Der Captain des 101. erschien plötzlich am Eingang ihres Büros. "Sie drei in mein Büro... sofort! Und die anderen weiter arbeiten, ich wüsste nicht, dass das Verbrechen eine Pause eingelegt hat." Karens Stimme duldete keinerlei Widerspruch. Keiner der Drei wagte sich gegen diesen Befehl aufzulehnen. Der Captain setzte sich an ihren Schreibtisch, während die Streithähne so weit weg wie möglich voneinander standen. "Ich merke, sie haben ihr Sehvermögen wiedererlangt, Miss Caine, herzlichen Glückwunsch", stellte der Captain trocken fest. "Und nun will ich wissen, was hier los ist, dass sie sich mitten auf dem Revier bekriegen wie tollwütige Hunde." Keiner antwortete. Karen verschränkte die Hände vor der Brust. Ein eiskalter Blick traf Kermit. "Detective Griffin." Kermit ließ sich von dem Blick nicht aus der Ruhe bringen. Sein Gesicht glich einer undurchdringlichen Maske. "Tut mir leid Captain, das ist Privatsache." Sie sah zu Peter, dieser antwortete in derselben Weise, wenn er auch vor ihrem Blick zurück zuckte. Bei Angel erhielt sie dieselbe Antwort, wobei sie die Einzige war, die ihren Blick erwiderte. Der Captain erhob sich von ihrem Stuhl und lehnte sich an den Schreibtisch. "Hier vor mir stehen drei erwachsene Leute von denen ich weiß, dass sie nicht dumm sind und doch streiten sie sich wie kleine Kinder." Sie machte eine effektvolle Pause und musterte jeden von ihnen Streng. "Aber nicht hier auf meinem Revier, meine Herren und die Dame. Wenn sie Probleme miteinander haben, die die Arbeit nicht betreffen, dann lösen sie diese gefälligst auch privat. Ich dulde nicht, dass ihre persönlichen Probleme ihre Arbeit und die von anderen beeinflussen. Habe ich mich klar ausgedrückt?" "Aber Captain", warf Peter ein. "Kein 'Aber', Detective Caine. Ich meine was ich sage. Lösen sie ihre Probleme umgehend. Ich möchte so etwas wie eben hier nie wieder erleben. Und sie Miss Caine", sie starrte die junge Frau fest und unnachgiebig an, "möchte ich hier nicht mehr sehen, solange sie alle die Angelegenheit nicht in den Griff bekommen haben." Angel zuckte zusammen und straffte sich innerlich. Spöttisch salutierte sie. Diese kleine Szene kam ihrem Plan doch sehr entgegen, auch wenn sich innerlich alles, was noch gut in ihr war, sträubte. "Sehr wohl, Captain. Sie werden mich auf diesem jämmerlichen, abgewrackten Revier nicht mehr zu sehen bekommen. Hier hat es mir eh noch nie gefallen." Peter und Kermit schnappten nach Luft aufgrund dieser mehr als frechen Antwort. Damit war sie weit übers Ziel hinaus geschossen. Peter trat einen Schritt auf sie zu und machte anstalten, ihren Arm zu ergreifen. "Angel du entschuldigst dich sofort!", verlangte er entschlossen. "Peter, fass mich an und du wirst es schwer bereuen!" Ihre Stimme hatte einen tödlichen Klang angenommen, der selbst Kermit erschreckte, gleichzeitig war sie automatisch in eine Kampfposition gefallen, die deutlich machte, dass sie es mehr als ernst meinte. Peter konnte sie nur ungläubig anblicken, mitten in der Bewegung zu Eis erstarrt. "Das gleiche gilt für dich, Griffin", spuckte sie aus. Sie hatte die Bewegung hinter ihrem Rücken sehr wohl wahrgenommen. "Nun beruhigen sie sich mal, Miss Caine. Das ist kein Grund, dermaßen aus der Rolle zu fallen", warf der Captain mit ihrer beschwichtigendsten Stimme ein. Angels nächste Worte kamen aus der Tiefe ihres Herzens, zumindest das, was sie im Moment empfand. "Ihr Kotzt mich an! Fahrt doch alle zur Hölle!" Noch bevor auch nur einer der Drei reagieren konnte, schlüpfte sie aus dem Raum. Sekunden später fuhr ein Wagen mit quietschenden Reifen davon. Peter lehnte sich kalkweiß an die Wand, die Knie begannen ihm zu