Teil 22
Autor: Honeybee

 

Für einen kurzen Moment schwieg Peter, dann atmete er erleichtert auf und nahm sie fest in die Arme.

"Du hast mich zu Tode erschreckt, Kleines, tu so was nie wieder, hörst du? Aber es spielt jetzt keine Rolle, denn du bist jetzt hier und ich kann es immer noch nicht glauben." Er berührte sanft ihre Lippen, dann küsste er sie tief und verlangend, während er mit seinen Fingerspitzen leicht über ihren Rücken streichelte.

Wieder und wieder fanden sie sich und Peter schwor sich in dem Moment, das er sie niemals wieder gehen lassen würde. Mit zärtlichen Küssen liebkoste er ihren Hals, strich über ihre warme Haut am Rücken. Er schloss seine Finger um den Reißverschluss und zog ihn langsam nach unten. Er legte seine Hände auf ihre samtig weiche Haut, genoss ihre Wärme, die sich auf ihn übertrug. Sie fühlte sich so unglaublich gut an. Peter spielte mit ihrer Zunge und nahm erfreut ihre verzückten Laute wahr, die sie bei jeder weiteren Berührung von sich gab.

Kim spürte, wie ein leichter Lufthauch ihre freigelegte Haut streifte und heißes Verlangen stieg in ihr auf. Sie fing an, Peters Hemd auf zumachen. Knopf für Knopf öffnete sie es und jedes freiwerdende Stücken Haut bedeckte sie mit kleinen Küssen. Sie drängte ihren Körper an ihn und vor Sehnsucht stöhnte sie leise auf. Ihre Blicke trafen sich, als sie ihm zart in sein Kinn biss. "Zieh mich aus und liebe mich so wie beim ersten Mal", flüsterte sie ihm zu.

"Worauf du dich verlassen kannst, meine Kleine.", lächelte der junge Mann und setzte ihre Bitte sogleich in die Tat um. Der junge Shaolin legte seinen Arm um sie und ließ sie sachte auf das Bett zurück gleiten. Wieder fanden sich ihre Lippen zu einem sinnlichen Kuss. Er legte sich zu ihr und erforschte ihren Körper nicht nur mit seinen Händen, sondern auch mit seinem Mund.

Sehr viel später, noch ganz überwältigt von dem eben Erlebten, kuschelte Kim sich ganz nah an Peter heran. Sie ließ ihre Finger in irgendwelchen Mustern über seine warme, nackte Brust streichen. Dann hob sie ihren Kopf und blickte ihm in die Augen. "Das war unglaublich." Sie zog ihn langsam zu sich hinab und reckte ihm ihre Lippen entgegen. Ihre Blicke trafen sich und hielten sich fest. Dann küssten sie sich, bis ihnen der Atem ausging.

Nach diesem wundervollen Kuss bemerkte Peter, dass Kim seltsam nervös wurde. Ihre Hände zitterten, als sie ihn berührte und er fragte sich, was wohl der Grund dafür sei.

"Kim? Was ist los? Warum bist du so unsicher?"

Die junge Sängerin setzte sich auf, schlüpfte in Peters Hemd, wandte sich ihm zu und holte tief Luft. "Ich muss…du liebe Güte, jetzt bin ich ganz schön nervös."

Peters Gelassenheit war wie weggeblasen. Er griff nach ihrer Hand, unsicher darüber, was wohl in ihr vorging. "Was ist denn? Sprich mit mir, bitte."

Kim versuchte zu lächeln. "Mir geht da schon eine ganze Weile ein Gedanke durch den Kopf und während der Autofahrt hierher, hatte ich viel Zeit zum Nachdenken."

"Worüber musstest du nachdenken?" Peters Herz schlug ihm bis zum Hals.

Die junge Sängerin sah ihn ernst an und ihre Stimme zitterte, als sie weiter sprach.

"Ich habe gestern einen wichtigen Schritt in mein zukünftiges Leben begonnen. Den Vertrag, den Simon ohne mich unterzeichen wollte, habe ich platzen lassen. Mir ist es nicht mehr wichtig, wie viele Millionen ich dadurch verliere."

