Kim lächelte Jenny ganz versonnen an. "Danke Jenny. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Pass auf dich auf." Jenny lachte. "Das sagst du ausgerechnet zu mir? Wer hat denn hier die Beschützer notwendig? Sei vorsichtig, hörst du. Ohne dich wäre mir sonst langweilig, das weißt du genau." Sie strich sanft über Kims Gesicht und küsste sie zum Abschied auf die Wange. "Bis dann Kim." "Bye Jenny." Kermit grinste noch immer über das ganze Gesicht, als Peter, sichtlich peinlich berührt, vor ihm stand, sein Hemd zuknöpfte und es in seine Hose stopfte. "Kein Wort zu den anderen, verstanden?" Kermit nickte, trotzdem konnte er sich einen kleinen bissigen Kommentar nicht verkneifen. "Was denn, du willst mir klar machen, dass dir das unangenehm war? Ich wette, Jody und Skalany wären total scharf auf ein nettes Pin Up Poster von unserem Shaolin Boy. Ich wüsste auch schon einen netten Platz dafür. Außerdem seid ihr doch ein hübsches Paar und ich versichere dir, das Foto wird sicher der Renner werden." Peter blickte ihn nur stumm an, obwohl er gleichzeitig wusste, wie richtig Kermit mit seiner Vermutung lag. Aus dem Augenwinkel heraus verfolgte Kermit Jenny, die mit ihrem Koffer direkt auf sie zukam. Sie nickte ihnen kurz zu und war schon fast an ihnen vorbei, als Kermit fast der Schlag traf. Jenny grinste, holte aus und platsch, landete ihre
Hand auf Kermits Hintern. Kermit wirbelte herum und sein Gesicht ließ
erkennen, dass ihm diese Handlung völlig gegen den Strich ging. Er
hob seinen Zeigefinger und wollte gerade eine Drohung aussprechen, doch
Jenny kam ihm zuvor. Jenny musterte Kermit von oben bis unten und dieser fühlte sich mehr als unbehaglich. "Deine Figur ist bestimmt genauso knackig, wie die deines Kumpels. Nur schade, dass ich jetzt keine Zeit mehr habe. Wie gerne wüsste ich, was sich unter diesem Anzug verbirgt. Na ja, vielleicht das nächste Mal." Mit einem schalkhaften Ausdruck im Gesicht zwinkerte sie ihm zu. Kermit schnaubte hörbar auf. Er setzte sein grimmigstes Gesicht auf, in der Hoffnung, Jenny damit zu verunsichern. "Unterstehen sie sich. Ich hab die Lizenz zum Töten und ich könnte in Versuchung kommen..." Mit Absicht ließ er den Satz offen. Jenny zeigte sich unbeeindruckt von der versteckten Drohung. Sie lachte laut auf und blickte Kermit herausfordernd an. "Na und? Dafür habe ich die Lizenz zum Schminken." Für einen kurzen Moment schwieg Kermit. Diese Frau machte ihn wahnsinnig. Musste sie so schlagfertig auf ihn reagieren? Schließlich fand er seine Sprache wieder und sprach den Satz, mit dem er schon mehr als eine Person vertrieben hatte, die ihm lästig wurde. "Vorsicht, kleine Lady, ich bin fürs Töten bezahlt worden und ich bin verdammt gut darin." Jennys smaragdgrüne Augen blitzen auf und ein schelmisches Grinsen überzog ihr Gesicht. Sie trat so dicht vor ihn, dass er ihren Atem auf seiner Wange spüren konnte. Ihr zarter Parfümduft stieg ihm in die Nase und verwirrte ihn für einen winzigen Moment. "Nun plustere dich mal nicht so künstlich auf, Froschmann, oder ich zeige dir, was ich alles mit meiner Puderquaste machen kann." Mit verführerischer Stimme hauchte sie ihm zu. "Lass dir gesagt sein, ich bin sehr geschickt damit und glaub mir, ich höre erst damit auf, wenn du mich darum anbettelst." Sie stellte ihren Koffer vor dem völlig perplexen und zur Salzsäule erstarrten Kermit auf den Boden und ging mit langsamen Schritten um ihn herum. Eingehend betrachtete sie ihn von oben bis unten. "Wirklich schade, dass ich zum nächsten Termin muss." Sie blieb an Kermits Seite stehen, beugte sich zu ihm hinüber und strich mit einer Hand in einer lasziven Bewegung über seine breiten Schultern bis hinab zu seinem Handgelenk. "Ich hätte dir so gerne gezeigt, was man mit Handschellen noch tun kann, außer Ganoven damit zu verhaften." Gleich darauf zwinkerte Jenny dem sprachlosen Kermit verschwörerisch zu, nahm ihren Koffer und verließ das Studio. Es dauerte eine ganze Weile bis der Ex-Söldner
den Schock verdaut hatte, unerwartet einer Femme Fatal gegenüber
zu stehen. Dann drehte er sich um und blickte zu seinem Leidwesen direkt
in Peters lachendes Gesicht. Kermits Gesicht verfinsterte sich noch mehr, als er bemerkte, dass seine Drohung auch hier ins Leere ging. Peter versuchte zwar, sich zusammen zu nehmen, scheiterte aber kläglich. Nicht mehr wissend, wie er aus der Situation heraus kommen sollte, befahl er nur. "Los, nichts wie weg hier.", und verließ fluchtartig das Studio. Peter, noch immer schallend lachend, und Kim folgten ihm. ******* Der Weg zum Tonstudio verlief ohne Zwischenfälle.
