Eine Stunde später, saßen die Drei erschöpft, aber irgendwie erleichtert, in der Küche beisammen. Kim wirkte noch immer ein wenig geschwächt, auch wenn ihre Wangen leicht rötlich leuchteten. "Bin ich froh, dass wir diesen Engel endlich gefunden haben und diese Stimme in meinem Kopf verschwunden ist." Erleichtert holte sie tief Luft. "Jetzt muss ich nur noch zu Lo Si, um die Bedeutung dieser Münzen zu erfahren." Sie lächelte glücklich und schmiegte ihren Kopf an Peters Schulter, worauf dieser seinen Arm um sie legte. "Wann fahren wir zurück?" Sie blickte ihn fragend an. "Lass uns noch ein wenig ausruhen. Ich denke, in zwei Stunden können wir dann losfahren." Die junge Sängerin nickte, stand auf und fing an, den Tisch abzuräumen. Kermit erhob sich ebenfalls und ging zum Fenster. "Ich geh mal kurz nach oben ins Bad, bin gleich zurück." Mit diesen Worten verschwand Peter in das obere Stockwerk. Verunsichert blickte sie den älteren Detective an. "Sag mir eines, Kermit. Sind diese Münzen wirklich so viel wert, dass man deswegen Menschen tötet?" Ohne darüber nachzudenken, war sie zu einem vertrauteren "Du" übergegangen, welches Kermit, ohne zu Zögern, annahm. Er zuckte kurz mit seinen Schultern. "Weißt du Kim…", fing er an. "…es gibt heut so vieles, wofür Menschen töten. Diese Münzen sind sehr wertvoll, soweit ich das beurteilen kann. Jeder Sammler würde wohl viel dafür geben, um sie in seinen Besitz zu bekommen." Noch bevor er weiter sprechen konnte, hörten sie ein dumpfes Geräusch. Kermits Kopf wirbelte herum, während er automatisch nach seiner Waffe griff. Kim hielt den Atem an. An Kermits Reaktion erkannte sie, dass irgendetwas nicht stimmte. "Was war das?" Ihre Stimme zitterte genauso, wie ihre Hände. Der Ex-Söldner wusste genau, dass dieses Geräusch durch den Fall eines menschlichen Körpers verursacht wurde. *Peter*, schoss es ihm durch den Kopf. Er spürte deutlich Kims Blick auf sich ruhen. Was sollte er ihr sagen? Er entschloss sich, zuerst nach zu sehen. "Ich hab keine Ahnung, doch ich werde es gleich wissen", wich er einer direkten Antwort aus. Er zeigte mit seinem Arm auf die Speisekammertür. "Versteck dich da drin. Ich bin gleich zurück." Kim nickte, schnappte sich die Schachtel mit den Münzen und verschwand so schnell sie konnte in der Kammer. Es war dunkel und ein wenig stickig da drin, dennoch verhielt sich Kim ganz ruhig. Sie hielt unweigerlich den Atem an und lauschte nach jedem Geräusch. Ihr Herz schlug so laut, dass sie befürchtete, man könnte sie entdecken. Vorsichtig, immer auf Deckung bedacht, bewegte sich der Detective auf die Treppe zu. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Dass sein Freund sich nicht zeigte, beunruhigte ihn sehr. *Verdammt, Kleiner. Wo bist du?* Schließlich stand er an der untersten Treppenstufe. Er atmete kurz tief ein, fluchte leise, weil es hier keine Deckung mehr gab, und setzte seinen Fuß auf die erste Stufe, wobei er sich leicht geduckt gegen die Wand drückte, um keine allzu große Angriffsfläche zu bieten. Im gleichen Moment schlug trotz aller Vorsicht, dicht neben seinem Kopf eine Kugel ein. Kermit zog sich blitzartig zurück, doch schon sauste ein weiteres Geschoss an ihm vorbei in die Wand. Kermit erkannte, das er gegen den Unbekannten Angreifer keine Chance hatte. Dazu hatte der Schütze von der oberen Etage aus eine viel zu gute Position, von wo aus dieser wohl alles überblicken konnte. Jetzt galt es erst einmal nur, Kim mit heiler Haut aus dieser Sache heraus zu bekommen. So schnell er konnte, rannte er in die Küche, riss die Kammertür auf und zog Kim am Arm nach draußen. "Frag nicht…", rief er Kim zu, "…sondern lauf so schnell du kannst." "Wo…wo ist Peter?" Ängstlich blickte Kim sich um. "Ich weiß es nicht", entgegnete Kermit und gab Kim einen kleinen Schups, um sie in Bewegung zu bringen. Plötzlich krachte ein weiterer Schuss durchs Haus. Knapp neben Kims Kopf zerschlug die Kugel einen Teil der Tür. Sie schrie auf und wollte sich ducken, doch Kermit griff nach ihrer Hand und zog sie einfach zum Fenster. "Spring!" Die junge Sängerin dachte nicht weiter nach, sondern stemmte sich hoch und sprang beherzt hinaus. Eine andere Chance hätte sie eh nicht gehabt, denn Kermit half von hinten kräftig nach. Mit einem harten Aufprall, der ihr kurz den Atem nahm, schlug sie auf dem Rasen unterhalb des Fensters auf. Sie hob ihren Kopf um sich nach Kermit umzusehen. Noch bevor sie richtig reagieren konnte, erschien dieser wie von Geisterhand, griff nach