zittern. "Oh mein Gott", stöhnte er. Sein Freund fasste schnell zu, bevor der junge Cop tatsächlich auf den Boden sinken konnte. Vergessen war der Streit, nun gab es wichtigere Dinge. "Hey Peter, komm, das bekommen wir schon wieder auf die Reihe. Wir werden sie suchen und finden." Sein Blick streifte den Captain, die sich schlauerweise nur aufs Beobachten beschränkte. Sie gab ihm mit einem schroffen Nicken ihre Zustimmung zur Suche. "Kermit, du verstehst nicht. Du wirst sie nicht finden können wenn sie nicht will. Ich wage gar nicht daran zu denken, was ihr passieren kann in ihrem Zustand." Die Stimme des jungen Cops war voller Schmerz. "Ich gebe gleich eine Suchmeldung durch", warf der Captain ein, der nun ebenfalls dämmerte, dass sie Angel so nicht herum laufen lassen konnten. "Das wird keinen Erfolg bringen, Captain. Sie werden sie nicht finden", erwiderte Peter leise. "Ein Wagen kann nicht einfach ohne Spur verschwinden und schon gar nicht ein so auffälliger Trans Am wie ihrer", warf Kermit beruhigend ein. Ein trauriger Blick traf ihn von seinem Freund. Er schüttelte den Kopf. "Ihr versteht das nicht. Ihre Fähigkeiten...sie sind sehr hoch entwickelt.... Nicht einmal mein Vater hat den Hauch einer Chance, sie zu finden, wenn sie es nicht will. Verdammt wie konnte das nur passieren?" Seine Worte schnitten wie Dolche in die Herzen von Karen und Kermit. Peter schien genau zu wissen, wovon er sprach. Dennoch gab der Captain die Suchmeldung durch. "Kopf hoch, Peter. Sie wird sich auch wieder beruhigen", machte Karen dem verzweifelten Shaolin-Cop Mut. Ein trostloser Blick traf sie. "Diesmal nicht, Captain. Das ging viel zu weit, dennoch danke für alles, was sie getan haben. Ich möchte sie um ein paar Tage Urlaub bitten." "Nehmen sie sich soviel Zeit, wie sie brauchen, Detective und sie auch Detective Griffin. Wenn zwei die Chance haben sie zu finden, dann sind das sie beide." "Danke Captain." Die beiden Cops verließen wortlos den Raum, Peter auf sehr unsicheren Beinen und Kermit äußerst nachdenklich. Peter fuhr zu seinem Vater, Kermit folgte ihm in seinem eigenen Wagen. Er hechtete so schnell die Stufen zu Caines Appartement hoch, dass der ältere Detective Probleme hatte zu folgen. Ein ziemlich durcheinander wirkender Caine begrüßte sie. Peter musste nicht nachhaken, es war offensichtlich, dass er schon Bescheid wusste. "Paps, was sollen wir tun? Wie können wir sie finden?" Caine zuckte die Schultern. "Ich weiß es nicht." "Aber es muss doch irgend etwas geben, wie wir sie erreichen können. Was ist mir ihren Shaolin Tricks?", warf Kermit zutiefst beunruhigt ein. Caine schaute ihm tief in die Augen trotz der Sonnenbrille. Besorgnis spiegelte sich darin. "Ich kann überhaupt nichts tun. Ich spüre ihre Essenz nicht mehr, sie hat sich vollkommen abgeschottet. Keiner kann mehr zu ihr durchdringen." Peter rutschte langsam die Wand hinunter und verbarg sein Gesicht zwischen den Händen. "Mein Gott, wie konnte so etwas nur passieren? Ich verstehe nicht wie es so weit kommen konnte." "Sie hat euch auf dem Revier manipuliert", sagte Caine leise. "Dieser Streit… er war fingiert." Beide Köpfe ruckten hoch. "Wie bitte? Das kann sie doch gar nicht, ich hätte es gemerkt!", rief Peter aus. "Doch sie kann. Sie hat den Ärger den du empfandest, Peter, gegen dich benutzt und damit deine Sinne blockiert. Genau so verfuhr sie auch mit ihnen, Kermit." "Woher weißt du das? Ach vergiss es… Was machen wir jetzt?", erkundigte sich Peter, am Ende seines Lateins. "Nichts. Wir können nur hoffen und warten. Ich habe keine Erklärung, warum Angel so reagierte. Es muss sich mehr dahinter verbergen, als für das bloße Auge sichtbar ist." "Was