Peter stockte der Atem.

"Bist du dir darüber auch wirklich klar, Kim? Das ist eine sehr riskante Entscheidung, die du da getroffen hast. Versteh mich nicht falsch, ich will nur nicht, dass du es irgendwann bereuen wirst." Innerlich völlig aufgewühlt, zwang er sich dazu, ihr ruhig zu zuhören.

Kim lächelte, als sie ihm die Hand an die Wange legte.

"Das werde ich niemals. Bitte glaub mir. Ich…ich will zu dir gehören. Ich möchte dich immer wieder sagen hören, dass du mich liebst." Sie blickte ihn jetzt mit ihren strahlend blauen Augen an.

"Ich will deine Frau werden, weil ich mir nichts Schöneres vorstellen kann, als deinen Ring zu tragen."

Noch bevor Peter antworten konnte, hob sie kurz die Hand.

"Warte. Eines ist mir noch sehr wichtig. Wirst du mich auch heiraten, auch wenn ich dir niemals Kinder schenken kann?" Gespannt hielt sie den Atem an und wartete auf seine Antwort.

Peter saß wie angewurzelt auf dem Bett, dann rutschte er näher an sie heran und legte seine Hände um ihr hübsches Gesicht. "Ich hab noch nie so gezittert in meinem Leben, wie in diesem Moment." Er atmete tief durch. "War…war das eben ein Heiratsantrag?"

Die junge Frau nickte. "Ja, Peter. Ich liebe dich mehr, als ich dir jemals sagen könnte. Ich will deinen Namen tragen, will mit dir durch dick und dünn gehen und ich will jeden Morgen in deinen Armen aufwachen. Willst du mein Mann werden, Peter?"

Peter blickte sie voller Liebe an, seine Augen glitzerten verräterisch feucht, dann beugte er sich vor und küsste sie.

"Ich nehme deinen Antrag von Herzen an, Kim. Ich liebe dich und auch ich muss dir was sagen." Er ließ ihr Gesicht los, legte sich kurz quer übers Bett, griff in den Nachtisch und holte etwas hervor.

Als Kim sah, um was es sich handelte, stiegen ihr Tränen in die Augen und sie hielt sich die Hand vor den Mund. Mit großen Augen sah sie auf die kleine dunkelblaue Samtschatulle, die Peter in seinen Händen hielt. Sie zitterte am ganzen Leib, als er die Schachtel öffnete und einen schmalen, golden glänzenden Ring hervor holte. Sie wagte kaum zu Atmen, als Peter ihr den Ring über den Finger schob und sie anlächelte.

"Ich hatte offensichtlich die gleiche Idee wie du.", meinte er. "Doch du warst einen Tick schneller als ich."

Mit zitternden Fingern nahm er ihre Hand in seine, dann sah er ihr fest in die Augen.

"Du bist das Beste, was mir in meinem Leben je geschehen ist. Durch dich habe ich meine Furcht vor der Liebe verloren. Niemals mehr möchte ich ohne dich sein. Du bist meine Kleine, meine Süße, die ich immer lieben werde, egal was kommt. Ich nehme dich so wie du bist, mit allen Stärken und Schwächen. Es ist mir eine große Ehre, dein Mann zu werden."

Dann zog er sie zu sich heran, nahm sie fest in seine Arme und küsste sie hingebungsvoll. Kim öffnete ihre Lippen und begann mit Peters Zunge ein erotisches Spiel. Langsam sanken sie zurück in die Kissen, wo Peter ihr mit einer sanften Bewegung das Hemd abstreifte. Dies war nur der Auftakt zu einem weiteren Liebespiel, an dessen Ende sie atemlos beieinander lagen, unfähig auch nur ein Wort zu sprechen.

"Wie fühlst du dich? Kimberly Ann Caine?", fragte Peter nach einer Weile.

Kim hauchte atemlos. "Ein sehr schöner Name. Ich fühl mich gut dabei." Sie kuschelte sich ganz nah an den Mann, den sie liebte.