ihrem Arm, zog sie hoch und rief ihr erneut zu: "Lauf Kim!" Erneut krachte ein Schuss hinter ihnen. Die junge Frau zitterte mittlerweile vor Angst, dennoch rannte sie los, so schnell sie ihre Beine trugen. "Wohin?", fragte sie Kermit keuchend. Dieser zeigte auf ein kleines Waldstückchen, das an den Garten heran reichte. Kim nickte und duckte sich unweigerlich, als ein weiterer Schuss durch die Luft knallte. *Nur nicht hinfallen, nur nicht hinfallen* geisterte es ihr im Kopf herum. Nach kurzer Zeit erreichten die beiden das Waldstückchen. Kermit schnappte nach ihrer Hand und zog sie hinter sich her. Offensichtlich befand sich der Detective nicht zum ersten Mal in dieser Situation, denn er steuerte zielstrebig die dichtesten Gebüsche an. Kim stolperte mehr, als dass sie rannte. Die Äste schlugen ihr ins Gesicht und an Arme und Beine. Sie fühlte, wie ein kleines Blatt auf ihre Wange klatschte, spürte wie kleine spitze Äste ihr die Schienbeine aufritzten. Trotzdem rannte sie weiter hinter Kermit her. Sie atmete schnell und fragte sich, woher dieser nur solch eine Kondition besaß. Alles an ihr schmerzte. Obwohl sie jeden Tag ihre Fitnessübungen machte, fiel ihr dieses hin und her stolpern sehr schwer. Immer wieder strauchelte sie und hätte Kermit sie nicht festgehalten, wäre sie mehr als einmal gefallen. Ihre Lunge brannte wie Feuer, ihre Augen tränten und ihre Beine schienen in Flammen zu stehen. Ihre Wadenmuskeln verkrampften sich. Nichts desto trotz lief sie immer weiter. Dabei drehten sich ihre Gedanken die ganze Zeit nur um Peter Urplötzlich blieb der Ex-Söldner stehen und Kim, die auf diese Aktion nicht vorbereitet gewesen war, prallte im vollen Lauf gegen seine Brust. Sie knickte um und hielt sich geistesgegenwärtig an ihm fest. "Hoppla, langsam.", kommentierte Kermit mit einem angedeuteten Grinsen. "Ich weiß zwar, dass du mich magst, aber so eng ist unsere Beziehung nun doch nicht." Die junge Sängerin blickte ihn erschrocken an. "Das…das war keine…Absicht. Du hast nur…so plötzlich gestoppt", stotterte sie vor sich hin. Kermit schob kurz seine Brille nach vorne und sah sie an. "Keine Sorge, ich weiß, dass du nicht über mich herfallen wolltest", versuchte er mit einem kleinen Scherz, etwas die Anspannung von Kim zu nehmen. Er schaute sich nach allen Seiten um und hielt den Finger an die Lippen. Still standen sie einfach nur da, um zu hören, ob ihnen noch jemand folgte. "Ich glaube, wir haben sie abgehängt." Noch bevor Kermit seinen Satz richtig zu ende gesprochen hat, zerriss plötzlich ein Knall die Stille und neben seinem Kopf schlug eine Kugel in den Baum. "Verdammt!", schrie er auf und zog sie schon wieder voran. "Weiter. Los, los!!" Wiederum rannten sie durch die dichten Büsche, immer auf der Suche nach einem geeigneten Versteck. Hinter einer großen Felswand stoppte Kermit die wilde Flucht. Sein gut ausgeprägter Instinkt sagte dem ehemaligen Söldner, dass sie zumindest einen Vorsprung heraus gearbeitete hatten. Ein oder zwei Minuten zum Luftholen konnte er Kim gönnen, sonst würde sie ihm womöglich noch vor Erschöpfung umfallen. Die junge Frau beugte sich nach vorne und stützte ihre Hände keuchend auf die Oberschenkel. Dann atmete sie mehrere Male tief ein, bevor sie sich wieder aufrichtete. "Ich glaub, wir haben keine Chance, richtig? Sie werden uns finden und töten. Genauso wie sie es mit Peter getan haben." Tränen rannen ihr übers Gesicht, während sie leise aufschluchzte. Der ältere Detective stellte sich vor sie und legte seine Hände auf ihre bebenden Schultern. "Jetzt hör mir mal zu. Keiner weiß, was mit Peter ist. Der Junge konnte schon aus schlimmeren Situationen entkommen, das kannst du mir glauben. Du darfst jetzt nicht deiner Fantasie freien Lauf lassen und dir das Schlimmste ausmalen. Ich werde dich beschützen, davon hält mich keiner ab. Solange ich es verhindern kann, kommt niemand an dich ran. Allerdings wäre es geschickter, wenn wir endlich ein Versteck finden könnten." Kermits Worte wirkten beruhigend auf Kim und eine ganze Weile betrachtete sie ihn stumm, während sie wieder zu Atem kam. Peter konnte sehr stolz sein, ihn seinen Freund nennen zu dürfen. Plötzlich flüsterte ihr eine Stimme ins Ohr: "Lauf Kim, du kennst den Weg. Dort wirst du in Sicherheit sein." Die junge Sängerin schüttelte ihren Kopf. *Nein, nein, nein, nicht schon wieder. Geh weg aus meinen Gedanken!