soll dahinter stecken?", erkundigte sich Kermit, hellhörig geworden. Die Gedanken des älteren Detectives schlugen Purzelbäume. Er dachte an die gemeinsam verbrachte, wunderschöne Nacht zurück. Wurde er da auch manipuliert, so dass er ihr zu Füßen lag, oder brachte sie ihm echte Gefühle entgegen? Er konnte es nicht sagen. Caine schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht." Peter schlug mit der Faust gegen die Wand. "Wirklich Klasse. Das heißt wir stehen hier mit absolut nichts in der Hand. Wir kennen das Motiv nicht, was sie zur Flucht getrieben hat, und wir müssen damit rechnen, dass sie uns alle nur benutzte. Womöglich ist sie nicht mal eine Caine und sie arbeitet für die Sing Wah, oder irgendeine andere Verbrecherorganisation", sprach Peter das aus, was den anderen im Kopf herum ging. "Das werden wir erst wissen, wenn wir sie wieder haben", gab Kermit grimmig zurück, fest entschlossen Angel aufzuspüren, koste es was es wolle. Peter straffte sich. "Okay, dann machen wir weiter mit Angels Wohnung, vielleicht findet sich dort ein Anhaltspunkt." "Einverstanden." Kermit und Peter verließen Caine, der sich zur Meditation zurück zog und machten sich auf dem Weg zu Angels Wohnung. Beim Pförtner des Gebäudes erkundigten sie sich, ob er etwas Verdächtiges bemerkt oder gesehen hatte, was dieser verneinte. Selbst nach eingehender Befragung und kurzer Sichtung der Bänder der Überwachungskamera im Eingangsbereich der letzten Stunden im Schnelldurchlauf, konnte nichts gefunden werden. Man konnte sehen, wie Peter und Angel gemeinsam das Gebäude betraten, Peter dann wieder ging und danach herrschte Funkstille. Die beiden Detectives bedankten sich für die unkonventionelle Hilfe und fuhren in das Stockwerk, in dem sich Angels Apartment befand. Schon auf den ersten Blick wurde klar, dass einiges fehlte. Die Computer, Fotos und sämtliche Unterlagen waren verschwunden, während Angels Kleider und der Rest ihrer persönlichen Sachen noch vorhanden waren. Gründlich durchsuchten sie die Wohnung nach einen Hinweis wohin es sie verschlagen haben könnte, ohne etwas zu finden. "Seltsam", meinte Peter. "Das müsste doch aufgefallen sein, wenn jemand hier Computer heraus schleppt. Außerdem konnte sie die auch nicht in ihrem Trans Am unterbringen. Weiterhin frage ich mich, warum sie all ihre persönlichen Sachen hier gelassen hat? Das macht doch keinen Sinn." Kermit setzte sich auf die Couch und fuhr sich frustriert über sein Kinn. "Wenn du mich fragst, dann stinkt hier einiges ganz gewaltig. Das passt alles nicht zusammen. In der kurzen Zeit seit dem Streit kann sie das alles unmöglich geschafft haben. Der Pförtner hat nichts Außergewöhnliches gesehen, die Bänder sind sauber, sofern man das jetzt schon sagen kann und den Streifenpolizisten wäre es aufgefallen, wenn sie hierher zurückgekehrt wäre. Die Suchmeldung ging nur knappe 5 Minuten nach ihrer Flucht heraus." "Du hast vollkommen Recht. Das bedeutet, dass sie nicht alleine gewesen sein kann, sondern einen Komplizen gehabt hat. Aber wen? Sie war, seitdem sie hier angekommen ist, so gut wie nie alleine und mir ist niemand Fremdes aufgefallen. Außerdem verbrachte sie die letzte Nacht nicht einmal hier", meinte Peter mehr zu sich selbst. Kermit erhob sich und verschwand im Badezimmer. Mit ihrer Haarbürste in einer Plastiktüte kehrte er zurück. "Was willst du denn damit?" "Haar und DNA Analyse. Ich will wissen, ob Angel tatsächlich diejenige ist, die sie vorgibt zu sein. Vielleicht kommt etwas ganz anderes heraus.", erklärte Kermit kurz angebunden. "Gute Idee", stimmte Peter zu. Ungeweinte Tränen schimmerten in seinen Augen. "Wie konnte sie uns das nur