Teil 14
Autor: Honeybee

 

Tageslicht durchflutete den Keller, so dass es nicht nötig war, die Deckenlampe einzuschalten. Peter und Kermit sahen sich aufmerksam um. Außer ein paar Fahrrädern und einigen Campingstühlen befand sich nichts Außergewöhnliches hier unten, sah man von einem auffälligen, großen silberfarbenen Schrank ab, der vorne in der Ecke stand.

"Sind die Sachen da drin?", fragte Kermit.

Die junge Sängerin nickte, zog einen Schlüssel aus ihrer Tasche und ging mit langsamen Schritten auf den Kasten zu. Flink schloss sie ihn auf und öffnete unter leichtem Quietschen die Türen.

Neugierig späte Peter in das Innere. Als erstes erblickte er unzählige Kartons, sowie einige Behältnisse mit CD Roms. Er griff danach und reichte sie zu Kermit hinüber. "Das hier ist wohl dein Aufgabenbereich."

"Oh Yeah.", erwiderte sein Freund, schnappte sich die CDs und begab sich zu dem kleinen Campingtisch, der vorne an der Treppe stand. Er öffnete den Laptop, schob eine CD ins Laufwerk und kurz drauf hörte man nur noch das vertraute Klappern der Tastatur.

Peter konzentriert sich indessen wieder auf die Kartons und zog behutsam den ersten aus dem Schrank hervor. Dann blickte er zu Kim, die wie erstarrt neben ihm stand. Vorsichtig drückte er ihr die Schachtel in die Hände.

"Es ist besser, du nimmst diesen hier und ich hole mir einen neuen." Da die junge Frau nicht gleich reagierte, stupste er sie leicht an. "Kim?"

"Ja, okay, Peter."

Sie drehte sich um, zog eine alte Matratze hervor, bedeckte sie mit einer Decke und setzte sich. Sie öffnete das Behältnis und fing an, die Papiere eines nach dem anderen hervor zu holen.

Peter setzte sich zu ihr und tat es ihr gleich. Kurz darauf war alles still, bis auf die Geräusche, die Kermits Laptop verursachte und das Rascheln von Papier.

Nach knapp zwei Stunden war der ganze Boden mit Schriftstücken bedeckt. Kim seufzte leise auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Frustriert betrachtete sie das Chaos um sich herum. Als sie Peters Gesicht betrachtete, wusste sie, dass es ihm nicht viel besser ging.

"Hast du was gefunden?" Fragend blickte sie ihn an, doch dieser schüttelte nur den Kopf.

Der Ex-Cop sah auf seine Uhr. "Wow, Wahnsinn. Wie schnell die Zeit doch vergangen ist." Er rieb sich kurz über seinen verspannten Nacken. "Also ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mir verschwinden langsam die Buchstaben vor den Augen. Meint ihr nicht, wir sollten für heute aufhören?"

Kermit streckte sich aus und rieb sich ebenfalls kurz seinen Nacken. Er nahm seine Brille ab, griff kurz mit Daumen und Zeigefinger an seinen Nasenrücken und schob dann die Brille wieder an seinen rechtmäßigen Platz.

"Keine schlechte Idee. Machen wir morgen weiter, ich kann vor lauter Zahlen auch nichts mehr erkennen."

Er zog die CD aus dem Laufwerk, beschriftete sie und steckte sie zurück in den Behälter. Dann half er Peter und Kim beim Aufräumen der Papiere.

"Wir sollten diese von den anderen trennen", meinte Kermit, "damit wir morgen nicht wieder von vorne anfangen müssen."

Schweigend sammelten die Drei alles wieder ein und verstauten es vorsichtig in den Kartons.

Die junge Sängerin stand am Schrank, nahm von Peter das erste Behältnis entgegen und schob es langsam hinein, als sie plötzlich ein leises Flüstern an ihrem Ohr vernahm.

