Kapitel 16 Kermit schnaubte vor Wut auf sich selbst. Er war so sehr in die Suche nach den Beweisen vertieft gewesen, dass er den Eindringling nicht kommen hörte und jetzt in der Klemme steckte. Aber nicht nur er selbst, sondern auch Sun Ni, die obendrein ohne die wichtigen Beweise und je nach Richter schon so gut wie im Gefängnis war. "Geben sie es mir", forderte jetzt der Eindringling, "ganz langsam!" Kermit identifizierte die Stimme eindeutig als die von Hyuang. Seine Gedanken rasten. Er musste einen Weg finden, um sich aus der Bredouille zu bringen, die Speicherkarte zu retten und den Bewaffneten möglichst festzunehmen. Aber dafür brauchte er erstmal einen Überblick über die Situation. Er griff langsam in den Karton und zog die Karte heraus, dann setzte er an, um sich damit umzudrehen. "Halt! Sie sollten sich nicht umdrehen, wenn sie überleben wollen", sagte der Angreifer und wechselte die Position der Waffe vom Rücken zum Hals. Kermit grinste in sich hinein. Durch den veränderten Ansatzpunkt des Laufes an seinen Nacken war die Angriffsfläche nach links und rechts wesentlich kleiner. So konnte er den Lauf schnell weg schlagen, ohne Gefahr zu laufen, dass es ihn zehn Zentimeter weiter links traf, denn da war sein Körper nicht mehr. Er musste nur schnell sein. "Na los, machen sie schon!", forderte der Angreifer jetzt und drückte den Lauf etwas fester in den Nacken des Cops. "Schon gut, schon gut", beschwichtigte Kermit und fuhr urplötzlich herum, schlug den Waffenarm zur Seite. Ein Schuss löste sich, schlug aber nur in die Wandfliesen ein. Sun Ni ging geistesgegenwärtig in die Knie und hockte sich in der Ecke in Deckung. Hyuang versuchte, die Pistole wieder auf den Ex-Söldner zu richten, hatte aber in ihm einen starken Gegner, der ihm allein körperlich schon überlegen war. Kermit hielt den Arm auf Abstand und versuchte zeitgleich, Hyuang zu überwältigen, der aber kräftiger war, als er erwartet hätte. Schließlich aber schaffte er es, einen gezielten Schlag mit der linken auf die kurze Rippe des Angreifers zu setzen. Hyuang sackte zusammen und gab Kermit damit die Möglichkeit, ihn zu entwaffnen und zu Boden zu zwingen. Schnell zog er die Handschellen hervor und kettete den jetzt wehrlosen Chinesen am Heizungsrohr fest. Anschließend hob er die Waffe und die Speicherkarte auf und steckte beides ein. "Alles klar?", fragte Kermit Sun Ni, reichte ihr die Hand und zog sie auf die Füße. Die Halbchinesin nickte. "Alles ok." "Gut, pass auf ihn auf", sagte Kermit und warf einen Blick den Flur runter. "Kannst du damit umgehen?", fragte er weiter und reichte ihr die Waffe. Sun Ni atmete nervös durch, besann sich dann aber auf den Ernst der Lage. Tatsächlich hatte sie schon mal ein paar Übungsstunden auf einem Schießstand absolviert, rein interessehalber. "Ja, dafür wird's reichen", meinte sie und griff nach der Pistole, überprüfte den Sicherungshebel und positionierte sich dann in sicherem Abstand zu Hyuang. "Alles klar", murmelte Kermit, den ihr fachmännischer Umgang mit der Pistole beruhigt hatte, und verließ dann das Bad, um den Flur runter zu gehen und aus einem der vorderen Fenster heraus zu spähen. Ein siegessicheres Wolfsgrinsen huschte über sein Gesicht. An der Straße, direkt hinter der Corvair, stand eine schwarze Limousine, auf dem Beifahrersitz saß Zhao. Der Gangster starrte wartend durch die leicht getönten Scheiben auf die Haustür. "Und dich krieg ich auch", murmelte Kermit und zog sich wieder zurück zu Sun Ni und Hyuang. Schnell erklärte er der jungen Frau die Situation und zog dann sein Handy aus der Tasche, um Verstärkung anzufordern. Dann nickte er seiner aktuellen Helferin zu und verschwand in Richtung Hintereingang. Der Ex-Söldner pirschte durch den Garten und lief dann eilig parallel zur Hauptstraße hinter noch zwei