antun?" "Peter, sie hat uns alle hinters Licht geführt, mich eingeschlossen. Aber ich will verdammt noch mal wissen, was hier dahinter steckt und warum. Sie... " Kermit verstummte abrupt. Peter wusste auch so, was er meinte. Angel war ihm, so wie auch ihm, unter die Haut gegangen. Ansonsten hätte sein langjähriger Freund und Partner keine Liebesnacht mit ihr verbracht. Kermit erhob sich. "Ich geh jetzt runter und lasse mir die Bänder aushändigen, vielleicht haben wir etwas übersehen. Die Aufnahmen und die Bürste bringe ich ins Labor und dann setze ich mich an den Computer, und versuche alles über unsere Flüchtige heraus zu bringen, was zu erfahren ist." "Und ich fahre mal durch die Gegend, vielleicht habe ich Glück und finde sie", meinte Peter, der selbst nicht daran glaubte, was er da sagte. *************** Zwei Tage später wurde Angels Trans Am in
einer verlassenen Seitenstraße gefunden. Im Handschuhfach befand
sich eine Nachricht mit nur vier Worten: Abgesehen von dem Zettel war der Wagen klinisch rein. Es gab keine Fingerabdrücke, keine Haare, keine Hautschuppen. Schlichtweg nichts, was darauf deutete, dass dieser Wagen je von der Stelle bewegt worden war. Auch Caine, der sich intensiv mit dem Wagen beschäftigte, konnte keine Spur von Angel entdecken. Die Visionen blieben aus. Wann immer er es versuchte, entdeckte er nur tiefe Dunkelheit und sonst gar nichts. Kermit war mit seinen Nachforschungen ebenfalls nicht weiter gekommen. So gut wie alles, was er probierte, ließ ihn in einer Sackgasse enden. Wenigstens hatte er die Ergebnisse des Labors bekommen. Es handelte sich einwandfrei um Angels Haare, was sie Anhand der aus Blutproben vom Krankenhaus extrahierten DNS sicher bestätigen konnten, aber sehr viel mehr als die tatsächliche Verwandtschaft mit Caine und Peter, war auch da nicht heraus zu bekommen. Der Detective war nicht einmal sehr überrascht darüber, heraus zu finden, dass plötzlich keine Angel Caine mehr existierte. Als Computerexpertin wusste sie eben, wie man Spuren im Internet beseitigte. Die Files, die er nach ihrem ersten Treffen über sie aufgerufen hatte, waren alle gelöscht und eine Sucheingabe brachte ebenfalls kein Ergebnis. Es schien als hätte sie nie gelebt und doch war sie real. Kermit seufzte tief, als ungewollte Bilder in seinem Denken auftauchten. Nach außen hin hatte er die gemeinsam erlebte Liebesnacht mit ihr aus seinem Denken und Fühlen gestrichen. Peter gegenüber behauptete er zwar, er wolle sich nicht mehr erinnern, weil es ihn von der Arbeit ablenkte, aber in Wahrheit tat es einfach zu sehr weh darüber nachzudenken, ob die Nacht mit ihm von ihrer Seite aus nur Berechnung gewesen war. Für ihn stand nur eines fest: Da hatte sich jemand verdammt viel Mühe gegeben, sämtliche Hinweise über sie zu verwischen. Wenn er es nicht schaffte, etwas über sie heraus zu finden, dann schaffte es auch kein anderer. Kermit stand kurz vor der Verzweiflung, denn je tiefer er grub und je mehr er über alles nachdachte, desto mehr stank ihm die Sache. Ihm waren schlichtweg die Hände gebunden und das hasste er aus tiefstem Herzen. Außerdem sorgte er sich sehr um Peter, der mit jedem Tag stiller wurde und sich immer mehr in sich selbst zurückzog. Der junge Detective lächelte kaum noch und reagierte auch nicht auf die Aufmunterungsversuche seiner Freunde. Jegliche Lebensfreude schien von ihm gewichen zu sein. Auch Caine schien Probleme zu haben, mit der Situation zurecht zu kommen und Kermit fragte sich, ob die beiden es jemals schaffen würden, wieder zurück zur Normalität zu finden, gesetzt den Fall Angel würde unauffindbar bleiben. Ihm selbst ging es auch nicht sonderlich gut bei dem