"Du wirst dich dran gewöhnen, meine Kleine. Schon sehr bald oder willst du noch länger warten?"

"Nein, von mir aus könnten wir es sofort tun, aber ich denke, deine Freunde würden darüber sehr enttäuscht sein. Glaubst du ich könnte Lo Si bitten, uns zu trauen? Natürlich nur, wenn es dir recht ist."

"Schatz, warum sollte ich was dagegen haben? Lo Si ist für dich fast wie ein Großvater, er wird es bestimmt liebend gerne tun."

"Du wirst Kermit als deinen Trauzeugen nehmen?"

Peter lachte laut auf. "Zuerst einmal sollte ich ihn fragen, aber das hat jetzt alles noch Zeit. Jetzt möchte ich viel lieber mit meiner Braut kuscheln."

Liebevoll betrachtete er ihr erschöpftes, aber zufriedenes Gesicht. Ein seltsames Glitzern in ihren Augen ließ ihn für einen winzigen Moment die Stirn runzeln. Irgendetwas lag in diesem sanften Blick, etwas eigenartiges, aber auch geheimnisvolles, das er auf Anhieb nicht einordnen konnte. So schnell, wie dieses kleine Funkeln erschienen war, verschwand es auch wieder und so glaubte Peter, das es wohl dran lag, das Kim so glücklich war, wie nie zuvor.

"Großer Gott", entfuhr es plötzlich Kim. "Ich hab ganz vergessen, Simon anzurufen. Er muss das mit meinem angeblichen Tod schnellstens aufklären. Wenn ich nur daran denke, was ich mit meiner Aktion angerichtet habe." Sie hielt sich die Hand an die Stirn. "Alle Welt denkt jetzt, ich wäre umgekommen." Mit einem Satz sprang sie aus dem Bett und griff zum Telefon. Nach einigen Minuten kehrte sie zurück und lächelte Peter an.

"So alles erledigt. Simon kümmerst sich um den Rest." Sie schlüpfte zurück ins warme Bett und kuschelte sich wieder ganz nah an Peters Körper. Gedankenverloren strich sie über seine festen Muskeln, schob ihre Finger in sein dichtes Haar und massierte leicht mit ihren Fingerspitzen seinen Nacken.

"Peter?"

"Was?"

"Du hast vorhin gesagt, du heiratest mich so wie ich bin."

"Ja das habe ich gesagt und du kannst es mir glauben." Zärtlich küsste er ihre Fingerspitzen.

"Ich…ich hab dir noch was verschwiegen", sprach sie zögernd weiter.

Der junge Shaolin stützte sich auf seinen Ellbogen ab und musterte sie neugierig. "Was hast du mir verschwiegen? Sag es mir." Er beugte sich vor und gab ihr einen zarten Kuss.

Plötzlich nahm Kim seine Hand und legte sie langsam auf ihren Bauch. Sie sagte nichts, sondern sah ihn nur an.

Zuerst glaubte Peter, dass seine Verlobte auf Liebkosungen aus war und er fing an, sie sanft zu streicheln. Doch Kim hielt seine Hand fest und legte sie erneut auf ihren Unterleib. Verwirrt sah Peter in ihre Augen, die seltsam glitzerten. Das blau ihrer Iris hatte sich verdunkelt und noch nie hatte er einen so intensiven Blick von ihr erhalten. Auf einmal starrte er sie an, schaute an ihrem Körper hinab zu seiner Hand, die sie noch immer fest auf den Bauch drückte, dann sah er sie wieder an.

"Das…das ist nicht wahr oder?", fragte er mit stockender Stimme. "Kim, Darling, Kleines, bist du etwa…?"

Mit feuchten Augen sah sie ihn an und nickte. "Ja", flüsterte sie. "Ich bin in der fünften Woche schwanger. Ich erwarte ein Baby von dir."

Noch immer ungläubig sie ansehend, atmete Peter tief durch, um sein pochendes Herz zu beruhigen. Seine Hand glitt zärtlich über ihren Bauch. Dann beugte er sich über sie und küsste sie mit einer Leidenschaft, die Kim den Atem raubte. Ein breites Lachen erschien auf seinen Lippen, als er ihr ganzes Gesicht mit kleinen Küsschen bedeckte.

Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und drückte sich fest an ihn. Ein leises Schluchzen drang an sein Ohr und erschrocken blickte er sie an. "Nicht weinen, bitte nicht weinen. Oh Kleines, ich liebe dich. Du machst mich damit sehr glücklich und du solltest es auch sein."

"Ich weiß, Peter, ich bin auch glücklich. Ich bin während der Besprechung in Ohnmacht gefallen und danach war mir sehr übel und ich musste mich übergeben. Ich wusste nicht, was mit mir los war. Simon war sehr besorgt und er veranlasste einen Arzt, mich gründlich zu untersuchen. Als mir der Arzt dann sagte, ich wäre schwanger, konnte ich es zuerst nicht glauben. Er hat dann einen Ultraschall gemacht und ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Der winzig kleine Herzschlag, oh Gott Peter, ich hab geweint vor Glück."

Sie hob ihre Hand und streichelte seine Wange. "Ich liebe dich, Peter. Ich liebe dich so sehr."

"Aber du…du hattest doch im Krankenhaus deine Blutung."

"Ja die hatte ich, aber doch relativ schwach. Der Arzt hat mir erklärt, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass einige Frauen am Anfang einer Schwangerschaft trotzdem ihre Periode bekommen."

Unglaublich zart streichelte Peter ihren Bauch, dann sah er sie plötzlich verunsichert an. "Ich hab dir doch vorhin nicht wehgetan? Ich meine, wir waren nicht gerade zurückhaltend."

"Keine Sorge, Darling. Mir…uns…geht es gut, aber in Zukunft solltest du mich nicht mehr ganz so stürmisch lieben."

"Du bist dir ganz sicher, dass wir das können?"

"Ganz sicher", murmelte sie und zog seinen Kopf zu sich hinab. Sie versanken in unzähligen Küssen und anschließend hielten sie sich fest umschlungen.

Plötzlich erhob sich Peter und er stützte sich auf dem Ellbogen ab, während er Kim eine Weile stumm ansah.

Die junge Sängerin betrachtete ihn verwirrt. "Was ist los Peter?"

"Warum hast du mich gefragt, ob ich dich auch heiraten würde, wenn du keine Kinder bekommen kannst? Du hast doch gewusst, dass du schwanger bist. Wieso dann diese Frage?"

Kim schluckte und Peter bemerkte, wie ihr Gesicht leicht rot wurde. "Ich...ich wollte nicht, das du nur wegen des Babys meinen Antrag annimmst. Du solltest mich so nehmen, wie ich bin, verstehst du? Bist du mir jetzt böse?"

Der junge Shaolin lächelte sie an, beugte sich zu ihr hinab und berührte sanft ihre Lippen. "Du weißt doch, ich kann dir nicht böse sein. Ich verzeih dir deine kleine Schummelei, weil ich dich verstehen kann." Dann küsste er sie zärtlich und drückte sie an sich.

*Ich werde Vater*, dachte Peter, als er erschöpft und glücklich seine Augen schloss. Er zog Kim näher an sich heran und legte beschützend seine Hand auf ihren Bauch.

Die junge Sängerin schmiegte sich dicht in seinen Arm. *Ich werde Mama. Niemals hätte ich dies für möglich gehalten. Danke, wem auch immer, dass ich dieses Geschenk von Peter erhalten habe.* Dann fielen ihr langsam die Augen zu und sie fiel in einen traumlosen Schlaf.

*******

3 Wochen später

Nervös saß Kim in ihrem Zimmer und knetete unablässig ihre kalten Hände. "Großer Gott, was bin ich aufgeregt", sagte sie zu Jennifer, die hinter ihr stand.

"Na das darfst du doch auch, meine Süße, aber jetzt halt still, damit ich deine Haare in Ordnung bringen kann."

Kim lächelte und griff nach Jennys Hand. "Bitte lass die Haare offen, du weißt wie sehr Peter das an mir liebt."

