz an und seufzten unzufrieden. Dann erzählten sie ihm kurz und knapp, was sich zugetragen hatte. Als sie fertig waren, starrte der Ex-Söldner nicht mehr wütend, sonder verwirrt und ungläubig in ihre Gesichter. "Ein als Cop verkleideter Gangster ist hier einfach so reinspaziert, zu den Zellen gegangen und wollte auf sie schießen, was durch Zufall verhindert wurde?", wiederholte er die Zusammenfassung mit hochgezogenen Augenbrauen, "das ist nicht euer Ernst, oder?" "So haben wir es grade gesagt, Kermit. Also entweder friss oder stirb", entgegnete Jody schnippisch, der das Verhalten ihres Kollegen jetzt auch zu bunt wurde. Sie konnte nicht ahnen, dass allein die Begrifflichkeit des Sterbens aktuell Unbehagen in ihrem Partner hervorrief. "OK, schon gut", knurrte er und rieb sich die Augen hinter der Brille, "wo ist sie jetzt?" "Im Verhörraum eins. Sie hat sich zu Tode erschreckt, zetert aber jetzt schon wieder fröhlich vor sich hin", teilte Jody mit versöhnlichem Tonfall mit. Es hatte keinen Zweck auf eine Entschuldigung oder ähnliches von Kermit zu warten, nicht wegen so einer Lappalie, das wusste sie auf Erfahrung. "Ohne Peter können wir da aktuell ohnehin nichts machen. Was ist mit dem Killer?", hakte Kermit weiter nach. "Er ist tot." Skalany zuckte die Schultern, auch ihr war klar, dass das nicht besonders gut für die weiteren Ermittlungen ihrer Kollegen war, aber immerhin war so das Leben der Halbchinesin gerettet worden. Kermits Kehle entwich ein grummelnder Laut, aber er sagte nichts dazu. Es war mal wieder, wie es irgendwie immer war: Was schief gehen konnte, ging schief. Er ließ sich von Jody die Personalien des Angreifers nennen, um sie in seinen Computer einzugeben. Immer wieder wanderte sein Blick zu der kleinen digitalen Uhr in der unteren Ecke des Bildschirms. Mittlerweile waren über drei Stunden vergangen, seit er Ryan verlassen hatte, und es brannte ihm unter den Nägeln, wie es Haley ging. Je mehr Zeit verstrich, umso nervöser wurde er, bis das Klingeln seines Handys ihn aus den Gedanken riss. "Wie geht es ihr?", fragte Kermit sofort statt einer Begrüßung. Er hatte auf dem Display Ryans Namen gelesen. "Ihr Zustand ist kritisch, sie ist schwach", berichtete der blonde Cop mit tonloser Stimme. Bevor Kermit überlegen konnte, was er darauf erwidern wollte, sprach Ryan schon weiter: "Du, Cat und Peter dürft sie besuchen oder ihren Zustand erfragen. Bitte sag den beiden Bescheid, ich pack das grade nicht." "Mach ich", antwortete Kermit sofort und dachte über die letzten Worte seines Gesprächspartners nach. Das ausgerechnet Ryan zu etwas simplem wie einem Telefonat die Kraft fehlte, ließ seine Sorge nur noch größer werden. "Ich kann dich nicht davon abbringen, oder?" "Nein, kannst du nicht. Danke für alles, Kermit. Ich hoffe, wir sehen uns wieder", verabschiedete sich Ryan und legte auf. Der Ex-Söldner spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Sicherlich war die Aussage nur realistisch, aber trotzdem gab sie mit aller Grausamkeit wieder, dass es sich um ein Himmelfahrtskommando handelte, in das Ryan sich aus Rachegefühlen begab. * * * Peter und Cat spazierten fröhlich durch den Park und unterhielten sich über dies und das und genossen einfach den frühlingswarmen Tag. Als sich aber Peters Stirn zusammenzog und seine Augen unruhige Schlitze bildeten, blieb das seiner Frau nicht verborgen. "Was ist los?", fragte sie umgehend und blieb stehen. "Ich weiß nicht. Ich hab grade ein ganz mieses Gefühl. Ich kann's nicht beschreiben, aber irgendwas stimmt nicht", murmelte er und besah sich die Umgebung. "Meinst du…", weiter kam sie nicht, weil Peters Handy die Unterhaltung unterbrach. "Caine", meldete er sich, noch immer war sein Blick besorgt. Cat musterte ihn