Grundstücken her, ehe er wieder rechts abbog und die Straße ansteuerte. Damit Zhao ihn nicht durch den Außenspiegel kommen sah, verließ der Cop den Bürgersteig, zog die Desert Eagle und ging auf der Straße auf den Wagen zu. Durch die Heckscheibe erkannte Kermit, dass Zhao nach wie vor nach rechts auf die Haustür blickte, und ihn somit nicht sehen konnte. Mit schnellen, aber umsichtigen Schritten ging er an der Fahrerseite entlang, bis er an der hinteren Fahrertür stand. Das Fenster der Tür vor ihm war geöffnet, eine ideale Situation für den Cop, um den Gangster zu stellen. Schnell machte Kermit den letzten Schritt und streckte die Eagle in das Innere des Wagens. "Keine Bewegung, Zhao!", rief er aus. "Sie sind verhaftet!" Der Chinese drehte wie in Zeitlupe den Kopf und sah Kermit überrascht an, Ärger blitzte in seinen Augen, aber er rührte sich nicht. Auch, weil am Ende der Straße jetzt drei Streifenwagen auftauchten, die mit Blaulicht und Sirene auf sie zugesteuert kamen. Kermit wartete in seiner Position, bis die Officers angekommen waren und Zhao festnahmen. Als dieser festgesetzt im Streifenwagen saß, winkte sich der Ex-Söldner zwei weitere Cops herbei und ging mit ihnen ins Haus, wo Sun Ni und Hyuang sich noch so im Badezimmer befanden, wie er sie zurückgehalten hatte. "Alles klar, wir haben Zhao", sagte Kermit und forderte von der jungen Frau die Pistole zurück, die er auch bereitwillig bekam. "Gott sei Dank", seufzte sie und ließ sich auf der Badewannenkante nieder, wo sie ihr Gesicht in die Hände legte und ein paar Mal tief durchatmete. "Ist es jetzt vorbei?", fragte sie leise und sah Kermit direkt an. Der Cop setzte sich neben sie, rieb sich die Augen und blickte ihr in die Augen. "Ja. Ja, es ist vorbei", antwortete er lächelnd. Sie blickten sich einen Moment in die Augen, bis Kermit plötzlich hektisch aufstand. "Wir sollten jetzt ins Revier fahren", sagte er knapp und ging vor ihr her durch das Haus zur Corvair. * * * Haley, Ryan und Joanna stiegen am Flughafen von Sloanville aus dem schwarzen Helikopter und drehten sich zu den beiden Agents an Bord um. Turn saß auf der hinteren Sitzbank, während Ice den Heli-Jet steuerte. "Danke", sagte Ryan und nickte den beiden zu, Haley tat es ihm gleich. "Keine Ursache. Passt auf euch auf, ich werde es nicht mehr können", meinte Turn und grinste schief. Ryan hob eine Braue und betrachtete seinen früheren Partner. "Was willst du mir damit sagen?", fragte er gegen den Krach der Rotoren. "Ich gehe in den Außendienst", sagte Turn, hob noch mal die Hand zum Gruß und machte dann zu Ice eine Drehbewegung mit dem Finger, woraufhin sie den Walkers kurz zulächelte und den Stahlvogel dann wieder abheben ließ. Die Walkers sahen dem Heli-Jet nach. Sie wussten beide, was Turn ihnen hatte sagen wollen, wohin er ging. Es war ein gängiger Wortlaut für Agenten, die vom FBI, dem inländischen Geheimdienst, zur CIA wechselten, die ausschließlich im Ausland agierte. Turn hatte sich mächtig mit Moon angelegt, dessen Kompetenzen und Befugnisse mittlerweile ein Ausmaß angenommen hatte, dass man nichts mehr gegen ihn ausrichten konnte. Es war die beste Wahl, einfach auszusteigen und zwar nicht den Arbeitgeber, aber immerhin den Bereich zu wechseln, wenn man gegen seinen eigenen Boss nichts tun konnte. "Verdammt, bin ich froh, wieder hier zu sein", sagte Ryan schließlich und zog Haley in seine Arme. Er schloss seine Gedanken an Turn, Moon, die Mission und alles andere, das in den letzten Tagen passiert war. Jetzt wollte er nur noch genießen, dass alles ein gutes Ende gefunden hatte. "Ich auch. Aber ich könnte dich umbringen für den Alleingang", brummte Haley kurz, lachte dann aber wieder und gab ihm einen innigen Kuss. "Das nächste Mal nur noch mit Fernunterstützung von Operations, versprochen", schmunzelte