Die junge Frau lachte auf. "Lass mich nur mal machen. Glaub mir, dein Schatz wird begeistert sein."

Um sich irgendwie zu beruhigen, schloss die junge Sängerin ihre Augen und versank in einer kurzen Meditation. Sie fühlte, wie ihre innere Anspannung langsam nachließ und wie sich ihr Herz ein wenig beruhigte. Nach einer Weile öffnete sie ihre Lider und es verschlug ihr kurzzeitig den Atem, als sie sich im Spiegel betrachtete.

"Bin…bin das wirklich ich?", fragte sie atemlos.

Jennifer hatte ihr Haar, das sowieso schon von Natur aus kleine Locken hatte, nochmals mit dem Heißluftstab kunstvoll in Schwung gebracht. An den Seiten hatte sie es ein wenig hochgesteckt, so dass ihr schlanker Hals deutlich zum Vorschein kam. Ein kleiner Kranz aus weißen Blüten steckte ihn ihrem Haar und als Kim den Kopf ein wenig drehte, bemerkte sie, dass Jenny hinten kleine funkelnde Perlen befestigt hatte.

"Du bist wunderschön, Kim.", flüsterte die Rothaarige ihrer Freundin ins Ohr. "Doch da fehlt noch was." Sie drehte sich um und holte aus einer Kassette eine silberne Kette. Vorsichtig legte sie ihr das Schmuckstück, an dem ein kleiner Herzanhänger hing, um den Hals. "Das ist mein Hochzeitsgeschenk."

"Jenny. Das ist...mir fehlen echt die Worte. Sie ist wunderschön."

"Dann lass es einfach, ich weiß, was du mir sagen willst. Ich liebe dich Kim, das weißt du und es macht mich glücklich, wenn du es trägst."

"Danke Jenny." Kim drehte sich in ihrem Stuhl zur Seite und umarmte ihre Freundin. "Ich liebe dich auch."

Dann streckte Jenny Kim die Hand hin und zog sie hoch.

"Jetzt müssen wir dich nur noch ins Kleid bekommen", meinte sie schmunzelnd. "Das herauskommen wird jedenfalls sehr viel einfacher sein." Jetzt konnte sie ein Grinsen nicht mehr zurück halten.

"Also bitte, Jenny. Hörst du wohl auf damit? Nachher steh ich mit rotem Kopf vor Lo Si. Was soll er denn dann von mir denken?"

Doch statt einer Antwort hörte sie nur das Lachen ihrer Freundin.

******

Nervös zupfte Peter an seinem Hemd herum. Seine Hände zitterten und immer wieder fing er von vorne an, seine Fliege zu binden. *Verdammt noch mal, jetzt reiß dich doch zusammen, so schwer kann das doch nicht sein. Du hast das doch schon öfter gemacht.* Nach einem weiteren misslungenen Versuch gab er schließlich entnervt auf.

Sein Blick fiel auf die Uhr. *Noch eine halbe Stunde*, ging es ihm im Kopf herum. Dann würde er endlich Kim wieder sehen. Er wusste nicht mehr genau, wer auf die Idee gekommen war, dass sie sich vor der Hochzeit nicht mehr sehen durften.

Der junge Shaolin war mürrisch zu Bett gegangen, weil er allein schlafen musste und darüber war er mehr als unglücklich. Er hatte Kim schrecklich vermisst, die Wärme ihres Körpers, wenn sie in seinen Armen lag. Ihre leisen Laute, die sie im Schlaf von sich gab. Die Art, wie sie sich eng an ihn kuschelte und ihm einen liebevollen Kuss aufs Kinn drückte. Stundenlang hatte er sich in seinem Bett hin und her gewälzt, bis er endlich wohlverdienten Schlaf gefunden hatte.

Erneut nahm er die Enden der Fliege in die Hand.

"Wer hat eigentlich diese blöden Dinger erfunden?", murmelte er vor sich hin. Nachdem er wiederum scheiterte, riss er sich das Teil vom Hals und warf es zur Seite. "Dann muss es eben ohne gehen."