Kim ging in die Aufnahmekabine und setze sich den Kopfhörer auf.
Peter stand hinter Shane, der kurz darauf Kim das Zeichen zum Einsingen
gab. Währendessen durchkämmte Kermit das ganze Studio. Nach
der Begegnung mit Jenny musste er unbedingt auf andere Gedanken kommen
und schließlich sollte sich niemand ohne sein Wissen hier verstecken
können. Zimmer für Zimmer suchte er penibel ab, kontrollierte
mit sicherem Blick alle Türen und Fenster. ****** Peter spürte einen plötzlichen Schmerz und fasste sich an den Kopf. Beinahe gleichzeitig wurde ihm klar, dass mit Kermit etwas geschehen sein musste. Er drückte Shane unter dessen Pult und sah ihn eindringlich an. "Sie bleiben da unten und rühren sich nicht." Dann eilte er so schnell er konnte zu Kim. Verstört sah sie ihm entgegen. Er legte kurz den Finger an seine Lippen und wisperte: "Komm mit." Der Ex-Cop griff nach ihrer Hand und bemerkte deutlich, wie sie zitterte. Er zog sie, auf der Suche nach einem sicheren Platz, so schnell hinter sich her, dass sie fast gestürzt wäre. Schließlich fanden sie eine kleine, versteckte Nische. Peter drückte Kim hinein und schirmte sie mit seinem Körper ab. Wie aus dem Nichts, zauberte der junge Shaolin ein Messer aus seinem Ärmel hervor und horchte in die Stille hinein. *Verdammt!*, schoss es ihm durch den Kopf. *Wo ist Kermit?* Im gleichen Moment legte Kim ihre zittrige Hand auf Peters Rücken und er zuckte kurz zusammen. Ein ungeheurer Strom von Gefühlen durchzog Peters Körper. Er spürte mehr als deutlich die panische Angst, die Kim gefangen hielt. Ganz plötzlich war sie wieder da, diese eigenartige Aura, die Kim ausstrahlte. Er konnte jetzt nicht darüber nachdenken, welch seltsame Macht von Kim ausging. Dennoch nahm er sich vor, heraus zu finden, welches Geheimnis diese junge Frau umgab. Peter schob seine Gedanken nur widerwillig zur Seite. Er spürte, wie Kims Hand über seinen Rücken glitt. Trotz der Tatsache, sich in großer Gefahr zu befinden, konnte Peter es nicht verhindern, dass sein Körper schon wieder auf ihre Berührung reagierte. Er versuchte sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Tief durchatmend, ignorierte er Kims Hand auf seinem Rücken und horchte weiter in die unheimliche Stille hinein. Im gleichen Moment verschwanden die intensiven Empfindungen. ****** Nur langsam kam Kermit zu sich. Schwer atmend und verwirrt saß er einen Moment lang auf dem Boden und rieb über die Beule am Hinterkopf. Dann betrachtete er seine Hand, mit der er eben seinen Kopf betastet hatte. Zum Glück zeigte sich kein Blut an seinen Fingern. In dem Moment schwor Kermit sich, den Typen zu vierteilen, sollte er ihn ergreifen. Vorsichtig stand der Ex-Söldner auf, aber seine Knie fühlten sich an wie Pudding. Es dauerte einen Augenblick, bis er wieder sicher stand. Mit seiner Waffe im Anschlag, arbeitete Kermit sich vorsichtig auf den Aufnahmeraum zu, in dem er Peter und Kim zurück gelassen hatte. Der Einzige, den er entdeckte, war Shane. Er kniete sich nieder. "Wo sind sie hingegangen?", flüsterte er. Shane zeigte in die Richtung, in der Peter verschwunden war. "Sie bleiben hier unten und rühren sich nicht." Shane nickte, um zu zeigen, dass er die Warnung verstanden hatte. Mit leisen Schritten ging Kermit weiter. Plötzlich sah er einen Schatten, der sich schnell von ihm weg bewegte. Kermit folgte ihm und mit einem schnellen Sprung befand er sich hinter der Person. "Polizei! Hände hoch!