er und grinste schief. Haley zog eine Braue hoch und sah ihn an. "Ich hoffe inständig, dass es kein nächstes Mal gibt, Ryan. Aber falls doch: Ich nehm' dich beim Wort!" Lachend gingen sie zum Taxi-Stand vor der Flughafenhalle, um endlich nach Hause zu kommen. * Ryan gab den Zahlencode am Türschloss ein, stieß die Haustür auf und schloss sie hinter seinen zwei Frauen wieder. "Sweet Home", trällerte er und folgte Haley hinkend ins Wohnzimmer, jetzt gab es keinen Grund mehr die Zähne zusammenzubeißen und zu versuchen, seine Verletzung zu vertuschen. Hal setzte Joanna auf dem Boden ab, die sofort durch das Erdgeschoss rannte, als müsste sie alles neu entdecken. Ihre Mutter sah sich um, das Fenster war geschlossen, der Stuhl, mit dem sie umgefallen war stand wieder auf seinen Füßen, ihr Laptop war runter gefahren und somit sicher. "Sie waren gründlich", meinte Ryan mit deutlichem Unmut in der Stimme. "Ja, das waren sie. Aber das habe ich auch nicht anders erwartet." Ryan stimmte zu, dann ging er wie gewohnt rüber zum Telefon und schaute auf den Anrufbeantworter. Zwar wurde keine Nachricht hinterlassen, aber die Anrufliste des Hörers teilte ihm mit, dass Cat und der Captain ihn versucht hatten zu erreichen. Er dachte kurz nach. "Ich glaube, ich muss noch mal los", meinte er und blickte Haley an. Die sportliche Frau brauchte keine Erklärung, sie wusste sofort, wohin Ryan wollte. "Na klar. Und da die Viper noch nicht hier ist, wirst du wohl meinen Liebling nehmen." "Ich pass drauf auf", grinste er, gab ihr einen Kuss und nahm den Schlüssel des Hummers vom Haken. "Bis nachher." Ryan stieg in den schweren Geländewagen, startete den wuchtigen Motor und fuhr rückwärts aus der Einfahrt. Schnell steuerte er den Hummer einhändig durch die Straßen Sloanvilles und dachte darüber nach, wie er das alles erklären sollte. Als er nach Chinatown kam, hatte er eigentlich noch keine passende Erklärung gefunden, aber irgendwas würde ihm schon einfallen, so wie immer. Er parkte neben dem Stealth im Hof und stieg aus, wobei er unglücklich auf den Asphalt aufkam und sein Bein nachgab. "Verdammte Scheiße", knurrte er, fand sicheren Stand und straffte sich wieder. * Peter erhob sich mühsam aus dem Schneidersitz und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Meditation war anstrengend gewesen, und das Ergebnis nicht wirklich zufrieden stellend. War Ryan nun auch tot, oder nicht? "Die Unsicherheit wird gehen und ich werde wissen", murmelte er nachdenklich. Aber er wusste es einfach nicht. Er hatte doch versucht, eine Verbindung aufzubauen, aber das war gescheitert. Das kurze Lebenszeichen, dass er erhalten hatte, war so schnell wieder weg, dass es sich auch um einen Todesmoment hatte handeln können. Und er konnte nicht einmal sagen, dass er dieses Signal wirklich von Ryan erhalten hatte und nicht von irgendwem anderes. Seine Gedanken wurden von einem kräftigen Klopfen an der Tür unterbrochen, das ihn vollständig wieder in das Jetzt beförderte. Seine Sinne aber waren noch so verwirrt, dass er keine Ahnung hatte, wer auf der anderen Seite der Tür stand. Aber es konnte niemand bekanntes sein, denn sonst klopfte hier eigentlich niemand und wartete draußen. Er blickte kurz den Flur hinunter, aber das Klopfen schien Cat nicht aus ihrer Trance geholt zu haben. Resignierend ging er zur Tür, drückte die Klinke runter und öffnete. Dann machte sein Herz einen Sprung. "Um Gottes Willen! Was… wie…", stammelte Peter überrascht und begutachtete Ryan ein wenig, als hätte er ihn noch nie gesehen. Der blonde Cop grinste über das ganze Gesicht. "Hallo Peter", sagte er leise und reichte ihm freundschaftlich und kräftig die Hand. "Wo ist sie?", flüsterte er weiter. Der Shaolin lachte leise und murmelte: "In der Küche." Ryan nickte ihm zu und humpelte dann den Flur