Gedanken, doch da er gelernt hatte, mit solchen Dingen umzugehen, kam er besser damit zurecht als Caine oder Peter. ************* Mehrere Wochen strichen ins Land. Langsam kehrte die Normalität doch wieder zurück. Peter und Caine schienen sich gefasst zu haben, zumindest nach Außen hin. Die Kollegen vermieden tunlichst, Angels Namen zu erwähnen und Kermit hatte es aufgegeben, weitere Nachforschungen anzustellen. Sie alle mussten der Tatsache ins Auge sehen: Angel gab es nicht mehr, sie war ein für allemal aus ihrem Leben verschwunden und hatte sie alle betrogen und belogen. ************* Ein Gerücht keimte auf. Peter erfuhr von Donnie DoubleD, einem seiner bezahlten Schnüffler, dass sich Straker seit geraumer Zeit wieder im Lande aufhielt. Kermit ging diesem Gerücht nach und es stellte sich schnell heraus, dass dies der Wahrheit entsprach. Von da an richtete sich die Aufmerksamkeit der beiden Detectives auf diesen Fall. Dieser Teufel musste gestoppt werden, egal wie. Peter als auch Kermit war noch gut in Erinnerung, was sie in Strakers Gefangenenlager in Monmouth schreckliches erlebt hatten und auch, was Caine dort hatte durchmachen müssen. Letztendlich war es ihnen mit Hilfe der anderen Gefangenen gelungen, trotz all der Strapazen, aus diesem Lager zu entkommen und die Verbrecher dingfest zu machen. Leider war es Straker gelungen, noch während des Transportes ins Gefängnis zu entkommen. Er war ein gefährlicher Söldner, dem das Handwerk gelegt werden musste und das so schnell wie möglich. Leider hatten sie bis jetzt immer Pech damit gehabt, der Mann schien ihnen immer einen Schritt voraus zu sein. Nicht einmal Kermit hatte es in seiner Laufbahn als Söldner geschafft, zusammen mit Paul Blaisdell, Straker zu erledigen. Der Mann war gewissenlos, schlau und verrückt zugleich, eine gefährliche Mischung, und dass er sich nun wieder in den vereinigten Staaten aufhielt, bedeutete nichts Gutes. Straker war es egal, was alles auf der Strecke bleiben musste, damit er sein Ziel erreichte. Er arbeitete immer für den Meistbietenden und es machte ihm nichts aus, auch unschuldige Menschen zu töten. Im Gegenteil, es bereitete ihm ein perverses Vergnügen, gerade die Schwachen und Hilflosen zu foltern. Kermit hatte zusammen mit Paul während seiner Söldnerzeit schon mehrere Missionen von Straker vereitelt, aber er war ihnen immer wieder entkommen. Nicht davon zu reden, dass Straker einen Hass auf ihn und Paul schob, daher war doppelte Vorsicht geboten. Es war gut anzunehmen, dass Straker, vorausgesetzt er hatte herausgefunden wo sie sich befanden, versuchen würde, sie zu töten. Kermit versuchte mehrmals Paul zu erreichen, der komischerweise seit zwei Wochen ebenfalls mit unbekanntem Ziel verschwunden war. Der Detective konnte nur hoffen, dass das nichts mit dem Erscheinen Strakers zu tun hatte. Annie hatte ihn beruhigt und gemeint, ihr Mann sei zum Fischen an den See gefahren und wollte anschließend in der Hütte nach dem Rechten sehen. Doch irgendwie hatte Kermit da auch ein schlechtes Gefühl, obwohl er ihn tatsächlich kurz in der Hütte erreicht hatte. Es ging einfach nicht weg. **************** Peter schaute von seinem Schreibtisch auf. Sein Blick fiel auf seinen Vater, der abwartend vor ihm stand. "Paps, was machst du hier?", fragte er überrascht "Wie lange stehst du schon da?" Caine zuckte in typischer Manier mit den Schultern. "Was ist schon Zeit? Ich wollte meinen Sohn fragen, ob er mit mir zum Mittagessen gehen möchte." Peters Gesicht leuchtete auf, als hätte man die Lichter angeknipst. "Aber sicher doch, Paps. Ich muss nur noch kurz den Bericht zu Ende schreiben, der Captain will ihn noch vor dem Mittag auf dem