"Du wirst es hier nicht finden. Erinnere dich!"

Erschrocken drehte sie sich um, doch niemand stand hinter ihr. Irritiert blickte sie sich um. Außer Peter und Kermit, die sich vorne an der Treppe unterhielten, befand sich niemand im Raum. Sie wandte sich wieder dem Schrank zu, und hörte prompt erneut diese Stimme.

"Erinnere dich, Kimberly! Erinnere dich!"

Völlig verängstigt schlug sie mit zittrigen Fingern die Türen zu.

Die beiden Männer horchten auf und sahen zu Kim hinüber.

"Alles okay, Kim?", fragte Peter besorgt, der sofort an ihrem Gesichtsausdruck erkennen konnte, dass sie völlig durcheinander war.

"Ja, alles okay. Mir…mir ist nur die Tür aus der Hand gerutscht", wiegelte sie ab.

Sie setzte ein Lächeln auf und ging zu den beiden. "Ich bin müde. Was dagegen, wenn ich schlafen geh?"

Peter betrachtete Kim von der Seite aus. Irgendetwas hatte sie zu Tode erschreckt, das spürte er deutlich. "Ich komme mit." Er wollte sie nicht allein lassen, vielleicht würde sie ihm erzählen, was eben geschehen war.

"Okay, machen wir Schluss für heute." Kermit griff nach dem Laptop und marschierte die Treppe hinauf.

Kim zeigte ihm ein Zimmer, in dem er schlafen konnte. Als er das große Bett erblickte, huschte zum ersten Mal an diesem Tage ein Lächeln über sein Gesicht.

"Genau das, wonach ich mich jetzt sehne." Er nickte den beiden zu. " Gute Nacht ihr zwei."

"Gute Nacht, Kermit. Schlafen sie gut!"

Die junge Frau griff nach Peters Hand und führte ihn in ihr Zimmer. Dort angekommen schlang sie ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich dicht an ihn. Sie schloss kurz ihre Augen, als sie die Wärme spürte, die von Peters breiter Brust, auf sie überging. Ein Gefühl der Sicherheit umhüllte sie und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er sie die ganze Nacht über so hielt.

"Willst du mir nicht sagen, was dich so erschreckt hat?", fragte Peter, während er sie an sich drückte.

Die Weichheit ihres Körpers versetzte seinen eigenen in Erregung. Er liebte es, wie sie sich an ihn schmiegte. Tief nahm er den Duft ihres Haares in sich auf. Er schlang seine Arme fester um sie und wohlige Schauer durchliefen ihn.

"Später. Ich bin müde, lass uns schlafen gehen", murmelte die junge Frau.

Peter sah sie an, beugte sich zu ihr vor und gab ihr einen sanften Kuss. "Okay, meine Süße, wie du willst."

Mit einer schwungvollen Bewegung hob er sie hoch und trug sie zum Bett, wo er sie langsam herab ließ. Kim sah zu ihm hoch und ihre Blicke hielten einander fest. Heißes Verlangen durchströmte ihn, dennoch hielt er sich zurück. Er wollte sie nicht bedrängen.

Die junge Sängerin versank in den Tiefen seiner sanften Augen und der Wunsch, ihm ganz nah zu sein, stieg nun doch in ihr auf. Die Sehsucht übermannte sie, ihm auch körperlich zu zeigen, wie sehr sie ihn liebte. Sie hörte ihn laut nach Luft schnappen, als sie ihre Hand auf den Reißverschluss seiner Jeans legte und ihn sanft durch den Stoff hinweg streichelte.

"Was tut du denn da?", fragte Peter, zuckte aber sogleich zusammen, als sie fordernder wurde. Sein Atem beschleunigte sich und insgeheim betete er, dass sie damit ja nicht aufhören solle. Peters Atem ging schwer. Er hatte seine Augen geschlossen und genoss die innige Nähe zu Kim. Schließlich öffnete er seine Lider und er blickte in Kims lächelndes Gesicht. Er beugte sich zu ihr hinab und mit nie gekanntem Hunger eroberte er ihren Mund. Er küsste sie tief und verlangend, dann wieder süß und leidenschaftlich, zärtlich und sanft.