* Doch die Stimme verstummte nicht. "Erinnere dich an deine versteckte Oase." Dann verschwand die Stimme und Kim grübelte nach. Durch ihre plötzliche Flucht und die Schüsse, die ihnen pausenlos um die Ohren sausten, hatte sie gar keine Zeit zum nachdenken gehabt. Urplötzlich, als habe jemand einen Schlüssel in ihrem Kopf herum gedreht, flüsterte sie. "Ich hab`s, ich weiß, wohin wir können." Sie griff nach Kermits Hand, der sie ganz verwirrt ansah, und zog ihn mit sich. Zielstrebig durchquerte sie den Wald, bis sie an einer großen Steinformation stehen blieb. "Und nun?", runzelte der Detective seine Stirn. "Wozu soll dieser Stein gut sein?" Zu seiner Überraschung fing Kim an zu lächeln. "Wenn ich dir dies hier zeige, dann hältst du mich bestimmt für verrückt." Sie streckte ihre Hand aus, schob sie in eine Felsspalte und als hätte sie "Sesam öffne dich", gesagt, bewegte sich der Stein zur Seite. "Das, Kermit, ist ein ganz besonderes Versteck." Sie schlüpfte durch den großen Spalt hindurch und zog Kermit hinter sich her. Nachdem sie sich hindurch gedrückt hatten, schloss Kim den Eingang mit einem Hebel, der an der Seite hervor stand. "Was zum Teufel ist das?" Der Ex-Söldner hatte schon viel gesehen und erlebt, doch dies hier ließ selbst ihn staunen. Vor sich sah er einen langen Korridor, der sich leicht abwärts neigte. "Wohin führt das?" "Komm mit, ich zeig es dir." Mit vorsichtigen Schritten ging Kermit hinter Kim den Flur hinunter. Noch immer war ihm nicht wohl in seiner Haut, Kim jedoch schien sich hier ganz sicher zu fühlen. Schließlich kamen sie am Ende des Flures an und die junge Frau blieb stehen. "Willkommen in meiner Oase.", strahlte sie ihn an. Er ging um sie herum und vor Erstaunen blieb ihm jeder Kommentar im Halse stecken. Verwundert sah er sich um und glaubte kaum, was er hier sah. Ein riesiges, unterirdisches Gebäude tat sich vor ihm auf. "Kneif mich bitte", rutschte es aus ihm heraus. "Was ist das?" "Eine kleine Wohnung unter der Erde. Ich habe mich dran erinnert, als die Stimme es mir zuflüsterte. Mein Vater hat diese kleine Oase, so nannte er sie immer liebevoll, gebaut, damit er hier ungestört sein konnte. Ich denke mal, dass es uns nicht schaden kann, wenn wir uns hier ein wenig verstecken." "Ganz und gar nicht." Nachdem Kim Kermit alle Zimmer gezeigt hatte und die erste Euphorie verflogen war, setzte sich sie aufseufzend in einen Sessel. "Ich hab Angst, Kermit. Was ist wohl mit Peter geschehen?" "Ich will ehrlich mit dir sein. Ich weiß es nicht. Dennoch glaub ich nicht, dass ihm ernsthaft etwas zugestoßen ist. Wie ich vorhin schon sagte, hat der Junge ein großes Talent, sich aus beinahe ausweglosen Situationen, hinaus zu manövrieren." Um die junge Frau nicht noch mehr zu beunruhigen, wechselte er schnell das Thema: "Sag mal, wo hast du die Münzen gelassen?" Ein kleines Grinsen zeigte sich in Kims Gesicht, als sie in ihre Hosentasche griff und einen kleinen Beutel hervor zog. "Ich konnte sie ja schlecht in der Speisekammer lassen." "Das war aber ganz schön riskant, meine Liebe." Stirnrunzelnd betrachtet er das Bündel in ihrer Hand. "Verzeih, Kermit, möchtest du was trinken? Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich sterbe vor Durst." "Gute Idee." "Gut, gehen wir in die Küche." Mit einem Stöhnen erhob sich Kim aus dem Sessel. "Oh Gott, ich fühle mich, als wäre ich hundert Jahre alt." Während sie mit dem älteren Detective in die Küche ging, bemerkte sie, dass er leicht hinkte. "Hast du was? Du humpelst." "Nichts, was ein Mann nicht aushalten könnte", grummelte Kermit und Kim beschloss, erst einmal zu schweigen. Die Küche war nicht besonders groß, aber sehr gemütlich eingerichtet. Die junge Sängerin ging zum Kühlschrank, besah sich die Flaschen darin und musterte sie sehr gründlich. "Komisch, irgendwer muss diese Getränke erst aufgefüllt haben." Doch im Grunde genommen, war es ihr im Moment egal, Hauptsache kühles Nass, das war alles, nach dem sie sich sehnte. "Wie lange werden wir hier bleiben?", fragte sie Kermit, während sie ihm ein Glas kalte Limonade gab. Sie bemerkte seinen skeptischen Blick. "Entschuldige, was anderes kann ich dir nicht bieten, außer du möchtest einen Scotch." Kermit winkte ab. "Nein danke, ich brauche einen klaren Kopf. Limonade wird schon gehen. Ich denke, eine Nacht wird genügen, danach können wir glaub ich zurück." "Willst du dich nicht setzen?" Kim schob Kermit einen Barhocker zu. "Nein danke, ich stehe lieber." *Irgendetwas stimmt hier nicht.