entlang, dicht gefolgt von Peter. Er konnte es nicht erwarten, seine mittlerweile beste Freundin in die Arme zu schließen und ihre Sorgen, die sie sich mit Sicherheit gemacht hatte verschwinden zu lassen. Lautlos trat er in den Türrahmen und blickte auf Cats Rücken. Sie saß am Tisch und rührte sich nicht, sondern starrte gedankenverloren aus dem Fenster, wenn er die Kopfhaltung richtig deutete. "Hallo Kitty", sagte Ryan und begrüßte sie so mit einem Kosenamen, den er ihr vor einigen Wochen verpasst hatte. Wie in Zeitlupe drehte sich die junge Frau um, als wollte sie kaum glauben, wessen Stimme sie grade gehört hatte. Erst als sie ihn sah, sein Grinsen, schossen Tränen in ihre Augen, sie sprang auf und fiel ihm um den Hals. "Oh Gott, Ryan!", schluchzte sie und drückte ihn fest an sich. "Ich bin so froh, dass du wieder hier bist, dass du…", sie schnappte nach Luft, "dass du noch lebst." "Schon gut, Kitty. Es ist alles in Ordnung", sagte Ryan und strich ihr mit seiner rechten Hand über den Rücken. "Oh, Ryan, es tut mir so leid. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, es ist so schlimm, ich…", japste Cat und nahm etwas Abstand, um ihn ansehen zu können. "Schhhh, es gibt nichts, was dir leid tun muss", sagte der blonde Cop und lächelte ihr zu. Cat war verwirrt und ließ ihn das auch sofort an ihrem Gesicht ablesen. "Aber… Haley…" Ryan zog sie wieder in seine Umarmung. "Es ist nichts passiert. Haley lebt." Cat entzog sich ihm und starrte völlig perplex in die hellblauen Augen. Auch Peter war jetzt aus dem Türrahmen zwei Schritte auf die beiden zugekommen und blickte den Ex-Agent verwirrt an. "Lange Geschichte", meinte Ryan nur knapp, "aber um es kurz zu machen: Man hat mich reingelegt." "Wer?", hakte Peter sofort nach. "Meine eigenen Leute", knurrte er unter aufkeimender Wut, "aber das erkläre ich euch lieber in Ruhe." "Wir haben Zeit", meinte Peter und sah ihn auffordernd an. Ryan grinste seinen Kommentar einfach weg. "Ja, ich weiß. Aber ich muss erstmal aufs Revier und mich beim Captain rausreden. Heute Abend bei uns zu Hause?" "Gerne", meinte Cat und strahlte ihn an. "Ich versteh das zwar alles so überhaupt nichts, aber…", plapperte sie und fiel ihm dann erneut um den Hals. Sie war so erleichtert, dass er am Leben war, es ihm offensichtlich gut ging und auf wundersame Weise auch Haley noch lebte. "Bis heute Abend." "Bis heute Abend. So um Acht", verabschiedete sich Ryan, drückte Cat an sich, gab Peter die Hand und verließ dann die Wohnung. * * * "Gute Arbeit", sagte Monahan und nickte Kermit und Jody zu. "Lassen sie Miss Chao frei und geben sie ihr ihre persönlichen Sachen zurück. Der Fall ist für uns abgeschlossen. Den Rest machen die Geschworenen." "Danke Captain", sagte Jody und drehte sich zur Tür. "Captain", meinte Kermit nur und folgte seiner Kollegin. Er ging schnurstracks in sein Büro, wo Sun Ni wartete, und schloss hinter sich die Tür, damit niemand auf dem Revier mitbekam, was weiter vor sich ging. "Und?", fragte die zierliche Halbchinesin und blickte Kermit zaghaft an. Die merkwürdige, plötzlich abweisende Art von ihm hatte sie total verunsichert. "Du bist entlastet und eine freie Frau. Du kannst jederzeit gehen", sagte der Cop, trat nervös von einem Bein auf das andere und setzte sich schließlich in seinen Bürostuhl. Urplötzlich machte ihn ihre Nähe nervös und löste fast schon Angstzustände in ihm aus. "Soll ich denn gehen?" Ihre Stimme war dünn. Kermit rieb sich die Augen und atmete tief durch. "Ich… ich weiß was zu dir gesagt habe. Und ich habe es auch so gemeint, aber ich glaube nicht…" "Schon klar", murmelte Sun Ni und versuchte mit aller Kraft ihre Fassung zu bewahren. "Leb wohl, Kermit." Damit stand sie auf und verließ das Büro des Detectives. So ruhig und unauffällig wie möglich schritt sie an