Etwas Helles schwirrte durch die Gegend. Was war das nur? Angel bewegte sich leicht, focht dagegen an, aus den Tiefen des Schlafes zu erwachen. Etwas Schweres lag fest um ihre Taille, so dass sie keine allzu großen Bewegungen machen konnte. Vorsichtig tastete sie sich nach unten und fuhr in einer federleichten Geste über das Ding. Beruhigt nahm sie zur Kenntnis, dass es sich um Finger und ein Handgelenk handelte. Sie roch Peters Aftershave und ihr wurde klar, dass er sie in den Armen hielt. Die Erinnerung an die letzte Nacht kehrte zurück. Sie zuckte zusammen und wartete auf den Schmerz, der zu ihrer großen Erleichterung nicht einsetzte. Ein tiefer, langer Atemzug half ihr, den Rest des Schlafes abzuschütteln. Ihre Augenlider flatterten. Bildete sie es sich nur ein, oder meinte sie tatsächlich, ein schwaches Licht zu sehen? Unscharf, aber immerhin. Mit aller Macht brachte sie sich dazu, die Lider voll zu öffnen. Sie hatte sich nicht getäuscht, da war ein Licht. Wilde Freude durchzuckte sie. Konnte sie etwa wieder sehen? "Hallo Tochter", sprach eine sanfte Stimme neben ihr. Ihre Hand wurde ergriffen. Sie drehte den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam und starrte darauf. Langsam wurde das verschwommene Bild klarer. Wo vorher nur eine unscharfe Kontur war, konnte sie nun die einzelnen Finger erkennen, dann die Fingernägel und schließlich sogar die feinen Adern, die die wettergegerbte Haut durchzogen. Langsam wanderte ihr Blick weiter nach oben, saugte sich an Caines Augen fest. "Paps, träume ich, oder ist das wahr?" Caine ließ sie los, umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und beugte sich über sie. Intensiv starrte er ihr in die Augen. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. "Du träumst nicht, dein Augenlicht ist zurück gekehrt", meinte er. Angel stieß einen Schrei der Freude auf, der Peter neben ihr fast von der Plattform warf. Dieser tastete instinktiv nach seiner Waffe, die natürlich nicht da war. Angel lachte befreit auf, ein Lachen, das sie lange nicht mehr von ihr gehört hatten. "Peter, das war nur ich, ich kann wieder sehen!", rief sie überschwänglich aus und warf sich übermütig auf ihn. Der junge Mann brauchte einen Moment, bis ihre Worte in ihn sickerten, ihr Aufprall nahm ihm fast den Atem. Dann stimmte er ein in ihre Freude und umarmte sie so fest, dass sie meinte, ihre Rippen krachen zu hören. Im nächsten Moment war eine geschwisterliche Balgerei in Gang. Sie tobten herum wie zwei kleine Kinder und wurden von dem amüsierten Caine beobachtet, der nur den Kopf schütteln konnte. "Kinder", murmelte er leise, bevor er sich abwandte, um dem Tisch zu decken. Einige Zeit später saßen sie am Frühstückstisch. Alle drei genossen es in vollen Zügen den starken Druck, der bis jetzt auf ihnen gelastet hatte, los zu sein. Angel konnte gar nicht genug davon bekommen, Peter und Caine anzustarren, bis sich beide beschwerten, weil sie sich wie Käfer unter dem Mikroskop vorkamen. Gegen Ende der Mahlzeit musste Angel Caine versprechen, morgen Abend zu ihm zu kommen, um mit ihm zu meditieren und es war das erste Mal, dass sie ohne zu zögern oder zu lamentieren zustimmte. Sogar als Peter darauf bestand, mit ihr gleich nach dem Frühstück ins Krankenhaus zu fahren, gab sie nach. Die