"Mein Sohn, warum bist du so nervös?"

Erschrocken zuckte Peter zusammen.

"Sag mal, Paps, musst du dich immer so anschleichen?"

Peter drehte sich zu seinem Vater um. Bewundernd betrachtete er den schwarzen Anzug. "Wow, du siehst gut aus."

Der Shambhala Meister zuckte nur kurz mit seinen Schultern, dann lächelte er ihn an. "Ich habe nur einen Sohn, der heiratet."

Wieder blickte Peter zur Uhr. "Ich glaube, wir sollten uns langsam auf den Weg machen."

"Du bist noch nicht fertig angezogen, mein Sohn." Caine hielt die Fliege zwischen seinen Fingern hoch.

Der junge Shaolin schüttelte den Kopf. "Das brauch ich nicht." Noch bevor er sich zur Tür begeben konnte, ging sein Vater auf ihn zu, legte ihm die Fliege um den Hals und band sie ihm mit geschickten Handgriffen.

"Jetzt können wir gehen." Dann hob er seine Hand und legte sie seinem Sohn an die Wange. "Mein Sohn, ich wünsche mir, dass du und Kim glücklich werdet."

"Wir sind glücklich", räusperte sich Peter, der urplötzlich einen dicken Kloß im Hals hatte. Er drückte kurz die Hand seines Vaters, dann grinste er. "Aber nur, wenn wir pünktlich sind."

Der Shambhala Meister lachte auf und gemeinsam verließen die beiden das Zimmer.

*****

20 Minuten später stand Peter, unruhig und zappelig neben Lo Si und Kermit. Immer wieder blickte er sich um und betrachtete seine Kollegen, die sich leise unterhielten. Langsam wurde er immer ungeduldiger und zeitweise wollte er regelrecht flüchten vor seiner eigenen Nervosität. Am liebsten wäre es ihm gewesen, die Trauung im ganz kleinen Rahmen zu halten, doch Simon hatte darauf bestanden, diese Feier auszurichten.

Peter wusste, dass er Kims Pflegevater diese Bitte nicht abschlagen konnte und so hatte er zugestimmt. Seine Hände waren mittlerweile ganz kalt und er wünschte sich nichts sehnsüchtiger, als dass die Hochzeit endlich beginnen würde.

"Na mein Kleiner. Du wirst doch jetzt wohl keinen Rückzug machen wollen?"

Kermits tiefe Stimme holte den jungen Mann aus seinen Gedanken zurück. Er drehte sich zu seinem Freund um und lächelte.

"Nein, niemals, das weißt du genau."

Noch bevor Kermit ihm antworten konnte, ging die Tür zu dem kleinen Saal auf. Alles verstummte und sah gebannt zum Eingang.

Peter holte tief Luft und sah nach vorne, als er Simon entdeckte. Dieser nickte ihm lächelnd zu und der junge Shaolin begriff, dass er nun endlich seine Kim sehen würde. Ohne es zu wollen, hielt er den Atem an, als seine Braut in der Tür erschien.

Tränen stiegen ihm in die Augen, während er sie betrachtete. Sie trug ein weißes, langes Hochzeitskleid mit leicht ausgestelltem Rock und kleiner Schleppe. Das Oberteil bestand aus einer Korsage, die sich eng an ihre zierliche Figur schmiegte. Ihre Schultern waren mit einem zarten, durchsichtigen Stoff bedeckt, während der Rock mit kleinen Blüten bestickt war. In der Hand hielt sie einen Strauß aus weißen und roten Rosen. Ihr langes, schwarzes Haar bildete einen aufregenden Kontrast zu dem blütenweißen Kleid. Er wandte den Blick von ihr nicht ab, als sie mit langsamen Schritten auf ihn zukam.

Kim sah ihn fest an. Auch sie musste tief Luft holen. Ihre Augen wurden feucht, als sie ihren Bräutigam vor sich sah. Sein schwarzer Anzug machte ihn unwiderstehlich sexy und sie fragte sich, womit sie dieses Glück verdient hatte. Sie liebte diesen Mann über alles und das wachsende Leben in ihr machte ihr deutlich, wie sehr sich ihr Leben durch Peter verändert hatte. Ohne darüber nachzudenken, strich sie sich kurz über ihren noch flachen Bauch. Noch wusste niemand von diesem kleinen Geheimnis, aber heute Abend sollten es alle erfahren.