* Wieder beäugte die junge Sängerin den Detective von der Seite aus. *Ich werde es noch herausfinden* "Ich würde mich gerne etwas hinlegen, ich bin total fertig." "Keine schlechte Idee", seufzte Kermit. Auch er spürte bleierne Müdigkeit in seinen Gliedern. Nachdem sie ihre Gläser leer getrunken hatten, zeigte Kim Kermit ein Schlafzimmer, in dem er sich ausruhen konnte. Sie selbst ging mit schweren Schritten auf einen weiteren Raum zu und ließ sich einfach erschöpft aufs Bett fallen. Kurz danach fiel sie in einen tiefen Schlaf. ******* Ein fürchterliches Pochen und Dröhnen in seinem Kopf, ließ Peter langsam wieder zu sich kommen. Vorsichtig öffnete er seine Augen und blickte sich verwirrt um. Dann rieb er sich über die schmerzende Stelle an seinem Hinterkopf, ließ es aber gleich darauf bleiben, als ein stechender Schmerz ihn durchzuckte. Langsam, von leichten Schwindelgefühlen gepackt, erhob er sich. Übelkeit überkam ihn und so lehnte er sich erst einmal mit dem Rücken an die Wand. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Was war geschehen? Alles, an das er sich erinnerte, war, dass er nach oben ins Bad wollte. Doch kaum hatte er die Treppe verlassen, hatte er einen heftigen Schlag auf den Kopf bekommen und dann sein Bewusstsein verloren. *Kim. Kermit!* schoss es ihm durch den Kopf. Vorsichtig richtete er ganz auf und hielt sich kurz am Geländer fest, bis er festen Stand gefunden hatte. Als er seinen Blick hob, sah er dem totalen Chaos entgegen. Sämtliche Zimmertüren standen offen und in den Räumen lag alles zerwühlt oder kaputt am Boden. Sein Blick fiel direkt in Kims Zimmer, das es besonders schlimm erwischt hatte. Die vielen kleinen Engelchen, die ihre Mutter liebevoll gesammelt hatte, lagen zerbrochen am Boden. Plötzlich sah Peter etwas glitzern. Mit noch leicht schwankendem Gang ging er darauf zu, schob die Scherben vorsichtig zur Seite und streckte seine Hand aus. Ein etwa 10 cm kleiner weißer Engel mit kleinen goldenen Flügeln war heil geblieben. Vorsichtig steckte ihn Peter ein. Warum es ihm so wichtig war, diese kleine Figur mitzunehmen, wusste er selbst nicht. *Ich muss die beiden finden!* Einen Fuß vor den anderen setzend, stieg der junge Shaolin schließlich die Treppe hinab. Ihm stockte der Atem, als er ein Einschussloch in der Wand entdeckte. *Großer Gott.* Immer weiter ging er hinunter, bis er die Küche erreichte. Vorsichtig sah er sich um, die Stille im Haus schien ihn fast zu erdrücken und inständig betete er, dass die beiden noch am Leben seien. Er beugte sich vornüber, was ihm einen qualvollen Moment zusammen zucken ließ, zog sein Hosenbein höher und wollte sein verstecktes Messer hervor ziehen. "Mist", fluchte er leise, denn alles was er fand, war das leere Halfter. Frustriert, dass er nicht einmal eine Waffe zur Verteidigung hatte, fuhr er sich mit der Hand durch sein zerzaustes Haar. Da sich nichts um ihn herum regte, beschloss er es zu wagen, in die Küche zu gehen. Überall fand er Einschusslöcher, die Küche war total demoliert und auch das Fenster war durch eine Kugel zerbrochen. Er ging zum Fenster, beugte sich vor und sah Fußspuren, die sich vom Haus weg in den Wald bewegten. Bei der Berührung des Rahmens nahm der junge Mann deutlich Kims Aura auf. Sie war offensichtlich noch am Leben. Er atmete tief ein. Wenn Kim es geschafft hatte, dann war sein Freund auch noch am Leben. Er stemmte sich hoch und sprang durch die Öffnung ins Freie. Bei der Landung kam er kurz ins Straucheln, fing sich aber gleich wieder. Dann rannte er in Richtung des Wäldchens los. *Ich muss sie finden*, geisterte es ihm im Kopf herum. *Ich muss sie finden.* Langsam verschwand er im Dickicht der Bäume. ****** Die junge Sängerin erwachte aus einem unruhigen Traum. Sie öffnete ihre Augen, wischte sich den Schweiß von der Stirn und blickte sich zunächst verwirrt um. Langsam fiel ihr wieder ein, wo sie sich befand. Sie legte sich zur Seite und versuchte erneut einzuschlafen, was ihr jedoch misslang. Enttäuscht stieg sie aus dem Bett und schlurfte in die Küche, füllte sich ein Glas kalte Limo auf und trank es in einem Zug aus. Plötzlich hörte sie ein leises Stöhnen. Kim stellte ihr Glas ab und schlich auf leisen Sohlen in die Richtung, aus der dieser Laut gekommen war. Sie schob behutsam die Tür zur Seite und blickte auf Kermit, der sich offensichtlich unter Schmerzen wand. Sie hielt sich die Hand vor den Mund, als sie das Blut auf dem weißen Laken entdeckte. Kermit war verwundet und er hatte es ihr verschwiegen. Die junge Frau zitterte am ganzen Leib, als sie auf das Bett zuging. Beherzt griff sie nach seinen