Sonnenbrille setzte sie sich gleich auf die Nase, da Caine ihr gesagt hatte, sie würde noch eine Weile brauchen, bis sich ihre Augen wieder an das Sonnenlicht gewöhnt hatten. Kurze Zeit später brachen sie auf. Peter hatte kurz im Revier Bescheid gegeben, dass er etwas später kommen würde und fuhr sie in die Klinik. Die Untersuchung dauerte nicht lange und das Ergebnis war positiv. Abgesehen von einer Überempfindlichkeit ihrer Augen, war ihr Sehvermögen vollkommen intakt. Sie wurde als geheilt entlassen. Hocherfreut verließen die beiden die Klinik und fuhren zu Angels Wohnung, da sie näher lag. Während Peter bei ihr duschte und sich für die Arbeit fertig machte, nutzte Angel die Zeit, um mit Annie zu telefonieren, und ihr die gute Neuigkeit mitzuteilen. Wie zu erwarten war, freute sich Annie sehr und gab den Hörer sogleich an Paul weiter. Angel sprach noch kurz mit ihm, dann legte sie auf. Peter kehrte vom Duschen zurück. Angel lief ihm entgegen und umarmte ihn so fest sie konnte. Dann drückte sie ihm ein kleines Küsschen auf die Wange, bevor sie ihn wieder los ließ. "Womit habe ich das denn verdient?", erkundigte sich der junge Cop überrascht. "Das ist dafür, dass du bei mir geblieben bist gestern Abend. Danke, Brüderchen." Amüsiert sah er zu, wie sie fröhlich um ihn herum tänzelte. "Schon gut, du hättest dasselbe für mich getan. Und? Hast du den anderen schon die gute Nachricht mitgeteilt?" Sie grinste ihn an. "Ähem... ich habe gerade mit Annie und Paul telefoniert, ansonsten weiß es noch keiner." "Noch nicht einmal Kermit?" "Nein, ich will ihn damit überraschen – sprich, ich will es ihm persönlich beibringen. Hach, ich muss einfach unbedingt sein Gesicht sehen, wenn ich ihm das mitteile.", purzelten die Worte wie ein Wasserfall aus ihrem Mund. Peter seufzte ergeben. "Das heißt wohl, ich soll dich mit aufs Revier nehmen?" "Wenn du mich so fragst, dann lautet die Antwort 'ja'." Peter zögerte einen Moment, was ihr einen Stich versetzte, schließlich stimmte er zu. Die junge Frau hielt mitten in der Bewegung inne. Die Betonung seiner Worte klang gerade so, als meinte er genau das Gegenteil. "Hast du damit Probleme?", erkundigte sie sich, nicht bereit die Sache auf sich beruhen zu lassen. "Lass es, Schwesterchen, ich habe 'ja' gesagt, oder etwa nicht?" "Ja, das hast du. Aber das klang sehr negativ angehaucht. Kann es sein, dass du mich nicht mitnehmen möchtest?" Peter zupfte an seinem Hemd herum und glättete ein paar Falten. Da er ihr nicht in die Augen sah, empfand es Angel als Beweis, dass ihre Vermutung stimmte. "Kannst du mir mal sagen, was dich daran stört, dass ich Kermit sehen möchte?", explodierte sie. "Kannst du mir mal sagen, warum du in alles und jedem eine Absicht dahinter vermutest?", schoss er zurück. "Weil eine dahinter steckt, so einfach ist es. Mir kommt es gerade so vor, als ob du Kermit und mich auseinander bringen möchtest. Aber lass dir eines gesagt sein, das wird dir nicht gelingen!", stieß sie hervor. Peter fuhr sich erregt durch die Haare. "Du spinnst doch total! Mir scheint, die Rückerlangung deiner Sehkraft ist dir aufs Gehirn geschlagen." "Na wer hier von uns beiden der Schlauere ist, das lasse ich mal so dahin gestellt. Nicht wahr, Brüderchen?", erwiderte sie zuckersüß und von oben herab. Der junge