“,befahl Kermit in einem Ton, der keine Zweifel zuließ, dass er es ernst meinte. Der Unbekannte drehte sich um und funkelte Kermit mit einem eiskalten Ausdruck im Gesicht an, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Schritt für Schritt kam er auf Kermit zu. "Bleiben sie stehen! Sie lassen mir sonst keine andere Wahl!" Der Fremde kam unbeirrt auf ihn zu, fing seltsam an zu grinsen und plapperte unverständliches Zeug vor sich hin. Plötzlich zog er eine Waffe und Kermit machte unweigerlich einen Schritt zurück. In der gleichen Sekunde zerriss ein Schuss die Stille des Studios. ****** Peter zuckte zusammen. Ob er wollte oder nicht, er musste nachsehen, was geschehen war. Er drehte sich zu Kim. "Sie bleiben hier, drücken sie sich ganz fest nach hinten, dann kann man sie nicht sehen. Ich muss sie kurz verlassen." Kims sonst so klar wirkende Augen wurden feucht. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, bitte Peter, lass mich nicht allein." Unbewusst und ohne darüber nachzudenken, war sie in ein vertrauteres „Du“ übergegangen. Peter streichelte sanft ihre Wange. "Ich komme wieder. Es wird dir nichts geschehen, das verspreche ich." Sie nickte und schmiegte ihr Gesicht fest in seine Hand. Bevor Peter Kim verließ, versicherte er sich, dass ihn auch niemand sah. Er schob eine große Werbetafel vor Kim, so dass sie dahinter völlig verschwand. Kim kauerte sich ganz in die Ecke und hoffte, dass sie niemand entdeckte. Ihr Puls raste und sie bekam schweißnasse Hände. Sie atmete schwer, und die Angst schien ihr die Luft abzudrücken. Sie versuchte einige Atemübungen zu machen, die ihr Simon beigebracht hatte. Leider vergeblich, sie schaffte es nicht einmal, ihre zittrigen Hände unter Kontrolle zu bekommen. So in sich gekauert wartete sie darauf, dass Peter wieder zu ihr zurückkam. ****** Peter schlich den Gang entlang. Eine offene Tür erregte seine Aufmerksamkeit. Vorsichtig tastete er sich näher. Er hob sein Messer und richtete es auf die Person, die sich über eine weitere gebeugt hatte. "Waffe fallen lassen und langsam umdrehen!" Die Person drehte sich langsam um und schaute ihm
entgegen. Peter ließ sein Messer sinken. Er trat ein und sah sich um. Er beugte sich über die leblose Person die vor dem Ex-Söldner auf dem Boden lag. "Wer ist das?" Kermit stand auf. "Keine Ahnung, jedenfalls hat er versucht mich zu töten." Er konnte sich ein grimmiges Grinsen nicht verkneifen und deutete auf das Einschussloch auf der Brust des Unbekannten. "Tja, er ist leider an den Falschen geraten." "Guter Schuss", meinte Peter und klopfte Kermit anerkennend auf die Schulter. "Dann werd ich mal zu Kim zurückgehen." Gesagt, getan. Nur knapp eine Minute später betrat Peter wieder das Tonstudio, wo er Kim zurück gelassen hatte. Um die junge Frau nicht noch mehr zu erschrecken, sprach er sie ganz vorsichtig an, während er die Werbetafel wieder zur Seite schob. "Kim? Alles okay, du kannst heraus kommen." Er hielt ihr seine Hand hin, die sie sogleich ergriff. Peter zog Kim langsam zu sich hoch. Die junge Frau schenkte ihm einen Blick, der ihm durch Mark und Bein ging. *Oh bitte, sieh mich nicht so an. Du ahnst nicht, was du mir damit antust.* Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte sich zitternd an ihn. Peter konnte nicht anders, er legte seine Arme um ihre Taille und zog sie zärtlich noch ein wenig näher. Er spürte ihre weichen Rundungen, die sich eng an seine Brust schmiegten und für eine Sekunde stockte ihm der Atem. Ihre Blicke trafen sich und Peter glaubte, in ihren blauen Augen ertrinken zu müssen. Er senkte seinen Kopf, ihr Atem streifte sachte seine Lippen. Er zögerte einen Moment und überlegte, was er tun sollte. Was würde ein Kuss schon ausmachen? Nur ein einzelner Kuss, ein einziges Mal sie so nah spüren, mehr wollte er nicht. Seine Lippen berührten sanft ihren Mund und gleich darauf zog Peter sich wieder zurück. Er gab ihr einen weiteren, flüchtigen Kuss und plötzlich, ohne zu wissen, wer von beiden den Anfang machte, küssten sie sich leidenschaftlich. Ihr köstlicher Geschmack vernebelte ihm völlig seine Sinne. Für einen weiteren, winzigen Augenblick lösten sich ihre Lippen voneinander, nur um sich dann erneut stürmisch zu finden. Peter schloss seine Augen und drückte Kim noch enger an sich heran. Er hielt sie ganz fest, sicher und beschützend und es schien fast, als würde dieser Kuss niemals enden. Beide vergaßen Zeit und Raum. Erst als sie keine Luft mehr bekamen, trennten sie sich voneinander. Peter öffnete seine Augen und studierte Kims entspanntes Gesicht. "Na, Kleines, geht es dir gut?", fragte er sie. Kim streichelte sanft seine Wange. "Ja, jetzt schon, danke." Noch einmal näherte sie sich seinem Gesicht und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. ****** Kermit, in der Zwischenzeit nicht untätig, hatte Nicky angerufen und wartete nun auf den hyperaktiven Leichenbeschauer. Verwundert sah er sich um. Wo war Peter abgeblieben? Seit wann brauchte man so lange, um jemanden wieder aus seinem Versteck hervor zu holen? Er machte sich Sorgen. *Besser ich sehe mal nach wo die beiden sind.* Es dauerte nicht lange und er entdeckte die beiden. Grinsend sah er sie, in inniger Umarmung, am Ende des Korridors stehen, der Welt anscheinend völlig entrückt. *Uh, ich geh wohl besser wieder.* ****** Peter löste sich langsam aus Kims Armen und griff nach ihrer Hand. "Wir sollten jetzt lieber zurückgehen, sonst kommen die anderen noch auf dumme Gedanken." Die junge Sängerin zuckte nur mit den Schultern. In diesem Augenblick wollte sie nicht wissen, was andere dachten. Für sie zählten nur diese Sekunden und sie verdrängte völlig, warum Peter und sie hier waren. Sie gingen zurück und trafen auf den mittlerweile eingetroffenen Nicky. Nach einer kurzen Begutachtung hatte Nicky die Leiche abtransportieren lassen und langsam kehrte wieder Ruhe ein. Kim fühlte sich nach dem Kuss von Peter so leicht und unbeschwert. Der ehemalige Cop ließ ihre Hand los und sie sah ihm nach, wie er sich zu Kermit stellte. Die junge Frau beobachtete aufmerksam die vielen Personen, die mittlerweile im Raum umher wuselten. Mit starrem Blick sah sie auf die große, dunkle Blutlache am Boden. In jenem Moment wurde ihr schlagartig wieder bewusst, in welcher Gefahr sie geschwebt hatte. *Hier lag ein Mensch, der dich töten wollte.* Plötzlich kam alles wieder hoch. Die Angst nahm sie erneut gefangen und erstickte das Glücksgefühl von eben im Keim. Sie fühlte, wie ihre Beine zitterten und weich wurden. Kim ließ ihre Augen durch das Zimmer streifen und entdeckte ein kleines Sofa, das halb hinter einem schwerem Samtvorhang versteckt lag. Mit leicht schwankenden Schritten ging sie darauf zu. Kim fühlte, wie der Boden unter ihr davon schwamm und sie stützte sich mit der Hand an der Wand ab. Vor ihren Augen tanzten bunte Lichter und sie spürte Übelkeit in ihr