Schultern und rüttelte ihn. "Kermit?" Als er sich nicht regte, versuchte sie es noch mal. "Kermit!" Dieser Ton schien gewirkt zu haben, denn der Ex-Söldner wirbelte herum und griff mit einer schnellen Bewegung nach ihrer Hand und hielt sie fest. "Kermit. Ich bin es, Kim. Lass mich los, du tust mir weh." Im gleichen Moment lockerte er seine Hand und gleich darauf ließ er sie los. "Du blutest." "Ich weiß", grummelte er zurück. "Du bist getroffen worden. Das…das sieht schlimm aus, wir sollten…ins Krankenhaus gehen. Du musst behandelt werden." "Das geht nicht. Wir können nicht vor morgen früh hier raus." "Aber…" "Nein! Geh wieder schlafen." Er sah ihr ins Gesicht. "Es geht mir gut und jetzt geh", meinte er in einem sanfteren Ton. Es ärgerte ihn, dass er Kim so angefahren hatte. Die junge Frau nickte kurz, dann verließ sie leise das Zimmer. Der Detective fluchte leise vor sich hin. Von wegen, es ginge ihm gut. Das Geschoss in seiner linken hinteren Hälfte brannte wie Feuer. Er wusste, dass er das Teil so schnell wie möglich loswerden sollte, doch bevor er dies in einem Krankenhaus tat, wollte er es doch lieber selbst tun. Was würden nur die Kollegen sagen, wenn sie wüssten, dass ausgerechnet sein edles Hinterteil getroffen worden war. Wochenlang würde er das Gespött des Reviers sein. Nein, er musste dies selbst in die Hand nehmen. Vorsichtig erhob er sich aus dem Bett. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn so heftig, das er ihm kurz den Atem nahm. Dann schleppte er sich mühsam ins Badezimmer. Er krempelte seine Ärmel hoch und durchsuchte den Badschrank nach einem Spiegel. Nach mehreren Versuchen gelang es ihm, sich so hinzu stellen, dass er sein Gesäß betrachten konnte. Alles war blutverschmiert und so konnte er nicht erkennen, wie tief die Kugel saß. *Verdammt!* Kermit war so wütend, dass er am liebsten den Spiegel gegen die Wand gedonnert hätte, ließ es aber dann doch bleiben. Genervt zog er seine Hose wieder hoch. Es war unmöglich, das Projektil konnte er nicht allein entfernen, dazu hätte er ein Gummimensch sein müssen. Erschöpft legte er seinen Kopf auf seine Arme und dabei schob sich seine Brille nach oben Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. "Seit wann bist du hier?", fauchte er Kim nicht gerade nett an. Er funkelte Kim aus seinen Augen an, die unsicher im Türrahmen stand. Mit einer schnellen Bewegung schob er seine Augengläser wieder an ihren rechtmäßigen Platz. "Bitte, Kermit. Dir geht es nicht gut, das sehe ich doch. Lass mich dir helfen, ich bring dich zu einem Arzt", bat sie verschüchtert. "Nein." "Gott, bist du stur!", rief sie aus, langsam wütend werdend. Obwohl ihm nicht danach war, musste Kermit unweigerlich grinsen. "Ja, das hat man mir schon öfter gesagt." Er schwieg für einen Moment. "Okay, da wir hier festsitzen, bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Komm her zu mir." Erleichtert darüber, dass er ihr endlich sagte, was los war, ging Kim zu ihm. "Wie kann ich dir helfen? Was kann ich tun?" Ihre Augen wurden immer größer, als sie ihm zuhörte und sie konnte nicht glauben, was er da von ihr verlangte. "Ich soll was? Du bist verrückt, Kermit. Sag das noch mal." Kim starrte den Ex-Söldner entsetzt an und schüttelte den Kopf. "Das ist doch wohl nicht dein Ernst?" Sie fühlte wie ihre Beine weich wurden und suchte Halt am Waschbecken. "Du hast mich schon richtig verstanden, Kim.", hörte sie wie aus der Ferne Kermits tiefe Stimme. Er griff nach ihrer zittrigen Hand. Seine Finger waren eiskalt, doch sein Gesicht schien förmlich zu glühen. Schweiß stand ihm in kleinen Perlen auf der Stirn und sein Atem ging schwer und unregelmäßig. "Glaub mir, wenn ich eine andere Möglichkeit wüsste, würde ich dich niemals um diesen Gefallen bitten, das weißt du. Sieh mich doch an. Es geht mir ziemlich dreckig und in dieser Verfassung kann ich dich nicht beschützen. Verstehst du mich? Ich kann es mir nicht erlauben, dich unbeschützt zu lassen. Also bitte, würdest du tun, was ich von dir verlange?" Kim blickte in seine, von Schmerz und Pein verhangenen schokoladenbraunen Augen. Sie wusste, dass er Recht hatte und seufzte leise auf. Wenn doch nur Peter hier wäre, er wüsste genau, was er zu tun hätte. Sie drückte seine noch immer kalten Finger ganz fest. "Ich habe Angst, Kermit. Ich hab so was noch nie gemacht. Was, wenn ich dir wehtue?" Sie schluckte und bemühte sich darum, ihre Tränen zurück zuhalten. Kermit studierte ihr blasses Gesicht. Ihm war klar, dass es für ihn