Detective straffte sich und schluckte die provokante Bemerkung einfach herunter. Irgendwie stand ihm absolut nicht der Sinn nach einem Streit mit seiner kleinen Schwester, außerdem hatte sie ihn missverstanden. "Kommst du nun oder nicht? Ich muss gehen.", wechselte er kurz und bündig das Thema. "Erst, wenn du mir sagst, was dir gegen den Strich geht!", bestand Angel stur auf ihre Meinung. Als sie keine Antwort bekam, schlich sich ein fieses Grinsen um ihre Mundwinkel, sie lachte leise und gehässig. "Sieh mal einer an, schon sind dir die Argumente ausgegangen. Das zeigt mir deutlich, wer von uns beiden mehr im Kopf hat und das bist ganz sicher nicht du!" In Peter begann es zu schwelen. Er musterte Angel mit finsterem Blick. "Auf so einen Scheiß muss ich mich nicht einlassen, junge Dame. Wenn du dich auf diesem niedrigen Niveau bewegen willst, nur zu. Aber ich steige nicht so tief herab, das steht fest." "Weil dir nichts dazu einfällt, das ist es!", forderte sie ihn weiter heraus. Der junge Detective schüttelte angewidert den Kopf. Er machte sich nicht einmal die Mühe, darauf zu antworten. Stattdessen strebte er provozierend zur Türe und schloss sie mit einem deutlichen Knall demonstrativ hinter sich. Angel blieb wie angewurzelt an ihrem Platz stehen, langsam zogen sich ihre Mundwinkel nach unten. Wie konnte Peter es wagen, einfach ohne sie zu gehen? So eine Frechheit! Aber nicht mit ihr! Voller Zorn starrte sie auf ihre Eingangstür, gerade so, als wolle die ein Loch in das Holz brennen, während sich in ihrem Kopf ein Plan formte. Zum Glück besaß sie ja einen eigenen Wagen und sie beschloss, trotz der Warnung des Arztes, nachher alleine zum Revier zu fahren. Abrupt wirbelte sich herum und machte sich auf den Weg ins Badezimmer. Eine kurze, eiskalte Dusche half ihr, einigermaßen über ihren Ärger zu kommen. Sie hatte sich gerade angezogen und wollte sich auf den Weg machen, da klingelte das Telefon. Sie sprach kurz mit dem Anrufer und legte wieder auf. Das unerfreuliche Gespräch ließ sie ziemlich nachdenklich und traurig zurück. Ob sie wollte oder nicht, etwas in ihrem Leben würde sich sehr bald ändern. **************** Eine halbe Stunde später, parkte Angel ihren Trans Am neben dem Eingang des Reviers. Sie stieg aus und erklomm die Stufen des Gebäudes, das sie nach kurzem Zögern auch betrat. Da sie ihre Sonnenbrille auf der Nase trug, bemerkte niemand, dass sie wieder sehen konnte. Außerdem war die Gang des 101. daran gewöhnt, dass sie ab und an vorbei schaute. Sie erwiderte den einen oder anderen Gruß, lehnte die angebotene Hilfe freundlich ab und tat so, als würde sie sich in gewohnter Manier den Weg zu Detective Griffins Büro ertasten, froh darüber, dass Peter nicht hier zu sein schien. Sie klopfte kurz an und betrat Kermits Heiligtum. Dieser saß wie festgeklebt vor dem Bildschirm und brummte: "Wenn die Türe geschlossen ist, bedeutet das kein Zutritt. Also raus hier." "Huch, das ist aber ein netter Empfang, da bekommt man ja direkt Angst. Ich glaube, ich gehe besser wieder", warf Angel mit zuckersüßer Stimme ein und machte nicht ernst gemeinte anstalten, den Raum zu verlassen. Der Detective sprang wie ein geölter Blitz von seinem Stuhl hoch und trat ihr in den Weg. "Dollface, entschuldige. Ich dachte, du seiest jemand