aufsteigen. Sie schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, die Lichter würden verschwinden, vergeblich, sie veränderten nur ihre Farbe und plötzlich verschwamm alles vor ihren Augen. Peter beobachtete Kim aus dem Augenwinkel heraus. Er konnte direkt spüren, dass etwas mit der Sängerin nicht stimmte. Besorgt trat er auf sie zu und legte ihr die Hand auf den Rücken. "Kim? Alles in Ordnung? Was ist mit dir?" "Ich weiß nicht, mir ist..." Sie schwankte und streckte ihre Hand nach Peter aus. "Sachte Kleines, warte ich helfe…" Weiter kam Peter nicht, denn im selben Moment gaben die Beine von Kim nach und sie sackte in sich zusammen. Der Shaolin reagierte sehr schnell. Er fing sie, kurz bevor sie auf dem Boden aufschlug, auf und trug sie zum Sofa, wo er sie sanft nieder legte. Er strich ihr behutsam die Haare aus dem, mittlerweile doch sehr blass gewordenem, Gesicht. "Kim? Kim, hörst du mich?" Peter drehte sich aufgeregt zu dem eben eingetroffenen Notarzt um und rief ihn zu sich. "Würden sie bitte mal nach ihr schauen?" "Ich bin Dr. Jakob. Was ist passiert?" "Sie wurde blass und plötzlich ist sie umgekippt." Dr. Jakob beugte sich über Kim und fühlte ihren Puls. Er öffnete ihre Lider, leuchtete ihr mit einer kleinen Lampe in die Augen und beobachtete ihren Pupillenreflex. Zufrieden nickte er mit dem Kopf. Dann holte er eine Manschette aus seiner Tasche und maß ihren Blutdruck. Peter trippelte unruhig und nervös, von einem Fuß auf den anderen. "Herr Doktor, können sie mir schon etwas zu ihrem Zustand sagen?" Der Arzt drehte sich zu ihm um und nahm sein Stethoskop ab. "Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ihre Freundin hatte einen kleinen Schwächeanfall, nichts dramatisches. Ich vermute mal es lag an der ganzen Aufregung und dem Schock, den sie erlitten hat. Der Blutdruck ist zwar anfangs etwas niedrig gewesen, aber mittlerweile ist er wieder deutlich gestiegen." "Peter?" Langsam kam Kim wieder zu sich und verwirrt sah sie sich um. "Was ist passiert?" Peter ging vor ihr in die Knie. "Hey, da bist du ja wieder. Du hattest einen kleinen Schwächeanfall. Wie geht es dir jetzt?" Liebevoll streichelte er ihre Wange. "Erschöpft und müde." Ängstlich sah sie ihm in die Augen und flehte ihn an. "Bitte, bring mich hier weg." Peter drehte sich zu Kermit um, der abwartend dicht neben ihm an der Wand lehnte. "Sag mal, braucht ihr uns hier noch?" Kermit schüttelte den Kopf. "Nein, die Formalitäten können wir später noch klären." Er blickte zu der jungen Frau hinüber. "Sie ist sehr blass, das Beste ist du bringst sie hier raus. Gönne ihr ein wenig Ruhe." Peter nickte und wandte sich Kim zu, die ihre Augen mittlerweile wieder geschlossen hatte. Er stand auf und gab dem Arzt die Hand. "Ich danke Ihnen, Doktor." Dr. Jakob lächelte. "Nichts zu danken. Ich habe ihr ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben. Alles was sie jetzt braucht ist Ruhe. Falls es irgendwelche Probleme gibt, dann rufen sie mich an." Er drückte Peter seine Visitenkarte in die Hand. "Zu jeder Zeit." Peter nickte, steckte die Karte in sein Hemd und beugte sich über Kim. Vorsichtig schob er seinen linken Arm unter ihren Knien hindurch, mit dem rechten Arm umfasste er ihre Schultern. Behutsam hob er die benommene Frau hoch und drückte sie fest an sich. Kim wirkte so zart und verletzlich und er fühlte, wie sie sich an ihn schmiegte. Ihr Kopf sank vertrauensvoll an seine Brust. Peter konnte