furchtbar werden würde, doch es gab keinen anderen Ausweg. Es würde nicht lange dauern, bis man sie hier entdeckte. Er musste so schnell wie möglich die Kugel loswerden, damit er sich wieder ganz auf seine Aufgabe konzentrieren konnte. Solange er aber vor Schmerzen nicht mal auf einem Stuhl sitzen konnte, wäre dies vergebliche Mühe. Er atmete tief durch und entschloss sich, Nägel mit Köpfen zu machen. "Du schaffst das schon. Es bleibt uns nichts anderes übrig. Das ist dir doch klar? Also, bringen wir es hinter uns. Je schneller, umso besser." Er zog Kim leicht zu sich heran. "Hast du genügend Verbandszeug da? Handschuhe, sterile Wundauflagen?" Die junge Sängerin nickte stumm, während sie Kermit dabei zusah, wie er ein Messer unter dem kochend heißem Wasser sterilisierte und es ihr dann in die offene Hand drückte. "Nur für den Notfall okay?" Sie atmete ein paar Mal tief ein. "Okay. Ich bin soweit. Was soll ich tun?" Kermit zitterte. Sein Gesicht war weiß und trotz der Schmerzen die ihn plagten, versuchte er ein kleines Lächeln. "Zuerst will ich, dass du jetzt nichts Falsches von mir denkst, wenn ich hier meine Hosen fallen lasse. Das tue ich nicht vor jeder Frau, klar? Und eines muss dir immer bewusst sein. Sollte jemals jemand hiervon erfahren, dann werd ich dich töten müssen." Für einen Bruchteil einer Sekunde grinste er sie an. Irritiert hielt der Cop inne, als er bemerkte, dass die Wangen von Kim plötzlich einen roten Schimmer bekamen. Ja, er sah richtig. Sie wurde tatsächlich rot. Entschlossen sprach er weiter. "Versuch nicht nervös zu werden. Du wirst mir wehtun, aber ich schwöre, dass ich keinen Mucks von mir geben werde. Okay?" Die junge Frau presste mit entsetztem Ausdruck ihre Hand auf den Mund. "Oh Gott." Instinktiv nahm Kermit ihre Hand und drückte sie sanft. "Also gut, ich weiß, dass ich nicht tief getroffen wurde. Es müsste daher ein leichtes sein, wenn du dem Wundkanal folgst und mit der Pinzette das Geschoss herausholst. Hast du alles verstanden?" Kims Atem flog, ihre Hände zitterten. "Gott, Kermit, ich weiß nicht…" "Du kannst das. Ich vertraue dir." Sein Blick zeigte ihr, dass er es ernst meinte. Kim nickte, wusch sich die Hände mit heißem Wasser und blickte dann zu Kermit, der langsam seine Hose öffnete und sie einfach mitsamt der Unterhose fallen ließ. Sie half ihm dabei, sich über das Waschbecken zu legen, stets darum bedacht, dass Kermit von seinem Hemd vorne bedeckt blieb. Sie vermied es peinlichst, ihn anzusehen, weil sie wusste, wie unangenehm dem Detective dieser Moment war. "Wie sieht es da hinten aus?", fragt er sie. Ein leises Kichern drang zu ihm vor. "Entschuldige Kermit. Du hast einen sehr wohlgeformten Hintern, wenn du das meinst." *Oh Gott*, dachte Kermit. *Gib mir ein Loch, in dem ich versinken kann.* Gab es etwas schlimmeres, als hier mit herunter gelassener Hose zu stehen und sich anhören zu müssen, das die eigene Rückseite wohlgeformt war? Lieber Himmel, was war nun peinlicher? Das Kompliment oder die Tatsache, das irgendjemand etwas hier von erfahren würde. Er seufzte leise auf und legte seinen Kopf auf seine Unterarme. "Ich bin soweit, Kim, fang an." Kim atmete tief durch, legte das Messer beiseite, zog sich die sterilen Handschuhe über und griff nach der Pinzette, die auf dem Waschbecken lag. Vorsichtig fuhr sie damit in die Wunde, hörte aber auf, als sie Kermit laut aufstöhnen hörte. "Mach weiter, na los.", zischte der Ex-Söldner zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor. "Hör jetzt bloß nicht auf." Die junge Sängerin schob die Pinzette tiefer in den Wundkanal und spürte plötzlich ein kleines Hindernis. "Ich…ich hab sie gefunden." "Gut, dann schau zu, dass du das verdammte Ding da raus bekommst.", keuchte Kermit. Doch so sehr sich Kim auch bemühte, sie konnte die Kugel mit der Pinzette nicht fassen. Immer wieder rutschte sie ihr aus und verzweifelt biss sie sich auf die Lippe. "Es geht nicht Kermit, ich bekomm sie nicht zu fassen." Ihre Stimme zitterte genauso wie ihre Hände. Behutsam zog sie die Pinzette aus der Wunde wieder heraus. "Was nun?" Kermit hob kurz seinen Kopf und atmete tief durch. "Mist, das hab ich befürchtet. Es gibt noch eine Möglichkeit und ich hatte gehofft, das wir diese nicht einsetzten müssen, doch leider muss diese blöde Kugel endlich raus, also hör mir jetzt genau zu." Mit Entsetzten hörte Kim an, was Kermit von ihr wollte. Tränen liefen über ihre Wangen und sie schüttelte den Kopf. "Ich kann das nicht, bitte. Das…das ist