Vorsichtig setzte sie ihren Gang fort. Sie trug hohe Schuhe und um jeden Preis wollte sie verhindern, dass sie stolperte und hinfiel. Mit klopfendem Herzen stand sie dann schließlich vor Peter. Sie lächelte ihn an und fuhr im kurz mit der Hand über die Wange. Sie sah seine feuchten Augen und wusste, was in ihm vorging.

"Du siehst sehr gut aus, Darling.", wisperte sie ihm zu.

"Das gebe ich gerne zurück. Du siehst ebenfalls bezaubernd aus, Kleines.", flüsterte er zurück. Dann nahm er ihre Hand und drückte sie leicht.

Schließlich standen die beiden unter einem Rosenbogen, den Simon hatte aufstellen lassen. Peter lächelte Kim an, betört von ihrem Anblick, den sie in diesem Traum aus Spitze und Seide bot.

Vor ihnen stand Lo Si und andächtig lauschten sie seinen Worten. Kim gab mit klarer und fester Stimme ihr Eheversprechen und Peter konnte es kaum abwarten, es ihr gleich zu tun. Als der Ehrwürdige ihnen das Zeichen gab, die Ringe zu tauschen, hielt er ihre Hand ganz fest und sah ihr tief in die Augen.

"Kim, bevor ich dir diesen Ring gebe, möchte ich dir noch sagen, wie sehr ich dich liebe. Durch dich habe ich erfahren, wie leer und einsam mein Leben zuvor war. Du hast mir die Furcht vor der Liebe genommen und mir gezeigt, wie schön es sein kann, jemandem voll zu vertrauen. Du hast mich vom ersten Moment an gefangen genommen. Als ich dich das erste Mal sah, wusste ich, dass du die Frau bist, mit der ich durch dick und dünn gehen möchte. Ich will immer für dich da sein, in guten und in schlechten Zeiten, das verspreche ich dir. Alles was ich habe, soll von nun an auch dir gehören. Ich liebe dich über alles, mein Herz.“

Die junge Sängerin lauschte Peters Worten und eine kleine Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel und suchte sich seinen Weg über ihre Wange. Sie atmete tief durch, um das Zittern ihrer Stimme unter Kontrolle zu bringen. Peters Worte hatten sie tief gerührt und ihr Herz floss über vor Liebe zu ihm. Sie nahm Peters Ring, räusperte sich und fing an zu sprechen.

"Peter, bisher glaubte ich nicht an die Liebe auf den ersten Blick. Doch bei dir war alles anders. Ich habe dir mein Herz und meine Seele geschenkt, ohne genau zu wissen, wer du bist. Vom ersten Augenblick an hab ich gewusst, dass du der Mann bist, mit dem ich mein Leben teilen will. Ich liebe dich über alles und ich kann mir keinen Tag mehr ohne dich vorstellen. Du hast mir mehr als einmal mein Leben gerettet, vor allem als du mich aus meiner Einsamkeit befreit hast. Von heute an werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um dich glücklich zu machen."

Sie tauschten ihre Ringe und als Peter sich zu ihr beugte, um sie zu küssen, bekam sie plötzlich weiche Knie. Sie sah ihm tief in die Augen und was sie darin lesen konnte, nahm ihr fast den Atem. Das Versprechen ewiger Liebe.

Seine Lippen berührte sie ganz kurz und für einen winzigen Moment war sie enttäuscht. Dann hörte sie ihn leise murmeln. "Für immer, meine süße kleine Kim."

"Für immer, Peter", flüsterte sie zurück.

Dann verschloss er ihren Mund mit einem sinnlichen Kuss. Sie schmiegte sich eng an ihn, legte ihre Arme um seine Taille und drückte sich an ihn. Sie wusste nicht genau, wie lange sie sich küssten, denn sie wurden von einem leichten Räuspern unterbrochen. Sie grinsten sich an und wandten sich dann ihren Freunden zu.