Dann gab es für beide kein Halten mehr und sie ergaben sich wieder einmal ihrer Liebe zueinander.

Einige Zeit später hielten sie sich aneinander fest, bis die letzten Wellen des Orgasmus langsam verebbten. Peter drückte die junge Frau ganz fest an sich, sah sie an und flüsterte ihr zu: "Ich liebe dich, Kim."

Gleichzeitig deckte er sich und Kim mit einer wärmenden Decke zu. Dann umschlang er sie und massierte sanft ihren Rücken.

"Hm", seufzte Kim wohlig, während sie die zarten Streicheleinheiten von Peter genoss. Sie kuschelte sich dicht an seinen warmen Körper und streichelte die weiche Haut seiner muskulösen Brust. "Ich liebe dich auch, Peter. Mehr als alles auf der Welt."

Eine ganze Weile hielt sie sich aneinander fest, genossen still die Wärme und Geborgenheit des anderen. Kurz danach wurden beide vom Schlaf übermannt und sie fielen in einen erholsamen Schlaf.

*******

Die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich unaufhaltsam ihren Weg in das kleine Zimmer, in dem Peter und Kim friedlich schliefen. Kim öffnete verschlafen ihre Augen und blickte sich einen Moment lang verwirrt um. Sie spürte warmen Atem, der ihre Haut am Nacken sanft umspielte. Peter lag dicht an ihren Rücken gepresst, sein Arm hing locker über ihrer Hüfte und die junge Frau fühlte das gleichmäßige Heben und Senken seiner Brust.

Sie kuschelte sich noch dichter an ihn heran und sah dann zur Uhr. *Erst 5 Uhr*, dachte sie. Da sie keine Lust verspürte, schon aufzustehen, schloss sie ihre Augen wieder und genoss die Wärme, die Peters Körper ausstrahlte. Im gleichen Moment hörte sie ein leises flüstern.

"Erinnere dich, Kimberly. Du wirst es finden. Such den roten Engel."

Erschrocken riss Kim ihre Augen auf und sah sich suchend um, doch außer ihr und Peter befand sich auch diesmal niemand im Raum. Ihr Herz schlug schneller und Angst stieg in ihr auf. *Werde ich langsam verrückt?*, fragte sie sich.

Sie zitterte am ganzen Körper, während sie darüber nachdachte, ob sie wohl langsam ihren Verstand verlor. Soviel war in der Zwischenzeit geschehen. Wer würde es ihr übel nehmen, wenn sie durchdrehte?

"Ist dir kalt?", wisperte plötzlich Peter an ihrem Ohr.

"Nein."

Kim hielt verunsichert inne. Sollte sie Peter davon erzählen oder es für sich behalten? Sie schluckte.

Ohne Vorankündigung setzte sich der junge Shaolin auf und stütze sich auf dem Ellbogen ab. Forschend betrachtete er ihr Gesicht und bemerkte mehr als deutlich, dass sie vor irgendetwas Angst hatte. Er strich ihr liebevoll das Haar zurück und streichelte ihre Wange.

"Willst du mir nicht endlich sagen, was dich bedrückt? Ich dachte, du vertraust mir. Warum redest du nicht mit mir?"

Er schwieg für einen Moment, bevor er weiter sprach.

"Irgendwas hat dich gestern im Keller schon so erschreckt. Mach mir nichts vor. Ich kann es fühlen, dass dich die ganze Zeit über etwas beschäftigt."

Die junge Frau wandte ihr Gesicht ab, während sie ganz leise sagte: "Ich glaub ich werde verrückt."