nicht anders, er küsste sie zärtlich auf die Stirn und trug sie dann aus dem Raum. Kermit, ganz Gentleman, ging den beiden voraus und öffnete alle Türen. Peter verabschiedete sich am Auto kurz von Kermit und setzte Kim sanft auf dem Beifahrersitz ab. Mit gemäßigtem Tempo fuhr er zurück ins Hotel. Unterwegs warf er immer wieder einen kurzen, besorgten Blick auf die junge Frau. Peter lächelte, als er sah, dass Kim ihre Augen geschlossen hielt. Eine Welle von Dankbarkeit, dass Kermit einen erneuten Mordversuch vereitelt hatte, durchflutete ihn. Diesmal waren sie dem Angreifer zuvor gekommen, aber war Kim dadurch wirklich in Sicherheit? *Garantiert nicht.*, gab er sich in Gedanken selbst Antwort. Für seinen Geschmack war der Angreifer viel zu nahe an sie heran gekommen. Das durfte nicht noch einmal passieren! Wie schon so oft in den vergangenen Stunden analysierte Peter seine Gefühle für Kim. Die Art und Weise, wie Kim seinen Namen aussprach, sorgte bei ihm für eine Gänsehaut. Die Berührung ihrer weichen, verführerischen Lippen entflammte ihn jedes Mal. Es kam ihm vor, als hätte sie mit einem Streichholz einen Brand in ihm entfacht, von dem er jetzt nicht mehr wusste, wie er ihn löschen sollte. Sehnsucht und Begierde kämpften in seinem Inneren einen schier unlösbaren Kampf aus. Wie sollte er, angesichts solcher Gefühle, Kim wieder aus seinem Leben gehen lassen? Vor allen Dingen: wie konnte es nur passieren, dass er sich Hals über Kopf in sie verliebte hatte, obwohl er es nicht einmal wollte? Immerhin würde sie in wenigen Tagen wieder aus seinem Leben verschwinden. Die ganze Affäre konnte doch nur in einem Desaster enden. Warum musste Amor gerade jetzt zuschlagen? Warum ausgerechnet bei ihr? Die Antwort darauf war so einfach und doch so furchtbar kompliziert. Sein Verstand ließ sich vielleicht noch kontrollieren, sein Herz jedoch nicht. Das, was er für sie empfand, war einfach stärker, als jede Art der Vernunft. Peter seufzte leise auf und sah erneut kurz zu Kim hinüber. Sanft strich Peter mit dem Handrücken über Kims warme Wange, die inzwischen nicht mehr ganz so blass aussah. Gleich darauf lenkte er seinen Blick zurück auf die Straße und beschränkte sich darauf, auf ihren Atem zu hören, der ruhig und gleichmäßig ging. Wenige Minuten später tauchte die Tiefgarage des Hotels vor ihm auf. Peter fuhr langsam die steile Abfahrt hinab und parkte direkt vor dem Aufzug. Vorsichtig griff er an ihre Schulter. "Kim? Hörst du mich? Wir sind da." Kim murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und versuchte, sich bequemer in den Sitz zu drücken. Peter atmete tief durch, stieg aus und öffnete den Fahrstuhl. Er klemmte sein Messer in die Tür und ging zurück zu ihr. Vorsichtig hob er sie aus dem Auto heraus und drückte mit seinem Knie die Autotür zu. Im Aufzug angekommen, drückte er Kim eng an sich, bückte sich vorsichtig, zog sein Messer aus der Tür und drückte den Knopf für das Penthouse. Während sie nach oben fuhren, sah er Kim lange an. Ihre Gesichtszüge wirkten entspannt und gelöst. Peter konnte nicht aufhören, ihr hübsches Gesicht zu betrachten. Spontan drückte er ihr ein kleines, sanftes Küsschen auf die Lippen. Er zuckte zusammen, als Kim plötzlich ihren Arm um seinen Hals legte, seinen Nacken zärtlich kraulte und seinen Kuss erwiderte. Mit halbgeschlossenen Lidern blickte sie ihn an. "Hör nicht auf, bitte", flüsterte sie ihm kaum hörbar zu. "Nicht aufhören." Erneut