anderes. Hallo." Bevor sie einen Satz erwidern konnte, zog er sie in die Arme und gab ihr einen ausgedehnten Begrüßungskuss. Erst als beide keine Luft mehr bekamen, ließ er von ihr ab. "Mmm... so ist es weitaus besser, begrüßt zu werden", verkündete die junge Frau zufrieden. Neugierig erkundigte sie sich dann: "Allerdings, was hättest du gemacht wenn jemand herein gekommen wäre?" "Bei geschlossener Türe traut sich hier niemand ohne Aufforderung herein, ausgenommen der Captain und dein verrückter Bruder", erwiderte Kermit. "Und ich", gab Angel mit einem frechen Grinsen zurück, auch wenn ihr die Erwähnung von Peter einen leichten Stich versetzte. "Du kannst jederzeit mein Büro betreten, Dollface...und noch mehr", bekannte Kermit großzügig. Er wollte sie zum Stuhl führen, doch sie winkte ab und wandte ihre Aufmerksamkeit dem Bildschirm zu. "Was machst du gerade?" "Nur eine Recherche. Ich benötige ein paar Informationen für Skalany." Kermit setzte sich wieder und Angel trat hinter ihn, die Hände legte sie auf seine Schultern und massierte ihn selbstvergessen. Der ehemalige Söldner schnurrte beinahe vor Wohlbehagen. Er drehte den Kopf und hauchte einen zarten Kuss auf ihren Handrücken. "Du könntest öfter kommen und mir den Nacken massieren, du hast begnadete Finger." "Kommt darauf an, was ich als Gegenleistung erhalte." Kermit setzte sein typisches Wolfsgrinsen auf. "Da wird mir schon was einfallen, verlass dich darauf." Angel grinste ebenfalls und beugte sich dichter über ihn. Ihr Atem kitzelte an seinem Hals. "Du, da hätte ich dir noch eine andere Adresse, über die du leichter an die Informationen heran kommst, welche du zu suchen scheinst." Kermit brauchte einen Augenblick, um den Sinn hinter ihren Worten zu begreifen. Langsam drehte er sich mit offenem Mund zu ihr herum. Sie legte eine Hand sanft unter sein Kinn und schob seinen Unterkiefer nach oben. "Angel, sag bloß du hast dein Sehvermögen zurück?" "Ja, seit heute Morgen." "Das ist ja super." Der Detective sprang auf die Füße, nahm die überraschte Angel auf die Arme und tanzte mir ihr durch den Raum. Sie lachte leise und befreit. So hatte wohl noch nie jemand Kermit Griffin gesehen. Etwas außer Puste ließ er sie langsam an seinem Körper herab gleiten, was ihr wiederum den Atem raubte. Dann griff er nach ihrer Sonnenbrille, die sie schnell fest hielt. "Bitte nicht, hier ist es im Moment noch zu hell für meine Augen." Kermit ließ die Hände sinken, umfasste stattdessen ihre Wangen und eroberte verlangend ihre süßen Lippen. Angel kam ihm entgegen, schmolz förmlich gegen ihn. Mit Absicht ließ sie ihre Hüften kreisen, was ihm ein Stöhnen entlockte. Sie spürte, wie sich an einer bestimmten Stelle etwas verhärtete. Der Cop ließ sie los und trat einen Schritt zurück. "Wenn wir jetzt nicht im Büro wären dann..." Er ließ den Satz unvollendet, doch sein Gesichtsausdruck teilte ihr deutlich mit, was er meinte. Vollkommen unschuldig schaute sie ihn an und strich sich ein imaginäres Staubkorn von der Bluse, was Kermits Blick sofort auf ihre vollen Brüste lenkte, die sich deutlich unter dem dünnen Stoff abzeichneten. "Aber Detective Griffin, was sind das denn für Gedanken?", erkundigte sie sich kokett. "Das willst du gar nicht wissen", sagte er prompt und fuhr sich mit der Zunge über