Der junge Shaolin glaubte zuerst, er hätte sich verhört, doch die Art, wie Kim reagierte, zeigte ihm, dass sie diese Aussage sehr ernst meinte. Er legte seine Hand unter ihr Kinn und zwang sie mit leichtem Druck ihn anzusehen.

"Wie kommst du denn auf so was?"

Kim blickte in seine warmen Augen und wieder einmal wurde ihr bewusst, wie sehr sie diesen Mann liebte. Sie holte kurz tief Luft.

"Ich höre Stimmen."

"Stimmen? Was für Stimmen?"

Tränen glitzerten in ihren Augen, als sie ihn mit festem Blick ansah. "Du glaubst mir nicht, stimmt's?"

"Hey, das hab ich nicht gesagt. Kleines, bitte."

Er beugte sich vor und gab ihr einen zärtlichen Kuss. "Erzähl mir, was sie zu dir sagen."

Die junge Frau zögerte einen Moment, dann sprudelte alles aus ihr heraus: "Es ist immer das gleiche. – Erinnere dich Kimberly - und dann noch – du wirst es hier nicht finden - was immer das auch bedeuten mag. Die letzte Botschaft hieß – such den roten Engel - Ich weiß doch aber nicht wo."

Eine einzelne Träne rann über ihre Wange, die Peter zärtlich wegküsste. Dann zog er sie fest an sich und hielt sie fest umschlungen.

"Keine Sorge, wir werden das Rätsel schon lösen, da bin ich mir sicher."

Mit einem kurzen Blick auf den Wecker lächelte er sie an.

"Jetzt lass uns noch ein Weilchen schlafen. Es ist noch zu früh um jetzt schon weiter zu machen. Ich glaube auch, dass Kermit nicht sehr begeistert wäre, wenn wir ihn jetzt schon aus seinem warmen Bettchen holen. Was meinst du dazu?"

Ihre blauen Augen strahlten ihn an und ein verräterischer Glanz zeigte sich darin. "Ob ich das jetzt noch kann?", fragte sie ihn schelmisch grinsend. "Es liegt ja nicht jeden Tag ein so attraktiver, nackter Mann in meinem Bett."

Obwohl Peter selbst die Erregung fühlte, die in ihm aufstieg, hielt er es für besser, diesmal nicht diesen Gefühlen nachzugeben. Er fuhr mit dem Finger über ihre warme Wange.

"Ich weiß, meine Süße. Trotzdem ist es besser, wir schlafen noch ein bisschen. Ein andermal steh ich dir gerne zur Verfügung."

Bevor Kim etwas antworten konnte, küsste er sie leidenschaftlich. Nach einer Weile löste er sich von ihr, drückte sie noch enger an sich und schloss dann seine Augen.

Kim beobachtete ihn noch eine Weile, dann schmiegte sie ergeben ihren Kopf an seine warme Brust und schloss ebenfalls ihre Lider. Kurz danach waren beide wieder in seligen Schlaf gefallen.

*****

Knapp zwei Stunden später, befanden sich die Drei wieder im Keller, um die restlichen Schachteln durch zu gehen. Nachdem sie sich bei einem herzhaften Frühstück gestärkt hatten, brütete nun jeder, tief in Gedanken versunken, über den unzähligen Schriftstücken.

Kermit regte sich als erster. Er reckte seine Arme kurz in die Höhe und neigte seinen Kopf mal nach rechts, dann nach links.

"Es bringt nichts. Hier auf diesen CDs ist absolut nichts Brauchbares. Kein Hinweis darauf, wo die Münzen sich befinden könnten."

Er schob kurz seine Brille ein Stücken tiefer, massierte die Nasenwurzel mit zwei Fingern und schob die Gläser wieder auf ihren ursprünglichen Platz zurück.

Kim seufzte laut auf. "Wenn ich doch nur wüsste, was es mit diesem blöden Engel auf sich hat. Mist, hier gibt es keinen roten Engel. Was hat Mom sich dabei gedacht, mir einen Hinweis zu geben, der nichts bringt?"