Schreibtisch haben. Vielleicht wollen Kermit und Skalany auch mitkommen, du kannst sie in der Zwischenzeit ja fragen." Caine nickte seine Zustimmung und machte sich auf den Weg zu Skalanys Schreibtisch, die ihm schon mit einem einladenden Lächeln entgegen sah. "Hallo, Caine", gurrte sie. "Ich habe dich lange nicht gesehen. Wie geht es dir?" Der Shaolin verneigte sich leicht, ergriff ihre Hand und küsste sie galant, was der Frau prompt die Röte in die Wangen trieb. "Es geht mir gut", erwiderte er bedächtig. Noch einmal verneigte er sich leicht. "Mary-Margaret, ich möchte dich fragen, ob du uns die Ehre erweisen möchtest, mit uns zusammen Mittag zu essen." Skalany erstrahlte. "Sehr gerne. Und wer ist wir?" "Mein Sohn und Kermit, sofern er will. Ich habe ihn noch nicht gesehen." Mary-Margarets Lächeln ließ ein wenig an Intensität nach. Der Shaolin konnte ohne Probleme erkennen, dass sie viel lieber alleine mit ihm dinieren würde, er ließ sich aber nichts anmerken. Mit den Augen verfolgte er die wirre Flugbahn einer Stubenfliege und zuckte beinahe unmerklich zusammen, als Skalany überraschend ausrief: "Hey, Kermit, kommst du bitte mal her?" Der Shaolin drehte sich etwas zur Seite und entdeckte den Detective, der nun zu ihnen kam, eine leere Froschtasse in der Hand. Der Detective nickte Caine kurz grüßend zu und wandte sich dann unwirsch an seine Kollegin. "Was gibt es denn so wichtiges, als dass du mich vom Kaffeeholen abhältst?" "Du und dein Kaffee", ließ Skalany verlauten. "Ohne das Gebräu bist du noch brummiger als sonst." "Komm zur Sache.", beharrte Kermit wenig freundlich. Die Detektivin verdrehte die Augen. "Ist ja schon gut. Wir wollten dich nur fragen, ob du mit Peter, Caine und mir zum Mittagessen gehen möchtest." Der Cop schüttelte den Kopf. "Tut mir leid, da muss ich absagen. Ich habe eine Suchanfrage laufen, die ich wegen so etwas profanem wie Essen nicht unterbrechen kann. War das alles?" "Boah, du hast mal wieder eine Laune", versetzte Skalany pikiert. "Und ja, das war alles, du kannst dich wieder in deiner Höhle verkriechen." Kermit grinste breit und verbeugte sich spöttisch vor der Kollegin. "So gehabt euch wohl, edle Maid." Zufrieden darüber, dass er mal wieder einer seiner Kollegen eine Achterbahnfahrt der griffinschen Grauensskala im grünen Bereich verabreicht hatte, wandte er sich zum Gehen. Plötzlich wurde die Türe des Reviers beinahe aus den Angeln gehoben. Ein grelles Licht zuckte durch den gesamten Raum, Rauch stieg an mehreren Stellen empor und breitete sich rasend schnell aus. Chaos brach aus, Schreie ertönten. Die Mitarbeiter des 101. hielten sich die Hände vor Mund und Nase, alle liefen wirr durcheinander. Allerdings nur wenige Sekunden, dann herrschte tödliche Stille. Mehrere schwer bewaffnete Männer in Kampfanzügen und Atemmasken betraten das Gebäude und trugen die bewusstlosen Männer und Frauen des 101. in das Gefängnis im Erdgeschoss. Dort wurden sie nebeneinander gelegt, gründlich durchsucht, die Waffen entfernt und hinterher gewissenhaft gefesselt. Nachdem dies erledigt war, wurden die Schlafenden noch einmal aufgenommen und in die verschiedenen Zellen verteilt. Caine, Peter und Kermit blieben oben im Hauptraum zurück. Auch ihnen widerfuhr dasselbe Schicksal, wobei die Männer hier noch viel sorgfältiger und gründlicher vorgingen. Anschließend machten die Unbekannten sich daran, sämtliche Ein- und Ausgänge, als auch die Fenster, zu verriegeln. Sie ließen nur einen schmalen Seiteneingang offen. Nach getaner Arbeit zog einer der Männer ein mitgebrachtes Funksprechgerät aus der Tasche und meldete: "Operation gelungen."
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