die plötzlich trockene Lippe, während er wieder Platz nahm. Sie zuckte mit den Schultern. "Hast du eigentlich heute Abend schon was vor? Mit ist nach feiern zumute." "Für dich habe ich doch immer Zeit, Dollface. Wann soll ich dich abholen?" Verführerisch glitt sie mit den Fingerspitzen über seinen Nacken. "Gar nicht. Wandere einfach eine Türe weiter. Wir werden es uns bei mir gemütlich machen. Nur wir beide, ein gutes Essen, eine Flasche Champagner und jede Menge menschliche Nähe.", gurrte sie. "So gegen Acht?" "Einverstanden. Hört sich gut an.", erwiderte Kermit, der versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, was ihre Worte bei ihm herauf beschworen. Um sich von seiner rapide ansteigenden Erregung abzulenken, wechselte er das Thema. "Wie war das mit den Infos?" Sie teilte ihm die Adresse mit und ließ von ihm ab, um ihn nicht in seiner Konzentration zu stören. Arbeit und Privatvergnügen musste man nun mal trennen, auch wenn das schwer fiel. Vollkommen in die Arbeit vertieft, zuckten beide zusammen, als plötzlich die Türe aufgerissen wurde und ein sehr wütender Peter in den Raum stürmte. Mit einem lauten Krachen wurde die Türe ins Schloss geworfen. "Bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen, mit dem Auto hierher zu kommen!?", brüllte er los und fuchtelte mit einem Finger wild vor ihrem Gesicht herum. Angel drehte sich zu ihm um. Mit eiskalter Stimme erwiderte sie. "Hey, nimm gefälligst deine Finger da weg. Außerdem, was geht dich das an? Du bist doch derjenige, der aus meiner Wohnung gestürmt ist und mich nicht mitnehmen wollte!" "Nun dreh mir nicht die Worte im Mund herum. Das sind zwei vollkommen verschiedene Dinge. Du weißt genau, was der Arzt gesagt hat. Wenn du gehst, dann wirst du gefälligst ein Taxi benutzen!", befahl der erboste Cop und stemmte nun beide Hände in die Hüften. "Den Teufel werde ich. Ich bin mit dem Auto da und damit werde ich auch wieder weg fahren." "Das war keine Bitte, sondern ein Befehl, junge Dame!", beharrte Peter arrogant auf seinen Willen. Abwehrend verschränkte Angel die Arme vor der Brust und musterte ihn abfällig. "Seit wann hast du mir etwas zu befehlen, Peter Caine? Du bist weder mein Vater noch sonst jemand von Bedeutung!", schoss sie scharf zurück. Der Cop erbleichte und trat einen Schritt zurück. Man konnte ohne Probleme deutlich erkennen, wie sehr ihn die harten Worte trafen. Kermit, der bis jetzt ungläubig gelauscht hatte, fand es an der Zeit einzugreifen. "Hey ihr beiden nun beruhigt euch mal. Ihr seid beide Erwachsen, verhaltet euch auch so. Das war eben nicht sehr nett, Dollface. Ich finde, du solltest dich bei ihm entschuldigen." Peters Zorn richtete sich nun voll gegen den älteren Detective. "Was willst du eigentlich, Kermit? Misch dich da nicht ein! Das geht dich nichts an!" "Woa, woa Peter." Der Angesprochene hob in einer defensiven Geste die Hände hoch. "Ich will nur vermeiden, dass einer von euch Beiden noch mehr Dinge sagt, die er hinterher bereuen wird. Auch du kannst so mit Angel nicht umgehen." "Ja klar Kermit, das habe ich gern. Erst meine kleine Schwester bumsen und dich dann als Richter aufführen. Du bist auch nicht besser, nur damit du das weißt!", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Mit diesen Worten drehte sich der