Verzweifelt ließ sie sich nach hinten auf die Matratze fallen. Sie rieb sich über die Stirn, als hätte sie große Schmerzen.

"Wenn ich mich doch nur erinnern könnte."

Sie schloss ihre Augen, als urplötzlich wieder diese Stimme ertönte. *Erinnere dich! Erinnere dich!*

Aufgebracht sprang sie auf und starrte ins Leere. "Verdammt noch mal, lass mich in Ruhe! Ich kann mich nicht erinnern!"

Hilflos hielt sie sich die Ohren zu, in der Hoffnung, die Stimmen würden sie in Ruhe lassen, doch unaufhaltsam bohrten sich die Wörter in ihr Gehirn. *Erinnere dich! Du kannst es! Finde es!*

Unablässig dröhnte es in ihrem Kopf und langsam stieg Wut in ihr auf.

"Lass mich zufrieden!", schrie sie auf.

Zorn und Angst vermischten sich und als schien eine unsichtbare Macht sie zu beherrschen, hob sie ihre Arme.

Peter, der Kim die ganze Zeit beobachtet hatte, spürte ihre Angst. Vor allem aber bemerkte er mehr als deutlich, dass sich um die junge Frau diese seltsame Aura aufbaute. Er wusste noch schmerzlich genau, was jetzt gleich geschehen würde.

Vorsichtig, und ohne Kim aus den Augen zu lassen, ging er auf Kermit zu. Dann packte er seinen Freund am Arm. "Ich glaube, es ist besser, wir suchen uns eine sichere Ecke."

Kermit starrte ihn an, als wäre er ein Außerirdischer. "Was meinst du damit?"

"Wenn du deinen Kopf behalten willst, solltest du mir vertrauen. Also duck dich lieber und mach dich klein."

Der Ex-Söldner verstand zwar noch immer nicht, hielt es aber für besser, nicht nachzufragen. Irgendetwas ging hier vor und er hatte nicht die Absicht, hier als Zielscheibe zu enden. Noch bevor er richtig Schutz gesucht hatte, hörte er, wie Kim laut aufschrie.

"Hör auf damit! Ich will das nicht hören!"

Im selben Moment sah er, wie Kim ihre Hände hob und mit einem gewaltigen Sog plötzlich die Schachteln durch die Gegend flogen. Er zog unwillkürlich seinen Kopf ein und hoffte, dass keiner der umher fliegenden Gegenstände ihn und Peter treffen würde.

Kim stand in der Mitte des Raumes, ihre Augen fest geschlossen, die Hände weit von sich gestreckt.

"Hör auf, bitte. Hör auf!", wiederholte sie unablässig. Einige Zeit später riss sie ihre Augen auf und starrte voller Wut und Hass den silbernen Schrank an. "Wenn ich es hier nicht finden kann, wozu dann diese Arbeit!", rief sie voller Zorn laut aus.

Sie schwang ihre Hände kurz hin und her und der Schrank sauste, wie von einem Seil gezogen, quer durch den ganzen Kellerraum. Mit einem lauten Krachen landete er schließlich in der hinteren Ecke.

*Finde es, du musst genau hinsehen.*, lies die körperlose Stimme nicht von ihr ab. Kim hielt sich verzweifelt die Hände an den Kopf.

"Ich kann nicht mehr, lass mich los, bitte."

Urplötzlich verstummte die Stimme in ihrem Ohr und sie spürte, wie der angestaute Zorn sich in ihr legte. Bleierne Müdigkeit überkam sie, alles um sie herum verschwand in einem undurchsichtigen Nebel. Übelkeit stieg in ihr auf und der Wunsch, sich einfach fallen zu lassen, nichts mehr zu hören oder fühlen, wuchs unaufhörlich. Dann wurde alles schwarz um sie herum und sie versank in einer stummen, lautlosen Welt.