fanden sie sich zu einem Kuss und nur widerwillig trennte Peter sich von ihren weichen Lippen. Am Penthouse angekommen, schaffte er es irgendwie, die Karte in den Schlitz zu stecken, und die Tür zu öffnen. Er sah sich um und entschloss sich, Kim in ihr Schlafzimmer zu bringen. Mitten in der Bewegung hielt er inne. Irgendetwas störte ihn, er wusste nur nicht genau was. Argwöhnisch musterte Peter die Umgebung. Seine Sinne erwachten alle auf einmal und er spürte, dass jemand Unbekanntes in diesem Penthouse gewesen sein musste. Langsam ließ der ehemalige Detective seinen Blick durch das Zimmer streifen. Eigentlich sah alles so aus, wie sie es heute Mittag verlassen hatten, doch beim genauen Hinsehen entdeckte Peter, dass die Lampe neben der Sofalandschaft ein klein wenig anders stand. *Das Zimmermädchen? Nein, ohne Anmeldung darf sie hier nicht rauf.* Ihm war, als würde eine rote Warnleuchte über seinem Kopf aufleuchten mit den Worten: Gefahr, Gefahr. Unwillkürlich wusste er, das sie hier nicht mehr bleiben konnten. Leise sprach Peter Kim an. "Kim, Kleines, komm zu dir, bitte." Verschlafen öffnete Kim ihre Augen ein Spalt weit. "Kim, bitte!" Sein harter Tonfall schien Kim zu erschrecken, denn sie sperrte die Augen plötzlich weit auf. Sanft ließ Peter die junge Sängerin aus seinen Armen auf den Boden ab. "Was ist los Peter?", erkundigte sich Kim noch deutlich benebelt. Peter nahm sie an der Hand und zog sie ins Schlafzimmer. Er hob einen Koffer aus dem Schrank. "Geh und pack ein paar Sachen ein. Wir müssen hier weg." "Warum?" Kim schien keinen klaren Gedanken fassen zu können. Peter fasste sie an der Schulter und sprach mit sanfter, dennoch sehr bestimmter Stimme auf sie ein. "Bitte frage nicht. Tu einfach was ich dir sage." Peters ganze Körperhaltung teilte Kim mit, wie ernst er dies meinte. Ihr wurde bewusst, dass er dies nicht aus Spaß sagte. Sie schaffte es, sich für ein paar Minuten zusammen zu reißen und raffte mit hölzernen Bewegungen einige Sachen zusammen. "Fertig." Peter nahm den Koffer in die eine, Kim an die andere Hand und zusammen verließen sie zügig das Zimmer. "Was ist denn los?" erkundigte sich Kim erneut ratlos. Peter strich ihr sanft über den Arm. "Vertrau mir, Kleines. Ich erkläre es dir unterwegs, okay?" Peter warf den Koffer auf den Rücksitz, half Kim beim Einsteigen und schon brausten sie aus der Tiefgarage hinaus. Kim schüttelte ihren Kopf. Was sollte das alles? Sie fühlte sich völlig verwirrt und das Mittel in ihrem Blut gestattete ihr nicht, klar zu denken. Während der Fahrt überlegte Peter, wohin er Kim bringen könnte. Nach langem Nachdenken kam er zu dem Schluss, dass es nur einen Platz gab, wo er Kim sicher verstecken konnte. Peter zog sein Handy aus der Tasche und wählte Kermits Nummer im Büro. "Detective Griffin." "Kermit, ich bin es, Peter. Hör mir zu. Irgendjemand war im Penthouse und hat es durchsucht." "Bist du dir sicher?" "Ganz sicher." Kermit atmete hörbar ein. "Wohin willst du jetzt?" "Ich fahre raus zur Hütte. Ich denke, dass uns dort niemand suchen wird." "Ja, das ist eine gute Idee. Ich sehe mich mal im Penthouse um und gebe dir dann Bescheid. Noch was, melde dich bitte in regelmäßigen Abständen, damit ich weiß, dass bei euch alles in Ordnung ist." "Klar, mach ich. Danke Kermit." "Gerne geschehen." Peter beendete das Gespräch und schob das Handy in seine Brusttasche.
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