junge Shaolin-Cop um und stürmte wie ein Irrer aus dem Büro. Kermit ließ sich langsam auf den Stuhl sinken, ein böser Blick traf Angel. Seine Stimme klang gefährlich leise. "Könntest du mir mal bitte erklären, was hier gerade abgegangen ist?" Angel zuckte nur die Schultern. "Das ist Privatsache. Bitte misch dich da nicht ein." "So wie ich die Sache sehe, stecke ich mitten drin, Dollface. Was sollte die Bemerkung von wegen ich hätte dich gebumst. Woher weiß er das?", sagte er absichtlich brutal. "Er wusste es einfach. Ich habe ihm nichts gesagt, er ist von selbst drauf gekommen.", verteidigte sich die junge Frau. "Das soll ich glauben?" Kermit zog skeptisch eine Augenbraue nach oben und runzelte unheilverheißend die Stirn. "Ja denkst du denn ich lüge dich an? Hast du so wenig Vertrauen in mich?", zischte Angel. Kermit schnaubte durch die Nase. Sein Privatleben war ihm heilig und er fühlte sich nicht gut, nun da Peter Bescheid wusste. Er hatte zuerst mit seinen Gefühlen für Angel ins Reine kommen wollen, bevor er weitere Schritte unternahm. Ihm wäre weitaus lieber gewesen, seine Beziehung zu ihr wäre mehr gefestigt, bevor andere erfuhren, dass sie zusammen waren, denn in der Richtung gab es bei ihm keinen Zweifel, auch wenn er es ihr noch nicht mitgeteilt hatte. Er fühlte sich verraten und verkauft und reagierte dementsprechend. "Vertrauen ist etwas, was man sich erst verdienen muss, Dollface." Alle Farbe wich aus Angels Gesicht. Plötzlich klang ihre Stimme unheimlich müde. "Ach so ist das, Kermit. Tut mir leid, dass ich dich so falsch eingeschätzt habe. Ich dachte, unsere Nacht wäre mehr gewesen als nur Sex. Ich dachte wirklich, du wärst anders. Ich HABE dir nämlich vertraut, ansonsten hätte ich mich dir niemals hingegeben!" Sie wurde lauter. "Weißt du, die Jungfräulichkeit kann man nur einmal im Leben verschenken. Aber ich sehe, ich habe mich in dir getäuscht. Du hast bekommen, was du wolltest und das war es nun für dich!" Ohne eine Antwort abzuwarten, wirbelte sie auf dem Absatz herum und riss die Bürotüre auf. Kermit durchfuhr es heiß und kalt. Ihm wurde klar, dass er vollkommen falsch reagiert hatte. Er lief ihr hinterher. "Angel! Warte!" Sie hörte nicht auf ihn und stürmte in den Innenraum des Reviers. Dort schnitt Peter ihr den Weg ab und hielt ihr die geöffnete Hand hin. "Die Wagenschlüssel", verlangte er. "Den Teufel bekommst du", knurrte sie und schlug seine Hand zur Seite, nur noch von dem einen Wunsch beseelt, weit weg von hier zu sein. "Angel, wage es nicht, hier einfach so heraus zu spazieren, bevor wir miteinander geredet haben", ertönte Kermits Stimme hinter ihrem Rücken. Atemlose Stille herrschte im Revier. Sämtliche Mitarbeiter unterbrachen ihre Arbeit und starrten auf das aufgebrachte Dreiergespann. Die dicke Luft zwischen ihnen konnte man förmlich greifen. Der Streit vorhin war auch nicht zu überhören gewesen. So manch einer der Kollegen ging schon halb hinter seinem Schreibtisch in Deckung. Wer wusste schon, was passieren würde, wenn drei solche Temperamente im Streit aufeinander trafen. Wie das alles ausgehen würde, konnte zumindest keiner der anwesenden Personen vorhersagen, aber alle hofften, die Situation möge nicht noch mehr eskalieren. Was nun?
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