den Schreibtischen vorbei und ließ sich von Broderick ihre persönlichen Sachen aushändigen. Sie warf einen Blick zurück, aber Kermit war nicht in der Tür aufgetaucht, blickte ihr nicht hinterher, schaute sie nicht ein letztes Mal an. Traurig und verletzt verließ sie das Revier und bestellte sich ein Taxi nach Hause. Kermit saß in seinem Stuhl, die Ellenbogen auf den Oberschenkeln, das Gesicht in den Händen. Auf einmal, als es sich dem Ende genähert hatte, als klar wurde, dass sie problemlos würden zusammen sein können, hatte er Panik bekommen. Er hegte unglaubliche Gefühle nach dieser kurzen Zeit, dieser einen Nacht, für sie. Gefühle, für die es sich eigentlich zu kämpfen lohnen würde, um sie tiefer zu erforschen, aber er hatte sie fortgeschickt. Und er wusste sogar den Grund dafür. Sein Leben war gefährlich, die letzte Frau darin gestorben. Das konnte und wollte er nicht noch einmal einer Frau antun, er wollte nicht noch einmal diesen Verlust erleben müssen. Da war es einfach besser, wenn es einmal wehtat und man beendete, was noch gar nicht richtig angefangen hatte. * "Kermit?", fragte Jody vorsichtig und schob die Tür auf. "Kannst du nicht anklopfen!", fuhr der Cop sie sofort an und streckte sich in seinem Stuhl. Jody stemmte die Hände in die Hüften. "Hab ich. Aber du hast mich nicht gehört." "Das war doch ein eindeutiges Zeichen!", blaffte Kermit weiter. "Was ist denn los? Ich dachte, wir wollten die Aufklärung dieses Falls ein bisschen feiern." "Feier alleine. Ich hab zu tun", knurrte Kermit und drehte sich mit seinem Stuhl demonstrativ zu dem Bildschirm seines Rechners herum. "Alles klar", meinte Jody schnippisch und verließ das Büro wieder, ließ allerdings die Tür offen stehen. "Verdammt, kann sie nicht mal…" Kermit erstarrte in der Haltung, in der er grade nach dem Türblatt gegriffen hatte und blickte zu Brodericks Tresen. Sofort sprang er aus seinem Bürostuhl und starrte seinen Partner verblüfft an. Die anderen Polizisten hielten alle bei ihrer Arbeit inne und beobachteten, wie der blonde Cop zwischen ihren Schreibtischen entlang humpelte und direkt auf Kermit zukam. "Hey Partner, hab ich was verpasst?", fragte Ryan und grinste ihn an. Der Ex-Söldner schüttelte nur den Kopf und musste lachen. "Da läuft so eine Menge Scheiße und du fragst mich, ob du was verpasst hast", sagte er und schlug kräftig mit Ryan ein. "Aber was zur Hölle ist mit dir passiert?" "Lange Geschichte", wiederholte er die Worte, die er schon den Caines gesagt hatte, "aber was hältst du davon, wenn ich das heute Abend erkläre? So um acht bei uns?" "Äh… euch?” "Ich sag doch, lange Geschichte”, meinte Ryan nur mit einem Schmunzeln. Weiter kam er nicht, denn Monahan war aus seinem Büro gekommen und hatte seinen vermissten Detective sofort entdeckt. "Um Himmels Willen, Walker! Was hat sie denn durch die Mangel gedreht?", fragte er sofort durch das halbe Großraumbüro. "Ich war im Urlaub, Sir. Hat Kermit ihnen das nicht gesagt?" Monahan wusste nicht, ob er anfangen sollte zu lachen oder ausrasten. Dieselben Worte hatte Griffin ihm auch schon mal aufgetischt, und die wahre Geschichte kannte er bis heute nicht. "Doch, das hat er. Aber den genauen… Reisebericht hätte ich gern in meinem Büro", forderte der Captain und deutete vielsagend in sein Reich. Ryan zuckte die Schultern und folgte dem unausgesprochenen Befehl, noch immer in bester Laune. "Bis heute Abend", raunte Kermit ihm noch zu und beschloss, Feierabend zu machen. Das war alles zu viel für ihn. Erst die Sache mit Sun Ni, die ihm im Herzen wehtat, obwohl er sich das nicht eingestehen wollte. Und dann auch noch Ryan, der hier auftauchte wie neugeboren, als wäre seine Frau nie gestorben. Er brauchte jetzt erstmal eine Pause. Und einen großen Drink.
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