Mit Entsetzten sah Peter, wie Kim einfach zusammen sackte und zu Boden fiel. Mit zwei schnellen Schritten war er bei ihr, hob ihren Oberkörper leicht an und schob vorsichtig seine Beine unter sie, so dass ihr Kopf auf seinen Oberschenkeln ruhte. Seine zittrigen Finger presste er vorsichtig an ihren Hals und Erleichterung überkam ihn, als er ihren starken Puls fühlte.

"Wie geht's ihr?", fragte Kermit, der mittlerweile auch die schützende Ecke verlassen hatte.

Besorgt betrachtete er die junge Sängerin. Dann strich er sich mit der Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Wow, ich hab schon einiges mit dir und deinem Vater erlebt, doch das hier…verschlägt einem glatt die Sprache." Er musterte Kim erneut. "Sie wird doch wieder oder?"

Peter strich Kim vorsichtig über leicht gerötete und verschwitze Wange. "Keine Sorge, Kermit, sie hat sich nur ein wenig verausgabt, daher ihre Ohnmacht. Sie wird zwar erschöpft sein, wenn sie aufwacht, aber das gibt sich nach ein paar Minuten wieder."

Der Ex-Söldner sah sich im Keller um. "Tja, sieht ja übel aus hier. Wer räumt denn hier jetzt auf?"

Ein leichtes Grinsen zeigte sich in seinem Gesicht, dem auch Peter nichts entgegen zu setzten hatte.

"Tja, ich schätze mal, die Putzfrau muss Überstunden machen."

Kermit ging ein paar Schritte durch den Raum, blieb vor der Stelle stehen, an der kurz zuvor noch der Schrank stand und stieß plötzlich einen leisen Pfiff aus.

"Was ist los?", fragte Peter.

"Das wirst du mir nicht glauben, wenn du es nicht selbst siehst. Komm her und wirf einen Blick darauf."

Von Neugier getrieben, was sein Kumpel dort wohl gefunden hatte, zog Peter die Decke von der Matratze und schob sie unter Kims Kopf, so dass er unter ihr hervor rutschen konnte. Dann richtete er sich auf und ging zu Kermit hinüber.

"Was gibt's denn so interessantes, das ich mir ansehen…"

Er verstummte und starrte die Wand vor sich an. Vor seinen Augen leuchtete ein hellroter, etwa 30 Zentimeter großer Engel.

"Das…das muss der Engel sein, von dem Kims Mom immer geredet hat", meinte er sichtlich verwirrt.

Kermit streckte seine Hand aus und berührte vorsichtig das Bild auf den Steinen.

"Hm…", murmelte er. "…scheint nur eine Zeichnung zu sein. Das wird uns nicht sehr viel weiterhelfen."

Im gleichen Moment fühlte er eine kleine Unebenheit. Tastend ließ er seine Fingerspitze darüber gleiten und übte leichten Druck aus. Kurz darauf gab die kleine Erhebung plötzlich nach und verschwand in der Wand. Erschrocken zog Kermit seine Hand zurück und wirbelte herum, denn hinter ihnen ertönte ein sich schabendes Geräusch.

"Da…", rief Peter aus.“…da öffnet sich was."

Vor ihren Augen schob sich plötzlich eine Wand zur Seite und dahinter kam ein kleiner Raum zum Vorschein. Neugierig ging Peter darauf zu, doch ein leises Stöhnen von Kim ließ ihn inne halten.

Sie schien wieder bei Bewusstsein zu sein und hielt sich die Hände vors Gesicht, so als müsse sie sich erst einmal sammeln. "Was…was ist passiert?" Verwundert sah sie sich um. "Großer Gott, was für ein Chaos." Unsicher blickte sie ihn an. "War…war ich das etwa?"