aufmerksam, merkte, wie seine Züge immer ernster wurden, auch wenn er seinem Gesprächspartner nicht lange zuhörte. "Was ist?" hörte sie ihn fragen, während er sie ansah. Irgendwas stimmte nicht, dass merkte jetzt auch Cat. "Komm schon, Kermit. Da ist doch mehr dahinter." Wieder schwieg Peter eine Weile, seine Züge drückten jetzt zunehmend auch Unzufriedenheit aus. "OK, OK, wir kommen", murrte er schließlich und legte auf. "Was wollte Kermit?", fragte Cat vorsichtig und sah ihrem Mann in die Augen. "Wir sollen aufs Revier kommen. Er braucht noch mal einen Dolmetscher. Aber ich glaube, dass da noch was ist", murmelte er leise und sah sich noch mal um. "Dann lass es uns mal herausfinden", entgegnete die junge Frau, aber ihr Tonfall verriet, dass auch sie beunruhigt war. Es war nicht weit bis zum 101. Revier, und sie gingen den Großteil des Weges schweigend. Peter konzentrierte sich auf das Gefühl, das er hatte, und es verhieß nichts Gutes. Je näher er seiner alten Wirkungsstätte kam, umso sicherer wurde er, dass ein ziemlicher Hammer auf ihn wartete. Cat hingegen hatte keine Ahnung, was sie erwartete, und sie reagierte mit Angst darauf. Angst, dass Kermit ihnen irgendetwas Schlimmes mitteilte, irgendetwas verdammt schlimmes. "Schön, dass ihr da seid, vielleicht könnt ihr ihn ja zähmen", begrüßte Jody ihren ehemaligen Kollegen und stemmte die Hände in die Hüften. "Was meinst du?", fragte Peter skeptisch und sah Cat kurz an. Auch ihr Blick wirkte verwirrt. "Ryan zischt hier raus, Kermit macht mit, dann…" "PETER! CAT!", unterbrach Kermit und warf seiner blonden Kollegin einen brennenden Blick zu. Der Shaolin sah von einem zum anderen und ging dann mit Cat im Schlepptau in das Büro des früheren Söldners, der sofort die Tür hinter ihnen schloss und mit einer Geste zwei Stühle anbot. "Was ist los, Kermit?", fragte Peter umgehend, nachdem er sich gesetzt hatte, "hier ist doch irgendwas faul. Du brauchst keinen Übersetzer." "Doch, auch. Aber das hätte noch einen Moment Zeit gehabt", gab der Cop zu und sah sie ernst an. "Hat es was mit Ryan zu tun?", hakte Cat jetzt nach, schließlich konnte auch sie eins und eins zusammenzählen. "Ja. Das heißt nein. Nicht direkt. Es ist Haley", ließ Kermit im Raum stehen und sah in die Gesichter seiner Freunde. Während Cats Augen weit vor Schreck wurden, zog Peter seine nachdenklich zusammen und forderte den früheren Söldner so stumm dazu auf, weiter zu sprechen. "Sie wurde angeschossen, ihr Zustand ist kritisch", teilte dieser weiter mit. "Oh Gott", murmelte die junge Frau kaum hörbar und tastete nach Peter, der ihre Hand sofort ergriff und drückte. "Wie konnte das passieren?", fragte Peter weiter, seine Pupillen spiegelten Besorgnis und Verwirrung wieder, schließlich wusste er um die besondere Ausbildung der Walkers und auch die Sicherheitsmaßnahmen in deren Haus. "Ein Anschlag. Viel mehr hat Ryan nicht herausgelassen." "Du warst bei ihm? Wo ist er jetzt?", hakte sich Cat an dieser Stelle ein, in ihren Augen sammelten sich langsam Tränen. Kermit atmete tief durch. "Ich war mit ihm im Krankenhaus. Nachdem die OP fertig war, hat er mich angerufen und mir gesagt, dass er für eine Weile abtauchen wollte, weil ihn wohl sonst seine alten Kollegen aus dem Verkehr ziehen, damit er nicht quer schießt", erzählte er gedrückt und bekam prompt die Retourkutsche dafür. "WAS? Du hast ihn einfach gehen lassen? Wie…" "Ganz ruhig, Süße", unterbrach Peter sie und legte den Arm um ihre bebenden Schultern, "du weißt doch auch, dass Ryan nichts und niemand aufhalten kann, wenn er es nicht will." Cat sah ihn lange an, geschockt über seine Aussage, dann aber nickte sie schließlich. Peter hatte Recht, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte. "Und wie… ich