zuviel." Sie schluchzte laut auf. Der ältere Detective richtete sich ein wenig auf und schaute in ihr Gesicht. "Kim, mir ist klar, was ich hier von dir verlange, aber bitte, du musst es tun. Hör mir zu. Wenn du zögerst, dann machst du es umso schlimmer für mich. Arbeite schnell und effektiv. Gut, sieh her. Du machst zuerst einen Schnitt von dieser Größe." Er hielt seinen Daumen und Zeigefinger ein Stück weit auseinander. "Und dann denselben noch mal quer. Danach gehst du in die Wunde und hebelst das Geschoss heraus. Alles verstanden? Dann lass uns anfangen." Kims Hände zitterten, als sie vorsichtig das zur Sicherheit noch mal neu sterilisierte Messer ansetzte. *Verdammt*, schoss es ihr durch den Kopf *so geht das nicht* Sie schloss für einen winzigen Moment ihre Augen und konzentrierte sich völlig auf ihre innere Mitte. Ihr Vater hatte ihr diese Technik beigebracht, um ihr Lampenfieber besser in den Griff zu bekommen. Ihr Atem wurde ruhiger und gleich darauf, lies auch das Zittern nach. Erneut setzte sie das Messer an, drückte leicht auf die Schneide und machten einen nicht ganz tiefen Schnitt in Kermits Pobacke. Sie sah, wie der ältere Cop unweigerlich zusammen zuckte, als sie ihn schnitt. Er war so unglaublich tapfer, dass er dies alles ohne irgendwelche Narkose oder Betäubungsmittel durchstand. Warmes Blut lief über ihre Finger und riss sie aus ihren Gedanken.
"Mach einfach weiter", zischte Kermit zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Schweiß rann ihm von der Stirn. Ihm wurde schwindelig und die Fließen verschwammen vor seinen Augen. Er kannte dieses Gefühl genau. Eine Ohnmacht und ein Schock standen ihm bevor. Er spannte seine Muskeln an, versuchte sich zusammen zu nehmen, um nicht in diese Zustände zu verfallen. Er verbiss sich ein Stöhnen, als Kim vorsichtig den zweiten Schnitt setzte. Sein Atem ging abgehackt und er wünschte sich nichts mehr, als sich einfach fallen zu lassen. Ein Seufzer entglitt ihm, als Kim die Messerklinge vorsichtig in sein Fleisch schob. Er durchlitt Höllenqualen, dennoch wollte er nicht, dass Kim etwas davon bemerkte. Kim biss sich auf die Unterlippe. Ihr Haar hing in feuchten Strähnen in ihr Gesicht, das von der Anstrengung mittlerweile ganz rot geworden war. Sie wusste und spürte genau, wie sehr Kermit sich zusammen nahm. Er wollte sie daran hindern zu zögern, indem er seine Schmerzen vor ihr verbergen wollte. Tränen stiegen ihr in die Augen, die sie jedoch energisch weg blinzelte. "Mach weiter, du musst sie herausholen und zwar schnell.", keuchte Kermit. Erst beim dritten Anlauf spürte Kim die Kugel, doch erneut blieb die Bemühung, sie heraus zu hebeln erfolglos. Frustriert und verzweifelt betrachtete sie die leere Messerspitze. "Was ist? Warum hörst du auf? Ist die Kugel schon draußen?" Erschrocken hob die junge Sängerin ihren Kopf. Dabei sah sie Kermits Gesicht im Spiegel. Großer Gott, er war kalkweiß. *Jetzt reiß dich zusammen und hol das verdammte Ding da raus*, schimpfte sie sich in Gedanken aus. "Nein, leider nicht…Ich versuche es noch einmal." Mit einer schnellen Bewegung griff der ältere Cop nach ihrem Arm. "Du machst das sehr gut.", schnaufte er. Kim holte tief Luft. Ja sie würde es schaffen. Erneut setzte sie an und diesmal erwischte sie die Kugel. Mit ruhiger Hand schob sie die Kugel immer höher. Sie tastete hinter sich nach der Pinzette und vorsichtig hob sie den Übeltäter aus der Wunde. Sie ließ das Messer zu Boden fallen. Blut lief über Kermits Pobacke und Kim presste behutsam eine große Mullkompresse darauf. Mit einem leisen Klimpern ließ sie das Geschoss, samt Pinzette ins Spülbecken fallen. Im selben Moment hörte sie Kermit erleichtert aufseufzen. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Blutung endlich zum Stillstand gekommen war. Sie säuberte die Ränder mit einem alkoholgetränkten Wattebausch. Anschließend besah sie sich die Wunde genau. Komisch, als sie die Schnitte gesetzt hatte, kamen sie ihr viel größer vor. Jetzt war nur ein winzig kleines Loch von knapp einem Zentimeter übrig geblieben. Sie bastelte aus einigen Kompressen eine dicke Wundauflage und fixierte sie mit vielen Pflastern auf seiner Pobacke. "Fertig." Völlig erschöpft und verschwitzt sank sie zu Boden. Die Anspannung ließ urplötzlich nach und Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie presste ihre Hände auf ihre tränennassen Wangen. Dann schniefte sie laut auf und erhob sich wieder. Kermit brauchte schließlich ihre Hilfe, da konnte sie nicht