Peter grinste. "Ja, Kleines, das warst du." Er hielt ihr die Hand entgegen, die sie sogleich ergriff und sich hochziehen ließ. Er schlang seine Arme um ihre Taille und blickte sie forschend an. "Wie geht's dir?"

"Wie einem Frosch im Mixer."

Im selben Moment warf Kermit ihr einen Blick zu, der ihr Gänsehaut verursachte. Zuerst schwieg sie, dann lachte sie, trotz ihrer Übelkeit, laut los. "Entschuldige Kermit, war nicht so gemeint. Ich hoffe, du verzeihst mir."

Ein winziges Lächeln im Gesicht des Cops zeigte ihr, dass er ihr diesen kleinen Scherz nicht übel nahm.

"Was ist das?" Sie zeigte auf den kleinen Raum. "Woher kommt der denn?"

"Das, meine Süße, hast du vollbracht. Du hast mit all deiner Wut den Schrank zur Seite geschleudert und dabei kam dieses hier zum Vorschein."

Die junge Sängerin folgte seinem ausgestreckten Arm. Ihre Übelkeit verflog schlagartig. "Der rote Engel", flüsterte sie. "Mom hatte recht."

"Als Kermit ihn berührte, ging dieser Raum hier auf. Was hältst du davon, wenn wir uns jetzt da drin mal umschauen?"

Zu dritt betraten sie den winzigen Raum, der leer erschien, Erst nach einigem Suchen entdeckte Kim einen kleinen, silbernen Punkt. *Was wohl geschieht, wenn ich darauf drücke?*

Ohne sich selbst eine Antwort zu geben, presste sie ihren Finger darauf und aus dem Boden hob sich eine der Platten heraus. Sie hielt den Atem an, als Kermit sich vorn über beugte und eine kleine, dunkelbraune Holzkiste hervor holte, die durch die Platte nach oben geschoben wurde. Behutsam drückt er sie ihr in die Hände.

Mit zittrigen Fingern öffnete sie den Deckel. In einem roten Samttuch eingeschlagen, befanden sich 8 Münzen aus hochglänzendem Silber. Jeweils eine Seite war mit einem chinesischen Symbol versehen, die andere Seite barg chinesische Schriftzeichen.

"Das müssen die Münzen sein, von denen Mom immer sprach. Sieh sie dir an, Peter. Sie sind wunderschön."

Plötzlich runzelte sie ihre Stirn. Der Streit zwischen Tom und ihrer Mutter fiel ihr wieder ein. Wenn alle Münzen sich hier in diesem Kästchen befanden, worum war es dann damals zwischen den beiden gegangen? Tom hatte offenbar diese Schmuckstücke niemals besessen. Sie rieb sich mit der Hand über die Stirn. Es war alles zuviel für sie. Ihr Kopf brummte wie ein Scharm Bienen und sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken.

Neugierig besah sich Kermit die Schachtel in Kims Hand. Dabei fiel im ein weißes Stück Papier auf. Ja, er hatte richtig gesehen, ein winzig kleiner Zettel steckte am Rand der Kiste. Ohne Peter und Kim in ihren Betrachtungen zu stören, zog Kermit ihn unauffällig hervor, faltete ihn auseinander und begann zu lesen.

Liebe Kimberly.

dies ist der wichtigste Moment in deinem Leben. Diese acht Münzen sind nicht nur sehr wertvoll, nein, sie werden dir auch den Weg in deine Vergangenheit zeigen.

Geh nach Chinatown und suche nach Lo Si. Er wird dir helfen auf deinem weiteren Lebensweg und dir alles erklären, was du wissen willst. Hebe diese Münzen sorgfältig auf und lass nicht zu, dass sie in falsche Hände geraten.

Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du wissen, was du mit ihnen tun musst. Was immer auch kommen mag, vergiss eines nicht: Wir, dein Vater und ich, lieben dich über alles.

In Liebe, deine Mom.

 

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