meine… was…", begann sie zu stottern, ohne die richtigen Worte für das zu finden, was sie ausdrücken wollte. In ihr drehte sich alles, Übelkeit überkam sie, Magenkrämpfe stellten sich ein, Panik davor, einen weiteren Menschen in ihrem Leben zu verlieren, machte sich breit. "Sie liegt im Koma. Das FBI bewacht ihr Zimmer. Wir drei dürfen sie besuchen und uns nach ihrem Zustand erkundigen. Mehr weiß ich auch nicht", gab Kermit schließlich zu und rieb sich die Augen. Er konnte selbst nicht gut mit dieser Hilflosigkeit umgehen, zumal er resignierend zugeben musste, dass er Ryan nicht helfen konnte, geschweige denn ihn finden, wenn dieser nicht gefunden werden wollte. Sie saßen eine Weile schweigend zusammen, jeder in seinen Gedanken verloren. Peter und Kermit wechselten besorgte Blicke, beiden war klar, dass Ryan sich vermutlich rasend vor Wut in Lebensgefahr begeben würde, um Haleys Attentäter zu erwischen. "Ich will Hal besuchen", sagte Cat plötzlich und durchbrach damit die Stille. Sie fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht und schaute die Männer dann mit recht festem Blick wieder an. Kermit überlegte, ob er aussprechen sollte, was ihm durch den Kopf ging. Aber noch hatte er Bedenken davor, dass Cat ihm womöglich die Augen auskratzen würde, wenn er es sagte. Also schwieg er und hoffte insgeheim, dass Peter womöglich denselben Gedankengang hatte. "Wollt ihr mitkommen?", gab die junge Frau ihm überraschend die Möglichkeit, seine Überlegung zu formulieren. "Ich würde gerne, aber der Captain hängt mir am Arsch. Wenn ich Ryan irgendwie helfen könnte, wär' es mir egal, aber aktuell können wir nichts tun, fürchte ich. Und ich häng' an dem Job", erklärte sich der Ex-Söldner und hoffte, dass seine Freundin ihm das nicht übel nahm. Cat nickte und sah dann zu Peter. Dessen Unentschiedenheit war deutlich in seinen Augen zu lesen. "Schon gut. Du hast ja auch hier noch Arbeit. Ich nehm' mir ein Taxi", meinte sie, ohne dass ihr Mann etwas gesagt hatte. "Süße, wenn du…" "Es ist wirklich ok. Ich weiß ja selbst, dass wir nichts tun können, außer an ihrem Bett zu sitzen. Vermutlich könnt ihr hier mehr bewirken. Aber ich… kann ohnehin nichts anderes tun", schloss sie ab und stand auf. Kermit und Peter wechselten einen schnellen Blick, beide waren sich nicht sicher, wie gut diese Idee der jungen Frau war. Der Shaolin stand ebenfalls auf und nahm sie sanft an den Schultern. "Ist das wirklich dein Ernst?", fragte er nach und sah ihr in die Augen. "Ja, ist schon in Ordnung, Peter. Ehrlich. Ich denke mir einfach, dass sie nicht allein sein sollte, wenn sie aufwacht. Macht ihr hier ruhig eure Arbeit, bevor Monahan Kermit noch einen Kopf kürzer macht. Ich halt euch auf dem Laufenden." Peter nickte und gab ihr noch einen Kuss, dann verschwand sie durch die Tür. "Meinst du, sie steckt das so einfach weg?", fragte Kermit umgehend, nachdem sie außer Hörweite war. "Einfach bestimmt nicht. Aber sie wird es packen, da bin ich sicher. Und Haley hat eine starke Konstitution, sie ist voller Kraft; ich bin sicher, sie schafft es", meinte Peter in guter Hoffnung. "Ich hoffe, du hast Recht", murmelte Kermit darauf und erhob sich ebenfalls. "Was ist mit deiner Verdächtigen? Vielleicht sollten wir uns ein wenig von der ganzen Sache ablenken und was Sinnvolles tun", meinte Peter schließlich, der immer noch ein merkwürdiges Gefühl hatte, aber nicht mal genau deuten konnte, ob es mit Haley oder mit der Halbchinesin zusammenhing. Kermit informierte Peter und knappen Sätzen über das, was während seiner Abwesenheit passiert war, ehe sie zum Verhörraum gingen, um endlich aus der Verdächtigen herauszubekommen, was es mit dem Tatort und dem Mord auf sich hatte.
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