einfach so herum sitzen. "Kim?" Kermits Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Ja." "Bist du okay?" Das kann doch nicht wahr sein, dachte Kim. Er fragte sie, ob sie in Ordnung sei, dabei müsste sie ihm diese Frage stellen. "Ja. Aber wie geht's dir?" "Blendend. Lass mich nur kurz für einen Augenblick allein." Kim wischte sich über ihr Gesicht. Ihr Blick fiel auf den hilflos dastehenden Kermit, der sein bleiches, feuchtes Gesicht vor ihr verbergen wollte. Ihr war klar, dass sie ihn in seinem Zustand nicht allein lassen durfte. Er sah aus, als würde er jeden Moment zusammen brechen. Sie ging in die Knie und griff beherzt an Kermits Unterhose und begann langsam, diese hochzuziehen. "Was zum Teufel machst du da?", zischte er sie an. "Ich kann mich alleine anziehen, ich bin kein Baby mehr." "Halt still, du sturer Mann. Sonst zeigst du mir am Ende noch mehr von dir, als dir lieb sein dürfte. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich hier so allein stehen lasse." Vorsichtig, ohne ihn in irgendwelche Peinlichkeiten zu bringen, streifte sie ihm die Hose über. Sie schob ihre Hand unter sein Kinn und hob es langsam hoch. Sanft strich sie ihm sein feuchtes Haar, das in einigen Strähnen in sein Gesicht fiel, aus der Stirn. Er sah furchtbar aus, selbst die Farbe an der Wand hatte einen kräftigeren Ton als sein Gesicht. Dann befeuchtete Kim einen Waschlappen und wischte ihm behutsam den Schweiß ab. Kermit schloss für einen Moment die Augen, atmete tief durch, öffnete seine Lider wieder und blickte Kim in die Augen. "Danke.", flüsterte er. "Jetzt verstehe ich auch, warum Peter dich so liebt. Du bist ein guter Mensch." Dann versuchte er, sich langsam aufzurichten. Gleich darauf schwankte er und in einer verzweifelten Bewegung griff er nach dem Erstbesten, das ihm in die Finger kam - Kim. Die junge Frau umfasste mit schnellem Griff seinen Arm und legte ihn sich über die Schulter. Ihren freien Arm schlang sie um seine Taille und mit langsamen Schritten führte sie ihn zu seinem Bett. Vorsichtig ließ sie ihn auf die Bettdecke hinab. Mit einem lauten Stöhnen ließ sich der Ex-Söldner auf dem Bett nieder. Kim rannte zurück ins Badezimmer, holte aus einer Schublade Schmerztabletten, füllte ein Glas mit Wasser und ging so schnell wie es möglich war zurück. Bleich und mit abgehacktem Atem lag Kermit auf dem Bett. "Kermit, hier nimm diese Tabletten, sie nehmen dir die Schmerzen und lassen dich schlafen." Sie hob vorsichtig seinen Kopf an. "Mach deinen Mund auf." Sie legte eine Tablette auf seine Zunge, hob ihm das Wasserglas an die Lippen und ließ ihn vorsichtig trinken. Danach ließ sie ihn sanft zurück aufs Bett sinken. "Brauchst du noch was?", fragte sie besorgt, als sie nach seinen Beinen griff und sie behutsam auf das Bett hob. Kermit schenkte ihr ein zaghaftes Grinsen. "Nein. Danke für das, was du getan hast. Ich weiß, es war nicht einfach für dich." Dann schloss er erschöpft seine Augen. Kim beobachtet den Detective noch eine Weile, bis sie bemerkte, dass die Tabletten ihre Wirkung zeigten und er eingeschlafen war. Sie fühlte sich verschwitzt und ihre Kleidung klebte förmlich an ihrer Haut. Alles was sie wollte, war eine heiße Dusche. Bevor sie dies jedoch tun konnte, kontrollierte sie noch kurz die Alarmanlage. Sie war eingeschaltet und blinkte munter vor sich hin. In einem Gefühl der absoluten Sicherheit, betrat sie schließlich das Badezimmer. Sie zog ihre nasse Kleidung aus, stieg in die Dusche, stellte das Wasser an und ließ es über ihren erhitzten Körper fließen. Erneut liefen ihr Tränen über die Wangen, als sie an Kermits schmerzverzerrtes Gesicht dachte. Sie hatte ihn so unglaublich gequält, doch er hatte sich nicht beschwert. Hemmungslose Schluchzer durchzogen ihren Körper. Sie zitterte und klammerte sich an die Duschwand. Ihre Beine gaben nach und sie sank zu Boden. Sie umklammerte ihre Knie so fest sie konnte, so als würde ihr eigener Körper ihr Kraft geben und sie trösten. Ein Weinkrampf nach dem anderen schüttelte sie und ihre unzähligen leisen Schluchzer gingen im Rauschen des Wassers unter. *Peter, wo bist du? Ich brauche dich!* Sie wusste nicht mehr, wie lange sie geweint hatte. Langsam erhob sie sich, stellte das Wasser ab, griff nach ihrem Handtuch und stieg aus der Dusche. Als sie sich im Spiegel besah, waren ihre Augen rot und verquollen. Müde und mit schweren Beinen verließ sie das Badezimmer und schlurfte auf ihr Bett zu.
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