Kim blickte in heitere und mittlerweile sehr vertraute Gesichter und sie fühlte sich wie in einer großen Familie. Jeder trat vor und umarmte sie lachend. Es war ein wundervolles Gefühl, von allen so geliebt zu werden. Nachdenklich sah sie sich um. Noch vor einigen Wochen hatten diese Menschen für sie nicht existiert und zum ersten Mal war sie Jason dankbar, dass er sie im Studio überfallen hatte.

Einige Zeit später sah Kim sich zufrieden um. Alle Gäste waren guter Laune und auch das riesige Buffet hatte seinen Anklang gefunden. Sosehr sie diesen Hochzeitsempfang genoss, war sie doch froh, einen Moment lang Stille um sich zu haben. Sie lehnte sich mit der Schulter an eine Wand und beobachtete ihre Freunde.

Überall hatten sich kleine Grüppchen gebildet, es wurde gelacht und alle amüsierten sich prächtig. In fast jeder Ecke brannten Kerzen, viele davon mit sinnlichem Duft, während leise, sanfte Musik den Raum erfüllte. Kim war glücklich, wenn sie auch für einen kleinen Augenblick an ihre Eltern denken musste. Sie lies ihren Blick nach draußen schweifen. Es war ein herrlicher, warmer Tag, eine kleine Brise fuhr ihr durch das Haar. Die Sonne lachte vom Himmel, als wüsste sie, dass dies ein ganz besonderer Tag für Kim war.

Lächelnd und überglücklich betrachtete die junge Sängerin den schlichten, schmalen Goldring an ihrer Hand.

Die junge Frau war so in ihren Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte, wie jemand sich zu ihr gesellte.

"Darf ich die Braut küssen?", fragte eine sehr männliche, tiefe Stimme, durch die sie aus ihren Gedanken gerissen wurde. Sie drehte sich um und sah Kermit vor sich.

"Natürlich darfst du das."

Er beugte sich zu ihr hinab und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

"Ich hab mich noch gar nicht bei dir bedankt, Kermit."

"Bedankt? Wofür?"

"Für alles, was du für mich getan hast. Du bist für mich ein sehr guter Freund geworden." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und umarmte ihn.

"Na na, nicht dass dein Ehemann noch eifersüchtig wird.", grinste der Detective sie an.

"Keine Sorge.", lachte Kim zurück.

Dann blickte sie sich nach Peter um, der, nachdem alle herzlich ihre Glückwünsche ausgesprochen hatten, ganz allein in einer Ecke stand und alles beobachtete. Erneut musste sie feststellen, wie sexy ihr Ehemann aussah. Im Gegensatz zu Kermit, der noch immer wie aus dem Ei gepellt aussah, hatte Peter sein Jackett längst abgelegt und auch die Fliege war verschwunden. Sein Kragen war an den obersten beiden Knöpfen offen und die Ärmel hatte er hochgekrempelt. Sie lächelte. Wieder einmal raubte er ihr völlig den Atem.

Sie verabschiedete sich von Kermit, raffte ihren Rock, ging auf ihren frischgebackenen Ehemann zu und legte ihre Hand auf seinen Arm. Sie nahm den feinen Duft seines Aftershaves wahr und sah ihren eleganten Mann liebevoll an.

"So düstere Gedanken, Darling?"

Der junge Priester schlang seine Arme um sie und drückte sie sanft an sich.

"Nein, Kleines, im Gegenteil. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen." Er schob seinen Zeigefinger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf. "Ich liebe dich, mein Engel."

"Ich liebe dich auch, Peter."

Sie küssten sich voller Hingabe und diesmal gab es keinen, der es wagte, sie zu unterbrechen.

Eng umschlungen standen sie am Rande und beobachteten ihre fröhlichen Gäste.

Was immer die Zukunft für sie noch bereithielt, solange sie zusammen waren, würden sie alles bewältigen, da war sich Kim ganz sicher.

Ende

 

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